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Von den südamerikanischen Kulturen ist gewöhnlich nur diejenige des Inkareiches ins kollektive Bewusstsein gedrungen. Deren kurze, aber intensive Erfolgsgeschichte und ihr spektakuläres Ende verdecken die Tatsache, dass auch schon vor ihnen hochentwickelte politische und religiöse Strukturen bestanden haben. Sie zu vernachlässigen, wäre dasselbe, als wollte man die antike Geschichte allein durch das römische Reich repräsentiert sehen, unter Weglassung der griechischen, ägyptischen und vorderasiatischen Reiche und Kulturen. Das vorliegende Buch behandelt eine dieser vorinkaischen Kulturen, diejenige der Mochica im Gebiet des heutigen Peru, die immerhin beinahe ein Jahrtausend (vom 1. vorchristlichen Jahrhundert bis ca. 800 n. Chr.) existiert hat und dann aus unbekannten Gründen zusammenbrach. Am wahrscheinlichsten ist eine Umweltkatastrophe infolge des El-Niño-Phänomens. Die methodische Schwierigkeit der vorliegenden Studie liegt darin, dass sie (bzw. die ihr zugrundeliegende Sekundärliteratur) sich ausschließlich auf archäologische Quellen (Wandritzungen und Keramik) stützen muss, deren Interpretation als Extrapolation aus den inkaischen Verhältnissen bzw. deren Darstellung aus der Conquistazeit erfolgen muss. Der Autor ist sich dieser Problematik sehr wohl bewusst und thematisiert sie auch. Den Zugang zur Kultur der Mochica sucht er über die Religion, die ja von den "staatlichen" Strukturen nicht zu trennen ist. Ausführlich wird dabei der 1987 erfolgte sensationelle Fund des Fürstengrabes von Sipán behandelt. Er geht den Fragen nach, die sich dadurch zwangsläufig ergaben: Welche tatsächliche Bedeutung hatte die Religion? Welche Machtverhältnisse ergaben sich daraus und welche Rolle spielte dabei die Kunst? Wesentliche Grundlage seines Urteils bilden nicht nur eigene Recherchen vor Ort, sondern auch seine methodische Vorsicht und Sorgfalt sowie die geschickte Auswahl von anschaulichem Bildmaterial.
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