Die vergessene Liebe - Ella Carey - E-Book
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Die vergessene Liebe E-Book

Ella Carey

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Beschreibung

Die kopfsteingepflasterten Straßen waren dunkel, und Isabelle konnte kaum etwas sehen, als sie durch die Straße eilte und sich immer wieder in Hauseingängen versteckte. Sie befürchtete schon, dass das laute Pochen ihres Herzens sie verraten würde. Plötzlich war sie von Nazi-Soldaten umringt, die ihr den Weg versperrten ...

Berlin, 1939. Max Albrecht ist der junge und gutaussehende Erbe eines prächtigen Anwesens, wo er einst seine glückliche Kindheit verbrachte. Als der Krieg immer näher rückt, überbringen ihm seine Eltern eine schreckliche Nachricht: Er muss der NSDAP beitreten, sonst wird seine ganze Familie leiden. Als seine französische Verlobte Isabelle ihm dann eine erschütternde Wahrheit offenbart, steht Max vor einer unmöglichen Wahl: seine Familie schützen oder das Mädchen retten, das er liebt?

San Francisco, 2010. Anna Young ist mit ihrem Leben zufrieden: Sie führt einen beliebten Feinkostladen und kümmert sich um ihren Großvater Max, der sie liebevoll großgezogen hat. Max hat nie über seine Vergangenheit gesprochen, bis zu dem Tag, an dem er ihr eine alte Karte übergibt, auf der ein großes Haus im Norden von Berlin eingezeichnet ist. Mit zitterndem Finger zeigt er darauf und sagt: "Ich habe etwas unter den Dielen zurückgelassen. Bitte bring es nach Hause, bevor ich sterbe." Als Anna in dem verfallenen Herrenhaus in Deutschland ankommt, entdeckt sie einen versteckten Verlobungsring in einer alten Samtschachtel und sie beschließt, die Frau zu finden, die ihr Großvater einst zu heiraten hoffte. Doch die Dorfbewohner möchten Anna nicht helfen und ihr Großvater liegt im Krankenhaus und ist zu schwach, um mit ihr zu reden.

Wird Anna das düstere Geheimnis ihrer Familie entschlüsseln, bevor es zu spät ist?

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Über das Buch

Die kopfsteingepflasterten Straßen waren dunkel, und Isabelle konnte kaum etwas sehen, als sie durch die Straße eilte und sich immer wieder in Hauseingängen versteckte. Sie befürchtete schon, dass das laute Pochen ihres Herzens sie verraten würde. Plötzlich war sie von Nazi-Soldaten umringt, die ihr den Weg versperrten ...

Berlin, 1939. Max Albrecht ist der junge und gutaussehende Erbe eines prächtigen Anwesens, wo er einst seine glückliche Kindheit verbrachte. Als der Krieg immer näher rückt, überbringen ihm seine Eltern eine schreckliche Nachricht: Er muss der NSDAP beitreten, sonst wird seine ganze Familie leiden. Als seine französische Verlobte Isabelle ihm dann eine erschütternde Wahrheit offenbart, steht Max vor einer unmöglichen Wahl: seine Familie schützen oder das Mädchen retten, das er liebt?

San Francisco, 2010. Anna Young ist mit ihrem Leben zufrieden: Sie führt einen beliebten Feinkostladen und kümmert sich um ihren Großvater Max, der sie liebevoll großgezogen hat. Max hat nie über seine Vergangenheit gesprochen, bis zu dem Tag, an dem er ihr eine alte Karte übergibt, auf der ein großes Haus im Norden von Berlin eingezeichnet ist. Mit zitterndem Finger zeigt er darauf und sagt: »Ich habe etwas unter den Dielen zurückgelassen. Bitte bring es nach Hause, bevor ich sterbe.« Als Anna in dem verfallenen Herrenhaus in Deutschland ankommt, entdeckt sie einen versteckten Verlobungsring in einer alten Samtschachtel und sie beschließt, die Frau zu finden, die ihr Großvater einst zu heiraten hoffte. Doch die Dorfbewohner möchten Anna nicht helfen und ihr Großvater liegt im Krankenhaus und ist zu schwach, um mit ihr zu reden.

Wird Anna das düstere Geheimnis ihrer Familie entschlüsseln, bevor es zu spät ist?

Über Ella Carey

Ella Carey wurde in Adelaide, Australien, geboren, studierte Klavier am Konservatorium sowie Kunst, Geschichte und Literatur. Heute lebt und schreibt sie in Melbourne mit ihrer Familie und zwei in die Jahre gekommenen Italienischen Windspielen. Schon immer haben sie die mutigen Frauenfiguren der Geschichte fasziniert, weswegen sie es liebt, ihre Romane nach wahren Begebenheiten zu erzählen. Ihre Bücher sind internationale Bestseller und erscheinen in vierzehn Sprachen.

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Ella Carey

Die vergessene Liebe

Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Kerstin Winter

In Erinnerung an meine Eltern

1. Kapitel

San Francisco, 2010

Die Entscheidung wurde in dem italienischen Café auf der Chestnut Street getroffen. Im Nachhinein fragte Anna sich, ob sie überhaupt ein Mitspracherecht gehabt hatte. Alles jenseits des Tisches am Fenster war zu einem unentwirrbaren Zwirn verheddert. Es gab nur eins, dessen Anna sich sicher war: Ein Umbruch stand bevor, und das unmittelbar.

Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf, doch eine war vorherrschend: Warum heute? Warum an diesem Morgen?

Anna war zur üblichen Zeit aufgestanden, hatte sich ihre schwarze Arbeitskleidung angezogen und eins der Lieblingstücher ihrer Mutter umgebunden, den Garten gewässert, die Rosen von toten Blättern befreit und sogar noch ein paar Rechnungen bezahlt, ehe sie das Haus verlassen hatte. Daran war nichts Ungewöhnliches gewesen.

Draußen vor dem Fenster herrschte der übliche Samstagsbetrieb. Leute gingen mit Körben und Taschen zum Einkaufen, auf den belebten Straßen stockte der Verkehr. Aber Anna konnte ihren vierundneunzigjährigen Großvater Max nur anstarren. Sie hatte keine Ahnung, wie sie reagieren sollte.

Hätte man sie gefragt, ob sie ihrem Großvater eine Enthüllung wie diese eben zugetraut hätte, hätte sie die entsprechende Person wohl für verrückt erklärt. In ihrem ganzen neunundzwanzigjährigen Leben war Max für sie von jeher der Inbegriff von Beständigkeit und Liebe gewesen, und sie betete ihn an, seit sie klein war.

Zahllose Male hatte sie schon versucht, ihn dazu zu bewegen, über die Vergangenheit zu sprechen, und immer hatte er sich geweigert. Die Vergangenheit war tabu, und mit der Zeit hatte Anna gelernt, nicht daran zu rühren und ihn nicht mehr danach zu fragen. Was mochte geschehen sein, um ein derart eisernes Schweigen hervorzurufen?

