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Nach der Vorstellung bedeutender Adelsfamilien in der Grafschaft Schaumburg wird die Geschichte der Kernstadt Hessisch Oldendorf und der 1973 zur Stadt gekommenen 24 Dörfer rechts und links der Weser beschrieben. Jedes Kapitel enthält auch eine Auswahl an Dokumenten des Niedersächsischen Staatsarchivs in Bückeburg zu jedem Ort und schließt jeweils mit einer Spurensuche des in Hessisch Oldendorf geborenen Autors im Sommer 2018. Es wurden dafür zahlreiche Publikationen zur Historie der einzelnen Orte und die aktuelle Liste der Baudenkmale verwendet - vor allem für die Ausflüge in die Geschichte der Stadt und ihrer Dörfer.
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Seitenzahl: 239
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Vorwort
Bedeutende Familien aus der Frühzeit
Die Grafen von Schaumburg
Bedeutende Adelsfamilien: von Zerssen, von Büschen, von Münchhausen, Post sowie von Bardeleben
Die Heimatforscher Walter Maack und Friedrich Kölling
Die Kernstadt Hessisch Oldendorf
Rundgang zur Historie
Die Weserbrücken nach Fuhlen
Die 24 Dörfer und ihre Geschichte
Dörfer rechts der Weser
1. Barksen
2. Bensen
3. Fischbeck
4. Großenwieden
5. Haddessen
6. Höfingen
7. Kleinenwieden
8. Krückeberg
9. Langenfeld
10. Pötzen
11. Rohden
12. Segelhorst
13. Weibeck
14. Welsede
15. Wickbolsen
16. Zersen
Links der Weser
17. Friedrichsburg
18. Friedrichshagen
19. Fuhlen
20. Hemeringen
21. Heßlingen
22. Lachem
23. Rumbeck
24. Wahrendahl
Literaturverzeichnis
Anhang: Erläuterungen historischer Bezeichnungen
In Hessisch Oldendorf geboren, in Rinteln das Gymnasium besucht, habe ich als Schüler die Dörfer rund um meine Geburtsstadt entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus erstmals kennen gelernt. Noch nach dem Abitur, kurz vor Beginn des Studiums, fuhr ich mit dem damaligen Postbus im Frühjahr 1964 in einige der Sünteldörfer und ging von dort bergab wieder nach Hause zurück.
Dann verließ ich Hessisch Oldendorf, um in Braunschweig, Gießen und Göttingen zu studieren. In Hannover, Hagen und Dortmund begann ich als Chemiker zu arbeiten, um anschließend als Hochschullehrer in Siegen, Göttingen, Stuttgart und zuletzt in Clausthal zu forschen und zu lehren.
Das Interesse an der Historie meines Geburtsortes habe ich bereits im Jahre 2000 durch meine Schrift
Reisen in die Vergangenheit von Hessisch Oldendorf.
Was MERIAN-Kupferstiche über Oldendorf an der Weser berichten dokumentiert. Aus einigen Kapiteln werde ich in diesem Buch auch zitieren.
1973 kamen die Orte diesseits und auch jenseits der Weser, die ich als Schüler vor allem mit Interesse an historischen Gebäuden, Kirchen und Gutshöfen aufsuchte, in Folge einer Gemeindereform an den ab 1233 als Stadt geltenden Ort Oldendorpe unter der Schaumburg hinzu.
Heute besteht Groß-Hessisch Oldendorf aus 24 Gemeinden und der Kernstadt, deren frühe Geschichte mit erneuten Besuchen des Autors ein halbes Jahrhundert nach seinen ersten Entdeckungsreisen im Jahre 2018 auf einer historischen Spurensuche hier aus seiner persönlichen Sicht vorgestellt wird.
Es war nicht meine Absicht, eine wissenschaftlich-historische Darstellung zu schreiben. Die einzelnen Kapitel entstanden zum Teil anhand der in meiner Bibliothek noch heute vorhandenen Schriften, die meist schon aus meiner Gymnasialzeit stammen.
Eine besondere Rolle spielen die Veröffentlichungen der Heimatforscher Friedrich Kölling, in meiner Schulzeit noch Lehrer an der Oldendorfer Volksschule, und Walter Maack von der Schaumburger Zeitung in Rinteln.
Die Auswahl spiegelt einerseits die Arbeiten dieser Autoren, andererseits meine Eindrücke bei den Besuchen in allen Ortsteilen während meiner Schulzeit wieder – von der Altstadt Oldendorfs habe ich in verregneten Sommerferien sogar einen großen Plan auf Packpapier mit aus Holz ausgesägten Häusern angelegt. Dazu kamen ausgewählte Informationen aus den zitierten Werken – die überwiegende Zahl habe ich, soweit nicht in meiner Bibliothek vorhanden, in der Stadtbibliothek in Hameln und im Benutzersaal des Niedersächsischen Landesarchivs in Bückeburg eingesehen. Und schließlich habe ich die Möglichkeiten von Online-Recherchen im Internet genutzt – die Quellen werden angegeben.
