Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 534 - Karin Weber - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 534 E-Book

Karin Weber

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Beschreibung

Ohne die geringste Rücksicht auf seine bezaubernde Gattin zu nehmen, beginnt Ferdinand-Alexander von Barentwien immer wieder Liebeleien mit hübschen jungen Frauen. Keine kann dem Charme des attraktiven Fürsten widerstehen.
Sogar mit einer Magd beginnt er eine kurze Liebschaft, die nicht ohne Folgen bleibt. Als Meta den Fürsten in ihrer Verzweiflung um Hilfe bittet, weist er sie barsch aus dem Schloss und verbietet ihr, jemals etwas über seine Vaterschaft verlauten zu lassen. Der Fürst hat bereits drei stattliche Söhne und verweigert jede Verantwortung für dieses Kind. Doch es kommt der Tag, da bereut Ferdinand-Alexander diese Entscheidung bitter ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Keine Frau war sicher vor ihm

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: CURAphotography / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0718-3

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Keine Frau war sicher vor ihm

 ... ob Prinzessin oder Magd

Ohne die geringste Rücksicht auf seine bezaubernde Gattin zu nehmen, beginnt Ferdinand-Alexander von Barentwien immer wieder Liebeleien mit hübschen jungen Frauen. Keine kann dem Charme des attraktiven Fürsten widerstehen.

Sogar mit einer Magd beginnt er eine kurze Liebschaft, die nicht ohne Folgen bleibt. Als Meta den Fürsten in ihrer Verzweiflung um Hilfe bittet, weist er sie barsch aus dem Schloss und verbietet ihr, jemals etwas über seine Vaterschaft verlauten zu lassen. Der Fürst hat bereits drei stattliche Söhne und verweigert jede Verantwortung für dieses Kind. Doch es kommt der Tag, da bereut Ferdinand-Alexander diese Entscheidung bitter ...

»Ich hatte heute Morgen Besuch.« Das fürstliche Paar saß nach dem Essen im Salon beim Mokka zusammen. Die Kinder waren von der Erzieherin abgeholt worden, die beiden waren allein.

»Du sagst das so geheimnisvoll«, entgegnete der Fürst. »War etwa Komtess Camilla da? Sie will heiraten, habe ich mir erzählen lassen. Einen völlig unbedeutenden Mann, einen Grafen Sottkow. Er hat mehr Schulden als Haare auf dem Kopf und will sich wahrscheinlich sanieren. Ich kenne ihn vom Regiment her. Kein sehr tüchtiger Mensch.«

»Meta war da.« Fürstin Friderike beobachtete ihren Mann genau.

»Meta?«, wiederholte er. Anscheinend verband sich mit diesem Namen für ihn keine Erinnerung.

»Sie ist Magd bei uns.«

»Ach so, die Meta. Was wollte sie denn?«

»Mir sagen, dass sie ein Kind von dir erwartet.«

»Was für eine Unverschämtheit, dich damit zu behelligen, meine Liebe! Ich hoffe, du hast ihr die gebührende Antwort erteilt.«

»Ich habe sie hinausgeworfen.«

»Das war das Beste, was du tun konntest. Was für eine Dreistigkeit, einfach ins Schloss zu kommen!« Er schüttelte tief empört den Kopf.

»Und das Kind?«, fragte Fürstin Friderike. »Es ist doch dein Kind, nicht wahr?«

»Weiß ich das?« Ungeduldig zuckte der Mann die Schultern. »Mein Gott, und selbst wenn es so wäre ... Ich werde ihr Geld geben. Wahrscheinlich wollte sie doch nur Geld.«

»Ich wüsste nicht, was sie anderes erwarten könnte. Oder meinst du, sie glaubt, du würdest ihr Kind adoptieren? Immerhin ist es ja ein Barentwien.«

»Bitte, liebe Friderike, jetzt wirst du geschmacklos.«

»Wenn es nun dein Kind ist, das sie erwartet ... Lässt dich das völlig gleichgültig? Wie viele Kinder hast du eigentlich schon, von denen ich nichts weiß?«

»Also wirklich, Friderike, du hast heute eine Art, Fragen zu stellen.«

»Ich bin deine vor Gott angetraute Frau, ich habe ein Recht, zu wissen, was du ...«

»Was ich was?«, fiel ihr der Mann barsch ins Wort. »Was ändert es zwischen uns, dass diese Meta ein Kind erwartet? Deshalb bleibst du immer noch die Fürstin Barentwien.«

»Ferdinand-Alexander ... Ich verstehe, dass ein Mann ... nun, dass er vielleicht einmal ein Abenteuer sucht. Aber ich fürchte, du übertreibst es.«

»Seit wann hörst du auf Klatsch? Gestatte, dass ich mich zurückziehe, meine Liebe. Morgen werde ich übrigens nach Berlin fahren. Ich habe Max schon gesagt, dass er mir einen Platz im Zug besorgen soll.«

Eine formvollendete Verneigung, und er war draußen.

