Es ist endlich wieder Frühling - Sandro Hübner - E-Book

Es ist endlich wieder Frühling E-Book

Sandro Hübner

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  • Herausgeber: TWENTYSIX
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Es ist endlich wieder Frühling Als es endlich wieder Frühling wird, beginnen bei einem Jungen die Gefühle. Es ist ein wildes Wechselbad der Gefühle und dann hat er doch endlich seine große Liebe gefunden und lässt ihn dadurch nicht mehr los. Jung müsste man sein, und das manche auch ihr Glück finden, mit dem bekannten Spruch: "Es ist Liebe auf dem ersten Blick."

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Seitenzahl: 150

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Über den Autor:

Sandro Hübner, wurde 1991 in Görlitz geboren. Besuchte erfolgreich die Schule und widmete sich mit 10 Jahren Kurzgeschichten, Gedichten und Vorträgen, die sehr umfangreich verfasst waren. Als er 17 Jahre alt war und sich als Schriftsteller die Zeit, für seinen Ersten Roman: SAD SONG - Trauriges Lied - nahm, machte ihm das Schreiben sehr großen Spaß. Sandro Hübner lebt in Berlin und arbeitet bereits an seinem nächsten Roman. Er hat mittlerweile viele Bestseller geschrieben.

Vom Autor bereits erschienen: www.sandrohuebner.de

Für dich Mama, Papa Oma, Opa und Ur-Oma

________________________________________

Alle Geschichten, wenn man sie bis zum Ende erzählt, hören mit dem Tode auf. Wer Ihnen das vorenthält, ist kein guter Erzähler.

E. Hemingway

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 1

Schon wieder war die Frühlingszeit vorübergegangen und ich war immer noch allein. Die Tage wurden heißer und heißer, aber mein Leben blieb so kalt wie eine Winterlandschaft. Seit ich vierzehn Jahre alt war, hoffte ich jeden Frühling darauf die große Liebe zu finden.

Nun war der achtzehnte Frühling meines Lebens zu Ende und ich machte mir allmählich Sorgen, dass mit mir etwas nicht stimmte, schließlich hatte ich noch nicht eine Beziehung und war noch immer ungeküsst.

Mein bester Freund, Jerry, war der Einzige, mit dem ich darüber sprach, doch der fuhr in den Sommerferien nach Spanien. Wahrscheinlich hatte er dort wieder mal eine Urlaubsaffäre mit einer Kellnerin, der Bademeisterin oder vielleicht mit der Tochter des Hotelbesitzers, von der er mir ausführlich berichten würde.

Und was sollte ich diesen Sommer tun? Ich hatte keine Geschwister und meine Eltern waren zu sehr mit sich beschäftigt, da sie sich nach einer einjährigen Trennung wieder neu verliebt hatten. Bei manchen funktioniert es einfach, aber mir war Amor wohl nicht besonders gut gesonnen.

Also verbrachte ich sechs endlos lange Wochen mit mir und niemandem sonst. Ich dachte schon, dass ich meine Stimme verliere, weil ich kaum mit jemandem redete.

Dass es eine Zeit in meinem Leben geben würde, die viel schlimmer werden sollte als diese, konnte ich mir beim besten Willen gar nicht vorstellen.

Am Anfang der dritten Ferienwoche kam eine Postkarte aus Spanien an. Jerry hatte sich wie immer keine große Mühe gegeben die Karte ordentlich zu schreiben, aber ich konnte schon nach einer halben Stunde alles entziffern.

„Hey Dan, du glaubst nicht, wen ich hier kennengelernt habe! Sie heißt Gabriela und arbeitet in einem Aquarium. Ist das nicht spannend? Ich glaube ich habe mich verknallt! Schade, dass du sie nicht kennenlernen kannst. Meine Eltern finden sie auch supernett und gehen heute mit uns Essen. Sonst ist es hier auch ok. Ich hoffe du langweilst dich nicht zu sehr. Jerry"

Ok, doch nicht die Tochter des Hotelbesitzers. „Sonst ist es hier auch ganz ok"? Ich hätte alles gegeben, um dort zu sein. Aber so war Jerry, nie ganz zufrieden.

