Die Reportage - Laura Theresa Glassl - E-Book

Die Reportage E-Book

Laura Theresa Glassl

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Beschreibung

Reportagen sind einzigartig. Wie keine andere journalistische Textsorte ermöglichen sie es der Leserin sich in Situationen und Menschen einzufühlen und sich mit ihnen zu identifizieren. Mit Sprache wird eine Welt des Miterlebens geschaffen. Vor dem Hintergrund ihrer besonderen Vermittlungsfunktion beschreibt die Autorin die besonderen Merkmale von Reportagen und veranschaulicht diese an Beispielen aus der "Stuttgarter Zeitung".

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Um eine flüssige Lesbarkeit zu gewährleisten, wird in den folgenden Ausführungen ausschließlich die weibliche Form verwendet. Angesprochen sind jedoch Männer und Frauen.

Inhalt

 

1 Einleitung

2 Reportage in der Zeitung

3 Ziele und Voraussetzungen

Was will und soll die Reportage?

Wie wird das Ziel erreicht?

4 Textebenen

Szenische Ebene

Die Sprache auf der szenischen Ebene

Faktische Ebene

5 Einstieg und Schluss

Szenisch gute Bilder

Analyse

Nicole Höfle: „Schatten im Blick“

Esther Göbel: „Schwester Courage“

Michael Ohnewald: „Ein Mörder auf Bewährung“

Fazit zur Analyse

6 Aufbau

Auswahl und Strukturierung

Spannung erzeugen

Aufbauprinzipien verschiedener Typen der Reportage

7 Abgrenzung zu den nah verwandten Textsorten

8 Schlussbetrachtung

9 Literaturangaben

Primärquellen

Sekundärquellen

Internetquelle

10 Anhang

Beispielreportage 1

Beispielreportage 2

Beispielreportage 3

1 Einleitung

 

Definitionen der journalistischen Textsorte „Reportage“ gestalten sich oft vage und verwirrend. Sogar manche Journalistinnen, die in ihr häufig eine Möglichkeit der „Selbstverwirklichung“1 sehen, verkennen ihren wahren Charakter und ihre besondere Funktion. Dabei würde gerade dieses Wissen eine Charakterisierung der Reportage und ihrer Merkmale ermöglichen. 2

Aus diesem Grund wird es im nachfolgenden Text um die Charakteristika und Besonderheiten der Reportage im Zeitungsjournalismus gehen.

Der Fokus liegt auf der Frage, worin die Hauptfunktion der Reportage besteht und mit welchen besonderen Mitteln eine Reporterin arbeiten muss, um dieses Ziel zu erreichen.

Im ersten Kapitel wird die aktuelle Position der Reportage in der deutschen Medienlandschaft beleuchtet. In Kapitel 2 folgt eine funktionale Einordnung, in der die wichtigsten Ziele der Reportage als Vermittlungsmedium geklärt sowie auch die grundlegenden Voraussetzungen dafür genannt werden.

Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die funktionalen, inhaltlichen und sprachlichen Merkmale sowie Unterschiede der szenischen und faktischen Textebenen der Reportage dargestellt.

In Kapitel 4 stehen Einstieg und Schluss der Reportage im Mittelpunkt. Zunächst werden die Merkmale und Funktionen dieser zentralen Bestandteile der Reportage beschrieben. Vor dem Hintergrund dieser Kriterien werden im Anschluss daran der Einstieg und der Schluss von drei Reportagen aus der Stuttgarter Zeitung analysiert.

Kapitel 5 ist der zielversprechenden Auswahl und den Möglichkeiten der Strukturierung faktischer und szenischer Inhalte gewidmet.

Im Rahmen eines Vergleichs mit den ihr nahe verwandten Textsorten, werden in Kapitel 6 die unverwechselbaren Merkmale der Reportage nochmals hervorgehoben.

1 Haller, 2006, 73. Hervorhebung im Original.

2 Vgl. Haller, 2006, S.72f.; Fey/Schlüter, 2006, S.22.

2 Reportage in der Zeitung

 

Christoph Fasel nennt sie „die Königsdisziplin des Journalismus. Die Krone, um die Journalisten ringen. Ihre Autoren sind die Stars der Branche.“3

Dementsprechend werden auch mit dem „Egon-Erwin-Kisch-Preis“ und dem „Theodor-Wolf-Preis“ die namhaftesten Auszeichnungen für Journalistinnen in der Kategorie Reportage verliehen. 4

Und trotzdem: Nur in wenigen deutschen Tageszeitungen sind Reportagen ein fester Bestandteil des Textsortenrepertoires. Stattdessen dominieren kürzere Textsorten, beispielsweise die Nachricht, um die Leserinnen über aktuelle Themen und Ereignisse zu informieren.

Eine Ausnahme ist die „Süddeutsche Zeitung“, die der Reportage sogar einen festen Platz auf Seite → gewährt.5

Auch in der „Stuttgarter Zeitung“ erscheint, dank ihrem Gründer und Chefredakteur Michael Ohnewald, an sechs Tagen in der Woche eine Reportage, die der Leserin neue, spannende Zugänge und Informationen zu verschiedenen lokalen Themen bietet.6

Es handelt sich hierbei um „Qualitätsjournalismus“7, was sich an den positiven Reaktionen der Leserinnen und den zahlreichen Preisen zeigt, mit denen die „Reportagenseite“ der Stuttgarter Zeitung schon geehrt wurde.8

Das spricht eindeutig für die Reportagen in der „Stuttgarter Zeitung“ und allgemein für diese journalistische Textsorte mit ihrer ganz spezifischen Funktion, ihren besonderen Merkmalen und Herangehensweisen an verschiedene Themen.

