Die Rhythmen integraler Bewegung - Martin Schmid - E-Book

Die Rhythmen integraler Bewegung E-Book

Martin Schmid

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Beschreibung

Vermisst du etwas in deiner Bewegungspraxis? Vermutlich sind es die Rhythmen. Diese formgestaltenden Kräfte holen das volle Potenzial aus dir und deiner Bewegung. Ganz natürlich. Martin Schmid stellt die fünf existentiellen Rhythmen vor und gibt unzählige Impulse und Tipps, wie sie in eine eigene Bewegungspraxis und schliesslich ins Leben integriert werden können.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Rhythmen: eine Einführung

Die Zwei

Die Fünf

Die Sechs

Intermezzo : Die Verbenfamilien

Die Drei

Die Eins

Die Anhänge

Anhang 1 | Integration und Verzahnung

Anhang 2 | Rhythmen und Räume

Anhang 3 | Drei Dreiheiten in deiner Praxis

Anhang 4 | RIVERS

Anhang 5 | Lehre ich die Rhythmen?

Martin Schmid

Sei jetzt ganz präsent, schenke mir deine ganze Aufmerksamkeit, mit allem Verständnis, zu dem du fähig bist, mit all der Subtilität, die du aufbringen kannst. [...] [Die Lehre] ist wie ein reißender Fluss, der kopfüber von den Höhen herabstürzt, so heftig, dass er mit seiner Unvermitteltheit und seiner Geschwindigkeit die Aufmerksamkeit nicht nur des Zuhörers, sondern auch des Sprechers übersteigt.

– Asklepios 3

Vorwort

In diesem kleinen Buch geht es in aller Kürze um die formgestaltende Dynamik integraler Bewegung. Ich werde hauptsächlich über Bewegung sprechen, aber in der täglichen Praxis zeigt sich, dass dieser Kern auf ein breites Spektrum von Bereichen zutrifft, die den Körper und die Beziehung zwischen Körper und Geist betreffen; oder Körper, Verstand, Seele und Geist. Kurz: den ganzen Menschen.

Zunächst ist es wichtig, die Terminologie zu verstehen. Integrale Bewegung ist keine weitere Bewegungsmethode oder ein Stil, sondern eine Methodik. Als solche kann man sie auf fast alle Bewegungsmethoden und -typen anwenden und auf jede Methode, die zumindest nicht völlig unvereinbar mit Embodiment und Enaktion ist. Das Herz der Integralen Bewegung ist die integrale Dynamik, die sich aus zwei der Rhythmen zusammensetzt, der Fünf und der Sechs. Diese beiden Rhythmen setzen eine Dynamik in Bewegung, in der sich alle anderen Rhythmen auf natürliche Weise offenbaren werden. Ich kann das sagen, weil ich seit dreißig Jahren damit unterwegs bin und verschiedene Bewegungsmethoden gelernt und unterrichtet habe.

Ich nenne diese Dynamiken Rhythmen, weil «Rhythmen» sinnlicher und weniger technisch klingen als «Dynamiken». Rhythmen bewegen uns. Rhythmen gibt es in der Natur und in der Kultur. Sie sind Struktur und Variation zugleich, wohingegen «Dynamik» auch unstrukturiert sein kann. Rhythmen geben sowohl Ordnung als auch Freiheit.

Die Rhythmen Fünf und Sechs stehen in unserem Szenario im Zentrum dieses letztlich nicht-linearen Weges (d.h. es gibt zweifellos noch viele andere Ausprägungen), weil sie konkrete Impulse oder Handlungsanweisungen geben, die in Verben formuliert werden. Wir nennen die Rhythmen «Fünf» und «Sechs», weil Nummer Fünf fünf Impulse gibt, Nummer Sechs gibt – richtig – sechs Impulse. Also insgesamt elf Verben? Nein, es sind zehn, denn beide Rhythmen enthalten den Impuls «integrieren». Dazu später mehr. Alle anderen Rhythmen bringen keine neuen Handlungsimpulse, sondern neue Dynamiken durch diese Impulse. Wie viele Rhythmen gibt es? Wir arbeiten hier mit fünf. Diese sind nicht zu verwechseln mit den Rhythmen der Tanzmethode «Fünf Rhythmen».

