Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 677 - Wera Orloff - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 677 E-Book

Wera Orloff

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Beschreibung

Cornelia träumt von einer großen Hotelkarriere. Den Grundstein dazu soll ihre Ausbildung im Palast-Hotel legen, wo sie alle Abteilungen durchläuft. Später einmal möchte sie auch in Hotels im Ausland arbeiten und es irgendwann zur Empfangschefin bringen.
Der Beruf geht ihr über alles, doch insgeheim sehnt sie sich auch nach zärtlicher Liebe. Und die ist zum Greifen nahe. Der Chef des Friseursalons, der dem Palast-Hotel angeschlossen ist, macht ihr eifrig den Hof und legt ihr sein Herz zu Füßen. Obwohl Cornelia sich in seiner Nähe glücklich und geborgen fühlt, erteilt sie dem verliebten Mann eine Abfuhr, denn sie kann den Avancen des überaus attraktiven und charmanten neuen Geschäftsführers des Palast-Hotels, eines waschechten Barons und Schwerenöters, nicht widerstehen ...


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Inhalt

Cover

Das Mädchen vom Palast-Hotel

Vorschau

Impressum

Das Mädchen vom Palast-Hotel

Erfolgsroman um eine tiefe Sehnsucht

Cornelia träumt von einer großen Hotelkarriere. Den Grundstein dazu soll ihre Ausbildung im Palast-Hotel legen, wo sie alle Abteilungen durchläuft. Später einmal möchte sie auch in Hotels im Ausland arbeiten und es irgendwann zur Empfangschefin bringen.

Der Beruf geht ihr über alles, doch insgeheim sehnt sie sich auch nach zärtlicher Liebe. Und die ist zum Greifen nahe. Der Chef des Friseursalons, der dem Palast-Hotel angeschlossen ist, macht ihr eifrig den Hof und legt ihr sein Herz zu Füßen. Obwohl Cornelia sich in seiner Nähe glücklich und geborgen fühlt, erteilt sie dem verliebten Mann eine Abfuhr, denn sie kann den Avancen des attraktiven neuen Geschäftsführers des Palast-Hotels, eines waschechten Barons und Schwerenöters, nicht widerstehen ...

»Eine Sekunde, gnädige Frau, bitte«, sagt Hans Brauck in den Telefonhörer. Er blättert rasch in einem großen Buch. Sein Zeigefinger gleitet die Spalten entlang. »Jawohl, gnädige Frau, die Zimmer sind für Sie reserviert. Zweihundertzehn, zweihundertelf, zum Park gelegen, wie gewünscht.«

»Ich habe vierhundertsechs reserviert«, raunt ihm Cornelia Steinhoff zu und nimmt gleichzeitig von einer alten Dame den Schlüssel entgegen.

»Post? Ich schaue sofort nach.« Cornelia dreht sich um und zieht eine bunte Ansichtskarte aus einem bestimmten Fach.

»Gnädige Frau, das ist leider im Moment alles.«

»Nur das habe ich auch erwartet.« Die alte Dame hat einen kurzen Blick auf die Schriftzüge geworfen. Jetzt hebt sie den Kopf. Ihre Augen strahlen das junge Mädchen glücklich an. »Die Karte kommt von meinem Sohn. Er ist nach Schweden gefahren, müssen Sie wissen. Er hat mich lange auf Nachricht warten lassen. Ich habe mir schon große Sorgen gemacht.«

»Verzögerungen treten oft ein, wenn man auf eine Nachricht aus dem Ausland wartet. Ihre Sorge war ganz unbegründet, nicht wahr?«, sagt Cornelia.

Die alte Dame nickt und geht zu den doppelflügeligen Glastüren, die zu dem eleganten Aufenthaltssalon führen.

Hans Brauck deutet mit dem Kopf unauffällig zu den Fahrstühlen. Aus einem von ihnen, dessen Tür mit einem sanften Surren zurückgleitet, tritt in diesem Moment ein sehr eleganter Herr.

