Die Therapie des Inneren Kindes - Roland Kachler - E-Book

Die Therapie des Inneren Kindes E-Book

Roland Kachler

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Beschreibung

Das umfassende Kompendium der Inneren-Kind-Arbeit: unentbehrlich für die Praxis - Das Handbuch für erfahrene Praktiker und Einsteiger - Erster vollständiger Überblick über die verschiedenen Ansätze der Inneren-Kind-Arbeit - Führt systematisch und schrittweise in die Methoden der Inneren-Kind-Arbeit ein - Mit vielen Fall- und Gesprächsbeispielen und rasch umsetzbaren Interventionen Die Innere-Kind-Arbeit integriert eine Vielzahl von Ansätzen und lässt sich in ganz verschiedenen Beratungs- und Therapiesituationen anwenden. Mit ihr können viele Probleme und Störungen, von Lebenskrisen über Bindungsstörungen bis hin zu Traumafolgestörungen, gelöst werden. In diesem Buch werden die verschiedenen wissenschaftlichen, neurobiologischen und therapeutischen Konzepte des Inneren Kindes systematisiert und in ihrer praktischen Anwendung vorgestellt. Der Autor zeigt auf, wie sich die belasteten und traumatisierten Kind-Ego-States durch die Innere-Kind-Arbeit schützen und versorgen, aber auch bergen, befreien und heilen lassen. Die PatientInnen lernen, wieder Zugang zu ihrem Inneren Kind zu finden und liebevoll mit sich und anderen umzugehen. Die therapeutische Arbeit mit dem Inneren Kind kann sofort und unmittelbar in der alltäglichen Beratungs- und Therapiepraxis angewandt werden. Dieses Buch richtet sich an: - PsychotherapeutInnen aller Fachrichtungen, z.B. TraumatherapeutInnen und Systemische TherapeutInnen - BeraterInnen und MitarbeiterInnen in Beratungsstellen, besonders Paar- und FamilientherapeutInnen

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Seitenzahl: 395

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Dies ist der Umschlag des Buches »Die Therapie des Inneren Kindes« von Roland Kachler

Roland Kachler

Die Therapie des Inneren Kindes

Konzepte und Methoden für Beratung und Psychotherapie

Klett-Cotta

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

J G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH

Rotebühlstraße 77, 70178 Stuttgart

Fragen zur Produktsicherheit: produktsicherheit@klett-cotta.de

© 2020 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH,

gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte inklusive der Nutzung des Werkes für Text und

Data Mining i. S. v. § 44b UrhG vorbehalten

Cover: Bettina Herrmann, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von © photocase/Manja

Datenkonvertierung: Eberl & Koesel Studio, Kempten

Printausgabe: ISBN 978-3-608-96432-5

E-Book: ISBN 978-3-608-12046-2

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20451-3

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe zum Zeitpunkt des Erwerbs.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

Das Innere Kind heilen?

Kapitel 1

Was ist das Innere Kind?

Die Ego-States des Inneren Kindes

Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Vertiefung und Weiterführung I

Kind-Ego-States agieren unbewusst

Kind-Ego-States reagieren körperlich und unwillkürlich

Kind-Ego-States reagieren affektiv

Kind-Ego-States werden von ihren Bedürfnissen motiviert

Kind-Ego-States reagieren und agieren aus dem Wunsch nach Überleben

Kind-Ego-States sehnen sich nach Linderung und Heilung

Kind-Ego-States sehnen sich nach nachholender Erfüllung der Bedürfnisse

Vertiefung und Weiterführung II

Vertiefung und Weiterführung III

Der Erwachsenen-Ego-State – aktuelles Steuerungssystem und Gegenüber zu den Kind-Ego-States und den internalisierten Ego-States

Das Ich einer Person – Ein Metakonzept

Das Selbst einer Person – der sich selbst organisierende Prozess der eigenen Identität

10 grundlegende Interventionen

Theoretische und neurobiologische Hintergründe

Anfänge des Ego-State-Ansatzes bei Federn und Weiss

Eric Berne – Erste Formulierung des Konzeptes eines Kind-Ego-States

Weiterführung zur Ego-State-Therapie durch Watkins & Watkins und Nachfolger – Kind-Ego-State als Bewältigungsreaktion

Systemische und Hypnosystemische Ego-State-Ansätze

Schematherapie – Kind-Modus statt Kind-Ego-State

Die IRRT – Adaption der Inneren-Kind-Arbeit in die Verhaltenstherapie

Inneres-Kind-Retten nach Kahn – Traumatherapie mit dem traumatisierten Inneren Kind

Carl Gustav Jung – Inneres Kind als Symbol und Archetyp

Neurobiologische Modelle – Das Innere Kind als neuronales Netzwerk

Kapitel 2

Wie entsteht das Innere Kind?

Die normale und gestörte Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und ihrer Kind-Ego-States

Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Methodik der Inneren-Kind-Arbeit

Offenes Interview zu den Kind-Ego-States

Erinnerungsarbeit mit Fotografien vom Kind

Gestalten einer biografischen Timeline auf dem Fußboden

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Vertiefung und Weiterführung I

Entwicklung des Bindungssystems

Entwicklung des Kommunikationssystems

Entwicklung des Affekt-, Emotions- und Bedürfnissystems

Entwicklung des Autonomiesystems

Entwicklung der Sexualität

Entwicklung des Körperselbst

Entwicklung der Geschlechtsidentität

Entwicklung des Sprach- und Denksystems

Entwicklung des Ichs und des kindlichen Selbst

Entwicklung eines sozialen Selbst

Entwicklung eines regulierenden Erwachsenen-Ichs und eines integrierenden Selbst

Vertiefung und Weiterführung II

Theoretische und neurobiologische Hintergründe

Die Entstehung des neuronalen Netzwerkes eines Kind-Ego-States

Kapitel 3

Wie das bindungsgestörte Innere Kind entsteht

Wenn Kinder und Jugendliche in ihren Bindungen gestört und verletzt werden

Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Methodik der Inneren-Kind-Arbeit

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Vertiefung und Weiterführung I

Die abhängig gebundenen Kind-Ego-States

Die unsicher gebundenen Kind-Ego-States

Die trauernd gebundenen Kind-Ego-States

Die unsicher-desorganisiert gebundenen Kind-Ego-States

Vertiefung und Weiterführung II

Imaginationen aus dem Abstand heraus

Imaginationen in der Identifikation mit den Kind-Ego-States

Erinnerung an das Einzelbild eines Kind-Ego-States

Erinnerung an erlebte biografische Szenen

Imagination von vorgestellten potentiellen Szenen

Imagination der hilfreichen und heilsamen Veränderung der Szenen

Imagination der Veränderung der internalisierten Ego-States und der internalisierten Familie auf der Inneren Bühne

Imagination von sicheren und heilenden Orten

Imagination von hilfreichen und heilenden Ressourcen-Ego-States

Imagination von heilsamen Prozessen beim Kind-Ego-State

Theoretische und neurobiologische Hintergründe

Kapitel 4

Wie das neurotisierte Innere Kind entsteht

Wenn Kinder und Jugendliche eingeengt, überfordert, kritisiert und abgewertet werden

Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Klienten sprechen selbst mit ihren Kind-Ego-States

Die Therapeutin spricht direkt mit den Kind-Ego-States

Methodik der Inneren-Kind-Arbeit

Dialoge auf der Inneren Bühne oder am Inneren Begegnungsort

Dialoge per Briefschreiben

Dialoge über die Stuhlarbeit

Vertiefung und Weiterführung I

Erlaubnis und Ermutigung, die Gefühle von Schmerz und Leid wahrzunehmen

Erlaubnis und Ermutigung, sich vor Kritik und Abwertung zu schützen

Empowerment der neurotisierten Kind-Ego-States

Erlaubnis von Groll und Wut als angemessene Reaktionen der Kind-Ego-States

Erlaubnis und Ermutigung, eigene Bedürfnisse zu spüren

Erlaubnis und Ermutigung, Beengungen zu lösen und Eigenes zu leben

Erlaubnis und Ermutigung, ein freies Kind zu sein

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Vertiefung und Weiterführung II