Einmal hatte sie ihn zu Hause dabei gestört, wie er Fotos zerschnitt, die – wie er sagte – aus seiner Kindheit stammten und er nun verbrennen würde. Anna hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal gewusst, dass er überhaupt Aufnahmen von früher besaß.

Daraufhin hatte Max aufgeblickt und Anna gefragt, wie ihr Tag gewesen sei. Wie immer. Um geschickt von sich abzulenken. Von sich und vor allem von seiner Kindheit und Jugend im ehemaligen Ostdeutschland. Sie wusste nur, dass seine Familie vor der sowjetischen Besatzung nach dem Krieg hatte flüchten müssen, Max nie zurückgekehrt war und er absolut nicht darüber reden wollte. Seine Vergangenheit nahm in ihrer Fantasie viel Platz ein, beunruhigte sie aber auch, und aus Respekt und Liebe zu ihrem Großvater schnitt sie das Thema nicht mehr an.

An diesem Morgen war Anna hinter der gläsernen Theke, die sich über die ganze Länge des Cafés erstreckte, hervorgekommen, sobald sie Max draußen auf die Tür hatte zugehen sehen. Sie hatte sich an ihren Kunden vorbeigeschoben, die geduldig für ihre Spezialitäten anstanden. Für ihre vierunddreißig Sandwichvariationen, die Parmaschinkensorten und ihre Auswahl an italienischem Käse – Rocca Reggiano, Parmigiano und Locatelli Pecorino – war sie inzwischen in Pacific Heights, ja eigentlich sogar in ganz San Francisco bekannt. Eine weitere Schlange hatte sich für das hausgemachte Brot und die köstlichen Gebäcke und Kuchen gebildet.

Anna hatte eine Kaffeemischung perfektioniert, die ihr eine treue Kundschaft eingebracht hatte. Die Röstaromen mischten sich mit dem Duft von Gewürzen, Knoblauch und einem Hauch Rotwein, und manch ein Stammkunde schwor, sich gedanklich sofort nach Rom versetzen zu können, sobald er in ihrem Café die Augen schloss.

Eine Stunde bevor ihr Großvater eintreffen sollte, hatte Anna ein schwarzes »Reserviert«-Schildchen auf den Tisch gestellt, an den er sich samstagmorgens immer setzte. Hätte sie das nicht getan, hätte sich dort jemand mit der Tageszeitung häuslich niedergelassen, um diesen Lieblingsplatz erst Stunden später wieder zu räumen; Anna kannte das schon.

Als sie ihrem Großvater die Tür aufhielt, um ihn einzulassen, war jeder andere Tisch besetzt. Das Thekenpersonal hatte unablässig zu tun, und im Café herrschte eine erfrischende Geräuschkulisse aus Geplapper und dem Klirren von Geschirr. Mit einer Hand an seinem dünnen Arm führte Anna Max durch das Gewühl. Sie half ihm, sich zu setzen, achtete darauf, dass sein Stuhl in genau der richtigen Position stand, und ging, um ihm seinen Kaffee zuzubereiten.

Cass, Annas Geschäftspartnerin, tauchte neben ihr auf. »Was dagegen, wenn ich mich zu euch geselle? Ich brauche heute ganz dringend Max’ Gesellschaft.«

»Gerne.« Anna grinste und nahm ihre schwarze Schürze ab.

»Das ist lieb, danke«, gab Cass zurück. Einige Löckchen hatten sich dem Versuch, sie in einem Knoten zu bändigen, widersetzt. Heute war ihr Haar rot. In der nächsten Woche vielleicht lila. Doch in welcher Woche sie sich auch gerade befanden, Cass hoffte stets darauf, einen Mann kennenzulernen.

Anna war dankbar für jede weitere Woche, in der genau das nicht geschah.

Sie nahm einen der Ricciarelli – weiche Mandelkekse – aus dem Glas und legte ihn für Max auf einen Teller, als sie spürte, dass Cass sie beobachtete. Gerade war ein umwerfender Kerl eingetreten. Er sah aus, als würde er Vollzeit im Fitnessstudio trainieren, und sein weißes T-Shirt spannte sich über seinem beachtlichen Bizeps.

»Vergiss es«, murmelte Anna mit einem kurzen Blick zu ihrer Freundin.

»Das wird langsam lächerlich, Anna«, flüsterte Cass. »Sechs Jahre? Das ist eine verdammt lange Zeit.«

»Na und?« Anna lächelte der Frau ganz vorne in der Schlange zu.

Zehn Minuten später küsste Anna ihren Großvater auf die Wange, setzte sich zu Cass und ihm und streckte ihre müden Beine aus. Unwillkürlich inspizierte sie die schwarzen Pumps, die sie jeden Tag trug, und war zufrieden; sie glänzten noch immer makellos. Ihr Bleistiftrock war etwas hochgerutscht, also zupfte sie ihn wieder an seinen Platz. Sie hatte ihr langes dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, wodurch ihre mandelförmigen Augen besonders gut zur Geltung kamen.

»Ich habe das hier mitgebracht.« Max schob ihr einen Zeitungsartikel über den Tisch.

Cass beugte sich zu Anna und las über ihrer Schulter mit. »Eine Pariser Wohnung aus der Belle Époque, die siebzig Jahre unberührt geblieben ist? Wie spannend. Stellt euch nur vor, was für Geister darin wohnen müssen.«

Stirnrunzelnd betrachtete Anna die Fotos vor sich. Eine Plüsch-Mickymaus hockte zu Füßen eines ausgestopften Straußes, über dessen Rücken ein gemusterter Schal drapiert war. Dann ein Bild eines verblichenen Wohnzimmers, in dem die Tapeten sich in langen Streifen lösten. Ein weiteres zeigte einen Frisiertisch mit geschliffenen Glasflakons, in denen sich noch Reste von altem Parfum befanden.

Doch die letzte Aufnahme faszinierte Anna besonders. Es war das Porträt einer wunderschönen Frau, deren Gesicht im Profil zu sehen war. Ihr dunkles Haar war etwas zerzaust, und obwohl der Gesamteindruck elegant war, strahlte sie auch eine gewisse Erotik aus. Ihr Kleid war mit so federleichten Pinselstrichen gemalt worden, dass sie ätherisch und nicht von dieser Welt erschien.

»Die Wohnung war …«, begann Max, brach dann aber wieder ab. »… einst voller Schönheit«, fuhr er schließlich fort. Seine Stimme hatte eine gewisse Hollywoodqualität, und in Kombination mit seinem leichten europäischen Akzent verlieh sie allem, was er sagte, eine würdevolle Gemessenheit.

Und natürlich hatte Max gemeint, die Wohnung war sicher einst voller Schönheit. Anna schenkte ihm ein Lächeln; in letzter Zeit setzte sie ihm gegenüber oft diese bestimmte Miene auf, während sie eine gewisse Traurigkeit überkam. Ihr Großvater wurde eben alt.

