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Es war die beste Liebesnacht ihres Lebens! Aber als die Dämmerung anbricht, schleicht Melanie sich aus dem fremden Apartment. Ohne dem schlafenden Mann mehr als ihren Vornamen verraten zu haben. Es darf nur ein One-Night-Stand sein … Doch man sieht sich immer zweimal: Ausgerechnet ihre PR-Firma soll Adam Langford vor den Schlagzeilen retten, damit er mit weißer Weste das Familienimperium übernehmen kann. Und "No Sex" steht explizit im Vertrag, so will es sein Vater. Dafür ist es allerdings zu spät! Denn Adam ist der Mann, mit dem sie die Nacht ihres Lebens verbracht hat …
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Seitenzahl: 207
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Karen Booth Originaltitel: „That Night With The CEO“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1924 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Susann Rauhaus
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733721770
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Frauen hatten schon eine Menge verrückter Sachen angestellt, um an Adam Langford heranzukommen, aber Melanie Costello schien alles zu toppen. Auf den Überwachungsmonitoren beobachtete Adam, wie ihr Wagen langsam durch das Eingangstor fuhr, während der unbarmherzigste Regen niederprasselte, den er erlebt hatte, seit er das Anwesen in den Bergen vier Jahre zuvor erstanden hatte.
„Ich fasse es nicht“, sagte er leise und schüttelte den Kopf.
Ein lauter Donnerschlag war zu hören.
Sein Hund Jack stupste ihn an und wimmerte.
„Ich weiß, mein Alter. Nur eine Verrückte würde bei diesem Wetter hierherkommen.“
Die kleinen Härchen auf seinen Armen richteten sich auf, aber die Elektrizität, die in der Luft lag, hatte nichts mit dem Gewitter zu tun. Es war eher die Vorstellung, Melanie wiederzusehen, die ihn aus der Bahn warf.
Ein Jahr zuvor hatte sie ihn böse sitzen lassen. Nach der leidenschaftlichsten Nacht seines Lebens war sie einfach verschwunden, hatte ihm weder Auf Wiedersehen ins Ohr geflüstert, noch hatte sie ihn mit einem Abschiedskuss geweckt. Alles, was sie ihm hinterlassen hatte, war eine Erinnerung, die er nicht abschütteln konnte, sowie unzählige Fragen. Die drängendste war, ob er sich jemals wieder so lebendig fühlen würde wie damals mir ihr.
Bis vor einer Woche hatte Adam nicht einmal ihren Nachnamen gekannt, obwohl er sich alle Mühe gegeben hatte, ihn herauszufinden, nachdem sie verschwunden war. Nein, es hatte einen persönlichen Albtraum von gigantischem Ausmaß gebraucht – einen Skandal in der Boulevardpresse, der einfach nicht nachlassen wollte –, damit er Melanie Costello endlich wiedersehen konnte.
Jetzt war sie gekommen, um seinen guten Ruf wiederherzustellen, obwohl es nicht sehr wahrscheinlich war, dass jemandem das gelingen würde. Wenn es eine andere Frau aus dem PR-Bereich gewesen wäre, hätte er einen Weg gefunden, sich dem Ganzen zu entziehen. Aber dies hier war seine Chance, sie endlich festzunageln und Antworten zu bekommen. Diese Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen. Außerdem wollte er sie wissen lassen, dass er sich an sie erinnerte.
In diesem Augenblick ertönte die Klingel. Adam ging zum Kamin hinüber und stocherte in der glimmenden Holzkohle herum. Mit einem Glas Bourbon in der Hand starrte er in die Flammen. Er fühlte sich ein wenig schuldig, denn er wusste, dass Melanie vor der Tür stand. Aber sie konnte ruhig noch ein bisschen warten, bevor sie seinen guten Ruf wiederherstellte. Damals, als sie ihn im Bett zurückgelassen hatte, hatte sie es sehr eilig gehabt. Daher konnte er sie guten Gewissens noch ein paar Minuten lang schmoren lassen.
Es war mal wieder typisch für Melanie Costello, dass sie am Ende sogar den besten Sex ihres Lebens hatte bedauern müssen. Eine Woche zuvor noch war ihre einzige Nacht mit Adam Langford ihr süßes Geheimnis gewesen – eine Erinnerung, bei der ihr stets ein Schauer über den Rücken lief, wenn sie daran dachte. Und sie dachte oft daran.
