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Die Reihe Die 87 Bände umfassende Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Das Buch Der Ursprung der Symbolik der Herdentiere ist die Wiederzeugung des Toten mit der Jenseitsgöttin in seinem Hügelgrab, die der Wiedergeburt des Toten durch diese Göttin im Jenseits vorausgeht. Um die Zeugungskraft des Toten abzusichern, wurde er mit dem Herdentier identifiziert, das man für ihn bei seiner Bestattung geopfert hat - Herdentiere mussten eine große Zeugungskraft und Fruchtbarkeit besitzen, da sie sonst nicht in so großen Herden auftreten würden ... Daraus entstanden viele Motive: das dreibeinige Roß der Hel, die beiden Schimmel mit goldener Mähne, goldenem Schweif, goldenen Hufen und goldenen Zähnen vor dem Sonnen-Streitwagen des Tyr, das rabenschwarze Nacht-Roß, die Jenseitsgöttin als "große Stute" ("Sinmara"), der Stier mit den goldenen Hörnern, die Urkuh Audhumbla, das Stier-Opfer nach einem Zweikampf und vieles mehr.
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Seitenzahl: 550
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Bücher von Harry Eilenstein
Astrologie
Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Horoskop und Seele (120 S.)Magie
Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)Meditation
Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)Kabbala
Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:Religion allgemein
Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)Ägypten
Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)Indogermanen
Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)Germanen
Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)Odin (300 S.)Kelten
Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)Psychologie
Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)Kunst
Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)Drama
König Athelstan (104 S.)Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“
Pferd
I Das Pferd in der germanischen Überlieferung
II Pferde allgemein
Das Wort „Pferd“
Bezeichnungen für „Pferd“ u.ä.
Kenningar
Personennamen
Ortsnamen
Zusammenfassung
III Einzelne Pferde
Listen der Asen-Pferde
Grimnir
Gylfi
Kalfsvisa
Thorgrimr
Die Asen und ihre Rosse
Zusammenfassung
Die weiß-goldenen Sonnen-Rosse
Die beiden Alcis
Felsritzungen
Trundholm
Kivik
Tacitus
Tacitus
Uppakra
Trondheim
Namen der beiden Sonnen-Rosse
Brokkr
Hviting
Gyllir
Jörmun/Jör
Zusammenfassung
Darstellungen der beiden Sonnen-Rosse
Auzon
Överhogdal
Zusammenfassung
Schilderungen der beiden Sonnen-Rosse
Seherin
Thorstein Haus-Macht
Ragnar-Saga
Hengist und Horsa
Gisli
Nial
Kampf auf der Heide
Völsungen
Zusammenfassung
Arvakr und Alsvidr
Grimnir-Lied
Skaldskaparmal
Sigdrifa
Rabenzauber
Völsungen
Thulur
Sutton Hoo
Zusammenfassung
Skinfaxi, Gladr und Drösull
Skaldskaparmal
Gylfi
Wafthrudnir
Rabenzauber
Zusammenfassung
Gyllir und Gler/Glär
Zusammenfassung
Mylnir und Melnir
1. Helgi-Lied
Zusammenfassung
Gulltop
Gylfi
Gylfi
Skaldskaparmal
Zusammenfassung
Gullfaxi
Skaldskaparmal
Zusammenfassung
Goldroß
1. Helgi-Lied
Zusammenfassung
Goldhuf
Oddrun
Zusammenfassung
Falhofr
Zusammenfassung
Svadilfari
Gylfi
Zusammenfassung
Sporwitnir
1. Helgi-Lied
Zusammenfassung
Drachenpferd
Uppakra
Hervor
Uppakra
Uppland
Bildsteine
Zusammenfassung
Wigblär
2. Helgi-Lied
Zusammenfassung
Das Roß des Thrym
Thrym
Zusammenfassung
Das Roß des Baldur
Gylfi
Zusammenfassung
Das Sonnenpferd von Överhogdal
Överhogdal
Zusammenfassung
Skeidbrimir
Zusammenfassung
Gisl
Zusammenfassung
Lettfeti
Zusammenfassung
Sionir
Grimnir
Zusammenfassung
Svidgrimr
Thordr der Schreckliche
Zusammenfassung
Sleipnir
Lekkende
Utgard
Brakteaten
Runensteine
Överhogdal
Gylfi
Hyndla
Sigdrifa
Grimnir
Hervor
Huldar
Wegtam
Gylfi
Skaldskaparmal
Völsungen
Gesta danorum
Gesta danorum
Kenningar
Zusammenfassung
Die schwarzen Nachtrosse: Hrimfaxi und Fjörsvartnir
Gylfi
Skaldskaparmal
Wafthrudnir
Rabenzauber
Zusammenfassung
IV Das Mondroß
Das Mondroß
Silfrintoppr
Zusammenfassung
V Stuten-Göttinnen
Sinmara
Hala
Hära
Grottintanna
Zusammenfassung
VI Sonstige Götter-Rosse
Blodoghofdi
Kalfsvisa
Liste des Atridi
Kalfsvisa
Skirnir
Zusammenfassung
Hofwarpnir
Gylfi
Zusammenfassung
Hamskerpir
Gardrowa
Jor
Helhest
Dänische Sprichworte
Sprichwort aus Schleswig
Geschichten aus Dänemark
Zusammenfassung
Thors Pferd
VII Walküren-Pferde
Wingskornir
Fafnir
Zusammenfassung
Die weißen und die schwarzen Walküren
Thirandi und Thorhall
Zusammenfassung
VIII Zwergen-Pferde
Modnir
IX Helden-Pferde
Grani
a) Sigdrifa
b) Völsungen
c) Faröer: Regin
d) 2. Sigurd-Lied
e) Thidrek
f) 1. Sigurd-Lied
g) Faröer: Regin
h) 1. Sigurd-Lied
i) Faröer: Regin
j) Stabkirchen, Kreuze und Runensteine
k) Fafnir
l) Völsungen
m) Skaldskaparmal
o) Faröer: Regin
p) Faröer: Regin
q) Kreuze und Portale
r) Brünhilds Hel-Fahrt
s) 1. Gudrun-Lied
t) Faröer: Brünhild
u) Faröer: Brünhild
v) Thidrek
w) Völsungen
x) Norna-Gest
y) Völsungen
z) Skaldskaparmal
aa) Völsungen
ab) Faröer: Brünhild
ac) Norna-Gest
ad) Thidrek
ae) Völsungen
af) Völsungen
ag) Brünhildlied-Bruchstück
ah) 2. Gudrun-Lied
ai) Völsungen
aj) Oddrun
ak) Faröer: Brünhild
al) 1. Helgi-Lied
am) Völsungen
an) Kenningar
ao) Zusammenfassung
X Königs-Pferde
Hrafn
Kalfsvisa
Pferdename
Kenningar
Heimskringla
Slöngvir
Slungnir
Skaldskaparmal
ein graues Pferd
Kalfsvisa
Goti
Heitis
Hölvir
Skävadr
Kalfsvisa
Kenning
Fölkvir
Glaumr
Kalfsvisa
Kenningar
XI Sonstige Pferde mit namentlich bekanntem Besitzer
Freyfaxi
Hrafnkell Freysgodi
Zusammenfassung
Valr
Kalfsvisa
Heitis
Kenningar
Vakr
Kalfsvisa
Lausavisur des Koli Kol-Sohn
Blakkr
Fakr
Mor
Kertr
Stufr
Snäkoll
Glum
Longant
Halfdan Brana-Ziehsohn
Spoliant
Halfdan Brana-Ziehsohn
Fluga
Landnahme
Eidfaxi
Landnahme
Hafeti
Sleipnir
Olaf
Kengala
Grettir
XII sonstige Pferde
Soti
Tjaldari
Fadr
Lungr
Marr
Vigg
XIII Zusammenfassung: Einzelne Pferde
XIV Jenseitsreise-Pferde
Runensteine
Wandteppiche
Överhogdal
schriftliche Überlieferung
Landnahme
Haus-Reiter
Faröer: Högni
Gisli
Zusammenfassung
XV Pferde-Opfer
Opfermoore u.ä.