Wenn wir mit den in diesem Büchlein vorgestellten Rhythmen arbeiten oder besser gesagt sie unsere Bewegung, unsere Praxis, vielleicht sogar unser Leben prägen lassen, nennen wir das kultivieren.

Die Definition von integral basiert auf dem integralen Modell des Philosophen Ken Wilber. Damit «integral» tatsächlich integral ist, berücksichtigen und fördern wir demnach Aspekte, die Innen und Außen, Individuum und Kollektiv, Zustände, Stufen, Perspektiven, Entwicklungslinien und Typen umfassen. Ich werde an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen, da dies eine umfassendere Beschäftigung mit Wilbers integralem Modell erfordern würde. Dies habe ich an anderer Stelle getan (ID 466-494). Lass mich dies sehr deutlich sagen: Integral ist in diesem umfassenden Kontext zu verstehen und ist kein Modewort.

Integrale Dynamik, Integrale Bewegung, Rhythmen, Impulse, Kultivierung. Es bleibt uns nur noch ein weiterer Begriff zu klären. Wie bereits erwähnt, können wir die Methodik von integraler Bewegung auf fast alle Bewegungsmethoden anwenden. Jede Methode kultiviert eine Auswahl aus dem breiten Bewegungsspektrum und lässt andere Aspekte außen vor. Ich schlage eine Methode vor, die das Bewegungs- und Erkenntnisspektrum optimal fördert: RIVERS.

RIVERS ist eine Möglichkeit, ein Angebot, ein Impuls. Es kann deine Bewegungspraxis ergänzen oder als eigenständige Methode fungieren. Wann immer du dich mit einem in diesem Buch gegebenen Impuls verloren fühlst, gibt es die Möglichkeit, den Impuls mit einer der RIVERS-Bewegungen zu verbinden und in dieser Kombination zu erkunden. Aber natürlich kannst du auch ohne zusätzliche Ergänzung mit den Rhythmen in deiner dir vertrauten Bewegungs-Methode arbeiten. Integrale Bewegung drängt anderen Bewegungsmethoden nichts auf, sondern setzt das Potenzial in ihnen frei. Mehr zu RIVERS findest du im Anhang.

Die Rhythmen sind keine Metaphysik, denn sie resultieren aus verkörperter Erkenntnis und Enaktion, also einem dialogischen Handeln. Sie haben sich durch einen integralen Prozess manifestiert. Ich habe sie nicht erfunden. Ich habe sie nicht konstruiert. Sie haben sich durch innere und äußere Empirie gezeigt und in der Anwendung mit vielen Menschen bestätigt.

Was sind also die Rhythmen? Universelle Gesetze, universelle Prinzipien? Es ist für den Verstand letztlich unverständlich, was ich nun sage, und genau darum ist integrale Bewegung ein Erkenntnisweg: Rhythmen sind nicht «etwas» und sie sind nicht «da draußen». Genauso wenig sind sie «innen» und esoterisch und rein subjektiv. Sie sind Dialog, und Dialog findet in den (scheinbaren) Zwischenräumen statt. Da, wo wir nichts vermuten. Sie entstehen im Dialog. Sie sind Ko-Kreation und ko-kreierend. Die Trennung von Subjekt und Objekt, dies und das, Sender und Empfänger, Meta und Physis fällt weg.

Was sie für uns sind: Sie sind Werkzeuge. Werkzeuge, um uns zu erinnern. Um das Natürliche zu kultivieren. Um zu sein. Um zu werden. Zu handeln. Um Potential zu entfalten. Zu verstehen. Es sind Möglichkeiten. Einladungen. Vorschläge. Hinweise. Erst im Dialog sind sie Kräfte. Erst im verkörperten Dialog sind sie.