Tränenlos starrte die Fürstin vor sich hin.

»Auch Sie sind doch eine Mutter«, hatte die Magd gesagt. Sie schloss die Augen. Sie war anders erzogen als Meta. Es gab einfach Dinge, über die man nicht sprach.

♥♥♥

Meta lief unterdessen nach Hause. Es war ihr Pech, dass ihr Vater sie unterwegs sah. Verblüfft richtete der Knecht sich auf und beschattete seine Augen mit der Hand, um im grellen Sonnenlicht besser sehen zu können.

»Das ist doch meine Meta«, murmelte er.

»Und ihr Sonntagskleid hat sie an«, ergänzte der neben ihm arbeitende Mann. »Was ist denn heute bei euch los, Karl? Eigentlich sollte sie doch arbeiten.«

Karl Brauer fuhr sich mit der schwieligen Hand über die braun gebrannte Stirn.

»Keine Ahnung«, murmelte er widerwillig. »Diese jungen Dinger kennen kein Pflichtgefühl mehr.«

Als er abends nach Hause kam, müde und hungrig, arbeitete Meta in ihrem Alltagskleid in der Küche, als wäre alles in bester Ordnung.

Karl blieb auf dem Lehmfußboden der Kate stehen und musterte sie finster unter seinen dichten Brauen.

»Warum hast du heute dein Sonntagskleid angezogen?«, fragte er. »Und dann am Vormittag?«

»Ich?« Meta wich vor ihm zurück. »Ich weiß nicht ...«

»Ich habe dich gesehen. Warst du im Schloss? Was hattest du dort zu suchen?«

»Nichts. Nur ...«

»Was?« Der Knecht spürte, dass irgendetwas mit seiner Meta nicht stimmte. »Rede schon! Willst du Mädchen im Schloss werden? Kommt nicht infrage, das sage ich dir. Im Schloss, da lernt ihr Mädchen nichts Vernünftiges, da setzt ihr euch nur Flausen in den Kopf. Du bist Magd und bleibst Magd, bis du heiratest. Basta!«

Meta nickte gehorsam. Sie hatte eine panische Angst, obwohl ihr Vater ein gutmütiger Mann war, der sie als Kind nur selten geschlagen hatte.

»Ich ... ich war bei Ihrer Durchlaucht, Vater ... Es ist nämlich ... Bitte, tu mir nichts, ich habe nicht gewusst, was ... Ich bekomme ein Kind.«

»Was hast du da gesagt?«, fragte Karl leise.

»Seine Durchlaucht ... Er war so nett zu mir ... Ich habe mir wirklich nichts Böses dabei gedacht.«

»Du hast dich mit Seiner Durchlaucht eingelassen? Bist du denn wahnsinnig geworden?« Karl ging Schritt für Schritt auf das zurückweichende Mädchen zu, bis die Küchenwand ihrer Flucht Einhalt gebot. Dann schlug er zu.

Es half Meta nichts, dass sie ihren Kopf mit den Armen zu schützen suchte, er riss ihre Hände herunter. Er kannte sich selbst nicht mehr, während er Meta züchtigte. Erst als sie zu seinen Füßen auf den Boden sank und ein leises Wimmern ausstieß, kam er wieder zur Besinnung.

Stumpf starrte er auf das Häufchen Elend.

»Weiß Mutter es schon?«, keuchte er.

Meta schüttelte heftig den Kopf.

»Ich wusste wirklich nicht, dass man davon ein Kind bekommt. Warum habt ihr es mir nicht gesagt?«

»Weil wir glaubten, du seiest ein anständiges Mädchen! Fürstenliebchen!«

»Vater, bitte, lieber Vater, sei wieder gut. Ich will auch alles tun, was du sagst.«

»Ein Kind! Meine Meta bekommt ein Kind! Und so etwas ist meine Tochter! Geh mir aus den Augen!«

Von Angst gehetzt, floh Meta aus der Kate. Hätte er mich totgeschlagen, dachte sie, dann läge jetzt alles hinter mir. Sie presste ihre heiße Stirn gegen einen Baumstamm und hielt sich mit beiden Händen an ihm fest.