»Seht ihr? Deswegen möchte ich so gerne nach Paris«, sagte Cass. »Solche Dinge passieren hier einfach nicht. Und wenn ich Anna überreden könnte, mitzukommen, dann würde ich dort vielleicht sogar einen Mann für sie finden. Genau das braucht sie nämlich, findest du nicht auch, Max?«

»Ein Urlaub täte ihr jedenfalls sehr gut«, antwortete Max. »Falls Anna sich jemals zugestehen würde, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.«

Anna verschluckte sich beinahe an ihrem Kaffee. »Hallo? Ihr wisst schon, dass ich in Hörweite bin, oder?«

Doch Max blickte nachdenklich vor sich hin.

In diesem Fall konnte man nur warten.

»Anna, Liebes, ich habe dich schon lange nicht mehr um etwas gebeten.«

»Du meinst, noch nie …«

»Lass mich bitte ausreden, ehe du dich dazu äußerst«, sagte er, nun etwas sanfter. Es fiel leicht, ihn sich in jungen Jahren vorzustellen – mondän, strahlend, das Haar zurückgekämmt, blitzeblaue Augen. Auf der Kommode von Annas Großmutter hatte früher das Hochzeitsfoto gestanden, und als Kind hatte Anna es oft in die Hand genommen und betrachtet.

Cass musterte Max mit zusammengekniffenen Augen. »Was ist los?«

»Anna, du bist noch nie in Berlin gewesen, nicht wahr?«, fragte er.

»Nein.« Sie verspürte ein leichtes Ziehen in der Magengegend.

Max beugte sich hinab und zog ein Stück Papier aus der Ledertasche, die zu seinen Füßen stand. Selbst Cass hielt den Mund, als er einen alten Plan auffaltete und ihn mit seinen knorrigen Händen auf dem Tisch glatt strich. Anna stapelte die leeren Tassen und Teller an einer Tischseite und bemerkte kaum, als eine Kellnerin kam und das Geschirr mitnahm.

Auf dem vergilbten Papier war ein Grundriss zu sehen. Anna betrachtete die Zimmerreihen. Im Hintergrund war blass das Gebäude selbst skizziert, dessen Erker und deckenhohen Fenster auf die Schönheit unter dem eher nüchternen Bauplan verwies.

Anna blickte zu Max auf.

»Schloss Siegel«, sagte er und begegnete ihrem Blick.

»Oha.« Cass beugte sich über den alten Plan und strich mit den Fingerspitzen über das vergilbte Papier. »Hast du das in einem Antiquariat gefunden, Max?«

»Nicht ganz.«

Anna sagte nichts.

Max neigte den Kopf und schob ihr auffordernd den Plan hin, und Anna sah ihn sich genauer an. Ebenerdig befand sich eine riesige Eingangshalle. Eine Doppeltür ging zu einem Raum, der als »Musiksalon« bezeichnet war, der wiederum zu einer Terrasse führte, die auf einen Park mit einem angrenzenden See hinausführte.

Die anderen Zimmer, die von der Eingangshalle abgingen, waren alle in derselben Handschrift gekennzeichnet worden: Rauchersalon, Billardzimmer, Bibliothek, Damensalon, Gästezimmer, kleiner und großer Speisesaal, Gutsverwaltung, Dienstbotenunterkünfte, eigene Räume für die Kammerdiener, sogar eine Kammer für das Tafelsilber. Im ersten Stock befanden sich diverse große Schlafzimmer über dem Salon, und Korridore führten zu kleineren Räumen, die mit »Dienstmädchen« beschriftet waren.

»Ich habe etwas dagelassen«, sagte Max.

Anna sah auf und fing seinen Blick ein.

»Etwas Wertvolles«, fügte er hinzu.

»Wie bitte?«, flüsterte Anna.

»Du hast mich schon richtig verstanden, Liebes. Das war … in einem anderen Leben.«

Max hatte nie ein Geheimnis aus seinem Leben in den Staaten gemacht; Anna wusste, dass er in den Fünfzigerjahren nach San Francisco gekommen war, Wirtschaft studiert und aus dem Nichts eine eigene Investmentgesellschaft aufgebaut hatte. Er hatte Annas amerikanische Großmutter Jean geheiratet und mit ihr eine leidlich gute Ehe geführt; seit sie gestorben war, hatte Max allerdings nicht mehr von ihr gesprochen. Aber es war vor allem das, was Anna in ihrer Kindheit und Jugend vorgelebt worden war - und was sie ganz sicher niemals für sich selbst haben wollte.

»Anna.« Max sprach mit der üblichen Sanftheit, wenn auch in bestimmtem Ton.

Anna wollte aufstehen. Sie schob den Stuhl zurück, zog ihn dann allerdings wieder an den Tisch. Im Augenblick bewegte ihr Leben sich doch in so wunderbar geordneten Bahnen! Das Gefühl der Unruhe, das sich in ihrem Inneren breitgemacht hatte, wurde ausgeprägter.

»Es ist auch deine Familie, Anna.«

Anna atmete tief ein.

»Zwei Stunden nordöstlich von Berlin. Das alte Brandenburg. Preußen. Wälder, Seen.« Er machte eine Pause. »Es ist wunderschön dort – meine alte Heimat.«

Annas Blick kehrte zu dem Grundriss zurück, doch diesmal nahm sie schneller, präziser auf, was sie sah: sechsundzwanzig Zimmer im Erdgeschoss, vierundzwanzig in der ersten Etage, eine Treppe, die in einen weiteren Stock hinaufführte, mit Pfeilen markierte Küchen- und Waschküchenbereiche – kein Keller, aber Räume unter dem Dach, ein Speicher. Okay. Vier Stockwerke. Annas Verstand fixierte sich stets auf Zahlen, wenn er sich überfordert fühlte. Die Logik ließ sie nie im Stich, und wichtiger noch – sie war immer verfügbar!

»Ich möchte, dass du für mich dorthin zurückkehrst, Anna. Und mir holst, was ich dort zurückgelassen habe.«

Er wollte, dass sie hinfuhr? Zu diesem Haus am See, diesem … Schloss, wie er es genannt hatte?

»Alter Schwede!« Cass setzte sich auf ihrem Stuhl zurück und stieß ihren üblichen Pfiff aus. »Hab ich nicht gesagt, dass ich heute ganz dringend Max’ Gesellschaft brauche? Du Romantiker, du.« Eifrig beugte sie sich wieder vor. »Was soll sie dort machen? Komm schon, sag’s uns. Das ist doch genau das, was Anna braucht. Du bist wirklich gerissen.«

Anna schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich kann euch gerade nicht folgen. Ich soll nach Deutschland fliegen? Um etwas zu holen, was du – wann genau dagelassen hast?«

»1940. Im Juni. Ich hatte es ein wenig eilig.«

Anna setzte sich zurück.

