Die Reichen zahlen spät - Simon Raven - E-Book

Die Reichen zahlen spät E-Book

Simon Raven

0,0

Beschreibung

1956 in der Londoner City, wo sich die Wege der politischen und wirtschaftlichen Elite kreuzen, und natürlich die Wege von deren Fußvolk: den Hinterbänklern und Gremienberatern, Journalisten und Verlegern, Rechtsanwälten, Sekretärinnen, Zimmerwirtinnen – ganz zu schweigen von den Ehefrauen, den Geliebten und den gegen Geld Liebenden. Es geht das Gerücht, dass das aufstrebende Wirtschaftsmagazin "Strix" einen neuen Eigentümer sucht. Holbrook, ehrgeiziger Anteilseigner einer kleinen Reklamedruckerei, sieht seine große Chance gekommen, denn "Strix" verspricht Rang und Einfluss auf höchster Ebene. Doch auch den gewieften Redakteur des Magazins, Somerset Lloyd-James, drängt es näher zur Macht. Um bald alle Fäden in der Hand zu halten, lotst er einen alten Schulfreund auf einen Sitz im Herausgebergremium. Doch ausgerechnet dieser aufrichtige und tüchtige Nachwuchspolitiker gerät auf dem hoffnungsfrohen Weg in die hohe Politik ins Stolpern.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 350

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt
Titelseite
Impressum
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Anzeige

Simon Raven

Die Reichen zahlen spät

Roman

Aus dem Englischen übersetzt

von Sabine Franke

Elfenbein

Die Originalausgabe erschien 1964unter dem Titel

»The Rich Pay Late« bei Anthony Blond, London.

Band 4 des Romanzyklus »Almosen fürs Vergessen«

Copyright ©Simon Raven, 1998

First published as part of »Alms for Oblivion«:

Volume 1 by Vintage, an imprint of Vintage.

Vintage is part of the Penguin Random House

group of companies.

Die Übersetzung dieses Bandes

wurde mit freundlicher Unterstützung der

Brougier-Seisser-Cleve-Werhahn-Stiftung

ermöglicht.

© 2021 Elfenbein Verlag, Berlin

Einbandgestaltung: Oda Ruthe

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-96160-040-3 (E-Book)

ISBN 978-3-96160-010-6 (Druckausgabe)

teil i

1

»Das ist alles schön und gut, mein Lieber«, sagte Donald Salinger, »aber dafür werden wir Geld brauchen. Mindestens siebzigtausend, würde ich sagen.«

Jude Holbrook schürzte die Lippen, fuhr sich rasch mit einem Kamm durchs Haar und ging zum Fenster hinüber. Dichter, gelber Nebel machte sich mit dem Einbruch der Nacht in der Chancery Lane breit wie eine Katze in ihrem Körbchen. Der Lichtschein von den Fenstern gegenüber schien wie aus einem fernen Land herüberzureichen. Von der Straße unten war weder etwas zu sehen noch zu hören.

»Siebzigtausend könnten wir zusammenbekommen«, sagte Jude Holbrook.

»Du meinst, mein Lieber, dass ich siebzigtausend zusammenbekommen könnte.«

»Nein, meine ich nicht«, sagte Holbrook und wandte sich gereizt vom Fenster ab. »Ich meine, dass wir, diese Firma, ohne weiteres, sagen wir, fünfzehntausend in bar zusammenbekommen könnten und exzellente Sicherheiten bieten könnten für den Rest.«

Er wies in dem schäbigen Büroraum um sich, als würde es sich um einen Palast handeln.

»Uns gehört ja nicht mal …«

»Aber die Druckerei und die Maschinen gehören uns.«

»Wir bezahlen sie noch ab.«

»Trotzdem.«

»Mein lieber Jude«, sagte Salinger mit sanftem Tadel in der Stimme. »Nach sechs Jahren sind wir halbwegs so weit, dass wir einigermaßen stabil dastehen, mehr aber auch nicht. Salinger & Holbrook hat sich einen Namen gemacht als verlässliche Adresse für die Erzeugung von Druckwaren und die Verbreitung von hochwertigem Werbematerial. Aber auch wenn wir jetzt immer öfter große Aufträge erhalten …«

»Die Troy-Lichtspielhäuser bringen uns mindestens dreihundert pro Woche ein, und sobald wir die Sachen von Tanner & Tanner bekommen …«

»Wenn Tanner & Tanner feste Kunden werden, dann versetzt uns das noch lange nicht in die Lage, dass wir uns wohlig räkeln können. Wir müssen uns konsolidieren. Die Maschinen abbezahlen, feststellen, mit welchen regelmäßigen Einkünften wir rechnen dürfen, und dann – und erst dann – können wir darüber nachdenken, inwieweit wir expandieren können.«

Holbrook schnipste ein paarmal sehr schnell mit den Fingern.

»Du begreifst nicht, Donald. In der heutigen Zeit muss man expandieren, immerzu expandieren – oder man ist weg vom Fenster. Wir können nicht warten, bis wir uns konsolidiert haben, oder die Kosten in Ruhe überschlagen, denn wenn wir das tun, wird uns ganz schnell jemand anderer die Sache wegschnappen. Glauben – wir müssen an unsere Zukunft glauben!«

»Und Geld müssen wir aber auch haben.«

»Wo ein fester Glaube ist, und er mit Entschlossenheit erklärt wird, folgt das Geld immer auf dem Fuß. Du redest wie­der genau wie schon vor sechs Jahren. Wo soll das Geld denn herkommen, hast du damals gesagt; wir dürfen nichts überstürzen, hast du gesagt; und was ist mit der Bank, und wer soll uns Aufträge geben, und mein Buchhalter hat gerade einen Anfall auf der Toilette … Wenn ich nicht gewesen wäre, hätten wir das Ganze gar nicht erst auf den Weg ge-bracht.«

»Wenn mein Geld nicht gewesen wäre …«

Eine Frau von der kratzbürstigen Sorte, in fortgeschrittenem Alter und mit einem Schal um die Schultern, öffnete die Tür, ohne vorher geklopft zu haben.

»Die Briefe, Mr. Salinger. Auch für Sie, Mr. Holbrook.«

»Wir brauchen noch ein, zwei Minuten, Miss Beatty«, sagte Holbrook und winkte sie hinaus.

»Ich will die gleich unterschrieben haben und dann aufgeben. Draußen ist dichter Nebel, falls Sie’s noch nicht bemerkt haben.«

»Ein, zwei Minuten!«, knurrte Holbrook und trat ihr entgegen, als wolle er sie mit Gewalt hinausbefördern. Miss Beatty zuckte wütend mit den Schultern und donnerte die Tür hinter sich zu.

»Wie man seine Angestellten nicht behandeln sollte«, sagte Salinger süffisant.

