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Am Anfang explodiert eine Bombe mitten in Berlin. Am Ende gibt es zwei gescheiterte Existenzen und ein Milliardenloch, das eine Bank ihrem Land beschert hat. Berndorf schickt Staatsanwalt Jochen Mann auf die Spur eines der größten deutschen Finanzskandale: den der Berliner Bankgesellschaft.
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Seitenzahl: 474
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Jacques Berndorf – Pseudonym des Journalisten Michael Preute – wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den stern und den Spiegel, bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete.
Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben inzwischen Kultstatus, erschienen sind bisher: Eifel-Blues (1989), Eifel-Gold (1993), Eifel-Filz (1995), Eifel-Schnee (1996), Eifel-Feuer (l997), Eifel-Rallye (1997), Eifel-Jagd (1998), Eifel-Sturm (1999), Eifel-Müll (2000), Eifel-Wasser (2001) und Eifel-Liebe (2002).
Eifel-Filz war 1996 für den ›Friedrich-Glauser-Preis‹, den Autorenpreis deutschsprachiger Kriminalschriftsteller, nominiert. Ebenfalls 1996 erhielt Michael Preute für sein Gesamtwerk den Eifel-Literaturpreis und 2003 den ›Ehrenglauser‹ für seine Verdienste um die deutschsprachige Kriminalliteratur.
Für meine Frau Geli und meinen Sohn Michael-Mogo.
Für Esther Bentz.
Für Alexandra Meyer und Christian Willisohn in München
sowie den brummelnden Karl Aichinger in Weiden in der
Oberpfalz – und nicht vergessen: »Du kannst nichtjogurt essen
und den Blues singen«, sagte Janis Joplin.
Und letztlich ein großer Dank an Dr. Helga Pischel in Bad
Münstereifel.
Alles grau in grau. Halb-Engel kämpfen gegen Halb-Teufel. Niemand weiß, wo die Front verläuft.
John le Carré, Agent in eigener Sache, 1980
Für sie war Raffgier nicht nur gut, sondern obligatorisch. Sie haben so erfolgreich ein allgemeines Klima der Raffgier geschaffen, dass das Wort aus der Mode kam. Heute sagt man ERFOLG! dazu ...
Michael Moore, Stupid White Men, 2002
Er kam aus Berlin, und da waren fein gesponnene Beziehungsgeflechte zum Zwecke des Machterhalts und der Bereicherung normal. Der Berliner Sumpf war europaweit zum Begriff für ein Mafiastück geworden, in dem sich Politfunktionäre mit Großspendern, Steuerjongleuren, Abschreibungshaien und halbseidenen Bordelliers verfilzt hatten ...
Hans Leyendecker, Die Korruptionsfalle, 2003
Er hatte es versprochen, doch es war ihm unglaublich lästig. Es verstieß gegen jede Regel und konnte unter Umständen idiotisch enden. Möglicherweise war es das kleine Stück Hundescheiße, auf dem ein Staatsanwalt ausrutscht, um dann auf ewig in träger Mittelmäßigkeit zu dümpeln.
Tante Ichen hatte am Telefon mit ihrer nörgeligen Altfrauenstimme erklärt: »Mein Junge, der Mann ist wichtig. Der Mann hat Jura studiert, der Mann ist Rechtsanwalt, der Mann ist schließlich wer in Berlin. Er will nichts als ein informelles Gespräch. Mehr nicht.«
»Tante Ichen: Kein Staatsanwalt führt ein informelles Gespräch ohne ausreichende dienstliche Begründung. Die braucht er erstens für den Chef und zweitens für den eigenen Kopf.« Das klang nicht überzeugend.
