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DENN DU GEHÖRST ZU MIR Wie ein verliebter Teenager starrt Eli sie an – dabei liegt die Jugendzeit lange zurück! Doch kaum sieht er seine wunderhübsche Nora wieder, will Eli sie nur stürmisch küssen. Warum versteht sein Herz nicht, was sein Kopf schon lange weiß: Die Frau seines Lebens gehört einem anderen! DENN LIEBEN HEIßT VERTRAUEN "Vertrau mir, Marly!" Zu gern würde die hübsche Single-Mom das tun: sich einfach in Drakes starke Arme schmiegen und alles um sich und den Feuerwehrmann herum vergessen. Aber solange sie von der Vergangenheit verfolgt wird, ist ihr Herz nicht frei für eine neue Liebe … DENN DU BIST DER EINZIGE FÜR MICH Die Therapeutin Megan hat immer eine Lösung parat. Nur lässt sich die geheime Liebe zu ihrem besten Freund Cameron nicht einfach wegkurieren. Er ist einfach perfekt: freundlich, klug und wahnsinnig sexy! Aber wenn Megan ihm ihre Gefühle gesteht, riskiert sie, ihn zu verlieren …
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Seitenzahl: 520
Cover
Titel
Inhalt
Denn du gehörst zu mir
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
Denn Lieben heißt Vertrauen
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
EPILOG
Denn du bist der Einzige für mich
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
EPILOG
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Contents
IMPRESSUM
Denn du gehörst zu mir erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2014 by Jules Bennett Originaltitel: „Dr. Daddy’s Perfekt Christmas“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA Band 25 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Rainer Nolden
Umschlagsmotive: Hryshchyshen Serhii / Shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2022 .
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
ISBN 9783751520980
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Sieh nicht hin. Geh einfach weiter!
Dr. Eli St. John lief über den vom Schnee befreiten Gehweg, der zum Haus seiner Eltern führte, und vermied es tunlichst, einen Blick zum Nachbarhaus zu werfen.
Dessen Bewohnerin würde er in der nächsten Zeit zweifellos öfter sehen, als ihm lieb war, denn in den kommenden Monaten lebte er wieder in Stonerock, Tennessee. Da war sie wieder ganz in seiner Nähe. Doch gleich am ersten Tag wollte er ihr nicht unbedingt begegnen.
Was war er bloß für ein Feigling!
Bei dem Gedanken, seine einstige Liebe wiederzusehen – die Frau, die er niemals vergessen und die seinen besten Freund geheiratet hatte –, wurde ihm ganz schwer ums Herz.
Eli trat sich den Schnee von den Stiefeln. Als er klingeln wollte, wurde die Tür aufgerissen, und der Kranz, mit dem sie geschmückt war, schaukelte hin und her.
„Wie schön, dass du hier bist. Ich wusste, dass wir auf dich zählen können.“
Eli ließ sich von seiner Mutter umarmen. Bev strahlte übers ganze Gesicht – wie immer, wenn er nach längerer Zeit nach Hause zurückkam.
„Was ist denn das?“ Prüfend musterte sie ihn und strich mit dem rechten Zeigefinger über eine frische Narbe.
„Bei der Army geht’s manchmal rau zu“, antwortete er ausweichend. Und das war nicht einmal gelogen. Er wollte nicht über das unerfreuliche letzte Zusammentreffen mit seinem besten Freund reden.
Als er Todd zum letzten Mal lebend gesehen hatte, waren sie – beide betrunken – in einen heftigen Streit geraten. Eli hatte deswegen keine Gewissensbisse, im Gegenteil: Er würde jederzeit wieder so reagieren, denn er war noch immer überzeugt, im Recht gewesen zu sein.
Seine Mutter umarmte ihn erneut. „Ich bin stolz auf dich, dass du bei der Army warst. Aber jetzt bin ich heilfroh, dass du alles gut überstanden hast.“ Sie ließ ihn los, und Eli betrat das Haus.
„Wie geht’s Dad?“
„Den Umständen entsprechend.“ Verschwörerisch fügte sie hinzu: „Du solltest doch wissen, dass Ärzte die schlimmsten Patienten sind.“
Eli lachte und stellte seinen Koffer im Flur ab. Er war froh, wieder zu Hause zu sein, und gleichzeitig besorgt, wenn er an das Wiedersehen mit seinem Vater dachte. Der Mann war immer so vital und voller Lebensfreude gewesen. Sein ganzes Leben lang hatte er sich um andere Menschen gekümmert. Aber vor Kurzem hatte man bei einer Untersuchung festgestellt, dass seine Arterien verstopft waren.
Als Notfallmediziner in Atlanta hatte Eli manchen Herzanfall hautnah miterlebt. Schmerzen in der Brust sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er war dankbar, dass die Ärzte seinen Vater am nächsten Tag operieren wollten. Auf der Fahrt von Georgia nach Hause hatte er sich mit dem Gedanken vertraut machen können.
Und auch mit der Vorstellung, Nora wiederzusehen. Warum dachte er überhaupt darüber nach? Sollten die Zeit und die Entfernung nicht längst alle Wunden geheilt haben? Sie hatten sich beide inzwischen verändert, und die Gefühle von damals waren gestorben, als Eli sich dazu durchgerungen hatte, sie zu verlassen.
Es war eine schwere Entscheidung gewesen. Die schwerste seines Lebens.
Die Narbe in seinem Gesicht war der Beweis dafür, dass er immer noch nicht über Nora hinweg war.
Er versuchte diese Gedanken zu verdrängen, als er seiner Mutter ins Wohnzimmer folgte. In erster Linie war er wegen seines Vaters gekommen … und nicht, um irgendwelche alten Gefühle aufzuwärmen. Inzwischen hatte er sein eigenes Leben, in das er gern zurückkehren würde, wenn es seinem Vater wieder besser ging.
Eli hatte viele Patienten mit Herzproblemen behandelt. Aber bei seinem Vater war es doch etwas ganz anderes. Deshalb war er auch ohne zu zögern sofort nach Hause gefahren, zumal er ihn nach der Operation ein paar Wochen in seiner Praxis vertreten sollte.
Im Grunde kam er gern nach Hause. Doch genauso sehr freute er sich nach wenigen Tagen darauf, wieder nach Atlanta zurückzukehren. Glücklicherweise war es ihm bei all seinen Besuchen immer gelungen, Nora so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Und wenn sie sich zufällig begegneten, hatten sie nur ein paar Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht.
Jetzt sah es allerdings so aus, als würde er den ganzen Winter und möglicherweise sogar bis zum Frühling bleiben müssen.
Mit fünfunddreißig Jahren wieder bei Mommy und Daddy wohnen. Toll! Natürlich würde Eli alles für seine Eltern tun, denn die Familie hatte für ihn immer an erster Stelle gestanden. Wenigstens konnte er in dem Apartment über der Garage wohnen – das garantierte ihm ein bisschen mehr Privatsphäre.
Eli betrat das Wohnzimmer, wo sein Vater in dem alten, zerschlissenen Sessel saß, den sie vor fünf Jahren schon in den Sperrmüll geben wollten. Warum hatten sie es bloß nicht getan? Der Mann war Arzt; er konnte sich doch neue Möbel leisten!
Den Christbaumschmuck am Tannenbaum, der in einer Ecke des Wohnzimmers stand, erkannte Eli sofort wieder. Seine Mutter hängte außerdem jedes Jahr die Strümpfe an den Kamin, obwohl Eli und seine Brüder längst nicht mehr zu Hause wohnten. Wenigstens half ihm die vertraute Atmosphäre ein bisschen über die Nervosität hinweg, die er spürte, wenn er an die unvermeidlichen Begegnungen mit Nora dachte.
Dabei hatte er weniger Angst vor den alten Gefühlen, sondern vor der Wahrheit, die Nora niemals erfahren durfte. Konnte er ihr unter diesen Umständen überhaupt in die Augen sehen?
Elis Blick wanderte vom Fernseher zu seinem Vater. Mit der Fernbedienung in der Hand winkte Dr. Mac St. John seinem Sohn zur Begrüßung zu.
Natürlich hatte sein Vater den Sportkanal eingeschaltet. Jetzt erhob er sich aus seinem Sessel und schloss seinen Sohn voller Zuneigung in die Arme. Es hatte Zeiten gegeben, da hatten Eli und seine Brüder den Zorn des Vaters gefürchtet. Erst später war ihnen klar geworden, dass er sich nur um sie gesorgt hatte. Eli dachte lieber nicht daran zurück, was seine Eltern ihrer Söhne wegen durchgemacht hatten.
Seine Mutter hatte einmal gesagt, Teenager großzuziehen sei nichts für Feiglinge. Eli war sich nicht sicher, ob er diese Erfahrung jemals selbst machen wollte. Nach der Schule war er sofort zur Uni gegangen, hatte sich voller Eifer in sein Studium gestürzt, keine Zeit für Beziehungen gehabt – ganz zu schweigen davon, eine Frau zu finden, mit der er Kinder haben konnte.
