Dirty Rich - Gefährliches Geheimnis - Lisa Renee Jones - E-Book
SONDERANGEBOT

Dirty Rich - Gefährliches Geheimnis E-Book

Lisa Renee Jones

0,0
9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wie gefährlich ist es, jemandem vollständig zu vertrauen?

Er war meine große Liebe, meine Leidenschaft - der Grund, warum ich atme. Ich vertraute ihm. Aber das Leben lehrte mich, dass ich niemandem vertrauen konnte. Denn er war nicht der Mann, für den er sich ausgab. Er war gefährlich.

Alle sagten mir, ich solle fliehen und mich verstecken, also tat ich das. Aber er hat mich gefunden - und diesmal laufe ich nicht weg. Weil er immer noch der Mann ist, der für mich die ganze Welt bedeutet. Und wenn das gefährlich sein soll, will ich das Risiko eingehen.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 325

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

TEIL 1

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

TEIL 2

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

TEIL 3

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Weitere Titel der Autorin

»Amy’s Secret«-Reihe:

Entfacht

Entflammt

Entfesselt

Enthüllt

»Tall, Dark and Deadly«-Reihe:

Riskantes Verlangen

Riskante Verführung

Riskante Hingabe

Riskantes Geheimnis

»Dirty Money«-Reihe:

Hard Rules – Dein Verlangen

Hard Rules – Dein Begehren

Hard Rules – Dein Versprechen

Hard Rules – Deine Liebe

»Dirty Rich« -Reihe:

Dirty Rich – Verbotene Leidenschaft

Dirty Rich – Verbotenes Verlangen

Dirty Rich – Verbotene Sehnsucht

Dirty Rich – Verbotenes Begehren

Über dieses Buch

Er war meine große Liebe, meine Leidenschaft – der Grund, warum ich atme. Ich vertraute ihm. Aber das Leben lehrte mich, dass ich niemandem vertrauen konnte. Denn er war nicht der Mann, für den er sich ausgab. Er war gefährlich.

Alle sagten mir, ich solle fliehen und mich verstecken, also tat ich das. Aber er hat mich gefunden – und diesmal laufe ich nicht weg. Weil er immer noch der Mann ist, der für mich die ganze Welt bedeutet. Und wenn das gefährlich sein soll, will ich das Risiko eingehen.

Über die Autorin

Mit ihren Liebesromanen hat Lisa Renee Jones eine große Leserschaft gewonnen und wurde mehrfach mit Genrepreisen ausgezeichnet. Die New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin hat bereits diverse Serien veröffentlicht, die ebenfalls bei beHEARTBEAT erschienen sind, darunter »Tall, Dark and Deadly« sowie »Amy's Secret« und »Dirty Money«. Jones lebt mit ihrer Familie in Colorado Springs, USA.

Lisa Renee Jones

Dirty Rich –Gefährliches Geheimnis

Aus dem Amerikanischen von Michaela Link

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2019 by Julie Patra Publishing/Lisa Renee Jones

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Dirty Rich Secrets«

Originalverlag: Julie Patra Publishing, Colorado Springs

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Birgit Gitschier, Augsburg unter Verwendung von Motiven © Krasovski Dmitri/shutterstock; BrianSallee/shutterstock

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0283-6

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

TEIL 1

Kapitel 1

Ashley (momentan Sandy)

Zeugenschutz ist ätzend.

Nach drei Monaten habe ich mich immer noch nicht an mein neues Leben gewöhnt, und ich habe auch noch immer nicht aufgehört, mich ständig umzublicken. Selbst jetzt muss ich gegen den starken Drang ankämpfen, mich umzudrehen, aber ich widerstehe. Stattdessen kuschele ich mich nervös in meinen Mantel und beeile mich auf dem kurzen Fußweg von der Arbeit nach Hause. Die Kühle eines der wenigen kalten Tage in Austin, Texas, sammelt sich zwischen den Gebäuden im Stadtzentrum, während die Sonne hinter den Hochhäusern versinkt. Den ganzen Weg über wünsche ich mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Wünsche, ich hätte Noah nie kennengelernt. Wünsche, ich hätte mich nie in den Mann verliebt, der mein Leben zerstört hat. Wünsche, ich wäre wieder in New York City und immer noch eine angehende Anwältin. Ich wünsche, mein Name wäre immer noch Ashley. Und ich wünsche, ich wäre immer noch die rechte Hand eines Staranwalts der führenden Kanzlei in New York, die mich aus Houston nach New York geholt hatte.