»Die Angestellten lass ruhig meine Sorge sein. Jetzt hör mir zu, Donald, und dann lass es dir Herrgott noch mal übers Wochenende durch den Kopf gehen. Salinger & Holbrook hat inzwischen anerkanntermaßen eine gute und wachsende Reputation. Es ist demnach höchste Zeit, dass wir uns vergrößern. Und dieses Magazin, von dem ich dir erzählt habe …«

»Genau darum geht’s mir«, sagte Salinger. »Warum ein Magazin? Wir sind keine Verleger. Unser Geschäft ist es, gegen Zahlung einer vereinbarten Summe Reklame zu drucken und zu verbreiten. Zeitschriften sind waghalsige Unternehmungen, und normalerweise verliert man mit ihnen Geld.«

»Nicht mit der hier. ›Strix‹ ist kein Magazin im herkömmlichen Sinn. Es ist ein ernstzunehmendes Industrie- und Handelsjournal mit einer Auflage, die in den neun Monaten seit der ersten Ausgabe stetig gewachsen ist.«

»Aber was wollen wir denn damit?«

»Ich kann es gerne noch mal für dich runterbeten: A, erstens, Druck und Vertrieb würden wir selbst übernehmen und könnten damit Verlagskosten sparen und den Gewinn erhöhen. B, zweitens, wir könnten in Umlauf setzen, dass Werbekunden, die uns mit der Drucklegung ihrer Sachen beauftragen, mit Vorteilspreisen für Anzeigen in ›Strix‹ rechnen dürfen.«

»Ist das wirklich so ein großer Anreiz? Wenn es der ›Sunday Express‹ wäre vielleicht …«

»Himmelherrgott!«, rief Holbrook ärgerlich mit den Händen fuchtelnd. »›Strix‹ ist ein erstklassiges Handelsjournal und somit ein guter Platz für prestigefördernde Reklame, wenn man die richtigen Kreise in der Handelswelt auf sich aufmerksam machen will. Und damit sind wir beim wichtigsten Punkt: C und drittens, wenn ›Strix‹ uns gehört, werden wir in der Lage sein, Dinge anzustoßen und politisch Einfluss zu nehmen. Still und diskret, aber mit immer mehr Druck können wir wirt­schaftlichen Entwicklungen Vorschub leisten, ja sie überhaupt erst in Gang setzen, die sich dann zu unseren Gunsten entwickeln.«

Salingers Blick verwandelte sich von altväterlicher Belustigung zu mildem Entsetzen. Mit großer Sorgfalt nahm er seine Brille ab, blinzelte schutzlos und begann die Gläser mit einem benutzt aussehenden Taschentuch zu polieren.

»Und das ist … ähm … ethisch vertretbar?«, wollte er ­wissen.

»Du willst mir nicht zu allem anderen auch noch mit Moral kommen?«

»Selbst wenn es nicht so wäre – warum ›Strix‹? Es gibt andere Magazine, Handelsblätter, die …«

»Weil ›Strix‹ in intellektuellen Kreisen Ansehen genießt und daher einen erstklassigen Deckmantel abgibt für das, was wir vorhaben.«

»Wir?«

»Und weil wir dort einen Fuß in der Tür haben. Es wird von deinem Kumpel Somerset Lloyd-James herausgegeben.«

»Ach, ja wirklich?«, sagte Salinger, obwohl er das ganz genau wusste. Er setzte seine Brille wieder auf, die nun mit einem schmierigen Film überzogen war, und gab sich wacker die vorsichtig abwägende und doch zugleich abgeklärte Miene – oder was er dafür halten mochte – eines Mannes, der von Kindes­beinen an zur Übernahme großer Aufgaben bestimmt war und den lediglich die Gewissenhaftigkeit davon abhielt, dem Ganzen zu entsagen, wie es die Bescheidenheit eigentlich gebot. In Wahrheit fing er gerade an, sich richtig zu ärgern: Warum musste Holbrook so ein Thema an einem Freitagnachmittag um halb fünf aufbringen, und ausgerechnet an diesem Freitag? Seine Skepsis war inzwischen in Besorgnis umgeschlagen, in die Sorge eines alternden, bisher bevorzugt behandelten Huhns, das sich auf einmal, in kargen Zeiten, davor fürchtet, doch noch für den Topf ausgeguckt zu werden.

»Du … du meinst das wirklich ernst, Jude?«, sagte er. »Ich meine, dass du dieses … ›Strix‹ … dazu … ähm … benutzen willst … Druck auszuüben?«

»Ich habe noch nie in meinem Leben etwas ernster gemeint.«

Geltungsdrang, dachte Salinger grimmig, als Holbrook ein weiteres Mal dazu anhob, die sich mit ›Strix‹ bietenden Möglichkeiten auszumalen. Etwas Derartiges hatte die ganze Zeit schon gedroht, er hatte es von Anfang an gewusst, und wäre nur ein Funken Vernunft in ihm gewesen, hätte er sich dagegen gewappnet, sich bereit gemacht, ihn gleich im Moment seines Aufkeimens in Grund und Boden zu stampfen, statt hier nun auf seinem Hintern zu sitzen und Ausflüchte zu suchen – wo er doch gerade bloß eines wollte: Vanessa Drew abzuholen und übers Wochenende aus London rauszufahren. Wie schade, dass Holbrook sein Ansinnen nicht schon vor einem Jahr, oder auch bloß einem halben, zur Sprache gebracht hatte; denn damals hätte er rundheraus und aus tiefster Überzeugung sagen können, dass es außer Frage stand, finanziell noch mehr zu riskieren oder auf irgendeine Weise dem Unternehmen mehr abzuverlangen, als Tag für Tag das eigene Überleben zu sichern. Nun jedoch standen die Dinge, wie beide wussten, anders. Nach sechs Jahren Plackerei begannen sie mit einem Mal die Früchte ihrer Arbeit zu sehen. Ihre Schulden und Hypotheken, alle mit werthaltigen Sicherheiten versehen, waren inzwischen beinahe abbezahlt; sie verdienten gut und bekamen aufgrund ihres zunehmend guten Rufes für pünktliche und akkurate Lieferung neue Aufträge; ihr Bankkonto war gefüllt, und der Direktor ihrer Bank war mehr als bereit, ihnen darüber hinaus noch viel mehr zu leihen.

Und selbstverständlich musste er Holbrook dafür dankbar sein. Als 1949 Oxford gerade hinter ihnen lag, hatte Holbrook die Überlegung gehabt, dass bei einer Allianz von Salingers Geld mit seinem eigenen energischen Händchen fürs Geschäft alle beide profitieren könnten. Zunächst hatte Salinger sich bedeckt gehalten, aber später dann, als er sich schämte, keinen Beruf auszuüben, und ihm unangenehm bewusst geworden war, dass ein drittklassiger Abschluss im Fach Englisch ihn für keinerlei berufliche Karriere, die den Namen verdienen würde, qualifizierte, da war er auf Holbrooks Vorschlag eingegangen: Es war an ihm, dafür zu sorgen, dass in den folgenden vier Jahren Geld und Bürgschaften im Gesamtwert von fünfzigtausend Pfund zur Verfügung standen, dafür würde er im besten Büro residieren und ein wachsames Auge über alles haben – Holbrook, mit dem jeglicher Gewinn halbe-halbe zu teilen war, würde sich um alles Übrige kümmern.