»Verrücktes zu tun – impulsiv zu handeln – bringt im Leben oft die besten Dinge hervor, Liebes«, sagte er. »Du kannst es noch nicht nachvollziehen, aber mit der Zeit wirst du verstehen. Darin liegt der wahre Zauber, und genau der ist es, der deinem Leben fehlt.«

»Bitte?« Anna fehlten die Worte. Max hatte noch nie so geredet. Seine Worte besaßen eine Dringlichkeit, die sie von ihm nicht kannte.

»Ganz genau!« Cass schlug mit der Faust auf den Tisch. »Bravo, Max, du hast ja so was von recht!«

Anna schüttelte den Kopf. »Moment mal. Du sagst mir, du bist in einem Schloss im ehemaligen Ostdeutschland aufgewachsen und willst nun, dass ich ganz allein dort hinfliege, um etwas zu holen, was du vor siebzig Jahren dagelassen hast? Sehe ich das richtig?«

Max schaute sie nur an.

Mehr Bestätigung brauchte sie nicht.

»Aber in den vielen Jahren sind doch zig Leute durch dieses Schloss gegangen, die Sowjets haben es vermutlich für militärische Operationen genutzt oder als Lazarett. Und irgendjemand wird jetzt darin wohnen. Großvater, was immer du dort zurückgelassen hast – es muss längst weg sein. Ich will dich nicht enttäuschen, aber mir ist allein schon von der Erklärung schwindelig.« Wieder blickte sie auf den Plan.

Max schwieg.

»Es besteht eine sehr reelle Chance, dass es noch da ist«, sagte er schließlich.

»Oh, komm schon, Anna.« Cass stand auf. »Du kannst dich nicht einfach weigern.«

»Aber ich kann auch nicht einfach nach Berlin fliegen.« Sie wandte sich an ihren Großvater. »Außerdem will ich dich nicht allein lassen. Wie bist du überhaupt auf diese irre Idee gekommen? Durch diese Wohnung in Paris? Weil das nämlich eindeutig eine völlig skurrile Situation ist. Du kannst doch nicht erwarten, dass auch dein … dein Zeug nach all diesen Jahren noch unberührt auf dich wartet.«

Max stützte die Unterarme auf den Tisch.

Anna seufzte. »Großvater, wenn du willst, dass ich etwas für dich tue, musst du mir schon ein paar Fragen beantworten. Erstens: Was genau soll ich dir holen? Zweitens: Können wir nicht einfach die Leute anschreiben, die dort wohnen, und sie bitten, dir zu schicken, was immer du dort vergessen hast? Es muss doch simplere Möglichkeiten geben, an dein Eigentum zu kommen. Und drittens brauche ich unbedingt mehr Informationen über deine Vergangenheit.«

»Von mir aus kannst du monatelang unterwegs sein«, fiel Cass ihr in den Rücken. »Ich kann den Laden auch ohne dich führen – er läuft doch sowieso wie ein Schweizer Uhrwerk.«

»Ihr habt euch gegen mich verschworen.«

»Haben wir nicht«, antworteten Cass und Max unisono.

Es reizte Anna, mit den Fingern über den Plan zu fahren, die Zimmer nachzuzeichnen, sich ihren Weg zu bahnen und sich vorzustellen, wie es dort aussehen mochte. Ein Schloss? Und wer lebte jetzt dort? Wie musste die Kindheit ihres Großvaters gewesen sein? Das hatte sie immer schon wissen wollen, und nun musste er ihr mehr erzählen. Vage Andeutungen nützten ihr nichts. Sie aus heiterem Himmel zu bitten, nach Deutschland zu reisen und ihm etwas zu holen – was sollte das? Und warum musste es ausgerechnet jetzt sein?

»Wir reden später«, sagte sie. Sie musste nun wieder arbeiten, was angesichts ihrer Neugier frustrierend genug war.

Als Max antwortete, klang er sehr bestimmt. »Ich weiß, dass dich die Aussicht auf diese Reise reizt, Anna. Und wenn ich eins gelernt habe in diesem Leben, dann, dass man auf sein Bauchgefühl hören sollte. Ich habe es auf die harte Tour lernen müssen, glaub mir. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, dann lass sie dir nicht entgehen. Nicht wenn dein ganzes Sein sich wünscht, es zu tun. Lass nicht zu, dass Angst dich daran hindert, glücklich zu werden.«

Anna starrte ihn an. Was in aller Welt war denn hier los? Das war doch nicht ihr Großvater! Fassungslos schüttelte sie den Kopf.

An der Theke wurden Stimmen laut. Eine ihrer Angestellten musste sich mit einem offenbar schwierigen Kunden auseinandersetzen. Anna erhob sich.

»Wir reden später«, wiederholte sie, beugte sich hinab und küsste ihren Großvater auf die Wange.

Max saß in seinem Lieblingssessel, als Anna am gleichen Abend die Tür zu seiner Wohnung öffnete. Den ganzen Nachmittag hatte sie sich gezwungen, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, doch ihre Gedanken waren ständig um das Gespräch am Morgen gekreist.

Hier bot sich Anna der Schlüssel zu Max’ Vergangenheit, und den wollte sie; endlich konnte sie etwas über seine Familie erfahren. Aber seine so simpel klingende Bitte zog einiges an Organisation nach sich – was dachte er sich bloß? Im Haus seiner Kindheit war etwas versteckt? Also wirklich.

Als der Cafébetrieb am Nachmittag etwas ruhiger gewesen war, hatte sie zu googeln begonnen. Es hatte lediglich weniger Sekunden bedurft, um online Fotos des Anwesens zu finden, die zu der Zeit aufgenommen worden sein mussten, als es sich in Besitz von Max’ Familie befunden hatte. Bloß mit Mühe hatte sie sich von den Schwarz-Weiß-Bildern losreißen können, als wieder mehr Kundschaft in den Laden strömte, doch die Eindrücke wirkten noch lange nach.

Die alten Aufnahmen regten nicht nur ihre Fantasie an, sondern verliehen dem Geheimnis um die Kindheit ihres Großvaters auch eine neue Komponente. Ihre Neugier stieg ins Unermessliche. Trotz der opulenten Fassade mit den Erkern und den Fensterreihen wirkte das Gebäude weniger wie ein Palast als wie ein Zuhause.

Das Einzige, was sie online über Schloss Siegel in Erfahrung hatte bringen können, war die Tatsache, dass es den Albrechts gehört hatte, bis die Sowjets den Landstrich besetzt hatten. Mehr war nicht zu finden. Wohnte nun jemand darin? Anna hatte nach Hotels in der Gegend gesucht, aber auch da nichts. Museen? Nein, es war auch kein Museum.

Sie drückte ihrem Großvater einen Kuss auf den Scheitel, durchquerte sein kleines Wohnzimmer und nahm in der hochmodernen Küche die Kunststoffbehälter aus der Papiertüte, in denen sich sein Abendessen befand. Es gab Lasagne und einen Salat und zum Nachtisch ein Stück karamellisierten Apfelkuchen. Während sie die Lasagne aufwärmte, behielt sie Max im Auge. Auf dem Couchtisch vor ihm lagen der Artikel über die Wohnung in Paris und der Grundriss von heute Morgen.

