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Die soziale Dreigliederung ordnet die gesellschaftlichen Verhältnisse so, dass die Ideale der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit ihren jeweiligen Ort in einem gesellschaftlichen Organismus finden können. Das Kultur- und Geistesleben sowie das Rechts- und Staatsleben, aber auch die Wirtschaft gewinnen damit die universalen Impulse, die für eine gesunde Gesellschaft nötig sind. In der vorliegenden Schrift werden dazu grundlegende Herangehensweisen beschrieben, so dass diese Impulse versteh- und damit auch nachvollziehbar werden können. Ein sozialer und gesellschaftlicher Umbruch kann damit eingeleitet werden.
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Seitenzahl: 80
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Für Rudolf Steiner
Vorwort
Einleitung
Von der Idee zum Ideal
Zeit-Notwendigkeiten
Von der Dualität zur Trinität
Ideen und Ideale der sozialen Dreigliederung
Der Teufel sitzt bekanntermaßen im Detail
Vom Umgang mit dem Falschen, Kranken und Bösen
Einen guten gesellschaftlichen Wandel herbeiführen
Vom Einzelwesen zur All-Verbundenheit - Entwicklungsmöglichkeiten
Ausblick
Nachwort
Literaturverzeichnis
Um es gleich vorneweg zu sagen: ich bin kein „Fachmann“ für die soziale Dreigliederung. Weder ist die Politik, noch die Wirtschaft mein Tätigkeitsfeld, so dass es, wenn es um Detailfragen geht, einer vertiefenden Betrachtung bedarf. Im Literaturverzeichnis sind dazu weiterführende Schriften angeführt. Auch bitte ich den Leser, der noch nichts gehört hat von der sozialen Dreigliederung, um etwas Geduld, da ich mich der Einsicht und der Idee dieser „neuen“ Gesellschafts-Ordnung erst langsam annähern werde, damit ein grundlegendes Verständnis dafür erwachsen kann. Es soll ja hier nicht etwas übergestülpt werden, das man nicht einsehen kann.
Ich bin Künstler, Therapeut und Kosmologe, der sich mit den Ordnungssystemen beschäftigt, die im Erdgeschehen, im Zwischenmenschlichen und Sozialen, wie auch im weiten Sternen-Kosmos zu finden sind.
Mein Anliegen ist es hier, eine Denkweise aufzuzeigen, die lebendige Systeme begreifen und erklären kann. Daraus erwächst erst ein Verständnis für organische Zusammenhänge. So war es nie meine Absicht, nur die Gedanken Rudolf Steiners, der die soziale Dreigliederung vor 100 Jahren herausgefunden und entwickelt hat, wiederzugeben. Denn arg viel habe ich von ihm gar nicht gelesen beziehungsweise studiert. So sind im Literaturverzeichnis auch nur wenige weiterführende Schriften von ihm angeführt.
Auch bin ich keine „Anthroposoph“, kein Mitglied oder Mitarbeiter in anthroposophischen Zusammenhängen, obwohl die Anthroposophie schon ein gewisses Fundament in meinem geistigen Leben ausmacht – neben anderen Gebieten wie der Astrologie, der Psychologie, der Naturheilkunde und der Hermetik.
Die Anthroposophie und damit auch die soziale Dreigliederung ist meines Erachtens aber viel zu wichtig, um sie nur den „Anthroposophen“ zu überlassen. Sie muss in die Welt kommen, denn die Zeitlage schreit geradezu förmlich nach Veränderung, nach Gesundung und Heilung der festgefahrenen gesellschaftlichen Strukturen, obwohl sich viele Bürger, oft aus persönlichen Gründen, nur ein immer „Weiterso“ wünschen würden. Aber dazu lässt uns die Zeitlage nicht mehr viel Spielraum. Allein die ökologischen und klimatischen Bedrängnisse mahnen zur baldigen Umkehr. Das System aus Profitgier, Egoismus und Wachstumszwang hat abgewirtschaftet, wenn auch der Drang „nach noch mehr“ bei vielen weiter wütet.
So ist es dringlich, nach Alternativen Ausschau zu halten, die es an vielen Orten im „Kleinen“ auch schon gibt. Und eine Alternative ist eben die sogenannte soziale Dreigliederung, die vor genau 100 Jahren in Mittel-Europa ihren ersten Impuls begann. Doch wenig ist davon übrig geblieben, aber ihre Zeit wird noch kommen, davon bin ich überzeugt. Und so widme ich diese Schrift dem Begründer der sozialen Dreigliederung, in der Hoffnung, ihr einen erneuernden Impuls für die heutige Zeit geben zu können. Schließlich wünsche und vor allem erhoffe ich mir, mit dieser hier vorliegenden Schrift einen geh- und verstehbaren Weg darstellen zu können, der eine Abhilfe und Erneuerung unserer gesellschaftlichen Belange anbieten kann.
