Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die 30 Verse von Upadesa Saram bilden die Quintessenz der Lehre Sri Ramana Maharshis, des Weisen vom Berg Arunachala. Sie sind vom Stellenwert mit den alten Upanishaden vergleichbar. Bereits zu Ramanas Lebzeiten wurde Upadesa Saram täglich in seiner Anwesenheit zusammen mit den Veden rezitiert. Dieser Brauch besteht bis heute im Ramanashram. Miles Wright hat diese Verse neu aus dem Sanskrit ins Englische übersetzt und kommentiert. Die Lehre ist klar und für jeden, der sich davon treffen lässt, nachvollziehbar und praktikabel.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 63
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort
Einleitung zu Upadesa Saram
Upadesa Saram
Glossar
Bibliographie
Es gibt eine alte Legende, die von Rishis (Weisen) erzählt, die in einem Pinienwald zusammen mit ihren Frauen lebten. Sie verließen sich ganz auf ihre rituellen Praktiken, wie sie das Karma Kanda, das ein Teil der Veden bildet, vorschreibt. Dadurch erlangten sie übernatürliche Kräfte und erhofften sich die Befreiung. Doch in Wahrheit dienten ihre Praktiken vielmehr dazu, die Aufgeblasenheit ihres Egos noch mehr zu steigern. Da machte sie Shiva auf ihren gewaltigen Irrtum aufmerksam, indem er ihnen eine schmerzliche Lektion erteilte. Nachdem sie demütig geworden waren, belehrte er sie voller Erbarmen über das, was wirklich nötig ist, um den natürlichen Zustand des eigenen Selbst zu erlangen.
Der Tamil-Poet Muruganar wollte 100 Verse über diese Legende schreiben. Er brachte aber nur 70 Verse zustande und bat Bhagavan Sri Ramana Maharshi, er möge den Part der Belehrung Shivas übernehmen. Sri Ramana schrieb daraufhin die fehlenden 30 Verse in Tamil (›Upadesa Undiyar‹), die er später als ›Upadesa Saram‹ (wörtl.: ›Nektar /Quintessenz der Unterweisung‹) ins Sanskrit übersetzte.
Die 30 Verse bilden die Quintessenz von Sri Ramanas Lehre und sind vom Stellenwert den alten Upanishaden vergleichbar. Bereits zu Ramanas Lebzeiten wurde ›Upadesa Saram‹ täglich in seiner Anwesenheit in der Halle zusammen mit den Veden rezitiert. Dieser Brauch besteht im Ramanashram bis heute.
Miles Wright hat diese 30 Verse neu aus dem Sanskrit ins Englische übersetzt und kommentiert.
Besonderer Dank geht an Suri Suryanarayan für die Übersetzung von Muruganars sechs Einleitungsversen aus dem Tamil.
Es bleibt noch anzumerken, dass sämtliche Sanskritbegriffe in kursiver Schrift im Glossar erklärt sind. Zitierte Quellen sind in der Regel eigene Übersetzungen. Weiterführende Literatur findet sich in der Bibliographie am Ende des Buches.
In dieser leicht veränderten Auflage in neuem Layout wurde die Übersetzung nachgearbeitet.
Gabriele Ebert
Im Herzenslotus eines jeden Einzelnen tanzt Bhagavan den ewigen Tanz des Selbst. Dies ist im Wesentlichen der Rhythmus der Existenz und wird als sphurana ›Ich-Ich‹ oder als Sein empfunden. Manchmal verlieren wir diese einfache Tatsache aus dem Blick. Wenn das geschieht, taucht die Illusion eines freien Willens auf und ergreift von uns Besitz. Selbst die großen Rishis, die im Daruka-Wald (Pinienwald) lebten, waren nicht frei von der Illusion der Unabhängigkeit. Obwohl sie mit dem Karma Kanda (dem rituellen Teil der Veden, der von den heiligen Riten u. ä., handelt) sehr vertraut waren und die vedischen Rituale und Zeremonien mit Intensität ausübten, hatte sich ihr Ego sehr gesteigert. Tatsächlich wirkten die Rituale kontraproduktiv, da sie lediglich das große Feuer des Stolzes nährten, das die Rishis in ihre egozentrischen Fähigkeiten setzten. Sie waren süchtig nach diesen Handlungen geworden. Was auch immer sie erlangen mochten beschwor den Wunsch herauf, noch etwas Größeres und Besseres zu erreichen.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die menschliche Natur ergötzt sich weiterhin an den Schatten, ohne die äußerst wichtige Quelle des Lichtes wahrzunehmen.
Der Herr Shiva hatte die falsche Auffassung der Rishis beobachtet. Um ihnen klarzumachen, dass rituelles Handeln (karma) kein Mittel zum Zweck war, erschien er ihnen in ihrer Waldeinsiedelei in der Gestalt eines Bettelmönchs. Er wurde von Vishnu begleitet, der auf seine Bitte hin die Gestalt eines schönen Mädchens namens Mohini angenommen hatte.
