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Das Christentum wird meist mit den konventionellen Kirchen gleichgesetzt. Doch immer gab es auch einige nicht institutionelle, mehr nach Innen ausgerichtete christliche Bewegungen, die das kulturell-geistige Leben vieler Menschen impulsierte. Diese spirituellen Mysterienströmungen wurden zwar immer wieder angefeindet, aber ohne diese universale und kosmisch ausgerichtete Seite fehlt der Christenheit ein wichtiger Impuls, ohne den es in Zukunft nicht wirklich in einem guten Sinne weitergehen kann. Grundlegende Standpunkte und Charakteristiken eines inneren Weges zu beschreiben, der in dieses esoterische Christentum einführt, ist Inhalt dieser vorliegenden Schrift. Dazu werden geschichtliche, wie auch gegenwärtige und zukünftige Fragen und Möglichkeiten angesprochen.
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Seitenzahl: 113
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Dem Sonnengeist gewidmet
Vorwort
Einleitung
Leben, Tod und Auferstehung
Friede, Freude und Gerechtigkeit
Glaube, Hoffnung, Liebe
Sonne, Mond und Sterne
Kunst, Heilung und Kultur
Welt, Geld und Geist
Geschichte, Gegenwart und Zukunft
Ein Nachwort
Literaturverzeichnis
Diese hier vorliegende Schrift ist mein 19. Werk. Da es in einem spirituellen Weltbild nicht egal ist, mit welcher Zahl wir es zu tun haben, da Zahlen nicht nur einen quantitativen Wert verkörpern, sondern auch einen qualitativen, wollte ich diese Schrift mit der Zahl 19 zusammenbringen. Die 19. Karte in den großen Arcana des Tarot ist die Sonne. Sie steht für Intuition, also für das Einfühlen und Einswerden mit dem Gegenstand der Betrachtung. Die 18. Karte verweist auf den Mond, der den reflektierenden Intellekt verdeutlicht.
So habe ich hier versucht, eine Schrift zu erstellen, die ganz aus dem intuitiven Erkennen geboren ist. Nichts war vorgedacht, alles sollte spontan aus dem Inneren fließen, auch die Titel für die einzelnen Kapitel sind nicht „überlegt“ und die Inhalte dafür sind nicht durch ein vorheriges Studium und Recherchieren angesammelt.
Ich schreibe hier Satz um Satz, so wie es mir einfällt, mir innerlich zufällt. Aber auch nicht so, dass ich nur ein Medium wäre für irgend eine Wesenheit, die quasi diktiert. Es sind schon meine Gedanken und Erkenntnisse, die ich irgendwann zusammengetragen und erfahren habe. Teilweise auch angeregt durch andere Bücher und Begebenheiten, die das Leben mit sich bringt.
Die folgenden Inhalte sind dann auch für mich wie ein kleines Abenteuer und recht überraschend, weil ich im voraus überhaupt nicht weiß, was ich schreiben will und kann. Und doch bin ich immer wieder erstaunt, was da alles zum Vorschein kommt, wenn ich mal mit dem Schreiben begonnen habe.
So ergeht es mir auch beim Malen. Farbe um Farbe, Schicht um Schicht wird aufgetragen und dann erscheint allmählich ein Inhalt, eine Idee, ein Werk, das in sich stimmig ist und das dem Augenblick entspricht, in dem es entstanden ist. Die Seele malt sich selbst beziehungsweise sie schreibt sich selbst.
Das geht aber nur, wenn sie sich vorher vorbereitet hat, wenn sie bereit ist, einen inneren Weg zu gehen, bei dem sie versucht, sich mit dem Höheren verbinden zu können. Dabei darf das Niedere, das Falsche und Abgründige nicht verdrängt werden. Die Kunst ist es doch, das anzunehmen was ist und es so zu verwandeln, damit alles einem Höheren dienen kann.
Dies hat Christus vorgelebt, bis in die tiefsten Abgründe ging er hinein, um dorthin sein geistiges Licht verwandelnd und heilend einstrahlen zu lassen. Das ist ja der Kern alles Spirituellen, dass es sich wach und erweiternd in die Höhen und in die Tiefen einlassen will. Die menschliche Seele ist viel größer, als uns die Wissenschaft weismachen will. Nur einlassen muss sie sich – eine Reise beginnt …
Der Weg der Seele in der Erdenwelt ist nicht einfach und manchmal auch recht gefahrvoll. Die irdische Welt, sie zieht und lockt und will die Seele in ihren Bann schlagen. Sie kann sich daher ganz im Materialismus und Egoismus verlieren, muss dafür aber auch die Konsequenzen tragen lernen.