»Unser Filmheld«, flüstert er Cornelia zu. »Finden Sie ihn interessant?«

»Ja. Herr Tannert ist ein wunderbarer Mann, ein grandioser Schauspieler.« Helle Röte steigt in ihr Gesicht, als Fredo Tannert auf sie zukommt.

Ihre Hände zittern. Sie räuspert sich mehrmals. Trotzdem klingt ihre Stimme heiser, als sie mit klopfendem Herzen einen verlegenen Gruß murmelt.

Doch Fredo Tannert beachtet sie gar nicht. Seine hellen Augen suchen den Blick des Chefportiers.

»Wenn mein Manager kommt, soll er schon vorausfahren und den Vertrag aushandeln. Aber zu der besprochenen Summe. Ich gehe keinen Pfennig runter. Bestellen Sie ihm das wortwörtlich, mein lieber Brauck, ja?«

»Selbstverständlich, Herr Tannert. Sie können sich auf mich verlassen.«

»Gut, dann werde ich jetzt ein Stückchen hinausfahren und einen Spaziergang machen. Hoffentlich, ohne Autogrammwünsche erfüllen zu müssen. Das ist oft sehr lästig.«

»Ohne Zweifel, Herr Tannert.«

»Nun ja, ich werde einen schwachen Versuch machen, mich zu tarnen.« Fredo Tannert setzt eine riesige dunkle Sonnenbrille auf. »Übrigens, lieber Brauck, Sie besorgen mir für den Abend noch Blumen?«

»Rosen?«

»Rosen? Nein! Eine Orchidee, mein Lieber. Zart, süß, geheimnisvoll und lockend. Ich habe eine bezaubernde Verabredung.«

»Ich werde mich persönlich darum kümmern, Herr Tannert.«

»Dann bin ich beruhigt. Auf Ihren Geschmack kann ich mich verlassen.« Fredo Tannert tippt leicht gegen die weiche Krempe seines Hutes und geht dann auf die Drehtür zu.

Hans Brauck greift zum Telefon und dreht die Wählscheibe. Kopfschüttelnd beobachtet er Cornelia, die dem berühmten Filmstar mit schwärmerischen Augen nachsieht.

♥♥♥

In dem eleganten Friseursalon, der fast den ganzen angebauten Trakt des »Palast-Hotels« einnimmt, herrscht rege Betriebsamkeit.

Fast alle Kabinen sind von Hotelgästen besetzt. Eifrig huschen die Angestellten hin und her.

»Ach, Herr Bergen.« Eine Dame mit sorgfältig frisiertem, bläulich schimmerndem Haar hebt den rechten Arm und hält den vorbeihuschenden jungen Mann fest. »Ich warte nun schon einige Minuten auf Ihre Maniküre.« Sie hebt anklagend die gepflegten Hände. »Dabei werde ich trotz aller Nachsicht bald ungeduldig«, setzt sie vorwurfsvoll hinzu.

»Das ist mir äußerst peinlich, gnädige Frau.« Alfred Bergen unterdrückt einen Seufzer und zwingt ein Lächeln auf sein Gesicht. »Wenn Sie sich noch eine Sekunde gedulden, gnädige Frau. Ich werde Fräulein Martens sofort zu Ihnen schicken.«

»Aber nein, so eilig ist es nun auch nicht.« Die Dame dreht sich auf dem roten Sessel herum und lacht leise. »Können Sie mir fünf Minuten Ihrer kostbaren Zeit opfern?«

In diesem Moment schiebt Uschi Martens den Manikürwagen in die Kabine.