Theoretische Hintergründe und Neurobiologie

Kapitel 5

Wie das traumatisierte und dissoziierte Innere Kind entsteht

Wenn Kinder und Jugendliche Schreckliches erleben

Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Methodik der Inneren-Kind-Arbeit

Sicherer, schützender Ort

Ort des Wohlbefindens und heilsamer Ort

Entwicklungsort und Ort der Identität

Vertiefung und Weiterführung I

Dissoziation beginnt mit dem Schock und Freezing

Dissoziation von Körperempfindungen und Gefühlen

Dissoziation als Fragmentierung

Dissoziation von Erinnerung

Dissoziation als Aufspaltung in mehrere traumatisierte Kind-Ego-States

Dissoziation als Abspaltung von traumatisierten Kind-Ego-States

Dissoziation als letzte verbleibende, zugleich bestmögliche Reaktion

Dissoziation als Überlebensschutz

Dissoziation hat einen hohen Preis

Dissoziation ist nicht vollständig und nicht ganz sicher

Dissoziation wird weiter fortgesetzt

Theoretischer Hintergrund und Neurobiologie

Traumatisierungen wirken auf die subkortikale Ebene des Gehirns

Traumatischer Stress aktiviert die Amygdala

Aktivierung der Stressachse über Hypothalamus, Hypophyse und Nebennierenrinde

Cortisol schädigt kindliches Gehirn

Evolutionsbiologisch vorbereiteter Totstellreflex

Ausschüttung von körpereigenen Opiaten

Freezing, Numbing und Erschlaffung

Blockierung des sozialen Sicherheitssystems führt zu Verlassenheitsgefühlen

Blockierung des Hippocampus und einer biografischen Integration des Traumageschehens

Blockierung des präfrontalen Cortex und der kognitiven Fähigkeiten

Deaktivierung der Sprachproduktion und Sprachlosigkeit

Dauerhafte Sensitivierung der Amygdala

Bleibendes Traumanetzwerk und Retraumatisierungen

Kapitel 6

Wie das Innere Kind belastet, abgewertet, verletzt oder traumatisiert wird

Die Entstehung von internalisierten Ego-States und Täter- und Täterinnen-Introjekten

Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Methodik der Inneren-Kind-Arbeit

Vertiefung und Weiterführung I

Kind-Ego-States und internalisierte Ego-States bilden Systemeinheiten

Systemeinheiten von Kind-Ego-States und internalisierten Ego-States sind durch Interaktionsmuster verbunden

Frühe Systemeinheiten sind eng verbunden

Destruktive Systemeinheiten sind eng verbunden

Vertiefung und Weiterführung II

Bindungsstörende und neurotisierende Ego-States sind machtvoll

Bindungsstörende Ego-States agieren weiter mit den damaligen Kommunikationsmustern

Leicht bis mittelschwer bindungsstörende Ego-States sind veränderungsfähig

Schwer bindungsstörende Ego-States wirken weiter traumatisierend

Neurotisierende Ego-States hemmen und blockieren die Selbstentfaltung

Neurotisierende Ego-States vermitteln weiter negative Botschaften

Neurotisierende Ego-States vermitteln Antreiber als Scheinlösungen

Neurotisierende Ego-States sind begrenzt, aber veränderungsfähig

Schwer neurotisierende Eltern-Ego-States wirken traumatisierend

Vertiefung und Weiterführung III

Der Mechanismus und die Funktion der Introjektion der Täter und Täterinnen

Der Mechanismus der Grenzverletzung, Intrusion und Innenbesetzung

Die weiter traumatisierende Wirkung der Täter- und Täterinnen-Introjekte

Der dauerhafte Verbleib der Täter- und Täterinnen-Introjekte im Person-System

Theoretische und neurobiologische Hintergründe

Das Bindungssystem bindet auch an Täter und Täterinnen

Evolutionsbiologisch vorgeprägte Fähigkeit zur Gesichts- und Personwahrnehmung

Kapitel 7

Wie wirkt das gestörte Innere Kind heute?

Wie Kind-Ego-States und internalisierte Ego-States aktuelle Probleme machen

10 Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Vertiefung und Weiterführung I

Angststörungen

Depressive Störungen

Burn-out-Syndrom

Vertiefung und Weiterführung II

Allgemeine leichte bis mittlere Beziehungsprobleme

Angststörungen und depressive Störungen als Bindungsstörung

Anorexie

Sexuelle Störungen

Vertiefung und Weiterführung III

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Komplexe Traumafolgestörung oder Borderline-Störung?

Komplexe Traumafolgestörungen und die beteiligten Ego-States

Borderline-Persönlichkeitsstörungen

Theoretische und neurobiologische Hintergründe

Psychotherapeutische Ansätze und ihre Ätiologiemodelle

Multifaktorielles Entstehungsmodell psychischer Störungen

Kapitel 8

Wie das Innere Kind versorgt und genährt wird

Beelterungsarbeit als Basis der Inneren-Kind-Arbeit

Grundinformationen

Methodik der Inneren-Kind-Arbeit

10 grundlegende Interventionen

Vertiefung und Weiterführung I

Imagination der körperlichen Nähe durch den Erwachsenen-Ego-State oder einen Ressourcen-Ego-State

Haltegeste formen lassen

Wechselseitige Berührung spüren lassen

Körperliche Wärme spüren und spüren lassen

Synchronisation von Herz- und Atemrhythmus

Haltende Selbstberührung als Halten des Kind-Ego-States

Haltende Berührung durch Therapeutin

Guten Körperort für die Kind-Ego-States finden

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Vertiefung und Weiterführung II

Psychoedukation zu den unzugänglichen Kind-Ego-States

Auseinandersetzung und Begrenzung der Täter-Introjekte

Würdigen der Schutzfunktion des Nichtauftauchens

Zusage von Schutz und Sicherheit

Erklären der Beelterungsarbeit und der weiteren therapeutischen Schritte

Verborgener sicherer Ort als Zwischenstation

Offenes Fragen und Einladen in das Person-System

Behutsame und achtsame Annäherung des Kind-Ego-States

Erlaubnis an die Kind-Ego-States, sich jederzeit zurückzuziehen

Erlaubnis an die Kind-Ego-States, nicht aufzutauchen

Liebevolle Botschaften an die in der Verdrängung oder Dissoziation verbleibenden Kind-Ego-States

Abschluss mit Impuls zur Achtsamkeit für spontan auftauchende Kind-Ego-States

Kapitel 9

Was hält und trägt das bindungsgestörte Innere Kind?

Die Arbeit mit den Bindungsstörungen des Inneren Kindes

Grundinformationen

Vertiefung und Weiterführung I

Aktualisierung und Visualisierung einer typischen Bindungsszene

Wahrnehmung des Kind-Ego-States und Hilfeimpuls des Erwachsenen-Ego-States

Würdigender Kontakt mit den bindenden internalisierten Ego-States

Auseinandersetzung mit den bindenden internalisierten Ego-States

Impuls zum Freigeben des gebundenen Kind-Ego-States

Impuls zur Ablösung des Kind-Ego-States

Abschied des Kind-Ego-States von bisheriger Einengung und Position

Abschied und bleibende, aber freie Beziehung zum internalisierten Ego-State

Garten der Autonomie oder Berggipfel der Freiheit

Vertiefung und Weiterführung II

Imagination einer typischen verunsichernden Bindungsszene

Nachholende Bindungsarbeit durch Erwachsenen-Ego-State oder Ressourcen-Ego-State

Konfrontation des bindungsstörenden internalisierten Ego-States

Beendigung der destruktiven Bindung

Übernahme der konstruktiven Eltern-Position durch den Erwachsenen-Ego-State

Symbol für eine dauerhaft sichere Bindung

Ort einer dauerhaft sicheren Bindung und neue Bindungserfahrungen

Vertiefung und Weiterführung III

Realisierung des Todes und der bleibenden Abwesenheit des Verstorbenen

Zulassen, Containen und Abfließenlassen der Trauergefühle

Erlauben einer inneren Beziehung der Kind-Ego-States zu den Ego-States des Verstorbenen

Installation eines sicheren Ortes für den Ego-State des Verstorbenen

Erleben einer inneren Beziehung an einem Begegnungsort

Ego-State des Verstorbenen als nahen oder fernen Begleiter installieren

Klärung der inneren Beziehung zum Ego-State des Verstorbenen

Einladung der Kind-Ego-States in die Lebendigkeit und ins Leben

Vertiefung und Weiterführung IV

Arbeit mit den Borderline-Kommunikationsmustern

Eindeutige Regeln für die Zusammenarbeit

Beziehungsstörungen als Beziehungstests

Einladung zur Verstrickung zurückweisen

Mit Idealisierung und Entwertung umgehen

In Beziehungsschwierigkeiten Muster und Sehnsüchte herausarbeiten

Bei dissoziativem Erleben eine Reorientierung durchführen

Strukturierung und Containing von Affekten

Selbstdestruktives Verhalten begrenzen und verstehen

Funktion des selbstdestruktiven Verhaltens verstehen lernen

Theoretische und neurobiologische Hintergründe

Das Bindungssystem nach

Bowlby

Das Panik- und Fürsorgesystem bei

Panksepp

Die Polyvagal-Theorie nach

Porges

Kapitel 10

Wer liebt das Innere Kind bedingungslos?

