Die Reporterin und der faule Zauber: Margot Thaler ermittelt - Helga Beyersdörfer - E-Book
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Die Reporterin und der faule Zauber: Margot Thaler ermittelt E-Book

Helga Beyersdörfer

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Beschreibung

Ermitteln Sie mit der pfiffigen Margot Thaler im Kriminalroman »Die Reporterin und der faule Zauber« von Helga Beyersdörfer, jetzt als eBook bei dotbooks. Margot Thaler glaubt nicht an das Übernatürliche – für eine Journalistin zählen nur die Fakten! Voller Skepsis nimmt sie an dem Wahrsagekurs teil, über den sie einen Artikel schreiben soll – doch dieser endet abrupt, als die Kursleiterin tot aufgefunden wird. Der Fall scheint selbst Margot unbegreiflich: Wie konnte der Mörder unbemerkt davonkommen, schließlich waren sie doch alle direkt im Nebenraum! Oder ist der Täter womöglich gar kein Fremder, sondern mitten unter den Teilnehmern? Schon bald merkt Margot, dass sie sich auf ein tödliches Spiel eingelassen hat … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Ein spannender Krimi um einen mysteriösen Fall, »Die Reporterin und der faule Zauber« von Helga Beyersdörfer. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 211

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Über dieses Buch:

Margot Thaler glaubt nicht an das Übernatürliche – für eine Journalistin zählen nur die Fakten! Voller Skepsis nimmt sie an dem Wahrsagekurs teil, über den sie einen Artikel schreiben soll – doch dieser endet abrupt, als die Kursleiterin tot aufgefunden wird. Der Fall scheint selbst Margot unbegreiflich: Wie konnte der Mörder unbemerkt davonkommen, schließlich waren sie doch alle direkt im Nebenraum! Oder ist der Täter womöglich gar kein Fremder, sondern mitten unter den Teilnehmern? Schon bald merkt Margot, dass sie sich auf ein tödliches Spiel eingelassen hat …

Über die Autorin:

Helga Beyersdörfer studierte Germanistik in Frankfurt am Main und machte danach eine Ausbildung zur Journalistin. Zunächst war sie als freie Autorin u.a. für das ZEIT-Magazin, dann als Redakteurin bei der Frankfurter Rundschau, STERN und SAT1 tätig. Helga Beyersdörfer lebt in Hamburg und ist Mitglied der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur »Das Syndikat«, sowie der »Hamburger Autorenvereinigung«.

Bei dotbooks veröffentliche sie außerdem ihre Kriminalromane »Die Reporterin und der falsche Mörder. Der erste Fall« und »Die Reporterin und der tote Maler. Der dritte Fall«.

Die Autorin im Internet: www.helga-beyersdoerfer.de

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Aktualisierte eBook-Neuausgabe Dezember 2020

Dieses Buch erschien bereits 1999 unter dem Titel »Mit geschlossenen Augen« bei Rowohlt sowie 2016 unter dem Titel »Die Hellseherin – Margot Thalers zweiter Fall« bei dotbooks.

Copyright © der Originalausgabe 1999 Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Copyright © der aktualisierten Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / seligaa / Helen Hotson / Rolf E. Staerk / al_papito / Rudy Balasko

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (kb)

ISBN 978-3-95824-331-6

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Helga Beyersdörfer

Die Reporterin und der faule Zauber

Margot Thalers zweiter Fall

dotbooks.

Kapitel 1

Das Haus hatte ein spitzes Dach, vier kleine Fenster zur Vorderseite hin, und es war weiß gestrichen. Es sah aus, als sei es geradewegs aus dem Malbuch eines Vorschulkindes herausgesprungen und habe sich hier seinen Platz gesucht zwischen Apfelbäumen und Tulpenbeeten.

Von der Gartentür aus führte ein schmaler, gewundener Pfad bis zu dem kleinen Haus. Ein heftiger Regenguß hatte überall Pfützen hinterlassen, und so hüpfte die Frau, die an diesem 4. April durch das Gartentor trat, mal zur Seite und mal vorwärts, wie sie es als Kind beim Kästchenspielen getan hatte.