»Ich bitte um Entschuldigung, gnädige Frau, wenn ich Sie warten lassen musste.« Sie sieht ihren jungen Chef an und sagt: »Herr Bergen, wir haben Sie schon gesucht. Fräulein Steinhoff hat mehrmals nach Ihnen gefragt.«

»Fräulein Steinhoff? Wo ist sie?«

»Wo sie im Moment ist, kann ich nicht sagen. Sie will sich später noch einmal melden.«

Uschi Martens nimmt auf einem Hocker Platz und wendet sich der Kundin zu.

»Darf ich bitten, gnädige Frau?«

»Fräulein Steinhoff? Ist das nicht die junge Dame, die seit gestern dem Chefportier zur Hand geht?«, fragt die Kundin.

Uschi Martens hebt bedauernd die Schultern.

»Ich gehe nur selten ins Hotel hinüber. Doch die Möglichkeit besteht schon. Fräulein Steinhoff will Empfangsdame werden, und bei diesem Beruf muss man alle Sparten des Hotels durchgehen.«

♥♥♥

Alfred Bergen stößt die Tür auf und sieht sich suchend in dem weitläufigen Speiseraum um, in dem die Angestellten ihr Essen einnehmen.

»Mahlzeit, Herr Bergen«, begrüßt man ihn von allen Seiten freundlich.

»Mahlzeit. Ich wünsche guten Hunger.« Alfred lächelt, während sein Blick weiter suchend durch den Raum irrt.

»Sie sind mir doch nicht böse, dass ich Ihnen die Gräfin schon so früh geschickt habe?« Herbert Walters, einer der Etagenkellner, sieht von seinem Teller auf.

»Ich bin Kummer gewohnt.« Alfred winkt ab. »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.«

»Na ja, Ihnen ergeht es wie uns. Als Hotelfriseur hat man eben keine festen Arbeitszeiten. Aber wenn der Rubel rollt, machte es ja nur die Hälfte, nicht wahr?«, stichelt Walters.

Alfred nickt nervös. Dann huscht ein Leuchten über sein Gesicht. Weiter hinten hat er Cornelia Steinhoff entdeckt, die mit Angelika Struttner, der Sekretärin des Geschäftsführers, ein wenig verdeckt hinter einer Säule, an einem Tisch sitzt.

»Entschuldigen Sie mich bitte«, sagt er hastig und geht eilig weiter.

»Wo geht er denn hin, unser Figaro?« Herbert Walters dreht sich um und sieht dem jungen Mann neugierig nach. Dann stößt er einen kleinen Pfiff aus und nickt verständnisinnig.

»Na ja, Mr. Bergen bevorzugt Damengesellschaft.«

»Lass ihn, Herbert. Ich kann es ihm nicht verdenken.« Sein Kollege gibt ihm einen sanften Rippenstoß. »Nun komm schon. Sei nicht so neugierig. Dein Schnitzel wird sonst kalt.«

»Was heißt hier Damengesellschaft?«, mischt sich Lucie Grabler in das Gespräch. Ihr hübsches, rundes Gesicht unter den blonden Löckchen ist leicht gerötet. Aus ihren blauen Augen blitzt ehrliche Empörung. »Wollten Sie uns mit dieser Bemerkung etwa beleidigen?«

»Aber keineswegs, Lucie. Wie haben Sie das denn nun schon wieder aufgefasst?« Herbert Walters schüttelt bekümmert den Kopf.

Lucie Grablers Augen blicken für einen winzigen Moment den jungen Mann an. Hastig dreht sie sich dann um und wendet sich wieder ihrem Essen zu.

»Schon vergessen. Es war nur ein kleiner Scherz von mir«, murmelt sie verlegen.