Veränderung der neurotisierenden Ego-States für das Innere Kind

Grundinformationen

Vertiefung und Weiterführung I

Innere Bühne als Verhandlungsbühne imaginieren

Einladung eines neurotisierenden Ego-States auf die Innere Bühne

Bei massiven neurotisierenden Ego-States brauchen wir eine andere Bühnenarbeit

Begrüßung, Kontakt und Bitte um Mitarbeit

Respekt gegenüber den neurotisierenden Ego-States und deren Geschichte

Konfrontation der neurotisierenden internalisierten Ego-States mit ihrem zentralen destruktiven Verhalten

Konfrontation mit den Gefühlen der Kind-Ego-States und den Konsequenzen für das Innere Kind bis heute

Rückgabe des destruktiven Verhaltens und der destruktiven Botschaften

Reaktion und Veränderung der neurotisierenden Ego-States wahrnehmen

Wirkung auf neurotisierten Kind-Ego-State wahrnehmen und verankern

Spontanes Bedauern der internalisierten Ego-States

Dank an die neurotisierenden Ego-States und der Abschied von ihnen

Vertiefung und Weiterführung II

Verständnis für den Widerstand des neurotisierenden Ego-States und gute Gründe hierfür herausarbeiten

Gute Absichten für das neurotisierende Verhalten herausarbeiten und würdigen

Mitgefühl für die Schwierigkeiten und Grenzen der neurotisierenden Ego-States

Preis der guten Absichten und des Verhaltens benennen

Gute Absichten heute anders umsetzen und neue Akzente setzen

Neues Verhalten erproben lassen

Biografische Hintergründe für das Verhalten der neurotisierenden Ego-States

Arbeit mit dem Kind-Ego-State des neurotisierenden Ego-States

Vertiefung und Weiterführung III

Benennen der Unrechtmäßigkeit der Abwertungen und Verletzungen

Die Gefühle der Kind-Ego-States validieren

Tabuisierte Gefühle benennen und erlauben

Kind-Ego-State haltend trösten

Gefühle und deren Abfließen ermutigen und ermöglichen

Unerfüllte Bedürfnisse der Kind-Ego-States nachholen

Nicht mehr erfüllbare Bedürfnisse der Kind-Ego-States betrauern

Einladung zum Versöhnen und zum bedingungslosen Lieben

Methodik der Inneren-Kind-Arbeit

Rituelle Sätze vorschlagen und aussprechen lassen

Rituale anleiten und umsetzen lassen

Theoretische und neurobiologische Hintergründe

Kapitel 11

Was rettet das Innere Kind?

Die Traumatransformation durch die Bergearbeit für traumatisierte und dissoziierte Innere Kinder

Grundinformationen

10 grundlegende Interventionen

Vertiefung und Weiterführung I

Sicherer Ort für den beobachtenden Erwachsenen-Ego-State und schützender, heilsamer Ort für die zu bergenden Kind-Ego-States

Psychoedukation zur Differenzierung von Introjekten und realem Täter

Einrichten eines Bildschirms oder Imagination eines Gerichtssaals

Einrichtung eines »Verwahrortes« für die auftauchenden Täter- oder Täterinnen-Introjekte

Aktivieren der depotenzierenden Ressourcen-Ego-States

Imagination des Täter-Introjekts auf Bildschirm oder in Gerichtsverhandlung

Konfrontation des Täter-Introjekts und Benennen der Strafbarkeit seines Verhaltens

Täterloyale oder täteridentifizierte traumatisierte Kind-Ego-States berücksichtigen

Juristische Konsequenzen für das Täter- und Täterinnen-Introjekt benennen

Depotenzierung des Täter- und Täterinnen-Introjekts durch Verweisen in die Vergangenheit

Depotenzierung der Täter-Introjekte durch Minimieren

Depotenzierung der Täter-Introjekte durch Distanzierung und Verweisung an den Verwahrort

Vertiefung und Weiterführung II

Beginn des Bergens mit bekannten traumatisierten Kind-Ego-States

Imagination der erinnerten Traumaszene auf Bildschirm

Beauftragung des bergenden Ressourcen-Ego-States

Berge-Gestalt geht in Traumaszene und verweist das Täter-Introjekt aus der Traumaszene

Berge-Gestalt birgt den Kind-Ego-State

Kind-Ego-State wird zum sicheren und heilsamen Bergeort gebracht

Beginnende Heilung am sicheren, heilsamen Bergeort

Zusicherung des Bergens an weiterhin dissoziierte Kind-Ego-States

Berge-Ego-State geht auf die Suche nach unentdeckten Kind-Ego-States

Dissoziierte Kind-Ego-States über deren Körpersignale auffinden

Bergeaktion durch das Unbewusste anregen

Vertiefung und Weiterführung III

Anleitung zur genauen Wahrnehmung der Körperempfindungen

Genaue Wahrnehmung von sichtbaren Körperreaktionen

Spüren lassen, intensivieren und verlangsamen

Begleitendes Verbalisieren der Körperempfindungen und Körperreaktionen

Abwehrreaktionen des Körpers schützend und stützend halten

Impulse in Körperreaktionen vollenden lassen und dabei halten

Im Freezing erstarrte Körperenergie lösen lassen

Zur Ruhe kommen und Erschöpfung spüren lassen

Imagination des zum Körper gehörenden Kind-Ego-States

Theoretische Hintergründe und Neurobiologie

Traumatransformation aktiviert Traumanetzwerk im Toleranzfenster

Traumanetzwerk wird mit sozialem Kontaktsystem verbunden

Stärkung der Top-Down-Regulation durch Cortex

Neuformation der neuronalen Traumanetzwerke

Einordnung in das autobiografische Gedächtnis

Entstehung von neuen neuronalen Netzwerken

Veränderung der epigenetischen Ebene

Kapitel 12

Welche neue Familie braucht das Innere Kind?

Nachholende Familientherapie am Herkunftssystem des Inneren Kindes und am inneren Gesamtsystem der Klienten

Grundinformationen

Vertiefung und Weiterführung I

Eng bindende, bindungsschwache und chaotisch bindende Familiensysteme

Neurotisierende Familiensysteme überfordern und parentifizieren

Vorbereitung der imaginativen Transformation der inneren Familie

Imagination des internalisierten Familiensystems auf der Inneren Bühne

Wahrnehmung des Familiensystems in Distanz oder Identifikation

Der Erwachsenen-Ego-State als Familienaufsteller für den Kind-Ego-State

Veränderung und Neustrukturierung des inneren Familiensystems

Wirkung des gelösten, integrierten Familiensystems spüren lassen

Betrauern des Unveränderbaren des internalisierten Familiensystems

Verabschieden des Kind-Ego-States vom internalisierten Familiensystem hinein in das eigene Leben

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Transformationsarbeit des Gesamtsystems der Person

Vertiefung und Weiterführung II

In traumatisierenden Familiensystemen gibt es massive Grenzüberschreitungen

In traumatisierenden Familiensystemen gibt es massive Dissoziation und Spaltungen

In traumatisierenden Familiensystemen herrscht das System des Schweigens und des Verrats

Vorbereitung der Arbeit mit schwer bindungsgestörten und traumatisierenden Familiensystemen

Projektion des schwer bindungsgestörten und traumatisierenden Familiensystems auf einen Bildschirm oder auf die Innere Bühne

Depotenzierung durch die machtvolle Ressourcengestalt

Bergen der traumatisierten und dissoziierten Kind-Ego-States und der Geschwister-Ego-States aus dem Familiensystem

Bannen und Verwahren des zurückbleibenden depotenzierten Familiensystems

Transformation des traumatisierenden Gesamtsystems der Person

Kapitel 13

Was erlöst und heilt das Innere Kind?