Aber nein, jetzt arbeite ich in einem Reisebüro, heiße Sandy und kämpfe gegen den Drang an, mich umzublicken.

Weil sie mir sogar meinen Namen weggenommen haben, das Einzige, das mir bis auf meine Erinnerungen an sie von meinen Eltern geblieben ist. Natürlich hat mich das Alleinsein zu einem perfekten Ziel gemacht, niemand würde mich vermissen. Es hat mich auch zu einer leichten Beute gemacht, und zwar von einem sehr heißen Mann, der so weit ging, mir einen Antrag zu machen, obwohl er mich letzten Endes töten wollte. Ich hätte ihn töten sollen. Und ich hätte es mit der Pistole getan, in deren Benutzung er mich unterwiesen hatte, ganz poetische, perfekte Gerechtigkeit. Der Drang, mich umzudrehen, wird immer stärker und holt mich aus meinen Gedanken.

Ich schaue mich um, die wenigen Häuserblocks bis zu meiner Wohnung fühlen sich unendlich weit an. Darum gehe ich direkt auf ein belebtes mexikanisches Restaurant zu. Das wird zwar meiner Figur nicht guttun, aber ich muss mich einfach hinsetzen, mich beruhigen und mir etwas Zeit nehmen, um durchzuatmen.

Ich betrete das geräumige Lokal mit Holzstühlen und -tischen und leiser mexikanischer Musik, die eine angenehme Atmosphäre erzeugt. Mexiko und mexikanisches Essen sind ein Teil der Kultur dieser Stadt, die ich vielleicht genießen könnte, wenn ich nicht einfach nur zurück in New York sein wollte, wo ich einen Job hatte und Freunde. Die Kellnerin begrüßt mich und bietet mir einen Tisch an der Fensterfront an, aber ich lehne ab. Ich will nicht, dass man mich beobachten kann. Ich habe keine Ahnung, ob ich mich je wieder an einem Fenster sicher fühlen werde.

Am Ende bekomme ich einen Tisch in der Ecke, von dem aus ich das ganze Restaurant übersehen kann, das jetzt rappelvoll ist mit ungefähr dreißig Leuten, von denen fünfzehn alle an einem großen Tisch sitzen, der sich zwischen mir und der Tür befindet. Ein Kellner, den ich auf Mitte dreißig schätze, mit dunklem, gelocktem Haar begrüßt mich, und ich bin erleichtert, als er mich kaum eines Blickes würdigt. Ich habe einen großen Teil meines Lebens damit verbracht, die zauberhafte Rothaarige zu sein, die meine Mutter war. Und ich hatte schon immer das Gefühl, dass ich ihr nicht das Wasser reichen konnte. Jetzt habe ich dafür gesorgt, dass ich diese Rothaarige nie mehr sein werde, denn ich bin zu einer Brünetten geworden, obwohl man mir gesagt hat, das müsse nicht sein. Es bietet mir zusätzlichen Schutz. Genau wie die Kurse in Karate und dem Umgang mit Waffen, die ich belegt habe. Kurse, zu denen ausgerechnet er mich in New York überredet hatte und die ich hier in Texas wieder aufgenommen habe. Diese Tatsache ergibt für mich immer noch keinen Sinn. Nichts ergibt einen Sinn.

Der Kellner taucht wieder auf, und ich bestelle ein Gericht, das ich nicht wirklich mag, dann lasse ich mich zurück in meinen Stuhl sinken. Ich schaue mich abermals in dem Restaurant um und runzle die Stirn, als mein Blick auf den Mann fällt, der in der gegenüberliegenden Ecke des Restaurants hinter der Theke sitzt. Ich kann nur seine Hände sehen, und das macht mich unruhig. Es sind kräftige Hände, und so töricht es erscheinen mag, sie kommen mir bekannt vor.

