Die Nacht des Horrors - Sandro Hübner - E-Book

Die Nacht des Horrors E-Book

Sandro Hübner

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Beschreibung

Die Nacht des Horrors Viele hundert Jahre währte seine Blutherrschaft nun schon. Zwischendurch zog er sich immer wieder zurück, um die Menschen in Sicherheit zu wiegen. Manche hielten das, was man sich über ihn erzählte, für reine Schauermärchen. Doch sie wurden eines Besseren belehrt, als der schreckliche Vampir nach langer Pause wieder seiner Gruft entstieg, um seinen furchtbaren Bluthunger zu stillen... ____________________________________________________ Grandios in Szene gesetzt und Spannung pur. Robert Knoll - Inhaber von Knoll-IT

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Über den Autor:

Sandro Hübner, wurde 1991 in Görlitz geboren. Besuchte erfolgreich die Schule und widmete sich mit 10 Jahren Kurzgeschichten, Gedichten und Vorträgen die sehr umfangreich verfasst waren. Als er 17 Jahre alt war und sich als Schriftsteller die Zeit, für seinen Ersten Roman: SAD SONG - Trauriges Lied - nahm, machte ihm das Schreiben sehr großen Spaß. Sandro Hübner lebt in Berlin und arbeitet bereits an seinem nächsten Roman. Er hat mittlerweile vier Bestseller geschrieben.

Vom Autor bereits erschienen: www.sandrohuebner.de

Für dich Mama, Papa Oma und Ur-Oma

________________________________________

Alle Geschichten, wenn man sie

bis zum Ende erzählt,

hören mit dem Tode auf.

Wer Ihnen das vorenthält,

ist kein guter Erzähler.

E. Hemingway

Edwige Garland schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. »Ihr dürft es nicht tun! Das ist Blasphemie! Jill ist kein Vampir!«

Die Männer beachteten die schreiende Frau nicht. Wortlos trafen sie ihre Vorbereitungen.

»Mein Kind!« weinte Edwige Garland. »Mein armes Kind!«

Jill lag auf einer Bahre. Man hatte ihr die Hände auf der Brust übereinandergelegt. Kalkweiß sah sie aus. Ihre Lippen waren fahl.

Selbst im Tod war sie noch eine Schönheit. Das lange brünette Haar umrahmte ein hübsches Gesicht. Wenn Jill nicht so furchtbar bleich gewesen wäre, hätte man meinen können, sie würde schlafen.

Die vier Männer hatten die Bahre auf einen Felsblock gestellt. Eine kühle Brise fegte vom Meer kommend in den nahe gelegenen Wald hinein.

Einer der Männer hob den Kopf. Er kräuselte die Nase, als würde ihm irgend etwas nicht gefallen.

»Wir müssen uns beeilen«, sagte er. »Die Dämmerung setzt bald ein. Bis dahin müssen wir es getan haben. Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit.«

Edwige Garland schluchzte laut auf. Ihr Mann Jack hatte seinen kräftigen Arm um sie gelegt. Seine Miene wirkte wie aus Stein gehauen.

Düster war sein Blick. Im Gegensatz zu seiner Frau wußte er, daß getan werden mußte, was diese vier Männer zu tun im Begriff waren.

Denn wenn sie es nicht taten, dann stand Jill schon in der kommenden Nacht von den Toten auf und fiel als blutrünstiger Vampir über die Menschen her.

Jack Garland war ein Hüne. Breit in den Schultern, mit stämmigen Beinen. Wie eine knorrige Eiche sah er aus, und Jill war sein großer Liebling gewesen. Seit sie tot war, war in seinem Herzen etwas zerbrochen.

Er wußte, daß er nie wieder fröhlich sein würde. Die schöne Zeit des Lebens war vorbei. Mit Jills Tod war in Jack Garland die Lebensfreude erloschen. Es hätte ihm nichts ausgemacht, nun ebenfalls zu sterben.

Vielleicht hätte er sich im Wald erhängt, wenn Edwige nicht gewesen wäre. Aber ihm war klar, daß ihn seine Frau noch nie so sehr gebraucht hatte wie jetzt.

Für sie lebte er weiter. Nur für Edwige.