Die Lösung des Lebensskriptes und die Heilungsarbeit für das verletzte Innere Kind

Grundinformationen

Vertiefung und Weiterführung I

Lebensskripte von bindungsgestörten und neurotisierten Kind-Ego-States

Lebensskripte der traumatisierten Kind-Ego-States

Lebensskripte der dissoziierten Kind-Ego-States

Lebensskripte der täterangepassten, täterloyalen und täteridentifizierten Kind-Ego-States

Einladung der Kind-Ego-States zur Lösung des Skriptes

Erklären der Überlebensreaktion und des Lebensskriptes

Formulieren und Würdigen des Skriptes

Dank für das Skript und Benennung seiner Begrenztheit

Lösen der Überlebensreaktion über den Körper

Beenden, Lösen und Verabschieden des Lebensskriptes

Formulierung einer neuen stärkenden Lebensüberschrift

Spüren und Internalisieren der neuen Lebensüberschrift

Konkretes Symbol für die neue Lebensüberschrift

Vertiefung und Weiterführung II

Ausgestaltung des heilsamen Ortes für die verwundeten und verletzten Kind-Ego-States

Beschreibung und Würdigung der Wunden und Verletzungen

Symbolisierung der Wunden und Verletzungen

Lindern und Versorgen der Wunden und Verletzungen

Heilungsprozesse geschehen und spüren lassen

Beschämung und Scham lösen

Mit bleibenden Narben leben lernen

Vertiefung und Weiterführung III

Abschied von Trauer und Wut über ungelebtes Leben

Abschied vom Problem und vom Symptom

Erlaubnis und Einladung zum Leben und zum Lebendigsein

Blockierte Entwicklungsthemen aufgreifen und nachholend entwickeln

In die Entwicklung hineinleben mit einer Timeline

Vorbereiten von Rückfällen und des Umgangs mit ihnen

Statt eines Schlusswortes

Das Innere Kind heilen!

Literaturverzeichnis

Vorwort

Das Innere Kind heilen?

Das Innere Kind therapieren, gar heilen? Ist das nicht ein grandioser Anspruch, ein falsches Versprechen? Ein Versprechen an die Klientinnen und Klienten darf es nicht sein, wohl aber ein Anspruch an jede therapeutische Arbeit und damit an uns. Es ist der fachliche Anspruch, den Menschen bestmöglich zu helfen, mithin zu heilen. So ist es auch ein Ziel der Inneren-Kind-Arbeit, die verstörten, gestörten und leidenden Inneren Kinder zu heilen.

Dabei heißt Heilung nicht, dass alle Symptome einfach weg wären, dass alles einfach nur gut wäre. Das wäre ein falsches Versprechen für die Klienten und Klientinnen, das nicht nur unerfüllbar, sondern zu schweren Enttäuschungen führen würde. Heilung heißt dagegen, dass wir Menschen und ihre Inneren Kinder wieder zu sich selbst und zu ihren ursprünglichen Potentialen führen. Natürlich müssen wir dazu auch die Störungen, Verwundungen und Verletzungen lösen, soweit das möglich ist und soweit das für ein in sich stimmiges, autonomes Leben nötig ist. Es werden auch Narben bleiben, die sich immer wieder schmerzlich bemerkbar machen, aber das Leben kann und darf bei allen bleibenden Schwierigkeiten wieder lebendig und lebenswert sein.

Die Innere-Kind-Arbeit ermöglicht es, in diesem Sinne die Heilung als ein Ziel der beraterischen und psychotherapeutischen Prozesse in den Blick zu nehmen. Sie ist ein integrativer Ansatz, der verschiedene psychotherapeutische Schulen zusammenbringt und so das Beste dieser Ansätze fruchtbar macht. Fokus und Brennpunkt ist das Konzept des Inneren Kindes, das die biografische Arbeit mit der Lösung von aktuellen Problemen und Störungen verbindet.

In den ersten beiden Kapiteln werde ich mit Ihnen die theoretischen Grundlagen der Inneren-Kind-Arbeit entdecken, um dann wie in jedem Kapitel sehr direkt mit der Anamnese der Inneren Kinder und dem Erstgespräch mit ihnen in die Praxis der Inneren-Kind-Arbeit einzusteigen.

In den Kapiteln 3 bis 5 beschreibe ich, wie die bindungsgestörten, neurotisierten, traumatisierten und traumatisiert-dissoziierten Kind-Ego-States entstehen, wie diese fühlen, denken und handeln. Zur inneren Dynamik einer Person gehören aber auch die in Kapitel 6 dargestellten destruktiven internalisierten Ego-States, insbesondere die Täter- und Täterinnen-Introjekte. Aus dem komplexen Zusammenwirken zwischen den Kind-Ego-States und den internalisierten Ego-States verstehen wir dann in Kapitel 7, wie die konkreten Probleme, Störungen und psychischen Erkrankungen unserer Klientinnen und Klienten entstehen. In den Kapiteln 8 bis 13 werden dann die verschiedenen Prozessschritte der Inneren-Kind-Arbeit vorgestellt, die zur Heilung der Kind-Ego-States führen.

Ich möchte Sie einladen, diese spannenden Schritte und Wege zur Therapie des Inneren Kindes mitzudenken, mitzufühlen und mitzugehen.

Roland Kachler

Remseck bei Stuttgart

Kapitel 1

Was ist das Innere Kind?

Die Ego-States des Inneren Kindes

Fallbeispiel 1

Die zwanzigjährige Klientin beginnt rasch zu weinen, wenn sie auf ihre Großmutter zu sprechen kommt, die siebzigjährig starb, als sie selbst acht Jahre alt war. Beim Weinen wirkt die Klientin klein und hilflos. Als ich sie frage, was sie jetzt spüre, antwortet sie: »Ich denke an den schweren Krebstod meiner Oma.« Meine Frage: »Wie alt waren Sie als Kind damals, als Ihre Großmutter an Krebs erkrankte und dann starb?« Die Klientin: »Ich war sechs Jahre, als meine Oma den Krebs bekam. Da war ich so hilflos und habe mit meiner Oma gelitten.« Nach dem Tod der Großmutter war das Mädchen mit ihren Trauergefühlen sehr allein, weil die hinterbliebene Familie ebenfalls mit der eigenen Trauer beschäftigt war.

Die Klientin hat die Therapie aufgesucht, weil sie immer wieder in depressive Phasen mit einer ausgeprägten Antriebsschwäche und Traurigkeit gerät.

Die Klientin ist in ihrem Erleben offensichtlich zurückversetzt in die Zeit, als sie sechs Jahre alt war und sie die Erkrankung und schließlich das Sterben ihrer Großmutter miterleben musste. In ihren Gefühlen, in ihrer Körperhaltung und in ihrem Erleben ist sie nicht mehr die erwachsene Frau von heute, sondern sie ist wieder das Kind von damals. In der Sprache der Inneren-Kind-Arbeit befindet sie sich in dem Kind-Ich-Zustand von damals. Nun sind das Innere Kind aus der Krankheitszeit ihrer Großmutter und das trauernde Kind nach deren Tod aktiviert. Es ist für die Klientin unmittelbar zugänglich und einsichtig, dass sie sich in ihrem Erleben wieder in der für das damalige Kind schlimmen Zeit befindet.