„Lass dich anschauen.“ Sein Vater sank in den Sessel zurück und legte die Hände auf die Knie. „Du siehst gut aus, Sohn. Wirklich gut. Und du weißt nicht, was es mir bedeutet, dass du mich vertrittst.“
Blieb nur zu hoffen, dass die Patienten auch den Sohn ihres Hausarztes akzeptierten. Die hatten ihn schließlich nur als wilden und widerspenstigen Teenager gekannt – und wahrscheinlich so in Erinnerung behalten. Er und seine Brüder waren nicht gerade Musterknaben gewesen. Sie genossen sogar einen gewissen Ruf in der Stadt … nachdem sie ein paar Mal Straßenschilder geklaut und Häuser mit farbenprächtigen Graffiti besprüht hatten. Allerdings waren sie so geschickt gewesen, sich nie erwischen zu lassen.
Eli seufzte. In einer kleinen Stadt vergaßen die Leute nie, wie man mal war und was man angestellt hatte. Schlimmer noch: Sie erinnerten dich ständig an deine Jugendsünden. Er war gespannt, wie man ihn nun als Arzt willkommen heißen würde.
Wenigstens würden sie erkennen, dass er sich geändert hatte. Wie auch immer – in hoffentlich drei Monaten wollte er wieder in Atlanta sein. Spätestens.
Demnächst ging der Chef der Unfallklinik in den Ruhestand. Ein ehemaliger Kumpel von der Army hatte Eli darauf hingewiesen. Eli hatte zwar noch nicht lange in der Notfallambulanz gearbeitet, aber da er bereits zum Team gehörte, hätte er mit seiner Bewerbung ganz gute Chancen.
Das war im Moment allerdings nicht so wichtig.
„Wann wirst du denn morgen operiert?“, wollte er von seinem Vater wissen. Er setzte sich neben seine Mutter auf das alte Sofa, das ebenfalls längst auf dem Sperrmüll hätte landen sollen.
„Um sieben Uhr“, antwortete seine Mutter für ihn. „Aber sie wollen ihn heute Abend schon aufnehmen. Wir haben nur noch auf dich gewartet.“
Eli warf einen Blick auf seine Uhr und wandte sich an seinen Vater. „Na, dann sollten wir mal los. Oder willst du erst das Spiel zu Ende sehen?“
Sein Vater griff zur Fernbedienung und schaltete den Apparat aus. „Meinetwegen können wir fahren. Und ich sage dir gleich: Es passt mir überhaupt nicht, selbst Patient zu sein.“
Eli lachte. „Schon klar. Aber wir sind heilfroh, dass du dich operieren lässt. So haben wir dich noch ein paar Jahre länger.“
Es klingelte an der Haustür.
Eli stand sofort auf. „Ich sehe nach. Packt ihr doch schon mal den Koffer fürs Krankenhaus.“
Er öffnete die Haustür, ohne durch den Spion zu schauen.
Das war ein Fehler.
Nora Parker stand vor ihm. Sie sah noch immer so jung und hübsch und umwerfend aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Wegen der Kälte trug sie einen leuchtend roten Mantel, eine gestreifte Mütze und einen ebenfalls gestreiften Schal.
Seine Eltern hatten das Mädchen ins Herz geschlossen, als sein jüngster Bruder Drake sie ihnen vorgestellt hatte. Kurz danach hatte sie Elis Herz gestohlen, und ein paar Jahre später hatten sie sich getrennt – er, um seine Träume zu verwirklichen; sie, um an dem einzigen Ort zu leben, an dem sie sich wirklich zu Hause fühlte.
Und nun stand sie vor ihm.
„Eli.“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Man hat mir gesagt, dass du nach Hause kommst. Aber heute Abend hatte ich noch nicht mit dir gerechnet. Mac und Bev sind doch noch da, oder?“
„Ähm … ja.“ Himmel, er starrte sie an wie ein liebeskranker Teenager. Fast hätte er vergessen, sie ins Haus zu bitten. „Ja, sie sind noch da. Komm rein.“ Er öffnete die Tür ein Stück weiter. „Es ist verdammt kalt.“
Der Duft ihres süßen Parfüms stieg ihm in die Nase, als Nora an ihm vorbeiging. Das war das Mädchen, das ihm mit sechzehn Jahren den Kopf verdreht hatte. Und die Frau, die ihn vor vier Jahren wegen seines besten Freundes verlassen hatte.
Und diese Frau hatte keine Ahnung, dass ihre Ehe auf einer Lüge aufgebaut war und ihr verstorbener Mann sie hintergangen hatte. Eli konnte es ihr unmöglich erzählen. Er hatte sich vorgenommen, Nora nie mehr zu verletzen.
Nora sah sich um. „Wo sind die beiden denn?“
„Im Wohnzimmer. Wir wollten gerade fahren. Soll ich deinen Mantel nehmen?“
„Nein, ich kann nicht lange bleiben.“
Er folgte ihr und verfluchte sich für die Gefühle, die bei ihrem Anblick in ihm aufstiegen. Dieses Ziehen in seinen Lenden war nun wirklich nicht angebracht! Jedenfalls nicht mehr.
Eli, Nora und Todd, ihr verstorbener Ehemann, waren in dieselbe Schule gegangen und in derselben Kleinstadt aufgewachsen. Eli und Todd hatten sogar in derselben Einheit gedient. Doch während Eli nach einigen Jahren entlassen worden war, hatte Todd sich für eine Verlängerung seines Dienstes entschieden – und war vor sechs Monaten bei einem Einsatz ums Leben gekommen.
Eli räusperte sich. „Das mit Todd tut mir furchtbar leid“, begann er. „Leider konnte ich nicht zur Beisetzung kommen. Aber ich habe die ganze Zeit an dich gedacht.“
Das entsprach der Wahrheit. Er dachte ständig an sie. Auch nachdem sie sich entschieden hatten, ihre Beziehung zu beenden. Doch er konnte ihr nicht vorwerfen, dass sie geheiratet hatte, um eine Familie zu gründen.
Mit achtzehn war er noch so optimistisch gewesen, zu glauben, an der Seite von Nora die Welt verbessern und ihre gemeinsamen Träume verwirklichen zu können. Aber sie hatte bleiben wollen, und ihn hatte es in die Welt hinausgezogen. Und da beide nicht von ihren Wünschen und Zielen lassen wollten, hatten sie sich getrennt.
Noras Blick verschleierte sich. „Danke. Es war … eine harte Zeit. Aber inzwischen geht’s mir wieder besser.“
Eli bemerkte, dass sie seine Narbe betrachtete. Die Narbe, die von seiner Augenbraue über seine Stirn bis fast zum Ohr reichte. Nora berührte sie mit der Fingerspitze, und Eli erstarrte. Doch ehe sie eine Frage stellen oder Eli eine Erklärung abgeben konnte, betrat seine Mutter den Flur.
„Nora.“ Sie breitete die Arme aus. „Geht’s dir gut?“
„Danke“, antwortete Nora ausweichend. „Ich wollte euch nur alles Gute wünschen.“
„Das ist lieb von dir.“
Schweigend betrachtete Eli die beiden Frauen. Beinahe hatte er das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Aber das war sie nicht, im Gegenteil: Sie hatte beide in unterschiedliche Richtungen geführt, und auf dem Weg hatte es viel Herzschmerz und viele Lügen gegeben. Und nun waren sie weiter voneinander entfernt als jemals zuvor. Trotzdem hätte Eli am liebsten die Arme ausgestreckt und Nora an sich gedrückt. Als Freund, wohlgemerkt. Tiefere Gefühle wollte er nicht zulassen – und auch nicht von ihr erwarten.
Es sah ganz danach aus, als müsste er nun seine Strafe dafür zahlen, dass er sie so leichtfertig aufgegeben hatte.
Nora war verwirrt. Die Begegnung mit Eli hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Während Eli seinen Militärdienst absolvierte, hatte sie seine Eltern regelmäßig besucht. Nach ihren Eltern waren Bev und Mac ihre wichtigsten Bezugspersonen geworden – und das schon seit ihrer Teenagerzeit.
Jetzt versuchte Nora sich auf Bevs Worte zu konzentrieren, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder zu dem Mann ab, der ganz in ihrer Nähe stand. Der Mann, von dem sie einst geglaubt hatte, dass er der Mann ihres Lebens wäre. Aber Eli hatte von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass er nach seiner Militärzeit nicht in seine Heimatstadt zurückkehren würde.
Eine Zeit lang hatte sie sich eingeredet, er würde sie so sehr vermissen, dass er reumütig zu ihr zurückkehren würde. Sie hatte regelrecht darauf gehofft. Aber irgendwann hatte sie eingesehen, dass er nicht im Traum daran dachte – und deshalb eine Affäre mit Todd begonnen. Denn ihr sehnlichster Wunsch war es, eine Familie und Kinder zu haben. Todd schien ihr diese Wünsche erfüllen zu können. Zu ihrem Bedauern hatte sie feststellen müssen, dass die Ehe mit Todd nicht so glücklich war, wie sie es sich erträumt hatte.