Das getarnte Paar, Bettelmönch und schönes Mädchen, wanderte zur geschäftigen Einsiedelei. Die Rishis waren verheiratet und lebten mit ihren Frauen zusammen. Als die Frauen der Rishis den Wandermönch Shiva sahen, verliebten sie sich auf der Stelle in Ihn. Die Herzen der Frauen waren von Ihm gefangen, und sie hatten ihre Männer vergessen. Sobald die Rishis Mohini sahen, wurden sie völlig von Ihr betört. Wohin Sie auch ging, folgten sie Ihr, unfähig, ihre Sinne zu kontrollieren. Trotz ihres intensiven tapas im Wald wurde das Gemüt der Rishis von Leidenschaft überwältigt, und bald darauf gesellte sich noch ein erbitterter Ärger hinzu, als sie den Zustand ihrer Frauen bemerkten. Sie schworen, ihren Ärger an dem Bettelmönch auszulassen, indem sie alle Kräfte, über die sie verfügten, gegen ihn einsetzen wollten. In einer tiefen Grube entfachten sie ein riesiges Opferfeuer und rezitierten alle passenden Mantren. In ihrem Stolz glaubten sie, dass sie den unverfrorenen Bettelmönch leicht besiegen könnten. Sie zauberten einen feurigen, menschenfressenden Tiger herbei, den sie auf den Bettelmönch hetzten. Der Bettelmönch aber ergriff ihn und wand ihn sich um die Taille. Da beschworen sie einen bösartigen Elefantenbullen herauf, der den Bettelmönch sofort angriff. Er aber erfasste ihn mit einer Hand und warf ihn sich als Umhang über die Schulter. Dann erschufen sie giftige Schlangen, die der Bettelmönch als Gürtel, Halsketten und Amulette trug. Sogar ein verzauberter Dreizack glitt auf direktem Weg in die Hand des Bettelmönchs Shiva. Eine Waffe nach der anderen verwandelte sich an ihm zu einem Schmuckstück.
Da fielen die Rishis des Pinienwaldes auf ihre Knie. Physisch und psychisch erschöpft warfen sie sich flach auf die Erde. Leidenschaft, Ärger, Gier, Anhaftung und Stolz hatten sich völlig gelegt, und sie flehten den Bettelmönch an, ihnen Seine wahre Form zu enthüllen und von einem so großen Weisen belehrt zu werden. Da ihnen ihr Egoismus nicht länger im Wege stand, waren sie endlich offen für die Belehrung, und der Herr Shiva offenbarte sich ihnen.
Als die Geschichte an diesem Punkt angekommen war, trat der große Tamil-Dichter Muruganar mit der Bitte an Bhagavan Sri Ramana Maharshi heran, er möge die Lehre erläutern, die der Herr Shiva den Rishis gegeben hatte. Bhagavan war damit einverstanden und schrieb die Lehre in 30 Versen nieder. Später wurden die Verse ins Telugu, Malayalam und, auf die Bitte des großen Sanskritkundlers Kavyakantha Ganapati Muni hin, auch ins Sanskrit übersetzt. Das vorliegende Werk ist eine Übersetzung der Sanskritverse.
Diese Unterweisung (upadesa) ist Shivas Lehre. Sie wurde von Ramana Maharshi auf die Bitte seines Devotees Muruganar hin nochmals wiederholt, als er auf dem heiligen Berg Arunchala lebte.
Einige Kommentatoren von Upadesa Saram behaupten, die Verse Bhagavan Sri Ramana Maharshis seien zu knapp und wegen ihres ›hintergründigen Stils‹ schwer verständlich. Das ist bestimmt nicht der Fall.
Sämtliche Kommentare sind lediglich Anmerkungen und Beobachtungen, die aus Gesprächen und einer genauen Lektüre heraus entstanden sind und eine Hilfestellung sein können.
Wir sind Sri Muruganar dafür dankbar, dass er den Anstoß für diese Upadesa Saram-Verse gegeben hat. Sie enthüllen die Essenz des Vedanta, wie sie sich durch die direkte, beständig erstrahlende Selbst-Erfahrung des Weisen vom Arunachala offenbart hat.
Höre nun sorgsam auf diese Verse, einen nach dem anderen, und nimm sie langsam und tief in dich auf als wären sie der süßeste Nektar.
»Licht allen Lichtes jenseits der Dunkelheit wird ER genannt. Er ist die wahre Erkenntnis, das zu Erkennende und wird durch Erkenntnis verstanden. Er wohnt im Herzen aller.«2
»Das, was die Quelle von allem ist, in dem alles lebt und in das schließlich alles eingeht, ist das Herz, auf das [in Upadesa Saram Vers 10] Bezug genommen wird.«3
1