Niederdorla
Vimose
Skedemosse
Yeavering Bell
schriftliche Überlieferung
Germania
Annalen
Havamal
Heimskringla
Personennamen
Nial
Hamburgische Kirchengeschichte
Hamburgische Kirchengeschichte
Gylfi
Ibn Fadlan
Heimskringla
Saga-Bruchstück
Sonnenlied
Grettir
Hrafnkell Freysgodi
Schnecken-Hallr
Kormak
Ortsnamen
bildliche Darstellungen
Gallehus
Bayeux
Auzon
Aarhus
Zusammenfassung
XVI Pferde-Kult
schriftliche Überlieferung
Tacitus
Hrafnkell Freysgodi
Vatnsdäl
Pferde-Bestattungen
Völsa-Thattr
König Magnus
Heimskringla
Vingnir
Gesta danorum
Glum
bildliche Darstellung
Die Pferde-Statuetten von Uppakra
Zusammenfassung
XVII Pferde-Kampf
schriftliche Überlieferung
Grettir
Nial
Viglund
Landnahme
Glum
Glum
Zusammenfassung
XVIII Pferderennen
schriftliche Überlieferung
Skaldskaparmal
Ibn Fadlan
Halfdan Brana-Ziehsohn
Landnahme
archäologische Funde
Gamla Uppsala
Zusammenfassung
XIX Pferde-Orakel
schriftliche Überlieferung
Tacitus
Indiculus
Hamburgische Kirchengeschichte
Völsungen
Faröer: Regin
Zusammenfassung
XX Todesstrafe: von Pferden zertrampeln
schriftliche Überlieferung
Hamdir
Gudruns Aufreizung
Skaldskaparmal
Völsungen
Bosi
Heimskringla
Faröer: Högni
Hrafnkell Freysgodi
Zusammenfassung
XXI Pferde-Magie
Die Mähre
Heimskringla
Heimskringla
Die Pferdegöttin
Pferde-Zauber
Angelsächsischer Zauberspruch
Heimskringla
Grimm: Mythologie
Nid
XXII Jakob Grimm: Deutsche Mythologie
XXIII Zusammenfassung
XXIV Pferde bei den Indogermanen
West-Indogermanen
Kelten
Römer
Germanen
Slawen
Balten
West-Indogermanen
Süd-Indogermanen
Hethiter
Lyder
Süd-Indogermanen
Ost-Indogermanen
Inder
Perser
Skythen
Thraker
Griechen
Ost-Indogermanen
Indogermanen
Nachbarn der Indogermanen
XXV Das Pferd in der Alt- und Jungsteinzeit
Rind
XXVI Rind
Rinder mit goldenen Hörnern
Thrym
1. Helgi-Lied
Gautrek
2. Helgi-Lied
Rinder im Kult
Indiculus
Sonstiges
Rinder-Sprichworte
Ortsnamen
Alm-Abtrieb
Zusammenfassung
XXVII Die Kuh
Die Urkuh
Gylfi
Zusammenfassung
Die Kuhgöttin
Olaf
Die Göttin Rindr
Ragnar-Saga
Grottintanna
Hala
Hära
Hyrjaist
Zusammenfassung
Kühe im Kult
Germania
Grimm: Mythologie
Zusammenfassung
Loki als Kuh
Ägirs Trinkgelage
Zusammenfassung
Sonstiges
Hervor
Zusammenfassung
XXVIII Der Stier
Der Stier des Hymir
Ragnarsdrapa
Ardre
Gosforth
Altuna
Husdrapa
Thor-Lied
Hymir-Lied
Gylfi
Aarhus
Skaldskaparmal
Kyrmir
Zusammenfassung
Vier Stiere
Gylfi
Lachstal
Olaf
Zusammenfassung
Opfer-Stier
Wortschatz
Niederdorla
Vimose
Skedemosse
Hofstadir
Ibn Fadlan
Ibn Fadlan
Skaldskaparmal
Haustlöng
Hymir
Glum
Glum
Bosi und Herraud
Gesta danorum
Egil
Heimskringla
Skog
Sturlaug
Indiculus
Thorstein Haus-Macht
Gauti
Gauti
Grimm: Mythologie
Zusammenfassung
Stier-Opfer nach einem Zweikampf
Egil
Kormak
Zusammenfassung
Wiederzeugung
Gallehus
2. Helgi-Lied
Bosi und Herraud
Vingnir
Kyrmir
Landnahme
Eyre-Saga
Zusammenfassung
Stier-Fell
Utiseta-Verbot
Gesta danorum
Gesta danorum
Zusammenfassung
Stier-Magie
Cormac
Harda-Saga
Stiere in Träumen
Jomsvikinger
Zusammenfassung
Stier-Darstellungen
Childerich
Kopf eines Stieres
Kenningar
Thorgrimnir
Magnusdrapa
Kenningar
Zusammenfassung
Personennamen
Personennamen
Sonstiges
Pfeile-Odd
Hühner-Thorir
Exeter-Buch
Ragnar-Saga
Historia Regum Britanniae
Eyre-Saga
Zusammenfassung
XXIX Die Rinder bei den Indogermanen
West-Indogermanen
Kelten
Römer
Germanen
Slawen
Balten
Süd-Indogermanen
Hethiter
Lyder
Ost-Indogermanen
Inder
Perser
Thraker
Griechen
Die Nachbarn der Indogermanen
Finnen
Indogermanen
XXX Rinder in der Jungsteinzeit
Göbekli Tepe
Die Nachkommen von Göbekli Tepe
Sumer
Elam
Semiten
Ägypter
Kreta
Zypern
Indogermanen
Zusammenfassung
XXXI Rinder in der Altsteinzeit
Themenverzeichnis
Die Germanen in den altnordischen Sagas sind keine typische Pferde- und Reiterkultur, aber es treten dennoch des öfteren Pferde auf.
In Bezug auf die Mythen finden sich jedoch eher Erinnerungen an Pferde als konkrete Pferde, die in den aktuellen Mythen von Bedeutung sind. So werden zwar die Namen der Rosse der Asen aufgezählt, aber in den Mythen gehen die Asen in der Regel zu Fuß.
Das wichtigste Fortbewegungsmittel war zu der Zeit, aus der die meisten Überlieferungen stammen, das Drachenschiff. Dies scheint jedoch einst anders gewesen zu sein, da diese Schiffe fast immer als „See-Roß“ o.ä. umschrieben werden.
Es lassen sich jedoch durchaus einige „Pferde-Mythen“ rekonstruieren.
Über das Verhältnis der Germanen zu ihren Pferden läßt sich einiges aus den Bezeichnungen für „Pferd“, aus den mit „Pferd“ gebildeten Kenningarn, den Personennamen, den Ortsnamen usw. schließen.
1. Ein großer Teil der Pferde-Begriffe bezieht sich auf das Aussehen oder den Charakter der Pferde:
2. Einige Pferde-Begriffe kennzeichnen die Pferde als Reittiere:
3. Zwei der Pferde-Umschreibungen klingen nach „Schlachten-Roß“:
4. Eine weitere große Gruppe von Pferde-Namen unterscheidet meistens nicht zwischen „Pferd“ und „Stier“, da es sich bei ihnen um allgemeinere Bezeichnungen für „Zugtier“ handelt:
5. Pferde wurden auch als Lastentiere verwendet:
6. Man unterschied natürlich auch das Geschlecht der Pferde:
7. Die Namen der Hengste sind von dem Zeugungsvorgang abgeleitet worden:
8. Der Name des Wallachs, also des kastrierten Hengstes, erklärt sich möglicherweise durch den Kastrationsvorgang:
9. Es gibt erstaunlich viele Bezeichnungen für den Pferdepenis. Diese Vielzahl läßt vermuten, daß der Pferdepenis auch eine symbolische, d.h. magisch-mythologische Bedeutung gehabt hat.
10. Ein Teil der Begriffe stammt aus der Pferde-Nutzung und aus dem Umgang mit den Pferden:
11. Der Pferdekampf war ein zumindestens auf Island beliebter Wettkampf:
hestat
12. Es gibt auch einige mythologisch relevante Pferde-Namen:
Die Pferde erscheinen in den Kenningarn vor allem in der Umschreibung „Roß des Meeres“ für „Schiff“. Die sehr weite Verbreitung dieser Art von Kenningar läßt vermuten, daß sie noch aus der Zeit stammt, als die Nordgermanen von einem Reitervolk zu einem Seefahrervolk geworden sind. Dabei haben sie dann die Vorstellungen und Assoziationen, die sie mit den Pferden verbanden, auf die Schiffe übertragen.
Neben dieser Vielfalt von Schiffs-Kenningarn gab es auch einige wenige andere mit „Pferd“ gebildete Kenningar. Die Wolfs-Kenningar beziehen sich darauf, daß Hel auf ihrem Bruder Fenrir reitet.