Und das hatte Holbrook auch wirklich getan. Von einem schäbigen Büro in Bayswater und einem einzigen Auftraggeber – einer kleinen Kinokette, deren Werbung sie druckten – waren sie via Chelsea und Soho zu den zwei Etagen in der Chancery Lane aufgestiegen und hatten nun allein im Büro neun Angestellte – die überwiegend jung, adrett und geistreich waren, auch wenn der eine oder andere, der sich noch aus der Anfangszeit herübergerettet hatte (wie Miss Beatty), nicht so ganz das hermachte, was inzwischen angebracht war. Die glanzlose kleine Filmvertriebsfirma, für die sie 1949 tätig gewesen waren, war zu einem Leinwandimperium angewachsen, dessen opulente Plakate sie nun in halb England verbreiteten; und das war nur einer von einer ganzen Reihe Werbeaufträge, deren Abwicklung in ihrer Verantwortung lag und für die das gesamte Reklamematerial in einer kleinen, aber modernen Druckerei hergestellt wurde, die sich mittlerweile nahezu schuldenfrei in ihrem Besitz befand. Das war eine stolze Leistung – würde Jude, dachte Donald Salinger, uns doch bloß einmal innehalten lassen, um das Ganze zu genießen.

Aber nein. Kaum hatten sie einen Gipfel erklommen, hatte Jude Holbrook schon den nächsten im Blick. Statt von schon recht erhabener Anhöhe aus in aller Ruhe die unter ihm liegenden farbenprächtigen Ländereien betrachten zu können, wurde Donald mit ununterbrochenem Gequengel zum nächsten Anstieg gehetzt. Die Maultiere gesattelt und weiter und höher hinauf … und das natürlich mit wachsendem Aufwand. Und doch war ihm vollkommen klar, und Holbrook wusste auch, dass ihm dies klar war, dass sie sich den Aufwand leisten konnten – umso mehr noch, als Donald durch den Tod seiner Mutter vier Monate zuvor von einem durchschnittlich reichen jungen Mann endgültig zu einem äußerst wohlhabenden geworden war. Dadurch war er nicht nur imstande gewesen, ein Haus auf dem Land zu kaufen und die volle Mitgliedschaft bei Lloyd’s für sich zu erwerben, sondern auch Mittel für die sofortige Konsolidierung der Firma verfügbar zu machen – oder dies zumindest in Aussicht zu stellen. Er hätte die noch laufenden kleinen Darlehen morgen abbezahlen können, wenn er es gewollt hätte, und würde damit Zinszahlungen sparen; was ihn davon abhielt, war eine wesensmäßige Vorliebe dafür, langsam vorzugehen, ein Wunsch, fast ein Bedürfnis, die letzten Schritte, mit denen eine gewagte Unternehmung zu einem sicheren Abschluss gebracht wurde, ganz gemächlich auszukosten.

Genau dieses Vergnügen verdarb ihm Holbrook gerade. Ein klein wenig Ruhe und Frieden, um sich am Erreichten zu ergötzen und sich selbst zu beglückwünschen: Genau das war es – er hätte es wissen können, hatte es eigentlich die ganze Zeit gewusst –, was der rastlose und begierige Holbrook niemals zulassen würde. »Expandieren oder sterben«, sich recken und strecken: Das wollte Donald durchaus – und zwar drei Monate lang in der Sonne am Mittelmeer, mit Vanessa Drew an seiner Seite.

»Hörst du mir überhaupt zu, Donald?« Holbrooks Stimme klang scharf, unerbittlich und ziemlich gewöhnlich. (»Mein Guter«, hatte Jonathan Gamp erst kürzlich zu Donald gesagt, »bist du sicher, dass er in Winchester zur Schule gegangen ist?«)

»Ja, Jude. Ich höre dir zu.«

»Also dann. Um es zusammenzufassen … ›Strix‹ wäre für sich genommen schon ein gewinnbringendes Geschäft, es wäre ein günstiger Weg, Kunden einen Bonus einzuräumen und auf die Weise neue anzulocken, und es wäre ein prestigereiches Organ, mit dem wir in die Welt setzen könnten, was immer wir in die Welt setzen wollen. Dort ist ein Mann an Bord – Somerset Lloyd-James –, den du kennst. Und der Preis ist, gemessen an dem, was wir dafür bekommen würden, nicht hoch. Noch nicht. Aber ›Strix‹ gewinnt an Boden, und der Preis steigt demzufolge, mit jeder Minute, die wir verstreichen lassen.«

»Siebzigtausend ist ja weiß Gott schon genug … Und überhaupt, wie kommst du auf den Gedanken, dass man dort an einem Angebot interessiert sein könnte, wenn es für sie so gut läuft?«

»Der junge Philby, der neue Eigentümer – wie ich höre, ist er an nichts so sehr interessiert wie daran, schnell Geld auf der Hand zu haben. Eine diskrete Anfrage – über deinen Kumpel Lloyd-James –, und es würde nicht lange dauern mit dem Abstoßen. Ein ordentlicher Batzen Pinkepinke – und zur Hölle mit Daddys drögem alten Journal und immer bloß ein paar kläglichen Hundertern jedes Mal.«

»Mich wundert, dass der alte Herr die Dinge nicht ein bisschen verbindlicher geregelt hat …«

»›Strix‹ war für ihn nur eine Nebenbeschäftigung, ein Zeitvertreib für den Ruhestand. Die großen Brocken sind alle fein säuberlich unter Dach und Fach gebracht, sei unbesorgt. Und genau deshalb wird seine kleine Lordschaft mit Freuden all das verkaufen, was sich verkaufen lässt, sobald ihm das Naschwerk ausgeht.«

»Und jetzt … geht ihm das Naschwerk aus?«

»Bei der Gangart, mit dem er durchs Leben geht, kommt das unweigerlich so. Und die Treuhänder sind zäh wie Nashornleder. Die lassen ihn nicht einen Penny vom Treuhandvermögen abzwacken.«

»Nun gut, ich werde darüber nachdenken, Jude. Jetzt muss ich aber die Briefe unterschreiben, und dann muss ich los, denn Vanessa …«

»Lass doch mal Vanessa für ein paar Minuten beiseite. Du sollst nicht bloß darüber nachdenken, Donald, du musst alles in die Wege leiten, damit …«

Unvermittelt klopfte es an der Tür, und gleich darauf schaute mit anklagender Miene ein rundes Gesicht undefinierbaren Geschlechts ins Zimmer.

»Komm rein, Ashley!«, sagte Donald rasch hoffnungsvoll. »Ich muss los, aber wenn es noch was gibt …«

»Ich will zu Jude«, sagte das Gesicht. Nun schoben sich auch ein gelber Pullover und eine grüne Cordhose durch die Tür, was eine Ahnung, kaum mehr als das, zuließ, dass es maskulin war.

»Jetzt nicht, Ashley!«, sagte Holbrook bebend, die Fäuste abwechselnd ballend und wieder öffnend.