In den Heimatblättern Hessisch Oldendorf – Berichte des Heimatbundes Hessisch Oldendorf e.V., seit 1986 – sind sowohl Einzelhefte zur Geschichte von Ortschaften (z.B. Großenwieden 1969) als auch Beiträge zu speziellen Themen erschienen, auf die hingewiesen wird. Sie habe ich in der Stadtbücherei von Hessisch Oldendorf (soweit dort vorhanden) durchgesehen bzw. von der Vorsitzenden des Heimatbundes Hessisch Oldendorf Gabriele Lingen erhalten.
Zusätzlich zu den genannten gedruckten Quellen habe ich eine Auswahl an Dokumenten nach Online-Recherchen im Katalog des Landesarchivs in Bückeburg jedem Ort vorangestellt – ausgewählt unter den Gesichtspunkten „früheste Dokumente“ und „interessante Themen“, die oft auch einen Bezug zu den folgenden Darstellungen haben.
Niedersächsisches Landesarchiv Bückeburg – am Schloss
Stadtbücherei Hameln in der Lohmühle
Und nicht zuletzt haben meine Besuche im Jahr 2018 die Auswahl zur Historie anhand noch vorhandener Gebäude, die in vielen Fällen unter Denkmalschutz stehen bzw. in der niedersächsischen Denkmalliste aufgeführt sind, mitbestimmt. Dankenswerterweise hat mir das Niedersächsische Landesamt für Denkmalschutz in Hannover das aktuelle Verzeichnis der Denkmale für Hessisch Oldendorf (Stand 11.4.2018) zur Verfügung gestellt, aus dem ich zahlreiche Angaben entnehmen konnte. Bei meinen Besuchen in den einzelnen Dörfern im Juli 2018 stellte ich jedoch fest, dass nicht alle in die Denkmalliste aufgenommen Gebäude auch als „sehenswert“ zu bezeichnen sind. Ich habe deshalb auch einige, nicht in diesem Verzeichnis stehende Gebäude erwähnt, die nicht nach § 3.2 NDSchG in diesem Verzeichnis stehen. (Niedersächsisches Denkmalschutz-Gesetz: …Baudenkmale (….), an deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, wissenschafftlichen oder städtebaulichen Bedeutung ein öffentliches Interesse besteht.“).
Die Dorf-Spazier- und -Rundgänge (auch mit diesen Informationen) schließen den Kreis nach über einem halben Jahrhundert – von meiner Schulzeit bis heute.
Ich danke ganz besonders Frau Gabriele Lingen, der Vorsitzenden des Heimatbundes Hessisch Oldendorf e. V., für die kritische Durchsicht und sehr hilfreichen Korrekturen des Manuskriptes sowie für ihre Unterstützung des Projektes insgesamt.
Ortschronisten sowie Ortskundige bitte ich um die Mitteilung sachlicher Fehler, die in einer Neuauflage des als Book-on-Demand erscheinenden Buches auf einfache Weise korrigiert werden können.
Bonn, im Sommer 2018
Prof. Dr. Georg Schwedt, Lärchenstr. 21, 53117 Bonn
Ausschnitt aus dem MERIAN-Stich von 1647 – 10. Band der Topographia Germaniae (Topographia Westphaliae)
Urkundlich ist 1119 Adolfus Comes de Scoenborg nachweisbar, der als Zeuge unterschrieb, als Liutbert von Isenberg, Abt zu Werden an der Ruhr, sein Jahresgedächtnis (eine Schenkung von Land, damit später seines Todestages gedacht werde) dem Kloster St. Ludgeri zu Helmstedt stiftete.
Er führte den Namen Adolf I.; er starb 1130 und wurde im damaligen Mindener Benediktiner-Kloster beigesetzt.
Adolf II. (regierte 1130-1164) setzte das Werk seines Vaters fort. Er gründet 1143 die Stadt Lübeck. 1164 fiel er im Kampf gegen die Slawen bei Verchem im Kreis Demmin.
Adolf III. (1164-1225; bis 1174 unter Vormundschaft seiner Mutter) gründete 1188 die Neustadt von Hamburg nach Lübecker Recht. Er und Konrad von Roden standen beim Kampf des Kaisers Friedrich I. Barbarossa (um 1120 bis 1190, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ab 1152) gegen den sächsischen Herzog Heinrich den Löwen auf der Seite des Herzogs. Herzog Heinrich (um 1129 bis 1195) von Sachsen (ab 1142) und Bayern (1156-1180) hatte 1176 dem Kaiser seine Hilfe auf dessen 5. Italienzug verweigert und verfiel 1179 der Reichsacht. 1181 ging er in die Verbannung nach England, 1194 kehrte er auf seine Eigengüter um Braunschweig zurück. Ein Teil des Besitzes des Welfenherzogs an der Weser war an den Erzbischof von Köln gefallen. Heinrich der Löwe wider-setzte sich der Reichsacht und besiegte zusammen mit den verbündeten Grafen in der Schlacht auf dem Harlefeld bei Osnabrück 1181 den Erzbischof. Adolf III. machte 72 Gefan-gene und brachte sie auf seine Burgen in Holstein, womit er sie dem Herzog entzog, der für sie vom Erzbischof Lösegeld fordern wollte. Daraufhin vertrieb Herzog Heinrich den Schaumburger aus seiner Wesergrafschaft.