Grundinformationen

10 zentrale Basics zum Konzept des Inneren Kindes und der Kind-Ego-States

An diesem Fallbeispiel wird die unmittelbare Plausibilität des Konzeptes des Inneren Kindes für Beratung und Therapie deutlich. Sehr rasch können wir einen Zusammenhang zwischen einem aktuellen Problem oder Symptom mit einer bestimmten biografischen Erfahrung herstellen. Für die Beratung oder Therapie ist dann das Konzept des Inneren Kindes sowohl für Therapeutinnen als auch Klienten eine wesentliche Basis, um die Interventionen zu planen und durchzuführen. Eine Schlüsselfrage hierfür lautet, was das Kind damals gebraucht hätte und was diesem Inneren Kind von damals heute gegeben werden muss, damit es ihm wieder besser gehen kann. Die Heilung einer heutigen belastenden Thematik oder Symptomatik setzt also am heute aktualisierten Inneren Kind von damals an.

Soweit eine intuitive Einführung in das Konzept des Inneren Kindes, das wir dann später auch theoretisch fundieren und begründen. Zunächst aber will ich Sie in die konkrete Innere-Kind-Arbeit einführen und Ihnen – wie auch in den folgenden Kapiteln dieses Buches – zehn Basics und zehn Grundinterventionen vorstellen, mit denen Sie in die Innere-Kind-Arbeit unmittelbar einsteigen können. Sie haben dann eine erste solide Basis für die konkrete beraterische und therapeutische Arbeit mit dem Inneren Kind. Die Abschnitte »Vertiefung und Weiterführung« begleiten Sie dann tiefer in die Innere-Kind-Arbeit und in komplexere Dimensionen; die Abschnitte »Theoretische und neurobiologische Hintergründe« begründen das Beschriebene aus der Theorie des sogenannten Ego-State-Ansatzes und aus anderen, insbesondere neurobiologischen Grundlagen. Jedes Kapitel schreitet also von der einfachen zur komplexeren Arbeit mit dem Inneren Kind bis zuletzt zu den theoretischen Grundlagen voran.

Das Innere Kind – ein Subsystem der Persönlichkeit

Der Begriff des Inneren Kindes beschreibt einen Teil des gesamten Persönlichkeitssystems eines Menschen, der wie eine eigene Persönlichkeit fühlt, denkt und agiert, allerdings eben als Person eines Kindes in einem bestimmten Alter. Das Innere Kind, das in einem bestimmten Zeitpunkt entstanden ist, ist ein zusammenhängendes System, das sich von anderen Teilsystemen einer Person deutlich unterscheidet und sich im Erleben von anderen Erlebenszuständen abgrenzen lässt. Eine genauere Bezeichnung findet sich in den Begriffen »Inneres Kind«, »Kind-Ich-Zustand« oder »Kind-Ego-State«. Der Begriff »Inneres Kind« ist die metaphorische, für Klienten leicht zugängliche Beschreibung eines Kind-Ego-States oder Kind-Ich-Zustandes. Ich werde diese drei Begriffe hier gleichbedeutend gebrauchen.

Das Innere Kind – neurobiologisch ein neuronales Netzwerk

Neurobiologisch verstanden ist dieses Teilsystem einer Persönlichkeit, also der Kind-Ego-State als ein eigenes neuronales Netzwerk im Gehirn, insbesondere im biografischen und impliziten Gedächtnis gespeichert (Peichl, 2018). Die Neuronen, die zu diesem abgrenzbaren Netzwerk gehören, sind durch die synaptische Koppelung zwischen ihnen miteinander verbunden und bilden so dieses Netzwerk. Wird dieses neuronale Netzwerk aktiviert, werden die in den verschiedenen Gehirnteilen befindlichen Neuronen und so das dazugehörige Erleben aktiviert.

Das Innere Kind – ein komplexes System aus Kognitionen, Erleben und Gefühlen

Ein Kind-Ego-State ist also zu verstehen als ein aus der Kindheit und Jugend stammendes kohärentes Erlebens- und Verhaltenssystem, das um ein emotionales und motivationales Zentrum organisiert ist (Watkins & Watkins, 2003). Dieses kohärente System eines Kind-Ego-States besteht aus Erinnerungen, Gedanken und Kognitionen, Gefühlen und Körperempfindungen, die zu einer bestimmten Entwicklungsphase oder zu einer das Kind oder den Jugendlichen damals prägenden Situation gehören.

Das Innere Kind – im Kern ein energetisierendes Bedürfnis

Die Gefühle eines Kind-Ego-States wie Schmerz, Trauer, Ohnmacht oder Wut zeigen, dass im Zentrum eines Kind-Ego-States ein zentrales kindliches Bedürfnis steht, das enttäuscht, abgewertet oder verletzt wurde. Dieses im Zentrum eines Kind-Ego-States liegende Bedürfnis ist der motivierende Kern von jedem Kind-Ego-State. Natürlich gibt es auch Kind-Ego-States, die lustvolle Gefühle wie Liebesgefühle, Freude, Glück, Wohlbefinden und Lust speichern. Diese Gefühle zeigen die grundlegenden Bedürfnisse der Kind-Ego-States, zum Beispiel das Bedürfnis nach Bindung oder liebevoller Zuwendung.

Das Innere Kind – das Erleben, das aus der Biografie stammt

In jedem Kind-Ego-State sind Erfahrungen eines Menschen gesammelt und verdichtet, die aus seiner biografischen Vergangenheit aus einer bestimmten Zeit oder von einem bestimmten Ereignis stammen wie zum Beispiel eine Verlusterfahrung des Kindes. Ego-States entstehen in den wichtigen entwicklungspsychologischen Phasen in bestimmten interaktionellen, familiären und situativen Kontexten. Die am Leiden der obigen Klientin beteiligten Ego-States sind in der Phase der mittleren Kindheit im Kontext der Erkrankung, des Sterbens und des Todes der Großmutter entstanden. Natürlich gibt es bei dieser Klientin auch Kind-Ego-States, die im Kleinkindalter oder in der Pubertät mit ersten Kontakten zu Jungen entstanden sind. Streng genommen ist auch der abgespeicherte Erlebenszustand eines Fünfunddreißigjährigen damals bei seiner Kündigung aus der heutigen Sicht des Vierzigjährigen ein Kind-Ego-State.

Das Innere Kind – von der Schwangerschaft bis zum jungen Erwachsenen

Aus pragmatischen Gründen werden für die Innere-Kind-Arbeit hier Kind-Ego-States behandelt, die im Laufe der Biografie von der Zeugung an über das uterine Erleben, die Geburt, die frühe und spätere Kindheit, die Pubertät und das frühe Erwachsenenalter (bis zu etwa fünfundzwanzig Jahren) entstanden sind.

Bitte beachten!

Wenn wir vom Kind von damals sprechen, ist damit auch der Jugendliche oder junge Erwachsene von damals in einem bestimmten Alter in seiner Entwicklungsphase, zum Beispiel der Pubertät, gemeint. Ich werde summarisch oft von »Kind und Jugendlichem«, oft aber auch abgekürzt vom »Kind« sprechen.

Das Innere Kind – heute nicht ganz passend

Ein heute erlebter Kind-Ego-State zeichnet sich zunächst intuitiv dadurch aus, dass das Erleben in diesem Zustand, also insbesondere die jetzt aktualisierten damaligen Gefühle und das dazugehörige Verhalten, augenscheinlich nicht in eine gegenwärtige Situation mit ihren Anforderungen von heute passen. Vielmehr hat das jetzige Fühlen und Erleben eine andere Quelle und eine größere Intensität, die nicht aus der gegenwärtigen Situation eines erwachsenen Menschen heraus erklärbar und einsichtig sind, sondern auf einen Kind-Ego-State aus der Kindheit oder Jugend verweisen.

Nicht ein Inneres Kind – sondern viele!

Entsprechend der zahlreich abgespeicherten kindlichen und jugendlichen in sich zusammenhängenden Erlebenszustände, die im Laufe der Kindheit und Jugend entstehen, gibt es zahlreiche Kind-Ego-States, wie zum Beispiel die Kind-Ego-States der Sechsjährigen beim Beginn der Erkrankung der Großmutter, der Siebenjährigen, die die fortschreitende Erkrankung ihrer Großmutter erlebt, der Achtjährigen, die die Bestattung ihrer Großmutter erlebt, und der Neunjährigen, die mit ihrer Trauer und ihrer inneren Beziehung zu ihrer Großmutter allein ist. Darüber hinaus gibt es auch einen Kind-Ego-State des Mädchens, das unter der emotionalen Abwesenheit ihrer trauernden Mutter leidet. In der Inneren-Kind-Arbeit arbeiten wir mit verschiedenen Kind-Ego-States dieses Mädchens, um die gesamte biografische Erfahrung des Verlustes der Großmutter zu erfassen.