Der Anruf von Adams Vater Roger, in dem sie sich zur Vertraulichkeit hatte verpflichten müssen, bevor sie auch nur ein einziges Wort wechselten, hatte dieses Geheimnis gelüftet. Jetzt war der Schauer dem Gefühl gewichen, dass jemand sie in die Rippen geboxt hatte.
Melanie parkte ihren Mietwagen in der kreisförmigen Einfahrt von Adam Langfords weitläufigem Zufluchtsort in den Bergen. Das Grundstück erstreckte sich über den Gipfel eines Berges in der Nähe von Asheville, North Carolina. Das rustikale Landgut mit den Holzgiebeln war umgeben von Mammutbäumen und wurde in diesem Moment von einem Blitz erhellt, der sich gleißend gegen den Abendhimmel abhob. Melanie war von dem Anblick ebenso beeindruckt wie eingeschüchtert.
Kälte schlug ihr ins Gesicht, während sie mit ihrem Schirm kämpfte und in ihren Pumps über die Zementplatten der Einfahrt stöckelte. Ich bin bestimmt die einzige Frau, die verrückt genug ist, mit High Heels durch einen Monsun zu laufen. Sie wickelte ihren schwarzen Regenmantel enger um den Körper und stieg die geschwungene Eingangstreppe hinauf. Eisregen klatschte gegen ihre Beine, der Wind heulte, ihre Wangen brannten. Der Himmel wurde im Sekundentakt von Blitzen erhellt. Inzwischen war der Sturm viel heftiger als bei ihrer Ankunft am Flughafen. Aber der wichtigste Auftrag in ihrer gesamten Karriere als PR-Frau, nämlich Adam Langfords Ruf zu rehabilitieren, erforderte ihre sofortige Aufmerksamkeit.
Sie hielt sich am Geländer fest und jonglierte dabei mit ihrer Geldbörse und einer Tasche, in der sich mehrere Bücher zum Thema Unternehmensimage befanden. Erwartungsvoll blickte sie auf die Tür. Bestimmt würde ihr gleich jemand öffnen und sie vor der Kälte und dem Regen retten. Schließlich hatte jemand ja auch das Tor geöffnet. Man schien sie also zu erwarten.
Es tat sich jedoch nichts, sodass sie die Klingel betätigte. Jede Sekunde, die verstrich, kam ihr vor wie eine Ewigkeit, während ihre Füße langsam zu Eis wurden und die Kälte durch ihren Mantel kroch. Nicht zittern. Wenn sie sich erst einmal verkühlt hatte, würde es ewig dauern, bis ihr wieder warm war. Doch die Vorstellung, in wenigen Sekunden vor Adam Langford zu stehen, verstärkte ihr Zittern nur noch.
Erinnerungen blitzten auf. Von einem Glas Champagner, dann von zwei Gläsern, als sie Adam zum ersten Mal in einer Suite voller Menschen im Park Hotel auf der Madison Avenue gesehen hatte. Zuerst waren ihr sein Dreitagebart und sein maßgeschneiderter grauer Anzug aufgefallen, der zeigte, wie durchtrainiert er war.
Es war die heißeste Party des Jahres in New York gewesen. Anlass war die Gründung von AdLab, Adams neuester Software-Firma. Er galt als Wunderkind, Genie und Visionär. Seit er sein Vermögen mit dem Verkauf der Social-Media-Plattform ChatterBack gemacht hatte, und zwar noch bevor er die Harvard Business School mit summa cum laude beendet hatte, hatte man ihm viele Namen gegeben. Melanie hatte eine Einladung ergattert und gehofft, bei diesem Event potenzielle Kunden zu treffen. Stattdessen tat sie das, womit sie am wenigsten gerechnet hatte. Sie ging mit Adam nach Hause, mit dem Mann, für den es nur eine passende Bezeichnung gab: Frauenheld.
Seine Anmache war ausgesprochen routiniert gewesen, als er Augenkontakt mit ihr aufgenommen und sich seinen Weg durch die Menge gebahnt hatte. Als er dann vor ihr stand, war die Idee, dass er sich ihr vorstellen könnte, geradezu absurd. Denn jeder im Raum kannte ihn. Melanie hingegen war im Vergleich zu ihm ein Niemand. Daher fragte er sie nach ihrem Namen, und sie antwortete, dass sie Mel hieße. Allerdings nannte niemand sie Mel.