»Dauert nur einen Augenblick, Mensch! Diese Entwürfe, die Marjoram & Tape uns geschickt haben, für ihre Zahnpasta-Reklame. Die sind grauenhaft! Kann ich die zurückgehen lassen, damit sie sie noch mal überarbeiten?«

»Nein!«, schnappte Holbrook, scharf und stinkig wie eine Knallplättchenpistole, während Donald vor seinen Augen flugs nach Miss Beatty läutete. »Ich hab’s dir schon tausendmal gesagt. Unsere Aufgabe ist die Reproduktion und die Distribu­tion. Die Kunden oder ihre Werbeagenturen können uns schicken, was sie sich wünschen, jeden Text und jede Gestaltung. Es geht uns nichts an, wenn es Mist ist.«

»Aber wenn die Kampagne ein Flop wird …«

»… dann ist es ihr eigener Fehler. Wir haben genau das ge­macht, und man weiß, dass wir genau das gemacht haben, wofür wir bezahlt wurden – nämlich das Zeug zu drucken und es zu plakatieren, da, wo man es uns aufgetragen hat.«

Miss Beatty kam mit grantigem Gesicht durch die Tür und steuerte auf Donalds Schreibtisch zu, einen Stapel maschinengetippter Briefe in der Hand.

»Aber Jude, aus dem hier kann ich einfach nichts Ordentliches machen. Schau’s dir doch mal an!«

Ashley pfefferte eine grobe Zeichnung vor Holbrook hin: ein halbwüchsiges Mädchen, das sich in aufgeknöpftem Pyjama die Zähne putzte, dabei zwei üppige Brüste jeweils halb zur Schau stellte und irgendwie den Anschein vermittelte, dass sie keine Hosen trug.

»Was ist damit?«

»Ein fünfundzwanzigjähriger Busen und das Gesicht einer Zwölfjährigen. Das ist damit.«

»Niemand verlangt von uns, dass wir Experten in Anatomie sind.«

»Der gute Geschmack …«

»… und wir sind auch nicht die Hüter des guten Geschmacks.«

»Es wird vollkommen lächerlich aussehen, und am Ende sind wir es, denen man es vorwirft.«

»Wenn du mich fragst«, sagte Holbrook von kalter Wut gepackt, »wird jeder normale Mann zwischen acht und achtzig in diesem Land bei diesem Anblick einen verdammten Ständer bekommen. Und vermutlich ist es genau das, was sie bei Marjoram wollen. Nur weil deine eigenen Vorlie-ben …«

»Deine Sticheleien kannst du bleiben lassen, Jude.«

»Und du kannst es mal bleiben lassen, dich querzustellen, Ashley. Pass die Titten ein bisschen an, wenn es unbedingt sein muss, aber sieh zu, dass das Ganze spätestens Montagfrüh so weit ist, dass es gleich als Erstes in Druck gehen kann.«

Donald, der an seinem Schreibtisch derweil hektisch Unterschriften geleistet hatte, erhob sich nun und versuchte auf Zehenspitzen unauffällig zur Tür zu gelangen.

»Einen Moment noch, Donald, wenn du nichts dagegen hast! Sehr wohl, Miss Beatty, ich werde noch hier sein und meine später signieren. Denk dran, Ashley: Montag!«

Miss Beatty und Ashley zuckten gleichzeitig mit den Schultern und zogen sich zurück. Donald wandte sich mit liebenswürdigstem Lächeln seinem Partner zu.

»Jude, mein Bester, Vanessa wartet schon.«

»Bevor du gehst, möchte ich, dass du mir versprichst, diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.«

»Aber ist es denn wirklich so eine gute Gelegenheit? Schließlich ist Somerset nur der Herausgeber. Vielleicht hat er bei Philby überhaupt nichts zu melden. Und es wird zudem irgendein Kuratorium geben, mit dem man auch noch zu tun bekä-me.«

»Nach allem, was ich gehört habe, ist Somerset Lloyd-James ein Mann, auf den die Leute hören. Sie mögen ihn vielleicht nicht unbedingt, aber sie hören auf ihn.«

»Und das Geld?«

»Wenn du die fünfzigtausend, die du am Anfang hingelegt hast, wegnimmst, gehört die Hälfte dessen, was die Firma wert ist, mir. Richtig?«

»Ich denke schon.«

»Du weißt es, verdammt. Dann erzähl mir doch nicht, dass nicht jeder von uns in der Lage wäre, fünfunddreißigtausend aufzubringen.«

»Zu viel. So viel können wir nicht riskieren für eine Kreditsicherheit.«

»Sicherheit.«

Vanessa. Niemand sonst wurde so schnell ungeduldig. Himmel, Herr, nahm das hier denn gar kein Ende? Er musste ihm irgendetwas zugestehen, sonst würde ihn Holbrook nie gehen lassen. Eile mit Besonnenheit vereinbarend, sagte Donald: »Ich bin bereit mich darauf einzulassen, dass die Firma für vier­zigtausend als Sicherheit dient. Die restlichen dreißigtausend müssen wir von außerhalb bekommen – jeder von uns fünfzehntausend.«

Das wird reichen, dachte er. Selbst wenn dieses lächerliche Journal tatsächlich zum Verkauf steht, könntest du über deinen Firmenanteil hinaus nicht mal fünfzehnhundert aufbringen. Und den Firmenanteil kannst du nicht zu Geld machen oder abstoßen ohne mein Einverständnis.

»In Ordnung«, sagte Holbrook lässig.

»Dann wirst du also fünfzehntausend von außerhalb aufbringen?«, sagte Donald, leicht nach Atem ringend. »Falls das Journal überhaupt auf den Markt kommt.«

»Das Journal wird auf den Markt kommen, Donald, und ich werde fünfzehntausend auftreiben, außerhalb der Firma.«

»Eins noch«, sagte Donald in der entschiedenen Absicht, seinen Einfluss geltend zu machen, bevor er ging, obgleich er nicht recht wusste, wie. »Ich wäre dankbar, wenn du Ashley Dexterside etwas netter behandeln würdest. Es ist schlimm ge­nug, wenn du zu einer langjährigen Angestellten wie Miss Beatty unhöflich bist, aber bei Ashley ist es noch unschöner, weil er ein alter Freund ist. Weißt du, so benimmt man sich einfach nicht.«

»Scheißdreck!«, sagte Holbrook und verließ grußlos den Raum.