Das Innere Kind – das heutige Erleben und Handeln dominierend

Menschen können ganz »im« Inneren Kind sein, so dass dieser Kind-Ego-State jetzt ganz vorherrschend ist. Sie sind jetzt mit diesem Kind-Ego-State identifiziert. Der Betroffene hat keinen Zugang mehr zu seinen erwachsenen Fähigkeiten. Er ist dann ganz das Kind von damals.

Meistens aber wirken ein oder mehrere Kind-Ego-States unbewusst auf das Erleben des in der jetzigen Gegenwart befindlichen Erwachsenen, wodurch die Funktion des Erwachsenen eingeschränkt oder getrübt ist. Sein Denken, Fühlen und Wollen ist maßgeblich von jetzt relevanten, aber meist nicht bewussten Kind-Ego-States beeinflusst.

Das Innere Kind – am heutigen Problem oder Symptom beteiligt

Verschiedene Kind-Ego-States sind – neben anderen Ego-States – in einer komplexen Weise an dem von den Klientinnen beklagten und eingebrachten Problem oder der zu behandelnden Symptomatik beteiligt. Über das Symptom können die beteiligten Kind-Ego-States eruiert werden und umgekehrt wird aus den beteiligten Kind-Ego-States das Problem oder Symptom verständlich und erklärbar. Über die Arbeit mit den beteiligten Kind-Ego-States, also über die Innere-Kind-Arbeit können wir das Problem oder die Symptomatik der Klientinnen lösen.

Kurz gefasst und im Überblick

Wir verstehen unter dem Ego-State eines Inneren Kindes den jetzt aktualisierten Erlebenszustand, den die Betroffenen damals in ihrer Biografie als Kind oder Jugendliche erlebt haben. Der Kind-Ego-State wird als ein in sich relativ geschlossenes Teilsystem der Persönlichkeit verstanden, in dessen Zentrum die Bedürfnisse des Kindes und Jugendlichen von damals beziehungsweise deren Verletzungen auch heute noch wirksam sind.

10 grundlegende Interventionen

Die Vorbereitung und die Vertragsarbeit für die Innere-Kind-Arbeit

Wir beginnen mit den ersten Interventionen im Erstgespräch einer Beratung oder Therapie, mit denen die Innere-Kind-Arbeit vorbereitet und in einen größeren Kontext eingebettet wird:

Klärung des Beratungs- oder Therapieanliegens

Wir fragen die Klientin nach den üblichen Eingangsformeln wie der Begrüßung nach deren Anliegen oder Wunsch für die Beratung oder Therapie. Dabei greifen wir die Problembeschreibung und das Klagen über das bisherige Leiden am Problem oder Symptom einfühlsam und würdigend auf. Dann suchen wir gemeinsam mit der Klientin oder dem Klienten lösungsorientiert nach einem ersten, noch offenen Ziel der gemeinsamen Zusammenarbeit.

Klärung der Arbeits- und Behandlungsmotivation

Wir klären mit den Klientinnen, was sie zu der Beratung oder Therapie motiviert. Hier können wir schon den Ego-States-Ansatz einführen, indem wir fragen, welche inneren Anteile die Beratung oder Therapie wünschen und welche sie fürchten. Wir erläutern, dass sich hier Kind-Ego-States zeigen und wir mit deren Befürchtungen einfühlsam und akzeptierend umgehen.

Klärung des Settings und des übergeordneten Verfahrens

Nun müssen wir mit den Klienten klären, ob eine Beratung oder eine Psychotherapie gewünscht wird. Beratung wird hier definiert als ein Veränderungsverfahren bis zu fünfundzwanzig Sitzungen mit dem Fokus auf ein ausgewähltes Problem wie zum Beispiel die Arbeit an einem Verlust oder an einer Partnerschaftsthematik. Psychotherapie wird verstanden als ein längeres Verfahren zur Veränderung umfassenderer, meist tiefgreifender Störungen wie zum Beispiel eine Komplextraumatisierung in der Kindheit.

Bei einer Psychotherapie im Rahmen des Kassenverfahrens muss der verhaltenstherapeutische, tiefenpsychologische oder psychoanalytische, neuerdings auch systemische Ansatz benannt und dann der entsprechende Antrag gestellt werden. Die Innere-Kind-Arbeit ist dann integrierter Teil eines kassenzugelassenen Verfahrens.

Bitte beachten!

Die Innere-Kind-Arbeit kann in Beratung und Therapie genutzt und eingebettet werden. Deshalb spreche ich zunächst immer von Beratung und Therapie. Aber bei schwereren Störungen, die meist auf Traumatisierungen, insbesondere Komplextraumatisierungen zurückzuführen sind, braucht es eine Psychotherapie. In den entsprechenden Kapiteln zu den traumatisierten und dissoziierten Kind-Ego-States sowie den Täter- und Täterinnen-Introjekten spreche ich deshalb nur noch von Therapie.

Gesprächsbeispiel der Inneren-Kind-Arbeit

Das Vertragsgespräch

Dieser und die im Buch folgenden Dialoge zeigen exemplarisch das Vorgehen in der Inneren-Kind-Arbeit. Natürlich gibt es in jeder Gesprächssituation sehr viele Varianten, die hier nicht berücksichtigt werden können. Ebenso sind die Formulierungen als Beispiel zu verstehen, die Sie entsprechend Ihrem eigenen Sprachduktus formulieren sollten.

Therapeut: »Darf ich fragen, für welches Thema Sie sich in unserer Zusammenarbeit eine Lösung wünschen?«

Klientin: »Ich bin immer wieder so depressiv und niedergeschlagen …«

Der Klientin treten Tränen in die Augen.

Therapeut: »Das ist wohl immer wieder sehr belastend.«

Klientin nickt: »Und das will ich endlich in den Griff bekommen.«

Therapeut: »Ja, gut zu verstehen. Wie soll es Ihnen dann gehen, wenn Sie diese Thematik hier in der Beratung lösen können?«

Klientin: »Ich will wieder Energie haben und … (zögert) wieder mehr lachen können.«

Therapeut: »Ja, das wäre doch schön. Das heißt aber auch, dass Sie oft traurig sind?«

Klientin schluckt, erneut steigen Tränen auf: »Ja, diese blöde Traurigkeit blockiert mich immer wieder.«

Therapeut: »Ja, die Traurigkeit kommt Ihnen in die Quere. Haben Sie eine Idee, wo und wie sie denn entstanden ist?«

Klientin: »Damals, als meine Großmutter starb, war ich sehr traurig, im Grunde bis heute.«

Therapeut: »Das traurige Mädchen von damals scheint immer noch wirksam zu sein. Das wäre auch eine Möglichkeit, nämlich mit diesem traurigen Mädchen zu arbeiten, damit sich seine und damit Ihre Trauer lösen können. Wie denken Sie darüber?«

Hier werden die Gefühle der Trauer und deren heutige Wirkung einfühlsam aufgegriffen. Daraus wird der Lösungswunsch für die Zusammenarbeit abgeleitet und zugleich die Möglichkeit der Inneren-Kind-Arbeit mit einem Vertragsangebot verbunden.

Vertiefung und Weiterführung I

Die Dynamik der Kind-Ego-States – Wie Kind-Ego-States denken, fühlen und agieren

Wir schauen uns nun die innere Dynamik und das Agieren eines Kind-Ego-States genauer an:

Kind-Ego-States agieren unbewusst

Die Kind-Ego-States sind für das aktuelle Erleben der Klientinnen zum großen Teil unbewusst. Klienten erleben nur die Auswirkungen, wenn ein Kind-Ego-State im inneren System agiert. Die Klientin im obigen Fallbeispiel 1 spürt ihre Traurigkeit und Energielosigkeit als Symptom, zu dem beteiligten Kind-Ego-State des achtjährigen Mädchen hat sie keinen Zugang, obwohl sie weiß, dass ihre Problemzustände mit dem Verlust der Großmutter in der Kindheit zusammenhängen. Eine neunzehnjährige Klientin, die sich beim Beziehungsstress mit ihrem Freund ritzt, hat keinerlei Zugang zu dem siebenjährigen Mädchen, das von ihrem deutlich älteren Bruder sexuell missbraucht wurde.