Graf Konrad von Roden dagegen hielt dem Welfenherzog die Treue und wurde so zum Feind Adolf III., der jedoch dessen 1170 neu erbaute Burg Hohenrode auf der anderen Seite der Weser gegenüber der Schaumburg 1181 zerstörte, ebenso wie dessen Stammburg auf dem Amelungsberg (s. auch unter „Rohden“).
So festigte Adolf III. seine Macht an der Weser und begründete die Grafschaft Schaumburg. 1203 musste er nach einem verlorenen Krieg gegen die Dänen auf seine Besitzungen in Holstein verzichten und verbrachte so die meiste Zeit auf der Schaumburg.
Adolf IV. (vor 1205 bis 1261) gelangte nach einem Sieg über den Dänenkönig Waldemar III. bei Bornhöved 1227 wieder in den Besitz Holsteins, gründete dort u.a. die Städte Itzehoe (1238) und Kiel (1242) sowie in seiner Stammgrafschaft Stadthagen (1222), Rinteln (1239) und Oldendorf (wahrscheinlich zwischen 1233 und 1247). Ein großer Teil des Waldbestandes musste in dieser intensiven Siedlungsperiode weichen. Es entstanden mehr als 20 Ortschaften mit der Endung -hagen im Namen. Die Städte übernahmen Wehraufgaben, wofür Ritter und Knappen von der Schaumburg Stadtburgen innerhalb der Wälle, Gräben und Tore der neu gegründeten Städte bezogen.
In den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens hielten die Grafen auf der Burg ihr Hoflager. In den Zeiten ihrer häufigen Abwesenheit sicherten Ritter, Burgmannen genannt, aus sächsischem Uradel mit ihren Gefolgsleuten die Burg. Ihren Namen erhielten sie nach dem Ort ihrer Herkunft. So werden in einer Urkunde von 1242 als Zeugen die Ritter Werner von Rehren, Nikolaus von Wieden, Heinrich von Welsede und Walter von Oldendorf genannt. Von diesen Rittern wurden einige später in Oldendorf auf Stadtburgen sesshaft. Die besondere Beziehung der Schaumburg zur Stadt Oldendorf wird u.a. durch die Bezeichnung Oldendorf unter Schaumburg (bis 1511) und durch die Tatsache deutlich, dass die Stadt das gräfliche Wappen, das Nesselblatt, ohne die erst 1598 eingefügten Sterne mit Balken, führen durfte. Die Versorgung der Schaumburg mit Handelswaren erfolgte durch Oldendorfer Kaufleute, wie eine Amtsrechnung von 1549 belegt.
Die Burg wurde mehrere Male verpfändet, so z.B. durch Graf Otto III. von Schaumburg (1427-1464) im Jahre 1448 an Flörcke von Zersen und dessen Söhne für 900 rheinische Gulden. Graf Anton I. zu Rodenberg (1498-1526) war der letzte Graf, der auf dem Stammsitz der Schaumburger residierte. Seine Frau Anna von Schaumburg erhielt die Burg als Witwensitz. Sie starb 1533. Zur Zeit des Erscheinens des Merianstiches 1647 war mit dem Tod von Otto V. (1635-1640) das Grafengeschlecht und die Herrschaft der Schaumburger bereits erloschen. Nach dem Tod von Anton I. hatte Johann II. (1498-1527) zu Bückeburg die Regentschaft erhalten, der mit Kordula von Gemen (aus der Herrschaft Gemen bei Borken in Westfalen) verheiratet war.
Der bedeutendste Schaumburger kurz vor dem Aussterben dieses Geschlechtes war Graf Ernst (1601-1622). Er erwarb 1619 den persönlichen Fürstentitel und gründete 1621 die Universität Rinteln. Schloss und Stadtkirche in Bückeburg sowie das Mausoleum in Stadthagen sind seiner regen Bautätigkeit zu verdanken. Fürst Ernst von Schaumburg war ein Sohn von Graf Otto V. (1544-1576) und Nachfolger seines Bruders Adolf XII. (1582-1601). Seine Schwester Elisabeth (d. Ä. v. Schaumburg) heiratete Simon VI. von der Lippe (1563-1613). Aus dieser Ehe stammt Philipp I. (1643-1681), der Begründer des Hauses Schaumburg-Lippe und Neffe des Fürsten Ernst zu Schaumburg sowie zugleich ein Onkel des letzten Schaumburger Grafen Otto V., der aus der Ehe von Georg Hermann v. Schaumburg-Gemen (gest. 1616) und Elisabeth d.J. v.d. Lippe abstammte.
1647 ging das Amt Schaumburg mit Rodenberg und der Hälfte des Amtes Sachsenhagen auf Hessen über – in der Schaumburger Teilung unter dem Hause Braunschweig-Lüneburg und dem Landgrafen von Hessen-Kassel. Da Orte mit gleicher Bedeutung des Namens wie Oldendorf jedoch dort z.B. Allendorf geschrieben wurde, blieb der Name Oldendorf. Erst um 1905 erfolgte amtlich der Zusatz „Hessisch“.