Da Personennamen eher langlebig sind, spiegelt sich in ihnen oft die Kultur eines Volkes wider, die schon einige hundert Jahre zurückliegt.
Die mit dem Wort „Pferd“ gebildeten Krieger-Namen ergeben zusammen ein recht rundes Bild, das vermutlich noch aus der Völkerwanderungszeit (375-568 n.Chr.) und auch noch aus der Zeit davor stammt und daher die Mythen des ehemaligen Göttervaters Tyr widerspiegeln.
Wenn man die Bedeutungen dieser Namen miteinander kombiniert, ergibt sich das folgende Bild:
Die reitenden, standhaften Krieger („Iofast“) werden von einem Reiter-König („Harek“) angeführt. Dieser Pferde-Herrscher („Hafual“) ist auch ein „Leuchten auf einem Roß“ („Hedebert“), d.h. er wird unter dem Schutz des Sonnengott-Göttervaters Tyr stehen, der den Beinamen „Gottes-Hand“ trug und hier „Pferde-Hand“ („Hammund“) genannt wird. Dieser Pferde-König („Ewaric“) trägt wie Tyr selber einen Maskenhelm („Jogrimr“).
Seine Krieger halten wie Freunde fest zusammen („Marvin“). Sie sind Berserker („Iobiorn“) und Ulfhedinn („Iorulfr“), also Bären- und Wolfs-Ekstasekrieger („Homodr“). Sie sind vor allem mit Speeren bewaffnet („Iolgeirr“).
Ihre Frauen haben eine Art von Walküren-Rolle und unterstützten sie wie die Walküre Aelrun ihren Geliebten, den Krieger Egil (magisch) im Kampf („Hedevig“).
Dadurch erlangen die Krieger großen Ruhm („Granmarr“).
Und selbstverständlich wachen sei auch über ihre Rosse („Havard“) …
Zwei weitere Namen zeigen, daß die Krieger und vor allem die Frauen nicht nur den Kampf, sondern auch den Frieden schätzten:
Namen
Bedeutung
Männer
Frauen
Jofred
Iofridr, Ioridr, Jofrid
Pferde-Frieden
Iogärdr, Jogärdh
Pferde-Schutzort
Einige Männernamen bezieht sich offenbar auf die Pferde, die auf dem heiligen Stein geopfert wurden und deren Fleisch dann anschließend in einem Kessel gekocht und gemeinsam verspeist wurde.
Namen
Bedeutung
Männer
Frauen
Iosteinn, Jostein
Pferde-Stein
Iorkäll
Pferde-Kessel
Grankell
Pferd-Kessel
Hrosskätill, Rossketill
Pferde-Kessel
Stodkell
Pferdeherde-Kessel
Die folgenden Namen sind vermutlich Kurzformen von zweiteiligen Pferde-Namen.
Namen
Bedeutung
Männer
Frauen
Faxi
Mähne
Gnäggir
Wiehernder
Grani
Pferd
Stydingr, Stödhing
Mann aus der Sippe der Pferdeherde
Stodi
Stute/Pferdeherde
Schließlich gibt es noch zwei Personennamen, deren Bedeutung ungewiß ist („Horsäfni“) bzw. die aus Elementen bestehen (wie z.B. „unn“), die auch mit fast allen anderen Namensbestandteilen kombiniert worden sind und daher kaum aussagekräftig sind.
Namen
Bedeutung
Männer
Frauen
Horsäfni
Pferde-Material
Jorund, Jorunn, Jorun
Pferde-Woge
Im Landnahme-Buch gibt es nur ein oder zwei Ortsnamen, die nach Pferden benannt worden sind. Da für die Wikinger, die Island ab 870 n.Chr. besiedelt haben, ihre Drachenschiffe wichtiger waren als ihre Pferde, haben sie auch nur selten einen Ort nach ihren Rossen benannt.
Der eine sichere Pferde-Ortsname bezieht sich nicht auf die alltägliche Nutzung der Pferde, sondern wahrscheinlich auf den Opferstein in einem Kultzentrum.
Vor allem die vielen Namen für den Pferdepenis sowie der Pferdename „Goldener“ weisen auf eine kultische Bedeutung des Pferdes hin. Das Pferd ist offenbar auch ein Opfertier gewesen.
Es gibt viele Pferde, die namentlich bekannt sind, deren Besitzer ebenfalls überliefert sind und zu denen in den Mythen, Liedern und Sagas etwas Näheres berichtet wird. Diese Pferde sind Teil der Überlieferung zu einer Gottheit, einem Helden, einem König, einem Seekönig (Wikinger-Fürst) oder einem Krieger. manchmal ist auch nur der Name des Pferdes oder ein einzelnes Ereignis im Zusammenhang mit diesem Pferd bekannt.
Da die übernatürlichen Wesen im Wesentlichen „große, unsterbliche Menschen“ sind, können sie auch Pferde besitzen. Einige dieser Rosse haben sogar ihre eigene, umfangreiche Mythologie.
Es gibt einige Aufzählungen dieser Götter-Pferde. Die Übersetzung und die genauere Betrachtung der in diesen Listen genannten Pferde-Namen findet sich dann bei der anschließenden Betrachtung der einzelnen, individuellen Pferde.
Gladr und Gyllir, Gler und Skeidbrimir,
Silfrintopp und Sinir,
Gisl und Falhofnir, Gulltopp und Lettfeti:
Diese Rosse reiten die Asen.
Die (zwölf) Pferde der Asen haben diese Namen: Sleipnir, das beste, hat Odin; es hat acht Füße; das andere ist Glad; das dritte Gyllir, das vierte Gier, das fünfte Skeidbrimir, das sechste Silfrintopp, das siebente Sinir, das achte Gils, das neunte Falhofhir, das zehnte Gulltopp, das elfte Lettfeti. Baldurs Pferd ward mit ihm verbrannt. Thor geht zu Fuß zum Gericht.
Dagr ritt Drösull
und Dvalinn ritt Modnir
und Hjalmtherm den Hafeti;
Haki ritt Fakr;
der Töter des Beli
ritt Blodughofi
und Skävadr wurde
von dem Herrscher der Haddinge geritten.
Vestein ritt Valr
und Vifill ritt Stufr,
Meinthjofr ritt Mor
und Morginn saß auf Vakr,
Ali ritt Hrafn –
den, der über das Eis ritt;
aber ein anderer, südwärts,
unter Adils,
ein graues Pferd, wanderte
von einem Speer verwundet.
Björn ritt Blakkr
und Bjarr ritt Kertr,
Atli ritt Glaumr
und Adils saß auf Slöngvir,
Högni auf Hölkvi
und Harald auf Fölkvir,
Gunnar ritt Goti
und Sigurd Grani.
Ergänzung von Snorri Sturluson:
Arvakr und Alsvidr ziehen die Sonne, wie bereits zuvor geschrieben worden ist; Hrimfaxi oder Fjörsvartnir ziehen die Nacht; Skinfaxi und Gladr sind die Rosse des Tages.
Hrafn und Sleipnir,
die berühmten Rosse;
Valr und Lettfeti;
auch Tjaldari gab es.
Gulltop und Goti;
Ich hörte über Soti erzählen
und über Mor und Lungr und auch über Marr.
Vigg und Stufr
waren mit Skävadr zusammen.
Blakkr trug den Thegn gut.
Silfrtoppr und Sinir.
Ich hörte über Fadr erzählen.
Gullfaxi und Jor waren bei den Göttern.
Blodughofi hieß ein Roß,
von dem sie berichten,
daß es Stärke-überragenden Atridi trug.
Gisl und Falhofnir,
Glär und Skeidbrimir,
und es wurde auch Gyllir erwähnt.
Aus diesen Quellen ergibt sich die folgende Zuordnung der Pferde zu den Asen, die jedoch nicht vollständig ist, da es noch weitere Hinweise zu einzelnen Asen-Pferden gibt:
Von Snorri werden an zwei Stellen die zwölf Asen von Asgard aufgezählt. Da es jedoch nicht beide Male dieselben zwölf Asen sind, wird dies eine sekundäre Gruppenbildung sein. Die ältesten Formen der Mythen enthalten die Darstellung einzelner Themen, eine neuere Schicht baut diese Einzelthemen und Einzelgötter zu Familien zusammen und die dritte Schicht ordnet das Ganz schließlich in Symmetrien wie z.B. Zwölfergruppen (in Analogie zum Tierkreis und zu den Aposteln).