Donald seufzte, zuckte die Achseln, zog sich seinen wollenen Offiziersmantel und den blauen, weißgepunkteten Seidenschal an, setzte seinen Bowler auf, griff sich den Regenschirm und die Aktentasche, setzte die Aktentasche dann wieder ab, da sie bis Montag nicht gebraucht wurde, überprüfte in einem Handspiegel, ob er auch keine Pickel im Gesicht hatte, streckte energisch den Hintern raus und begann, das enge Treppenhaus zur Straße hinabzusteigen. Ob Vanessa es wohl schon leid war zu warten? Und was, wenn dem so war? Sie konnte wohl kaum in der letzten halben Stunde neue Pläne fürs Wochenende geschmiedet haben, erst recht nicht, da sie keinen Telefonanschluss besaß. Wobei er vielleicht erwähnen sollte, dass er sie, wenn sie denn ein Telefon hätte, hätte anrufen können, um sie zu beschwichtigen – sie war also selbst schuld, wenn sie sich Sorgen gemacht hatte. Sorgen? Das war ja gerade das Problem bei Vanessa: Sie machte sich einfach nie Sorgen, jedenfalls nicht seinetwegen, sie rannte einfach los und unternahm etwas anderes. Mit jemand anderem. Zehn zu eins: Sollte sie angesichts seines Nichterscheinens der Überdruss gepackt haben, hatte sie bestimmt schon ein Kopftuch hervorgeholt und das erste Taxi genommen, das sie finden konnte, um den Erstbesten ihrer Freunde aufzusuchen, den erstbesten Namen, der ihr in den Sinn kam. Das konnte ein Mann sein oder eine Frau, und wer auch immer es war, sie mochte dort vielleicht drei Sekunden oder auch drei Wochen bleiben. Es war äußerst unbefriedigend, äußerst ungehörig: Ihr fehlte ein ausgeprägter Sinn dafür, wie man eine Beziehung führte, und es war ihr egal, wen sie verletzte. Entweder musste er dem Ganzen ein Ende setzen, oder Vanessa hatte sich ab sofort angemessen zu verhalten. Er musste standhaft sein. Im Geiste stellte er sich vor, wie er die Stufen zu Vanessas Souterrainwohnung hinabstieg, um, wie so oft, eine verschlossene Tür vorzufinden, Dunkelheit und Leere, und für einen Augenblick war ihm dabei so elend zumute, dass er sich beinahe auf die Treppe niedersinken lassen musste. Aber nein. Man musste standhaft bleiben. Wenn sie nicht da sein sollte, war dies das letzte Mal; wenn das kleine Biest ihm (und seinem Geld, davon ganz zu schweigen) nicht den gebührenden Respekt entgegenbringen konnte, dann verdiente sie es, ihn zu verlieren. (Doch würde er das durchstehen? Standhaft bleiben, Donald, standhaft!)

Als er in den Nebel hinaustrat, hob sich Donalds Mut wieder etwas. Vanessa würde einsehen müssen, dass an so einem Abend niemand pünktlich sein konnte – und sie selbst würde sicher zweimal darüber nachdenken, hinauszugehen. Aber das war gleich das nächste Problem, dem er sich wegen Judes rücksichtslosem Benehmen noch gar nicht richtig hatte widmen können. Was sollten sie am Wochenende bloß unternehmen? Eigentlich hatten sie geplant, nach Chevenix Court hinauszufahren, in sein neues Haus auf dem Land, und unterwegs zum Dinner irgendwo einzukehren. Aber so? Er konnte keine drei Meter weit sehen, die Autos krochen die Chancery Lane hinunter wie verwundete Ratten, für die Fahrt zu Vanessa würde er mindestens eine Dreiviertelstunde brauchen, aus London herauszukommen würde eine Qual werden, und wenn sie erst mal draußen waren, war es dort vielleicht noch schlimmer, o Gott, lieber Gott, November in London, warum waren sie nicht in Rom oder Athen oder Beirut? (Nein, nicht Athen, das Essen war dort einfach zu widerwärtig.) Ruhig, denk nach. Wie immer in Momenten der Unruhe zitterte sein linkes Knie, und ihm brach unterm Gesäß der Schweiß aus. Also gut. Lass den Wagen über Nacht hier, nimm die Untergrundbahn nach Earl’s Court, geh zu Vanessa und sag: »Lass uns die Nacht in London verbringen und am Morgen rausfahren, wenn es besser aussieht. Wir bleiben dafür noch Sonntagabend, zum Ausgleich.« Eindeutig vernünftig – doch Vanessa, die, sobald sie sich lieber den Plänen anderer anschließen wollte, ihre eigenen Pläne schneller aufgab, als man einem Seidenstrumpf beim Fallen zuschauen konnte, hasste es, sich umzuentscheiden, wenn man sie darum bat. Nun – sie würde es eben einfach hinnehmen müssen. Donald ging die Chancery Lane hinauf Richtung U-Bahn-Station. Wenn sie eine Szene machen sollte, würde das die letzte sein. Vorausgesetzt natürlich, dass sie überhaupt zu Hause war. O Gott. Sie würde doch sicher … bei diesem Nebel? Gewiss stand sie gerade übers elektrische Feuer gebeugt da und dachte: »Gott sei Dank bin ich hier sicher im Warmen, und hoffentlich ist mit Donald alles in Ordnung.« Nein, gewiss nicht. Sie würde eher denken: »Wenn Donald in den nächsten fünf Minuten nicht hier auftaucht, gehe ich um die Ecke zu Jonathan Gamp rüber. Mag sein, er ist schwul, aber er freut sich trotzdem, wenn ich ihm schnell einen blase.« Das dachte sie wohl gerade, dieses verdorbene Luder. O Vanessa, Vanessa, deine schlanken Beine, deine kleinen Brüste, deine Schenkel: deine festen, knabenhaften Schenkel. Er musste es verhindern. Außer sich vor Lust und schlimmen Befürchtungen stürzte Donald die Stufen zur Chancery Lane Station hinunter (mindestens einmal umsteigen, verdammt!). Ob Vanessa zu Hause war oder nicht, es musste etwas geschehen (kein Kleingeld, anstehen, verdammt!), ja, es musste etwas geschehen, endgültig. Braune Augen, tiefschwarzes Haar; schlanke Beine, Knabenschenkelpaar: Vanessa, o Vanessa; Vanessa Drew.

Nachdem Jude Holbrook Donalds Büro verlassen hatte und in sein eigenes zurückgegangen war (kleiner, aber doppelt so gemütlich), dachte er an vier Dinge. Als Erstes, aber nur ganz kurz, an Vanessa Drew, mit der er – wie nahezu jeder, den er kannte – die vergangenen drei Jahre hindurch sporadisch eine Affäre gehabt hatte, das hieß, er hatte, wann immer er sie auf einer Party traf, versucht, sie für zehn Minuten ins Badezimmer zu manövrieren, und war damit gewöhnlich erfolgreich gewesen, wenn sie nicht schon in der halben Stunde davor von jemand anderem dorthin manövriert worden war. Donald war, ganz typisch, als Letzter von all seinen Freunden auf Vanessas Vorzüge aufmerksam geworden, und seither nahm er die Sache mit ihr, ebenfalls ganz typisch, todernst und wollte alles, was sie zu bieten hatte, für sich allein haben. Was, dachte Holbrook, für Donald eine echte Herausforderung darstellte, für Vanessa etwas ganz Neues war und sich für all ihre alten Bekannten (sollte es ihm tatsächlich gelingen, sie von ihnen abzuhalten) als eine ganz öde Sache herausstellen würde.