»Es war wieder viel zu tun heute«, sagte sie, weil sie spürte, dass dies nicht der geeignete Moment war, um ihn mit Fragen zu löchern. Sie gab Lasagne und Salat auf einen von Max’ neuen weißen Tellern und brachte ihn ihm. Dann setzte sie sich ihm gegenüber auf die Couch, die er erst vor wenigen Jahren gekauft hatte, als er in diese kleine, aber feine Wohnung umgezogen war. Er hielt sein Hab und Gut penibel auf dem neuesten Stand und sortierte aus, was immer auch nur den Hauch einer Abnutzung aufwies – Möbel, Kleidung, Bücher und so weiter –, und sogar das eine oder andere Gemälde verkaufte er mit dem Argument, dass Anna garantiert nichts von »diesem alten Plunder« haben wollen würde, wenn er einmal nicht mehr war. Aus diesem Grund hatte es sie damals so verblüfft, ihn mit den Fotos aus seiner Kindheit zu sehen.

»Das ist immer gut, nicht wahr?« Max begann zu essen. »Viel zu tun zu haben, meine ich.«

Doch erst, als er seine Mahlzeit beendet und sich seine schlanken Hände – aristokratische Hände, wie Anna plötzlich dachte – an seiner Serviette abgewischt hatte, wandte er sich wieder ihr zu.

»Bist du glücklich, Anna?«

Was war das denn für eine Frage?

»Jedenfalls habe ich nicht vor, etwas an meinem Leben zu ändern«, sagte sie.

»Es wäre aber doch eine Schande, wenn du … dir Liebe versagst.«

»Oh, lass uns jetzt nicht mit dem Thema anfangen, ja?« Anna erhob sich, um seinen Teller wegzubringen, doch er streckte die Hand aus und zupfte an ihrem Ärmel.

»Setz dich wieder hin, Liebes. Ich will mit dir reden.«

Er wollte reden? Der Max, den sie kannte, hätte so etwas niemals gesagt.

»Was ist los?«, fragte sie sanft.

Max schien einen Moment lang nachzudenken. »Es gibt etwas, was ich zutiefst bereue.« Er presste die Lippen zusammen. »Es hat mit dieser Wohnung in Paris zu tun.«

Der Wohnung in Paris.

»Weißt du, nach all der Zeit diese Fotos zu sehen …« Er deutete auf die geisterhaft wirkenden Abbildungen in der Zeitung. »Diese Fotos zu sehen hat alles wieder hochsteigen lassen. Dabei kommt es mir vor, als sei es erst – oh, ich weiß nicht – vor ein paar Wochen passiert? Jedenfalls sehe ich alles noch ganz genau vor mir. Seltsam. Ich denke, etwas zu bedauern ist das Traurigste, was uns im Leben widerfahren kann. Was wir verpassen, was wir nicht tun, das verursacht die schlimmste Sorte Leid. Denn wir werden niemals wissen, was hätte sein können, wie anders sich das Leben gestaltet hätte, wenn wir unsere Chancen wahrgenommen hätten. Wir werden es nie erfahren, wenn wir die Dinge nicht tun.«

»Das hört sich an, als hättest du resigniert.«

Er zupfte an dem Bauplan des Schlosses. Seine Hände zitterten plötzlich.

Anna half ihm, den Plan aufzufalten.

»Hier.« Seine Hand, die durch das Flechtwerk der Adern bläulich wirkte, fuhr über das verblasste Papier bis zum ersten Stockwerk des Hauses. »Hier war mein Zimmer.«

Er deutete mit dem Finger auf den Raum rechts von zwei großen Räumen, die direkt über dem Musiksalon lagen. Obwohl ein wenig kleiner als die beiden, die mittig lagen, war es nichtsdestoweniger noch bedeutend größer als jene Kammern, in denen die Dienstboten gewohnt hatten. Der Raum neben Max’ war mit »Amme« beschriftet worden, der dahinter mit »Kinderfräulein«.

»Du musst unter den Bodendielen meines ehemaligen Zimmers nachsehen«, sagte Max. Er sprach so nüchtern, als habe er sie gebeten, schnell nach nebenan zu gehen und die Zeitung zu holen.

»Unter den Bodendielen?«

»Genau.«

Hätte Max sie nicht so ernst angesehen, wäre Anna davon überzeugt gewesen, dass er etwas ausbrütete. Seine blassen Wangen waren gerötet, und er wirkte fiebrig – aber auch lebendiger, als sie ihn seit langer Zeit erlebt hatte.

»Du musst mir mehr erzählen. Bitte.«

Max beugte sich zu ihr und legte seine Hände über ihre. »Anna«, sagte er.

Anna regte sich nicht. »Bitte«, flüsterte sie. Sie wollte wissen, was das alles mit der Wohnung in Paris zu tun hatte. Sie wollte wissen, was er in seinem ehemaligen Zimmer versteckt hatte. Aber vor allem wollte sie wissen, was es war, was er so sehr bereute.

Auf einmal hatte sein Blick etwas Glasiges. Max war gar nicht mehr bei ihr – er war weit weg. Doch während Anna ihn beobachtete, begriff sie eins. Vielleicht hatte Max niemals darüber gesprochen, doch er hatte nicht alles hinter sich gelassen.

Paris, 1934

Isabelle de Florians Großmutter Marthe saß an ihrem Lieblingsplatz am Fenster, als Isabelle in ihre Wohnung in der Rue Blanche zurückkehrte.

Marthe hatte ihre berüchtigte Chaiselongue in ihr privates Wohnzimmer bringen lassen. Von diesem eleganten Möbel, dem ein Hauch Verruchtheit anhaftete, konnte sie das Treiben auf der Straße unten genau beobachten. Obwohl das 9. Arrondissement nicht mehr wie früher war, bereitete es ihrer Großmutter – wie Isabelle wusste – einiges an Vergnügen, das Theater auf der anderen Straßenseite im Blick zu behalten. Heute machte Marthe den Eindruck, als bräuchte sie Zuwendung.

»Leider bin ich gar nicht in Plauderstimmung«, sagte Isabelle präventiv und ließ zwei Einkaufstüten aus dem Kaufhaus Printemps zu Marthes Füßen fallen.

»Langweilerin. Hast du etwas Schönes gekauft?«

»Nur zwei Schals.«

Schweigen machte sich breit. Isabelle war sich bewusst, dass ihre Großmutter sie prüfend musterte; sie wollte wissen, was sich am Nachmittag zugetragen hatte, aber Isabelle war noch zu aufgewühlt, um darüber zu reden.

Sie trat an den Flügel und spielte ein paar einzelne Noten an, doch wie immer versank sie schnell in der Musik. Saties Klänge beruhigten sie und trugen sie aus Paris davon. Sie war fünfzehn. Sollte dieser Lebensabschnitt nicht besonders aufregend sein?