In den von Snorri Sturluson angeführten Zwölfergruppen wird Odin beide Male nicht erwähnt, da er von Snorri wohl als über diesem Kreis stehend aufgefaßt wird – wie die Sonne in der Mitte des Tierkreises oder Christus in der Mitte der Apostel. Snorris (unvollständige) Zuordnung sieht wie folgt aus:
die 12 Asen
Nr.
Gylfis Vision
Skaldskaparmal
Pferde
.0.
(Odin)
(Odin)
Sleipnir
.1.
Thor
Thor
kein Pferd
.2.
Heimdall
Heimdall
Gulltop
.3.
Tyr
Tyr (=Hrungnir)
Gullfaxi
.4.
Freyr
Blodoghofi
Baldur
Name des Rosses nicht bekannt
.5.
Niörd
Niörd
Gyllir,
.6.
Bragi
Bragi
Gler, Skeidbrimir,
.7.
Widar
Widar
Silfrtoppr,
.8.
Ali/Wali
Wali
Sinir, Gils,
.9.
Uller
Ullr
Falhofhir,
.10.
Forseti
Forseti
Lettfeti
.11.
Loki
Loki
(genaue Zuordnung unbekannt)
.12.
Hödur
Hönir
Die Asen sind in den überlieferten Mythen in der Regel zu Fuß unterwegs, aber sie besitzen alle ein Roß. Diese Pferde werden daher aus einer älteren Schicht der germanischen Mythen stammen.
Die beiden Rosse vor dem Wagen der Sonne bilden die wichtigste Gruppe bei den mythologischen Pferden. Sie werden allgemein als Schimmel mit goldener Mähne, goldenem Schweif und goldenen Hufen beschrieben und werden oft auch einfach „Goldene“ genannt.
Diese beiden Rosse werden ausführlich in dem Band 12 über die „Alcis“ beschrieben. Sie sind schon bei den Indogermanen die beiden Rosse vor dem Streitwagen des Sonnengott-Göttervaters Dhyaus gewesen, dessen Name im Altnordischen „Tyr“ lautet. Diese beiden Schimmel wurden in den alten Mythen als Tyrs Söhne angesehen.
Sie haben nicht nur die Gestalt von zwei Jünglingen oder von zwei Schimmeln, sondern auch die von zwei Hirschen (eine Alternative zu den Pferden; „Alcis“ bedeutet „Elche, Hirsche“), zwei Wölfen (die Alcis als Wolfs-Krieger), zwei Raben, (Seelenvögel der Alcis), zwei Boten des Tyr-Godmund („Grime“ genannt) oder zwei Zwergen (Totengeister im Jenseits). Bei den Indogermanen erscheinen sie zudem auch als zwei Stiere, wovon sich bei den Germanen nur noch ein Rest in der Gefion-Mythe in der Form der vier Stier-Söhne des Tyr findet.
In der Zeit von 1800-500 v.Chr. sind in Südskandinavien von den Germanen viele Motive, die manchmal kleine Szenen bilden, in den Fels geritzt worden. Sie befanden sich damals alle kurz oberhalb des Meeresspiegels. Heute liegen sie alle ein gutes Stück weiter oben an der Küste, da sich Skandinavien in den letzten 3000 Jahren um einige Meter gehoben hat.
Die meisten dieser Ritzungen sind heute mit Farbe nachgezeichnet worden, damit sie besser erkennbar sind. Es ist natürlich denkbar, daß diese Ritzungen auch damals von den Germanen mit Farbe ausgemalt worden sind – ähnlich den ab ca. 100 n.Chr. benutzten Runen, die man zum „Aktivieren“ mit Blut färbte.
Auf diesen Ritzungen sind ein- und zweispännige sowie ein- und zweiachsige Wagen zu sehen. Es ist allerdings kein expliziter Sonnen-Wagen dargestellt worden. Es gibt jedoch das Bild eines Pferdes, dessen Kopf als Kreis, d.h. vermutlich als Sonne dargestellt worden ist.
zweispänniger, zweiachsiger Wagen Südschweden
zweiachsiger Wagen Bohuslän
zweiachsiger Wagen Frännarp, Südost-Schweden
zwei Stiere ziehen eine Pflug Südschweden
Streitwagenfahrer Bohuslän, ca. 1800 v.Chr.
Sonnenpferd Balken
Der um 1400 v.Chr. hergestellte Sonnenwagen ist 60cm lang. Die Sonnenscheibe hat einen Durchmesser von 25cm und ist einseitig vergoldet.
Die vier Räder unter dem Pferd zeigen, daß es derartige Statuen in beachtlicher Größe in Tempeln o.ä. gegeben haben muß, die bei Prozessionen mitgezogen wurden. Wenn der tatsächliche mythologische Sonnenwagen dargestellt worden wäre, hätte man einfach ein Pferd, daß einen Sonnenwagen zieht, angefertigt. Diese „Pferde-Räder“ lassen vermuten, daß das Motiv des von Pferden gezogenen Sonnenwagens um 1400 v.Chr. schon sehr alt gewesen sein muß, da man davon ausgehen kann, daß in der Anfangszeit eines Motivs oder eines Brauches naturalistische Darstellungen, in diesem Fall also einen Sonnenwagen mit „Räder-losem“ Pferd benutzt werden.
vergoldete „Vorderseite“
unvergoldete „Rückseite“
„Vorderseite“ des Sonnenrades
Rekonstruktion
In der Grabkammer in dem Hügelgrab eines Fürsten, der um ca. 1000 v.Chr. in Südschweden bestattet worden ist, finden sich mit Szenen gravierte Steinplatten als Grabkammer-Wände.
Eine dieser Platten zeigt u.a. einen zweispännigen Streitwagenfahrer. Auf zwei weiteren Steinplatten finden sich zwei Sonnen-Symbole und daneben zwei Pferde-Paare.
zwei Sonnenscheiben, zwei Pferde-Paare, Wasserwellen (Unterwelt)
Streitwagenfahrer, zwei Pferde, Zwei Wölfe/Hunde, ein Wal (?); ein einzelner Hund (?), Toter und acht Priester
Da sich diese Steinplatten in einer Grabkammer befinden, werden sie das darstellen, was sich der Tote in ihr erhofft hat.
Die Priester kann man an ihren langen Gewändern erkennen. Ihre Acht-Zahl wiest auf die Vollkommenheit hin, die generell die Symbolik der „8“ ist (siehe „Zahl 8“ in Band 47). Der Mann vor ihnen scheint sich zu freuen, was wohl bedeutet, daß die Priester mit ihrer Tätigkeit erfolgreich gewesen sind – vermutlich haben sie den Toten als Schamanen-Priester ins Jenseits begleitet.
Unter dem Streitwagenfahrer stehen zwei Wölfe – wobei die Art der Tiere nicht ganz sicher ist. Wenn sie tatsächlich Wölfe sein sollten, waren sie wohl die beiden Alcis als Krieger. Dann wäre der Streitwagenfahrer ihr Vater Tyr, der damalige Sonnengott-Göttervater. Tyr wäre dann wohl das Ziel des Toten im Jenseits (später trat Odin in Walhalla an diese Stelle); Tyr wäre auch das Vorbild für die erfolgreiche Jenseitsreise – er kehrt jeden Morgen als wiedergeborene Sonne zurück.
Auch der Fisch könnte Tyr in der Wasserunterwelt repräsentieren – als Göttervater müßte er natürlich der größte Fisch, also der Wal sein. Diese Wal-Symbolik findet sich noch 2200 Jahre später in den Wikinger-Sagas.
Oben links sind vier Krieger mit Schwertern an ihren Gürteln zu sehen – die Bestattungs-Gemeinschaft?
Der kleine Hund links in der Mitte ist evtl. ein Führer für die Seele des Toten auf ihrem Weg in das Jenseits.
Die Bilder auf den beiden anderen Steinen (linkes Bild) lassen eine Assoziation von Sonne, Pferdepaar und Wasserunterwelt vermuten, was gut zu der Deutung des „Streitwagen-Steines“ passen würde:
Pferdepaar
Alcis vor dem Streitwagen; Alcis als zwei Wölfe
Sonne
Tyr als Streitwagenfahrer
Wasserunterwelt
Tyr als Wal
Von den Naharvaliern ist ein Hain bekannt, der der Verehrung dient und besonders alt ist.