Als Zweites dachte er an seine Frau und seinen Sohn. Der kleine Donny (Salingers Patenkind) begann mit seinen vier Jahren nun langsam keck, niedlich und interessant zu werden; wohingegen Penelope nach vier Jahren Ehe noch eitler, stumpfer und, obwohl sie als Fotomodell ein eigenes Einkommen hatte, geldgieriger als je zuvor geworden war. Es war höchste Zeit, dass er sie loswurde – eine Angelegenheit, die sie ihm durch ihre ständigen öffentlichen Seitensprünge sehr leicht machen würde: Er wartete bloß noch darauf, dass sie irgendetwas derart Schwerwiegendes tat, dass er das Sorgerecht für Donny erhalten würde, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Penelope den Jungen behalten wollte. Nachdem er sich zwei Minuten lang diesen und ähnlichen Überlegungen hingegeben hatte, rief er bei sich zu Hause an und bat das deutsche Mädchen, das sich derzeit um Donny kümmerte, Mrs. Holbrook zu informieren, dass er wegen unerwarteter geschäftlicher Angelegenheiten übers Wochenende wegmüsse. Das deutsche Mädchen schien verstört, das zu hören, und es stellte sich heraus, dass Donny schon den ganzen Tag von dem Versprechen seines Vaters geredet hatte, ihn am Samstag zum Runden Teich mitzunehmen. Kurz durchfuhr es ihn, und Holbrook bat darum, dass Donny ans Telefon geholt werde. Am anderen Ende war größte Bestürzung und schweres Atmen zu hören, dann eine schüchterne Kinderstimme:

»Daddy?«

»Hallo, Donny! Hör mal, mein Freund. Daddy muss sich um etwas ganz Wichtiges kümmern. Etwas Dringendes, das morgen gemacht werden muss. Ich kann’s nicht ändern. Das verstehst du doch, oder?«

»Daddy?«

»Ja, Donny?«

»Wann gehen wir zum Runden Teich?«

»Ich denke, dass Fräulein … Fräulein … ähm … mit dir geht.«

»Ich meine ich und du. Können wir morgen hingehen?«

»Du hast nicht richtig zugehört, Donny. Daddy hat morgen sehr viel zu tun, er muss etwas Dringendes machen …«

»So viel, dass wir nicht zum Runden Teich gehen können?«

»Ich fürchte ja … Nein, Gott verdamm’s, natürlich gehe ich mit dir morgen da hin. Ich bin zum Mittagessen zurück, Donny, und wir gehen gleich nach dem Essen los. Hast du dein Boot schon bereitgelegt?«

»Ja, ja, Daddy, ja!«

»Dann bis morgen beim Mittagessen. Ich freue mich drauf, Donny, ich freue mich wirklich drauf …«

Nachdem er Fräulein … ähm … über den neuen Ablauf in Kenntnis gesetzt hatte, begann Holbrook, als Drittes, an Angela Tuck zu denken, die über diese Unterbrechung ihres gemeinsamen Wochenendes sehr verärgert sein würde. Da nun aber Miss Beatty mit seinen Briefen erschien, beschloss er, dafür dann spontan vor Ort etwas aus dem Ärmel zu schütteln. Donny und Angela gänzlich ausblendend, fuhr er sich mit dem Kamm durch die Haare und machte sich an eine rasche, aber unerbittliche Durchsicht der vor ihm liegenden Briefe. Nachdem er sechs davon unterschrieben und Miss Beatty gebeten hatte, drei weitere zwecks Abänderung noch mal mitzunehmen, dachte Holbrook, viertens und letztens, ans Geld.

Fünfzehntausend Pfund. Aufbringen konnte er selbst das nicht, seine Bank würde nicht wollen … oder vielleicht doch? »Ihnen ist schon bewusst, Mr. Sangster, dass Salinger & Holbrook zur Hälfte mir gehört. Aus offenkundigen Gründen möchte ich nichts davon verkaufen, aber als Sicherheit könnte das doch dienen?« – »Vielleicht, Mr. Holbrook. Aber Sie haben doch vermutlich in irgendeiner Form eine Vereinbarung mit Mr. Salinger, wonach Sie Ihren Anteil am Unternehmen nur mit seiner Einwilligung verkaufen können?« – »Ja.« – »Dann bräuchten wir zugleich auch seine Einwilligung, bevor wir die Geschäftsanteile als Sicherheit akzeptieren …« Nein. Nicht die Bank. Eine Leihanstalt? Höhere Zinsen, gleiches Hindernis. Es gab nur einen Weg. Es war höchste Zeit, dass sein Vater ihm ein bisschen Geld rüberschob, und sei es nur, um die Erbschaftssteuern zu umgehen – sein Vater musste nun endlich dazu gebracht werden, das einzusehen. Holbrook senior hatte die vergangenen zwanzig Jahre über auf seinem ererbten Kapital gesessen, hatte trotz einer Fülle von Gelegenheiten, es zu verdreifachen, zugelassen, dass es schrumpfte, und nun musste er endlich dazu gebracht werden, einzusehen, dass Gerechtigkeit, Pflichtgefühl und gesunder Menschenverstand es erforderten, dass er seinem Sohn beisprang – der keinen einzigen Penny von ihm gesehen hatte seit der Zahlung des letzten Teilbetrags jenes kargen Unterhalts, den er während seiner Zeit in Oxford erhalten hatte. Ja – aber wie konnte er zu dieser Einsicht gebracht werden? Fünfzehntausend Pfund entsprachen vielleicht einem Viertel dessen, was der alte Mann besaß; und als Holbrook damals vor sechs Jahren angedeutet hatte, dass selbst zweitausend Pfund eine Hilfe für den Einstieg für ihn darstellen würden, war ihm unverblümt mitgeteilt worden, er habe eine erstklassige Ausbildung genossen, und auf mehr könne er nicht rechnen. Sein Vater schien kurioserweise zu denken, dass er ewig leben würde: »Das ist mein Geld«, hatte er gesagt, »und ich werde es alles brauchen. Du hast dafür deine Jugend.« Es gab keinen Grund anzunehmen – eher im Gegenteil, nach dem zu schließen, was der junge Holbrook bisher von ihm gesehen hatte –, dass sechs Jahre etwas an dieser Auffassung geändert hatten.