Isabelle beendete das Stück und ließ ihre Hände für jene entscheidenden Sekunden auf der Tastatur ruhen, ehe sie sich auf dem Hocker umdrehte, um sich Marthe – und der Wirklichkeit – zu stellen.

»Es ist also nicht gut gelaufen. Oder nicht so, wie du es dir erhofft hast, was aufs Gleiche hinausläuft«, sagte Marthe, den Blick fest auf ihre Enkelin gerichtet.

Isabelle stand auf. Ihr Teekleid mit den kleinen Blümchen und den Raffungen unter der Brust, das sie vorhin mit solch großen Erwartungen angezogen hatte, schien ihr nun dumm und langweilig.

»Oh, es war nett.« Eine Lüge war einfacher. Schließlich hatte niemand Schuld. Niemand vielleicht außer der Gesellschaft, dachte Isabelle mit einem Hauch von Bitterkeit. Jedenfalls war es nicht nett gewesen. Ganz und gar nicht.

Die Tatsache, dass Madame Fatouche, die Mutter von Isabelles neuestem Beau, den Teesalon im Printemps gewählt hatte, war eigentlich ein gutes Zeichen gewesen. Das Etablissement war mit seinen geometrisch gemusterten Teppichen und den Stahlrohrmöbeln alles andere als altmodisch. Daher hatte Isabelle die Hoffnung gehegt, dass Madame Fatouche in ihren Ansichten ähnlich modern war wie bei der Wahl des Cafés und eine junge Frau akzeptieren würde, die zufällig die Enkelin der einst berühmt-berüchtigten Halbweltdame Marthe de Florian war.

Schließlich lebten sie in den Dreißigern, Herrgott noch mal. Alle hatten den Krieg hinter sich. Und die Frage des Geburtsrechts war durch die Russen und ihre Revolutionen zunichtegemacht worden. Sollte man da nicht im modernen Europa …?

Madame hatte einen Tisch gewählt, von dem aus sie die Eingangstür beobachten konnte, als Isabelle hineinhastete; sie war zu spät, weil sie sich nicht von einer Auswahl hübscher Bänder hatte losreißen können.

Vom Eingang aus hatte es den Anschein, als plappere Pierre Fatouche engagiert auf seine Mutter ein, wenn auch vielleicht ein bisschen zu engagiert. Isabelle verwarf den Gedanken, dass ihr Verehrer nervös sein mochte – dazu konnte doch bei ihm überhaupt kein Grund bestehen.

Madame Fatouche ignorierte ihren Sohn. Ihr Blick war direkt auf Isabelle gerichtet, die sich nun dem Tisch näherte.

»Ah, da ist sie ja.« Pierre erhob sich, beugte sich vor und küsste Isabelle auf die Wange. Der Blick seiner hellen Augen wanderte anerkennend ihr Kleid auf und ab, während er sich eine Zigarette anzündete.

War der Stoff vielleicht durchsichtig? Hatte sie ein unangemessenes Kleid gewählt? Aber nein. Es war recht modern, ja, modern und modisch war allerdings genau das Richtige für das Printemps. Schließlich hatte das Kleid von Madame Fatouche einen ähnlichen Stil wie Isabelles, und die Schlangenlederhandtasche, die auf dem Tisch stand, war der letzte Schrei. Isabelle konnte nicht anders, als die ältere Frau glühend um ihre Stilsicherheit zu beneiden.

Madame hielt ihr die Hand hin. Für eine Sekunde ließ sie ihre weißen Zähne aufblitzen, ehe sie den makellos rot geschminkten Mund wieder schloss und die Hand auf den Tisch legte.

»Maman …«, begann Pierre.

»Meine Mutter hat Ihre Großmutter in den Neunzigern im Theater gesehen. Im Pigalle. Marthe de Florian war ihr Name, nicht wahr? Zumindest für die Bühne und für … das andere, habe ich recht?« Madame sprach in genüsslichem Tonfall, ohne sich um ihren Sohn zu kümmern.

Und Isabelle hatte gelächelt. Und gelächelt.

Der Nachmittag war vorbei gewesen, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte.

Marthe schwieg, während Isabelle erzählte und ihre Finger erneut einzelne Töne auf dem Klavier anschlugen.

»Hör bitte einen Moment damit auf, Liebling«, sagte Marthe ruhig. »Ich muss nachdenken.«

»Wozu? Es gibt nichts, was man tun kann. So ist das eben.«

»Bist du dir sicher, dass es ein Mann ist, den du willst, Isabelle? Denn glaub mir, ein Mann ist keine Lösung.«

Isabelle zögerte einen Moment. »Ist es falsch, sich Liebe zu wünschen? Weißt du, ich habe noch nie verstanden, wie du damals –« Isabelle unterbrach sich. Welche Wahl hatte ihre Großmutter denn gehabt?

Marthe richtete sich auf, um aufzustehen, und Isabelle trat zu ihr, um ihr zu helfen. Sie bewunderte die aufrechte Haltung ihrer Großmutter, ihre schlanke Figur und das undefinierbare Etwas in ihren tiefbraunen Augen, das zahlreiche mächtige Männer betört hatte. Marthe besaß eine Schmuckkollektion, die einer Herzogin würdig gewesen wäre, und ihre Wohnung war mit Möbeln, Kunstwerken und dekorativen Geschenken ausgestattet, um die sie jeder beneidete, der ihren Salon betrat.

Einst war Isabelles Großmutter die Frau in Paris gewesen. Wohin sie ging, folgten andere.

Und doch wurde Marthes Existenz wie die der anderen wenigen Kurtisanen, die es geschafft hatten, niemals offen anerkannt. Nicht in den respektablen Kreisen. Nicht in der anständigen Gesellschaft.

Aber was genau bedeutete das alles nun für ihre Enkelin?

Isabelle seufzte. Es konnte nicht schaden, sich anzuhören, was ihre Großmutter zu sagen hatte. »Und worüber musst du nachdenken?«

»Paris ist das Problem, nicht du.« Marthe trat an den kleinen Sekretär aus Walnussholz, den irgendein Mann – einer ihrer Gönner, wie sie sie nannte – ihr vor dreißig Jahren geschenkt hatte. Sie durchsuchte ihre Unterlagen und reichte Isabelle schließlich einen Prospekt.

»Der Genfer See?«

»Den Sommer über.«

»Nur du und ich?«

»Nur du und ich.«

Isabelle betrachtete die Fotos in dem Heftchen. Ein märchenhaftes Hotel, das über unfassbar blauem Wasser aufragte. Eine breite Terrasse, die mit Rosen und Bougainvilleen gesäumt war. Tische mit Windlichtern und elegant gekleidete Paare, die Arm in Arm tanzten.

Wen kümmerten schon Madame Fatouche und ihr anspruchsvolles Getue? »Warum eigentlich nicht?«, sagte Isabelle.

Marthe trat auf sie zu und umarmte sie.

