DIE SINAI-DIREKTIVE (Die Ritter des Vatikan 17) - Rick Jones - E-Book
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DIE SINAI-DIREKTIVE (Die Ritter des Vatikan 17) E-Book

Rick Jones

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Beschreibung

Sie sind Elitesoldaten der ganz besonderen Art, denn sie stehen allein im Dienste Gottes: DIE RITTER DES VATIKAN In Ägypten werden die Bewohner des Katharinenklosters brutal überfallen und ein Geheimnis gestohlen, das seit mehr als 3.500 Jahren verborgen war. In Zürich trifft ein Waffenhändler mit einer Gruppe von Elite-Terroristen eine Vereinbarung über einen Tauschhandel: einzigartige Massenvernichtungswaffen gegen einen biblischen Schatz, der eigentlich als zerstört galt. Im Auftrag des Vatikan machen sich Kimball Hayden und seine Vatikanritter auf den Weg, diesen Schatz zu finden, bevor er in falsche Hände geraten kann …

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Die Sinai-Direktive

Die Ritter des Vatikan - Band 17

Rick Jones

übersetzt von Peter Mehler

This Translation is published by arrangement with Rick Jones

Title: THE SINAI DIRECTIVE. All rights reserved. First published 2021.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

 

Impressum

Deutsche Erstausgabe Originaltitel: THE SINAI DIRECTIVE Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Cyprus Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Peter Mehler

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-895-9

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Die Sinai-Direktive
Impressum
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Epilog
Über den Autor

Prolog

Der Berg Sinai446 v. Chr.

Während der sechswöchigen Abwesenheit von Mose, in der er sich auf den Berg Sinai wagte, um die Zehn Gebote zu empfangen, war das Volk unter der durchsetzungsstarken Führung von Dathan in seiner Gottlosigkeit böse geworden und hatte sich ein Götzenbild in Form eines goldenen Kalbs geschmiedet. Als Mose zurückkehrte und diese Ungeheuerlichkeit sah, verurteilte er die Israeliten dazu, zur Buße vierzig Jahre lang durch die Wüste zu wandern, anstatt sich im Gelobten Land niederzulassen.

Nachdem Aaron – der Bruder von Mose – unter Dathans Anleitung das götzendienerische Werk gebaut hatte, das als »Sünde des Kalbes« bekannt wurde, befahl Mose, das Kalb in einer Höhle hoch auf dem Berg Sinai zu verstecken. Als das getan war, gab Mose Josua den Befehl, einige Felsbrocken, die sich auf einem Vorsprung über dem Eingang befanden, mithilfe eines Hebels zu lockern, was einen Steinschlag ausgelöste, der die Öffnung verbarg. Nachdem der Eingang durch Tonnen von Gestein verdeckt war, glaubte man, dass das Götzenbild für immer verschwunden sein würde.

Dreieinhalbtausend Jahre sollte das Götzenbild jedoch erneut auftauchen, ausgelöst von Kräften, die entschlossen waren, ihre Spuren in der Geschichte zu hinterlassen und ein Reich unter der Herrschaft Allahs, des einzig wahren Gottes, zu errichten. Und dieses Mal würde der Islamische Staat dies mit unangefochtener Macht tun, da er nun über Zähne verfügte, mit denen er seine Feinde zermalmen könnte. Endlich würden sie das Zepter der Herrschaft in Händen halten, das ihnen so lange vorenthalten wurde. Aber es würde nicht in Form eines mit Edelsteinen besetzte Stabs daherkommen, sondern in Form von Atomwaffen.

In den kommenden Wochen sollten dazu in einem kleinen Café in Istanbul die Bedingungen für die Verhandlungen zwischen zwei Männern besprochen werden, die die Macht besaßen, die Welt zu verändern.

Kapitel 1

Das Katharinen-Kloster Berg Sinai, Ägypten

Das Katharinenkloster auf dem Berg Sinai befindet sich genau an der Stelle, an der Gott angeblich Moses in einem brennenden Dornbusch erschien. Es beherbergt auch die zweitgrößte Bibliothek antiker Altertümer nach dem Geheimarchiv des Vatikan sowie die Sinai-Texte, bei denen es sich um die 1446 v. Chr. von Moses angefertigte Originalabschrift der Thora handelt. Diese in hebräischer Hieroglyphenschrift verfassten Texte umfassen die ersten fünf Bücher des Alten Testaments: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium. Diese Texte waren nicht nur für die Religionshistoriker, die sich mit ihnen beschäftigten, von Bedeutung, sondern auch Teil der größeren Geschichte des Exodus. In anderen Schriften, die nicht zu den Büchern des Testaments gehören, schrieb Mose auch die Geschichte der Israeliten und ihre Flucht vor dem Pharao nieder. Als Mose sich aufmachte, um die Tafeln mit den Zehn Geboten in Empfang zu nehmen, bei seiner Rückkehr aber feststellen musste, dass sein Volk verdorben geworden war und in seiner Abwesenheit das Abbild eines falschen Gottes in Form eines goldenen Kalbs geschmiedet hatte, war er wütend geworden. Er ließ das Kalb in der Höhle des Berges und hinter einer Steinmauer vergraben. Dies entsprach natürlich nicht der Lesart der Gelehrten, da dieser Bericht in der Chronik des Mose eine ganz andere Version des Geschehens enthüllte: Hier wurde das Goldene Kalb in einem Feuer verbrannt, zu Pulver zermahlen und ins Wasser gestreut, welches er dann zur Strafe den Israeliten zu trinken gab. Aber die wenigen, die die Chronik des Mose lasen, hatten daraus eine andere Sichtweise abgeleitet: Offensichtlich wollte Moses vermeiden, dass das Goldene Kalb als Schatz gesucht würde, weshalb er die Fakten, die im Widerspruch zu den Sinai-Texten standen, absichtlich falsch darstellte. Natürlich war dies mehr Theorie als Schlussfolgerung, da Interpretationen, insbesondere wenn es sich um alte und tote Sprachen handelt, immer zu Fehldeutungen führen können. Doch niemand wollte die Wahrheit mehr ergründen als Abesh Faruk, ein Waffenhändler aus Bangladesch, der über ein unglaubliches Vermögen verfügte, das sich auf Milliarden von Dollar in amerikanischer Währung belief. Mit seinen Mitteln verfügte Faruk über den nötigen Spielraum, jene zu beschäftigen, die ihm die Mittel zu dem verschaffen konnten, was er wollte. Ein solcher Mann war Amal Purakayastha, ein qualifizierter Söldner und Attentäter, der bei den Bangladesh Special Operations Forces (BSOF) ausgebildet worden war.