Wie also dann? Sich die Habgier des alten Mannes zunutze machen? Ihm sagen, dass das Geld bloß ein Darlehen sei und er damit einen beträchtlichen Gewinn machen würde? Aber Holbrook senior, obgleich er sich gelegentlich von Schmei­cheleien geschickt vorgehender Fremder einwickeln ließ (einmal hatte er einem Mann zweitausend Pfund geliehen, damit dieser sie mit einer »unfehlbaren« Strategie beim Rou­lette setzen konnte), war seinem eigenen Fleisch und Blut ge­genüber außerordentlich misstrauisch. Also wie? Es gab nur einen mög­lichen Weg: über seine Mutter. In finanziellen Fragen misstraute Holbrook père seiner Gattin zwar nicht weniger als allen anderen Familienmitgliedern, aber er war von ihr abhängig – sie führte seinen Haushalt, gab seiner schwankenden Gesundheit Halt, verabreichte ihm starke Spirituosen in Dosen, die Trost spendeten, ohne ihn umzubringen. Ohne ihre Führung und Aufsicht wäre der alte Herr in einem Jahr tot – und das wusste er. Wenn sie darauf drang, dass er seinem Sohn Geld gab, würde er sie eine Närrin schimpfen – und es ihm geben. Aber würde sie darauf dringen? Seine Mutter besaß von Natur aus eine tiefsitzende Verachtung für die Geschäftswelt; es war weniger, dass sie, als Tochter eines Lateinprofessors einer Universität im Norden des Landes, kommer­ziellen Erfolg als moralisch oder gesellschaftlich verwerflich ansah – sie betrachtete ihn schlichtweg als unsäglich, als etwas aus ästhetischen Gründen Verabscheuungswürdiges. Sie liebte ihren Sohn, und wenn dieser Geld benötigte, damit er nicht in Schande fiel, würde sie es ohne Zweifel in die Wege leiten; doch auf die Bitte hin, ein Geschäftsvorhaben zu finanzieren, würde sie sich mit einem gequälten Lächeln abwenden, genau wie damals, als er ihr zum ersten Mal von Salinger & Holbrook erzählt hatte, und würde dann das Thema wechseln. Nun denn, damit war das Vorgehen eigentlich klar, er musste seiner Mutter eben er­­zählen, dass er fünfzehntausend Pfund benötigte, weil er an­­dernfalls im Gefängnis landen würde. Wenn Leute solch al­bernen und weltfremden Auffassungen anhingen, wenn sie sich unbedingt dem gesunden Menschenverstand verschließen mussten, dann hatte man so mit ihnen zu verfahren, wie es einem nicht anders übrigblieb.

Als Holbrook mit einigem Verdruss den Besuch bei seinen Eltern ersann, den dieser Plan erforderlich machen würde, kam Miss Beatty mit den abgeänderten Briefen herein. Ein weiteres Mal las er sie, unter Miss Beattys wölfisch lauerndem Blick auf der anderen Seite des Tisches, sorgfältig durch.

»… wenn es möglich wäre«, sagte er, das unterste Blatt inspizierend, »nicht wenn es möglich ist. Aber ich nehme nicht an, dass der erste Zeichner der Herren Carghill großen Wert auf Konjunktive legt, also lassen wir den so rausgehen. Und es ist auch Zeit, Sie dann rausgehen zu lassen, Miss Beatty. Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie so lange aufgehalten habe.«

»Ist schon recht, Mr. Holbrook. Ich gebe die eben noch in die Post.«

Holbrook reichte ihr die unterschriebenen Briefe und schenkte ihr, was Jonathan Gamp immer als sein »Gefallener-Engel-Lächeln« bezeichnete.

»Ich hoffe, Sie haben sich jetzt wegen des Nebels keine zu großen Sorgen gemacht.«

»Jederzeit, wenn Sie mich brauchen, Mr. Holbrook. Nach all den Jahren. Wissen Sie, zu Hause wartet kein besonders auf­regendes Leben auf mich, also ist all das hier für mich ein ziemliches Abenteuer gewesen. Wie es damals angefangen hat, in dem schrecklichen kleinen Büro in Bayswater … und jetzt das hier!«

»Und es endet hier ja noch nicht, Miss Beatty.«

»Das will ich auch nicht hoffen!« Sie kicherte betont kokett. »Und Sie sollen wissen, dass es mich nicht stört, wenn Sie mir gegenüber einmal unwirsch sind, denn ich weiß ja, unter welchem Druck Sie stehen … und, wenn ich das so sagen darf, dass Sie nicht … immer die Unterstützung haben … die zu er­warten wäre.«

»Ich werde zurechtkommen, solange ich Sie habe, Miss Beat­ty. Gute Nacht.«

»Gute Nacht, Sir«, sagte Miss Beatty freudig errötend.

Was Donald nicht mitkriegt, dachte Holbrook, als er nach seinem Kamelhaarmantel griff, ist, dass er so durchgängig nett zu allen hier ist, dass er sie zu Tode langweilt. Schubse sie aber ein bisschen herum, schrei sie an und mach eine Szene, und schon wissen sie, dass es hier um was geht und dass sie ein Teil davon sind. Diese Frau mag ihre Arbeit, weil sie hier Veränderung, Aufregung, ja, auch Brutalität erlebt. Sie geht jetzt heim und erzählt ihrer alten Mutter: »Mr. Holbrook hat mich heute Nachmittag aus Mr. Salingers Büro geworfen, aber später dann war er wahnsinnig liebenswürdig. Irgendwas ist dort im Gange, wenn mich nicht alles täuscht.« Sie wird deshalb den Montag kaum erwarten können, um zu sehen, was als Nächstes passiert. Nicht dass da viel passieren wird, aber nicht mal die Posaunen des Jüngsten Gerichts würden sie vom Büro fernhalten. Säße hier aber bloß der arme alte Donald, würde sie wohl jedes Mal gleich eine ganze Woche wegbleiben, sobald sich das rote Übel bei ihr ankündigt.

Er eilte die Treppe hinab, erwischte auf der Stelle das einzige freie Taxi im Umkreis einer Meile und nannte dem Fahrer Angela Tucks Adresse in Holland Park.

Und weg ist er, sagte Miss Beatty zu sich selbst, als sie die letzten Briefe zuklebte. Wenn er nur etwas für mich übrighätte, ich würde mich hier im Korridor für ihn niederwerfen. Ich frage mich, wie er wirklich ist. Ungestüme Küsse, mit kratzendem Barthaar? Aber zärtlicher Zunge? Jetzt aber, Beatty! Sperr hier zu, fürs Wochenende, und geh nach Hause. Nach Hause zu Muttchen … Aber ob man ihm tatsächlich trauen kann? Donald Salinger, der ist sanft, aber dennoch weiß man bei ihm, woran man ist. Jude jedoch … ah, Jude … würden die Dinge nach seiner Nase laufen, er würde dich wie einen alten Socken loswerden wollen. Wenn Donald es zuließe. Gut, dass Donald da ist, wirklich. Ich frage mich, wie er wohl so ist. Eher brav … schüchtern … nervös und zögerlich? Leichter einzuschätzen und zuvorkommender, er würde einem Zeit lassen zum Luftholen. Und doch, ich wüsste, welchen von beiden ich nehmen würde.

Ashley Dexterside, im Dufflecoat und mit pelzbesetzten Wild­leder­stiefeln, hielt auf dem Bürgersteig kurz inne, überlegte, in welche der sechs möglichen Bars er gehen sollte, und entschied sich für den Cavalier, wo er einen Scheck einlösen konnte. Was ihn darauf brachte. Er musste mit Donald und Jude über die versprochene Gehaltserhöhung sprechen – versprochen im März und seither nicht wieder erwähnt. Gerade wollte er sich seinem bevorzugten Zeitvertreib hingeben, nämlich im Geiste mit seinen handzahm gemachten Arbeitgebern Dialoge zu führen, schneidend kalt und verächtlich, als jemand von hinten unsanft auf ihn auflief. Miss Beatty.

»Gute Nacht, meine Liebe!« Du grässliche alte Kuh.

»Gute Nacht, Mr. Dexterside!« Du widerwärtige kleine Schwuchtel. Aber dennoch, ich frage mich, wie du wohl so bist. Schmutzige Unterwäsche, würde ich mal denken.