Ihm steht ein Priester vor, er wie eine Frau gekleidet ist. Den Erklärungen der Römer zufolge sind es Kastor und Pollux, die hier verehrt werden. Diese Gottheiten werden Alcis genannt. Dort gibt es jedoch keine Götterbilder und keinen hinzugefügten Aberglauben. Ihre Verehrung bezieht sich auf junge Männer und Brüder.
Die beiden Alcis, deren Name „Elch, Hirsch“ bedeutet, sind die beiden von den meisten Indogermanen gut bekannten Pferdezwillinge, die den Streitwagen des Göttervaters ziehen. Sie werden meist als seine Söhne angesehen. Aus ihnen ist in der Zeit der Edda Odins Doppelpferd Sleipnir geworden, da Odin, der Nachfolger des früheren Göttervaters Tyr, das Reiten dem Fahren auf einem zweispännigen Streitwagen vorgezogen hat.
Dieses Volk (Germanen) hat den besonderen Brauch, daß sie Weissagungen und göttliche Warnungen auch durch Pferde erlangen. Diese werden von der Gemeinschaft in denselben heiligen Hainen gehalten und ernährt – alle sind milchweiß und verrichten keinerlei irdische Arbeit.
Sie werden vor den heiligen Streitwagen gespannt und von dem Priester und dem König oder dem Führer der Gemeinschaft begleitet, die beide sorgfältig auf seine Bewegungen und sein Wiehern achten.
Diese Schimmel werden den beiden Alcis vor dem Sonnen-Streitwagen ihres Vaters Tyr sein, die als die Rosse des Göttervaters auch dessen Willen vermitteln konnten. Man kann zumindestens vermuten, daß auch Odins Sleipnir ein Schimmel gewesen ist. Für diese Pferde wird es zumindestens auch eine umzäunte Weide o.ä. gegeben haben.
Schlüssel von Uppakra
In der Siedlung rings um die Reste eines Germanen-Tempels in Uppakra an der Südspitze von Schweden wurde ein Schlüssel gefunden, dessen Griff aus zwei stilisierten Pferden besteht. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, daß es sich bei ihnen um die beiden Alcis handelt.
Dieser Schlüssel wurde zwischen 0 n.Chr. und 400 n.Chr. hergestellt.
Auf einem Schild aus Norwegen ist in der Mitte ein Ring aus fünf konzentrischen Kreisen zu sehen, in dem sich ein Kreuz aus zweimal drei Linien befindet. Auf beiden Seiten des Kreuz-Kreises befindet sich ein stark stilisiertes „Doppelpferd“. Diese Pferde werden wohl die Pferde vor dem Wagen der Sonne sein, sodaß dieses Kreis-Kreuz recht sicher ein Sonnensymbol ist und vermutlich auch den Ring Draupnir darstellt. Die beiden Pferdepaare könnten die Pferdezwillinge (Alcis, Dioskuren, Sleipnir) im Diesseits und im Jenseits darstellen – dann wäre die Sonne ihr Vater Tyr.
Trondheim, Norwegen
Einige der bereits besprochenen altnordischen Pferdenamen könnten mit den Sonnenwagen-Rossen und somit auch mit den Alcis in Verbindung stehen.
Der Pferdename „Brokkr“ („Läufer, Traber“) ist besonders auffällig, da dies auch der Name eines der beiden Alcis-Zwerg Brokk und Sindri ist, die im Jenseits den Göttermet herstellen.
„Hviting“ bedeutet zunächst einmal schlicht „Weißer“, also „Schimmel“. Da jedoch beiden Indogermanen die beiden Rosse vor dem Sonnenwagen stets weiß sind, und zudem die beiden Ritual-Trinkhörner der beiden Tyr-Boten (siehe „die beiden Grime“ in Band 5) ebenfalls „Hviting“ genannt werden, sind wohl auch die beiden Pferde-Söhne des Tyr einst „Hviting“ genannt worden.
Der Pferdename „Gyllir“ („Goldener“) läßt sofort an die goldene Sonne denken, die von weiß-goldenen Rossen gezogen wird.
Schließlich fällt noch die Umschreibung „jörmuni“ für „Stier, Pferd“ bzw. die Kurzform „jör“ für „Pferd“ auf, da sich die beiden Adjektive „jörmun“ und „fimbul“ sich nur in den Namen der Dinge und Wesen aus den alten Tyr-Mythen des mythologischen Weltbildes vor der Völkerwanderungszeit (375-568 n.Chr.) finden.
Das Adjektiv „jörmun“ bedeutet stets „groß, mächtig, gewaltig“. Es hat den Anschein, als ob die Elemente der Mythen zur Unterscheidung von den Dingen des Alltags alle als „groß“ bezeichnet worden – die Mythen waren das Urbild und die Quelle der Dinge im Alltag. „Irmin“ war auch ein Gott, der bereits von Tacitus um 100 n.Chr. unter dem Namen „Hermin“ als einer der drei Söhne des Urgottes Mannus nennt. Irmin ist mit dem Adler, der Irminsäule, dem Kampf und der Sonne assoziiert worden und er wurde von den Christen dem Mars gleichgesetzt – Hermin/Irmin ist also deutlich als der Göttervater Tyr erkennbar.
„Fimbul“ ist ein altnordisches Adjektiv, das z.T. einfach als Superlativ benutzt wurde und dann die unscharfe Bedeutung „groß“ hat. Das germanische Substantiv „femfila, fembula“ bedeutet „Riese“. Dem liegt das indogermanische Wort „bamb“ für „anschwellen, sich öffnen, Knospe, Knolle“ zugrunde. Ein „fimbul“ ist also etwas, das groß geworden ist. Im Altnordischen hatte das Adjektiv/Substantiv „fimbul“ möglicherweise auch den Beiklang von „Magie, zauberkundig“.
Die mit „fimbul“ und „jörmun, hermin, ermin, irm“ gebildeten Begriffe und Personennamen ergeben eine recht vollständige Darstellung der Elemente der ehemaligen Tyr-Mythen:
„Jörmun“ scheint einfach die Bedeutung „groß“ gehabt zu haben, während „fimbul“ sich stärker auf den zyklischen Tod des Tyr zum Winterbeginn, den Kult und die Magie bezieht. „Jörmun“ ist somit eher statisch und „fimbul“ eher dynamisch.
Aus der Liste der Substantiv-Kombinationen mit „jörmun“ und „fimbul“ ergibt sich folgendes rekonstruiertes Weltbild für die Zeit vor 500 n.Chr.:
In der Mitte der „Großen Erde“ (Jörmungrund) steht die „Große Säule“ (Irminsul), die die Menschen mit den Göttern verbindet.
Rings um die „Große Erde“ liegt im Weltmeer (evtl.: Irmin-Gymir) wie ein Gürtel die Riesenschlange „Großer Stab“ (Jörmungandr).
Der „Große Tyr“ (Fimbul-Tyr) ist der „ Große König“ (Jörmunrek) der Götter und Menschen – er ist der „Große“ (Jörmun). Er wird als Sonne „ Großes Licht“ (Ermanberth) und „ Großer Goldener“ (Ermene-gild) genannt. Die Verbindung des Tyr zu der Sonne ist dadurch entstanden, daß Tyr in jedem „Großen Winter“ (Fimbul-vetr) wie die Sonne „stirbt“.
Um dem Tyr seine Wiederzeugung zusammen mit der Göttin, die den Namen „Große Beschützerin“ (Irmin-gard) trägt, zu ermöglichen, wird ihm ein „Stier“ oder ein „Hengst“ (Jörmuni) geopfert, dessen Zeugungskraft magisch auf ihn übertragen wird. „Jörmuni“ könnte jedoch auch seine beiden Pferde-Söhne („Alcis“) bezeichnet haben.
Durch seine Kenntnis des Diesseits und des Jenseits ist Tyr der „Große Weise“ (Fimbul-thulr) geworden, der alle „Großen Zauberlieder“ (Fimbul-ljod) kennt und daher auch der oberste Kult-Herr ist. Er ist der „ Große Alte“ (Ermen-eldes), dem man vertrauen kann.
Tyr ist für die Menschen ein „ Großer Freund“ (Irmin-fried).
„Jörmunrek“ könnte ursprünglich ein Titel oder Beiname des ehemaligen Göttervaters Tyr gewesen sein, den sich der König Jörmunrek der Goten dann schließlich auch selber verliehen hat.