Margot lächelte, als ihr dieses Kinderspiel wieder einfiel, und beschwingt übersprang sie auch die letzten zwei Pfützen. Ihre Schuhe waren dennoch feucht geworden, und ihre Jeans hatten in Höhe der Waden einige markante Lehmspritzer abbekommen. Margot zuckte die Schultern. Künstlerpech. Sie zupfte ihr Jackett zurecht, fuhr mit den Fingern durch ihr dichtes braunes Haar und sprang entschlossen die beiden Steinstufen hoch zur Eingangstür.

Die Tür war nur angelehnt.

Margot blieb überrascht stehen und sah sich suchend um. War da vielleicht jemand kurz in den Garten gelaufen und hatte deshalb nicht abgeschlossen? Da sie niemanden entdeckte, schob sie die Tür zögernd ein Stück weiter auf, bis sie in einen schmalen dunklen Flur sehen konnte.

»Hallo«, rief sie leise und dann noch einmal laute'»Hallo«. Nichts. Sie scheute davor zurück, weiter in das Haus einzudringen. Schließlich war sie Reporterin und kein Undercoveragent. Andererseits war sie hier verabredet, und es kam überhaupt nicht in Frage, daß sie so einfach wieder abzog. Sie war eigens in diese, aus ihrer Sicht entfernteste Ecke Hamburgs gefahren, was bedeutete, daß sie von Eppendorf aus den häßlichen und ständig verstopften Ring z fahren mußte, bis sie endlich, kurz vor der Autobahnauffahrt nach Berlin, links abgebogen war in dieses Gäßchen im hintersten Marienthal.

Ärgerlich und unschlüssig zog sich Margot aus dem Flur nach draußen zurück, entnahm ihrer großen, ausgebeulten Umhängetasche das Hamburger Abendblatt, legte es auf die oberste Steinstufe und setzte sich mitten auf den Kanzler und dicht neben den Schweif des Kometen Hale-Bopp, von dem sie sich in diesem Moment wünschte, er würde augenblicklich auf dem Schreibtisch des alten Senft einschlagen. Senft hatte ihr das hier eingebrockt, hatte sie geradezu genötigt, diesen Termin zu vereinbaren. »Mystisches bringt Auflage, Gnädigste«, hatte er geblafft, »und wir machen die Serie auch ohne Sie, wenn's sein muß.«

Als Chefredakteur des Journal konnte er sich seine Autoren aussuchen, während Margot sich niemals auch nur einen einzigen Chefredakteur aussuchen konnte.

Nun also dies hier: ein Hellsehertraining für Anfänger. Noch dazu in einem menschenleeren Haus, wie es schien.

Margot spürte Kälte und Feuchtigkeit durch den Hosenboden in ihre Glieder ziehen und zog fröstelnd das Jackett enger um sich. Im Haus rührte sich noch immer nichts. Sollte sie sich im Datum geirrt haben? Wieder stöberte sie in ihrer Riesentasche und förderte diesmal einen Schnellhefter zutage. Sie blätterte die Unterlagen durch, die ihr Karen Karras geschickt hatte. Na bitte, da stand es schwarz auf weiß: »Liebe Frau Thaler, danke für Ihre Anmeldung. Das Training beginnt am 4. April um zehn Uhr.«

Es war der 4. April, und es war – Margot sah auf ihre Armbanduhr – mittlerweile sogar schon zehn nach zehn. Angriffslustig musterte sie die Tür, stand etwas steifbeinig auf und betrat den dunklen Flur. Links sah sie drei niedrige, verschlossene Türen, rechts führte eine steile Holztreppe in das obere Stockwerk.

Margot öffnete die erste Tür zu ihrer Linken und blickte in eine sauber aufgeräumte Küche. Hinter der nächsten Tür verbarg sich eine Art Gästezimmer mit einer Liege, einem Schrank, einem kleinen runden Tisch und mehreren Holzstühlen.

