Wie der Hase zu den Ostereiern kam - Hannelore Deinert - E-Book

Wie der Hase zu den Ostereiern kam E-Book

Hannelore Deinert

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Hasenmutter macht sich große Sorgen, nicht nur, dass die menschlichen Behausungen gefährlich nah an ihre Erdhöhle heranrücken, und nichts fürchtet sie mehr als die Menschen mit ihren Knallprügeln und zwei Äcker entfernt auf einem unüberwindlichen, schwarzen Band den lieben langen Tag und die halbe Nacht hindurch stinkende Ungeheuer vorbeibrummten, schon manch Artgenosse musste sein Leben darauf lassen, nein, seit neuestem wälzte sich ein grässliches Ungetüm, von vielen Menschen begleitet und eine vergleichsweise schmale, schwarze Trasse hinterlassend, durch die Felder Richtung Bauernhof, das war zu viel. Die Häsin wusste, bald wird sie mit ihren Kindern den buschigen Rain zwischen den Äckern verlassen und sich einen anderen Zufluchtsort suchen müssen. Ihre Kinder indessen wollen vorher ihre Welt erkunden, den Rain, das Rübenfeld und jenseits davon den Bauernhof, speziell den Hühnerhof. Ferdi, der kleine Sohn des Bauern, vermisst die Hasen, die im Frühjahr immer auf den Feldern des Vaters gebalgt und sich geboxt hatten. Er geht sie suchen und findet sie im Naturschutzgebiet. Ein Huhn hat sich zu den Hasen geflüchtet, es sei aus einem Hühnergefängnis entkommen, erzählt es. Viele Hühner werden dort unter den schrecklichsten Bedingungen gefangen gehalten. Ferdi entschließt sich, mit Hilfe der Hasen die Hühner zu befreien. Er hat einen wagemutigen Plan.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 49

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Wie der Hase zu den bunten Eiern kam

Ferdi vermisst den Osterhasen!

Zwei Ostergeschichten zum Vorlesen oder Selbstlesen

Wie der Hase zu den bunten Eiern kam.

Man erzählt sich, dass einmal eine Hasenmutter vor ihrer Erdhöhle, genannt Sasse, saß und ihre großen, etwas kurzsichtigen Augen aufmerksam über das stille, frisch bestellte Ackerland schweifen ließ, ihre großen, hoch aufgerichteten Löffel (Ohren) nahmen jedes noch so kleine Geräusch wahr. Im Osten hellte sich bereits der Himmel auf, rötlich angehauchte Schleierwolken kündigten einen schönen Tag an.

Ihre Sasse liegt gut versteckt auf einem buschigen Feldrain zwischen zwei Äcker, aber nicht weit entfernt, dort wo vor nicht allzu langer Zeit fruchtbares Ackerland gewesen war, rücken mehr und mehr menschliche Behausungen heran, und nichts fürchtet die Häsin mehr, als die Menschen mit ihren totbringenden Knallbüchsen. Sicher, es hatte schon lange kein Knall mehr die friedliche Ruhe gestört, dafür aber hatte sich eine andere, nicht weniger große Gefahr aufgetan. Ein schwarzes, unüberwindliches Band durchschneidet nämlich seit letztem Sommer die Felder und Wiesen, auf dem den lieben, langen Tag und die halbe Nacht hindurch Fahrgeräte und ungeheuer riesige Ungetüme entlang brummen. So mancher Artgenosse musste schon sein Leben dort lassen.

Aber damit nicht genug, ein noch viel größeres Ungetüm, von vielen Menschen begleitet und eine vergleichsweise schmale, schwarze Trasse hinterlassend, wälzte sich neuerdings nah an der Sasse vorbei Richtung Bauernhof.

Die Häsin seufzt bekümmert auf und streift mit einem flüchtigen Blick den Bauernhof, der zwei Äcker entfernt liegt. Seine Mauern und verwitterten Dächer sind ihr bestens vertraut, von ihnen hatte sie nichts zu befürchten, bisher jedenfalls nicht. Auch die Menschen und die Tiere dort stören nicht weiter, nicht einmal das ratternde Monster mit den riesigen Rädern, auf denen einer von ihnen sitzt und, kaum dass der Schnee weggeschmolzen und die dunkle, feuchte Ackererde aufgetaut ist, über die Felder tuckert. Die Rüben- und Salat-Stecklinge, die er dabei in die Furchen versenkt, schmecken köstlich nach den kargen Wintermonaten. Wer sollte dazu schon nein sagen?