Die beiden Rosse vor dem Streitwagen der Sonne werden als Schimmel mit goldener Mähne, goldenem Schweif, goldenen Hufen und vermutlich auch goldenen Zähnen beschrieben. Sie sind mit den beiden Alcis-Pferdesöhnen des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr identisch.
Diese Rosse heißen „Brokkr“ („Traber“), „Hviting“ („Weißer“), „Gyllir“ („Goldener“), „Jörmun“ („Pferd“, „Mächtiger“, „Großer“).
Das Runenkästchen von Auzon wurde um ca. 700 n.Chr. in Northhumbria in Mittelengland aus den Kieferknochen eines Wales hergestellt. Es wurde nach seinem Fundort Auzon in Südfrankreich benannt.
Der Germane, der dieses Runenkästchen hergestellt hat, lebte somit zu derselben Zeit wie der Skalde, der das Beowulf-Epos niedergeschrieben hat – ob sie sich kannten, weiß man nicht, aber sie werden in etwa dasselbe Weltbild gehabt haben.
Das Kästchen ist 22,8cm breit, 18,5cm lang und 10,5cm hoch. Sein Volumen innen beträgt somit ca. 3.600cm3, d.h. ca. 3,5 Liter. Es paßte nicht viel in dieses Schatzkästchen, aber für einen kleinen Vorrat an Goldmünzen und einige goldene Armreifen reichte es.
In der Mitte einer der Bildplatten finden sich zwei Pferde zusammen mit zwei Wölfen und zwei Raben in einem Tempel.
Titus-Bildplatte des Runenkästchens von Auzon
Auf diesem Bild ist der spätere römische Feldherr Titus bei der Eroberung von Jerusalem zu sehen – in der Mitte das symbolisch dargestellte Jerusalem, rechts die jüdische Bevölkerung und links die Römer.
Links oben töten Titus (abweichende Rüstung) und vier weitere Römer einen Juden (rechts).
Rechts oben sind Juden auf der Flucht abgebildet.
Links unten hält Titus (auf den Thron) Gericht.
Rechts unten sind die Geiseln, die die Römer gefangengenommen haben, abgebildet.
Der Bogen in der Mitte könnte das ganze Jerusalem, aber evtl. auch nur den jüdischen Tempel darstellen. Die sechs Tiere in ihm sind durch ein germanischkeltisches Knotenornament miteinander verbunden. Unten sind zwei Pferde zu sehen, in der Mitte zwei leicht stilisierte Wölfe und oben zwei Raben. Dies läßt vermuten, daß es sich hier um Odins achtbeiniges „Doppelroß“ Sleipnir, um seine beiden Wölfe Geri und Freki sowie um seine beiden Raben Hugin und Munin handelt.
Diese drei Tier-Paare sind die beiden Alcis-Söhne des Tyr, die als seine beiden Rosse, als seine beiden Krieger (Wölfe) oder als deren Seelenvögel (Raben) erscheinen. Vermutlich ist jedoch noch nicht Odin, sondern noch immer Tyr gemeint, da die beiden einzelnen Rosse des Tyr in den Mythen des Odin zu dessen achtbeinigem Doppel-Pferd Sleipnir geworden sind.
Somit sind diese beiden Pferde auf dem Runenkästchen von Auzon recht sicher die beiden Alcis-Söhne des Tyr.
Vermutlich hat der Runenmeister hier eine Verbindung von dem Tempel von Jerusalem zu dem damaligen germanischen Göttervater Tyr herstellen wollen.
Titus-Platte (Detail)
Die Runen und rings um dieses Bild lauten übersetzt:
her fegtath
titus end giutheasu
hic fugiant hierusalim afitatores dom – gisl
Hier kämpfen
Titus und die Juden;
Hier fliehen Jerusalems Einwohner Urteil – Geisel.
Diese beiden letzten Worten („dom“ und „gisl“) stehen einzeln links unten bzw. rechts unten und sind ein Kommentar zu der Tätigkeit des Titus, der links unten in der Mitte auf einem Thron abgebildet ist: Er ist der Richter von Jerusalem und er benutzt die Männer rechts unten als Geiseln, um den Gehorsam der jüdischen Bevölkerung zu erzwingen.
„Domgisl“ ist auch ein Männername gewesen. Es ist daher denkbar, daß diese beiden Worte nicht nur ein Kommentar zu diesem Bild, sondern auch die „Unterschrift“ des Runenmeisters sind, der dieses Kästchen entworfen bzw. geschnitzt hat.
Auf den fünf Wandteppichen von Överhogdal, die um ca. 1100 n.Chr. angefertigt worden sind, finden sich zwei Darstellungen von achtbeinigen Pferden mit zwei Reitern, die sich in einer Jenseitsszenerie befinden, in der auch eine Fülle von Sonnensymbolen zu sehen ist.
Diese beiden Reiter werden die beiden Alcis sein. Die beiden Pferde-Söhne des Tyr sind hier sozusagen doppelt dargestellt worden: als achtbeiniges Doppel-Pferd und als zwei Reiter.
Auch ein auffälliges Pferdepaar wird wohl die beiden Alcis als Pferde-Zwillinge sein.
Pferde-Paar
zwei Reiter auf achtbeinigem Pferd
zwei Reiter auf sechsbeinigem Pferd (Platzmangel?)
Die beiden Alcis-Pferdesöhne lassen sich nicht von den beiden Sonnenrossen unterscheiden, da sie identisch miteinander sind – man kann also in der Regel nicht erkennen, ob sie als Tyr-Söhne (altes Weltbild vor 500 n.Chr.) oder als Sonnenrosse (neues Weltbild nach 500 n.Chr.) dargestellt worden sind oder als beides.
Schon am Anfang der Zeit lenkt die Sonne den Wagen, der von den Himmelsrossen gezogen wird:
Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin,
Hielt mit der rechten Hand die Himmelsrosse.
Die Sonne wußte nicht wo sie Sitz hätte,
Der Mond wußte nicht was er Macht hätte,
Die Sterne wußten nicht wo sie Stätte hatten.
In dieser Saga reitet der König Godmund und seine beiden Begleiter über einen Fluß, der von ihren Pferden überquert werden kann.
„Es gibt einen großen Fluß, der unsere beiden Länder voneinander trennt. Er ist als Hemra bekannt und er ist so tief und reißend, daß die einzigen Rosse, die ihn überqueren können, die drei sind, auf denen wir reiten. Die übrigen Männer müssen bis zur Quelle dieses Flusses reiten, aber wir werden sie heute Abend wiedertreffen.“
Da „Godmund“ ein Beiname des Tyr gewesen ist und diese Saga voll von Motiven aus den alten Tyr-Mythen ist, sind Tyr-Godmunds Begleiter offenbar die beiden Alcis und der Fluß der Jenseitsfluß, den nur die Alcis überqueren können – zumal dieser Fluß in der Saga Menschen-Heim (Diesseits) und Riesen-Heim (Jenseits) voneinander trennt. „Hemra“ bedeutet „Hemmender, Zügelnder“, also „Hindernis“.
Aus dem Sonnengott-Göttervater Tyr auf seinem Streitwagen, der von seinen beiden Pferde-Söhnen über den Jenseitsfluß gezogen wird, sind hier Godmund und seine beiden Begleiter geworden, die drei Rosse besitzen, die den Jenseitsfluß überqueren können (siehe die vollständige Saga in Band 79).
In dieser Saga erscheinen die beiden Pferde-Söhne des Tyr als gefürchtete Krieger in der Gestalt von zwei Pferden.
Ohne die diesem Motiv zugrundeliegende Alcis-Mythe wäre die Szene, in der ein ganzes Heer zwei Pferde fürchtet, ausgesprochen merkwürdig und wenig plausibel.
Da sagte Ivar, daß er wolle, daß sie weitermachten bis sie eine größere Macht vor sich fanden und auf diese Weise ihre Stärke erproben konnten. Da frugen sie ihn, ob er wüßte, wo sie eine solche Macht finden könnten. Da nannte er einen Ort, der Hvitabaer genannt wurde und an dem heidnische Opfer abgehalten wurden, „und schon viele haben versucht, ihn zu erobern, aber sind nicht siegreich gewesen,“ und auch Ragnar sei schon dort gewesen, aber hätte zurückweichen müssen ohne sein Ziel zu erreichen.