Nun also Tür drei. Margot, inzwischen ungeduldig, öffnete diese hinterste Tür mit erheblich mehr Schwung als die ersten beiden und blieb in der Bewegung mit erhobenem Arm und offenem Mund auf der Schwelle stehen.

Sie sah zwei Männer und sechs Frauen, die schweigend auf niedrigen Holzstühlen im Kreis saßen. In der Mitte dieses Kreises hockte im Schneidersitz eine blasse schmale Frau auf einem weißen langhaarigen Teppich. Sie hatte die Augen geschlossen, die Hände lagen, mit den Innenflächen nach außen, entspannt auf ihren Knien.

Margot hatte noch immer die Türklinke in der Hand und wartete darauf, zur Kenntnis genommen zu werden. Die Frau in der Mitte drehte langsam den Kopf, nickte Margot freundlich zu, erhob sich und kam auf sie zu.

»Margot, nicht wahr. Ich bin Karen.«

»Aha, ja. Tut mir leid, daß ich zu spät bin. Ihre Eingangstür steht übrigens offen. Wußten Sie das?«

»Oh, die steht immer offen. Eine positive Aura läßt das Böse nicht ein.«

Karen Karras sprach mit der hellen, dünnen Stimme einer alten Frau, obwohl sie kaum älter als fünfunddreißig sein konnte. Sie wirkte erschöpft, unter ihren hellgrauen Augen lagen violette Schatten. Während sie sprach, sahen die anderen von ihren Kinderholzstühlchen aus lächelnd zu ihr hoch.

»Hier ist dein Schild«, fuhr sie fort und hielt Margot einen Sticker hin, auf dem ihr Name und die Zahl 39 für ihr Alter stand, »hefte es dir bitte an, es erleichtert das Kennenlernen. Mach es dir bequem, wir können dann auch gleich anfangen.«

Margot spürte die stickige Wärme in dem kleinen Zimmer, dessen zwei Fenster fest geschlossen waren. Durch die Scheiben sah sie auf den Gartenpfad, auf dem noch immer die Pfützen standen.

»Es ist warm hier«, sagte sie und streifte ihr Jackett ab, wobei ihre prall gefüllte Umhängetasche mit einem lauten Plumps zu Boden krachte. Alle Augen waren jetzt auf sie gerichtet und schienen sagen zu wollen: Mach dich klein und sei ruhig. Tatsächlich forderte Karen sie im selben Moment auf, sich zu den anderen in den Kreis zu gesellen.

Margot kauerte sich auf den einzigen freien Stuhl zwischen die beiden Männer, wobei der jüngere galant aufstand und ihr das harte Holz in die Kniekehlen schob.

Der Duft von Davidoff for men stieg ihr in die Nase und erinnerte sie augenblicklich an Harald, dem sie es, als vorläufig letztem Mann in ihrem Leben, gestattet hatte, sein Rasierwasser nebst Zahnbürste in ihrem Badezimmer zu plazieren. Das mit Harald war seit mehr als einem Jahr beendet und ausgestanden, aber dieser Duft bescherte Margot einen versöhnlichen Hauch von Nostalgie.

Dankbar, daß er zur dringend notwendigen Aufhellung ihrer Stimmung beigetragen hatte, besah sich Margot ihren Sitznachbarn zur Linken genauer. Er bevorzugte zweifellos nicht nur teures Rasierwasser, sondern auch elegante Garderobe, die makellos war bis auf einen kleinen Riß am Pullover, genau am Ellbogen. Hemd, Pullover und Bundfaltenhose waren in einem hellblauen Ton aufeinander abgestimmt, der sich in der Farbe seiner Augen wiederholte. Sein volles braunes Haar war an den Schläfen von ersten weißen Fäden durchzogen. Margot konnte ihn sich gut auf einer Villenterrasse vorstellen, in der einen Hand einen Cocktail und in der anderen einen Golfschläger. Aber was, fragte sie sich, wollte ein solcher Mann ausgerechnet hier? Und wieso stand auf seinem Namensschild »Professor Daniel Bothwell« ohne Altersangabe, während alle anderen mit aufgedruckten Zahlen zwischen dreißig und sechzig versehen waren?