Jeden Morgen fragte ich mich, warum ich eigentlich aufstehen sollte. Einen Tag blieb ich einfach im Bett liegen und schaltete den Fernseher an, doch das Hungergefühl machte es mir nicht gerade leicht. Gegen den Willen meines Magens blieb ich trotzdem faul und lustlos im Bett liegen. Irgendwann kam meine Mutter und brachte mir Frühstück. Es wunderte mich, dass meine Eltern überhaupt bemerkt hatten, dass ich noch nicht aufgestanden war und jetzt bekam ich sogar mein Frühstück ans Bett?

„Geht’s dir nicht gut, Daniel? Du bist die ganze Zeit schon so still und jetzt stehst du nicht mal mehr auf."

Sie klang tatsächlich etwas besorgt.

„Ich weiß nicht."

Erwartete sie im Ernst, dass ich ihr die Wahrheit sage?

„Das glaube ich dir nicht. Ist es wegen eines Mädchens?"

„Nein."

„Das glaube ich dir auch nicht."

„Es stimmt aber. Es ist nicht wegen eines Mädchens."

„Aha! Dann gibst du also zu, dass etwas mit dir nicht stimmt?"

„Ich... äh."

„Wusste ich es doch!"

Ich hatte meiner Mutter nicht zugetraut, dass sie mich so gut durchschauen konnte. Neben meiner Verwunderung bekam ich jedoch Angst, dass sie mich zu gut durchschaut hatte. Ich wollte ihr nicht mehr erklären als unbedingt nötig, um sie wieder loszuwerden.

„Es hat nur im Entferntesten etwas damit zu tun", nuschelte ich.

„Du machst dir Sorgen, dass du dich niemals verliebst, habe ich nicht Recht?"

In dem Moment konnte ich nicht anders als sie mit offenem Mund anzustarren. Ich konnte nicht glauben, dass sie alles durchschaut hatte. Jetzt musste ich ihr wohl oder übel alles genau erklären. Ich holte tief Luft, als sie wieder zu sprechen begann.

„Ich sehe schon, dass du nicht darüber reden willst, aber lass dir eins gesagt sein: Anderen geht es genau wie dir. Jeder verliebt sich irgendwann mal. Glaub mir, du wirst dich auch noch verlieben. Manchmal geht das schneller als man denkt."

Dann ging sie aus dem Zimmer und nahm zu meinem Entsetzen mein Frühstück wieder mit hinaus. Glücklicherweise kam sie ein paar Augenblicke später schon wieder zurück in mein eigenes Zimmer.

„Oh, entschuldige! Iss erst mal was und dann steh endlich auf. Wenn du im Bett liegen bleibst, lernst du nie jemanden kennen."

In diesem Moment musste ich ihr leider Recht geben. Gerade schlug ich die Bettdecke zurück, als mich ein lautes Knurren an meinen schrecklich leeren Magen erinnerte. Ich stürzte mich also zunächst auf das Brötchen, um mich schließlich dem Pudding zu widmen; dem köstlich duftenden, noch warmen Schokoladenpudding. So etwas musste man genießen, also lag ich noch eine halbe Stunde länger im Bett. Die ganze Zeit spukten die Worte meiner Mutter in meinem Kopf herum. Sie hatten mich zwar beruhigt, aber sie hatten mir auch etwas klar gemacht, das mir weniger gefiel: Ich musste mich selbst bemühen, wenn ich eine Freundin finden wollte.

Die letzten Jahre hatte ich daran geglaubt, dass die Richtige mich finden würde und nun beschäftigte ich mich das erste Mal mit dem Gedanken, dass auch ich etwas dazu beitragen musste. Ist das kompliziert! Ich sollte ein Buch schreiben: „Die Leiden des jungen Dan".

Bei meinen schulischen Leistungen würde das allerdings eher in die Hose gehen. Alle Lehrer, die ich bis jetzt im Deutschunterricht hatte, sahen nach dem ersten Aufsatz schwarz.

Wahrscheinlich schrieben sie unter meine Klausur eine Sechs, ohne den Text durchgelesen zu haben.

Auf einmal war ich mit meinen Gedanken wieder bei Frau Unbekannt. Wie sollte ich es nur anstellen jemanden kennen zu lernen und sie dann auch noch auf mich aufmerksam zu machen. Wie geht das nur?

„Denk nicht so viel nach, das bringt sowieso nichts."

Erschrocken sah ich zur Tür, in der erneut meine Mutter stand.

„Woher willst du denn wissen, dass ich nachdenke?"