♥♥♥

»Einen schönen guten Tag, meine Damen. Ist es gestattet?«

»Herr Bergen?« Angelika Struttner, die gerade mit ihrem Kompott beschäftigt ist, lässt verblüfft den Löffel sinken. »So früh heute? Das ist aber wirklich ein seltener Anblick. Ist Pause im Salon, oder ...« Sie kneift verschmitzt lächelnd ein Auge zu. »... haben Sie heute besonders großen Hunger?«

»Oh, das gerade nicht. Es ergab sich so.« Alfred lacht verlegen. »Ich habe mit Fräulein Astrid getauscht.«

»So genau wollte ich es gar nicht wissen. Ich wollte Sie nur ein bisserl aufziehen. Sie wissen doch, die Struttner hat ein loses Mundwerk mit in die Wiege bekommen, gell? Aber Sie sind mir nicht böse deswegen?«

Sie streckt ihm mit einer herzlichen Bewegung ihre Hand entgegen.

»Nun setzen Sie sich schon, Herr Bergen. Leisten Sie Fräulein Steinhoff noch ein wenig Gesellschaft. Ich muss mich nämlich heute sehr beeilen. Der Chef hat dringende Briefe zu diktieren.«

»Ja, setzen Sie sich zu mir, Herr Bergen.« Cornelia lächelt ihn an und deutet auf den Stuhl neben sich. »Ich freue mich. Allein schmeckt es mir nämlich nie so recht.«

»Fräulein Steinhoff, Sie wollten ...«

»... den Plan für das Museum herauslegen. Ich weiß«, unterbricht sie ihn, mit einem mahnenden Seitenblick auf Angelika Struttner, hastig.

»Ach was? Sie wollen ins Museum gehen, Herr Bergen?«, fragt Fräulein Struttner interessiert.

»Ins Museum? Ich?«, stottert Alfred verwirrt. Doch als er den flehenden Blick aus Cornelias hübschen Augen auffängt, nickt er zustimmend. »Allerdings. Das hatte ich schon immer einmal vor. Doch meistens bleibt es nur bei dem Gedanken. Man nimmt es sich vor, aber kommt nie dazu.«

»Das Museum ist sehr interessant. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Ich würde mich sehr gerne anschließen, aber leider fehlt mir die Zeit.« Angelika Struttner schiebt sich eine Pfirsichscheibe in den Mund und hebt bedauernd die Schultern.

»Schade«, murmelt Alfred. Das hätte mir gerade noch gefehlt, denkt er.

»Glauben Sie denn wirklich, dass uns Herr Bargmann verlassen wird, Fräulein Struttner?«, lenkt Cornelia geschickt von dem verfänglichen Thema ab.

»Eigentlich ist es ja ein Geschäftsgeheimnis, aber da es gewiss nicht mehr intern ist, möchte ich es Ihnen gegenüber nicht unbedingt verneinen. Bestimmtes weiß selbst ich noch nicht. Ehrlich gesagt, könnte ich Herrn Bargmann diesen Wechsel nicht einmal verdenken. Ihm ist eine sehr gute Stellung als Empfangschef in einem exklusiven Pariser Hotel geboten worden. Das bedeutet für einen jungen Mann natürlich die Chance.«

»Paris? Da würde ich auch zugreifen. Sofort, ohne jede Überlegung.« Cornelia nickt begeistert.

»Nicht wahr?«

»Aber, das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Fräulein Steinhoff.« Alfred spürt bei Cornelias Äußerung einen merkwürdigen Schmerz in der Brust. Er legt seine Hand auf ihren Arm.

»Sie allein in Paris? In einem fremden Land? Nein, das könnte ich mir nicht gut vorstellen.«

»Nicht vorstellen? Sie sind gut, Herr Bergen.« Cornelia sieht ihn kopfschüttelnd an. »Das wird doch einmal mein Beruf sein. Wenn ich hier im ›Palast-Hotel‹ alles gelernt habe, bleibe ich vielleicht noch ein, zwei Jahre, aber dann gehe ich garantiert. Und ganz bestimmt ins Ausland, denn das war schon immer mein sehnlichster Wunsch.«

»Herrn Bargmann kann ich gut verstehen, wenn er annimmt. Aber Sie sind doch schließlich eine hilflose junge Dame«, sagt Alfred etwas unüberlegt.