Natürlich war sie bestürzt gewesen, als sie von seinem Tod erfuhr, und sie hatte auch um ihn getrauert. Aber nicht so sehr, wie sie wahrscheinlich um Eli getrauert hätte, wenn ihm dieses Schicksal widerfahren wäre …
Nora wusste, dass sie undankbar war und so etwas nicht einmal denken durfte. Und dennoch …
Unvermittelt wurde ihr bewusst, dass sie nach Hund riechen musste. Sie war direkt von ihrer Tierarztpraxis zu Bev und Mac gegangen, ohne vorher zu duschen. Schließlich hatte sie nicht damit gerechnet, Eli zu begegnen.
Bev sagte etwas zu ihr.
„Wie bitte?“ Verwirrt sah Nora sie an.
„Willst du nicht deinen Mantel ausziehen?“, wiederholte Bev ihre Frage.
„Nein, vielen Dank.“ Unwillkürlich zog Nora den Mantel enger um sich.
Niemand sollte schließlich sehen, wie es um sie stand.
Am allerwenigsten Eli.
Lieber schwitzte sie unter ihrem dicken Mantel, als ihm ihren Zustand zu offenbaren.
Sie war schwanger. Oder wusste Eli es bereits? Auf jeden Fall hatte sie keine Lust, mit ihm darüber zu reden. Und das Letzte, was sie wollte, waren mitleidige Blicke.
„Wie du willst“, sagte Bev nur.
„Wenn ihr nichts dagegen habt, schaue ich morgen nach der OP auf dem Heimweg im Krankenhaus vorbei“, schlug Nora vor.
„Das wäre ganz lieb von dir“, erwiderte Bev. „Ich weiß allerdings nicht, wie lange der Eingriff dauert und ob Mac schon bereit für Besuche ist …“
„Ich rufe vorher an.“
„Du kannst mich anrufen“, schaltete Eli sich ein.
Nora fuhr herum und sah ihn an. Der Blick seiner dunklen Augen machte sie ganz nervös.
Warum zum Teufel fand sie ihn noch immer so attraktiv? Warum fand sie die Narbe auf seiner Stirn reizvoll – und warum verspürte sie auf einmal den dringenden Wunsch, alles darüber zu erfahren?
Diese verdammten Hormone! Eigentlich hatte sie gar keine Zeit für ein derartiges Gefühlschaos.
„Da ist ja meine beste Freundin!“
Nora drehte sich um.
Mac war an der Wohnzimmertür aufgetaucht und kam auf sie zu. Er strahlte übers ganze Gesicht und schloss sie in die Arme.
Sie liebte ihn ebenso wie Bev, denn die beiden hatten ihr jegliche Unterstützung gegeben, als ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte. Mac hatte ihr einen Teil des Tierarztstudiums finanziert, und beide hatten ihr nach Todds Tod Trost gespendet und waren Tag und Nacht für sie da gewesen.
Der Gedanke, dass Mac am Herzen operiert werden musste, erschreckte sie. Sie wusste zwar, dass der Eingriff nötig war, aber es bestand immer auch die Möglichkeit, dass etwas schiefgehen konnte. Immerhin war sie auch Ärztin – wenn auch „nur“ für Tiere. Nora musste schlucken. „Geht es dir gut?“
„Bestens“, nickte Mac. „Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Unkraut vergeht nicht.“
Nora löste sich aus Macs Umarmung. „Jedenfalls bist du in der Klinik in besten Händen.“
„Ich hätte mir keine bessere Tochter wünschen können“, sagte Mac lächelnd.
Seine Worte versetzten ihr einen Stich ins Herz. Er sagte öfter, dass sie die Tochter sei, die er niemals gehabt hatte. Seit sie sich mit Elis jüngerem Bruder Drake angefreundet und kurz darauf mit Eli eine Beziehung angefangen hatte, gehörte sie praktisch zur Familie.
„Ich will euch nicht länger aufhalten.“ Auf dem Weg zur Tür achtete Nora darauf, Eli nicht zu nahe zu kommen. „Ich schließe dich in mein Nachtgebet ein, Mac“, sagte sie lächelnd. „Und morgen werde ich auf jeden Fall nach der Arbeit zum Krankenhaus kommen. Hoffentlich bist du dann wieder so fit, dass du mich empfangen kannst.“
„Ich gebe mir Mühe.“ Mac lächelte.
Auf einmal hatte Nora es sehr eilig, aus dem Haus zu kommen, denn sie befürchtete, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Das musste an der Schwangerschaft liegen. Sagte man nicht immer, dass sie für viele Frauen eine Achterbahn der Gefühle war?
Nora eilte durch die nebeneinanderliegenden Gärten zu ihrem Haus. Auf dem Rasen lag eine dünne Schneeschicht. Sie überlegte, wie sie ihren Heißhunger stillen sollte, der sie in unregelmäßigen Abständen überfiel.
Wahrscheinlich würde sie eine Riesenpizza aus dem Gefrierfach holen, wo sie ihre Notrationen verstaute. Und die Begegnung mit Eli, der hinreißend wie immer aussah, war in der Tat ein Notfall. Jedenfalls war ihre Herzfrequenz in ungeahnte Höhen gestiegen, und auch ihr Puls raste.
Vielleicht würde sie ein heißes Bad vor dem Essen beruhigen? Sie legte eine Hand auf ihren runden Bauch. Noch vier Monate blieben ihr, um sich auf ihr Baby vorzubereiten. Bis dahin musste sie ihr Leben wieder im Griff haben, das nach Todds Tod aus den Bahnen geraten war.
Sie würde ihr Baby eben doppelt lieben müssen, damit es den Vater nicht vermisste.
Bei Macs Herzoperation hatte es keine Komplikationen gegeben, und Eli stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als der Chirurg ihm die Nachricht überbrachte. Gleichzeitig teilte er ihm mit, dass Mac zurzeit noch keine Besucher empfangen könne. „Er braucht jetzt vor allem Ruhe.“
„Und wir müssen dafür sorgen, dass er künftig besser auf sich achtgibt“, meinte Cameron, während er sich auf einen Stuhl im Wartebereich fallen ließ.
Eli nickte seinem jüngeren Bruder zu. „Auf jeden Fall. Aber Ärzte sind schreckliche Patienten.“
Drake lachte, während er sich neben Eli setzte. „Du musst es ja wissen, Dr. St. John.“
„Ich werde dafür sorgen, dass euer Vater sich gesund ernährt“, versprach Bev. „Außerdem sollte er mehr Sport treiben.“
„Für ihn ist es wahrscheinlich schon eine sportliche Betätigung, wenn er die Fernbedienung in die Hand nimmt“, spottete Eli. „Aber ich denke, der Infarkt war ein Warnschuss für Dad. In Zukunft wird er vorsichtiger sein.“
Ein Handy klingelte. Automatisch griffen Cameron und Drake nach ihren Telefonen und schauten aufs Display. Als Polizist war Drake praktisch rund um die Uhr im Dienst, und auch Drake als örtlicher Feuerwehrchef war immer erreichbar.
Erstaunlich, was aus den wilden Teenagern für anständige Bürger geworden waren!
Cameron stand auf. „Ist für mich. Ich bin gleich wieder zurück.“ Er verschwand durch die Flügeltür.
Eli hatte sein Handy ebenfalls hervorgezogen und steckte es zurück in die Tasche. Er war erst seit vierundzwanzig Stunden wieder zu Hause, und er vermisste es bereits, gebraucht zu werden und Menschen unter dramatischen Umständen zu retten.
Das Dramatischste, mit dem er in den nächsten drei Monaten in Stonerock konfrontiert würde, wären vermutlich grippale Infekte, Magenverstimmungen und Allergien – falls der Frühling früh einsetzte.
„Tut mir leid, ich bin spät dran.“
Eli schaute auf. Nora stürmte in den Wartebereich. Wieder trug sie ihren roten Mantel, das bunte Halstuch und den passenden Hut. In der Hand hielt sie eine Tüte. „Gerade als ich gehen wollte, gab es einen Notfall. Habt ihr schon etwas gehört? Wie geht es ihm?“
„Der Arzt hat uns gerade erzählt, dass er alles gut überstanden hat“, erwiderte Bev.
„Was hast du denn in der Tüte?“, wollte Drake wissen.
„Ich dachte, dass ihr vielleicht hungrig seid, wenn ihr den ganzen Nachmittag hier gewartet habt. Deshalb habe ich ein paar Burger mitgebracht.“
„Gute Idee“, grinste Drake und zwinkerte ihr zu.
Nora stellte die Tüte auf einen freien Stuhl, und Eli und Drake bedienten sich.
Während Eli in seinen Burger biss, beobachtete er Nora aus den Augenwinkeln. Sie wirkte erschöpft, hatte dunkle Ringe unter den Augen und – ja, Eli hatte den Eindruck, dass sie dünner geworden war.
Doch er hütete sich, etwas zu sagen oder sie nach ihrem Befinden zu fragen. Ihr Privatleben ging ihn schließlich nichts an. Wahrscheinlich stürzte sie sich in die Arbeit, um die Trauer über Todds Tod zu verdrängen.