3 Fasel, 2008, S. 82.

4 Vgl. Fasel, 2008, S.82.

5 Vgl. Fey/Schlüter, 2006, S.22.

6 Vgl. (o.V.): Wie die Reportagen-Seite der Stuttgarter Zeitung entstand. URL: http://www.anstageslicht.de/themen/themenkategorien/geschichtenansicht/kapitelansicht/kat/stuttgarter-reportagen/story/die-stuttgarter-reportagen/kapitel/wie-die-reportagen-seite-der-stuttgarter-zeitung-entstand-1.html (zuletzt abgerufen: 23.02.2015).

7 Ebd.

8 Vgl. ebd.

3 Ziele und Voraussetzungen

 

Was will und soll die Reportage?

Die Reportage gehört, wie die Nachricht, das Feature, die Magazingeschichte und der Bericht, zu den objektiven informations- und tatsachenbezogenen journalistischen Darstellungsformen. Diese Textsorten haben die primäre Funktion, Informationen über verschiedene Themen und Ereignisse zu informieren.

Als vorwiegend erzählende journalistische Textsorte zeichnet sich die Reportage jedoch durch eine ganz besondere Art der Vermittlung von Informationen aus. 9

Da es grundsätzlich schwer ist, die Textsorte „Reportage“ eindeutig zu definieren, unternimmt Michael Haller den Versuch einer Definition anhand dieser spezifischen Vermittlungsfunktion.10

Schon die großen traditionellen Typen der Reportage, der „Reisebericht“ und der „Augenzeugenbericht“ 11 haben das grundlegende Ziel, das die moderne Reportage heute verfolgt: Die Leserin am Geschehen „teilhaben zu lassen.“12 Sie soll nicht nur informiert, sondern auch näher an ein Thema herangeführt werden. Sie soll sich in Situationen und Menschen einfühlen und sich mit ihnen identifizieren können.13

Der Leserin soll ein bisher unbekannter, unverständlicher oder ungewöhnlicher Aspekt eines Themas, eine bestimmte Botschaft oder „Quintessenz“14, nahegebracht werden.

Durch das Mittel der sprachlichen Gestaltung überwindet die Reporterin hierfür „soziale und/oder räumliche Distanzen sowie institutionelle und/oder psychologische Barrieren“15 und macht diese für die Leserin verstehbar.

Mit dieser Vermittlungsfunktion vereinigt die moderne Reportage als „Augenzeugenreise“16 die Merkmale des erzählenden „Reisebericht(s)“

und des über aktuelle Ereignisse informierenden „Augenzeugenbericht(s)“ 17. 18

Wie wird das Ziel erreicht?

Um eine Reportage zu schreiben, die dieser besonderen Art der Themenvermittlung gerecht wird, muss die Reporterin einiges leisten.

Die Reporterin benutzt das „vollständige Instrumentarium der journalistischen Recherche“19. Sie wertet Quellen aus, befragt Menschen und ist vor allem, ganz nach „journalistische(r) Tradition“20, als Augenzeugin an dem Ort anwesend, an dem das Ereignis oder Erlebnis, von dem sie erzählt, tatsächlich stattfindet.21

Ausschlaggebend für die Themenwahl ist zum einen, dass sich die Reporterin selbst dafür interessiert und zum anderen ein zu erwartendes Interesse seitens der Leserinnen. Beinhaltet das Thema beispielsweise einen zwischenmenschlichen Konflikt, der sich gut aus einer neuen Perspektive darstellen lässt, sind die Chancen groß, dass es in einer Reportage Anklang findet.

Nachdem die Reporterin ein spannendes und reizvolles Thema mit neuen, konfliktreichen Aspekten und möglichen Hauptpersonen auserkoren hat, besteht ihre Arbeit zunächst aus dem Sammeln und Recherchieren von Materialien, die später Bestandteil der Reportage werden könnten.22

Einerseits muss sie sich in Archiven oder im Internet über Fakten zu ihrem Thema und über Lebensläufe möglicher Hauptpersonen informieren. Andererseits muss sie sich Informationen über den Ort, den sie zu besuchen beabsichtigt, einholen und sich über mögliche Umstände und Bedingungen sowie über Kontaktmöglichkeiten zu Personen in Kenntnis setzen lassen.23

Am Ende einer gründlichen Vorarbeit ist sie sich sowohl über Hintergrundinformationen als auch einen besonderen Aspekt ihres Themas im Klaren und weiß, welchen Ort sie wann besuchen und aus welcher Perspektive sie das Geschehen betrachten muss. Demnach hat sie einen Zugang zu ihrem Thema gefunden und besitzt eine Vorstellung davon, wie sie es entsprechend umsetzen kann.

Dieses Wissen nützt ihr schließlich für eine gezielte Recherchearbeit vor Ort, indem sie zum Beispiel schon weiß, welche Personen wichtig sein könnten. Infolgedessen kann sie sich ganz auf detaillierte Beobachtungen konzentrieren und viel Material sammeln, das sie später auswählt, strukturiert und, ganz im Sinne der „literarische(n) Tradition“24