„Erstens habe ich nach unserem Gespräch nichts anderes erwartet und zweitens starrst du schon eine ganze Weile den Löffel mit Pudding an, isst ihn aber nicht."

Upps, das stimmte auch noch! Schnell steckte ich mir den Löffel in den Mund.

Meine Mutter bedachte mich mit einem Lächeln und verließ erneut mein Zimmer. Sie kannte mich besser als mir lieb war, obwohl wohl jeder die Geste mit dem Löffel hätte deuten können.

Jemand, der minutenlang einen Löffel anstarrt, hat seine Gedanken ganz wo anders.

Wenig später raffte ich mich auf und stieg aus dem Bett. Im Badezimmer sah ich zum ersten Mal an diesem Tag auf die Uhr. Es war bereits zwei Uhr nachmittags. Was sollte ich nun mit dem Rest des Tages anfangen? Wo sollte ich anfangen zu suchen? Würde ich bald jemanden kennenlernen?

Viele dieser Fragen schwirrten mir im Kopf herum, während ich mein Spiegelbild betrachtete. Lag es vielleicht an meinem Äußeren?

Ich hatte glatte fast schwarze Haare, braune Augen und eigentlich fand ich mich nicht zu dick. Ich war sogar recht sportlich, da ich morgens gerne joggen ging. Was also konnte ich verändern? Würde ich zu viel wiegen hätte ich eine Diät machen können, aber ich war nicht der Meinung, dass das nötig war.

Vielleicht hatte meine Mutter Recht und ich sollte lieber nicht zu viel darüber nachdenken. Es war wie in der Schule. Wenn ich in einer Arbeit saß und zu viel über das nachdachte, was ich schreiben sollte, fiel mir nie etwas ein.

Ich vertraute nun also darauf, dass es sich von allein entwickelte und dass meine Mutter Recht behielt. An diesem Tag jedoch stellte sich noch kein Erfolg ein und ich ging deprimiert und enttäuscht ins Bett. So ging es die nächsten zwei Wochen. In der letzten Ferienwoche kam dann endlich Jerry zurück und besuchte mich gleich am nächsten Tag. Ich musste mir zwar anhören wie großartig die Zeit mit Gabriela war und so weiter und so fort, doch schließlich unterbrach er seinen Redeschwall und fragte mich nach meinen Ferien. Er hörte mir aufmerksam zu und versuchte mich aufzumuntern. Versuchte! Letztendlich waren es genau die Worte meiner Mutter.

„Du musst einfach mehr unternehmen. Wenn du ständig in der Bude hockst, müsste sie dich ja in deinem Zimmer besuchen, damit ihr euch kennenlernt."

Während er das sagte, sah er mich nicht ein einziges Mal an. Das hasste ich an Jerry. Ich fühlte mich nie wohl dabei, mit jemandem zu reden, der vollkommen abwesend zu sein schien. Wie oft hatte ich ihn darauf angesprochen? Leider war ich jedes Mal nicht sonderlich erfolgreich.

Es folgten noch weitere Sätze, die von meiner Mutter hätten kommen können und dann, auf einmal, hob Jerry seinen Kopf und sah mich an.

„Ich will in drei Tagen meinen Geburtstag feiern. Du kommst doch auch, oder?"

Ich war noch so erstaunt, dass Jerry mich gleichzeitig angesehen und mit mir geredet hatte, dass ich etwas Zeit brauchte, um auf seine Frage zu antworten.

„Äh, klar", sagte ich auf seinen fragenden Blick hin.

„Sehr gut!"

Er stand auf, nahm seine Jacke, die vom Regen furchtbar nass war, von der Heizung und ging auf die Tür zu. Ich folgte ihm hinunter in den Flur bis zur Haustür.

„Dann sehen wir uns Freitag um 22 Uhr bei mir?"

„Ja", antwortete ich und konnte die Vorfreude nicht unterdrücken. Jerrys Geburtstagspartys waren immer unvergesslich. Man konnte sich nie die Namen aller Anwesenden merken, weil es so viele waren. Vom letzten Jahr hatte ich mir nicht einen gemerkt.

Als Jerry außer Sichtweite war, schloss ich die Tür, zog mir Schuhe und Jacke an und öffnete die Tür wieder. Ich musste unbedingt noch ein Geschenk für Jerry besorgen und in fünf Minuten fuhr der letzte Bus in die Stadt.