Der Ortsname „Hvitabaer“ bedeutet wahrscheinlich „Weiß-Bär“, also „Eisbär“. Dieser Ort muß also im hohen Norden liegen – möglicherweise an der Küste des weißen Meeres östlich von Finnland, da dieser Ort von den Germanen dem Jenseits gleichgesetzt worden war und sich daher in den Sagas dort allerlei Ungeheuer und viel Magie finden.
„Sind die Truppen dort so groß,“ frugen sie, „oder so stark oder gibt es andere Schwierigkeiten?“
Ivar sagte, daß zum einen die vielen Truppen sehr groß seien und daß zum anderen der Ort durch die Opferungen so machtvoll sei, daß alle, die ihn angegriffen hatten, nicht siegreich gewesen seien.
Sie sagten, daß er ihnen raten solle, ob sie dorthin fahren sollten oder nicht.
Er sagte, daß es ihn danach verlange, zu erproben, welche Macht größer sei: ihre eigene Stärke oder die magischen Kräfte der Menschen dort.
Sie fuhren zu diesem Ort und als sie dort ankamen, bereiteten sich darauf vor, von Bord zu gehen. Es schien ihnen nötig, daß einige Truppen bei den Schiffen blieben, um sie zu bewachen. Und ihr Bruder Rögnvald schien ihnen so jung, daß er solch großen Gefahren wie denen, denen sie wohl begegnen würden, noch nicht gewachsen war, und sagten ihm daher, daß er zusammen mit einigen Truppen die Schiffe bewachen solle.
Als sie von Bord gegangen waren, sagte Ivar, daß die Festung zwei Tiere besaß, die zwei junge Wallache waren, und daß die Menschen sich von ihnen abwenden und fliehen würden, da sie ihre Schreien und ihre Troll-artige Gestalt nicht ertragen konnten.
Ein Wallach ist ein kastrierter Hengst. Dies könnte ein Umkehrung des Motivs der Wiederzeugung sein, bei dem die Toten bzw. der Göttervater im Jenseits mit einem Hengst identifiziert wurden. Die Kastration des Hengstes macht ihn unfähig dazu, die Toten bei ihrer Wiederzeugung magisch zu unterstützen. Wenn diese Deutung zutreffen sollte, wäre das ein versteckter Spott über die heidnischen Vorstellungen.
Es wäre aber auch denkbar, daß das Schreien der Hengste bei ihrer Kastration der Ursprung dieses Motivs gewesen ist.
Ihr Troll-artiges Aussehen spricht jedoch eher für eine mythologische Deutung dieses Motivs. Es ist recht sicher, daß sie auf die beiden Alcis zurückgehen, da die germanischen Stämme lange Zeit zwei nicht von einem, sondern von zwei Heerführern geleitet wurden, die sich offenbar den Alcis gleichgesetzt hatten, um wie die Alcis zu „Söhnen des Tyr“ zu werden.
Da sagte Ivar: „Haltet euch so gut ihr könnt, auch wenn ihr Furcht spürt, denn nichts wird euch verletzen.“
Dann zogen sie mit ihren Truppen los. Und als sie in die Nähe der Festung kamen, bemerkten die, die an diesem Ort lebten, die nahenden Truppen und ließen die Tiere, in die sei großes Vertrauen hatten, auf sie los. Und als die Wallache losgelassen worden waren, sprangen sie wütend vor und brüllten schrecklich. Da sah Ivar sie von dort aus, wo er auf einem Schild getragen wurde und sagte seinen Männern, daß sie ihm seinen Bogen bringen sollten, was sie taten. Dann schoß er auf die üblen Wallache, so daß beide ihren Tod fanden und damit war die Schlacht, die die Männer am meisten gefürchtet hatten, beendet.
Bei den Germanen gab es den Brauch der „Doppelspitze“ eines Heeres – oft gab es zwei gleichberechtigte Anführer. Am deutlichsten sind die beiden Brüder und angelsächsischen Heerführer Hengist („Hengst“) und Horsa („Pferd“), die um ca. 450 n.Chr. England eroberten, als die beiden Alcis in Krieger-Gestalt erkennbar.
Eine ausführlichere Darstellung dieses Motivs findet sich in dem Kapitel „Alcis“ in Band 12.
In dieser Saga ist es ein Paar von Pferden und nicht ein einzelnes Roß, die die Schnellsten sind. Auch hier kann man davon ausgehen, daß diesem Motiv die Assoziation zu den Pferde-Söhnen des Tyr zugrundliegt.
Diese beiden Rosse haben möglicherweise deshalb den merkwürdigen Namen „Handschuhe“ (Bandvettir), weil sie stets zusammen sein wollten – so wie zwei Handschuhe stets zusammengehören.
Gisli sandte ihm die Nachricht, daß er sich von ihm die beiden Pferde leihen sollten, die Bandvettir genannt wurden, da sie die schnellsten Pferde an den Fjorden seinen.
Auch in dieser Saga erscheint ein Paar von Pferde, die „die besten Pferde“ sind. Auch sie sind eine Sagen-Variante der beiden Alcis – zumal auch dieses Pferde-Paar stets nebeneinander läuft wie die beiden Rosse vor dem Sonnenwagen.
Otkel besaß zwei Pferde, hellgelb von Farbe mit schwarzer Mähne und Schweif und schwarzem Streif längs dem Rückgrat. Es waren die besten Reitpferde in dem Gau und dieselben hingen so sehr an einander, daß das eine stets dem andern folgte. Auf dem einen derselben ritt Otkel, das andere aber lief ledig nebenher.
Auch in dieser Saga spielt ein Schimmel-Paar ein wichtige Rolle – hier jedoch, weil sie gestohlen worden sind.
In diesem war zusammen mit Bard ein gewisser Thord auf die Fahrt zum Thing gegangen. Thord war der Hausherr auf Breitfurt in Wassertal und besaß zwei Rosse – sie waren ganz weiß, nur die Ohren waren schwarz. Diese beiden Tiere waren ihm so lieb, daß er sie für keine anderen Pferde hergegeben hätte.
Die beiden namentlich genannten Pferde von zwei Männern, die sich in einer Saga, die viele Motive aus den alten Tyr-Mythen enthält, an einem Sonnenberg treffen, sind natürlich sofort unter dem Verdacht, auch auf die beiden Alcis zurückzugehen.
Sowohl „Sveipud“ als auch „Sveggjud“ bedeutet „(Hufe-)Schwinger“. Diese Gleichheit der Namen sowie ihre Alliteration bestätigen den Anfangsverdacht, daß diese zwei Pferde auf die beiden Alcis zurückgehen.
Diese beiden Rosse werden daher genauso wie die Alcis und genauso wie auch ihre Reiter Brüder sein.
Der „Sonnenberg“ wird der Hügelgrab-Kultplatz des Tyr gewesen sein.
Da ritt Granmar fort, um König Hodbrod an einem Ort, der Sonnenberg genannt wurde, zu treffen. Die Pferde der beiden wurden Sveipud und Sveggjud genannt. Die Brüder trafen sich in dem Vorraum der Halle und Granmar erzählte Hodbrod die Kriegs-Neuigkeiten.
Die beiden Pferde vor dem Sonnenwagen erscheinen in den Sagas als die beiden schnellsten Pferde, als ein Schimmel-Paar, als zwei Heerführer mit Pferdenamen usw.
Die ursprüngliche Gestalt der beiden Alcis lebt in den Rossen weiter, die den Wagen der Sonne ziehen. „Arvakr“ bedeutet „Frühauf“ und „Alsvidr“ hat die Bedeutung „Allgeschwind“ – passende Namen für die beiden Rosse vor dem Wagen der Sonne.
Arwak und Alswid sollen immerdar
Schmachtend die Sonne führen.
Arvakr und Alsvidr ziehen die Sonne, wie bereits zuvor geschrieben worden ist; Hrimfaxi oder Fjörsvartnir ziehen die Nacht; Skinfaxi und Gladr sind die Rosse des Tages.
Die Walküre Sigdrifa singt ihrem Geliebten Sigurd ein Lied über die Orte, an denen sich (magisch wirksame) Runen befunden.
Dieses Lied, das Odin von Mimirs Haupt (Tyr) gelernt hat, beginnt mit der Schilderung des Sonnenwagens und der Rosse, die ihn ziehen. Dies wird daher einst das wichtigste mythologische Motiv gewesen sein – offenbar zu der Zeit, als Tyr noch der Sonnengott-Göttervater gewesen ist.