Obwohl Todd als Held gestorben war – im Einsatz für sein Vaterland –, verdiente er Noras Tränen nicht. Ebenso wenig wie Elis Gewissensbisse.
„Wie geht es dir?“, fragte Bev Nora jetzt.
Nora lächelte flüchtig. „Ich bin ein bisschen müde. Gott sei Dank ist Wochenende, und ich habe zwei Tage frei. Es sei denn, jemand braucht mich, denn ich habe Bereitschaftsdienst. Aber ich hoffe, dass mich niemand anruft oder mit seinem kranken Tier vor meiner Tür steht.“
„Vielleicht solltest du jemanden einstellen“, schlug Bev vor. „Damit du nicht die einzige Ansprechpartnerin in deiner Praxis bist.“
„Das will ich auch. Einige Kandidaten habe ich mir bereits angesehen. Bleibt abzuwarten, wie viel sie verlangen.“
Schweigend hörte Eli zu. Er wollte sich nicht in das Gespräch einmischen. Auch das waren schließlich Probleme, die ihn nichts angingen.
Als er vor fünf Jahren ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, zurückzukommen, hatte er festgestellt, dass Todd und Nora inzwischen zusammen waren. Da war ihm klar geworden, dass er keine Chance mehr bei ihr hatte. Und jetzt musste er sich um die Praxis seines Vaters kümmern. Er hatte nicht vor, Todds Platz einzunehmen. Nicht im Traum …
„Der Arzt hat gesagt, dass wir erst später zu Mac können“, sagte Bev und schob sich eine silberne Haarsträhne hinters Ohr. „Warum fahrt ihr nicht nach Hause und kommt heute Abend noch mal her?“
Cameron kam zurück und schob sein Handy in die Tasche seiner Jeans. Er beugte sich zu Nora hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Eli irritierte es, dass sein Bruder seiner Exfreundin auf so lässige Art und Weise so nahekam. Aber gut, das sollte ihn nicht kümmern. Er wäre ja sowieso bald wieder weg.
In drei Monaten …
„Das ist aber lieb von dir“, bemerkte Cameron mit einem Blick auf die Lebensmitteltüte, die Nora auf den Stuhl neben sich gestellt hatte. „Ich sterbe vor Hunger.“
„Es ist nur ein Cheeseburger“, erwiderte Nora. „Aber ich weiß ja, dass man dir auch damit eine Freude machen kann.“
Cameron biss in seinen Burger, und Eli musste an die Zeit denken, als Drake sie seinen Eltern und Brüdern vorgestellt hatte – ehe Eli Gefühle für sie entwickelte.
Nora hätte wunderbar in die Familie gepasst. Und alle waren fest davon überzeugt, dass es mit ihr und Eli auch etwas werden würde. Aber dann hatte das Schicksal dazwischengefunkt – und Todd ins Spiel gebracht.
Eli vertrieb die Gedanken an die Vergangenheit. „Ich werde gleich in Dads Praxis fahren und mir einen Überblick verschaffen, was nächste Woche auf dem Terminplan steht.“ Eigentlich hatte er noch Zeit, aber er hatte das Gefühl, schon zu lange in Noras Nähe gewesen zu sein. Glücklicherweise war ihm diese – recht plausible – Ausrede eingefallen.
„Lass dich nicht von Lulu einschüchtern“, warnte Drake ihn.
Eli seufzte. Die Sekretärin seines Vaters war ein Drachen – ein gutmütiger zwar, aber wenn sie Feuer spie, konnte es ganz schön heiß werden. Seit zwanzig Jahren arbeitete sie für seinen Vater, und er kam ausgezeichnet mit ihr zurecht, zumal sie im Laufe der Jahre zur Seele der Praxis geworden war. Sein Vater war zwar ein hervorragender Arzt, aber ein miserabler Organisator. Ohne Lulu lief gar nichts.
„Ich werde Lulu nicht in die Quere kommen“, versprach Eli. Was nicht ganz einfach sein würde, da sie ja schließlich Tür an Tür arbeiteten.
Bev stand auf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich bin froh, dass du hier bist, Eli.“
„Ich möchte jetzt nirgendwo anders sein“, versicherte er ihr lächelnd. Er verabschiedete sich von Nora und seinen Brüdern, nicht ohne darum zu bitten, dass mindestens einer von den beiden bei der Mutter bleiben möge, und wollte gehen.
Rasch stand Nora auf. „Ich komme mit dir, wenn du nichts dagegen hast“, sagte sie.
Eli nickte unbehaglich. Das würden drei schwere Monate für ihn werden, wenn es ihm nicht gelang, über seine Gefühle hinwegzukommen. Als Nora noch mit Todd zusammen war, hatte der Gedanke an sie sein Herz nicht so schwer werden lassen – sie hatte sich für seinen Freund entschieden und gegen ihn.
Natürlich war es ihm nicht leichtgefallen, ihren Entschluss zu akzeptieren – vor allem, weil er wusste, aus welchen Gründen Todd sie geheiratet hatte –, aber nach einer Weile hatte er sich damit abgefunden und kam auch ganz gut damit zurecht.
Während sie zu den Flügeltüren gingen, die zum Parkplatz führten, musterte sie ihn aus den Augenwinkeln. „Du scheinst nicht besonders froh über deine Rückkehr zu sein.“
Eli blinzelte in die Nachmittagssonne, die die Schneedecke zum Glitzern brachte. „Ich habe mir natürlich Sorgen wegen Dads OP gemacht. Außerdem ist mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken, seine Praxis zu führen. Ich hoffe nur, dass die Leute in der Stadt mich akzeptieren und nicht zu einem anderen Arzt wechseln, während Dad nicht arbeiten kann.“
Nora berührte seinen Arm, und Eli schaute ihr ins Gesicht. Die Sonne hinter ihr sorgte für einen Lichtkranz um ihren farbenfrohen Hut. Es sah fast so aus, als wäre sie von einem Heiligenschein umgeben.
„Ich meinte eher, dass du dich in meiner Gegenwart unwohl fühlst“, erwiderte sie unverblümt.
Er musste ein Lächeln unterdrücken. Fast hätte er vergessen, wie erfrischend direkt sie sein konnte. Sie scheute kein Thema – egal, wie unangenehm es war. Das hatte er an ihr immer gemocht. „Du hast mich durchschaut. Leider habe ich es nicht zu Todds Beerdigung geschafft, und deshalb habe ich ein schlechtes Gewissen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich es dir sagen soll …“
„Du brauchst gar nichts zu sagen, Eli“, versicherte sie ihm. „Nichts, was wir sagen oder tun, würde ihn zurückbringen. Und ich breche auch nicht mehr zusammen, wenn sein Name erwähnt wird. Er ist im Dienst für sein Vaterland gestorben, und er hat nichts lieber als diesen Dienst geleistet. Ich komme schon klar damit.“ Sie lächelte traurig. „Wir beide waren einander mal so nahe.“
Sie trat einen Schritt näher.
Eli schluckte, sah sie aber weiterhin an. Sie war einfach zu schön, als dass er die Augen abwenden konnte.
„Im Moment brauche ich vor allem Freunde“, erklärte sie. „Kommst du damit klar?“
Kam er damit klar, ihr Freund zu sein? Sicher, aber da war immer noch ihre gemeinsame Vergangenheit, die zwischen ihnen stand.
Ihr Blick war so flehentlich, dass er sie nicht enttäuschen wollte. „Ja, damit komme ich klar.“
Sie berührte seine Wange, und selbst durch ihre Handschuhe hindurch spürte er die Wärme ihrer Finger. „Ich bin jedenfalls froh, dass du zurückgekommen bist. Auch wenn es nur vorübergehend ist.“ Sie warf ihm ein bezauberndes Lächeln zu und ließ die Hand fallen, um den Mantel fester um sich zu ziehen und sich gegen die Kälte zu schützen.
Nora schien nicht mitbekommen zu haben, dass ihre Berührung Eli fast aus der Bahn geworfen hatte. Es war eine vollkommen harmlose Geste gewesen, aber er hatte das Gefühl, ihre Finger immer noch wie ein Brennen auf seiner Wange zu spüren – obwohl er nicht einmal ihre Haut gespürt hatte.