Er drückte sie fester an sich. »Mein Kind«, jammerte sie. »Mein armes Kind! Jack, du darfst das nicht zulassen!«

»Sei still, Edwige«, sagte Jack Garland sanft. »Glaub mir, es muß sein.«

»Meine Tochter ist kein Vampir!« schrie Edwige.

»Du hast die Male an ihrem Hals gesehen. Man hat dir ihre spitzen Augenzähne gezeigt. Sie ist keines natürlichen Todes gestorben. Diese Männer wollen Jill helfen, ihren ewigen Frieden zu finden, Edwige. Sonst wird unser Kind zu einer grausamen Untoten, vor der weder Kinder noch Frauen noch Greise sicher sind. Möchtest du das?«

Die vier Männer an der Bahre verrichteten ein kurzes Gebet. Man hörte sie nur murmeln.

Allmählich neigte sich der Tag seinem Ende zu. Der Wortführer der vier trat nach dem Gebet vor Jill Garlands Eltern.

Seine Miene war ernst. Er war sich des Schmerzes von Edwige Garland bewußt, doch ihm war klar, daß er darauf keine Rücksicht nehmen durfte.

»Edwige«, sagte der Mann.

Die Frau hob den Kopf und blickte ihn mit tränenverschleierten Augen an. »Ihr… ihr dürft meinem Kind das nicht antun«, stöhnte sie.

»Edwige, Sie wissen, daß wir das alle nicht zu unserem Vergnügen tun! Jill trägt den Keim des Bösen in sich. Er würde in der kommenden Nacht aufgehen. Jill würde über einen unschuldigen Menschen herfallen und sein Blut trinken. Geben Sie Ihre Einwilligung zu dem, was getan werden muß.«

Die Frau schüttelte wild den Kopf. »Niemals!«

Der Mann wandte sich daraufhin an Edwiges Mann. »Jack?«

Und Jack Garland nickte ganz langsam. Er hatte keine andere Wahl. Er wollte, daß Jill in geweihter Erde bestattet wurde und nicht als Verfluchte das Dorf und seine Umgebung unsicher machte.

Der Mann drehte sich um.

Edwige wollte sich auf ihn stürzen. »Ich verbiete euch…!« Jack Garland hielt sie fest. Sie versuchte sich loszureißen.

»Edwige!« sagte Jack Garland eindringlich. »Edwige, so nimm doch Vernunft an!«

»Ich verbiete euch, meinem Kind einen Holzpfahl ins Herz zu schlagen!« kreischte die Frau. »Was bist du nur für ein Vater, Jack? Wie kannst du so etwas Entsetzliches zulassen?«

Der Mann, der Jack Garlands Einverständnis bekommen hatte, ließ sich einen schweren Hammer und einen gespitzten Eichenpfahl geben.

Edwige gelang es, sich loszureißen. »Neiiin!« schrie sie. Sie rannte zur Bahre und warf sich mit ausgebreiteten Armen über ihre tote Tochter.

Die Männer versuchten sie mit sanfter Gewalt zu entfernen, doch sie sträubte sich. Man wollte ihr nicht wehtun, versuchte es mit gut gemeinten Zusprüchen, doch Edwige Garland war wie von Sinnen.

Sie schrie: »Wenn ihr diese Tote schänden wollt, müßt ihr zuerst mich umbringen!«

Der Mann, der Hammer und Pfahl in seinen Händen hielt, blickte besorgt in Richtung Himmel.

Die Dämmerung setzte ein. Wenn erst mal die Nacht angebrochen war, würde das Böse in Jill erwachen, und es würde gefährlich sein, sie zu pfählen.

Jack Garland verlor die Geduld. »Edwige, gib endlich Jill frei!« brüllte er.

»Mein Kind ist kein Vampir!«

Jack Garland trat an die Tote heran. Er schob die fahle Oberlippe hoch. Die Eckzähne des Mädchens waren in der letzten halben Stunde wesentlich länger geworden.

»Sieh dir das an, Edwige!« schrie Garland. »Hatte Jill jemals so lange Zähne?«

Die Frau nahm das einfach nicht zur Kenntnis. Jack Garland packte sie. Kraftvoll riß er sie von der Toten weg.