Darstellung aus „Malerische Reise durch das Weserbergland“ Anton Wilhelm Stracke, Hofmaler und Professor der Zeichenkunst in Bückeburg (1758-1829) – weitere bibliographische Angaben s. unter Langenfeld (Abb. zum Wasserfall) „Panorama des Wesertals von der Paschenburg“ 1828
Familie von Zerssen
Der Ursprung dieses alten Adelsgeschlechts findet sich im Schaumburger Land – benannt offensichtlich nach dem Ort Zersen. Als erster urkundlich nachweisbarer Träger dieses Namens ist Bertramus de Chersene 1223 genannt, dessen zweiter Name sich ab 1242 in de Ziersne änderte. Er und seine Brüder Walterus und Robertus waren später in Krückeberg ansässig. Sie gehören zu den Vasallen der Schaumburger Grafen mit ihrem Stammsitz der Schaumburg auf dem Nesselberg.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts ließen sich Eberhard und Walter von Zerssen als Ritter in Stadthagen nieder. Zu Walter III. wird 1301 eine Belehnung zu Echteringhausen (Gutshof) genannt – mit dem Hinweis, dass er zuvor ein Haus in Stadthagen besessen habe. Zwischen 1333 und 1347 wird Berthold von Zerssen als Bürger und Ratsherr zu Stadthagen genannt. Es entstanden drei Hauptlinien: Lauenau-Echtringen durch Eberhard (1261-1295), Rinteln-Eisbergen durch Arnold (1269-1283) und Stadthagen durch Walter III. Die Familie von Zerssen führt einen Kesselhaken in ihrem Wappen.
Sie wird in der Geschichte der Ortsteile von Oldendorf immer wieder auftauchen.
(Literatur: Karl Nicolaus von Zerssen: Darstellung des bisherigen Verlaufs der Lehnsangelegenheit der Familie von Zerssen, stammend aus der Grafschaft Schaumburg, Hamburg 1859)
Der Ritterhof in der Hessisch Oldendorfer Kernstadt, heute Münchhausenhof genannt, befand sich seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Familie von Büschen (oder Büsken).
In dem Werk „Mindische Geschichte…“ (1747) ist zu lesen, dass ein Wilhelmus Büschen, zuvor Domprobst, vor 1400 zum 47. Bischof von Minden gewählt worden sei. 1401 habe er einen Lehnbrief ausgestellt, in dem er Harbert Büschen, seinem Vetter, mit dem Zehnten von Eminghausen (Remeringhausen) belehnt habe. Das Geschlecht der Familie von Büschen sei im 16. Jahrhundert ausgestorben und die Güter der Büschen seien an die von Münchhausen zu Lauenau und Oldendorf gefallen.
Der Letzte von Büschen, Nikolaus (Klaus, Claus) von Büschen (von dem Bussche, von Büsken) (1505-1559), Herr auf Oldendorf, Remeringhausen und Stau, verheiratet mit Margarete (Metten, Meta) von Holle (1519-1570) hatte zwei Töchter. Hedwig (Heilwig) von Büschen (1537-1599) heiratete 1558 Liborius (Börries) von Münchhausen (1515-1583), Herr zu Apelern, dessen Sohn Ludolf von Münchhausen (1570-1640), Herr zu Oldendorf wurde.
Die Geschlechts-Historie der Familie von Münchhausen wurde bereits 1740 von dem Göttinger Professor Gottlieb Samuel Treuer (1683-1743) veröffentlicht.
Ein Nachfahre von Börries von Münchhausen, der Balladendichter Börries Freiherr von Münchhausen (1874-1945) schrieb unter der Überschrift „Klaus Büschens feierlicher Verzicht“ folgende Geschichte (und zitiert den Historiographen Treuer):
„Klaus Büschen, der Vater der Heilwig Büschen, kündigte 1559 seine Lehen zugunsten seiner Schwiegersöhne Franzens von Kramm und des eben genannten Börries, und diese beiden erhielten auch vom Landesherrn die Güter zugesprochen. Treuer erzählt:
Anno 1559 hat Claus Büschen seine beiden Töchter und Schwiegersöhne zu sich gefordert und ihnen vor Notaren und Zeugen auch in Gegenwart verschiedener Herren, alle seine Lehen, Erben und Güter übergeben, auch die Verwaltung derselben und die Herrschaft über seine eigenen Leute anbefohlen, ob er gleich frisch und gesund gewesen. Er ist darauf völlig angekleidet (gerüstet) aus seinem Hof auf die Straße gegangen und hat sich daselbst eine gute Weile aufgehalten, bis ihn seine Schwiegersöhne als einen Fremden genötigt und zu Gaste gebeten. Wozu die Urkunde sowohl als der Bericht des evangelischen Predigers Poppelbaum zu Oldendorf mehrere Umstände bringen. Acht Tage darauf ist er in einen anhaltenden Schlummer verfallen, bettlägerig geworden und wenige Tage darauf im Beisein seiner Töchter und Schwiegersöhne verstorben. – Er ist mit seiner Familie eifrig römisch-katholisch gewesen bis 1552, da er mit seinen Töchtern die evangelische Religion angenommen und nachher so eifrig evangelisch als vorher päpstlich gewesen.