„Ich bin erleichtert, dass die Operation erfolgreich war“, gestand sie ihm. „Ehrlich gesagt habe ich mir große Sorgen gemacht, als ich hörte, dass er unters Messer muss.“
Während Eli neben Nora zum Wagen lief, spürte er nichts von der schneidenden Kälte. Er hätte stundenlang neben ihr herlaufen können. Obwohl sie inzwischen getrennte Wege gingen, wusste er ihr Mitgefühl und ihre Sorge immer noch zu schätzen. Sie war immer so verständnisvoll gewesen. „Ich auch“, pflichtete er ihr bei. „Ich wusste natürlich, dass er in guten Händen war, aber man kann trotzdem nie wissen … irgendetwas kann immer schiefgehen.“
Vor einem kleinen silbernen SUV blieb sie stehen. „Wie kommt’s, dass du dir so lange freinehmen kannst? Immerhin kam der Termin für die OP doch ziemlich kurzfristig.“
„Ich habe unbezahlten Urlaub genommen“, erklärte er. „Aus familiären Gründen. Das geht für drei Monate. Sollte es Dad vorher schon besser gehen, kann ich früher zurückkommen. Verlängern kann ich allerdings nicht.“
„Gefällt es dir denn in Atlanta?“
„Ich liebe die Stadt“, antwortete er sofort. „Obwohl ich erst seit ein paar Monaten dort lebe, kommt es mir vor, als wäre es immer schon meine Heimat gewesen. Ich habe nette Kollegen, arbeite in einem modernen Krankenhaus … ich hätte es nicht besser treffen können.“
Sie lächelte schwach. „Du wolltest schon immer weg von hier.“
Das stimmte. Und bis jetzt hatte er alle seine Ziele erreicht: Militärdienst, Studium, eine Arbeit, die ihm gefiel. Aber wie stand es um sein Privatleben? Welche Ziele hatte er sich da gesteckt? Und hatte er schon eines davon erreicht?
Nein!
„Ich bin nun mal kein Typ für die Kleinstadt“, meinte er. „Ich wusste immer schon, dass ich etwas … Größeres brauchte.“
Ihr Gespräch nahm allmählich eine Wendung, für die keiner von ihnen schon bereit war. Deshalb wechselte Eli das Thema. „Ist das deiner?“, fragte er mit einer Kopfbewegung zum SUV.
„Ja.“ Sie blickte zurück zum Krankenhaus. „Vielleicht komme ich später noch mal vorbei. Jetzt muss ich mich erst mal ein bisschen hinlegen. Es war ein anstrengender Tag.“
Nicht zum ersten Mal stellte Eli fest, dass sie blass war. Blasser als gewöhnlich. Und sie hatte ziemlich dunkle Ringe unter den Augen. „Geht’s dir gut?“, erkundigte er sich besorgt.
Sie nickte und seufzte. „Ja. Ich bin nur in letzter Zeit ziemlich müde.“
„Du arbeitest zu viel.“
Nora zuckte mit den Schultern, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. „Wenn wir uns heute Abend nicht mehr im Krankenhaus sehen, dann vielleicht bei deinen Eltern.“
„Danke, dass du dich so um sie kümmerst.“ Er öffnete die Wagentür für sie. „Die ganzen Jahre, in denen ich unterwegs war, warst du immer für sie da. Habe ich mich eigentlich schon mal dafür bei dir bedankt?“
Über Noras Blick fiel ein Schleier. „Ich liebe deine Eltern, Eli. Nur weil wir uns … nicht mehr getroffen haben, bedeutet das ja nicht, dass ich sie weniger mag. Ich bin froh, dass wir einander haben, denn sie waren auch für mich da, als ich sie brauchte.“
Ohne ein weiteres Wort startete sie den Motor.
Eli schloss die Wagentür und sah ihr hinterher, als sie vom Parkplatz bog. Seine Eltern hatten Nora kaum erwähnt – selbst nicht nach Todds Tod. Vermutlich dachten sie, er interessiere sich nicht länger für sie.
Noras trauriges Lächeln ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sie unglücklich war. Und das lag nicht nur daran, dass sie viel zu früh Witwe geworden war. Sie verbarg etwas, und zu gern hätte er gewusst, was es war. Aber er wusste auch, dass es in ihrem Leben keinen Platz für ihn gab … und auch niemals geben würde.
Wie fast jeden Morgen hing Nora über der Toilette und verfluchte die Schwangerschaftsübelkeit. Ihre Frauenärztin hatte ihr versichert, dass das eine ganz normale Begleiterscheinung sei. Dass sie allerdings fast zwanzig Wochen darunter leiden würde, hätte sie jedoch nicht gedacht. Jede Frau reagiere anders auf die hormonelle Umstellung, hatte ihr die Ärztin erklärt. Und sie habe nun mal das Pech, länger darunter leiden zu müssen.
Dass es sie aber nun am späten Vormittag noch einmal in Bevs und Macs Haus erwischte, fand sie geradezu entsetzlich. Sie war gekommen, um ihnen einen Eintopf in den Kühlschrank zu stellen, denn heute sollte Mac entlassen werden. Kaum hatte sie die Kühlschranktür geöffnet, stieg ihr ein Geruch von Käse in die Nase, und sie musste rennen, um rechtzeitig ins Badezimmer zu gelangen.
Jetzt saß sie erschöpft neben dem Waschbecken und wartete darauf, dass die Übelkeit nachließ.
Sie hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Energische Schritte kamen näher. Bev und Mac waren es jedenfalls nicht.
Vor der Badezimmertür hielten die Schritte inne, und Nora warf einen Blick über ihre Schulter. Als Erstes sah sie dunkle Winterschuhe, Jeans und auf halbem Weg aufwärts den Saum eines grauen Wollmantels.
Eli. Er hatte einen Dreitagebart und eine schwarze Strickmütze auf dem Kopf. Er verschränkte die Arme und schaute sie halb verwundert, halb amüsiert an. „Was machst du denn da auf dem Boden?“
„Ach, ich … ruhe mich nur ein bisschen aus.“ Nora versuchte zu lächeln, was ihr aber nur halbwegs gelang.
„Auf dem Sofa wäre es bequemer.“
Nora versuchte aufzustehen. Sofort begann der Raum sich um sie zu drehen, und sicherheitshalber blieb sie sitzen.
Eli hockte sich vor sie hin. „Nora! Ist alles in Ordnung mit dir?“ Er legte eine Hand auf ihre Stirn, und Nora schloss die Augen.
Obwohl es ihr nicht gut ging, genoss sie die Berührung. „Wird schon wieder“, antwortete sie ausweichend. „Ich habe Bev und Mac einen Eintopf in den Kühlschrank gestellt, damit sie etwas zu essen haben, wenn sie heute Nachmittag aus dem Krankenhaus kommen …“
„Komm, ich helfe dir auf. Kannst du laufen?“
„Ja, sicher …“
Wieder drehte sich das Zimmer um sie, aber Eli hielt sie fest, sodass nichts passieren konnte. Jetzt legte er einen Arm um ihre Schulter und schob den anderen unter ihre Knie. Mühelos kam er hoch, und Nora legte den Kopf an seine Schulter. Unter anderen Umständen wäre es ihr peinlich gewesen, solche Schwäche zu zeigen, aber in ihrem jetzigen Zustand war es ihr egal. „Tut mir leid, Eli.“
„Das braucht dir doch nicht leidzutun. Ich finde es toll, was du für meine Eltern machst, obwohl du dich nicht wohlfühlst.“ Er führte sie über den Flur ins Wohnzimmer. „Du solltest dich nicht überanstrengen.“
Sie protestierte nicht, als er sie in sein ehemaliges Schlafzimmer trug. „Das geht gleich schon wieder“, versicherte sie ihm. „Ich muss mich nur eine Weile hinlegen, bis die Übelkeit vorübergeht.“
„Hattest du Fieber?“
„Nein.“
Auf keinen Fall wollte sie Eli von ihrer Schwangerschaft erzählen. Er würde ohnehin noch früh genug davon erfahren. Irgendwann konnte sie ihren Bauch nicht mehr verstecken. Doch im Moment wollte sie noch nicht darüber reden. Das Mitleid in seinem Blick könnte sie nicht ertragen. Nachher fühlte er sich noch in irgendeiner Weise ihr gegenüber verpflichtet, weil sie einmal eine Beziehung gehabt hatten – und Todd sein bester Freund gewesen war.
Nora war froh, dass sie ihre Yogahose und das XXL-T-Shirt angezogen hatte, die ihren runden Bauch verdeckten.
„Hast du Kopf- oder Gliederschmerzen?“, bohrte er weiter. „Im Moment grassiert eine Grippeepidemie.“
„Nein. Grippe ist es ganz bestimmt nicht, das weiß ich.“
Seufzend ließ Nora sich auf die weiche Bettdecke sinken. Der Duft von Elis herb-frischem Aftershave stieg ihr in die Nase, als sie tief einatmete. Sie konnte nicht genug von diesem Geruch bekommen.
Erstaunlich, dass er ihr keine Übelkeit verursachte. Bei anderen Parfüms – selbst bei ihren Lieblingsmarken – reagierte sie derzeit ganz anders.
„Vielleicht hast du nur etwas Falsches gegessen“, mutmaßte er.
Nora versuchte zu lächeln. „Möglich. Lass mich nur eine Minute liegen, und dann werde ich weitermachen.“
„Den Teufel wirst du tun“, widersprach er. „Cameron holt meinen Vater gerade aus dem Krankenhaus; meine Mutter ist mitgefahren. Und schließlich bin ich auch noch da.“
„Ich habe einen Eintopf in den Kühlschrank gestellt“, sagte sie. „Den wollte ich gleich aufwärmen.“
Mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen musterte Eli sie durchdringend. „Wann hast du denn zuletzt etwas gegessen?“, wollte er wissen, während er sich den Mantel auszog und die Strickmütze absetzte. Sein dunkles Haar war zerzaust.