Im Licht des Doppelmondes und im Schatten des Katharinenklosters suchte Amal Purakayastha die Umgebung des Klosters ab und beobachtete die Ein- und Ausgänge, von denen es nur wenige entlang der Mauern gab. Er hatte auch die beiden Wachen bemerkt, die fett geworden waren und ihre besten Jahre bereits hinter sich gebracht hatten. Aber er wusste, dass es noch mehr von ihnen geben musste – den Berichten zufolge mindestens sechs.

Im Schutz der Dunkelheit und nicht allzu weit von den Wachen entfernt schraubte Amal Purakayastha einen Schalldämpfer auf seine Schusswaffe, deren Verlängerung nun länger als der Lauf der Waffe selbst war, zielte und drückte ab.

…Fffft …

…Fffft …

Zwei gedämpfte Schüsse, die sich wie laute Spuckgeräusche anhörten, schalteten die Wachen aus. Ihre Körper sanken als knochenlosen Haufen auf den Steinboden. Nachdem sich Amal Purakayastha mit der Mündung seiner Waffe auf die Leichen gerichtet zubewegt hatte, gab er zur Sicherheit noch zwei Schüsse in deren Köpfe ab.

…Fffft …

…Fffft …

Dann fand er bei einem der Wächter einen Bund voller Schlüssel. Geduldig ging er einen nach dem anderen durch und entdeckte schließlich den Schlüssel für das Haupttor. Als das Schloss klickte und sich das Tor ohne zu protestieren öffnete, machte sich Purakayastha leise auf den Weg zu dem zentralen Innenhof und bezog hinter den Mauern Stellung.

Es war früh am Morgen, kurz vor zwei Uhr, und die übrigen Wachen schienen selbstgefällig geworden zu sein, denn zwei von ihnen saßen auf einer erhöhten Mauer in seiner Nähe und unterhielten sich über ein Fußballspiel zwischen El Gouna und Smouha.

Amal Purakayastha trat ein paar Schritte zurück, um die Wachen in das Fadenkreuz seiner Waffe zu bringen, und gab zwei weitere tödliche Schüsse ab. Die Köpfe der Wachen zuckten beim Aufprall der Kugeln zurück, und die Wand hinter ihnen nahm die unsinnigen Muster eines Pollock-Gemäldes an, die durch ihre Blutspuren entstanden waren. Und wie ein Gespenst glitt Purakayastha zurück in die Schatten jenseits der Lichtkegel, die von den Natriumdampflampen geworfen worden waren, und verschwand.

Aus den dunklen Schleiern heraus nahm er die Lichter ins Visier und löschte sie gekonnt mit präzisen Schüssen aus, wobei der Attentäter nie das Ziel verfehlte. Als der Hof in völlige Dunkelheit getaucht war, schlich Purakayastha lautlos den steinernen Wüstenhang hinauf und erreichte schließlich die Tür, die in das Kloster führte.

Dort wartete er und lauschte mit beeindruckender Geduld. Der Mann beging nie einen Fehler. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er allein auf der oberen Ebene war, betrat er das Gebäude. Die Gänge waren lang und schwach beleuchtet, der Lichtschein nur dürftig. Mit weiteren Schüssen aus seiner Waffe löschte Purakayastha die verbliebenen Lichter eines nach dem anderen aus, wobei die Lampen lauter zerbarsten als die unterdrückten Schüsse.

Der Bangladeshi verharrte regungslos in den Schatten und wartete, ob der Lärm die beiden verbliebenen Wachen alarmiert hatten. Das hatte er nicht. Dann bewegte er sich unauffällig und anmutig weiter, geschmeidig und ohne jede Hast. Der Mann war ein geborener Jäger.

Eine weitere Tür – dieses Mal eine uralte aus dickem Holz, das durch schwarze Metallbänder und Nieten zusammengehalten wurde. Nachdem er den richtigen Wächterschlüssel am Ring entdeckt hatte, öffnete er die Tür. Eine dunkle Treppe schlängelte sich wie ein Schneckenhaus nach unten in eine Kammer, die angeblich ein Gewölbe mit biblischen Schätzen barg.

Mit leisen Schritten stieg Purakayastha die Stufen hinunter, wobei die Mündung seiner Schusswaffe die Richtung vorgab. Von unten fiel Licht in den Treppengang. Dann hörte er das Gespräch zwischen den beiden verbliebenen Wachen, das zunächst weit entfernt war, aber lauter wurde, je näher er kam.

Als er das untere Ende der Treppe erreichte, betrat er den Raum mit erhobener Waffe und drückte sofort ab, um seine Anwesenheit unverblümt anzukündigen. Wie von Zauberhand erschien ein Einschussloch in der Stirn des Wachmanns, der am Schreibtisch neben dem Zugang zum Tresorraum saß, einer runden und massiven Metalltür, die wie ein Spiegel poliert war. Der tödlich verwundete Mann schien von seiner eigenen Sterblichkeit überrascht worden zu sein. Er hauchte seinen letzten Atemzug aus, seine Schultern sanken ein, und dann starb er, noch bevor er nach vorn auf die Schreibtischplatte krachte. Der zweite Wächter hob, als Purakayastha seine Waffe sofort auf ihn richtete, kapitulierend die Hände.