In diesem Moment ging der Tag zu Ende, und die Nacht trat ihre unheimliche Herrschaft an.

»Schnell!« sagte einer der Männer. »Ich glaube, sie hat sich soeben bewegt!«

Seine Worte erhielten eine grauenvolle Bestätigung. Jill schlug in dieser Sekunde die Augen auf. Grausam und hypnotisch war ihr Blick.

Ihr Mund öffnete sich. Sie stieß ein tierhaftes Fauchen aus. Jack Garland überlief es kalt.

»Edwige!« preßte er heiser hervor.

»Sieh, was du mit deiner Dummheit angerichtet hast!« sagte er erschüttert.

Der Mann mit Hammer und Pfahl wollte sich auf den weiblichen Vampir stürzen. Doch Jill setzte sich mit einem jähen Ruck auf.

Abgrundtief böse funkelte es in ihren Augen. Die Männer wichen erschrocken zurück. Der Mann, der ihr den Eichenpfahl auf die Brust setzen wollte, erhielt von ihr einen Faustschlag, dessen Wucht ihn weit zurückschleuderte.

Jill sprang mit katzenhafter Gewandtheit von der Bahre.

»Jill!« rief Edwige Garland mit erstickter Stimme. »Jill, mein Kind!«

»Mutter!« antwortete die Vampirin. Sie starrte Edwige grausam an, lechzte nach deren Blut.

»Das ist nicht dein Kind, verdammt noch mal!« schrie Jack Garland.

»Wann wirst du das endlich begreifen? Was du hier vor dir siehst, ist lediglich eine Hülle, in der das Böse wohnt!«

Jill breitete die Arme aus. »Komm zu mir, Mutter. Laß dich umarmen!« Edwige wand sich unter Jacks festem Griff. »Laß mich zu ihr. Ich will zu meinem Kind!« schrie die Frau.

Sie traf mit dem Absatz Jack Garlands Schienbein. Der Schmerz bewirkte, daß sich sein Griff lockerte.

Edwige entglitt ihm und rannte auf die Vampirin zu.

»Edwige!« schrie Jack entsetzt.

Die Frau erreichte das Mädchen. »Laß dich küssen, Mutter!« flüsterte die Bestie. Schon näherte sich die Untote dem Hals der Frau.

Da besann sich Jack Garland des goldenen Kreuzes, das er um den Hals trug. Blitzschnell riß er sein Hemd auf.

Er griff nach dem Kruzifix und hielt es hoch. Jill stieß einen irren Schrei aus. Wut und Haß verzerrten ihr Gesicht.

Zischend und fauchend zuckte die Untote zurück. Sie hob zornig die Hände, um ihre grausamen Augen vor dem unerträglichen Anblick des Kreuzes – dem Symbol des Guten – zu schützen.

Jack Garland rann der Schweiß über das Gesicht. Er drängte Edwige zur Seite, trieb die Vampirin zur Bahre zurück.

Die vier Männer faßten sich ein Herz. Sie stürzten sich auf Jill. Das Mädchen gebärdete sich wie verrückt.

Laute entrangen sich ihrer Kehle, die kein Mensch ausstoßen konnte. Sie war ungemein kräftig. Viel stärker war sie, als sie je im Leben gewesen war.

Die Kraft der Hölle war in ihr.

Sie wollte sich losreißen. Die Männer hatten Mühe, sie festzuhalten. Jack Garland trat an seine tobende Tochter heran.

Sie drehte den Kopf vom Kruzifix weg.

Er nahm das Kreuz ab und drückte es der Vampirin auf die Stirn. Ein markerschütternder Schrei gellte auf.

Das Kreuz hatte Jills Stirn verbrannt. Dunkelrot war das Brandmal zu erkennen. Die Untote war merklich geschwächt.

Hastig warfen die Männer sie auf die Bahre. Sie bäumte sich kreischend auf. Sie hob den Kopf, versuchte, die Männer zu beißen.

Jack Garland packte mit an. Auch er hielt die gefährliche Furie fest. Der Mann, der dafür bestimmt war, das Mädchen zu erlösen, trat neben die Bestie. Er setzte die Spitze des Eichenpfahles an.