Vollkommen außer Atem erreichte ich die Bushaltestelle, die kaum erkennbar unter einer großen Eiche positioniert war. Im Sommer freute ich mich immer über den Schatten, den sie spendete, genau wie jetzt. Ich hoffte der Bus würde sich verspäten, damit ich mich noch ein wenig unter diesem schönen alten Baum ausruhen konnte. Natürlich wurde meine Bitte nicht erhört und der Bus kam schon eine Minute später auf mich zu gefahren. Warum müssen die auch immer pünktlich kommen, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann? Zum Glück hatte der Busfahrer die Klimaanlage angeschaltet, denn sonst wäre ich wahrscheinlich ganz geschmolzen.

Es war ein sehr ungewöhnlich warmer Herbsttag, gar nicht wie die Tage zuvor.

Vielleicht war das ein Zeichen, dass mein Leben von jetzt an besser verlaufen würde. Doch zu dem Zeitpunkt, als ich dort im Bus saß, wusste ich noch nicht, dass es später ein Gewitter geben sollte. In der Stadt angekommen stieg ich aus dem Bus und schlenderte durch die kleinen gemütlichen Gassen von Stade. Hier fühlte ich mich immer wohl. Die Läden waren eng aneinandergereiht, die Wege waren mit alten Steinen gepflastert und auf ein Café folgte sofort ein anderes.

Normalerweise ging ich immer einen Eiscafé trinken, aber an diesem Tag hatte ich mir vorgenommen nur nach einem Geschenk für Jerry zu gucken. Also schaute ich in ein Schnick-Schnack-Geschäft nach dem anderen. Ich wusste, dass es eigentlich egal war, was ich Jerry schenkte, aber ich wollte trotzdem etwas finden, das ihm gefiel.

Ein Caipirinha-Glas hatte ich ihm letztes Jahr geschenkt und davor eine afrikanische Trommel, da er in den Sommerferien in Afrika gewesen war.

Letztendlich entschied ich mich für ein dickes Fotoalbum, in welches er die schönsten Fotos von seinen Reisen einkleben konnte. Ich wusste das würde ihm gefallen.

Vollkommen zufrieden mit mir machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof und da fing es auch schon zu blitzen an. Ich schaute erschrocken in den Himmel hinauf und blieb abrupt stehen. Ich war in Gedanken schon bei Jerrys Party gewesen und hatte gar nicht bemerkt, dass es so dunkel geworden war.

Gerade wollte ich mich aus meiner Starre befreien, als aus einer kleinen Nebengasse ein Junge gelaufen kam und mich zu Boden warf.

„Oh, sorry, tut mir leid!", entschuldigte er sich sofort. Ich war sprachlos und bekam nur ein leises „macht nichts" heraus.

Er reichte mir seine Hand und half mir aufzustehen.

„Ist wirklich nichts passiert? Es tut mir so leid!"

„Ja, alles in Ordnung... wirklich", fügte ich mit einem Lächeln hinzu, weil er mich so schuldbewusst ansah.

„Dann ist ja gut! Ich muss dann auch mal wieder weiter."

„Ja, ich auch."

Obwohl meine Knie noch nicht so richtig wollten, ging ich langsam weiter. Als ich mich noch mal umdrehte, war der Junge verschwunden. Er muss ungefähr in meinem Alter gewesen sein, aber sein Gesicht konnte ich nur teilweise erkennen.

In diesem Moment begann es zu regnen und ich lief so schnell es meine Beine erlaubten zur Bushaltestelle. Zu Hause werde ich mich nur vor den Fernseher hocken, dachte ich genervt.

Kapitel 2

Die Tage bis zu Jerrys Geburtstag wollten nicht umgehen. Besonders der letzte Tag war eine Herausforderung für meine Nerven. Ich bin nur kurz in die Stadt gefahren, um etwas für das Mittagessen zu besorgen, aber natürlich hatten sie nicht das, was ich eigentlich wollte und die Schlange an der Kasse war auch unendlich lang. Auf dem Rückweg wäre ich noch fast vom Fahrrad gefallen, als mir ein Hund vor mir die Seite auf dem Gehweg geändert hatte und ich beinahe in die Leine gefahren wäre. So kam alles zusammen und war für den Tag wirklich nicht mehr zu gebrauchen. Meine Eltern waren an diesem Tag nicht zu Hause und ich musste allein essen. Ich hasse es allein zu sein. Diese Stille, die das Haus durchzog, konnte einem glatt Angst einjagen, also machte ich mir ganz laut Musik an, setzte mich aufs Sofa und wartete auf das Ende dieses furchtbaren Tages.