Die Mächte der Finsternis, die heute vermehrt aus den untersinnlichen Bereichen des Irdischen aufsteigen, sie gehen letztendlich irgendwann einmal an sich selbst zugrunde. Davor sollte sich die Seele befreien können – und zwar mit der Hilfe geistiger Wesen und Mächte, die uns Kräfte und Tugenden zukommen lassen, mit denen wir freier, reiner, stärker und reifer werden und mit denen wir dem Finsteren in uns und in der Welt etwas Besseres entgegensetzen können.
So möchte ich dieser Schrift eine Aneignung voranstellen, die mir vor längerer Zeit irgendwo einmal zugeflossen ist, die jedoch für unsere Zeit recht deutlich ausdrückt, auf was es im Wesentlichen ankommen muss, damit wir eine positive Zukunftssicht bewahren können. Der Verfasser davon ist mir leider nicht mehr bekannt.
Für tiefergehende spirituelle Betrachtungen im Geiste eines zeitgemäßen Christentums muss ich hier auf eigene frühere Werke verweisen und natürlich auf die vielen Autoren und Lehrer, die im Geiste eines spirituellen Christentums wirkten und auch heute noch wirken können.
„Wir müssen uns in unseren Zeiten aneignen:
den Sinn für das Untergehende, um es zu erkennen, und den Sinn für das Aufgehende, um es zu pflegen. Die äußeren Weltverhältnisse sind im Untergehen. Das Vergängliche, Zeitliche ist heute im größten Ausmaß im Vergehen. Aber es mischt sich in unsere Zeit auch Aufgehendes. Und die leisen Strahlen der Ewigkeit durch die Risse und Ritzen der zerberstenden Sinneswelt hindurch-schimmern zu sehen, das gibt die Kraft, das Untergehende ruhig dem Abgrund zu überlassen und sich an das zu halten, was aufgehen will.“
Franz Weber Ostern 2016
Eine spirituelle Seite, eine „Innenseite“ der Welt hat und wird es immer geben. In früheren Kulturen, in der vedischen bis hin zur altägyptischen und antiken griechischen Kultur, war es noch ganz normal, von Göttern und göttlichen Wesenheiten zu sprechen. Oftmals waren die Menschen vergangener Zeiten noch etwas hellsichtig und so konnten sie mit diesen Göttern meistens noch in Verbindung sein, so wie dies zum Beispiel in antiken Überlieferungen oder auch in der germanischen Edda geschildert wird. Diese Götter lenkten die Geschicke der frühen Menschheit mit, das heißt, sie führten und erzogen die „Menschenkinder“, in ähnlicher Weise wie dies heute Eltern bei ihren Kindern tun. Irgendwann muss man die Kinder aber freilassen, damit sie selbstständig und erwachsen werden können. Seit der sogenannten Götterdämmerung im Mittelalter trat dies für die westliche Welt besonders ein. Mit der Folge, dass wir die göttlichen Welten immer weniger wahrnehmen, spüren und erkennen können.
An Stelle der direkten Begegnung, die sich früher noch mehr in einem traumähnlichen Zustand äußerte, blieb nur noch der Glaube und die Verehrung, die Andacht an ein überliefertes, traditionelles Gottesbild. Dieses Gottesbild ist im Christentum recht gut erhalten, da die Christus-Wesenheit in einem Menschen, im Jesus von Nazareth, ganz konkret in einem biographischen Zeitabschnitt von den damaligen Zeitgenossen und Jüngern wahrgenommen werden konnte. Doch auch da war es schwierig, den himmlischen, den kosmischen Teil in ihm zu erkennen. Nur noch der irdisch wirksame Heiler, Retter und Reformer Jesus ist oftmals übriggeblieben. Die kosmische Christus-Wesenheit, der Logos, der Schöpfergott in seiner göttlichen Größe kann kaum noch erfasst werden, vielleicht auch darum, weil sich Christus im Mysterium von Golgatha von diesem „großen“ Himmel löste, um ganz Mensch werden zu können. Erst nach der Auferstehung und Himmelfahrt wurde sein kosmischer Geist wieder spürbar, zumindest im Pfingstereignis, da in diesem sich die Geistesflammen auf die Jünger-Seelen legten, wo also etwas von diesem göttlichen Geist in den Seelen einwohnen konnte.