»Professor Bothwell, Sir«, flüsterte Margot, die es immer vorzog, ihre Neugierde sofort zu befriedigen, »sind Sie der VIP hier?«

»Daniel«, antwortete er gelassen. »Wir geben uns hier das Du.« Er hatte einen leichten britischen Akzent und blitzte Margot aus seinen blauen Augen an.

»Ich bin ein Freund von Karen und helfe ihr ein wenig. Es ist sehr anstrengend, was sie hier macht, weißt du.«

»Eine Art Zauberlehrling also«, flüsterte Margot zurück, »und wofür steht der Professor?«

»Du fragst und fragst. Mach deinen Kopf leer und laß die Intuition auf dich wirken«, sagte Daniel, ohne auf die letzte Frage einzugehen.

Karen, die inzwischen wieder ihre Position in der Mitte des Kreises eingenommen hatte, hinderte Margot an einer Antwort, indem sie die Hand hob und unter halb geschlossenen Lidern in die Runde blinzelte.

»Bevor wir mit unseren ersten Übungen beginnen«, näselte sie, »möchte ich euch ermahnen, in den Pausen nichts Persönliches von euch preiszugeben, denn wir wollen uns nicht beeinflussen lassen bei unserer Sicht in Vergangenes und Zukünftiges. Wir wollen uns jetzt verbinden mit unserem Erdenband und uns von der starken hellen Sonne über uns durch den Scheitel neue Energie holen. Wir reiben kräftig unsere Hände, öffnen sie dem Kosmos, weilen im Herzen und atmen dazu tief ein und ebenso tief wieder aus.« Sie lächelte matt und schloß die Augen wieder, als habe diese kleine Ansprache ihre Kräfte verzehrt.

Eine Stunde später schon staunten die Kursteilnehmer glücklich glucksend über erste Erfolge.

Helma und Sonja, die Margot genau gegenüber saßen, weilten bereits völlig souverän im Herzen und erspürten mit ihren gefeuerten Händen problemlos die Energiefelder der anderen. Helma war sogar schon einen Schritt weiter. Deutlich hatten ihre Hände einen Energieknubbel in Sonjas Brustbereich wahrgenommen. »Da will sie was nicht rauslassen«, vermutete sie.

Margot hatte sich in einer Zimmerecke in Sicherheit gebracht, fest entschlossen, ihre Energiefelder vor fremder Einmischung zu bewahren. Fasziniert beobachtete sie, wie sechs Frauen und zwei Männer hingebungsvoll ihre Hände rieben, die Augen schlossen und ihr jeweiliges Gegenüber vom Kopf bis zu den Füßen abstreiften, immer einen Zentimeter vom Körper entfernt. Karen gesellte sich mal zu dem einen, mal zu dem anderen und ließ ab und zu eine sanftes »Schön« vernehmen. Ihren attraktiven Professor aber, den guten Freund und Helfer, hatte Karen bislang nicht eines Blickes gewürdigt.

Margot betrachtete Daniel nachdenklich. Zwei Schritte neben ihr bemühte er sich gerade um den ältlichen Frank, der anfangs einige Probleme hatte, die Energiefelder überhaupt wahrzunehmen.

Nein, Daniel paßte nicht ins Bild. Mit seiner Designergarderobe, seinen gepflegten grauen Schläfen und der Ausstrahlung eines Landadeligen wirkte er in dieser Umgebung wie ein Zebra zwischen Pinguinen.

Andererseits war nicht zu leugnen, daß Daniel engagiert bei der Sache war. Richtig rührend, wie er sich geduldig um den schüchternen Frank kümmerte. Frank war ein kleiner hagerer Mann von einundsechzig Jahren. Seine resignierten Gesichtszüge ließen ahnen, daß das Leben es ihm nicht immer leichtgemacht hatte. Nun aber hoben sich Franks Mundwinkel zu einem seligen Lächeln. »Ein Energiestau«, sagte er zu Daniel und deutete auf dessen Becken, »ich spüre es ganz deutlich«.