Der schwere Hammer flog hoch und sauste sofort kraftvoll nach unten. Ein letzter greller Schrei entrang sich der Brust des Mädchens. Als der Pfahl ihr Herz durchbohrte, streckte sie sich.

Eine verblüffende Wandlung ging mit ihr vor. Sie bekam das Gesicht eines Engels. Ihre schönen Züge glätteten sich und nahmen einen friedlichen, gelösten Ausdruck an.

Die Bißwunden an ihrem Hals verblaßten und waren bald nicht mehr zu sehen. Auch das Brandmal auf ihrer Stirn verschwand, und sie hatte keine Vampirzähne mehr.

Jack Garland ließ das Mädchen los. Er begab sich zu Edwige und legte seinen kräftigen Arm um ihre Schultern.

»Es ist überstanden, Jill ist erlöst«, sagte er heiser.

»Der Herr lasse sie in Frieden ruhen«, sagten die Männer, und sie waren froh, daß die unvermeidbare Aufgabe vollbracht war.

Als ich um neun Uhr früh mein Büro betrat, kam meine Sekretärin Glenda Perkins um ihren Schreibtisch herumgehumpelt.

»Was ist denn Ihnen zugestoßen?« fragte ich das attraktive schwarzhaarige Mädchen. »Sind Sie einem Damenfußballklub beigetreten? Hatten Sie gestern Ihr erstes Match?«

Glenda schüttelte ächzend den Kopf. »Auf das naheliegendste kommt ihr Männer wohl nie, was?«

»Was wäre das denn?«

»Neue Schuhe.«

»Ach so.« Ich lachte. »Dann fordert wohl Ihre Eitelkeit nun ihren Tribut. Frauen geben in Schuhgeschäften ja niemals ihre richtige Schuhgröße an.«

»Von morgen an komme ich mit Sandalen zur Arbeit«, sagte Glenda.

»Apropos Arbeit: Superintendent Powell hat bereits nach Ihnen verlangt.«

»Sir Powell hat mich anscheinend gern um sich«, sagte ich lächelnd. Ich begab mich in mein Allerheiligstes, bereitete mich auf den Besuch beim Chef seelisch vor, rief sein Vorzimmer an und teilte der Dame mit, daß ich nunmehr auf dem Weg zum »Sir« sei.

Wenig später stand ich meinem Chef gegenüber.

Powell sah so aus, als hätte ihm die Queen seinen Adelstitel, der ihm erst kürzlich verliehen worden war, wieder aberkannt.

»Guten Morgen, Sir Powell«, sagte ich.

»Morgen«, brummte der Superintendent. »Bitte, setzen Sie sich, John.«

»Danke, Sir.«

Der Sechzigjährige betrachtete mich durch die dicken Gläser seiner Brille, als hätte er mich noch nie genau angesehen.

»Ich nehme an, Sie haben ein Problem, Sir«, sagte ich, um die Unterhaltung in Schwung zu bringen.

»Das kann man wohl sagen.«

»Worum handelt es sich?«

»Um Vampirismus.«

Mich überlief es kalt. Die Blutsauger gehörten nicht gerade zu meinen Freunden. Sie waren mir zuwider, diese heimtückischen Schattenwesen, die nachts aus Gräbern und Grüften stiegen, die Menschen täuschten und deren Blut tranken, wodurch dann auch ihre Opfer zu blutgierigen Scheusalen würden.

»Vampirismus hier in London?« erkundigte ich mich.

Superintendent Powell schüttelte langsam den Kopf. »Zum Glück nicht bei uns. In einer Großstadt ist so etwas noch viel schlimmer…«

»Wo also?«

»In Swanage. Das ist ein kleines Nest an der südenglischen Küste.«

»Unweit von Bournemouth entfernt«, sagte ich. »Ich kenne Swanage. Ein stiller, verträumter Ort.«

»Das war er mal. Heute haben die Menschen, die dort wohnen, Angst vor der Nacht, denn die Dunkelheit ist der Schutzmantel für den grausamen Vampir, der neuerdings in dieser Gegend sein Unwesen treibt. Sie sollten sich dieser Sache ehestens annehmen.«

»Okay, Sir.«

»Liegt zur Zeit noch etwas anderes an?«

»Nein, Sir.«

»Sobald Sie in Swanage eingetroffen sind, setzen Sie sich mit Inspektor Delmer Charisse in Verbindung«, bat mich Sir Powell.