Sie dachte an den trockenen Toast und das Glas Orangensaft, die ihr Frühstück gewesen waren. „Etwa um neun.“
Eli warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Und jetzt ist es fast drei.“
„Ich hatte überhaupt keinen Hunger. Mir ging es auch nicht so gut. Ich wollte einfach nur das Essen in den Kühlschrank stellen und mich vergewissern, ob sonst alles in Ordnung ist.“
„Das ist überhaupt nicht nötig“, entgegnete er entschieden. „Du hast genug um die Ohren. Das soll jetzt nicht undankbar klingen. Ich weiß deine Hilfsbereitschaft zu schätzen, und meine Eltern ganz sicher auch. Aber du solltest auf deinen Körper hören.“
Im Moment sagte ihr Körper, dass er am liebsten in dem kuscheligen Bett liegen bleiben würde. „In Ordnung, Herr Doktor“, erwiderte sie. „Ich werde Ihren Rat befolgen.“
„Du kriegst allmählich wieder Farbe“, stellte er fest.
„Siehst du? Ich musste mich nur mal kurz hinlegen. Mir geht es auch schon wieder viel besser.“
Ihr Blick wanderte zu den Fotos, die auf seiner Kommode standen. Eines zeigte Eli im Irak, eines bei seiner Abschlussprüfung an der Universität, für ein anderes hatte er einen Arztkittel angezogen. Seine Mutter hatte sie wohl voller Stolz gerahmt. „Warum liege ich eigentlich in deinem alten Zimmer?“, fragte sie unvermittelt.
„Weil ich wollte, dass du dich ein bisschen ausruhst.“
„Die Couch hätte es doch auch getan.“
„Hier hast du aber mehr Ruhe. Meine Eltern können schließlich jeden Augenblick zurückkommen …“
Nora setzte sich auf. „Dann lass mich den Topf auf den Herd stellen. Es muss eine Weile köcheln.“
Eli legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte Nora aufs Kissen zurück. „Das kann ich auch tun, Liebes.“
Sie erstarrte. So hatte er sie immer genannt, als sie zusammen waren.
Im selben Moment schien auch Eli gemerkt zu haben, was er gesagt hatte, und er lächelte ironisch. „Die Macht der Gewohnheit“, meinte er leichthin.
Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Nora spürte, dass sie bebte. Kein Mann hatte jemals eine solche Wirkung auf sie gehabt – nicht einmal Todd.
„Entspann dich“, sagte Eli nun. „Wann hat sich das letzte Mal jemand um dich gekümmert?“
Nora schluckte. „Deine Mutter hat mir vorige Woche ein paar Lebensmittel gebracht, als ich es nicht mehr zum Supermarkt geschafft habe.“
Weil sie wieder mit ihrer Übelkeit zu kämpfen gehabt hatte.
„Das meine ich nicht“, entgegnete Eli. „Sondern richtig …“ Er stockte. „Ich weiß, du bist eine selbstständige Frau. Aber auch selbstständige Frauen mögen es manchmal, wenn man sie ein bisschen umsorgt.“
Am liebsten wäre Nora auf das Bett zurückgesunken, aber dann hätte sie seine Hand nicht länger gespürt, die immer noch auf ihrer Schulter lag. „Ich kann wirklich für mich allein sorgen, Eli“, sagte sie. „Schließlich kenne ich es nicht anders.“
Während ihrer kurzen Ehe war Todd die meiste Zeit auf der anderen Seite der Welt im Einsatz gewesen und hatte sich nicht um sie kümmern können.
Eli strich ihren Arm entlang. Die Berührung verursachte ihr eine Gänsehaut. „Das klingt aber sehr traurig“, meinte er. „Jetzt bleibst du hier erst mal mindestens eine Stunde liegen und ruhst dich aus. Keine Widerrede.“ Abwehrend hob er die Hand, als sie etwas entgegnen wollte. „Ich kümmere mich um das Essen.“
„Aber du bist doch ein schrecklicher Koch“, widersprach sie. „Ich erinnere mich nur an das Essen am Valentinstag, das du für uns zubereitet hast. Selbst der Hund wollte es nicht fressen.“
Eli grinste. „Keine Sorge, jetzt muss ich es ja nur aufwärmen. Ich denke, das schaffe ich gerade noch. Immerhin habe ich studiert.“
„Ja.“ In ihrem Blick lag Melancholie. „Du hast dein Ziel verfolgt und erreicht.“
„Aber um welchen Preis?“
Seine Frage versetzte Nora einen Stich ins Herz. Was wollte er damit sagen? Bereute er, dass er weggegangen war? Es war das erste Mal, dass sie ihn so reden hörte. Hatte er damals vielleicht doch die falsche Entscheidung getroffen?
Sein Blick hatte sich verdüstert. Offenbar hatte er seine eigenen Dämonen, gegen die er kämpfen musste, und von denen niemand – weder seine Familie noch Nora – etwas ahnten.
„Tut mir leid, dass ich dir damals so wehgetan habe“, murmelte er. „Ich habe mich nie dafür entschuldigt.“
Nora wollte jetzt nicht von der Vergangenheit reden. Damals waren ihre Träume zerstört worden, und sie hatte versucht, sich einen neuen Lebenstraum aufzubauen. Leider war sie nicht besonders erfolgreich gewesen. Aber dafür konnte sie Eli nicht verantwortlich machen. Sie hatte ihr Leben selbst in die Hand genommen – und einen Mann geheiratet, der besser nur ihr Freund geblieben wäre.
„So ist das Leben, Eli.“ Sie verschränkte ihre Finger mit seinen. „Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen. Das heißt ja nicht, dass wir nicht gute Freunde bleiben können. Außerdem waren wir jung. Du hättest es sicher bereut, wenn du hiergeblieben wärst und dich ständig gefragt hättest, wie das Leben jenseits von Stonerock wohl ausgesehen hätte.“
Er drückte ihre Hand. „Du bist einzigartig, Nora. Jemanden wie dich werde ich nie mehr kennenlernen.“
Sie lachte über ihre Unsicherheit hinweg. „Ich nehme das als Kompliment.“
„Das solltest du auch.“
„Ich bin wirklich froh, dass du zurückgekommen bist, Eli.“
„Ich bleibe nicht hier.“
Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, aber Nora nahm es ihm nicht übel. Sie wusste schließlich, dass er woanders leben wollte.
„Aber jetzt bist du hier“, sagte sie. „Und das ist die Hauptsache.“
Ja, sie hatten sich unterschiedliche Ziele im Leben gesteckt, und sie hatten sich beide verändert. Doch das bedeutete ja nicht, dass sie keine Freunde sein konnten.
Oder?
Mit mulmigen Gefühlen betrat Eli die Praxis seines Vaters, um seinen Dienst anzutreten. Das Wartezimmer war voller Menschen, die sich gewiss an den wilden Teenager erinnerten, der er gewesen war, und der mit seinen Brüdern und Freunden die ganze Stadt unsicher gemacht hatte.
Hoffentlich trugen sie ihm seine turbulente Vergangenheit nicht nach, wenn er sie jetzt abhörte oder ihnen Medikamente verordnete.
Lulu hatte ihn vor einer halben Stunde recht burschikos begrüßt, um es einmal freundlich auszudrücken. Als er ein Teenager war, gehörte sie zu den wenigen Menschen, vor denen er wirklich Respekt hatte – abgesehen natürlich von seinen Eltern. Und jetzt hatte er das Gefühl, dass er für Lulu der unreife Teenager geblieben war.
Die Patienten allerdings liebten ihre raue, aber herzliche Art. Sie waren regelrecht enttäuscht, wenn sie Lulu nicht am Empfangstresen sahen, weil sie einen freien Tag hatte oder Urlaub machte. Denn Lulu hatte für jeden von ihnen ein freundliches oder tröstendes Wort übrig, wenn es ihnen wirklich schlecht ging.
Eli stemmte sich aus dem Stuhl hinter dem Schreibtisch in dem kleinen Raum, der seinem Vater als Büro diente, und ging den Flur hinunter zum Behandlungszimmer. Er nahm die oberste Patientenkarte vom Stapel und las den Namen. Beinahe wäre er zur Salzsäule erstarrt.
Maddie Mays. Das fing ja gut an. Er und seine Brüder hatten sie die „verrückte Maddie“ genannt. Die Frau war immer schon uralt gewesen und hatte alle Kinder das Fürchten gelehrt, die ihr Grundstück als Abkürzung zum Spielplatz im Park genommen hatten. Mit einem Baseballschläger war sie aus dem Haus gestürmt und auf die Jungen und Mädchen losgegangen, und keiner bezweifelte auch nur eine Minute lang, dass sie von ihrer Waffe auch Gebrauch gemacht hätte. Maddie war die Vorsitzende im Club der Gartenfreundinnen, und sie wurde zur Furie, wenn jemand auch nur auf einen Grashalm in ihrem sorgsam gepflegten Garten trat.