Nachdem er ihr die Hand gegeben hatte, hielt Adam sie fest und sagte, sie wäre das Highlight der Party. Sie errötete und verfiel von diesem Moment an seinem Charisma. Wenig später saßen sie auf dem Rücksitz seiner Limousine und fuhren zu seinem Penthouse. Er hatte ihr die Hand unter den Rock geschoben und ihren Nacken geküsst …
Und jetzt stand sie vor dem zweiten Treffen mit dem Mann, der sie bis ins Innerste erschüttert hatte. Einem Mann, der aus einer mächtigen Familie in Manhattan stammte, der mehr als genug Geld hatte, umwerfend aussah und zudem noch ziemlich intelligent war. Kein Wunder, dass ihr flau war. Wenn er sie wiedererkannte, wäre es mit der von seinem Vater verlangten „absoluten Diskretion“ vorbei. Schließlich war es nicht gerade diskret, mit dem Mann geschlafen zu haben, dessen Bad-Boy-Image sie jetzt aufbessern sollte. Adams Ruf als Schürzenjäger hatte sicher zu dem Skandal in der Regenbogenpresse beigetragen. Melanie erschauerte bei dem Gedanken. Adam war der einzige One-Night-Stand, den sie je gehabt hatte.
Wahrscheinlich war es unhöflich, ein zweites Mal zu klingeln, doch sie war kurz davor zu erfrieren. Je eher sie und Adam sich an die Arbeit machten, desto eher würde sie in ihr Hotel zurückkehren und es sich im Bett gemütlich machen können. So drückte sie erneut auf die Klingel, und im selben Moment wurde die Tür geöffnet.
Adam Langford ließ sie persönlich herein. Er trug ein blauweiß gestreiftes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln sowie Jeans. Sein Look war ein völlig anderer als bei ihrer letzten Begegnung.
„Ms. Costello, nehme ich an? Ich bin überrascht, dass Sie es trotz des schlechten Wetters geschafft haben. Sind Sie im Kanu gekommen?“ Mit einer Hand hielt er die Tür auf, während er sich mit der anderen durch das dichte haselnussbraune Haar strich.
Melanie lachte nervös. „Nein, ich bin in einem Ihrer Fanboote gekommen.“
Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Unter dem Blick seiner stahlblauen Augen mit den absurd dichten Wimpern fühlte sie sich schutzlos, fast nackt. Und sie wusste ganz genau, dass er weit mehr mit ihr machen konnte, als sie nur anzuschauen.
Er lächelte und nickte. „Tut mir leid, wenn ich Sie habe warten lassen. Ich musste zuerst meinen Hund ins andere Zimmer sperren. Er greift jeden an, den er nicht kennt.“
Sie schlug die Augen nieder und streckte ihm die Hand entgegen. „Guten Abend, Mr. Langford. Schön, Sie zu sehen.“ Fast hätte Sie gesagt „Sie kennenzulernen“, aber das wäre eine dicke Lüge gewesen. Als sie den Auftrag angenommen hatte, war ihr klar gewesen, dass Adam bereits mit unzähligen Frauen geschlafen hatte. Er konnte sich unmöglich an alle erinnern. Außerdem hatte sie inzwischen ihr Haar gefärbt. Früher war es aschblond gewesen, jetzt hatte es einen Goldton.
„Bitte, nennen Sie mich doch Adam.“ Er machte die Tür zu und sperrte die Kälte aus. „War es schwierig, bei diesem Regen den Weg zum Haus zu finden?“
Er hatte sie wie eine Fremde begrüßt, und plötzlich konnte sie wieder ruhig atmen. Er erinnert sich nicht an mich. Vielleicht war es okay, ihn wieder anzuschauen.
„Oh nein, überhaupt nicht!“ Doch unter seinem bedeutungsvollen Blick erstarrte sie, denn sie musste wieder daran denken, wie es beim ersten Mal gewesen war, als er sie angeschaut hatte. Damals hatte dieser Blick ausgedrückt, dass sie alles war, was er wollte. Sie räusperte sich. „Gar kein Problem.“ Offensichtlich brachten seine Augen sie auch noch dazu zu lügen. Denn tatsächlich hatte sie zwei Stunden gebraucht, um in dem peitschenden Regen zu ihm zu kommen. Zwei Stunden, in denen ihre Windschutzscheibe die meiste Zeit über beschlagen gewesen war und sie das Navi verflucht hatte.