»Hat er den Yard um Hilfe gebeten?«

»Ja. Er wird Sie mit den Einzelheiten des Falles vertraut machen, soweit sie ihm bekannt sind.«

»Tja, dann mach’ ich mich mal auf die Socken.«

»Gutes Gelingen, John.«

»Vielen Dank, Sir.«

»Und… passen Sie auf sich auf. Ich kann es mir nicht leisten, meinen besten Mann zu verlieren.«

»Ich komme wieder, Sir«, versprach ich. »Und zwar ohne Vampirbiß.« Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, daß es gar nicht so leicht sein würde, dieses Versprechen auch tatsächlich zu halten.

Lydia Groß aus Köln war so hübsch, daß sie beim Film gute Chancen gehabt hätte. Das dunkelblonde Mädchen sah einfach super aus.

Sie hatte hübsche Beine und eine bezaubernde Figur. Sie verstand es, sich vorteilhaft und nach der neuesten Mode zu kleiden, hatte ein angenehmes Wesen und verfügte über ein gut fundiertes Allgemeinwissen. Lydia arbeitete seit ein paar Jahren als Expedientin für ein Kölner Reisebüro. Das Unternehmen hatte sie auf einen Englandtrip geschickt, der außer einer einwöchigen Schulung auch die Besichtigung des Hovercraft-Fährschiffes, das zwischen Dover und Calais pendelt, vorsah. An Land standen mehrere Hotelbesichtigungen auf dem Programm.

Kaufleute anderer Kölner Reisebüros waren mit von der Partie.

Die Fahrt mit dem Zug nach Calais war über die Strecke Aulnoye-Lille gegangen. Die Straße von Dover hatten sie mit dem Hovercraft-Fährschiff überquert, und das vorläufige Ende der Reise hieß Bournemouth.

Nach einigen Exkursionen und etlichen Vorträgen stand der Nachmittag sowie die Nacht den Schulungsteilnehmern zur freien Verfügung.

Harry Pallenberg und Claus-Dieter Krämer, zwei Kollegen, schwänzelten in jeder freien Minute um Lydia herum.

Pallenberg war ein netter Kerl. Er war intelligent und sah ganz passabel aus. Er wußte fesselnd zu erzählen. Das war es, was Lydia an ihm gefiel.

Krämer war ein Schönling mit guten Manieren und einer gehörigen Portion Charme. Lydia mochte ihn.

Es war Harry Pallenberg, der nach dem Mittagessen fragte: »Was halten Sie von einer Fahrt nach Swanage, Lydia?«

Claus-Dieter Krämer, der nicht gefragt war, antwortete: »Ich wäre dabei.«

Ein Grund, die Fahrt nicht zu machen, dachte Pallenberg, der mit Lydia gern allein gewesen wäre, aber es würde ihm wohl nie gelingen, Krämer abzuschütteln.

Dazu war dieser clevere Bursche viel zu wach.

»Was um alles in der Welt wollen Sie denn in Swanage?« fragte Lydia.

»Soviel ich von dem Nest gehört habe, sagen sich da Fuchs und Hase gute Nacht.«

»Es soll da ein Schloß geben, das verflucht ist. Würde es Sie nicht reizen, es zu besichtigen? Ein bißchen gruselige Atmosphäre mit Gänsehaut wäre doch mal etwas anderes, als immer nur langweilige Vorträge zu hören.«

»Wenn ich Sie recht verstehe, schlagen Sie eine Horrorfahrt vor, Harry«, sagte Lydia amüsiert.

»Das Schloß soll einem blutrünstigen Vampir gehört haben.«

»Hört sich schrecklich interessant an. Also gut, ich mache mit.«

»Dann miete ich gleich mal einen Wagen«, sagte Harry Pallenberg erfreut.

»Ich beteilige mich an den Kosten«, sagte Krämer.

»Wir werden die Ausgaben dritteln«, sagte Lydia.