Während Purakayastha sich mit seiner Waffe auf den Wachmann gerichtet durch den Raum bewegte, bemerkte er das Tastenfeld und den Augenscanner neben der Tür.

»Bitte«, flehte der Wachmann, »ich habe zwei Kinder.«

Purakayastha sah den Wachmann neugierig an und dachte nach: Warum denken die Leute immer, dass Kinder einen Unterschied machen würden? Denn das taten sie nicht.

»Öffne die Tür«, befahl Purakayastha ihm. Seine Stimme war flach und gleichmäßig, die eines Mannes ohne Emotionen.

»Bitte …«

»Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich niemals zweimal bitte, eine Anweisung auszuführen.« Um seine Worte zu unterstreichen, schoss Purakayastha eine zweite Kugel in den Leichnam auf dem Schreibtisch. »Die nächste Kugel ist für dich. Glaub mir.«

»Ich kann mich nicht an den Code erinnern.« Der Wachmann zeigte auf das Tastenfeld.

»Dann hast du genau fünf Sekunden Zeit, damit es dir wieder einfällt. Eins … zwei …«

»Bitte, ich habe Kinder …«

»Drei …«

»Ich erinnere mich nicht!«

»Vier.« Purakayastha hob seine Waffe und richtete sie auf die Stirn des Wachmanns.

»In Ordnung!« Der Wachmann wedelte abwehrend mit den Händen. »In Ordnung!«

»Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Leute erinnern, wenn man ihnen eine Waffe an den Kopf hält, nicht wahr?« Purakayastha ließ seine Waffe sinken, aber nicht sehr weit. »Jetzt mach die Tür auf.«

Der Mut des Wachmanns begann zu schwinden. Nachdem er den Code eingegeben hatte, wechselte die Lampe über dem Tastenfeld von Rot auf Grün, was anzeigte, dass der Augenscanner autorisiert worden war.

»Und nun«, sagte Purakayastha, »beende den Vorgang.«

»Bitte, ich habe Kinder.«

»Beende den Prozess.«

Der Wachmann richtete seine Augen auf den Augenscanner, der die exklusive Straßenkarte der Kapillaren und die roten Adern seiner Augenhöhlen las, den Vorgang wiederum bestätigte und die Tür entriegelte und öffnete, sodass diese weit aufschwingen konnte.

Der Wachmann, der betete, dass seine Nachgiebigkeit ausreichte, um sein Schicksal zu ändern, spürte die Kugel, die in seinen Schädel ein- und wieder austrat, nicht mehr.

Purakayastha steckte sich seine Waffe hinten in den Hosenbund und betrat die gut beleuchtete Kammer, die so weit reichte, wie seine Augen sehen konnten.

***

Die Decke dieses unterirdischen Archivs war hoch, und die umgebenden Wände bestanden aus Wüstenstein. Das Archiv des Klosters war so groß wie das des Vatikan, welches über mehr als fünfzig Meilen an Gängen verfügte, die mit Büchern, Folianten und alten Pergamenten gefüllt waren, und Purakayastha wusste genau, wo sich die Chroniken des Moses befanden, denn sein Arbeitgeber hatte einen Kurator mit einer beträchtlichen Geldsumme geschmiert. Purakayastha würde die Chroniken finden, seinen Auftrag ausführen und dann fliehen, bevor die Behörden das Gebiet durchsuchen konnten.

Seitlich der Tür befand sich ein Fuhrpark mit Elektrofahrzeugen, die an Golfwagen erinnerten. Purakayastha stieg ein, startete ein Fahrzeug und machte sich auf den Weg durch die Gänge zu einem Raum, der von der Hauptkammer abging. Als er die Türen zu dem kartographierten Raum erreichte, den er aus den Blaupausen kannte, die ihm sein Arbeitgeber Abesh Faruk gegeben hatte, parkte Purakayastha den Wagen und öffnete die Türen. Sobald er das tat, ging die Beleuchtung des Raumes automatisch an – das System war mit der Bewegungserkennung verbunden. Dies war die Bibliothek, die eigens dafür eingerichtet worden war, die Chroniken des Moses zu beherbergen, das einzig wahre Tagebuch über das Schicksal seines Volkes während des Exodus.

Amal Purakayastha zeigte jedoch keine Gefühlsregung, keine Ehrfurcht vor den Reihen von Vitrinen, die mit Seiten gefüllt waren, die mit hebräischen und ägyptischen Hieroglyphen beschrieben waren. Einige waren sogar noch in Tonform erhalten, aber nur wenige. Die meisten bestanden aus gealtertem Pergament, das mit der Zeit vergilbt und gebräunt war. Wären die Vitrinen nicht hermetisch verschlossen gewesen, um sie zu schützen, wären sie in den Händen der Kuratoren längst zu Staub zerfallen.

Amal Purakayastha holte eine Kamera in der Größe einer Zigarettenschachtel aus seiner Tasche und begann, digitale Fotos von den Texten in den seitenweise getrennten Vitrinen zu machen, bis er genügend Informationen hatte, die von Faruks Analyseteam interpretiert werden konnten.

Keine einzige Seite der Chroniken war aus den Vitrinen entfernt, bewegt oder entwendet worden, denn diese Stücke waren nicht für Profit oder Gewinn bestimmt. Der Aufenthaltsort des wahren Preises war irgendwo in den Schriften auf den einzelnen Pergamenten aufgeführt. Jetzt mussten Faruks Analysten die Hinweise in den Schriften von Moses zusammensetzen und eine Karte des Standorts des Schatzes erstellen, um dann ein Team loszuschicken, um ihn aufzuspüren.