Margot biß sich vergnügt auf die Lippen.

»Vielleicht will er da was nicht rauslassen«, sagte sie betont ernst, und Frank nickte bekümmert. Daniels Augen wurden schmal.

»Du bist renitent«, zischte er und packte Margot unsanft am Handgelenk, ließ sie aber sofort wieder los, als Karen auf sie zukam.

»Willst du nicht üben?« fragte sie sanft, während sie sich zwischen Margot und Daniel schob und ihm dabei den Rücken zudrehte.

»Das klappt nicht bei mir«, antwortete Margot mürrisch. Ihr zorniger Blick Richtung Daniel ging ins Leere, er hatte sich demonstrativ abgewendet.

»Deine Sperre ist im Kopf, aber das ist lösbar«, sagte Karen und dirigierte Margot zu Elfie, die hellsichtig erriet, was von ihr erwartet wurde.

»Wollen wir«, rief sie und strahlte. Margot sah in ihr erwartungsvolles, glückliches Gesicht und gab sich einen Ruck.

»Na gut«, antwortete sie deshalb, »aber ich zuerst.« Margot rieb energisch ihre Handflächen aneinander bis sie rot waren, ging dann mit ausgebreiteten Händen einen Schritt auf Elfie zu und blieb erschrocken stehen.

Elfie hatte einen spitzen Schrei ausgestoßen und hielt sich wimmernd den Kopf.

»Wahnsinn«, rief Karen, schob Margot beiseite und strich Elfie sanft über die Haare, »geht's wieder?« Elfie nickte, und Karen riß das Fenster auf, wandte sich zu Margot um und sagte mit anklagendem Ton: »Du hast aber auch eine Energie!«

»Jetzt wohl nicht mehr«, antwortete Margot spitz und lief ihren Energieströmen hinterher an das geöffnete Fenster. Sie atmete genüßlich die frische Gartenluft ein und nahm sich insgeheim vor, die Hände ordentlich zu reiben, wenn sie das nächste Mal den alten Senft in der Redaktion traf.

Als sie sich wieder umdrehte, bemerkte sie sofort, daß alle Pinguine noch da waren. Das Zebra aber war verschwunden.

Kapitel 2

Das Geräusch klang, als sei eine Tür oder ein Fenster zugeschlagen. Margot fuhr mit einem Ruck hoch. Sie mußte kurz eingeschlafen sein. Es war halb drei, die Aprilsonne hatte sich am späten Mittag endlich durchgesetzt gegen Regen und Wind, und Margot spürte ihre Haut spannen. Seit zwanzig Minuten saß sie auf der Bank vor Karens Bilderbuchhäuschen in absoluter Stille. Karen schien zu schlafen, nachdem sie sich zu Beginn der Mittagspause um ein Uhr in ihr Schlafzimmer im ersten Stock zurückgezogen hatte.

Die Kursteilnehmer waren gebeten worden, die zweistündige Mittagspause außerhalb des Hauses zu verbringen. So hatten sie sich verstreut in die umliegenden Cafés.

Margot stand auf und streckte sich. Sie sah zu den vier Fenstern hoch, aber da war keins, das hätte auf- und zuschlagen können, sie waren alle fest verschlossen.

Auch die Eingangstür war nicht ins Schloß gefallen, sie war angelehnt wie schon am Vormittag. Margot lauschte ins Haus hinein. Ihr war, als hörte sie oben Schritte, dann war es wieder ruhig. Karen ist aufgewacht, dachte sie, und macht sich bereit für die Nachmittagssitzung.

Vom Gartentor her waren Stimmen zu hören. Helma und Lilo schlenderten angeregt schwatzend den Pfad entlang.