„Bitte, geben Sie mir doch Ihren Mantel.“
„Oh ja, natürlich. Danke.“ Damit hatte sie nicht gerechnet. Schließlich hatte er genug Geld, um einen Assistenten zu engagieren. Sie fummelte an den Knöpfen herum und zog ihn aus. „Gibt es hier in den Bergen keine dienstbaren Geister?“
Er hängte den Mantel in die Garderobe, während Melanie schnell die schwarze Hose ihres Anzugs glattstrich und die graue Seidenbluse zurechtrückte. Nach der langen anstrengenden Fahrt vom Flughafen sah sie sicher furchtbar aus.
„Ich habe meine Haushälterin und den Koch vor ein paar Stunden nach Hause geschickt, um ihnen die Fahrt durch das Unwetter zu ersparen.“
„Ich weiß, ich bin ein bisschen zu spät. Aber wir müssen unseren Zeitplan unbedingt einhalten. Wenn wir uns heute einen ersten Überblick verschaffen, können wir den morgigen Tag nutzen, um Ihre Interviews vorzubereiten.“ Sie holte die Bücher zu diesem Thema aus ihrer Tasche und überreichte sie ihm.
Adam atmete tief durch und sah sich die Titel an. „Wie man sein Image in der Geschäftswelt verbessert? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Gibt es wirklich Leute, die so was lesen?“
„Es ist ein fantastisches Buch.“
„Ja, klingt wie ein richtiger Bestseller.“ Er schüttelte den Kopf. „Lassen Sie uns ins Wohnzimmer gehen. Ich brauche jetzt einen Drink.“
Er führte sie durch einen breiten Flur in einen Raum, der die Ausmaße einer Kathedrale hatte. Vor dem Kamin, in dem ein Feuer flackerte, standen einladende Ledersessel. Gegen die hohen Fenster, die bis zum Boden reichten, prasselte der Regen vor dem Hintergrund des grauen Abendhimmels.
„Ihr Haus ist sehr beeindruckend. Ich kann gut verstehen, warum es ein Zufluchtsort für Sie ist.“
„Ich liebe New York, aber es geht nichts über die Stille und die frische Bergluft. Nur hier kann ich mich von der Arbeit ausruhen.“ Adam rieb sich den Nacken und seufzte. „Obwohl sie mich anscheinend schon wieder eingeholt hat.“
Melanie zwang sich zu einem Lächeln. „Bitte, nennen Sie es nicht so. Wir wollen nur ein Problem lösen.“
„Ich will Ihren Berufsstand nicht beleidigen, aber ist es nicht ermüdend, seinen Tag mit dem zu verbringen, was andere Leute denken? Die öffentliche Meinung zu manipulieren? Ich verstehe einfach nicht, was Sie daran finden. Die Medien sagen sowieso, was sie wollen. Die Wahrheit ist ihnen völlig egal.“
„Für mich geht es darum, Feuer mit Feuer zu bekämpfen.“ Sie hatte schon gewusst, dass Adam ein schwieriger Kunde sein würde. Er hasste die Presse. Und das machte den Skandal um die sogenannte Partyprinzessin noch viel schlimmer.
„Um ehrlich zu sein, mir kommt das Ganze wie eine kolossale Geldverschwendung vor. Ich gehe davon aus, dass mein Vater Ihnen für Ihre Dienste eine Riesensumme zahlt.“
Melanie schürzte die Lippen. „Ihr Vater bezahlt mich sehr gut. Das sollte Ihnen verdeutlichen, wie wichtig ihm die Sache ist.“ Auch wenn sie sich über Adams Tirade ärgerte, war der Vorschuss seines Vaters doch größer als die Einkünfte von all ihren anderen Kunden dieses Monats zusammengenommen. Ihre Firma Costello Public Relations expandierte ständig. Doch wie Adam ganz richtig angedeutet hatte, war es ein Geschäft, bei dem das Image sehr wichtig war. Das bedeutete exklusive Büroräume und topmodische Kleidung, die alles andere als billig war.
Ein lautes Bellen ertönte aus der Küche.