So ist also von diesem Vorfahr in der wunderlichen Feierlichkeit Oldendorf an meinen Ahn Börries übergeben worden, das dann jahrhundertelang bei unserem Namen war.“
Münchhausen-Herrenhaus – Ausschnitt aus dem Merianstich Oldendorff von 1647
Die goldeloxierte Aluminiumtafel des Heimatbundes an der Einfahrt in den Hof des Münchhausen-Herrenhauses verzeichnet folgende Daten (s. auch unter Rundgang):
Aus der Geschichte des Münchhausen-Schlosses
1300-1400 Bedeutendster Ritterhof der alten Grafschaft Schaumburg im Besitz der Familie von Büschen.
Familienwappen von 1536 an diesem Torpfeiler.
1557 Heilwig von Büschen heiratet Börries von Münchhausen.
1583 Börries von Münchhausen beginnt mit dem Bau des heutigen Weserrenaissance-Schlosses.
1570-1640 Ludolf von Münchhausen legt für 100 000 Taler eine einzigartige wissenschaftliche Bibliothek an, die aber nach seinem Tode wieder verloren ging.
1783 Die Münchhausen bewirtschaften ihren Ritterhof nicht mehr selbst, sondern verpachten ihn.
Ab 1947 nicht mehr im Familienbesitz des Geschlechtes von Münchhausen.
Die Familie von POST
Fr. Kölling berichtet in seiner Stadtgeschichte von Hess. Oldendorf im Abschnitt über die „Burgmannshöfe und die Burgmannen“ auch über die in Oldendorf ansässigen POSTE (Gelände des heutigen Forstamtes). Und er bemerkt, dass die Familie „überhaupt zu den ältesten schaumburgischen Burgmannnen“ zähle und nennt eine Urkunde mit dem Namen von Friedrich Post von 1215-1222. Der Name dieser Familie wird in mehreren der folgenden Dörfer auftauchen, weshalb die Familie hier näher vorgestellt sei.
Das Wappen der Adelsfamilie Post(e)
Die Familie POST zählt zum westfälisch-niedersächsischen Uradelsgeschlecht, dessen Ahnenreihe auch mit dem von Fr. Kölling genannten Ritter Fridericus Post beginnt. Kölling berichtete:
„Die Poste treten im 13. Jahrhundert häufig als schaumburgische Burgmannen auf; 1287 gleichzeitig sogar drei dieses Geschlechtes. (…) Eine Stiftung von 1377 und ihre Bestätigung durch die jeweiligen Lehensinhaber bis 1820 zeigt uns die lange Seßhaftigkeit der Familie Post auf. Durch eine Urkunde vom 4. Dezember 1377 statteten Johannes Post, Richards Sohn, und sein Sohn Justatius einen neuen Altar in der Kirche zu Oldendorf mit 3 Hufen in Welsede und 3 ½ Hufen in Segelhorst aus. Diese Stiftung dürfte ein Beweis dafür sein, daß die Familie sicher seit 1377, wahrscheinlich sogar seit der Gründung der Stadt, auf dem Hof am Südwalle saß.
Wir hören im späten Mittelalter, daß die Poste mit mehreren Höfen belehnt waren. Im Jahre 1477 verkaufte der Knappe Statius Post dem Grafen Erich von Schaumburg seinen freien Burgmannshof zu Oldendorf …“
(Zur Familie Post siehe auch Beitrag von Manfred Willeke in „Heimatblätter Hessisch Oldendorf“ Heft 18 (2013), 53-55)
Die Familie von Bardeleben
Fr. Kölling berichtete, dass die Familie von Bardeleben im 13. Jahrhundert gleichfalls zahlreiche Burgmannen stellte. „1286 waren es Konrad und Rotger. Als ihre ältesten Wohnsitze dürfen wir Oldendorf und Krückeberg annehmen.“ Auch in den Dörfern Weibeck, Welsede und vielen anderen werden wir auf diesen Namen stoßen.
Walter Maack (1907-1971) wurde in Exten geboren und studierte nach dem Abitur am Gymnasium in Rinteln Deutsch, Geschichte und Journalismus. Als Redaktions-Voluntär begann er 1931 bei der Schaumburger Zeitung in Rinteln, wo er zuletzt Schriftleiter war. Er ist Verfasser zahlreicher (150) Veröffentlichungen vor allem zur Geschichte des Schaumburger Landes. Mir ist Walter Maack – im Unterschied zum Lehrer Friedrich Kölling – nur aus einem freundlichen Schriftverkehr aus den 1950er Jahren bekannt, als er meine Beiträge zum „Briefmarkensammeln“ auf der Jugendseite der Schaumburger Zeitung in einer kleinen Serie abdrucken ließ.