Als Purakayastha zu seinem Wagen zurückkehrte und auf seine Uhr sah, stellte er fest, dass die Operation weniger als zwanzig Minuten gedauert hatte, aber zwei Minuten länger als erwartet. Purakayastha machte sich auf den Weg nach oben, entfernte sich von dem Kloster und verschwand in den Schatten der Wüstenlandschaft.

Kapitel 2

Çorlulu Ali Paşa Cafe Istanbul, Türkei Drei Wochen später

Abesh Faruk war ein zierlicher Mann mit dunklem Teint, dunklen Augen und rabenschwarzem Haar. Alles an seinem Äußeren kündete von einer gewissen Dunkelheit. Abesh Faruk trug einen Anzug der Spitzenklasse und Schmuck, der mehr wert war als die Gehälter der Mittelschicht, und er lebte einen Lebensstil, der von einzigartigen und einmaligen Relikten geprägt war.

In seinem luxuriösen Anwesen in Zürich hatte er einen großen Raum einrichten lassen, in dem er prachtvolle Stücke wie die Rüstung von Jeanne d’Arc, den Bogen von Dschingis Khan, den Stahlhelm, den Richard Löwenherz während der Kreuzzüge getragen hatte, oder den Federkiel, mit dem Martin Luther seine fünfundneunzig Thesen schrieb, aufbewahrte und ausstellte. Dies waren nur einige seiner wertvollsten Schätze und historischen Artefakte, die sich im Besitz jener befunden hatten, die die Geschichte auf einflussreiche Weise geprägt hatten. Doch in der Mitte dieses Saals befand sich eine leere Vitrine, die auf ein Relikt aus alten und biblischen Zeiten wartete, das er wirklich begehrte.

Er saß in einem exklusiv reservierten Bereich des Çorlulu Ali Paşa Café, umgeben von seinen Leibwächtern, zu denen auch Amal Purakayastha gehörte, der an einem Nachbartisch saß und eine Boza, ein einheimisches Getränk, genoss, und befand sich in Begleitung eines Mannes namens Zahid Ahmadi, eines selbsternannten Führers, der von sich behauptete, der »Gesalbte« Allahs zu sein. Wie Faruk war auch er ein Mann von geringer Statur und Größe, fast knabenhaft, aber er war auch ein Mann, der eine große Autorität ausstrahlte.

Abesh Faruk saß an einem Tisch mit Blick auf Istanbul und genoss einen Çoban Salatası-Salat, während Ahmadi İskender Kebap aß, ein Gericht, das aus zwei Fleischstücken bestand, die mit Schmalz, lokalen Kräutern und Gewürzen abgeschmeckt wurden. Heute verhandelten sie über ein Geschäft zum gegenseitigen Nutzen.

»Vor zwei Tagen«, begann Faruk, während er seine Gabel mit dem Salat hochhielt, von der das Dressing tropfte, »haben meine Techniker die Analyse der Dokumente der Chroniken des Moses abgeschlossen. Es scheint, dass der wahre Berg Sinai nicht in Ägypten liegt, wie alle glauben. Den hebräischen Hieroglyphen nach handelt es sich vielmehr um die Dschabal-al-Lauz-Bergkette, dem alten Land Midian, im äußersten Nordwesten von Saudi-Arabien.«

»Das Dschabal-al-Lauz hat viele Berge«, erwiderte Ahmadi. »Soll ich mir einfach aussuchen, welchen Berg wir erforschen sollen?«

Faruk schüttelte den Kopf. »Die Chroniken waren etwas Besonderes und etwas, das der Vatikan verborgen halten wollte. Die Kirche möchte jeden glauben lassen, dass die Reliquie zerstört wurde, obwohl sie in Wahrheit noch existiert. Der Vatikan weiß jedoch, genau wie wir, nicht genau, wo sie sich befindet.«

»Wie sollen wir dieses Goldene Kalb finden, wenn Ihre Analyse seinen Standort nicht verrät?«

»Wir kennen den genauen Berg«, sagte Faruk. »Aber wir wissen nicht, wo genau auf dem Berg es sich befindet, es sei denn, es ist in einer Höhle unter Tonnen von Stein begraben.«

Ahmadi lehnte sich in seinen Sitz zurück, nachdem er seine Gabel auf dem Teller liegen gelassen und das Essen kaum angerührt hatte. »Es steht hier viel auf dem Spiel, Abesh. Das Goldene Kalb mit minimalen Informationen zu finden, wäre wie die Suche nach einem bestimmten Sandkorn in der Wüste Sahara.«

»So dramatisch ist es nicht, Zahid. Nicht einmal annähernd. Ja, es gäbe ein großes Gelände abzusuchen. Aber man sucht einfach nach einem Steinhaufen an einer Stelle, die eine Öffnung an einem Berghang darstellen könnte.«

Ahmadi nahm seine Gabel in die Hand und begann zu essen. Mit vollem Mund, während der Mann noch kaute, fragte er: »Und der Tauschhandel, sollte ich es finden?«

»Der gilt immer noch«, antwortete Faruk. »Daran hat sich nichts geändert. Es handelt sich um ein reines Tauschgeschäft zwischen den beteiligten Parteien, bei dem Ihre im Austausch für das Goldene Kalb bestimmte Gegenstände erhält.«

Obwohl Ahmadi nickte, war er nicht ganz überzeugt. »Und die Details unseres Tauschgeschäfts?«, fragte er.