Adam drehte sich um. „Mögen Sie Hunde? Ich habe ihn eingesperrt, aber er wäre lieber hier, wo was los ist.“
„Kein Problem.“ Melanie nickte und legte ihre Sachen auf einem kleinen Tischchen ab. „Wie heißt Ihr Hund denn?“ Sie kannte die Antwort bereits. Adams Hund war eine zweihundert Pfund schwere Mischung aus einem Mastiff und einer Dänischen Dogge.
„Jack. Er wirkt vielleicht ein bisschen bedrohlich, aber sobald man sich an ihn gewöhnt hat, ist er sanft wie ein Lamm.“
Jack jaulte erneut. Schnell ging Adam zur Küche und öffnete die Tür. Der große Hund stürmte heraus, schlidderte über das Parkett und raste direkt auf Melanie zu.
„Jack! Nein!“ Adam schrie ihn zwar an, machte aber keinen Versuch, ihn zu stoppen.
Jack setzte sich auf die Hinterfüße und rutschte auf sie zu. Im nächsten Moment spürte sie eine feuchte Hundeschnauze an ihrer Hand. Fröhlich wedelte Jack mit dem Schwanz.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie verraten würde. „Er ist wirklich süß.“
Verblüfft starrte Adam sie an. „Das ist wirklich seltsam. Normalerweise verhält er sich Fremden gegenüber nie so freundlich.“
Sie zuckte mit den Schultern und wich seinem Blick aus. Dann kraulte sie Jack hinter den Ohren. „Vielleicht spürt er ja, dass ich Hunde mag.“ Oder vielleicht erinnert er sich daran, dass wir zusammen in Ihrer Küche waren, bevor ich Hals über Kopf verschwunden bin.
Um den peinlichen Moment zu überspielen, fügte sie schnell hinzu: „Wir sollten besser anfangen. Die Rückfahrt zum Hotel wird bestimmt länger dauern.“
„Mir ist immer noch nicht klar, wie Sie überhaupt den Berg hochgekommen sind. Aber so schnell werden Sie nicht wieder runterkommen.“ Er wies auf die Fenster, durch die man den jetzt horizontal peitschenden Regen sah. „Im Radio haben sie gesagt, dass die Straßen im Tal bereits überflutet sind.“
„Ich bin eine gute Autofahrerin. Das kriege ich schon hin.“ Doch in Wirklichkeit waren ihre Fahrkünste eher mittelmäßig. In New York zu leben, hieß vor allen Dingen, Taxis zu nehmen. Melanie brauchte ihren Führerschein nur auf Geschäftsreisen.
„Kein Auto kommt bei diesem Wetter durch. Ich habe hier genug Platz für Sie und bestehe darauf, dass Sie bleiben.“
Aber genau das war das Problem. Jeder Moment, den sie zusammen verbrachten, barg die Möglichkeit, dass er sich an sie erinnerte. Und dann würde sie eine Menge erklären müssen. Andererseits hatte sie keine andere Wahl, denn sonst würde sie ihre Arbeit nicht erledigt bekommen. „Das wäre eine Sorge weniger. Vielen Dank!“
„Ich zeige Ihnen gern das Gästezimmer.“
„Nein, mir wäre es lieber, wenn wir zuerst arbeiten würden. Dann kann ich früh ins Bett gehen, und wir können morgen in aller Frische weitermachen.“ Sie zog ein paar Heftmappen aus ihrer Tasche. „Haben Sie ein Büro, in dem wir arbeiten können?“
„Ich dachte eher an die Küche. Lassen Sie mich eine Flasche Wein öffnen. Wir sollten die Zeit miteinander genießen.“ Er ging vor und holte zwei Gläser aus dem Küchenschrank.
Melanie hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Daher ließ sie sich auf einem der Barhocker nieder, die um die Kücheninsel gruppiert waren. „Ich sollte jetzt eigentlich nichts trinken. Trotzdem vielen Dank.“
„Sie wissen nicht, was Ihnen entgeht. Das ist ein Chianti von einem kleinen toskanischen Weingut. Eine ausgesprochene Rarität.“ Er griff nach dem Korkenzieher.
Melanie schloss die Augen und betete um Kraft. Mit Adam Wein zu trinken hatte sie schon einmal auf einen Weg geführt, den sie nie wieder betreten durfte. „Also gut, ich probiere ihn.“ Sie stoppte ihn, als er ihr ein halbes Glas eingeschenkt hatte. „Vielen Dank. Das ist perfekt.“ Nach dem ersten Schluck durchströmte wohlige Wärme ihren Körper.