Friedrich Kölling (Möllenbeck 1894 -1980 Hess. Oldendorf) wurde am Seminar in Rinteln zum Lehrer ausgebildet und war von 1919 bis 1954 an der Volksschule von Hess. Oldendorf tätig. Schon früh beschäftigte er sich als Heimatforscher, veröffentlichte Dorfchroniken, eine Geschichte der Schaumburg und die Chronik von „Hess. Oldendorf. 700 Jahre Entwicklung einer niedersächsischen Kleinstadt“ (1956). Dieses Buch habe ich mir bereits als Schüler des Gymnasiums Ernestinum angeschafft. Im Katalog der Bibliothek des Niedersächsischen Staatsarchivs in Bückeburg sind 260 Veröffentlichungen von ihm verzeichnet. Als Lehrer habe ich ihn nur in einigen Vertretungsstunden in der Volksschule erlebt. Als Heimatforscher war er auch bei meiner Großmutter (mütterlicherseits), die nach dem Tod meines Großvaters Braune mit dem Schuhfabrikanten Krückemeyer verheiratet gewesen war. Die Porträts der beiden Unternehmer Krückemeyer, Carl Krückemeyer sen. und jun., sind auch am Ende seiner Stadtchronik von Hess. Oldendorf abgebildet.
Im Niedersächsischen Landesarchiv (NLA), Standort Bückeburg, sind unter Oldendorf 6173, unter Hessisch Oldendorf 1638 und unter Oldendorf eingegrenzt bis zum Jahre 1500 noch 77 Dokumente zu finden. Aus der letzteren Gruppe wurde eine Auswahl getroffen:
1250: Konrad von Hamelspringe, Kastellan zu Schaumburg, bittet den Bischof von Minden, dem Marienkloster das Eigentumsrecht an dem Zehnten zu Oldendorf zuzusprechen. (NLA BU, Orig. 1, Fd Nr. 3a)
1300: Ritter Bertram von Harboldessen verkauft an die Kirche zu Obernkirchen für 24 Mark 3 Hufen Land zu Oldendorf mit allen Zubehörungen an Äckern, Holz und Weiden. 05.08.1300 (NLA BU, Orig. Dep. 2, Nr. 101)
1312: Das Stift zu Vißbeck schenkt der Kirche zu Obernkirchen 1 Hufe Land zu Oldendorf unter Schaumburg und erhält dagegen von der ersagten Kirche zu Obernkirchen zum Gegengeschenk 1 Hufe Land zu Röcke. De Oldendorf. 12.05.1312 (NLA BU, Orig. Dep. 2, Ha Nr. 3)
1327: Graf Adolph zu Holstein-Schaumburg verkauft mit Genehmigung seiner Brüder Gerhard und Erich dem Stift zu Obernkirchen 8 Hufen Land, welche bei der Stadt Oldendorf belegen, mit allem Zubehör an Weiden, Wiesen, Höfen, Hofstellen p.p. für 150 Mark Bremer Silber. Jedoch ist 1 Hufe von Entrichtung des Zehnten gänzlich frei. 20.12.1327 (NLA BU, Orig. Dep. 2, Nr. 166/167)
1376: Die Gebrüder Bodo und Johann „gheheten van Unighen“, Knappen, verkaufen ihren vor dem Westtor zu Hessisch-Oldendorf (vor derne westeren dore to Oldendorpe) bei dem Baumgarten der Büschen gelegenen Baumgarten an die Gebrüder Johann und Wilhelm von Büschen (de Buschen), Stacius Söhne, und ihren rechtmäßigen Erben. Datum 1376 Januar 26 (sabbato proximo post conversionem sancte Pauli apostoli) (auch unter „Kaufbrief derer von Quitzow an die Buschen über einen Garten vor Oldendorf“) Or. Pergt. mit den beschädigten Siegeln der beiden Aussteller an Pergamentstreifen NLA BU, Orig. Dep. 3, If Nr. 1)
1377: Graf Ottens Lehnsbrief für Statz von Münchhausen über den Zehnten zu Oldendorf, über 3 Höfe zu Apelern mit allen Zubehörungen. (NLA BU, Orig. Dep. 3, Ha Nr. 3)
1395: Otto, Graf zu Holstein-Schaumburg, überlässt Hugo und Johann, Söhne des Johann Post, eine Stätte bei ihrem Hof zu Oldendorf. 01.05.1395 (NLA BU, Orig. 1, H 71, Nr. 1d)
1405: Confirmatio privilegiorum der Stadt Oldendorf vom Grafen Adolf IX. zu Holstein-Schaumburg. 31.3.1405 (NLA BU, L O, c Bd. 2 Nr. 174)
1468: Junker Adolf und Erich, Gebrüder, Grafen zu Holstein-Schaumburg erteilen der Stadt und den Bürgern zu Oldendorf alle Rechte von Lippstadt (Stadt tor Lippe) wie sie ihnen ihr Vater, Graf Otto, und ihre „ersten olderen“ gegeben haben. Siegelankündigung der Aussteller. Abschrift 1. Hälfte 18. Jh., Papier, gefalteter Bogen 21 x 33,5 cm, mndt. (NLA BU, Orig. Dep. 59, Nr. 69)
1477: Graf Erich zu Holstein und Schaumburg gestattet den Schwestern zu Vechte, zu Oldendorf unter Schaumburg ein Schwesternhaus mit eigener Kapelle, Altar und Kirchhof zu bauen. Mitsiegler: Cord Hoberdt, Archidiakon des Stiftes zu Ohsen und Johann Eggerdink, Kirchherr zu Oldendorf. 11.11.1477 (NLA BU, Orig. 1, Gc Nr. 1a)