»Komm, sonst wird das Essen kalt.«

Meta drehte sich langsam um. Ihre Mutter hatte sie gesucht, eine magere Frau mit tief liegenden Augen. Früher einmal musste sie sehr schön gewesen sein. Die harte Arbeit auf dem Gut hatte sie frühzeitig verbraucht.

Drei Kinder hatte sie zur Welt gebracht, zwei davon waren bald nach der Geburt gestorben. Nur Meta war ihr geblieben. Und jetzt musste sie mit ihr so etwas erleben.

»Hat Vater schon mit dir gesprochen?«, fragte Meta beklommen.

»Ja, beeil dich, sonst wird die Suppe kalt. Vater ist ins Dorf gegangen.«

Die Frau drehte sich um und ging den Weg zurück. Zögernd nur folgte ihr Meta.

»Da, iss!« In der Küche füllte die Mutter ihr eine Schüssel mit Suppe.

Ängstlich führte Meta den Löffel zum Munde. Wenn die Mutter doch etwas sagen würde!

»Ich ... ich weiß auch nicht ...«, begann Meta stockend. »Er hat mich gebeten, ich solle im Wäldchen auf ihn warten. Und er hat mir gesagt, ich sei ein hübsches Kind. Er war so nett. Du weißt ja, wie er ist, wenn er lacht.«

»Männer!«, sagte Frau Brauer verächtlich. »Habe ich dir nicht immer gesagt, du sollst dich vor Männern in Acht nehmen? Und nun bekommst du ein Kind. Was sagt er dazu?«

»Nichts.«

»Ja, die feinen Leute«, murmelte Frau Brauer. »Aber wir sind von seiner Gnade abhängig. Weine nicht, Meta, für Tränen ist es zu spät.«

»Dann bist du mir nicht böse, Mutter?«

Frau Brauer legte den Arm um ihre Schultern.

»Wo drei Mäuler satt werden, da reicht es auch noch für ein viertes. Mach dich an den Abwasch, ich gehe in den Garten. Das Unkraut muss gejätet werden.«

♥♥♥

In den nächsten Monaten hörte Fürstin Friderike nichts mehr von Meta. Klatsch drang nicht an ihre Ohren, und sie war zu stolz, um irgendwelche Fragen zu stellen.

Für sie liefen die Tage gleichförmig dahin, während ihr Gatte sein altes Leben unbekümmert fortsetzte. Manchmal durfte ihn jetzt sein ältester Sohn Ferdinand auf die Jagd begleiten.

Alle drei Kinder bekamen Unterricht im Fechten. Der Fechtmeister war mit ihren Fortschritten sehr zufrieden. Fürst Barentwien hatte nichts anderes von seinen Söhnen erwartet. Sie wuchsen allmählich zu hübschen jungen Männern heran.

Im Februar heiratete Komtess Camilla den Grafen Sottkow. Die Hochzeit wurde glänzend gefeiert, und selbstverständlich waren Fürst und Fürstin Barentwien Ehrengäste.

Fürstin Friderike hatte sich extra aus Berlin ein Kleid kommen lassen. Sie trug den kostbaren Familienschmuck und sah schön aus wie in ihren besten Tagen.

Komtess Camilla hatte sich seit dem Sommer nicht mehr bei ihnen sehen lassen. Dabei hatte es eine Zeit gegeben, in der sie fast täglich gekommen war. Fürstin Friderike hatte das junge, quicklebendige Ding ins Herz geschlossen. Und dann, ohne ein Wort der Erklärung, war die Komtess dem fürstlichen Schlosse ferngeblieben.

Fürstin Friderike erschrak, als sie in das ernste blasse Gesicht der jungen Dame blickte und sie begrüßte. Camillas Hand war kalt wie Eis.

Die Fürstin beobachtete sie genau, als ihr Gatte sich über Camillas Rechte beugte. Sie sah, wie die junge Frau die Lippen fest zusammenpresste.

Graf Sottkow machte neben dem Fürsten Barentwien wirklich einen unbedeutenden Eindruck. Sein Haar war dünn und semmelblond, selbst sein Schnurrbart wuchs nur spärlich. Seiner Haltung fehlte die angeborene Lässigkeit eines Fürsten Barentwien.