»Hilflose junge Dame?« Cornelia zieht die schmalen Brauen zusammen und schiebt den Mund trotzig vor. »Was soll denn das heißen? Trauen Sie mir etwa die Empfangsdame nicht zu?«

»Doch, unbedingt«, beschwichtigt Alfred sie hastig und sieht sie aus seinen blauen Augen ganz unglücklich an. »So habe ich das nicht gemeint. Der Gedanke, dass Sie ins Ausland gehen könnten, hat mich nur verwirrt.«

»Sie sind aber altmodisch, Herr Bergen.« Cornelia lacht amüsiert. »Wenn ich Sie so reden höre, muss ich an meine Eltern denken. Sie denken auch noch, wir sind die zarten, sorgsam behüteten Mädchen von damals. Aber das ist nicht mehr. Wir sind Frauen, die im Beruf ihren Mann stehen.«

»Daran habe ich nie gezweifelt«, murmelt er leise.

»Was streiten Sie sich über ungelegte Eier?« Angelika Struttner lacht burschikos. »Wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht taucht plötzlich ein netter Mann auf, und Sie denken überhaupt nicht mehr an Ihren Beruf, sondern nur noch ans Heiraten, Fräulein Steinhoff. Wer weiß?«

»Das passiert mir nicht«, sagt Cornelia gleichmütig.

»Weisen Sie es nicht so weit von sich, mein Kind. Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir. Der Beruf kann einem noch so ans Herz gewachsen sein, eine Familie ersetzt er niemals.«

Ein bitteres Lächeln huscht um den faltigen Mund der Kollegin, und für einen Moment hat Cornelia den Eindruck, als ob es in den freundlichen braunen Augen hinter den dicken Brillengläsern verdächtig glitzert.

Doch dann lacht Angelika Struttner schon wieder. Hastig faltet sie ihre Serviette zusammen und steht auf.

»Leider kann ich nicht länger mit Ihnen plaudern, so gern ich es tun würde. Sie sollten die Rindsroulade nehmen, Herr Bergen. Sie schmeckt vorzüglich.«

Sie nickt ihnen noch einmal freundlich zu und geht dann mit raschen Schritten davon.

»Wenn man es sich recht überlegt, ist sie wirklich zu bedauern«, murmelt Cornelia nachdenklich.

»Sicher.« Alfred sucht ihren Blick. »Es ist nicht gut, im Alter allein zu sein, ohne Familie.«

Cornelia weicht seinen blauen Augen hastig aus und greift nach ihrem Limonadenglas.

»Ich glaube, ich habe Sie mit dem Museum in Verlegenheit gebracht«, lenkt sie rasch ab. »Aber ich wollte nicht, dass Fräulein Struttner von meinem Besuch in Ihrem Salon etwas erfährt. Wenn sie auch sehr kameradschaftlich ist, könnte sie doch eine unbedachte Äußerung machen, und dann würde ich eventuell Ärger bekommen. Sie wissen doch, private Wege sieht die Geschäftsleitung nicht gern.«

Eine freudige Röte färbt seine Wangen.

»Das habe ich nicht zu hoffen gewagt. Sie wollten mich tatsächlich privat sprechen, Fräulein Steinhoff?«, fragt er atemlos.

»Nun ja, in gewisser Hinsicht schon. Ich habe eine ganz persönliche Bitte. Doch wenn es Ihnen nicht recht ist, dann sagen Sie es mir ganz ehrlich, ja?«

»Ich erfülle Ihnen jeden Wunsch. Wissen Sie das nicht?«

»Seien Sie nicht leichtsinnig, Herr Bergen. Was ist nun, wenn ich Sie beim Wort nehme?« Cornelia versucht ihre Verlegenheit mit einem Scherz zu überspielen.

»Sie würden mich sehr glücklich machen«, sagt er leise.