Gegen Abend kamen meine Eltern wieder und fanden mich wie jeden Tag schlafend im Wohnzimmer.

Sie bemühten sich zwar leise zu sein, aber ich wachte trotzdem kurz danach auf.

Ich wollte eigentlich noch weiterschlafen, also ließ ich die Augen geschlossen und döste vor mich hin. In der Dunkelheit tauchten verschiedene Gesichter auf und sobald ich sie näher betrachtete verschwammen sie wieder. Da war Jerry, der mein Geschenk auspackte, dann meine Eltern, die versuchten mich aufzumuntern und schließlich der Junge aus der Stadt.

Sofort öffnete ich die Augen und erschreckte meine Mutter zu Tode, die sich gerade über mich gebeugt hatte.

„Oh Gott! Ich dachte du schläfst!“

„Habe ich auch, bis ihr mich geweckt habt!“

Eigentlich wollte ich gar nicht genervt klingen, aber ich hatte meine Gefühle in dem Moment nicht wirklich unter Kontrolle: mein Herz raste geradezu und ich hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte. Ich hatte wohl gerade an Jerrys Geburtstag gedacht und die Begegnung mit diesem Jungen nur mit seinem Geschenk in Verbindung gebracht. So musste es gewesen sein, so und nicht anders. Und was hatte dieses trommelnde Gefühl in meiner Brust für eine Bedeutung? Ich schob es darauf, dass meine Mutter mir ebenfalls einen Schreck eingejagt hatte. Ich hatte keine Ahnung...

„Willst du was essen? Wir wollen Pizza bestellen“, fragte meine Mutter und in ihrer Stimme war keine Spur von Beleidigung oder Ärger zu entdecken. Entweder hatte sie den aggressiven Unterton nicht so deutlich gehört wie ich, oder sie wusste schon wieder mehr als mir lieb war. Okay, wohl eher Letzteres! Das Wort „Mitleid“ stand ihr schon fast auf die Stirn geschrieben.

„Also? Spuck es schon aus! Was willst du mir sagen?“, fragte ich sie, damit ich so schnell wie möglich wieder allein war. Doch langsam entwickelte ich ein gewisses Interesse für die Ratschläge meiner Mutter, welches neben Frust und Lustlosigkeit in meiner Stimme mitklang. Leider blieb meine Neugier an diesem Abend unbefriedigt, denn die einzige Antwort, die ich bekam, war: „Ich habe dir nichts mehr zu sagen, als ich schon gesagt habe. Willst du nun eine Pizza?“

Verdattert sah ich sie an und schüttelte den Kopf. Nach essen war mir nun nicht zumute und das Schlafen konnte ich jetzt auch vergessen. Mir grauste davor auch nur einen Gedanken an diesen Jungen zu verschwenden, sobald ich die Augen wieder schloss. Ich würde heute Abend stundenlang nicht einschlafen können. Aber morgen war ja endlich Jerrys Geburtstagsparty und ich hoffte auf einen erholsamen Tag; die Sommerferien, meine Depressionen, den Jungen aus der Stadt, all dies wollte ich aus meinem Leben streichen, und mit dieser neu gefassten Zuversicht schaffte ich es schließlich auch einzuschlafen. Trotzdem hatte ich viele Träume gehabt.

Mit einem lauten Kikeriki weckte mich am nächsten Morgen der Wecker meines Handys. Es war doch erst neun Uhr morgens, wer um alles in der Welt hatte es gewagt den Wecker so früh zu stellen? Ich war es nicht, auch wenn das sehr naheliegend erschien!

Grinsend kam mir mein Vater im Bad entgegen. Ja, das hätte ich mir auch denken können! Mein Vater war ein Witzbold wie er im Buche steht. Auch wenn die meisten seiner Opfer nicht sonderlich von seinen Streichen begeistert waren, kam er einfach nicht davon los.

„Ja. Haha! Sehr lustig!“, murmelte ich schnippisch, konnte mir ein Lächeln jedoch nicht verkneifen. Jeder, der meinen Vater kannte, würde diese Reaktion verstehen!

Und trotzdem empfand ich diesen Morgen nicht als gelungenen Tagesbeginn, vor allem nicht für diesen Tag, auf den sich jede Faser meines Herzens freute.