Die Weilheimer Pestkapelle - Pascal Frayeur - E-Book

Die Weilheimer Pestkapelle E-Book

Pascal Frayeur

0,0

Beschreibung

Ein unheimliches Geheimnis umgibt die Kapelle St. Georg in Pollingsried, die im Volksmund nur als Weilheimer Pestkapelle bezeichnet wird. Hat der Beiname etwas mit dem schwarzen Tod zu tun? Immerhin ist die Kapelle ein stummer Zeuge der Pest. Das wäre immerhin eine Möglichkeit. Allerdings könnte es ebenso sein, dass der Beiname vielmehr durch die zahlreichen paranormalen Erlebnisse geprägt wurde, die seit vielen Jahren rund um die Kapelle beobachtet werden. Es wird von Höllenhunden, Geistern und den Schreien kleiner Mädchen berichtet. Was auch immer für eine grausame Geschichte die Weilheimer Pestkapelle in sich trägt, die mythologische Parabiologin Karla Lorenz wird nicht ruhen, bis sie ihr auf den Grund gegangen ist. Dabei wird sie auf jemanden treffen, der zu gerne mit ihr diese Geschichte teilen möchte, allerdings ganz anders als Karla es sich wünschen würde.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 40

Veröffentlichungsjahr: 2024

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



DIE WEILHEIMER PESTKAPELLE

KARLA LORENZ

BUCH 3

PASCAL FRAYEUR

INHALT

1. Lieber Igel, laß mich leben

2. Die Flucht

3. Eine unheimliche Vergangenheit

4. Helligkeit, Dunkelheit, Menschenleid

5. Das Ende naht

6. Ewiger Frieden

Über den Autor

1

LIEBER IGEL, LASS MICH LEBEN

Plötzlich war sie da. Sie tanzte. Sie lachte. Sie alberte herum, so wie es jedes normale kleine Mädchen tat. Allerdings war sie ganz sicher kein »normales« kleines Mädchen. Mitten in der Nacht stand sie wie aus dem Nichts auf einmal inmitten der kleinen Kapelle, die Frida und ich auf Bitten des neuen Denkmalverwalters der sogenannten Weilheimer Pestkapelle untersuchten. Justus Siebald hatte diese Aufgabe vor wenigen Wochen übernommen. Als Denkmalverwalter der alten Kapelle St. Georg in Pollingsried, wie diese schmucke Kapelle eigentlich heißt, hatte er den Auftrag erhalten, dem nächtlichen Spuk rund um diesen Ort mit allen Mitteln ein Ende zu bereiten. Nachdem sein Vorgänger etwas in die Jahre gekommen war, hatten seine Vorgesetzten den Generationenwechsel nutzen wollen, um dem regelmäßigen nächtlichen Treiben rund um die Kapelle Einhalt zu gebieten. Die Kapelle hatte den Ruf, verflucht zu sein, was allerhand zwielichtige Gesellen offensichtlich zu nächtlichen schwarzen Messen motiviert. Größtenteils handelt es sich dabei wohl um ein paar harmlose Spinner und abenteuerlustige Jugendliche. Jedenfalls dachten das alle Beteiligten. Nachdem die Kapelle mit ihrer Geschichte und ihrem Ruf zwar ein beliebter Tourismusmagnet war, sollte der neue Verwalter verhindern, dass Touristen sich in der Nähe der Kapelle tatsächlich in Gefahr begaben. Eine solche Überraschung sollten wir schlussendlich selbst erleben. Und zwar in der Weilheimer Pestkapelle und genau in diesem Moment.

Das EMF-Messgerät, das ich mir angeschafft hatte, um elektromagnetische Wellen zu messen, gab einen schrillen Ton von sich, nachdem es zuvor den ganzen Abend keinen Ausschlag gezeigt hatte. Ich umklammerte das Gerät so fest, dass meine Hände begannen zu schwitzen. Oder kam das eher durch meine Angst?

»Ach, lieber Igel, laß mich leben.

Ich will dir meine Schwester geben,

meine Schwester Grete!«, sang das Mädchen und tanzte, wobei ihre blonden Zöpfe im Takt wippten. Zwar hatte ihre Stimme die typische Klangfarbe eines jungen Mädchens, dennoch wirkte sie gleichzeitig so, als würde eine alte Frau die Stimme eines Kindes imitieren. Außerdem wackelte der Kopf des Mädchens unter lautem Knacken hin und her. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen. Dabei hatte sie uns weiterhin ihren Rücken zugewandt. Ihr Kopf regte sich langsam und eher ruckartig, während ihre Füße sich völlig normal im Takt bewegten. Ansonsten war an dieser Szenerie rein gar nichts mehr normal. Ihr Kleid wirkte wie aus alten Stoffen selbst genäht und ihre Schuhe schienen viel schwerer zu sein, als es für Kinderschuhe üblich war. Möglicherweise war die Kindermode in der Nähe des Starnberger Sees eine andere als in Berlin-Kreuzberg, aber das Mädchen wirkte, als sei sie einer anderen Zeit entsprungen. Ihr kleiner, zierlicher Körper zog die gesamte Präsenz in der kleinen Kapelle auf sich. Bei Tageslicht hatte die Weilheimer Pestkapelle von Innen nicht besonders spektakulär ausgesehen. Frida und ich hatten sie bei unserer Ankunft am Nachmittag ausführlich inspiziert. Neben einem kleinen Altar gab es ein paar Schemel und Kerzen. Ansonsten war die Kappe leer und kühl gewesen. Jetzt aber schien der Altar zu leuchten und es war unglaublich heiß um uns herum, dabei waren die Temperaturen in dieser Januarnacht im Minusbereich und die alte Kapelle verfügte über keine Heizung. Die vielen Kerzen, die fast alle ohne unser Zutun plötzlich zu brennen begonnen hatten, konnten nicht die alleinige Wärmequelle sein.

Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zu Frida, die mindestens genauso gebannt wie ich auf das Mädchen starrte, das unbeirrt von unserer Anwesenheit weiter sang und tanzte. Gerade als ich mich ein wenig gefangen hatte und Frida ansprechen wollte, änderte das Mädchen ihren Reim.

»Engel Bengel laß mich leben,

will dir meine Schwester geben!

Nein, das mach nicht,

schau‘ in mein Gesicht!

Lange hatte ich Geduld,