Aber sie würde ihre Sasse, ihren Zufluchtsort, in dem schon viele Häschen geboren wurden und groß geworden sind, trotzdem verlassen müssen. Sie wird sich eine ruhigere, sicherere Bleibe suchen müssen, wo immer das auch sein mag.

Die Sonne geht über den Feldern auf und schickt ihre warmen Strahlen über das taubenetzte Land, der Häsin läuft beim Anblick der jungen Triebe, die einladend im Morgenlicht glitzern, das Wasser im Maul zusammen. Kein Wunder, ihre Nahrung hatte während der langen Wintermonate lediglich aus Laub, Holztrieben und Wurzeln bestanden, ein karges Fressen, wenn man bedenkt, dass sie eine ganze Rasselbande hatte ernähren müssen.

Die Luft scheint rein zu rein, keine Gefahr in Sicht, die Häsin lässt einen murrenden Lockruf hören, ihre Kinder sollen heute das erste Mal die Geborgenheit der Sasse verlassen und von der zarten Saat kosten. Sie müssen sich, noch ehe die neuen Geschwisterchen geboren sind, an feste Nahrung gewöhnt haben.

Sogleich erscheint am Eingang der Sasse ein Ohrenpaar, dann ein Hasenköpfchen mit neugierig staunenden, großen Augen, schließlich kommt mit einem lustigen Hopser das ganze Häschen heraus. Dahinter noch eins und noch eins. Bald schnuppern insgesamt sechs Häschen mit aufgeregt zitterten Näschen in die kühle Morgenluft, wobei ihre weißen Stummelschwänzchen aufgeregt auf und ab schlagen. Die Mutter lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die junge Saat.

„Kostet mal“, fordert sie ihre Kinder auf. „Es wird euch schmecken. Wenn ihr satt seid, zeig ich euch den Hain. Ihr müsst viel lernen, um stark und klug zu werden.“

„So wie du, Mutter?“, fragt einer der Kleinen, für ihn ist die Mutter der Inbegriff von Stärke und Klugheit. Dann beginnen die Häschen von den Saatspitzen zu kosten, und weil sie gut zu schmecken schienen, zupfen und schmatzen sie mit ihren schon recht kräftigen Vorderzähnchen fleißig daran. Sie sind hungrig, wie es Kinder nun mal sind, außerdem wollen sie unbedingt so stark und klug werden wie die Mutter.

Die Hasenmutter lässt unterdessen die Felder und Wiesen ringsum und den weiten, hellen Himmel nicht aus den Augen, sie weiß, ihre Kleinen sind leichte Beute für lautlose Räuber, die sich unbemerkt anschleichen oder wie Pfeile aus der Luft herabstürzen.

Sie liebt jedes ihrer Kinder und kennt sie genau. Da ist der verschlafene Mummel, dann Krümmelchen und Lümmel, sie sind die lebhaftesten von allen, dann Pauline mit ihrem hübsch gefärbten, hellen Fell, nicht gerade eine Tarnfärbung, befürchtet die Häsin, aber das wird sich hoffentlich noch auswachsen. Und natürlich das Sorgenkind Jule, die von vorneherein klein und schwächlich war. Auf sie muss sie besonders achten.

Als sie meint, es sei für den Anfang genug gefrühstückt, nicht das die Kleinen noch Bauchweh bekommen, erteilt sie ihnen die erste Lektion in Überleben, ein Hase kann damit nicht früh genug anfangen. „Seht ihr die Spuren?“, fragt sie und achtet darauf, dass auch jedes Häschen sie sieht und zuhört. „Sie stammen von Rabenvögeln. Nehmt euch vor ihnen in Acht, sie sind sehr zudringlich. Meistens kommen sie in Horden und besetzen unsere Felder, dann müssen sie von den stärksten Hasen vertrieben werden.“

Zudringliche Rabenvögel? Wen kümmert das denn? Einige der Hasenkinder interessieren sich mehr für das Wacholder- und Brombeergesträuch neben der Sasse. Die Häsin bemerkt es wohl, aber sie lässt es für heute gut sein und dirigiert ihre muntere Kinderschar zurück in die sichere Sasse. Man soll Kinder ja nicht gleich überfordern.

Ab jetzt dürfen die Hasenkinder jeden Morgen beim ersten Tageslicht draußen im Feld frühstücken und sich danach im Wettlaufen und Kämpfen üben, um ihre Hinterläufe und ihre Ausdauer zu stärken. Das sei, bemerkt die Häsin schmunzelnd, vor allem bei der späteren Brautwerbung wichtig.