Die Fürstin war froh, als der Gatte ihren Arm unter seinen zog und mit ihr weiterging. Ihr war, als hätte sie eine Prüfung glücklich überstanden.

»Findest du Camilla nicht auch merkwürdig blass?«, fragte sie halblaut.

»So? Nun, das wird an der verständlichen Aufregung liegen. Auch du warst damals blass, als ich dich zum Altar führte.«

Mit dem Instinkt der liebenden Frau spürte Fürstin Friderike aber, dass es zwischen Ferdinand-Alexander und Camilla irgendein geheimes Band gab.

Als er den Pflichttanz mit der jungen Frau tanzte, ließ sie kein Auge von den beiden. Sie wusste, wie charmant ihr Gatte sein konnte, aber bei diesem Tanz war er kühl und höflich und gezwungen freundlich.

Die junge Braut schien in seinen Armen fast zu hängen. Einmal fing Fürstin Friderike einen flehenden Blick der Gräfin auf. Er galt Ferdinand-Alexander. Aber der Mann schaute unbeteiligt über sie hinweg. Anschließend führte er sie zu Graf Sottkow zurück.

»Es ist ein Vergnügen, mit Ihrer Gattin zu tanzen, lieber Graf«, sagte er höflich.

»Besorge mir bitte etwas zu trinken, Hans-Hermann«, bat die junge Frau ihren Gatten.

Der Graf winkte einem Diener, der mit einem gefüllten Tablett vorbeikam.

»Auf unser Glück, Camilla«, sagte er.

Die junge Frau achtete nicht auf seinen Trinkspruch. Ihr Blick folgte dem Fürsten Barentwien, der mit der Tochter eines reichen Großgrundbesitzers tanzte. Er strahlte sie an, sie lächelte zurück! Wie genau kannte Camilla das Spiel, das er hier von Neuem begann. Pass auf dich auf!, hätte sie dem ahnungslosen Mädchen am liebsten zugerufen. Er spricht von Liebe, aber er kennt keine Treue. Flieh vor ihm, flieh, solange es noch Zeit ist.

Aber konnte man denn jemals wieder von ihm loskommen, wenn diese Lippen einmal den eigenen Mund geküsst hatten? Camilla seufzte tief. Sie merkte nicht, dass ihr Mann ihre Rechte zärtlich an die Lippen führte.

»Bald können wir uns zurückziehen, Liebes«, sagte Graf Sottkow leise. »Ich freue mich auf unsere Hochzeitsreise.«

Camilla schloss gequält die Augen. Ihre Heirat war ein Verzweiflungsschritt, aber das wusste nur sie. Ihre Eltern waren froh, dass sie sich, nachdem sie so viele Körbe verteilt hatte, nun endlich für einen passablen Freier entschlossen hatte. Und an Sottkow war nichts auszusetzen, abgesehen von seinen Schulden. Aber welcher Offizier hatte die nicht?

Später sah Camilla, wie Fürst Barentwien auf die Terrasse trat. Sie folgte ihm unbemerkt. Ihr Mann sprach gerade mit ihren Eltern.

»Tut es dir leid, dass ich einen anderen heirate?«, fragte sie mit bebender Stimme.

Ferdinand-Alexander schnellte herum.

»Du? Was für eine Überraschung! Man wird dich drinnen vermissen.«

»Antworte mir! Liebst du mich noch ein bisschen?«

»Ich werde dich nie vergessen, du bist die charmanteste Frau, die ich jemals kennengelernt habe. Leider zu spät. Du weißt, was du mir bedeutest.«

»Wirklich? Du liebst mich noch?« Die Augen der jungen Frau füllten sich mit Tränen, aber diesmal waren es Tränen des Glücks.

»Ja«, versicherte der Fürst ernst. »Es ist tragisch, dass unsere Liebe keine Erfüllung finden darf. Ich wünsche dir alles, alles Gute.«

Er führte ihre Hände nacheinander an die Lippen.

»Geh in den Saal zurück, Sottkow sucht dich.«

»Ich bin so froh«, flüsterte Camilla, bevor sie wieder zu den fröhlich feiernden Menschen in den Festsaal huschte. Er hat mich nicht vergessen, er hat damals Schluss gemacht, weil er einsah, dass das Schicksal uns nicht füreinander bestimmt hat. Seine Liebe gilt mir!