1486: Urkunde des Grafen Erich, betr. Schenkung eines Hofes zu Oldendorf, gen. „Grevenstede“, vormals Lehen der Poste, an die Schwestern des Augustiner Ordens zu Vechte zur Erbauung eines Schwesternhauses in Oldendorf und Privilegien derselben. 05.03.1486 (NLA BU, Orig. 1, Gc Nr. 4)
1497: Bürgermeister und Ratsmanne des Wickboldes Oldendorf unter der Schaumburg bezeugen, dass sie vom Kaland zu Obernkirchen 40 rheinische Gulden ablösbares Kapital aufgenommen haben für einen Jahreszins von 7 ½ Mark Geldes Schaumburger Währung. Ausfertigung auf Pergament, Mittelniederdeutsch. Siegel der Stadt Oldendorf (gut erhalten) am Pergamentpressel anhängen. 07.10.1497 (NLA BU, Orig. F, Nr. 286)
Walter Maack berichtete in „Die Grafschaft Schaumburg“ (1964):
Um die gleiche Zeit wie Rinteln wurde auch Hess. Oldendorf von den Schaumburgern als städtische Siedlung neben dem „Alten Dorfe“ neu angelegt. Das alte Dorf Oldendorf wurde von der Dorfstelle in der Nähe der heutigen Zuckerfabrik in die neue Stadt verpflanzt. Daß diese sogleich Stadtrecht erhielt, ist anzunehmen, aber nicht belegt. Während Rinteln schon 1238, also vor Verleihung des Lippstädter Rechts, vom Grafen Adolf bereits als civitas (= Stadt) und im ganzen 13. Jahrhundert stets so oder als oppidum (= Stadt) bezeichnet wird, erscheint Oldendorf erst in einer Urkunde von 1327 als oppidum; vordem wird nur der Name ohne jeden Zusatz genannt. Später heißt die Stadt häufig „Oldendorf unter Schaumburg“…
MERIAN-Stich von 1647 – aus Topographia Brunswiga
Ausschnitt aus dem MERIAN-Kupferstich zur Schlacht bei Oldendorf (hier ist das Kirchenschiff in falscher Richtung gezeichnet)
Das alte Dorf entstand auf einem Werder aus blauem Ton – so beginnt R. Harmening topographisch-geologisch seinen „Abriß der Geschichte der Stadt Hessisch Oldendorf“ in seinen „Beiträgen zur Stadtgeschichte“ (1988). Geologisch bedeutend ist die Tatsache, dass dieser Ton aus dem Pleistozän – der quartären Eiszeit (Diluvium) unmittelbar vor der geologischen Gegenwart bis etwa 10 000 Jahre vor Christus – auch im Mittelalter noch nicht ausgehärtet war. Dieser Werder inmitten der Talaue der Weser, die noch ohne festes Bett das Tal nicht nur in großen Schleifen sondern auch mehrmals in Arme geteilt durchzog, war im Frühmittelalter von Laubwald bedeckt. Siedlungen und Äcker lagen meist an den Talrändern. Die Stromaue wurde durch die Besiedlung zwischen 900 und 1200 dann wesentlich durch intensive Rodungen in ihrer Gestalt verändert.
Das alte Dorf, ein sogenanntes „Stromauenwerderdorf“, lässt sich im Gelände zwischen Fabrikstraße und Bahnhofsallee (bis zur alten Zuckerfabrik) westlich der Altstadt lokalisieren. Seit etwa 1475 ist hier die Flurbezeichnung „Up dem Oldendorpe“, in einer Flurkarte von 1751 noch „Auf dem Ahlen Dorfe“, bekannt. Diese frühe Siedlung lag direkt am nördlichen (Haupt-) Weserarm – und zugleich am alten Hellweg. Beim Bau der Zuckerfabrik 1875 wurden bei Ausschachtungsarbeiten auch alte Mauerreste gefunden, die Spuren vom alten Oldendorf gewesen sein könnten.
Zur Gründung der Stadt Oldendorf konnte der Heimatforscher Friedrich Kölling trotz intensiver Suche keine Urkunde auffinden. Aber schon aus dem 12. Jahrhundert entdeckte er Urkunden, in denen u. a. für einen „Othelricus de Aldenthorpe“ Güter in Rinteln, Steinbergen, Engern und eine Mühle in Rohden (zwischen 1160 und 1170) aufgezählt werden. Er ist möglicherweise der Vorfahre eines Vizerichters des Grafen Adolf III. bzw. IV. mit Namen „Ludinger de aldenthorpe“, der in einer Urkunde zwischen 1208 und 1232 erwähnt und in der Zeit zwischen 1215 und 1222 auch „ludingerus miles de Scowenberc“ genannt wird. In einer Hamelner Urkunde aus der Zeit von 1237 bis 1247 entdeckte Kölling schließlich mit der Bezeichnung „Oldendorpe prope Scowenborch“ (Oldendorf nahe der Schaumburg) den Beweis bzw. begründeten Hinweis, dass Oldendorf um die Zeit bereits Wehraufgaben des Landes wahrgenommen habe. Heute wird als Gründungsjahr 1233 angenommen – 1983 fand daher auch die 750-Jahrfeier statt.