»Du bist auch zu früh zurück«, rief Helma vergnügt, als sie Margot entdeckte, »kommt, setzen wir uns noch ein viertel Stündchen da auf die Bank in die Sonne.«

»Gute Idee«, sagte Margot, »Ozon hin, Ozon her, wir atmen das nachher einfach alles weg.«

»Du bist ganz schön skeptisch, nicht?« meinte Helma und ließ sich behäbig auf die Bank sacken. »Aber ich sage dir, man kann das Hellsehen wirklich lernen, es weiß nur niemand.«

»Und woher weißt du es?« fragte Margot.

»Von meiner Freundin, die hat es bei Karen gelernt. Und jetzt verdient sie sogar richtig gut Geld damit.«

»Ehrlich?« rief Lilo enthusiastisch aus. Sie war eine hagere, nervöse Frau um die Vierzig, die Margot schon am Vormittag aufgefallen war, weil sie so intensiv staunen konnte. »Karen sagt ja«, fuhr sie aufgeregt fort, »daß wir in den einzelnen Kraftfeldern lesen können wie in einem Buch, wenn wir unsere Energie im Kopf und im Herzen richtig einsetzen. Oh, ich bin ja so gespannt auf heute nachmittag.«

»Ich auch« , rief Helma, »da geht's nämlich richtig los. Erst mal lernen wir, das Herzchakra zu öffnen und Bilder und Farben wahrzunehmen. Das übt dann jeder mit jedem, bis wir's können, hat meine Freundin gesagt.«

»Kann man sich aussuchen, in wem man liest?« fragte Margot, die mit ausgestreckten Beinen zwischen den beiden Frauen saß, »dann würde ich nämlich gerne mal in dem Professor blättern.«

»Der ist süß, nicht?« sagte Lilo, »ich hätte ihn gerne überredet, mit uns zum Mittagessen zu gehen, aber plötzlich war er weg. Vielleicht ist er bei Karen oben.«

»Bestimmt nicht«, widersprach Helma entschieden. »Von meiner Freundin weiß ich, daß Karen die Pausen braucht, um sich auszuruhen. Sie zieht sich dann immer zurück in ihr Schlafzimmer und nichts und niemand darf sie stören. Das ist wie ein Gesetz. Euer schöner Engländer ist bestimmt nicht bei ihr.«

»Aber weggefahren ist er auch nicht«, sagte Lilo mit der gleichen Entschiedenheit.

»Woher weißt du das?«, fragte Margot.

»Weil sein Auto noch immer da steht, wo es auch heute morgen gestanden hat. Um die Ecke rum in der Bismarckstraße. Ein gelber Austin mit einem GB-Aufkleber neben dem D-Schild. Deshalb ist er mir überhaupt aufgefallen.« Lilo sah die beiden anderen abwechselnd an, stolz, ihnen etwas mitteilen zu können, was sie noch nicht wußten.

»Muß ja nicht seiner sein«, wandte Margot ein, brachte Lilo damit aber nicht in Verlegenheit.

»Ist aber seiner. Ich habe ihn nämlich aussteigen sehen heute morgen.«

»He, du hast den Knaben ja fest im Blick«, sagte Margot, wurde aber unterbrochen durch die vier anderen Frauen aus der Gruppe, die durch den Garten auf das Haus zugingen. In einem Abstand von mehreren Schritten folgte ihnen schlurfend der schüchterne Frank.

Daniel Bothwell war nirgends zu sehen.

»Schon drei Uhr«, sagte Helma und stand auf. Margot und Lilo liefen hinter ihr her zum Eingang, und wenige Minuten später saßen alle bis auf Daniel wieder in dem Zimmer mit dem weißen Teppich auf den viel zu kleinen Holzstühlen im Kreis. Karen Karras war noch nicht da.