»Du gefällst mir besser, wenn du lächelst«, sagte der Mann an ihrer Seite. »Die Kutsche ist vorgefahren. Komm, wir verabschieden uns von niemandem, du weißt, der Zug wartet nicht.«

»Mein Kind, mein liebes Kind«, schluchzte die Gräfin, als sie ihre Tochter an die Brust drückte. »Werde glücklich.«

»Hans-Hermann wird sie schon glücklich machen«, polterte ihr Mann. »Und hier ist noch eine Kleinigkeit für dich.« Er schob ihr einen Umschlag in die Hand. »Wenn du etwas Schönes siehst, das dir gefällt ...«

♥♥♥

Meta Brauer brachte einen Sohn zur Welt.

»Wie soll der Bankert heißen?«, fragte Vater Karl verdrossen, als er zum ersten Mal neben der Kiste stand, in der man dem kleinen Erdenbürger sein erstes Bett bereitet hatte.

»Alexander«, sagte die junge Magd still und demütig.

»Warum nicht gleich Ferdinand-Alexander?«, fragte der Knecht und ballte die Hände zu Fäusten. »Damit alle wissen, wer sein Vater ist!«

»Ich mag den Namen Alexander, und er wird nichts dagegen haben.«

»Der hohe Herr kümmert sich ja überhaupt nicht um dich. Am liebsten hätte ich ihm sein Geld damals ins Gesicht geworfen.«

»Aber wir brauchten es doch, Mann«, sagte Frau Brauer still. »Ist es nicht ein süßes Kind, Karl? Und so schwarze Haare hat er schon.«

»Schwarze Haare! Und wir sind alle blond.« Karl stampfte hinaus, und auch an diesem Abend kam er erst spät nach Hause zurück. Sein Weg führte ihn wieder einmal ins Wirtshaus.

Die beiden Frauen atmeten auf, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Gesine legte die verarbeiteten Hände liebevoll auf die Schultern ihrer Tochter.

»Vater wird ihn lieb gewinnen, warte nur ab«, sagte sie tröstend. »Wir müssen Geduld mit ihm haben. Im Grunde hat er ein weiches Herz.«

»Er hat ja recht, wenn er mich verachtet. Aber was kann der Kleine dafür, dass er keinen Vater hat? Gib ihn mir noch einmal, Mutter.«

Frau Gesine nahm den Jungen hoch und legte ihn Meta an die Seite.

»Wenn er ihn sehen würde ...«, sagte sie still, mehr zu sich selbst als an Meta gerichtet.

»Meinst du ...«

»Ich habe kürzlich die jungen Herren gesehen. Sie ritten auf dem Acker ganz dicht an mir vorbei. Alexander könnte einer von ihnen sein.«

»Vielleicht ...«

»Wir müssen hoffen«, sagte Frau Gesine still, als ihre Tochter nach dem ersten Wörtchen des Satzes abbrach.

»Alexander«, murmelte Meta zärtlich. Dann drehte sie den Kopf zur Seite und weinte. »Im Schloss haben sie so viel Platz«, stieß sie mit verhaltener Leidenschaft hervor. »Die jungen Herren bekommen Fechtunterricht, sie haben Privatlehrer, eigene Reitlehrer ...«

»Vielleicht, wenn er Alexander sieht ...«

»Seine Frau wird es nicht dulden. Aber er soll kein Knecht werden, Mutter.«

Frau Gesine nickte stumm. Wenn ihnen niemand half, was würde er dann werden? Knecht wie sein Großvater. Oder Arbeiter in der Zuckerfabrik. Oder vielleicht hatte er Glück und kam als Schreiber in ein Büro. Ins Schloss würde er niemals kommen.

Der kleine Alexander gedieh prächtig, aber seine Mutter hatte nicht so viel Zeit für ihn, wie sie es sich wünschte. Auf dem riesigen Gut des Fürsten gab es eine Menge Arbeit, und Müßiggänger wurden unnachsichtig davongejagt.

Es war Sommer. Alexander war ein knappes Jahr alt, als Fürst Barentwien in der Nähe der Katen vorbeiritt. Leutselig erwiderte er die Grüße der Kinder, die sich in ehrfurchtsvoller Entfernung von ihm hielten. Für sie war er wie ein Gott, fern und unnahbar. Alles, was sie hatten, kam von ihm und durch ihn.

Auch die Bewohner der kleinen Häuser hielten sich in respektvoller Entfernung von ihm. Die meisten hatten noch nie im Leben ein Wort mit ihm gewechselt, denn für ihre Wünsche und Anliegen war der Verwalter zuständig.