Franz Weber, Michaels-Zeit 2017
Motto:
„Nicht gut ist es, dass sich alles erfüllt, was du wünschest:
Durch Krankheit erkennst du den Wert der Gesundheit,
am Bösen den Wert des Guten,
durch Hunger die Sättigung,
in der Anstrengung den Wert der Ruhe.“
Heraklit
An den vielen gesellschaftlichen und sozialen Schieflagen – daran zweifelt wohl heute niemand mehr. Und vielleicht brauchen wir diese Schieflagen, um uns Gedanken zu machen, wie wir unser Leben zukünftig besser gestalten können.
Allein das Arm-Reich Gefälle, das immer größere Ausmaße annimmt, zeigt, dass im sozialen Zusammenleben der Menschen der Egoismus der „Stärkeren, Klügeren und Mächtigeren“ vieles zunichte macht, was einen fairen und „brüderlichen“ Zusammenhalt fördern könnte. Denn wo irgendwo zu viel Geld und Reichtum vorhanden ist, entsteht woanders ein Mangel, das ist ein geistiges Gesetz. Auch die gesellschaftliche Schieflage, die durch einen wirtschaftlichen Wachstumszwang und Konkurrenzdruck immer bedrohlichere Ausmaße annimmt und demzufolge in eine „Sackgasse“ führt, einfach deshalb, weil unsere Erde, weil Rohstoffe und Ackerflächen begrenzt sind. So wird die Erde unserem kapitalistischen Wirtschafts- und Konsum-Gebaren Grenzen setzen. Dies wird zum Beispiel im bevorstehenden Klimakollaps beziehungsweise im sich ereignenden Klimawandel, im Artensterben und der Verödung vieler Ackerflächen sichtbar.
Ob wir am Ende der „Sackgasse“ gegen eine Mauer prallen oder vielleicht vorher noch bremsen und umkehren können, wird sich in naher Zukunft entscheiden. Das heißt, wir werden die Früchte unseres Tuns und Unterlassens ernten, das mahnen die Zeichen der Zeit.
Somit kann hier recht leicht eingesehen werden, dass ein Umdenken und ein Bewusstseinswandel sich vor allem auf dem Gebiet des Sozialen und des Ökologischen ereignen soll. Jedoch sind die politischen Vertreter des Öfteren leider noch zu stark den Finanz- und Wirtschafts-Mächten „untertan“ beziehungsweise mit diesen viel zu eng verflochten, um die notwendigen Maßnahmen für eine gesunde Erde genügend forcieren zu wollen. Vieles wird so verdrängt und aufgeschoben, bis … das „Übel“ vor der eigenen Haustüre steht – leider. Man bekommt aber auch die Regierung, die die gesellschaftliche Mehrheit und damit das allgemeine Bewusstsein spiegelt.
Letztlich beinhaltet beziehungsweise benötigt ein gesellschaftlicher Wandel ein neues Denken, neue Ideen und ist damit eine Bewusstseinsfrage. Dieses Bewusstsein kann aber nicht verordnet werden, wie auch das Soziale nicht. Es muss sich in jedem Menschen selbst ausbilden können, denn in jedem Menschen leben individuelle Freiheitsimpulse sowie soziale und antisoziale Seelenkräfte.
Nur die Rahmenbedingungen können so gestaltet werden, dass sich das Soziale oder das Antsoziale besser oder schlechter ausbilden lässt. Im kapitalistschen Wirtschaftssystem werden eher die egoistischen, antisozialen Kräfte gefördert, im Sozialismus eher die gemeinschaftsbildenden Kräfte, die in der menschlichen Seele ihre Wurzel haben. Das will hier aber nicht heißen, dass der Sozialismus das seligmachende Gesellschaftssystem werden soll, denn wir brauchen eben auch die Kräfte einer freien, sich selbst bestimmenden und schöpferisch sich ausdrückenden Persönlichkeit, die auf sich selbst setzen und bauen kann. Sie bildet die Grundlage für ein freies Unternehmertum, das dem Kapitalismus seine Stärke verleiht.