2. Kapitel

Weinstöcke zogen sich die Hänge hinauf; Wassertropfen hingen an den grünen Blättern und glänzten und funkelten in der Nachmittagssonne. Isabelle beugte sich über das schmiedeeiserne Geländer des Balkons, der zu ihrem opulenten Hotelzimmer gehörte. Nach ein paar träumerischen Augenblicken wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Jachten zu, die auf dem See dümpelten, und den majestätischen Bergen, die in der Ferne aufragten.

Ihr Blick schweifte über die Schönheit der Natur und kehrte zurück zu der Szenerie unter ihrem Fenster. Auf der Terrasse an den Tischen saßen Grüppchen von elegant gekleideten Menschen und genossen Tee, Kaffee oder Champagner zu Schweizer Schokolade und Kuchen. Die Männer trugen helle Hüte, die ihre Gesichter beschatteten, die Frauen wunderschöne cremefarbene Kleider.

»Lauf hinunter und amüsier dich«, sagte Marthe, die hinter ihr den Balkon betrat. Sie hatte in ihrem eigenen Zimmer das Zimmermädchen beim Auspacken überwacht. »Ich werde mich nach der langen Reise ein wenig ausruhen. Wir haben einen ganzen Sommer vor uns. Ich hoffe nur, dass mich die viele Entspannung nicht erschöpft.«

Isabelle wandte sich zu Marthe um. »Du hast noch nie wirklich Urlaub gemacht, nicht wahr, grand-mère? Ferien waren ja bisher kein Bestandteil deines Lebens …«

»Das kann man wohl sagen.« Marthe ließ sich auf einem Korbstuhl nieder. »Vielleicht ist es an der Zeit, etwas daran zu ändern. Und ich habe die ideale Ausrede dafür – dich.«

»Es wäre mir aber nicht recht, wenn du der Meinung bist, du müsstest Paris meinetwegen verlassen.« Isabelle nahm ihren Hut, setzte ihn auf ihre dunklen Locken und lächelte. »Trotzdem reicht schon dieser erste Tag hier, um zu erkennen, dass Paris auch nur ein kleiner Tropfen in einem großen Meer ist. Eine Perle, das zweifellos, aber nicht die ganze Auster.«

»Hör auf zu philosophieren. Geh hinaus und sieh dich um.« Marthe scheuchte sie mit der Hand fort.

»Ich bleibe nicht lange.«

»Bleib so lange, wie du willst. Ich fürchte, ich bin nicht die geeignete Begleitung für dich.«

Isabelle gab ihrer Großmutter einen Kuss. »Niemand kann dir vorwerfen, dass du langweilig bist, grand-mère.«

»Das hat auch noch niemand getan.«

Isabelle lief die große Freitreppe hinunter in den Salon. Hölzerne Ventilatoren drehten sich über den Tischen aus Korbgeflecht, und eingetopfte Palmen verliehen dem schwarz-weiß gefliesten Saal die Atmosphäre eines Wintergartens. Dann ging sie auf die französischen Türen zu, die auf die Terrasse hinausführten.

Und blieb zögernd stehen. Die Gäste schienen ganz in ihrem Element. Die jungen Männer rauchten und begutachteten mit zusammengekniffenen Augen die Frauen. Plötzlich überkam sie wieder die ihr nur allzu vertraute Unsicherheit; sie war ein Eindringling und würde es immer bleiben. Sie gehörte nicht in diese mondäne Gesellschaft. Aber wenn sie hier nichts zu suchen hatte – wo dann?

Isabelle liebte ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen war. Die Familie ihrer Mutter hatte Isabelle nach dem Tod ihres Vaters, Marthes Sohn Henry, abgewiesen; ihre Eltern waren im kurzen Abstand hintereinander an der Grippe gestorben. Doch der Name Marthe de Florian eilte Isabelle stets voraus, wohin sie auch ging. Würde sie immer nur ein Zaungast sein? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es sich je ändern würde.

Isabelle überquerte die Terrasse zu einer niedrigen Steinmauer, hinter der das Wasser funkelte. Sie ließ sich auf einer der Holzbänke davor nieder, um sich den Blicken der anderen Gäste zu entziehen. Ein paar Meter von ihr entfernt saß eine andere junge Frau – ebenfalls allein.

Das Mädchen schien etwas älter als Isabelle zu sein, hatte auffällig weißblondes Haar und erwiderte Isabelles Blick ohne auch nur einen Hauch von Schüchternheit. Allerdings auch nicht eben freundlich. Isabelle schenkte ihr ein zögerndes Lächeln.

»Ein herrlicher Nachmittag, nicht wahr?«, sagte sie auf Englisch.

»Allerdings.« Das Mädchen hatte keinen französischen Akzent.

»Bist du auch den Sommer über hier?«

»Ja.«

Isabelle legte ihre Hände in den Schoß. »Ich … ich freue mich schon darauf, mich hier umzusehen.«

»Bist du mit deiner Familie gekommen?«

»Nur mit meiner Großmutter. Ich bin Isabelle. Isabelle de Florian.«

Die Blonde stand auf. Sie war groß. Ihr perlmuttfarbenes Kleid war unter ihren Brüsten gerafft. Das Gesamtbild – ihr Haar, ihre intensiven blauen Augen, die schimmernde Seide – hatte in der Sonne eine fast blendende Wirkung.

»Ich bin hergekommen, weil ich allein sein wollte. Du entschuldigst mich.«

Isabelle spürte, wie sie rot wurde.

Das Mädchen zögerte. Nach einem Augenblick streckte sie Isabelle ihre behandschuhte Hand entgegen. »Nadja Albrecht.«

»Hallo, Nadja.«

»Man sieht sich zweifellos im Hotel.« Nadja klang immer noch etwas von oben herab. »Ich wünsche dir einen friedlichen Aufenthalt«, fügte sie mit Betonung auf dem Wort »friedlich« hinzu.

»Danke«, antwortete Isabelle, als Nadja sich auch schon umwandte und durch die Menge ins Hotel zurückstolzierte. Das Mädchen ließ sich offenbar nicht leicht einschüchtern – hatte es denn gar kein Bedürfnis, sympathisch zu wirken?

Vielleicht war es am besten, Marthe nichts von dieser Begegnung zu erzählen.

Einige Stunden später gab sich Isabelle als Vorbereitung für das Abendessen besondere Mühe mit ihrer Toilette. Sich um ihr Äußeres zu kümmern lenkte sie nicht nur ab, sondern war auch Balsam für ihre Seele. Wenn sie allein war, konnte sie nachdenken, sich den Tatsachen stellen, ohne dass sie jemandem etwas vormachen musste. Tatsächlich war es eine Erleichterung, aus Paris raus zu sein; sie fühlte sich hoffnungsfroher, als sie es lange, lange Zeit gewesen war. Dennoch war sie nervös. Wenn sie in Betracht zog, wie oft sie bereits von der Familie eines Verehrers abgelehnt worden war, blieb ihr vermutlich keine andere Wahl, als Gouvernante zu werden. Welche Alternative hatte sie schon? Sie wollte etwas aus ihrem Leben machen, aber wie es aussah, hatte sie es nicht selbst in der Hand.