Ich muss an Noah denken – hochgewachsen, ein eher dunkler Typ und gut aussehend mit gewelltem, schwarzem Haar und wie in Stein gemeißelten Gesichtszügen. Er war natürlich furchtbar attraktiv, aber er war so viel mehr als eine hübsche Fassade. Er war charmant und intelligent, und wir hatten so viel gemeinsam. Ich möchte darüber lachen, über mich selbst lachen. Er war CIA-Agent mit einem Abschluss in Jura, und er hat sich als Verräter entpuppt, nicht als Anwalt und Finanzberater. Wir hatten nichts gemeinsam.

Und verdammt, ich sage mir, dass ich das nicht tun sollte, aber wie schon so oft auf der Suche nach dem Grund für all das, bin ich gedanklich wieder in der Vergangenheit gelandet und erinnere mich an meine erste Begegnung mit ihm.

Ich eile durch die Lobby des Bürogebäudes – auf dem Weg zum Gericht, um für meinen Chef eine Akte anzufordern. Cole Brooks übernimmt den Fall einer Frau, die angeklagt ist, ihre Schwester getötet zu haben, und sie hält sie für unschuldig. Wenn irgendjemand sie frei bekommen kann, dann er. Doch ich muss diese Akte anfordern, damit der Fall in diesem Distrikt bleibt. Und gerade jetzt setzt einer der für Houston so seltenen Schneestürme ein.

Ich komme aus dem Gebäude direkt mitten in den Sturm. Nach nur ein paar Schritten trete ich auf eine vereiste Stelle und stürze. Glücklicherweise bin ich dick in einen Mantel gekleidet, aber ich trage keine Handschuhe, und meine Handflächen kleben fast am Eis fest. Ich verfluche die Person, die diesen Gehweg hätte räumen müssen, aber das Unwetter ist heftig und schnell über die Stadt hereingebrochen, mit so was kommen sie hier nicht gut klar. Ich unterdrücke ein Fluchen, denn es sind Dutzende von Leuten hier unterwegs, und sie alle starren mich an, als wäre ich eine Idiotin.

»Brauchen Sie Hilfe?«

Als ich aufschaue, steht ein über die Maßen attraktiver Mann vor mir. Er trägt einen teuren Mantel und Schal über etwas, von dem ich den Verdacht habe, dass es sich um einen gleichermaßen teuren Anzug handelt, und seine Augen sind von einem intensiven Braunton, ebenso wie sein dunkles Haar. Mein Chef ist heiß, und das Gleiche gilt für die Hälfte der Männer, mit denen ich täglich zusammenarbeite, aber sie haben schon längst keine Wirkung mehr auf mich. Sie sind viel zu überheblich und arrogant. Aber diesmal, bei diesem Mann, habe ich Schmetterlinge im Bauch, und das macht mich unsicher. »Nein, danke. Ich komme zurecht.« Ich versuche aufzustehen und schaffe es beinahe, mich aufzurichten, als ich wieder auf dem Boden lande.

Mr. Good Looking lässt sich neben mir auf die Knie. »Sind Sie okay?«

»Ja. Es ist mir nur so peinlich.«

Seine hübschen Lippen formen sich zu einem Lächeln. »Das muss es nicht. Wir sind auf unserem Weg alle mal auf Glatteis geraten.« Er hält mir die Hand hin. »Kann ich Ihnen jetzt helfen?«

Ich starre auf seine Hand und habe dieses Gefühl, als würde sich ab der Sekunde, in der ich ihn berühre, für immer alles verändern. Aber ich nehme das Angebot an. Ich greife nach seiner behandschuhten Hand, und Wärme schießt meinen kalten Arm hinauf, über meinen Oberkörper und tief in meinen Bauch. Seine Augen werden schmal, und ein Anflug von irgendetwas taucht in ihren Tiefen auf, als würde er vielleicht fühlen, was ich fühle, obwohl das unwahrscheinlich ist. Ich habe wohl gerade eine Art Cinderella-Traum, und er spielt die Rolle des Prinzen.

Er steht auf und zieht mich mit sich hoch, und am Ende lehne ich an ihm. Er lässt mich nicht los. Er schaut auf mich herab und senkt den Blick auf meine kalten Lippen, bevor er ihn wieder hebt. »Ich bin Noah.«

»Ashley«, stelle ich mich vor.