Sie heilen die menschengemachte und kulturprägende Spaltung zwischen Körper und Verstand, oder Körper, Verstand und Geist. Und es wäre nur logisch, denke ich, dass dies nur möglich ist, weil sie selbst aus dieser Ganzheit hervorgehen. Zumindest habe ich sie durch die Praxis der verkörperten Kognition gefunden. Aber diese Details überlasse ich gerne den Philosophen, sollte jemals einer von ihnen irgendwo über die Rhythmen stolpern und sie einen Gedanken oder zwei wert finden. Ich bin ein Pilger, ein Empiriker und ein Methodiker, kein Philosoph. Und für einen Methodiker ist die Tatsache, dass sie unverzichtbare Werkzeuge sind, genug.

Überzeuge dich also selbst, ob sie für dich und durch dich sind.

Ich schreibe dieses kleine Buch, um dich auf deine Reise zu schicken, oder um dich auf deiner Reise zu begleiten. Es erklärt nicht jedes Detail und lässt viele weitreichende Implikationen und Zusammenhänge unbenannt. Ich habe mehrere umfassende Bücher geschrieben, die mehr Informationen zu diesem Thema geben. Aber das ist nicht der Punkt. Alles, was folgen wird, ist in dir. Niemand muss es dir erklären. Du musst es nicht erlesen, sondern erleben. Das Lesen dient meist der Integration. Allerdings habe ich im Text hin und wieder einen Verweis auf entsprechende Passagen in diesen Büchern eingebaut. Damit du, wenn du möchtest, differenzieren und integrieren kannst. Die Details zu den Büchern findest du am Schluss.

Die Quellen der Bücher sind

RzU: Martin Schmid, Reise zum Unmöglichen, 2020

ID: Martin Schmid, Integraldynamik, 2015

BdB: Martin Schmid, Das Buch der Bewegung, überarbeitete und erweiterte Neuauflage 2020

IBLB1: Integrale Bewegung Logbuch 1. (Noch keine Seitenangaben, da das Buch parallel zu diesem entsteht.)

Und natürlich muss niemand diesen Weg alleine gehen. Für echte Live-Abenteuer: siehe das letzte Kapitel im Anhang.

Fangen wir an.

Die Rhythmen: eine Einführung

Lass es mich so klar wie möglich sagen, gleich zu Beginn: Was ich erzählen werde, impliziert Linearität und eine Trennung von Subjekt und Objekt. Der Grund dafür liegt in der Natur der Sprache und nicht in der Natur des Themas. Die Rhythmen sind immer mit uns im Entstehen. Der einzige Schritt ist, für die Rhythmen engagiert präsent zu sein. Wir erhöhen unsere dialogische Kapazität. Wir müssen nichts suchen und finden. Wir ko-kreieren.

Das Gleiche gilt für das Konzept der «Reise». Wir müssen nicht irgendwohin gehen. Die spannendste und schönste Reise ist die Reise ins Hier. Auch wenn das wie ein Kalenderspruch klingt.

Ich werde die Rhythmen in der linearen Reihenfolge vorstellen, in der sie auf meinem Weg aufgetaucht sind. Sie taten dies über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren. Wie wir sehen werden, ist nichts in Stein gemeißelt, daher auch nicht die Linearität, in der ich die Rhythmen hier unweigerlich präsentiere.

Es gibt die Zwei, die Fünf, die Sechs, die Drei und die Eins. Fünf Rhythmen, leider, so dass man sie mit der Tanzmethodik namens Fünf Rhythmen verwechseln könnte. Dies sind jedoch andere «Rhythmen». Auch wenn die Tanzmethode Fünf Rhythmen sich in der Köbi-Dynamik entfaltet. Um keine Verwechslungen zu generieren, nennen wir diese Rhythmen hier einfach Rhythmen. Die Vier, die Sieben, die Acht, die Neun und sogar die Zehn sind auch vorhanden, aber sie sind