Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 2 - Hermann Lingg - E-Book

Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 2 E-Book

Hermann Lingg

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Beschreibung

Die Völkerwanderung von Hermann Lingg ist ein Nachdruck der Originalfassung in 3 Bänden (1866-1868). Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 2 umfasst: Vierter Gesang. Die Hunnenschlacht. Fünfter Gesang. Maximus und Eudoxia.

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Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 2

Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 2Vierter Gesang. Die Hunnenschlacht.Fünfter Gesang. Maximus und Eudoxia.Impressum

Die Völkerwanderung: Band 2, Teil 2

Autor: Hermann Lingg

Nachdruck der Originalfassung (1866-1868, erschienen im Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart)

Vierter Gesang. Die Hunnenschlacht.

Schon war es kühl geworden in den Forsten,  Der Winter kam, und Stock und Stein gefror,  Die Adler flogen hungrig aus den Horsten,  Nicht minder gierig aber brach hervor  Geharnischt Kriegsvolk, Pfeil mit Eberborsten,  Geschuppte Reiter, die den Speer empor,  Und die Thors Hammer aus den Schultern trugen,  Und andre, die mit Schwert und Streitaxt schlugen.

Zu gleicher Zeit, gleich mächtig, Rott' an Rotte  Hochbord'ger Schiffe, breit und starken Baus,  Drang von Karthagos Hafen eine Flotte,  Die Flotte Geiserichs durchs Meergebraus.  Manch hölzern Bild von einem alten Gotte  Sah da vom Hochdeck auf die Fluth hinaus,  Und aus der Flagge schnoben Schlangenrachen,  Einhörner, Basilisken, Panther, Drachen.

Die Höhe von Sicilien erreichend,  Gewahrten sie, daß nah dem Küstenland  Der Fahrwind kaum die Segel noch bestreichend,  Allmählig sank, und Gegenwind entstand.  Es kam ein heft'ger Nord, der nimmer weichend  Zurück die Schiffe trieb. Damit entschwand  Die Hoffnung, noch vor Winterszeitbeginnen  Die Küste von Italien zu gewinnen.

»Kennt uns nicht mehr der alte Gott im Norden?«  Sprach Geiserich und blickt zum Himmel auf,  Und siehe da, ein Raum war leer geworden,  Die Stelle, wo gestrahlt in seinem Lauf  Der mächtige Komet. »Wenn nun die Horden  Ihn nicht mehr leuchten sehn, ich schwör' darauf,  Sie werden dann auch uns versunken glauben,  Und ganz allein Italien durchrauben.«

Als ob er durch den Sturm ihr Heulen hörte,  Drang's ihm zu Sinn; »Ha, wenn nun zu dem Raub  Der Hunne früher käm' und Rom zerstörte,  Und uns nichts übrig ließ' als Schutt und Staub?  Wie wär's, wenn ich sein grimmig Herz bethörte?  Sonst niemals war er meinen Planen taub.  Ich lenk' ihn ab, noch trotzen seinen Fahnen  Die Mächtigsten der westlichen Germanen.«

So schrieb er denn: »Wir hörten schon erschallen  Von deinem Nahn der Lüfte Reich, jedoch  Gebeutst du den Germanen noch nicht allen;  Der Gothe höhnt, der Franke flieht dein Joch.  Erst strafe die, die von dir abgefallen,  Der Raub Italiens bleibt uns immer noch.  Die reichen Städte sollen's erst bezahlen,  Die sich im Rhein im goldnen Wellbild malen.«

Wer aber wird die Botschaft überbringen?  »Wer ist so kühn und beut im Ruderboot  Den Stürmen Trotz, und wagt es durchzudringen  Durch Feindes Land?« »Ich will's,« sprach Verimod.  »Mit Muth und Klugheit soll es uns gelingen.«  Er wählt sich die Gefährten, schwärzt das Roth  Des hellen Haares, löst das Boot vom Borde  Und ringt sich muthig durchs Gebraus der Norde.