Kind-Ego-States reagieren körperlich und unwillkürlich

Schon im Entstehen sind die Kind-Ego-States im Körper des Kindes oder Jugendlichen und im unwillkürlichen Nervensystem verankert, weil gerade Kinder und Jugendliche sehr körpernah leben und erleben. Kinder reagieren immer mit ihrem ganzen Körper und Körpererleben, insbesondere auf massive und destruktive Erfahrungen. Deshalb sind die Aktivierung und Reaktion der Kind-Ego-States unwillkürlich auf der Körperebene des sympathischen und parasympathischen Nervensystems angesiedelt. Sie und ihre Aktivierung sind deshalb zunächst der bewussten Kontrolle entzogen.

Kind-Ego-States reagieren affektiv

Kinder und Jugendliche sind nicht nur körpernahe, sondern auch affektive Organismen, die mit basalen Affekten und Emotionen reagieren. Zunächst sind hier Schmerz und Wohlbefinden, Lust und Unlust, Ohnmacht und Selbstwirksamkeit, Wut und Liebesgefühle, Trauer und Bindungsgefühle, Enttäuschung und Freude zu nennen, später kommen dann weitere Gefühle wie Scham, Schuld, Selbstempfinden, Hoffnung und Glücksgefühle dazu.

Kind-Ego-States werden von ihren Bedürfnissen motiviert

Der innerste, sozusagen heiße Kern jeden Kind-Ego-States sind die grundlegenden Bedürfnisse des Kindes, die bei unseren Klienten meist unerfüllt, enttäuscht, abgewertet, verletzt oder zerstört wurden. Dies ist auch der innerste Kern des Leidens der Kind-Ego-States und damit der Klienten und Klientinnen. Auch die Probleme und die Symptome der Klienten müssen von den enttäuschten, abgewerteten, verletzten Bedürfnissen der Kind-Ego-States her verstanden werden.

Kind-Ego-States reagieren und agieren aus dem Wunsch nach Überleben

Mit der Bedrohung oder Verletzung der fundamentalen Grundbedürfnisse des Kindes und Jugendlichen fühlen sich diese auf Grund ihrer existentiellen Verletzbarkeit meist auch in ihrer Existenz und in ihrem Überleben bedroht und verletzt. Deshalb reagieren Kinder und Jugendliche und später die Kind-Ego-States auf Bedrohungen, Verletzungen und Abwertungen auf einer existentiellen Ebene mit einer Überlebensreaktion. Diese Überlebensreaktion bestimmt sehr häufig das automatische, unwillkürliche und unbewusste Verhalten der Kind-Ego-States. Später können wir die Überlebensreaktion als Lebensskript in einzelnen Sätzen formulieren (vgl. Kapitel 13).

Kind-Ego-States sehnen sich nach Linderung und Heilung

Die erlebten destruktiven Erfahrungen hinterlassen in den betroffenen Kind-Ego-States Einengungen, Blockaden, Verletzungen und tiefe Wunden. Der Schmerz dieser Verletzungen drängt die Kind-Ego-States nach Linderung und Heilung. Weil die Kind-Ego-States dieses auf kindliche Weise selbst versuchen, erreichen sie meist keine Linderung oder Heilung, sondern sie wiederholen auf tragische Weise die Einschränkungen und Verletzungen.

Kind-Ego-States sehnen sich nach nachholender Erfüllung der Bedürfnisse

Die in der Kindheit nicht erfüllten, abgewerteten oder verletzten Bedürfnisse wie der Wunsch nach Bindung und Nähe oder nach Anerkennung drängen die Kind-Ego-States, diese nachholend doch noch erfüllt zu bekommen. Auch dies führt oft in tragischer Weise zum Gegenteil, nämlich zur Wiederholung der alten Enttäuschungen und Verletzungen.

Bitte beachten!

Das Konzept des »Inneren Kindes« ist ein für Klientinnen sehr eingängiges und für die Beratung und Therapie sehr hilfreiches Konzept. Allerdings besteht die Gefahr, dass wir und die Klienten das Konzept für die Realität halten. Daraus entstehen manchmal irreführende Konsequenzen, die dann nicht mehr heilsam sind. So sind Kind-Ego-States eben »nur« neuronale Netzwerke, die anders und leichter verändert werden können als scheinbar »ganz reale« Innere Kinder.

Vertiefung und Weiterführung II

Welche Kind-Ich-Zustände können herausgearbeitet werden?

Natürlich gibt es keine feststehende oder gar eine Art natürlicher Kategorisierung der Kind-Ich-Zustände, auch wenn das zum Beispiel in der Transaktionsanalyse mit angepasstem, rebellischem und freiem Kind (Berne, 2002; Berne, 2006) oder in der Schematherapie mit dem verletzlichen, wütenden oder verwöhnten Kind-Modus (Roediger, 2016) versucht wird. In der Beratung und Therapie arbeiten wir zielorientiert mit den Kind-Ego-States, die für eine Heilung der von den Klienten vorgebrachten Symptomatik und für eine Lösung der Probleme und Symptome zieldienlich sind. Aus dieser systemisch-konstruktivistischen Sicht werden die Kind-Ego-States allererst in der Inneren-Kind-Arbeit für die Bearbeitung der eingebrachten Problematik oder Symptomatik konstituiert.

Dennoch sollten wir wissen, welche Kind-Ich-Zustände in aller Regel für die Innere-Kind-Arbeit wichtig sind, gerade weil in der Inneren-Kind-Arbeit sehr häufig unbewusste und abgespaltene, also dem Erleben zunächst nicht zugängliche Kind-Ego-States relevant sind.

Wir können für die Beratung und Therapie die Kind-Ego-States aktivieren und organisieren nach den Kriterien von

Alter und Entwicklungsphase des Kind-Ego-States:

Die einfachste Kategorie des Kind-Ego-States entsteht mit der Frage: »Wie alt fühlen Sie sich in dieser Situation?« oder »Wie alt ist das Kind, das so traurig ist?« Wir können dann von dem sechs- oder achtjährigen Mädchen reden, das jetzt die Erkrankung der Großmutter erlebt. Wir können aber auch nach Kind-Ego-States in entwicklungspsychologisch relevanten Phasen fragen: »Wie hat sich der vierzehnjährige Junge in der Pubertät erlebt?« Dann fokussieren wir auf die Kind-Ego-States in einer bestimmten Entwicklungsphase mit ihren dazugehörigen Themen und Schwierigkeiten.

Affekten, Emotionen und Gefühlen des Kind-Ego-States:

Wir können die Kind-Ego-States nach ihrem vorherrschenden Gefühl kategorisieren, so dass wir vom sich verlassen fühlenden, vom verzweifelten, ohnmächtigen oder wütenden und vom sich glücklich, lebendig oder zuversichtlich fühlenden Kind-Ego-State sprechen können. Dies ermöglicht uns in der Inneren-Kind-Arbeit einen empathischen und direkten Zugang zu dem jeweiligen Kind-Ego-State. Zugleich zeigen die Gefühle uns und dem erwachsenen Klienten, was das Innere Kind jetzt in seinem Gefühlszustand braucht, nämlich zu allererst Empathie, Akzeptanz und ein Verständnis dieser Gefühle.

Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten des Kind-Ego-States:

Im Zentrum von Kind-Ego-States befinden wir uns, wenn wir von den bedürftigen Kind-Ego-States sprechen, also zum Beispiel vom lebenshungrigen oder bindungsbedürftigen Kind. Klientinnen wissen dann oft intuitiv, was das bindungsbedürftige Innere Kind jetzt braucht. Es ist dann Aufgabe der Therapeuten, die Klienten darin zu unterstützen, dem Kind-Ego-State jetzt die Erfüllung der Bedürftigkeit zu ermöglichen.

Schweregrad der Belastung des Inneren Kindes – Leidende Kind-Ego-States:

Wir können die Kind-Ego-States in ihren destruktiven Erfahrungen und damit in ihrem Leid und Leiden ansprechen. Wir werden sehr ausführlich die unterschiedlichen destruktiven Belastungen der bindungsgestörten, neurotisierten und traumatisierten Kind-Ego-States kennen lernen, um dann mit ihnen an ihrer Grundthematik zu arbeiten.