Faruk starrte Ahmadi mit einem kritischen Blick an. »Wieso? Trauen Sie mir nicht?«

»Es geht hier ums Geschäft. Niemand weiß das besser als Sie. Nun zu den Einzelheiten unseres Tauschgeschäfts.«

Faruk wischte sich mit der Serviette das Dressing ab, das sich um seine Lippen gebildet hatte, und warf die Serviette auf seinen Salat. »Meinetwegen«, sagte er. »Im Austausch für das Goldene Kalb erhalten Sie drei tragbare Atomwaffen, die mit israelischen Teilen modernisiert wurden. Jede Waffe eine Kilotonne.«

Beschwichtigt ließ Ahmadi Faruk ein schwaches Lächeln aufblitzen, das seinem Gegenüber mitteilte, dass das Geschäft angenommen und damit vollzogen war. Das Goldene Kalb würde ein Vermögen wert, die Atomwaffen aber unbezahlbar sein. Ahmadis Plan war es, der Welt ein Ablenkungsmanöver zu liefern, indem er Gebiete wie Bagdad, Riad und Kuwait angriff, allesamt Verbündete der Vereinigten Staaten und Staaten unter arabischer Souveränität. Sobald die Teile dieser Sprengsätze untersucht und nach Israel zurückverfolgt würden, würde der gesamte Nahe Osten Vergeltung an dem jüdischen Staat üben, wobei sich alle Gruppierungen – einschließlich der Taliban und al-Qaida – zusammenschließen würden, um mit der Unterstützung ihrer Völker gegen einen gemeinsamen Feind zu kämpfen. Israel sollte das Opferlamm werden.

»Wie vereinbart«, sagte Ahmadi schließlich.

»Sie haben Ihr Team aufgestellt?«

»Sie sind vorbereitet, wie immer.«

»Dann habe ich eine Bitte.«

»Und die wäre?«

Faruk zeigte auf Amal Purakayastha. »Mein Mann kommt mit Ihnen. Er wird meine Augen und Ohren bei der Mission sein.«

Ahmadi sah Purakayastha an, der wie ein fähiger Krieger aussah. »Einverstanden.«

»Meine Analysten haben eine Karte erstellt, die auf den Daten in der Chronik basiert«, fügte Faruk hinzu. »Obwohl Moses nicht spezifisch war, gab er Hinweise auf bestimmte Orientierungspunkte, wie z.B. die Anordnung der Sterne, nach denen man Ausschau halten könnte.«

»Sie könnten auch ein Ablenkungsmanöver sein«, sagte Ahmadi, »denn er hat den genauen Ort der Reliquie verschwiegen. Sie müssen bedenken, dass Moses nicht wollte, dass die Reliquie entdeckt wird. Und er war ein weiser Mann und ein großer Militärstratege.«

»Stimmt. Aber seine Berichte unterscheiden sich von seiner Version der Bibel, was bedeutet, dass die Chroniken nur seine persönlichen Aufzeichnungen darstellten, die – vielleicht – nie von anderen entdeckt oder gesehen werden sollten.«

»Vielleicht.«

»Wie auch immer, ob das Goldene Kalb nun existiert oder nicht, es liegt an Ihnen, herauszufinden, ob sein persönliches Tagebuch Fiktion oder Wahrheit ist.« Faruk schob seinen Teller in die Mitte des Tisches, beugte sich nach vorn und stemmte seine Ellbogen auf die Tischplatte. »Finden Sie mein Goldenes Kalb, Zahid. Mein Goldenes Kalb zu finden, wird Ihre Sache voranbringen. Ohne das eine kann es das andere nicht geben.« Er ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen, während er Ahmadi weiterhin mit einem natürlich-grimmigen Blick ansah.

»Wenn es da oben ist«, erwiderte Ahmadi, »werden wir es finden.«

»Genau das will ich hören«, erwiderte Faruk. Dann deutete er auf Purakayastha und fügte hinzu: »Mein Mann wird alles mitbringen, was Sie brauchen, um den Gegenstand zu finden. Er wird Ihnen gute Dienste leisten. Aber er dient auch mir.«

»Verstanden.«

»Ich werde Ihnen die notwendigen Transportmittel zur Verfügung stellen, um Sie in das Gebirge zu bringen. Sie werden Waffen, Lebensmittel, reichlich Wasser und die notwendigen Ausweise haben, falls die saudischen Ermittler, die Polizei oder die Behörden Fragen stellen sollten. Wie besprochen, werden Sie die Waffen erst dann erhalten, wenn ich das Goldene Kalb erhalten habe.«

»Eine Kilotonne pro Einheit … wird das ausreichen?«

»Wollen Sie den Nahen Osten zerstören oder einfach nur ein Zeichen setzen? Alles, was höher ist, würde diese Städte für tausend Jahre in eine apokalyptische Höllenlandschaft verwandeln. Für das, was Sie erreichen wollen, Zahid, ist eine Ein-Kilotonnen-Bombe mehr als genug.«

Zahid Ahmadi betrachtete den Waffenhändler mit Interesse. Faruk hatte sein Vermögen mit dem Handel von Waffen an legale Quellen gemacht. Aber er betätigte sich auch auf dem Schwarzmarkt und verdiente ein Vermögen mit Geschäften, die den Regierungen nicht gemeldet wurden, indem er diese Gelder auf geheimen Bankkonten, meist auf den Kaimaninseln, versteckte. Soweit Ahmadi jedoch aus diversen Quellen wusste, war Abesh Faruk nie von einem Handel oder einer Vereinbarung zurückgetreten.