Heute können wir uns wieder erneut diesem höheren Gotteswesen nähern, erkennend und glaubend, da ein Wissen und Erkennen auch einen neuen Glauben fördern kann. Der alte Glaube ohne das Wissen wird zukünftig immer schwerer zu halten sein, da im Zeitalter des Intellektualismus innere Kräfte wie die Hingabe, die Demut, die Bescheidenheit, die Andacht und die Frömmigkeit nicht mehr in Mode sind beziehungsweise auch nicht so leicht zu leben sind.
Der Intellekt beobachtet, analysiert, kombiniert, trennt und schneidet. Damit kommt man in der irdischen Welt gut zurecht, aber nicht in den höheren Welten. Dafür braucht es höhere Fähigkeiten, die der Mensch zukünftig immer mehr zu lernen hat, wenn er sich nicht im Irdischen verlieren will.
Eine Weisheit und Liebe des Herzens ist gefragt, die dem Verstand eine neue Richtung geben kann. Die spontane Weisheit quillt aus dem Herzens-Raum, wenn wir uns dafür öffnen können. Der Verstand ist dabei nur noch Beobachter und „Verwalter“; er dominiert nicht mehr, er ordnet sich unter, damit Intuition, damit eine intuitive Erkenntnis geschehen kann.
Manch einer möge hier vielleicht einwenden, dass diese „Herzens-Inhalte“ wohl nur subjektiver und phantastischer Natur sein können, da ohne Ratio, ohne Intellekt man zu leicht ins emotionale Treiben hineinkommen kann. Doch die Herzens-Weisheit, die aus dem Herzen der Welt entströmt, sie ist objektiv und subjektiv zugleich, denn das Herz ist Zentrum und Umkreis, es ist Mitte, Kern, es enthält unser wahres Ich, das sich aber auch im großen Ganzen, im kosmischen All wiederfinden kann.
Die Herzens-Weisheit entströmt einem Ich, das sich weitet in die Welt, das sich öffnet für das All und in sich selbst den göttlichen Funken gewahr werden kann. Dies ist der Weg, den ein spirituelles Christentum lehrt und beschreiten will. Auf diesem Weg hat sich das kleine, das niedere Ich zu wandeln, hin zum wahren, zum höheren Ich des Menschen, das ein „Teil“, ein Aspekt, ein Funke des göttlichen, des Christus-Ichs ist.
Christus ist das Welten-Ich, in dem alle menschlichen Iche ihre geistige Wurzel und Grundlage haben. Und so begleitet die Christus-Wesenheit die Menschheit vom Urbeginne an und wird so lange bei ihr sein, bis auch der letzte Mensch sein Erdenziel und damit sein Entwicklungsziel erreicht haben wird.
Ein spirituelles Christentum versucht diese Christus-Wege nachzuvollziehen und ihnen nachzufolgen. Dabei ist das Mysterium von Golgatha ein Zentral-Ereignis, bei weitem aber nicht alles. Das fortschreitende Christus-Wesen bringt immer wieder neue Impulse in die Menschheit hinein, für die es sich lohnt, wach und aufnahmefähig zu bleiben. So vor allem in der heutigen Zeit, um den gewaltigen Untergangs-Tendenzen einer materialistisch und egoistisch gewordenen Kultur, neue Auferstehungskräfte und Impulse einzuverleiben, die in und durch die sogenannte Wiederkunft Christi möglich geworden sind.
Darauf im Einzelnen einzugehen, würde den Rahmen dieser Schrift jedoch bei weitem sprengen. Dafür gibt es anderweitig entsprechende Literatur.
Hier werden zunächst grundlegende Gedanken angesprochen, die eine Erweiterung der traditionellen und herkömmlichen christlichen Lehren bewirken können. Ohne eine spirituelle Seite des Lebens bleibt doch alles sehr im Äußerlichen verhaftet. Diese äußere Seite ist natürlich auch wichtig, zur Ganzheit jedoch gehört das innere Leben mit dazu.
Sicherlich wurde diese innere Seite in früherer Zeit in der Mystik, in mönchischer Askese und Weltflucht auch gelebt. Nur mit dem aufkommenden Rationalismus geriet dies oftmals ins Hintertreffen. Deshalb geht es heute vor allem auch darum, das rationale Bedürfnis nach Wissen, Klarheit und Vernunft mit dem inneren Wesen und Vermögen, mit der spirituellen Dimension des Seins zu verbinden.