Und wieder in des alten Tempels Halle,  Worin, seitdem verflossen Jahr um Jahr,  Gewuchert rings die Spuren vom Verfalle,  Trat am zerbrochnen heidnischen Altar  Zu Verimod Aëtius. Wachten alle  Die alten Schauer auf? Wie damals war  Gewitternacht, und um die Tempelsäulen  Schoß Blitz auf Blitz und brauste Windesheulen.

»Zu wem« – sprach Verimod, »und wer mich sendet,  Enthüllt' ich dir, und beider Helden Plan.  Nun sieh, nach welcher Seite hingewendet,  Sich dir erschließt die reichste Thatenbahn,  Und wem du helfen willst, denn groß vollendet  Hast du noch Alles was du je gethan,  Und deutlich ist, daß etwas Riesengroßes  Sich jetzt entringt der Nacht des Zeitenschooßes.«

Aëtius erhob sich an den Stufen  Des öden Altars, oben schoß durchs Dach  Des Wetterleuchtens Gluth. Er sprach: »Wie rufen  Doch deine Worte die Erinnrung wach  An Thaten, die so großes Unheil schufen! –  Im Donner, im geschwollnen Regenbach  Vernehm' ich aus den Gräbern Derer Klage,  An deren Tod ich schwere Mitschuld trage.

»Sie sind dahin und ihre wahren Leben  Bringt nichts zurück mehr in die Gegenwart,  Nur ihre Schatten seh' ich mich umschweben,  Von ihren kalten Blicken angestarrt.  Doch jetzt ist mir der Augenblick gegeben,  Den ich mit Sehnsucht, den ich längst erharrt,  Und was mir auch in diesem großen Ringen  Bestimmt mag sein, ich will es groß vollbringen.

Du geh' nun hin und bring', wie dir befohlen,  Dem Hunnen deine Botschaft, hoff' er dann  In Gallien seine Beute sich zu holen,  Es sei, wenn ich nur Rom erretten kann.«  Hier hielt Aëtius inn' und sah verstohlen  Auf Verimod, der sich indeß besann  Und sprach: »Mögst du, was du nur willst beginnen,  Wenn nur auch wir uns deinen Dank gewinnen.«

»Das sollt ihr, ja, daß Geiserich es wisse,  Ich ehr' ihn, schuf er gleich uns große Noth;  Doch Attila, der Fürst der Finsternisse  Ist uns verhaßter als der bittre Tod.«  Er sprach's und bot, da durch der Wölbung Risse  Nun wieder Sternlicht schien, dem Verimod  Die Hand zum Abschied. Dieser nun vollführte  Den Auftrag Geiserichs, wie sichs gebührte.

Er stellt dem Hunnenkönig vor: schon rüste  Mit altem Haß der Gothe gegen ihn;  Ihm würden, wenn er nicht zu strafen wüßte,  Die unterworfnen Völker sich entziehn,  Die längst nach Unabhängigkeit gelüste.  Die Thüringer und Franken, wie es schien,  Vereinten sich den Gothen, auch Burgunden  Und Sueven hätten sich dazu verbunden.

Vom Nordseestrand, wo jene nie gejochten  Uralten Stämme hausten und vom Rhein,  Wo stets der Völker Freiheit ward verfochten,  Dring' überall der gleiche Ruf herein.  Die Römerstädte dort, die stolzen, pochten  Auf ihren Glanz und Reichthum, auf den Schein  Der Rechte, die von Alters her noch dauern,  Auf ihren Ruhm und ihre festen Mauern.

Und Attila erregt zu wildem Grolle  Bei dem Gedanken schon, daß irgend wer  Noch seiner Macht und Waffe trotzen wolle,  Befiehlt sogleich nach Westen hin sein Heer.  Da brachen auf aus unwirthbarer Scholle  Die Horden alle vom asow'schen Meer,  Von Nord und Osten stießen zu dem Zuge  Der Scythe, der Gepide und der Rüge.