Jack kam Schwanz wedelnd auf sie zu und ließ seinen großen Kopf in ihren Schoß sinken.
Nein. Nein. Du magst mich nicht. Unruhig rutschte sie auf dem Hocker hin und her und hoffte, ihn so zu vertreiben. Vergebens.
Adam setzte sein Glas ab und betrachtete sie nachdenklich. „Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor, Ms. Costello.“
„Ja, das sagen viele.“ Aufgrund ihrer Nervosität klang ihre Stimme viel zu hoch. Melanie griff nach einer Heftmappe und vertiefte sich in den Inhalt.
Eigentlich hielt Adam sich für einen Experten, was die verborgenen Botschaften in den Worten einer Frau betraf. Aber er konnte es einfach nicht fassen, dass sie wirklich versuchte, ihre erste Begegnung zu ignorieren. „Haben Sie vielleicht schon mal für mich gearbeitet?“
Sie zuckte die Schultern und konsultierte ihr Notizbuch. „Daran würde ich mich ganz bestimmt erinnern.“
„Hatten wir ein Date?“
Sie zögerte. „Nein, das hatten wir nicht.“
Rein technisch gesehen war das keine Lüge, denn sie hatten ja wirklich kein Rendezvous gehabt. Er holte zu einer weiteren Frage aus. „Kann es sein, dass ich bei Ihnen einen Akzent entdecke?“
Sie biss sich auf die Lippen und richtete sich auf. Doch sie vermied weiterhin jeglichen Augenkontakt mit ihm, was wahrlich eine Schande war. Denn ihre kristallblauen Augen waren wunderschön.
„Das kann sein. Ich komme aus Virginia.“
„Ich habe mal eine Frau aus Virginia auf einer Party getroffen. Sie war ein richtiger Knaller. Vielleicht ein wenig verrückt. Wenn ich mich nur an ihren Namen erinnern könnte!“ Er rieb sich das Kinn, nahm einen weiteren Schluck Wein und kam um die Kücheninsel herum, um sich auf dem Barhocker neben ihr niederzulassen.
„Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich an alle Leute zu erinnern, die man einmal getroffen hat“, sagte Melanie und fügte hastig hinzu: „So, jetzt würde ich gern mit der Arbeit beginnen. Zuerst zu den Interviews …“
Sie schlug das betreffende Kapitel in ihrem Ordner auf und zeigte es ihm. Stirnrunzelnd sah Adam sich die Seite mit den vielen Namen und Informationen an. „Kein Wunder, dass meine Assistentin heute Nachmittag in Panik geraten ist. Ich meine … normalerweise arbeite ich achtzehn Stunden am Tag. Können Sie mir sagen, wann ich Zeit für all diese Geschichten finden soll?“
„Ihre Assistentin hat vorgeschlagen, Ihren Zeitplan umzustrukturieren. Die meisten Interviews und Fotoaufnahmen werden entweder bei Ihnen zu Hause oder im Büro stattfinden. Ich werde mir alle Mühe geben, Ihren Bedürfnissen Rechnung zu tragen.“
Im Moment hatte er nur das Bedürfnis nach einem zweiten Bourbon, sobald sie den Wein ausgetrunken hatten. Eigentlich hatte er gar keine Lust mehr, die Scharade weiter aufrechtzuerhalten. Und Melanies beharrliche Weigerung, sich zu der Vergangenheit zu bekennen, war äußerst frustrierend. Adam wollte endlich die Frage beantwortet wissen, die ihn seit mehr als einem Jahr quälte. Wie war es möglich, dass eine Frau eine unglaublich leidenschaftliche Nacht mit ihm verbringen und dann einfach verschwinden konnte? Und – was noch wichtiger war – warum sollte sie das tun?
„Im Moment steht das wichtigste Interview beim Metropolitan Style-Magazin an“, fuhr sie fort. „Sie wollen eine Homestory von Ihnen bringen – inklusive Fotos. Ich möchte dafür einen professionellen Raumausstatter engagieren, damit alles perfekt aussieht. Um Jack sollte sich ein Hundefriseur kümmern.“
Adam war überhaupt nicht angetan von der Idee, dass ein Raumausstatter in seinem Apartment herumwerkelte. Aber er würde auf gar keinen Fall zulassen, dass irgendjemand Hand an Jack legte. „Jack hasst Hundefriseure. Außer meinem eigenen, und der ist immer Wochen im Voraus ausgebucht.“ Natürlich würde er für ihn einen Termin freimachen, wenn Not am Mann war. Aber hier ging es mehr ums Prinzip.