Dafür wollen die nachfolgenden Kapitel einige Anregungen liefern. Der spirituelle Strom, auch im Christentum, war immer lebendig, mal erhaben und groß, mal versteckt und verfolgt, mal im Geheimen und recht klein, dann wieder mit neuem Schwung durchzieht er die Zeit, um Impulse in die Gesellschaft einbringen zu können, die den Untergangs-Tendenzen etwas entgegensetzen, die Mensch und Welt in einem humanistischen, in einem guten Sinne weiterbringen können.
In diesem Sinne mögen die folgenden Abschnitte eine Bereicherung für das innere Leben bedeuten, damit auch das äußere Leben eine neue Richtung und Wegweisung erfahren kann. Denn schließlich geht es darum, dass Inneres und Äußeres wieder eine Einheit bilden, dass auch der Glaube, also ein aktives, geistiges Innenleben und die Erkenntnis, das Wissen von und in der Welt sich gegenseitig ergänzen und befruchten können.
Aus dem Glauben erwächst ein höheres Erkennen; das Wissen und Erkennen erhält durch den Glauben eine Beseelung und Befeuerung. Kopf und Herz mögen sich dabei verbinden und versöhnen. Daraus erwächst ein spirituelles Christentum, das seine Religiosität nicht mehr ohne das Denken und ohne Vernunft, also ohne eine Wissenschaft zu leben braucht. Nur muss sich die Wissenschaft auch öffnen können für Bereiche und Sphären des Seins, die wir mit den leiblichen Sinnen nicht mehr wahrnehmen können.
Um in die seelisch-geistigen Innenwelten wach und bewusst eintreten zu lernen, braucht es neue Fähigkeiten, ein erweitertes spirituelles Denken und eine Herzens-Arbeit, die sich in Demut, Bescheidenheit und Hingabe üben kann.
Dazu mögen die folgenden Kapitel eine Hilfestellung bieten und zu einer erweiternden Sichtweise anregen.
Ein Durst nach Leben, nach bewegenden Erlebnissen kann heute überall verstärkt wahrgenommen werden, selbst in spirituellen Kreisen. Es scheint, man hat genug vom Lernen, vom Studieren, vom Wissen und den Gebärden des Verstandes – man will erleben, das Leben spüren, auch das innere, mit allen Sinnen und ganzem Sein.
Doch wie schon Buddha sagte, ist es der Durst nach Dasein, der das Leiden schafft. Lust und Leid sind Polaritäten, die in einer dualistischen Welt einfach zusammen gehören. Frühere Geistesströmungen bemühten sich daher, die Anhaftung an das irdisch-sinnliche Leben zu überwinden.
Aber auch da wird oftmals das Verstandesmäßige, das die Welt kategorisiert und ordnet, als etwas Negatives angesehen, da dieser Verstand erst einmal nur in der irdischen Welt nützlich ist, nicht mehr aber in übersinnlichen Welten, aus denen das wahre, unvergängliche Sein entströmt. Verstandeswissen vermeidet und verschmäht das „echte“ Leben; entweder „denken“ oder „leben“, man meint, sich entscheiden zu müssen. So wird leider immer noch nicht recht gesehen, dass man mit einer solchen Einschränkung immer noch einer dualen Betrachtung unterliegt, wo die Pole als Gegensätze gesehen werden und nicht als Ergänzungen.
Wissen schadet ja dem Erleben nicht. Bereite ich mich gedanklich auf etwas vor, zum Beispiel auf eine Urlaubsreise, ein Theaterstück oder auch auf einen Spaziergang in der Natur mit dem nötigen Hintergrundwissen, so wird mein Erleben tiefer und reicher werden, als wenn ich ohne Vorbereitung, ohne Wissen einfach drauflos laufe. Vielleicht sind die spontanen Momente nicht mehr so stark, doch man sieht mehr, feiner und einleuchtender, das können wir immer wieder erfahren.
Auf der anderen Seite können wir bemerken, dass dieser „Run“ in die Erlebniswelt seine Schattenseiten zeigt. Die Menschen suchen immer stärkere Reize und Extreme. Das Kleine, Zarte und Feine wird kaum mehr wahrgenommen. Weltweit nehmen die Todeskräfte sehr stark zu. Ist das vielleicht der Ausgleich zum Hunger nach dem Leben? Verbrauchen wir dieses Leben vielleicht viel stärker, wenn wir nur noch genießen und uns am Leben berauschen wollen?