Dann fuhr er fort: »Sie müssen binnen zwei Tagen die notwendigen Dinge besorgen, die uns nach Saudi-Arabien bringen werden.«

»Ich werde bis heute Abend alles haben. Haben Sie die Fotos von Ihrem Team für die Pässe?«

Ahmadi zückte ein Handy mit Dateien, die die notwendigen Fotos seines Teams enthielten, und reichte es Faruk. »Ich kann meine Männer bis morgen bereit haben«, fügte er hinzu. »Sagen wir um 0800 Uhr?«

»Acht Uhr ist gut«, antwortete Faruk. »Mein persönlicher Agent wird bis heute Abend alles vorbereitet haben.«

»Ausgezeichnet.«

Abesh Faruk reichte Zahid Ahmadi über den Tisch hinweg die Hand, der sie annahm und sie ein paar Mal schüttelte. Und so war ein Bündnis geschlossen, bei dem die Waren getauscht, nicht verkauft wurden. Im Austausch für das Goldene Kalb würde Zahid Ahmadi als Entschädigung drei Atomsprengköpfe mit geringer Sprengkraft erhalten.

Und in diesem Moment, als die beiden sich die Hand gaben, war der Wahnsinn geboren.

Kapitel 3

Çorlulu Ali Paşa Cafe Istanbul, Türkei

Carl Dennison war wie ein Tourist gekleidet, während er an einem Tisch in dem Café saß – kurze Hosen, ein knallbuntes Hemd, eine Boonie-Mütze und eine Digitalkamera um den Hals geschnallt. Zwar waren Touristen im Çorlulu Ali Paşa Cafe keine Seltenheit, aber Leute wie Carl Dennison schon, denn er war gar kein Tourist, sondern ein CIA-Agent aus Langley. Er war beauftragt worden, Abesh Faruk zu beschatten und Informationen über seinen florierenden Schwarzmarkthandel und seine Verbindungen zu Terrorfronten zu sammeln. Sechs Monate lang hatte er Faruk verfolgt, manchmal mit Verkleidungen wie einem Schnurrbart oder Spitzbart, vielleicht auch mit einer Sonnenbrille mit großen Gläsern oder einem Hauttoner. Heute war er jedoch ein Tourist, der einen großen Teil seines Gesichts mit der Krempe seiner Mütze verbarg.

Er nahm die Kamera von seinem Hals und richtete das Objektiv auf Faruks Tisch, wo sich der Milliardär mit einem ISIS-Lieutenant namens Zahid Ahmadi unterhielt. Während Dennison seinen Salat aß, warf er oft einen Seitenblick auf Faruks Tisch, bevor er sich wieder seinem Teller widmete. Als die Männer in ihr Gespräch vertieft waren, tippte Dennison auf einen Knopf an der Kamera, um die Ausrüstung zu starten. Das Objektiv fokussierte sich automatisch in seinem Gehäuse, bis das Bild gestochen scharf war. Der Rekorder der Kamera, der nach dem gleichen Prinzip wie eine Parabolschüssel funktionierte, um Umgebungsgeräusche zu dämpfen, begann, Faruks Gespräch aufzunehmen, das direkt in seinen Ohrhörer und in die digitalen Speicher der Kamera geleitet wurde.

Es war von einem Tauschgeschäft zwischen den beiden die Rede, einem Tausch des Schatzes eines Goldenen Kalbes gegen drei Atomsprengköpfe mit je einer Kilotonne Sprengkraft.

Als das Gespräch zwischen den beiden Männern mit einem Händedruck zu Ende ging, wartete Dennison auf den letztmöglichen Moment, um seine Kamera zu schnappen und sich auf den Weg zu machen. Carl Dennison warf mehr als genug Geld in türkischen Lira auf den Tisch, um die Rechnung zu bezahlen, griff nach seiner Kamera und eilte aus dem Café.

***

Amal Purakayastha war ein Mann mit einem scharfen Auge und ein guter Beobachter. Er hatte einen Mann bemerkt, der auf der anderen Seite des Cafés saß und ein knallbuntes Hemd trug – etwas, das ein Tourist auf den Bahamas oder in der Karibik tragen würde, wo solche grellen Farben die Norm waren, aber nicht hier in Istanbul. Aber das war nicht der Grund, weshalb ihm der Mann aufgefallen war. Was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, war die Kamera, die dieser Mann besaß, ein Gegenstand, den Purakayastha als Hightech-Ausrüstung erkannte, die für Aufnahmen aus großen Entfernungen konzipiert war, weil ihre bemerkenswerte Objektivfunktion mit der 4-D-Technologie klarste Bilder oder Videos aufzeichnen konnte. Darüber hinaus verfügte sie über eine Stummschaltungstechnologie, mit der die Zielpersonen erfasst werden konnten, ohne dass ihre Gespräche durch Umgebungsgeräusche beeinträchtigt wurden.

Sobald das Gespräch zwischen Faruk und Ahmadi beendet war, schnappte sich der Tourist schnell die Kamera und verließ das Café.

Als Faruk und Ahmadi sich erhoben, lief Purakayastha zu Faruk, beugte sich an sein Ohr und flüsterte ihm etwas so leise zu, dass es aussah, als würde er nur die Lippen bewegen. Faruk, der sich gerade noch rechtzeitig umdrehte, um einen Blick auf das bunte Hemd des Touristen zu erhaschen, als dieser das Café verließ, nickte Purakayastha zu und sagte ihm, er solle sich »um die Sache kümmern.«

Amal Purakayastha nickte und folgte dem Touristen.

»Probleme?«, erkundigte sich Ahmadi Faruk mit einem gewissen Maß an Besorgnis.

Der Waffenhändler schüttelte den Kopf und winkte ab, als ob es keine große Sache wäre. »Nichts, womit mein Mann nicht klarkommt«, sagte er ihm. »Alles wird wie geplant ablaufen.«

Kapitel 4

Dennison war sich sicher, dass er auf eine Goldader gestoßen war, denn die Fülle an Informationen, die er gesammelt hatte, würden für seine Auftraggeber in Langley von unschätzbarem Wert sein. In den sechs Monaten, in denen er Abesh Faruk bereits beschattete, hatte er außer ein paar Dokumenten, die die Existenz einiger Offshore-Konten bewiesen, wenig vorweisen können. Aber dies war ein Volltreffer, eine wahre Goldader in Form von Informationen.