2

Ungefähr zur gleichen Zeit, in einem Haus am hinteren Ende der Gower Street, war Somerset Lloyd-James, ein kahlköpfiger und pickeliger, siebenundzwanzig Lenze zäh­lender junger Mann damit beschäftigt, die Druckfahnen der nächstwöchigen Ausgabe von »Strix« Korrektur zu lesen. Das Haustelefon, mit dessen Klingeln ihm die Ankunft von Tom Llewyllyn verkündet wurde, löste bei ihm alles andere als Freude aus; doch bevor die Rezeptionistin angewiesen werden konnte, Tom abzuweisen, öffnete sich schon die Tür, und dahinter erschien eine Kaskade triefender Locken über einem halb verwitterten Regenmantel.

»Bücher, mein Lieber. Büüüücher!«

»Ich hab’s dir doch schon gestern am Telefon gesagt, Tom. Im Moment gibt es nichts, was du rezensieren könntest.«

»Ich nehm alles. Krieg, Reisen, Abenteuer, Wie man, ohne es drauf anzulegen, Mätresse des Königs wird …«

»Tom! In der Rubrik mit den Buchbesprechungen ist in diesem Magazin nur begrenzt Platz, und sie befasst sich mit Büchern zu den Themen Wirtschaft, Industrie und Handel, gelegentlich auch mit politischen oder soziologischen Veröffentlichungen, die für das eben Genannte in irgendeiner Weise von Bedeutung sind.«

»Na prima! Schieb ihn rüber, den neuesten Schwachsinn über die wachsende Wirtschaft. Tom Llewyllyn, der Allzweck­­intellektuelle, steht zu Diensten. Bloß am Rädchen drehen und den benötigten Umfang einstellen, dann Knopf drücken und umgehend einen qualitativ hochwertigen Text erhalten.«

»Alles, was ich für die nächsten drei Wochen benötige, ist längst verteilt.«

»Was ist los?«, sagte Tom beleidigt und setzte sich, weiterhin in seinem Regenmantel, auf einen Stapel korrigierter Druckfahnen. »Hat dir mein letzter Beitrag nicht gefallen?«

»Doch, sehr sogar. Würdest du bitte dieses widerliche Kleidungsstück von meinen Korrekturabzügen nehmen?«

»Also dann?«, sagte Tom, Somerset die Fahnen reichend, die bereits merklich unter dem Regenmantel gelitten hat-ten.

»Es ist einfach so, dass ich ein paar ernsthafte, gehaltvolle Beiträge brauche«, sagte Lloyd-James. »Deine haben einen Hang zur Frivolität, was in diesen Kreisen nicht immer akzeptabel ist.«

»Damit willst du sagen, dass ich die Finanzwelt nicht so bierernst nehme, wodurch sich all die aufgeblasenen Geschäftsleute auf die Füße getreten fühlen.«

»Zum Teil. Und ich muss alles vor dem Kuratorium rechtfertigen.«

»Aber jetzt, wo der alte Herr tot ist? Erzähl mir doch nicht, dass dem jungen Philby das nicht piepegal ist.«

»Neben Lord Philby besteht das Kuratorium noch aus drei weiteren Personen … wenn wir alle Posten wieder besetzt haben, jedenfalls.«

»Und denen gefällt nicht, was ich schreibe?«

»Sie wollen nicht, dass dein Ton überhandnimmt. Ich werde weiterhin Arbeit für dich haben, Tom. Aber erst in ein paar Wochen.«

»Verstehe.« Tom legte seinen Regenmantel ab und drapierte ihn, mithilfe zweier Stühle, wie eine Art Zelt über dem Heizstrahler. »Hör mal, mein Lieber«, sagte er. »Ich bin blank. B-L-A-N-K. Ich schulde Tessie schon weiß Gott wie lange die Miete, und die arme alte Schachtel macht sich so langsam Gedanken. Sie hat einen neuen Buchhalter, der jeden Tag zu ihr kommt, um ihr zu sagen, dass sie mich rauswerfen soll. Die ganze Zeit hat sie zu mir gehalten wie Pech und Schwefel, der ollen Seele sei’s gedankt, aber ich muss ihr sehr bald Geld geben. Wenn du mir also keine Arbeit geben kannst, überlass mir einen Stapel von den Schwarten da« – er zeigte auf die verstaubten, vorwurfsvoll sich rundum im Raum stapelnden restlichen Buchexemplare – »und ich schlage sie bei Gaston los und sehe, was ich dafür bekommen kann.«

»Tut mir leid, Tom.«

»Aber das ist doch alles altes Zeug. Davon wirst du nichts mehr besprechen.«

»Ich muss das penibel auflisten. Am Ende des Geschäftsjahres werden alle nicht rezensierten Bücher en bloc verkauft, und der Erlös wird von der Rechnungsstelle aufs Bankkonto eingezahlt.«

»Diese geizigen Hunde! Sie könnten den Mitarbeitern wenigstens einen Anteil überlassen. Der ›Listener‹ macht das so.«

»Lord Philby – der alte Philby – hat nichts von Prämien oder Zuwendungen gehalten.«

Es entstand eine Pause, in der Tom die Ausdünstungen seines Regenmantels inhalierte und Lloyd-James sich demon­strativ wieder seinen Korrekturabzügen zuwandte.

»Was soll ich bloß tun, Somerset?«, sagte Tom schließlich.

»Deinen Wagen verkaufen?«

»Lohnt sich nicht. Der Wagen wäre ein guter Griff, wenn man mich fragt – aber niemand zahlt mir dafür auch nur zwanzig Piepen. Außerdem hänge ich an der alten Karre.«

»Vielleicht gibt dir Stern vorab noch mehr für dein Buch?«

»Ich bin mit der Überarbeitung drei Monate in Verzug. Mit viel Glück schaffe ich’s, dass es Weihnachten fertig ist.«

»Und das letzte?«

»Ist alles weg, bis auf den letzten Penny. Leih mir was, mein Lieber. Bitte!«

»Ich verleihe kein Geld, Tom.«

Und dennoch, dachte er, gibt es keine Regel ohne Ausnahme. Tom war schon dabei, seinen Regenmantel wieder an­zulegen, als Lloyd-James ihm bedeutete, sich noch mal zu setzen, während er sich eine halbe Minute Zeit zum Nachdenken nahm, wobei er so tat, als würde er seine Übersicht der Buchbesprechungen nochmals konsultieren. Toms Erstling, ein politischer Roman, der vor vier Jahren herausgekommen war, mochte grell und extravagant sein, doch hatte er hohes Ansehen bei der Kritik genossen und durchaus beachtliche Verkaufszahlen erzielt – so beachtlich, dass selbst jemandem wie Tom bis vor ungefähr einem halben Jahr der Alkohol und die Frauen nicht ausgegangen waren. Das zweite Buch, ein Vorhaben, in das seit drei Jahren reichlich Zeit, Vorarbeiten und Verlegervorschüsse geflossen waren, sollte eine Geschichte der Ausbreitung des Kommunismus seit 1945