Wie schon am Morgen war es auch jetzt wieder totenstill im Raum. Niemand sagte etwas, niemand rührte sich, alle warteten und sahen erwartungsvoll zur Tür, als sich Schritte näherten. Es war Daniel, der leise die Tür öffnete und sich mit einem verhaltenen Lächeln in die Runde an seinen Platz neben Margot setzte, ohne Notiz von ihr zu nehmen. Lackaffe, dachte sie, sieht noch gebügelter aus als am Morgen. Wie schaffte er das nur, so absolut knitterfrei durch den Tag zu kommen? Diesmal aber hielt sie ihre Neugierde in Schach und schwieg. Wieder vergingen Minuten. Die ersten sahen verstohlen auf die Uhr. Zehn nach drei. Unsichere, fragende Blicke. Wo blieb Karen. Hatte sie verschlafen? Ging ihre Uhr falsch?

Margot sah Daniel an. »Willst du nicht mal nachsehen? Du kennst Karen doch besser als wir.«

»Sie wird schon kommen«, gab er knapp zurück.

Wie eine Hammelherde, dachte Margot, die es nicht mehr auf ihrem Stuhl hielt. »Wir könnten etwas spielen«, schlug sie vor und sprang auf, »ich seh etwas, was du nicht siehst zum Beispiel.«

»Scht«, zischte Daniel wütend, »schrei hier nicht rum.« Und im selben Moment hörten sie den Schrei. Den schrillen, langen Schrei einer Frau.

Kapitel 3

»Du siehst Gespenster«, sagte Bernd Zazek und schenkte Rotwein nach, »aber das ist ja kein Wunder, wenn man in Hellseherkreisen verkehrt.« Margot nippte müde an ihrem Glas. Das Kerzenlicht auf dem Tisch ließ ihre großen grünen Augen noch größer erscheinen und unterschlug gnädig die Schatten der Erschöpfung in ihrem Gesicht. Es war fast Mitternacht, und sie hatte einen langen scheußlichen Tag hinter sich. »Ich gebe zu, es ist vorläufig nur so ein Gefühl«, sagte sie, »aber ein sehr ungutes. Und mit wem sonst, außer mit dir, könnte ich darüber sprechen.« Altes Knautschgesicht, fügte sie in Gedanken hinzu und sah den Freund dankbar an.

Bernd Zazek, eigentlich Kommissar Zazek, war ihr seit dem Sievers-Fall ein vertrauter Ratgeber und Gesprächspartner geworden. Einmal monatlich trafen sie sich seither in ihrer Stammkneipe in der Dorotheenstraße, in der sie auch jetzt saßen. Dieses Mal allerdings außerplanmäßig. Aufgeregt und entsetzt über die Ereignisse, hatte Margot am Abend bei Bernd angerufen, und sie hatten sich hier verabredet.

»Ist ja in Ordnung, Mädchen.« Zazek, zwanzig Jahre älter als Margot und in Ehren ergraut, fiel gelegentlich in diesen väterlich-wohlwollenden Tonfall und handelte sich jedesmal einen Rüffel ein.

»Laß das Mädchen weg und sprich zügig weiter«, konterte Margot prompt.

»Emanze«, grummelte Zazek gutmütig, »also, zur Sache. Du sprichst von einem unguten Gefühl, ich gebe zunächst mehr auf die Fakten. Beides kann man nebeneinander stellen, aber man darf es nicht miteinander vermischen.«

»Noch einen Kamillentee für meinen Opa«, rief Margot halblaut in den Raum.

Zum Glück fühlte sich der Kellner nicht angesprochen. Er war damit beschäftigt, Tabletts mit Getränken und Tellergerichten zu schleppen, denn trotz der späten Stunde waren noch fast alle Tische in dem Lokal besetzt.

»Keine Faxen, du Rotznase, sondern Fakten«, fuhr Zazek ungerührt fort, »jetzt erzähl also endlich der Reihe nach, was geschehen ist, und dann kommen deine Gefühle dran.«

Margot, die zugeben mußte, daß er recht hatte, nahm noch einen Schluck Wein, setzte sich aufrecht hin und begann konzentriert zu berichten.

»Es war zwischen fünfzehn Uhr fünfzehn und fünfzehn Uhr zwanzig, als wir diesen entsetzlichen schrillen Schrei hörten. Wir saßen da zu neunt im Kreis und waren so erschrocken, daß sich zunächst mal niemand rührte. Da sprang Daniel auf, so hektisch, daß sein Stuhl umfiel.