»Wieso denn das?« Ihre Stimme war schrill. »Wieso kannst du dem Mann nicht entgegenkommen? Ist Höflichkeit in deinem Beruf Sünde? Ich habe Staatsanwälte in deinem Alter erlebt, die klauten in der Mittagspause auf dem Wochenmarkt in Kreuzberg Äpfel.«
»Das war achtzehnhundertsiebzig, Tante Ichen. Was will der Mann von mir? Er muss doch etwas angedeutet haben.«
»Hat er nicht. Aber: Er spielt eine Rolle in der Stadt, eine sehr bedeutende Rolle.«
»Ja, ja, ich weiß, er ist ein großer Krieger bei den Christlichen.«
»Meine Güte, deine Sprache! Ja, und wenn schon. Er ist bei den Christlichen und heißt Dr. Walter Sirtel. Er ist so ein Häuptling Silberlocke, weißt du, sehr angenehm und garantiert diskret. Vielleicht kann er dir ja helfen. Er wird einen grauen Anzug tragen und im Knopfloch ...«
»Inwiefern sollte er mir helfen können?«
»Was weiß ich! Vielleicht hat er Einfluss auf die Staatsanwaltschaft. Im Knopfloch steckt jedenfalls eine rote Nelke, hat er gesagt.«
»Wenn er einen Angeklagten vertritt, gegen den ich ermittle, dann kann ich nur sagen ...«
»Jungchen, nun sei doch nicht so widerborstig. Er hat mir versichert, es geht weder um eine laufende Sache, die du bearbeitest, noch um einen Mandanten von ihm.« In vertraulichem Ton hatte sie hinzugefügt: »Der verteidigt keine Hühnerdiebe, der spielt in der höchsten Liga. Leise, aber machtvoll im Hintergrund. Ich habe ihm jedenfalls gesagt: Du kommst.«
Mann hatte seufzend entschieden: »Gut, ich treffe ihn!«
Er grinste vor sich hin. Es machte wenig Sinn, sich Tante Ichen zu widersetzen, weil sie eine Verweigerung nicht zuließ, sie akzeptierte kein Nein und sie hätte zäh und hartnäckig so lange auf ihn eingetrommelt, bis er sich nicht mehr hätte wehren können. Immerhin war es beruhigend zu wissen, dass sie nichts tun würde, was ihm schaden könnte. Denn er war Familie und Familie war für sie heilig.
Er würde sich diesen Sirtel also anhören. Aber er schwor sich: Sobald der alte Knabe gefährliches Terrain berührt, trete ich ihm vor das Schienbein und verschwinde.
Mann bestellte sich ein Taxi.
Das Treffen war für zwanzig Uhr angesetzt. Bis dahin blieb noch Zeit; er würde sich am Adenauerplatz absetzen lassen, von dort langsam zum Ku’damm schlendern und dabei über den Rotzjungen Kemal nachdenken, der es mit seinen erst siebzehn Jahren fertig gebracht hatte, in einer einzigen Nacht achtunddreißig Pkws in Kreuzberg mit einem Hammer aufzubrechen, nichts zu stehlen und anschließend zu behaupten, er sei telefonisch dazu gezwungen worden. Gefragt, wer ihn denn gezwungen habe, hatte er geantwortet, kriminelle Kreise im Viertel, schwer auszumachen, nicht zu identifizieren. Aber ohne sie sei letztlich jeder aufgeschmissen, er würde um die Ecke gebracht werden, wenn er das Maul aufmache.
Mann ließ die Stadt an sich vorbeigleiten. Der Tag war hart gewesen, er fühlte sich erschöpft.
Der Fahrer hielt am Ende einer Taxireihe in der Lewishamstraße, nahm den Geldschein, kramte Wechselgeld aus einer Ledertasche und reichte es nach hinten. »Da vorne ist die Hölle los«, murmelte er dabei, als wollte er seufzen, sein Tag sei nun gelaufen.
Mann hatte ihm nicht zugehört, er nickte nur: »Danke auch!«, und stieg aus.
Er war mittelgroß und wirkte kompakt in seinem abgetragenen langen Trenchcoat. Sein ein wenig längliches, blasses Gesicht unter den kurzen dunkelbraunen Haaren war nichts sagend. Unter dem Mantel trug er einen schwarzen Rollkragenpullover zu blauen Jeans und mittelbraunen englischen Schuhen mit Lochmuster. Mann fiel durch nichts auf und er wusste das.
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