Eli holte tief Luft und öffnete schwungvoll die Tür zum Behandlungszimmer. Bei Maddies Anblick blieb er schockiert stehen. Sie hatte mindestens hundert Pfund abgenommen. Und ihre Kleidung schien aus dem Schrank einer Sechzehnjährigen zu stammen.
Sie trug neonpinkfarbene Leggings und einen weiten, schwarzen Pullover. Strassbesetzte Stiefel mit Leopardenmuster komplettierten ihre bemerkenswerte Erscheinung. Ihr Gehstock, ebenfalls mit blitzenden Steinen besetzt, lehnte am Behandlungstisch, auf dem sie Platz genommen hatte.
„Mrs Mays“, begrüßte er sie und schloss die Tür.
Sie musterte ihn von oben bis unten, und zu seiner Verwunderung zuckte er unter ihrem Blick nicht einmal mit der Wimper. „Eli. Du bist größer und dicker, als ich dich in Erinnerung habe.“
„Jawohl, Ma’am.“
Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er durch ihren Garten gerannt, und sie hatte ihn mit ihrem Baseballschläger verfolgt. In letzter Sekunde war er durch das kleine Tor entwischt, durch das man in den Park gelangte.
„Ich bin älter geworden“, erklärte er und legte ihre Patientenakte auf einen Beistelltisch, um sich die Hände zu waschen.
Streng zog sie eine Augenbraue hoch. „Ich hoffe, du bist inzwischen sesshaft geworden. Bist du verheiratet?“
„Nein, Ma’am.“
Maddie schnaubte verächtlich. „Dann bist du also doch noch nicht sesshaft geworden.“
Er trocknete sich die Hände ab und öffnete ihre Akte, um so schnell wie möglich mit der Untersuchung beginnen zu können. „Mrs Mays, auf Ihrer Krankenkarte finde ich keine aktuellen Einträge. Sarah hat Ihnen Blut abgenommen und Ihren Blutdruck kontrolliert – aber sonst nichts.“ Er schloss die Akte und setzte sich auf den Hocker neben dem Untersuchungstisch. „Ich möchte Ihr Herz und Ihre Lunge abhören“, sagte er und richtete sein Stethoskop. „Erzählen Sie mir, warum Sie hier sind.“
„Ich bin fit wie ein Turnschuh.“ Maddie lächelte, als er sie erstaunt ansah. „Dank meiner Vitaminpillen und dem grünen Tee fühle ich mich besser als vor dreißig Jahren. Außerdem mache ich Sport. Vor fünf Jahren habe ich mir eine Stange in meinem Wohnzimmer einbauen lassen, nachdem ich gelesen hatte, wie gesund Poledance ist …“
Abwehrend hob Eli eine Hand. Er hatte absolut keine Lust, etwas über Maddies Poledance zu erfahren. „Warum sind Sie dann gekommen, wenn Ihnen nichts fehlt? Brauchen Sie Nachschub an irgendwelchen Medikamenten?“
„Nein. Vor ein paar Jahren habe ich begonnen, mich so gesund zu ernähren, dass ich keine Medikamente mehr brauche.“
Eli holte tief Luft, legte sich das Stethoskop wieder um den Hals und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was kann ich denn dann für Sie tun, Mrs Mays?“
„Eigentlich wollte ich nur mal sehen, ob und wie sehr du dich verändert hast.“
Darauf hätte er gefasst sein sollen. „Mrs Mays, draußen warten noch weitere Patienten, die ich untersuchen muss. Wenn Sie aus keinem akuten medizinischen Grund hier sind, muss ich jetzt weitermachen.“
Sie griff in ihre überdimensionierte Handtasche und holte ein in Aluminiumfolie verpacktes Paket heraus. „Ich habe dir ein Kürbiskernbrot mitgebracht.“
Ein Kürbiskernbrot?
Etwas verunsichert nahm Eli das Geschenk entgegen. Das war ganz untypisch für Maddie. „Danke.“ Er stieß sich vom Untersuchungstisch ab.
Maddie griff zu ihrem Stock und kniff die Augen zusammen. „Ich werde dich im Auge behalten, Eli. Ehrlich gesagt habe ich kein gutes Gefühl, wenn ich mich von dir untersuchen lassen muss. Aber ich vertraue deinem Vater. Er hätte dir nie seine Praxis überlassen, wenn er nicht überzeugt wäre, dass du ihn gut vertrittst.“
„Ich arbeite schon seit Langem als Notfallarzt“, versicherte Eli ihr. Ob das Brot etwa vergiftet war?
„Ich habe gehört, dass du an einem Krankenhaus in Atlanta bist.“
Wer hatte ihr das denn erzählt? Das war das Verrückte an Kleinstädten – die Menschen wussten alles über einen, manchmal sogar noch, bevor man es selbst erfuhr.
„Ja, Ma’am.“
Und wenn er zurückkehrte, würde er sogar befördert werden.
„Na, das ist doch schon was“, trompetete sie im Hinausgehen. „Deine Brüder haben mich immer beeindruckt, auch wenn sie immer so cool getan haben. Oder vielleicht gerade deshalb.“
Eli lachte. „So sind wir nun mal. Drake und Cam haben ganz ordentliche Karrieren gemacht.“
An der Tür wandte sich Maddie noch einmal um und lächelte ihn an. „Du bist immer noch Single. Irgendetwas stimmt mit dir nicht, wenn dich keine Frau zähmen kann.“
Verblüfft starrte Eli hinter ihr her. Was war da gerade passiert? Seine erste Patientin war überhaupt keine, hatte ihm ein Kompliment und ein merkwürdiges Geschenk gemacht und behauptet, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung sei, weil er noch keine Frau hatte. Und das alles innerhalb von fünf Minuten.
Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, nach Stonerock zurückgekommen zu sein. Langweilig schien es jedenfalls nicht zu werden – und vor allem hatte Eli eine ganze Weile lang nicht an Nora denken müssen.
Auf dem Heimweg dachte Nora über den Besuch bei ihrer Ärztin nach, die einen erhöhten Blutdruck bei ihr festgestellt hatte. Glücklicherweise war der Ultraschallbefund unauffällig gewesen. Das Baby hatte sein Normalgewicht, und das Herz schlug regelmäßig. Wenn nur die Krämpfe nicht wären …
Ein Mädchen. Nora lächelte. Heute hatte man ihr gesagt, dass es ein Mädchen werden würde, und über diese Nachricht hatte sie eine Weile das Chaos in ihrem Leben vergessen. Dass sie nun das Geschlecht wusste, schien alles so real zu machen. Als ob die vergangenen fünf Monate mit Übelkeit, Depressionsschüben und Gewichtsschwankungen nicht real genug gewesen wären!
Jetzt konnte Nora über einen Namen nachdenken und Babykleidung kaufen. Als sie in ihre Einfahrt einbog, blickte sie unwillkürlich hinüber zum Haus der St. Johns, das weihnachtlich geschmückt war. An jedem Fenster hing ein Kranz. Das Haus war jedes Jahr das Schönste und Eindrucksvollste in der ganzen Straße gewesen, und es war nicht bloß eine Fassade: Hinter dieser Fassade lebte eine rundum glückliche und zufriedene Familie.
So ein harmonisches Familienleben wünschte Nora sich auch für ihr Kind. Sie hatte sich ihr Leben zwar nicht als alleinerziehende Mutter vorgestellt, aber warum sollten sie und ihr Baby keine glückliche Familie werden – wenn auch keine vollständige?
Sie lächelte versonnen, und ihr wurde bewusst, dass sie noch immer das Haus der St. Johns betrachtete und ihren Tagträumen nachhing. Elis Truck stand nicht vor dem Haus; vielleicht hatte er ihn ja in der Garage geparkt. Eigentlich musste er bald nach Hause kommen, wenn er sich an die Öffnungszeiten hielt, die sein Vater in der Praxis eingeführt hatte.
Apropos St. John: Sie musste noch Weihnachtsgeschenke für ihre Lieblingsfamilie einkaufen. Da sie im Moment überhaupt keine Lust verspürte, durch Geschäfte zu laufen, würde sie das meiste wohl im Internet bestellen.
Es war bereits stockdunkel. Das hasste Nora am Winter. Wenigstens die Weihnachtsbeleuchtung am Nachbarhaus sorgte für ein anheimelndes Licht.
In diesem Jahr hatte Nora auf Lichterketten verzichtet und sich mit einem Kranz an der Haustür begnügt. Das musste reichen.
Sie kletterte aus dem Wagen. Da sie zu müde war, mehrmals zu laufen, nahm sie ihre ganzen Einkäufe in den Arm und stakste vorsichtig zum Haus. Der Schnee vom Vortag war bereits geschmolzen, aber im Wetterbericht waren weitere Schneefälle angekündigt worden.
„Lass mich dir helfen, Nora.“
Sie fuhr herum.