Ihr bleibt hier, brüllte er, ich sehe nach, was da los ist. Er riß die Tür auf, und wir hörten ihn die Treppe hinaufstürmen. Einige der Frauen klammerten sich ängstlich aneinander, andere hielten die Hand vor den Mund, Frank saß zusammengesunken auf seinem Stuhl. Ich lief, nachdem ich mich gefaßt hatte, hinaus in den Flur zur Treppe.«

»Und dieser Daniel Bothwell war immer noch oben?« fragte Zazek.

»Ja, er hörte mich die Treppe hochhetzen und brüllte: Bleib stehen, nicht reinkommen. Ich lief trotzdem weiter. Seine Stimme war aus einem Zimmer direkt gegenüber der Treppe gekommen. Die Tür stand weit offen. Ich wünschte, ich wäre nicht hineingegangen.« Margot kniff die Augen zusammen und griff über den Tisch nach Bernds Hand.

»Schaffst du es, mir genau zu erzählen, was du gesehen hast?«

»Karen Karras lag vor dem Bett«, fuhr Margot fort und spürte den beruhigenden Druck von Bernds Fingern, »ihre rechte Hand verkrallt in der weißen Tagesdecke, die sie teilweise vom Bett gerissen hatte. Sie lag mit dem Gesicht nach unten, ihre Bluse war voller Blut. Das Blut war bis zu dem Computer gespritzt, der auf einem Arbeitstisch gegenüber dem Bett stand. Daniel hockte neben ihr und hielt ein blutbeflecktes Messer oder so etwas Ähnliches in der Hand. Als ich reinkam, sagte er nur: Sie ist tot.«

»Was heißt Messer oder so etwas Ähnliches?« fragte Zazek nach.

»Na, es hatte einen grünen Griff, das ist doch ungewöhnlich für ein Messer, oder? Andererseits war es ziemlich schmal, also nicht so breit wie ein Dolch beispielsweise.«

Zazek räusperte sich und machte Margot ein Zeichen, leiser zu sprechen. Er hatte bemerkt, daß die zwei Frauen am Nachbartisch anfingen, die Ohren zu spitzen.

»Wieso hat dieser Idiot Bothwell die Tatwaffe angefaßt?« fragte er dann so leise, daß die Frauen nebenan sich frustriert wieder ihrem Broccoli-Auflauf zuwandten.

»Weil er was damit zu tun hat, sag ich doch von Anfang an«, antwortete Margot, »ich fühle einfach, daß mit dem Mann einiges nicht stimmt.«

Zazek schüttelte mißbilligend den Kopf. »Als die Frau geschrien hat, hast du direkt neben ihm gesessen. Ein besseres Alibi kann er sich nicht wünschen.«

»Das sieht dein Kollege Christiansen genauso. Er hat neun Ohrenzeugen, die alle nicht als Mörder in Frage kommen. So sieht es erst mal aus. Trotzdem, da stimmt was nicht.«

»Ehe dein Gefühl wieder mit dir durchgeht, solltest du eine Runde schlafen«, schlug Zazek vor und machte dem Kellner ein Zeichen.

»Morgen werde ich Christiansen fragen, wie die Ermittlungen stehen, ich verspreche es. Zufrieden?«

Margot war nicht zufrieden. Denn da war noch die Sache mit dem verschwundenen Loch. Am Vormittag hatte sie den kleinen Riß in Daniels Pullover bemerkt, genau am Ellbogen. Am Nachmittag keine Spur mehr davon. Der Pullover war makellos.

»Kleine Denksportaufgabe für den gewieften Kriminalisten«, sagte sie im hinausgehen, »wie läßt man ein Loch im Ärmel spurlos verschwinden?«

»Durch Magie, wie sonst«, lachte Zazek und nahm Margot zum Abschied in den Arm. »Man kann es aber auch mit Nadel und Faden versuchen, nähen nennt man das. Schon mal gehört?«