Als Dennison sein Hotel erreichte, fuhr er mit dem Aufzug zu seinem Zimmer im fünfundzwanzigsten Stock. In der Kabine war er allein. Er schaute regelmäßig nach oben, um anhand der Zahlen über den Türen zu sehen, wo er sich befand, nahm die SIM-Karte aus der Kamera und ballte seine Faust darum. Als der Aufzug sein Stockwerk erreichte und sich die Türen öffneten, rannte Dennison aus dem Aufzug und bemerkte, dass die Tür zu seinem Zimmer offen stand. Vor seiner Tür stand ein Reinigungswagen, und das Zimmermädchen befand sich in seinem Zimmer und putzte. Er bot ihr türkische Lira an, um sie zum Gehen zu bewegen, was sie bereitwillig annahm. Dennison schloss die Tür, verriegelte sie und lief dann zum Fenster, dessen Vorhänge geöffnet waren, sodass man das Stadtbild von Istanbul sehen konnte, und hielt die SIM-Karte ins Licht, als wäre sie ein Edelstein. Obwohl sie klein war, war sie nicht so klein wie der uralte Mikropunkt. Aber ihre Fähigkeit, Informationen zu speichern, war um ein Vielfaches größer. Der Mikropunkt konnte keine Audio- oder Videoaufzeichnungen speichern, diese Karte hingegen schon.

Dennison ging zu seinem Laptop, klappte ihn auf und startete das Gerät, das automatisch eine Verbindung zu einem Ismarsat-BGAN-System herstellte. Dabei handelte es sich um eine mobile Arbeitsstation, die, solange eine Sichtverbindung zu einem der drei geostationären Satelliten bestand, eine gesicherte Leitung in die ganze Welt bereitstellte. Nach dem Einstecken der Karte erwachte der Monitor zum Leben und zeigte eine Reihe von Symbolen und Buchstaben, die über den Bildschirm liefen. Als das Gerät bereit war, die Einspeisung zu akzeptieren, drückte Dennison die ENTER-Taste, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und sah zu, wie der Laptop die Daten übertrug.

***

Amal Purakayastha beobachtete, wie der Tourist in den Aufzug stieg, und verfolgte dann die Zahlen, die aufleuchteten. Der Lift fuhr direkt in den fünfundzwanzigsten Stock, ohne Zwischenstopps. Purakayastha stieg in einen benachbarten Aufzug ein und drückte den Knopf für den fünfundzwanzigsten Stock. Purakayastha fand sich allein in der Fahrstuhlkabine wieder, die Hotellobby war praktisch leer. Der Attentäter zog seine Glock hervor, holte einen Schalldämpfer aus seiner Manteltasche und schraubte ihn in aller Ruhe in die Mündung des Laufs, was die Waffe extrem kopflastig machen würde, wenn sie vollständig montiert war. Als er fertig war, steckte er die Waffe in den Hosenbund hinter seinem Rücken.

Als er das gewünschte Stockwerk erreichte und ausstieg, blickte er erst das eine und dann das andere Ende des Korridors hinunter. Der Korridor war unglaublich lang, und es gab zu viele Zimmer, die infrage kamen. Aber als er das Zimmermädchen erblickte, das gerade Handtücher aus ihrem Wagen holte, beschrieb er ihr einen Mann, der ein buntes Hemd trug. Mit einem Lächeln wies sie auf das Zimmer des Mannes, das direkt neben dem Aufzug lag: Zimmer 2504.

Amal Purakayastha bedankte sich bei ihr, ging zu der Tür und beobachtete dabei das Dienstmädchen aus den Augenwinkeln. Sobald sie das Zimmer gegenüber betrat, um zu putzen, versuchte er es mit dem Türknauf.

Verschlossen. Aber ich habe den Schlüssel.

Er griff nach seiner entsicherten Waffe, zielte auf das Schloss und gab einen Schuss ab.

… Ffffft …

Die Tür öffnete sich.

***

Carl Dennison hatte den Rücken der Tür zugewandt, als er ein gedämpftes Geräusch hörte, welches ihm nur allzu vertraut war. Als er sich umdrehte, sah er einen Mann mit dunkler Hautfarbe mit einer entsicherten Waffe den Flur betreten. Als sein Attentäter seine Waffenhand hob, duckte sich Dennison. Drei Schüsse wurden in schneller Folge abgefeuert und die Kugeln durchschlugen das Panoramafenster fünfundzwanzig Stockwerke über dem Bürgersteig.

Dennison rollte sich ab, zog seine Schusswaffe aus dem Holster, eine kleine schallgedämpfte Waffe, und feuerte eine Salve ab. Drei Schüsse, die allesamt ihr Ziel verfehlten, während die exotische Holzvertäfelung neben Purakayastha in Splitter zerbarst. Der Bangladeshi taumelte und verschwand dann in einem der Nebenräume der Suite.

Dennison verharrte in seiner Position, während der Computer die Informationen weiter hochlud und die Daten auf dem Bildschirm nach oben scrollten.

Der CIA-Agent sicherte zuerst den Bereich zu seiner Linken und dann zu seiner Rechten, die Waffe zum Abschuss bereit. Dann stand er auf und lauschte. Außer dem leisen Summen des Computers, der die Details des Gesprächs zwischen Ahmadi und Faruk weitergab, hörte er nichts.