Überlebensreaktion und Lebensskript:

Die Kinder und Jugendlichen reagieren auf destruktive Erfahrungen mit einer Überlebensreaktion, die dann die Kind-Ego-States in ihren Aktionen dominiert und die wir als Lebensskript formulieren können (Näheres dazu in Kapitel 13). So haben wir beispielsweise sehr angepasste Kind-Ego-States, die so von den Eltern doch noch geliebt werden wollen.

Grad der Unbewusstheit des Kind-Ego-States:

Viele Kind-Ego-States sind zum Beispiel durch Erinnerung leicht dem Bewusstsein zugänglich. Es genügen einzelne Erinnerungsbilder oder Gefühle, die dann die dazu passenden Kind-Ego-States ins Bewusstsein bringen. Bei schwereren Symptomatiken aber ist ein Großteil der betroffenen Kind-Ego-States dem Bewusstsein nur sehr schwer oder zunächst gar nicht zugänglich. Sie unterliegen entweder dem Mechanismus der Verdrängung bei der Neurotisierung oder der Dissoziation durch eine schwere Bindungsstörung oder Traumatisierung. Ein Kind-Ego-State kann verdrängt sein, weil seine kindlichen sexuellen Impulse von den Eltern mit Beschämung oder Abwertung besetzt waren. Bei schweren Bindungsstörungen und Traumatisierungen ist immer ein Teil der betroffenen Kind-Ego-States dissoziiert.

Ressourcen-Kind-Ego-States und Archetypus des Inneren Kindes:

Nicht zuletzt besitzt jeder Mensch immer auch selbstwirksame, kompetente Kind-Ego-States mit positiven Gefühlen. In der Transaktionsanalyse gibt es das Konzept des freien Kindes, das in uns angelegt ist und trotz allen Beschädigungen erhalten bleibt. Carl Gustav Jung hat in seinem Ansatz der Analytischen Psychologie den Archetyp des Kindes und des göttlichen Kindes herausgearbeitet (Jung, 1976; Asper, 1994; Seifert, 2003). Sowohl das freie Kind als auch der Archetypus des Kindes sind überindividuelle Grundfähigkeiten in jedem Kind, die wir in der Inneren-Kind-Arbeit reaktivieren können.

In der Inneren-Kind-Arbeit steht zunächst meist ein Aspekt im Vordergrund, der uns den Zugang zu den relevanten Kind-Ego-States ermöglicht. Dann sollten wir allerdings zum leidenden, emotionalen und bedürftigen Inneren Kind gelangen, um mit diesen Kind-Ego-States heilsam und heilend arbeiten zu können.

Vertiefung und Weiterführung III

Das Gegenüber und das Umfassende der Kind-Ego-States – Der Erwachsenen-Ego-State und das Selbst

Kind-Ego-States sind Teilsysteme des Gesamtsystems einer Person. Für das Verständnis und die Arbeit mit den Inneren Kindern brauchen wir auch die anderen Teilsysteme einer Person und das Gesamtsystem eines Menschen, in dem er sich als individuelle Person erlebt, versteht und beschreibt. In dieses Gesamtsystem sind im besten Falle die Kind-Ego-States gut integriert und bilden einen Teil des biografischen Selbst. Wenn uns Klienten aufsuchen, dann haben wir es mit enttäuschten, abgewerteten, bedrohten und verletzten Kind-Ego-States zu tun, die zugleich im Persönlichkeitssystem meist nicht gut integriert sind. Deshalb müssen wir immer auch mit einen systemischen Blick die Kind-Ego-States und das sie umfassende Persönlichkeitssystem berücksichtigen (Schmidt, 2019; Peichl, 2018). Wir können die weiteren wesentlichen Persönlichkeitssysteme beschreiben als

Systeme, die den Kind-Ego-States gegenüberstehen:

Hier sind das Erwachsenen-Ich oder der Erwachsenen-Ego-State, das Ich und die von außen übernommenen Ego-States, also die internalisierten Ego-States, zum Beispiel die Ego-States der internalisierten Eltern zu nennen.

System, das als Gesamtsystem der Person fungiert:

Menschen erleben und fühlen sich als integrierte und zusammenhängende Einheit, die die Funktionseinheit des Gesamtsystems der Person darstellt. Wir können diese Einheit als Selbst bezeichnen. Das Selbst kann als das Umfassende und als das Gesamt einer Person verstanden werden, das mehr ist als die Summe aller Ego-States.

Über beide Systeme gibt es in der Psychotherapie- und Psychologiegeschichte lange Debatten und Auseinandersetzungen, besonders seit mit Freud das Ich eine prominente Rolle spielte und dann mit Kohut in der Entwicklung der Narzissmustheorie der Selbstbegriff zentral wurde (Peichl, 2012; Peichl, 2013). Ich versuche hier in der gebotenen Kürze, die für die Innere-Kind-Arbeit wesentlichen Aspekte zusammenzuführen.

Der Erwachsenen-Ego-State – aktuelles Steuerungssystem und Gegenüber zu den Kind-Ego-States und den internalisierten Ego-States

Mit dem Erwachsenen-Ego-State des Klienten wird der Erlebenszustand einer Person beschrieben, der sich in der Jetztzeit und im Kontakt mit der Jetzt-Realität befindet. Man könnte den Erwachsenen-Ego-State auch Präsenz-Ego-State – bei Eric Berne als Neo-Psyche bezeichnet (Berne, 2002; Berne, 2006) – nennen. Der Erwachsenen-Ego-State entsteht aus dem Gesamtsystem der Person in Reaktion auf seine jetzt erlebte Innen- und Außenwelt. Der Erwachsenen-Ego-State aktualisiert also das Gesamtsystem einer Person im Hier und Jetzt.

Die aktuellen Funktionen des Erwachsenen-Ego-States bestehen nach außen im angemessenen Fühlen, im Reflektieren, im Distanzieren und in der Realitätsprüfung. Nach innen reguliert der Erwachsenen-Ego-State jetzt die Emotionen, Körperbedürfnisse und psychischen Bedürfnisse. Es sei noch einmal betont, dass die Klienten auch im Erwachsenen-Ego-State Gefühle haben, nämlich als angemessene psychische Reaktion auf eine Außensituation. So kommt die Trauer des erwachsenen Partners um seine soeben verstorbene Ehefrau aus dem Gesamtsystem seiner Person und wird jetzt und hier bei der Bestattungsfeier im Erwachsenen-Ich gelebt und ausgedrückt.

Das Ich einer Person – Ein Metakonzept

Ich will nur ganz kurz auf den Begriff des Ichs hier eingehen, zumal es zum Begriff des Erwachsenen-Ego-States viele Überschneidungen gibt (Peichl, 2012). Bei Freud und in der Psychoanalyse ist das Ich eher ein Metakonzept im Strukturmodell, während in der Ego-State-Psychologie das Erwachsenen-Ich als jetzt konkret erlebbarer, auch für das Gegenüber spürbarer Zustand konzeptualisiert wird.

Man kann den Erwachsenen-Ego-State als Teil und als gegenwärtige Aktualisierung des Ichs verstehen, das die größere Einheit darstellt, die die verschiedenen Erwachsenen-Ego-States umfasst. Das Konzept des Ichs steht also zwischen seiner aktualisierten Form des Erwachsenen-Ego-States und dem Selbst, also dem größeren, übergreifenden und integrierenden Background des Gesamtsystems einer Person.

Das Selbst einer Person – der sich selbst organisierende Prozess der eigenen Identität

Menschen erleben sich als Einheit, die sich trotz allen inneren Widersprüchen in einem umfassenden Gefühl der Identität zeigt. Dieses existentielle Gefühl der Einheit beschreiben wir mit dem Begriff des Selbst. Dabei ist das Selbst keine Substanz und hat keinen festen Ort im Gehirn, vielmehr entsteht es in einem ständigen Prozess der Selbstwerdung. Das Selbst stellt also einen sich selbst ständig organisierenden, sich über das gesamte Gehirn erstreckenden Prozess dar.



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