„Ich werde mein Bestes tun. Doch wenn er nicht zu haben ist, brauchen wir eben jemand anderen. Jack ist sehr wichtig. Die Leute lieben Hunde. Durch ihn werden Sie viel sympathischer erscheinen.“
„Und dieser Raumausstatter ist auch überflüssig“, fügte er hinzu, ihren Einwand ignorierend. „Mein Apartment ist perfekt.“
„Aber auf den Fotos muss es so aussehen, als wäre es ein richtiges Heim und keine Junggesellenbude.“
Endlich sah er seine Chance gekommen. Sie wusste also, wie sein Apartment aussah. Und warum? Weil er sie darin schon einmal verführt hatte. „Was ist mit meiner Sammlung von Bierbüchsen in der Küche? Und mit meinem Schlafzimmer? Werden dort auch Fotos gemacht? Ich habe nämlich ein rundes Bett, genau wie James Bond.“
„Das stimmt doch gar nicht!“, erwiderte Melanie empört und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, und ihr Herz fing so laut zu pochen an, dass sie glaubte, er würde es hören.
„Woher wollen Sie das wissen?“, fragte er triumphierend.
Nervös rutschte sie auf dem Hocker hin und her. „Äh …“
„Ja? Ich warte.“
„Worauf denn?“
„Darauf, zu erfahren, woher Sie wissen, wie mein Apartment aussieht. Ich warte darauf, dass du es mir selbst sagst, Mel.“
Frustriert ließ Melanie die Schultern sinken. Sie hätte sich für ihre eigene Dummheit ohrfeigen können. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Normalerweise hielt sie sich strikt an die Wahrheit. „Du erinnerst dich also an mich.“
„Natürlich. Was hast du denn gedacht?“
Sie kam sich wie der letzte Idiot vor. „Nun, wenn man deinen Ruf als Womanizer bedenkt, war das nicht sehr wahrscheinlich.“
„Ich vergesse keine Frau.“
Das klang so überzeugend, dass sie es einfach glauben musste. Er hatte sie also nicht vergessen – genauso wenig wie sie ihn.
„Dein Haar ist anders“, bemerkte er.
Ihr Puls ging immer schneller. Offensichtlich entging ihm nichts. „Ja, ich habe es schneiden lassen.“
„Und getönt. Siehst du, ich erinnere mich noch genau daran, wie es aussah, als du bei mir im Bett lagst.“ Er stand auf, ging um die Insel herum und schenkte sich erneut Wein ein. Seine Wut war ihm deutlich anzusehen. „War es wirklich kein Problem für dich, den Job anzunehmen, obwohl wir miteinander geschlafen haben? Ich nehme an, davon hast du meinem Vater nichts erzählt, oder? Denn in diesem Fall hätte er dich mit Sicherheit nicht engagiert.“
Adam hatte natürlich recht. Aber sie hatte das Geld gebraucht, denn ihr früherer Partner hatte sie mit einer astronomisch hohen Büromiete alleingelassen, als er aus der Firma ausgestiegen war. Leider war er auch noch ihr Freund – ihr Beinahverlobter – gewesen. Er hatte sie verlassen, weil er sich in eine Klientin verliebt hatte.
„Ich hatte gehofft, wir könnten das diskret behandeln. Am besten, wir akzeptieren beide, dass es eine einmalige Sache war, die nicht mehr vorkommen wird, und konzentrieren uns stattdessen auf die Arbeit.“
„Eine einmalige Sache? War es das für dich? Denn du kommst mir nicht vor wie eine Frau, die irgendwelche fremden Männer aufreißt. Glaub mir, mit dieser Sorte kenne ich mich aus.“
„So habe ich es nicht gemeint.“
„Was ist denn mit dem Vertrag, den du unterzeichnet hast? Da gibt es doch einen Passus, der eine persönliche Beziehung zwischen dir und deinem Kunden verbietet, oder?“
„Genau deshalb hielt ich es ja für das Beste, unsere Vergangenheit zu ignorieren. Ich brauche diesen Job, und du musst dein Image aufpolieren. Das ist eine Win-win-Situation für uns beide.“
„Du brauchst den Job. Das heißt, es geht um Geld.“