Dennison trat zur Seite und brachte sich in Position, um einen besseren Blick auf den Flur zu haben. Die Tür war leicht angelehnt, und der Attentäter war nicht zu sehen. Aber er war in der Nähe, das spürte Dennison.

Er bewegte sich langsam den Korridor entlang, wobei ihm seine Waffe den Weg wies.

Dann hielt er inne und lauschte.

Nichts als eine dröhnende Stille, denn der Attentäter war ganz in der Nähe und wartete in den Schatten.

Im Hintergrund hatte der Computer noch einen langen Weg vor sich. Es gab noch eine Menge an Informationen zu übermitteln.

Als er in einen der abzweigenden Gänge trat, sah Dennison plötzlich vor seinem geistigen Auge, wie sein Attentäter aus dem Schatten heraus sanft den Abzug seiner Waffe zog, wie er abdrückte …

Dennison duckte sich aus reinem Instinkt, als die Waffe des Attentäters losging und der Raum durch das Mündungsfeuer in ein Stroboskoplicht getaucht wurde. Die Kugeln zischten an den Wänden hinter dem CIA-Geheimdienstler entlang und verfehlten ihn. Als Dennison in die Knie ging, um das Feuer zu erwidern, stürzte der Attentäter nach vorne und riss Dennison zu Boden, sodass die beiden, der Bangladeshi auf ihm, miteinander rangen.

Der CIA-Agent versuchte, die Mündung seiner Waffe auf das Gesicht des Bangladeshis und dann auf seine Kehle zu richten. Beides hätte tödliche Wunden zu Folge gehabt, hätte er einen Schuss abfeuern können. Als der Bangladeshi versuchte, mit seiner Waffe dasselbe Manöver gegen Dennison zu vollziehen, kämpften beide Männer, bis die Waffen gleichzeitig losgingen, wobei die Kugel von Dennison in die Decke und die des Bangladeshis in den Boden einschlug.

Dann hob Dennison seinen Unterkörper an und warf den Attentäter von sich. Die beiden Männer kamen schnell wieder auf die Beine und gingen aufeinander los. Dennison versuchte, einen günstigen Moment zu erwischen, um das gesamte Magazin in den Unterleib des Mannes abzufeuern, aber der Attentäter lenkte die Mündung der Waffe schnell zur Seite ab, sodass die Waffe losging und eine verirrte Kugel ihr Ziel verfehlte.

Der Attentäter versuchte den gleichen Ansatz wie Dennison, nämlich mit einer Hand zu kämpfen, während er die Glock in der anderen Hand hielt. Sein Gegner war jedoch ein geschickter Kämpfer, der versuchte, mit seiner freien Hand das Handgelenk des Bangladeshis zu packen, zu ziehen oder zu verdrehen, um eine Gelegenheit zu schaffen, ihn niederzuschlagen.

Beide Pistolen gingen erneut los, und die Blitze erhellten den Raum so weit, dass die wilden Blicke in den Augen der beiden aufflackerten.

Dann ergriff der Attentäter das Handgelenk von Dennisons Waffenhand und verdrehte es brutal, woraufhin Dennison vor Schmerz aufschrie und seine Waffe fallen ließ, die der Attentäter schnell zur Seite kickte. Aber der CIA-Agent war reaktionsschnell, traf den Bangladeshi mit dem Knie in der Körpermitte und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Dennison nutzte den Moment, packte den Attentäter und warf ihn über seine Schulter, wobei der Attentäter hart auf dem Boden aufschlug und die Waffe verlor. Als der Bangladeshi offensichtlich benebelt liegenblieb und vielleicht sogar Sterne sah, ballte Dennison die Faust und rammte sie nach unten. Aber der Attentäter neigte den Kopf zur Seite, eine schnelle Bewegung, und Dennisons Hand schlug hart auf dem Hartholzboden auf. Die Knochen knackten, und Dennison spürte sofort, wie die elektrische Ladung weißglühender Schmerzen seinen Arm hinauf und bis in seine Schulter raste.

Mehr Zeit brauchte Purakayastha nicht, denn er rammte eine Faust gegen Dennisons Kinn, die den Agenten von sich stieß. Während sich der CIA-Agent mit offensichtlich gebrochen Fingern aufrichtete, nutzte der Agent seine Beine und Füße als Waffen. Er holte zu geraden und Roundhouse-Tritten aus, die Amal Purakayastha problemlos abwehren konnte. Als sich der Kampf in den Flur und dann in den Hauptwohnbereich verlagerte, in dem sich der Laptop befand, Möbel umgeworfen und Schläge ausgetauscht wurden und Dennison seine Füße und Purakayastha seine Hände einsetzte, war es Purakayastha, der schließlich den Vorteil gegenüber seinem Gegner entdeckte und Dennison drei knochenbrechende Schläge in die Rippen versetzte.

Als Dennison geschlagen in die Knie sank und Blut hustete, lief Purakayastha zum Laptop, entfernte die Karte, bevor sie den gesamten Inhalt hochladen konnte, und brach sie dann in zwei Teile.

»Zu spät«, brachte Dennison hervor, während er Purakayastha mit blutverschmierten Zähnen anlächelte. »Es ist durchgegangen.«

»Einiges davon«, erwiderte Purakayastha. »Aber nicht genug, um die Sache aufzuhalten, da bin ich mir sicher.«

Purakayastha überbrückte schnell die Distanz zwischen ihnen, packte Dennison am Kragen, hob ihn auf die Beine und rannte mit ihm zu dem zerbrochenen Fenster, das einen Ausblick auf die Stadt bot. Während der Agent seine arg verdrehten Finger und geschwollenen Knöchel hob, um das Kommende abwehren, schleuderte Purakayastha den CIA-Agenten durch das Fenster auf die Straße, wo Dennison mit dem Geräusch einer reifen Melone auf dem Pflaster landete.