Cornelia fühlt plötzlich ihr Herz pochen und starrt schweigend auf ihre Hände. Wie nett er ist, denkt sie. Er ist eigentlich der netteste Mann hier im Hotel.

»Wissen Sie, Herr Bergen«, sagt sie, ohne ihn anzusehen, »ich habe meinen freien Samstag, und da habe ich mir vorgenommen, ins Theater zu gehen. Und da Sie doch so geschickte Hände haben, wollte ich Sie fragen, ob Sie mir vielleicht eine hübsche Abendfrisur machen könnten?«

»Aber natürlich«, sagt er sofort, »von Herzen gern.«

»Wirklich? Das ist lieb von Ihnen, Herr Bergen.« Cornelia dreht sich ihm zu und nimmt impulsiv seine Hand.

»Das ist doch selbstverständlich.« Sein Blick saugt sich an ihrem hübschen Gesicht fest. »Sie gehen gerne ins Theater, nehme ich an?«

»Ach, ich weiß nicht. Ich habe den Spielplan durchgeblättert, und da bekam ich plötzlich Lust.«

»Sie gehen sicher in Begleitung, nicht wahr? Mit einer Freundin?«

»Aber nein.« Sie schüttelt lachend den Kopf. »Ich werde mir ›Aida‹ von Verdi allein anschauen.«

»Am Samstag«, flüstert Alfred Bergen und lächelt plötzlich glücklich.

♥♥♥

Lucie Grabler rollt den Staubsauger in das elegante Hotelzimmer und rümpft angewidert die Nase.

Wie immer ist die Luft in der Suite der jungen Baronin abgestanden und schwül.

Lucie hält den Atem an, läuft eilig durch das Zimmer und stößt die Flügel der Balkontür weit auf, um dieses seltsame Gemisch von kaltem Rauch, Alkohol und schwerem süßlichem Parfüm zu vertreiben.

Sie geht wieder hinaus und holt einen kleinen Wagen herein. Angeekelt leert sie die überfüllten Aschenbecher, räumt Flaschen und Gläser fort und putzt mit einem feuchten Tuch die hässlichen Ringe von der polierten Platte des Tisches.

Dann seufzt sie auf und stößt die angelehnte Tür zum Schlafzimmer auf. Wie angewurzelt bleibt sie stehen und starrt erschrocken auf das breite Bett.

»Oh, Verzeihung, Frau Baronin. Hoffentlich habe ich Sie nicht gestört. Ich wusste nicht, dass Sie ... Fühlen Sie sich nicht wohl, Frau Baronin? Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«

Lucie starrt auf die gerunzelte Stirn der jungen Frau, und ihr Herz beginnt unruhig zu klopfen. Wird die Baronin gleich wieder explodieren?

Doch Sigrid von Thorn schüttelt langsam den Kopf und winkt mit einer müden Handbewegung ab.

»Den Arzt brauche ich nicht, wenn Sie das meinen, Lucie. Es wäre mir allerdings sehr lieb, wenn Sie die Räume später säubern würden. Ich kann diesen Lärm, den Sie sicher wieder veranstalten werden, jetzt nicht ertragen.«

»Selbstverständlich, Frau Baronin, wenn Sie es wünschen.«

»Einen Moment. Öffnen Sie doch bitte das Fenster, und ziehen Sie die Gardine wieder vor. Und dann bringen Sie mir bitte ein Glas Wasser.«

Die junge Baronin richtet sich auf und schüttelt eine Tablette aus dem Röhrchen.

»Ich glaube, ich bekomme das gleiche Leiden wie meine Mutter. Migräne, wissen Sie. Es ist einfach schauderhaft.«

Aha, so nennt man das also in diesen Kreisen, denkt Lucie und hat Mühe, ihr spöttisches Lächeln zu verbergen.

»Das tut mir sehr leid, Frau Baronin«, murmelt sie höflich. »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«