Wie nun diese Gegensätze von Ich und Gemeinschaft beziehungsweise von Kapitalismus und Sozialismus in gesunder Weise in einem gesellschaftlichen System, in einem sozialen Organismus miteinander in Einklang gebracht werden können, soll der weitere Inhalt der folgenden Abhandlungen sein.
Dies kann hier aber nur im Rahmen einer Einführung in die sogenannte soziale Dreigliederung geschehen. Diese Dreigliederung bedingt zunächst ein neues Denken, ohne das sie nur wieder aufgestülpt wäre. So sollen im Folgenden gewisse Gedankengänge dargestellt werden, die ein grundlgendes Verständnis der sozialen Dreigliederung herbeiführen können. Im Literaturverzeichnis werden dann vertiefende und weiterführende Schriften angeführt, die ein detailierteres Erarbeiten möglich machen.
Das Denken, die Ideen und die Einstellungen aus der Vergangenheit bestimmen weitgehend unser heutiges Leben. Folglich können die Ideen und Gedanken, die wir heute kreieren, unsere Zukunft mitbestimmen.
Das naturwissenschaftliche, abstrakte und mechanische Denken, sei es in der Beziehung zur Erde oder zur Mitwelt, bewirkt in vielen Bereichen die Zustände, die wir heute vorfinden, was zum Beispiel die ökologische und soziale Schieflage betrifft. Für eine gesunde Zukunft brauchen wir daher ein neues Denken und damit neue Ideen, die nicht mehr mechanisch, abstrakt oder ideologisch abgehoben gebildet werden, sondern die sich am Lebendigen ausrichten können. Wie das in Ansätzen geschehen kann, will ich im Folgenden aufzeigen.
Am Beispiel der Europäischen Union kann dies als ein aktuelles Szenarium veranschaulicht werden. Die Idee eines Vereinten Europa ist aus den Folgen des Zweiten Weltkrieges und der Sehnsucht nach Frieden unter den Völkern entstanden. „Wir bauen ein Haus Europa“ war die Gründer-Idee.
Sicher, man kann Häuser und Institutionen aufbauen, doch ein Ideal, zum Beispiel das des Friedens, kann man nicht bauen. Ideale beziehungsweise auch das Soziale, das was zwischen den Menschen und Völkern leben soll, das muss wachsen können. So wird es förderlich sein, die Wachstumsgesetze, also die Gesetze des Lebendigen, wie sie zum Beispiel im Pflanzenreich erscheinen, kennen zu lernen.
Gedanken, Glaubenshaltungen, Einstellungen und Ideen sind wie Samen, wenn man sie beharrlich immer wieder denkt. Sie müssen in einen „guten Boden“ ausgesät werden, wenn sie reiche Früchte bringen sollen. So dürfen und können in entsprechender Weise soziale Ideen auch nicht nur von „Oben“ delegiert werden. In der Natur ist es sogar so, dass ein Same erst sterben muss, damit daraus ein Keimling entspringt. So sollte dies auch mit unserem Gedankenleben geschehen, wenn dieses im Sozialen und Gesellschaftlichen fruchtbar werden soll.
Neulich hatte der EU-Kommisionspräsident vorgeschlagen, die EU beziehungsweise auch den Euro noch einmal um und in weitere Staaten zu erweitern. Er will demzufolge ein noch größeres Europa bauen und dies als eine neue Zukunftsvision. Doch wenn die unteren Stockwerke eines Hauses schon bröckeln, sollte man nicht noch weitere Stockwerke draufsetzen, sonst stürzt das ganze Haus ein.
Ideale, wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl oder eine Solidarität, sie müssen wachsen können und gepflegt werden. Ideen, die nur im Kopf gebildet werden, reichen dafür nicht aus. Sie sind die Samen, die sterben müssen, wenn sie fruchtbar werden sollen.
Der Kopf ist ja das Zentrum, von wo aus Gedanken und Ideen in die Welt ausstrahlen. Sie durchdringen und durchleuchten die Welt und werden von dieser aufgenommen, abgestoßen oder korrigiert. Ideen, die nur im Kopf verbleiben, quasi im stillen Kämmerlein, werden meist nicht erdentauglich. Sie müssen im Außen, in der Welt einen „Boden“ finden, wo sie sich fortpflanzen können.
Dringen Ideen, egal welcher Art, in die Welt, so kann dies zunächst auf zweierlei Weise geschehen. Sie können eher kalt, undurchschaubar und unauffällig die „breite Masse“ durchdringen und sich dort an niedere Beweggründe wie