Die Könige Scythiens und die Völkerschaften  Vom Lauf der Wolga, von der Donau Strand,  Thüringer, Sueven und Ostgothen rafften  Zum Mitzug ihre Waffen auf. Bald stand  Am Rhein der Hunnen Heer, und sie verschafften  Sich Uebergang nach Gallien. – Winterland,  Halb zugefrorne Ström' und Sturm in Wäldern,  Und zahllos Heervolk aus den öden Feldern.

Der Purpur eines rothen Wollebandes  Umflog den Speer, wo Etzel führt sein Heer,  Wie vor der Windsbraut eine Rolle Sandes,  Zog seine Völkerschaar im Flug daher.  Wie dichte Saat auf einer Scholle Landes  So wogte unabsehbar Speer an Speer,  Der Wandervogel vor dem Wind die Wolke  Sind Boten vor dem pfeilgeschwinden Volke.

Es hat die Nacht ein Leuchten, ihr nur eigen,  Und eigne Thiere hat das Winterjahr,  Die Sterne wie die Menschenherzen neigen  Zu gleichem Glück, verbunden durch Gefahr.  In bleicher Schneenacht mag der Wolf sich zeigen,  Auf braunen Fels baut seinen Horst der Aar,  Ereignisse gehorchen ihrer Richtung,  Wie Stein und Erz der Lagerung und Schichtung.

Um den Bedrohten reihen sich die Schwachen,  Und zum Erobrer heult die Schlachtenwuth,  Wenn ausgesetzt die Jungfrau wird dem Drachen,  Dann kommt der Retter, dann erwacht der Muth.  Und sättigt nichts mehr eines Unthiers Rachen,  So ist's ein Blick, der mehr als alles thut;  Ein Sandkorn oft nur auf des Schicksals Wage  Stellt wieder her das Gleichgewicht der Tage.

Aëtius, beseelt von dem Gedanken,  Der Schirmherr seiner Zeit zu sein – Gefahr  Rings um ihn her, vereinigt seine Flanken;  Er bietet die Westgothen auf, sogar  Die Sachsen, die Burgunder und die Franken,  Des Meroväus Volk mit langem Haar,  Die schwarze Rüstung trugen, schwarze Ringe,  Ein Kreuz der Schwertgriff und ein Blitz die Klinge.

Zur Sonntagsfeier läuteten die Glocken  Am Hof des Gothenkönigs zu Toulous',  Die Mandelbäume streuten Blüthenflocken  Den schönen Frau'n und Jungfrau'n vor den Fuß,  Das Aug' der Königstochter nur blieb trocken,  Nie wieder bot der Tag ihr einen Gruß.  Es hatte Geiserich in blindem Hassen  Die Gattin seines Sohnes blenden lassen.

So saß sie, eine andere Sibylle  Und sah in sich und alles was geschah,  Und rings umher war Nacht und Todtenstille.  Da sagte sie: »Von Rom ist jemand da,  Der uns bedeuten will, was Gottes Wille.  Er trete ein, den ich im Geiste sah,  Heil dir, Aëtius! dem klugen, frommen,  Dich grüßt das Auge, dem das Licht genommen.«

Mit klugem und beredtem Wort begründet  Der Römer seiner Sendung hohen Werth.  »Der Krieg,« so spricht er, »hat sein Reich entschlündet,  Und ich befürchte, wenn ihr nicht gewährt,  Daß sich mit uns der Gothen Macht verbündet,  Daß euch bald auch das Aergste widerfährt.  Euch einzeln kann der Sieger unterjochen,  Vereint dürft ihr auf eure Stärke pochen.«

Die Blinde sprach: »Was unser Volk erlitten,  Der Hunne hat es über uns verhängt,