Zur Gründungszeit hat sich Friedrich Kölling wie folgt geäußert:
„Das Stadtarchiv [im Nieders. Staatsarchiv in Bückeburg] kann uns eine Antwort darauf nicht geben. Auch Nachforschungen in den Staatsarchiven Marburg, Hannover, Münster, Wolfenbüttel, Hamburg, Kiel und Kopenhagen sind ergebnislos geblieben. Wir müssen also damit rechnen, daß die Gründungsurkunde der Stadt unwiederbringlich verloren ist.
Unsere Nachbarstadt Rinteln ist besser daran. Sie bewahrt in ihrem Archiv eine Urkunde auf, nach der Graf Adolf [IV.] 1239 die Lippstädter Stadtrechte verlieh.
Diese Urkunde ist für unsere Stadtgeschichte wichtig, denn die darin erwähnten Rechte der Stadt Lippstadt waren Vorbild für die drei alten schaumburgischen Städte Rinteln, Stadthagen und Oldendorf. Es sind auch in Oldendorf noch mehrere Urkunden erhalten, die uns nahe an die Gründungszeit heranführen. Im Stadtarchiv befindet sich eine Urkunde von 1468, in der die Brüder Adolf und Erich von Schaumburg [Adolf X. (regierte 1464-1474), Erich (regierte 1474-1492] die Stadtrechte bestätigen. Es heißt darin: ‚unseren leven Borgern tho Oldendorpe alle recht und alle ordele, die die Stadt tor Lippe bruken, in allen saken und in allen Dinghen‘. Die Urkunde betont also ausdrücklich, daß die Stadt die Rechte von Lippstadt besaß und somit Rinteln rechtlich gleichgestellt war.
Das Pfarrarchiv besitzt noch eine ältere Bestätigungsurkunde. In ihr bestätigt Graf Adolf [IX. (regierte 1405-1427)] die Stadtrechte, wie sie bereits sein Vater und seine Voreltern verliehen hatten. Die Stadt besaß also die Stadtrechte, als der Großvater [Adolf VII. (1315-1354)] 1315 die Regierung antrat.
Weitere Urkunden der Klosterarchive von Fischbeck, Obernkirchen und Loccum aus der Zeit von 1320-27 bezeichnen Oldendorf als Stadt. Sie erwähnen 1320 die Tore der Stadt, 1324 die Stadtkirche und 1323 Bürgermeister und Rat der Stadt. Im 13. Jahrhundert fließen die Quellen spärlicher. (…)
Wir können also mit Sicherheit die Gründung von Oldendorf in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts verlegen.“
Hans Pusen schrieb in seinem 1970 erschienenen Buch „Niedersachsen. Das Berg- und Hügelland im Süden“ zur Charakterisierung von Hessisch Oldendorf u.a.:
„…Im 13. Jahrhundert hat ‚Oldendorf unter der Schaumburg‘ mit Rinteln und Stadthagen ein Festungsdreieck der Grafen von Schaumburg gebildet und war durch drei Tore, Wälle und Gräben stark geschützt. (…) 1633 hat in der Schlacht von Hessisch Oldendorf Herzog Georg von Calenberg die Kaiserlichen besiegt und Hameln dadurch von feindlicher Besatzung befreit. Das Denkmal am Schützenhaus erinnert an den glorreichen Sieg. Anstelle der früheren Umwehrung ist ein Ring schöner Grünanlagen entstanden. Stattliche Fachwerkhäuser treten im Stadtbild hervor. Es wird beherrscht vom Turm der ev. luth. Stadtkirche. Diese – ein breiter, dreischiffiger, spätgotischer Hallenbau – besitzt als schönstes Stück der Ausstattung das von Mante Pelking aus Hildesheim 1590 geschaffene Bronzetaufbecken. Aus dem gleichen Jahr stammt das Abendmahlgemälde vom Altaraufsatz. Die Bildnisse von Luther und Melanchton gehören ins 17. Jahrhundert. – Neun Rittersitze haben einst in Hessisch Oldendorf bestanden. Der bedeutendste, das Münchhausenschloß, ist im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts am Südrand der Altstadt erbaut worden. Treppenturm und Schmuckgiebel verweisen das massive Bauwerk in den Bereich der Weserrenaissance.“
Die noch heute erkennbare Geschichte der Stadt kann ein Besucher am besten bei einem Rundgang erleben. Der Heimatbund Hessisch Oldendorf hat an markanten Orten (s. Beispiel im Kapitel zur Familie Münchhausen) Tafeln mit informativen Texten anbringen lassen.
Ich werde diese Texte bei einem Rundgang zitieren und noch einige Informationen und Orte aus meinen Erinnerungen ergänzen.
Der Rundgang beginnt auf dem Kirchplatz, an der Kirche St. Marien, in der ich getauft und konfirmiert wurde.
Ausschnitt aus dem Stadtplan Hessisch Oldendorf (1969) Buchhandlung Fritz Lücke Inh. B. Stegemann Hessisch Oldendorf
Der Ausschnitt aus dem Stadtplan zeigt den engeren Bereich der Stadt – im Mittelpunkt die von einem Wall umgebene Altstadt (gestrichelte Linie).
Am Kirchplatz