Um acht Uhr ging Isabelle hinter Marthe und dem Maître d’Hôtel über die Terrasse an den Tischen vorbei, auf denen Kristallglas funkelte und das Tafelsilber glänzte. Pärchen und kleine Gruppen unterhielten sich in gedämpfter Lautstärke. Der Oberkellner hielt an einem Tisch für zwei, nahm Marthes Cape und zog die Stühle hervor.

Isabelle strich sich über das Seidenkleid.

»Du siehst wunderschön aus, Liebes.« Marthe lächelte.

»Oh, danke«, sagte Isabelle, doch ihr Mut sank, als sich das deutsche Mädchen in Begleitung anderer, ätherisch wirkender blonder junger Leute an den Tisch neben sie setzte.

Nadja trug ein hellrosa Kleid – ebenfalls aus Seide. Ihr weißblondes Haar war zu einem Knoten im Nacken zusammengefasst. Sogar an ihrem Platz konnte Isabelle den feinen Duft ihres Parfums wahrnehmen.

Eine Jazzband begann zu spielen.

Nadja hatte sie gesehen, dessen war Isabelle sich sicher, sie jedoch nicht gegrüßt. Isabelle gab sich Mühe, sie nicht anzustarren, aber es fiel ihr schwer, nicht wenigstens dann und wann einen Blick zum Nebentisch zu werfen.

»Wie schön es hier ist«, sagte Marthe.

»Ja.«

Neben Nadja saß ein junger Mann, der sich das blonde Haar aus dem Gesicht gekämmt hatte, was das Blau seiner Augen hervorhob. Neben ihm wiederum saßen zwei Jungen, die höchstens sechzehn sein konnten. Ein rothaariges Mädchen, das ein dunkelgrünes Kleid trug, war die Fünfte im Bunde.

Als die Gäste auf der Terrasse zu tanzen begannen, ergriff Isabelle die Gelegenheit. »Du musst müde sein, grand-mère. Sollen wir raufgehen?«

»Auf keinen Fall.« Marthe begann ihre Schultern zu den jazzigen Rhythmen zu bewegen. »Wir sind doch keine alten Jungfern.«

Die Truppe am Nebentisch erhob sich, und Isabelle seufzte erleichtert, als sie zur Tanzfläche gingen. In ihrer direkten Nähe hatte sie sich unbehaglich gefühlt.

»Jedenfalls möchte ich den Tänzern ein wenig zusehen«, fügte Marthe hinzu.

Isabelle faltete ihre Serviette und legte sie auf den Tisch. »Ich bin müde und –«

»Eine alte Jungfer, Isabelle?«

»Nicht zum Tanzen aufgelegt.«

»Und wie willst du dann jemals jemanden kennenlernen?«

Isabelle schwieg.

»Wir sind nicht so weit gereist, damit du dich jetzt versteckst. Du bist wirklich voller Widersprüche. Was ist los mit dir?«

»Mit mir ist gar nichts los. Aber vielleicht habe ich einfach Lust, den Sommer mit Lesen zu verbringen. Wir können uns zusammen die hübschen Dörfer ansehen. Und ich könnte mir ein Steckenpferd zulegen.«

Wie hatte sie nur so dumm sein können zu glauben, dass ein Ortswechsel etwas daran ändern würde, wie sie wahrgenommen wurde? Wo immer sie war, sie passte nicht hinein. Und ihre Großmutter hatte recht: Sie kämpfte gegen Widersprüche an. Sie wusste, was sie wollte, doch das würde sie nicht bekommen. War es also nicht besser, dem Problem aus dem Weg zu gehen und stattdessen etwas anderes zu machen?

»Ein Steckenpferd?« Marthe schob ihren Stuhl mit solchem Nachdruck zurück, dass zwei Kellner an ihrer Seite erschienen. »Schon gut – mir geht’s gut«, fuhr sie die beiden an und scheuchte sie mit einer Handbewegung fort.

Isabelle wandte den Blick ab. Marthe schien entschlossen, eine Szene zu machen.

»Wenn dich niemand zum Tanzen auffordert, dann tanzt du eben nicht«, sagte Marthe gereizt. »Aber falls doch, dann tu es, Herrgott noch mal, und amüsier dich. Versag dir nichts, bloß weil die Dinge in Paris nicht einfach waren.«

»Na gut, ich schau eine Weile zu«, sagte Isabelle. »Aber nur dir zuliebe.«

»Ehrlich, Isabelle, ich kann dich einfach nicht verstehen.«

Als sie das Restaurant schließlich durchquert hatten, tanzten so gut wie alle Hotelgäste am See. Ein Kellner brachte sie zu einem Tisch am Rand der Tanzfläche und stellte sie zwei älteren Frauen vor.

Marthe verwickelte die beiden Frauen sofort in ein lautes und enervierendes Gespräch auf Englisch, in dem es um die Kellner von heute ging, und nach ein paar Minuten hatte Isabelle das dringende Bedürfnis, einen kleinen Spaziergang zu machen.

Auf der niedrigen Mauer, an der sie am Nachmittag gesessen hatte, standen nun in regelmäßigen Abständen Lampen, und der Mond schickte einen weißen Lichtstrahl über den dunklen See.

Isabelle strich mit den Fingern über die Mauer und genoss die Wärme, die der Stein am Tag gespeichert hatte.

»Verzeihung, aber ich konnte nicht übersehen, dass Sie hier sitzen. Reisen Sie allein mit Ihrer Großmutter?«, erklang eine Stimme – eine männliche Stimme – hinter ihr. Auf Französisch.

Isabelle drehte sich langsam und kontrolliert um. Sie wusste bereits, wer hinter ihr stand.

»Nadja hat erzählt, dass sie Ihnen begegnet ist.« Seine Augen blickten warmherzig. »War sie sehr unhöflich?«

»Nein, gar nicht.«

»Ich konnte auch nicht übersehen, dass Sie hier ganz allein sitzen. An meinem Tisch hat jeder jemandem, mit dem er plaudern kann. Mademoiselle de Florian, nicht wahr?«

Seine Stimme war sanft und tief.

»Isabelle.«

»Max Albrecht«, sagte der junge Mann. »Ich habe das Glück – oder auch nicht –, Nadjas Bruder zu sein.«

Isabelle streckte ihm die Hand entgegen, und er hielt sie einen Moment lang fest.

»Jeder Abend war so wie der heutige. So wunderschön.« Er blickte auf den See hinaus. »Ich würde Sie ja fragen, ob wir ein Stück spazieren gehen sollen, aber ich fürchte, Ihre Großmutter würde –«

»Mich Ihnen in die Arme schubsen«, beendete Isabelle den Satz.

»Aber Sie wollen nicht geschubst werden.«