Auf dem Berge stand er mit blankem Schwert,
Den Helm auf dem Haupte.
Da hub Mimirs Haupt an weise das erste Wort
Und sagte wahre Worte:
Dieser „Er“ auf dem Berg ist der wiedergeborene Schwertgott-Göttervater Tyr mit seinem Schwert und seinem Goldhelm auf seinem Hügelgrab, der auch „Sonnenberg“ oder „Adlerhügel“ genannt worden ist.
„Mimir“ ist Tyr als Riese im Jenseits. Wie im Ahnenkult üblich, sprach der Schamanengott Odin mit dem Haupt des toten Mimir, also mit dem von ihm abgesetzten Göttervater Tyr, um dessen Weisheit zu erlangen.
Auf dem Schilde stehen sie vor dem scheinenden Gott,
Auf Arwakrs Ohr und Alswidrs Huf,
Auf dem Rad, das da rollt unter Rögnirs Wagen,
Auf Sleipnirs Zähnen, auf des Wagens Bänder.
Der scheinende Gott mit dem Schild ist der Sonnengott-Göttervater Tyr mit seinem Sonnenschild.
In der zweiten Zeile folgen die beiden Rosse, die den Wagen des Tyr ziehen.
Das Rad unter Rögnirs Wagen wird der Sonnen-Streitwagen sein, der von den beiden Alcis gezogen wird und in dem Tyr steht. „Rögnir“ bedeutet „Herrscher“ und ist eine passende Umschreibung für den ehemaligen Sonnengott-Göttervater Tyr.
In der vierten Zeile folgt Odins achtbeiniges Doppelpferd Sleipnir, der eine Umgestaltung der beiden Alcis für den Reiter Odin ist.
Das meist mit „Schlitten“ übersetzte altnordische Wort „sledi“ bedeutet wörtlich „Gleiter“ und könnte auch für den „dahingleitenden Sonnen-Streitwagen“ benutzt worden sein – zumal auch die Namen von Tyrs Roß Svadilfari und Odins Roß Sleipnir beide die Bedeutung „Dahingleitender“ haben. Möglicherweise hatte der Streitwagen der Sonne den Namen „Sledi“.
Die „Bänder“ dieses Wagens werden die Beschläge aus Bronze oder Eisen sein, mit denen seine Teile zusammengehalten worden sind.
In diesem Lied erscheint Alswidr in einem Zusammenhang, in dem der Skalde, der dieses Lied verfaßt hat, sich möglicherweise eine recht große dichterische Freiheit erlaubt hat.
Den Zwergen schwindet die Stärke. Die Himmel
Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe.
Alswidr sinkt oftmals herab,
Oft hebt er die Sinkenden wieder empor.
„Ginnung(-agap)“ ist der „gähnende Abgrund“, der am Anfang der Zeit die beiden Urgegensätze Niflheim (das kalte „Nebelheim“ im Norden) und Muspelheim (das heiße „Flammenheim“ im Süden) voneinander trennte.
Die in dem ersten Satz erwähnten Zwerge sind die vier Zwerge Austri, Sudri, Westri und Nordri, die in den vier Himmelsrichtungen den Himmel tragen, den die Asen aus dem Schädel des Urriesen Ymir erschaffen haben.
„Alswidr“ („Allgeschwind“) und „Arwakr“ („Frühwach“) sind die beiden Pferde, die den Sonnenwagen ziehen. Das drohende Unheil scheint mit dem Sonnenuntergang assoziiert worden zu sein, da sich Alswidr am Horizont befinden muß, um den Zwergen helfen zu können, die sich am unteren Rand der Himmelskuppel befinden – eine Deutung als (hoffnungsvoller) Sonnenaufgang gäbe an dieser Stelle wenig Sinn.
Zumindestens eines dieser beiden Pferde scheint den vier Zwergen dabei zu helfen, den Himmel zu tragen, wenn die schwächer werdenden Zwerge ihn zur Erde (Ginnung) niedersinken lassen. Vermutlich ist dies ein Bild für die drohende Zerstörung der Welt – dieses mythologische Motiv ist in neuerer Zeit durch einige Gallier, die nur „fürchten, daß ihnen der Himmel auf den Kopf fällt“, wieder etwas bekannter geworden …
„Alsvidr“ ist auch als Männername bekannt. Dies spricht sehr dafür, daß dieser Name aus einer Zeit stammt, in der man „Alsvidr“ noch als den Namen des eines der beiden Krieger-Söhne des Tyr aufgefaßt hat, der sich in einen Schimmel verwandeln und den Sonnenwagen ziehen konnte, denn daß man einen Pferdenamen für einen Mann benutzt hat, scheint doch sehr unwahrscheinlich.
Sigurd ritt hinfort bis er zu einem großen und ansehnlichen Gebäude kam, dessen mächtiger Herr Heimir genannt wurde; er hatte eine Schwester der Brünhild zur Frau, die Bekkhild („Bank-Hilde“) genannt wurde, da sie daheim geblieben und Handarbeit gelernt hatte, während Brünhild mit Helm und Brünne in Kriege gezogen war, weshalb sie „Brünnen-Hilde“ genannt wurde.
Heimir und Bekkhild hatten einen Sohn, der Alswid hieß – der ritterlichste aller Männer.
Dieser Sohn trägt denselben Namen wie eines der beiden Rosse vor dem Sonnenwagen. Der Name bedeutet „All-Geschwind“.
Falls „Bekkhild“ ursprünglich eine Walküre und somit eine Erscheinungsform der Jenseitsgöttin gewesen ist, wären die beiden Pferdesöhne Alswid und Arwakr („Frühauf“) des ehemaligen Göttervaters Tyr nicht nur dessen Söhne, sondern auch die der Jenseitsgöttin. Daher könnte der Name des Bekkhild-Sohnes Alswid durchaus einen mythologischen Ursprung haben.
In den Thulur wird „Arvakr“ auch als Name eines Stieres aufgeführt. Dies liegt vermutlich daran, daß sowohl Pferde als auch Stiere Huftiere waren – dieselbe Vermischung von Pferd und Stier fand sich ja auch schon am Anfang dieser Betrachtungen über die Pferde in dem Abschnitt über die altnordischen Bezeichnungen für „Pferd“.
In dem Schiffsgrab des Fürsten Raedwald von Ost-Anglia in Sutton Hoo bei Suffolk in Ostengland sind einige Schmuckstücke entdeckt worden, die mit Drachen bzw. Schlangen verziert worden sind.
Gürtelschnalle mit rechteckigem Schlangen-Ornament; an den Ösen ist der Gürtel befestigt gewesen Sutton Hoo, ca. 620 n.Chr.
dieselbe Gürtelschnalle in geschlossenem Zustand
Auf dieser Gürtelschnalle sind rings um das rechteckige Feld oben zwei sowie links, rechts und unten jeweils drei stilisierte Schlangen/Drachen zu sehen. Darüber ist in der Mitte eine Biene zu sehen, die von einem Eber-Doppelkopf umgeben wird, deren beiden Köpfe durch einen halbkreisförmigen Hals verbunden sind. Ganz außen sind zwei Pferde-Köpfe zu sehen, deren Hälse ebenfalls einen Halbkreis bilden und die die beiden Alcis darstellen werden.
Man muß das Schmuckstück evtl. eine Weile betrachten, um die Gestalten erkennen zu können. Vermutlich sind hier einfach wichtige mythologische Symbole ohne den Bezug auf eine konkrete Mythe dargestellt worden.
Die beiden Sonnenwagen-Rosse heißen „Arvakr“ („Frühauf“) und „Alsvidr“ („Allgeschwind“). Auf ihren Ohren, Hufen und Zähnen sind Runen geschrieben, die sie schützen und die wohl auch ihre große Kraft ausdrücken werden.
Alswidr hilft den vier Zwergen im „Rabenzauber“-Lied, den Himmel zu tragen.
„Alswidr“ ist auch der Name eines Vetters des Sigurd, der eine Saga-Variante des Tyr ist (dessen Söhne die beiden Sonnenwagen-Rosse sind).
„Arvakr“ ist auch ein Name für „Stier“ gewesen, was vermuten läßt, daß Pferd und Stier eine ähnliche Symbolik gehabt haben müssen – was ja auch schon der Umstand zeigt, daß es Worte gab, die sowohl „Pferd“ als auch „Stier“ bedeutet haben.