Eli kam auf sie zu. „Schließ die Tür auf. Ich trage dir die Sachen ins Haus“, erbot er sich.
„Danke, das schaffe ich schon.“ Sie hatte bis jetzt schließlich auch allein zurechtkommen müssen.
Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, nahm Eli ihr die Tüten aus der Hand. „Na mach schon. Schließ die Tür auf. Ich möchte nicht länger als unbedingt nötig in der Kälte stehen müssen.“
Seufzend stieg Nora die Treppe zur Veranda hinauf, schloss die Tür auf und ließ Eli zuerst eintreten. Nachdem sie Licht in der Küche und im Wohnzimmer gemacht hatte, schlüpfte sie aus ihrem Mantel.
„Leg alles auf den Küchentisch!“, rief sie ihm über ihre Schulter zu, ging ins Wohnzimmer und schaltete die Weihnachtsbaumbeleuchtung ein. „Ich räume die Sachen gleich ein.“
„Ich kann dir dabei helfen“, schlug er vor.
Sie betrat die Küche und wollte ihre Handtasche über die Stuhllehne hängen. Doch sie rutschte herunter, fiel zu Boden, und der Inhalt verstreute sich auf den Fliesen.
Sofort hockte Eli sich hin, um ihr beim Einsammeln zu helfen.
„Lass nur, Eli, das …“ Sie erstarrte, als ihr Blick auf die Ultraschallbilder fiel, die man ihr mitgegeben hatte.
Eli betrachtete die Fotos, dann richtete er sich langsam auf und sah Nora in die Augen.
So schnell würde er jetzt bestimmt nicht verschwinden.
Eli wusste nicht, was er sagen sollte.
Nora bekam ein Baby? Warum hatte er nichts davon gewusst? Jetzt war er schon seit fünf Tagen zu Hause, und sie hatte es mit keinem Wort erwähnt. Natürlich – da war die Herzoperation seines Vaters, und seine Mutter musste sich um ihren Mann kümmern. Aber warum hatte er selbst nicht gespürt, dass die Frau schwanger war? Immerhin war er Arzt, und er hatte bei ihr einige Symptome bemerkt, die eigentlich keinen Zweifel an ihrem Zustand ließen.
Und sie wusste sogar schon, dass es ein Mädchen war.
Die Übelkeit bei seinen Eltern, die Tatsache, dass sie ständig einen Mantel trug, ihr bleiches Gesicht, die müden Augen … er musste blind gewesen sein, dass er es nicht bemerkt hatte.
„Was immer du sagen willst – heraus damit.“ Nora nahm ihm die Fotos aus der Hand und sah ihn herausfordernd an.
Verwirrt rieb er sich die Bartstoppeln. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, stammelte er. „Herzlichen Glückwunsch? Warum habe ich nichts davon gewusst? Ist das Baby …?“
Sie kniff die Augen zusammen. „Danke. Denn du weißt nicht alles über mein Leben, und ja, das Baby ist von Todd. Was hast du denn gedacht?“
Eli hatte die Frage gar nicht stellen wollen, aber er war so überrumpelt, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. „Entschuldige.“ Ohne sie aus den Augen zu lassen, verschränkte er die Arme und lehnte sich gegen die Küchentheke. „Deshalb ging es dir neulich bei uns im Haus so schlecht?“
Nora nickte.
„Und trotzdem bist du rübergekommen, um ihnen ein Essen zu bringen? Warum tust du dir das an?“ Seine Frage klang fast ärgerlich.
„Weil ich den beiden helfen wollte, denn sie haben mir auch immer geholfen“, antwortete sie trotzig. „Ich bin schwanger, Eli, nicht behindert. Bisher bin ich gut klargekommen, und das wird auch weiterhin so sein. Nur weil wir mal zusammenwaren, musst du dich nicht gleich für mich verantwortlich fühlen.“
Eli wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Jedes Wort von ihm konnte es eigentlich nur schlimmer machen. Natürlich sorgte er sich um sie, wollte sie beschützen, ihr helfen, damit sie sich wohlfühlte. Aber sie war nicht seine Frau, und das Baby war nicht von ihm. „Wusste Todd von der Schwangerschaft?“
Nora schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich habe es erst nach seinem Tod erfahren. Am Tag der Beerdigung habe ich einen Schwangerschaftstest gemacht.“
Was für ein schreckliches Timing! Ihre zitternde Stimme versetzte ihm einen Stich ins Herz. „Tut mir leid, dass ich so grob war“, sagte er. Er kannte Reaktionen wie die von Nora: Nicht zurückschauen, die Augen nach vorne richten, auf die Zukunft hoffen. Es war die einzige Möglichkeit, mit dem Schmerz fertigzuwerden.
Als sich ihre Blicke erneut trafen, lächelte sie scheu.
Eli stockte der Atem. Sie war wirklich erstaunlich. Eine starke, hübsche, junge Frau, die so viel Schlimmes schon erlebt hatte und sich nicht unterkriegen ließ.
„Ich freue mich auf das Baby“, gestand sie ihm. „Ich wusste, dass du schockiert sein würdest. Als ich es erfahren habe, war ich zunächst auch schockiert.“
Das war ohne Zweifel maßlos untertrieben. Die Umstände konnten nicht schlechter für sie sein. Aber wenigstens wusste sie nicht alles über ihren Ehemann. Eli würde das Geheimnis für sich behalten. Er würde Nora nicht die Illusionen über ihren toten Mann rauben. Sie wünschte sich dieses Mädchen, wünschte sich eine Familie, und die würde sie bekommen. Eli beschloss, dass sie nur angenehme Erinnerungen an Todd behalten sollte, die sie eines Tages ihrer Tochter erzählen würde.
„Bist du allein zur Untersuchung gegangen?“, wollte er wissen.
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Natürlich. Wer hätte denn mit mir kommen sollen?“
„Beim nächsten Mal begleite ich dich.“
Prima, Eli. Dräng dich in ihr Leben und spiele den großen Beschützer. Das wird ihr bestimmt gefallen!
Mitleid und Anziehungskraft waren eine schlechte Kombination. Aber er wollte ihr unbedingt helfen. Und er hasste das Gefühl, sich wegen Todds Vergehen schuldig zu fühlen.
„Ich brauche keinen Begleiter, Eli“, versicherte sie ihm lächelnd. „Das schaffe ich schon allein.“
So schnell gab er nicht klein bei. „Wir sind Freunde, Nora. Lass mich für dich da sein, solange ich hier bin. Da Todds Familie nicht hier lebt, brauchst du doch jemanden, der dir hilft.“
„Vielen Dank, Eli, aber ich habe auch Freunde. Du bist hier, um deinem Vater zu helfen. Mit der Praxis hast du genug zu tun.“
„Vielleicht will ich dir aber helfen“, beharrte er. „Du hast schon so viel durchmachen müssen …“
„Ich möchte nicht, dass du mir aus Mitleid hilfst. Solche Unterstützung brauche ich nicht.“
Hätte er es noch dümmer anstellen können? Er machte alles nur noch schlimmer. „Nora, bitte. Ich weiß, du bist stark und widerstandsfähig. Vergiss doch mal deine Dickköpfigkeit und gib zu, dass du jemanden brauchst.“
„Tu ich nicht!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Deine Eltern sind sehr hilfsbereit. Immer schon gewesen. Und wenn dein Vater erst mal wieder vollkommen hergestellt ist, wird er mir sicher auch eine Stütze sein.“
Eli starrte sie eine Weile schweigend an. Dann unternahm er einen neuen Versuch. „Ich werde für ein paar Monate in der Stadt sein. Vielleicht bin ich sogar hier, wenn dein Baby geboren wird – je nachdem, wie schnell Dads Genesung voranschreitet. Ich möchte dein Freund sein. Und ich möchte nicht, dass es Probleme zwischen uns gibt.“
„Die gibt es auch nicht“, erwiderte sie. „Ich will nur …“
Seufzend wandte sie ihm den Rücken zu. Dabei bebten ihre Schultern. Jetzt konnte Eli sich nicht länger zurückhalten. Er trat hinter sie, schlang die Arme um ihren Bauch und drückte sie an sich. Sie ließ den Kopf an seine Brust sinken, und ihr süßer Duft stieg ihm in die Nase.
„Es ist so schwer für mich, dich wiederzusehen“, flüsterte sie. „Dann muss ich immer an Todd denken. Der Gedanke, dass er sein Kind niemals sehen wird …“ Sie stockte.
Eli sank das Herz in der Brust. Natürlich trauerte sie noch ihrem Mann nach. Sie wusste ja nicht, wie er wirklich gewesen war, und Eli würde sich hüten, es ihr zu erzählen. Nora glaubte, ihr Mann sei als Held gestorben und ein guter Ehemann gewesen. Diesen Traum würde er nicht zerstören.
Todds Geheimnis war bei Eli gut aufgehoben. Und er würde es mit ins Grab nehmen.
Er drehte sie zu sich um. „Es tut mir leid, dass es dir wehtut, mich zu sehen. Ich werde mich zurückhalten. Ich habe nicht darüber nachgedacht.“