»Trinken Sie einen Kaffee mit mir, Ashley.«

»Ich kann nicht. Ich muss zum Gericht.«

»Dann nehmen Sie später einen Drink mit mir. Kennen Sie das Twelve Caverns?«

»Nein. Nein, das kenne ich nicht.«

»Gleich am Gericht. Ich habe um sieben ein Meeting dort. Warten Sie um acht auf mich.«

Ich verspüre den überwältigenden Drang, ihm nachzugeben, aber genau so mächtig ist der Impuls, vor ihm davonzulaufen. Ich verstehe es nicht. Es ergibt keinen Sinn. »Ich werde darüber nachdenken«, antworte ich.

»Ich hoffe, Sie treffen die richtige Entscheidung«, entgegnet er. »Ich habe Sie immerhin vor einem bösen Sturz bewahrt.«

Ich lache. »Ja. Das haben Sie.«

Er hebt meine Finger an die Lippen und küsst sie. »Ich hoffe, Sie bald wiederzusehen.« Er lässt mich los und geht davon, während die Wärme, die er in mir erzeugt hat, bleibt.

Ich kehre blinzelnd in die Gegenwart zurück und zu dem Mann, dessen Hände die Erinnerung heraufbeschworen haben, aber er ist verschwunden, so wie Noah verschwunden ist. Ich bin jetzt allein. Bei diesem Gedanken kommt mein Essen, und ich lasse mir Zeit mit meiner Mahlzeit, in Gedanken bei meiner ersten Begegnung mit Noah, meiner ersten Berührung, der leidenschaftlichen Affäre, die folgte. So hatte ich es noch nie zuvor erlebt, und ich bezweifle, dass ich es noch einmal erleben werde.

Sobald ich mit dem Essen fertig bin, bezahle ich meine Rechnung, und als ich zu dem Tisch schaue mit dem Mann, der mir vertraut vorkam, ist er bereits weg. Ich verspüre diese seltsame Mischung aus Enttäuschung und Unbehagen, die sich auch nicht abschütteln lässt, als ich das Restaurant verlasse, und einmal mehr verspüre ich das Gefühl, verfolgt zu werden. Ich setze mich in Bewegung, und diesmal ist es so stark, dass ich praktisch renne. Ich kann gar nicht schnell genug nach Hause kommen.

Kapitel 2

Ashley (immer noch momentan Sandy)

Einen Häuserblock vor meiner Wohnung springt ein Obdachloser aus einer dunklen Gasse. Ich schreie erschrocken auf.

»Haben Sie Geld, Lady? Ich brauche Geld!«

»Kein Geld«, sage ich, da Nachbarn mich bereits davor gewarnt haben, dass ich Probleme bekommen werde, sobald ich Geld gebe. Ich eile an ihm vorbei, und er folgt mir allen Ernstes.

»Nur etwas Kleingeld«, ruft er. »Ein paar Münzen.«

Ich sehe ihn nicht an, aber seine Stimme ist tief, fast vertraut, und ich komme zu dem Schluss, dass ich wirklich den Verstand verliere. Ich bin fast an der Straßenecke, und die Ampel springt auf Rot, aber das ist mir egal, ich bleibe nicht stehen. Ich habe in New York City gelebt; man nutzt eine Lücke, wenn sich eine bietet. Das einzige Auto ist weit genug entfernt, sodass ich über die Straße flitzen kann und auf der anderen Seite bin, bis der Wagen vorbeifährt. Ich drehe mich um und halte Ausschau nach dem Obdachlosen, aber er ist nirgends zu sehen. Es ist, als hätte er nicht einmal existiert. Ich bin heute Abend definitiv in einer wirklich seltsamen Verfassung. Diese ganze Sache mit der Flucht, mit dem Verstecken, geht mir unter die Haut. Ich muss unbedingt in meine Wohnung.

Wieder halte ich Ausschau nach dem Obdachlosen, und als er immer noch nirgends zu entdecken ist, drehe ich mich um und gehe los. Meine Wohnung ist in Sichtweite, und keine Ahnung, warum ich das jetzt tue, obwohl ich doch besser meine Umgebung beobachten sollte, aber ich sinke wieder zurück in die Vergangenheit. Ich durchlebe noch einmal den Abend, an dem ich Noah kennengelernt habe. Ich bin wieder in der Bar, wo ich mich mit ihm getroffen habe. Oder vielmehr draußen vor der Tür.

Ich stehe vor der Bar und drohe, die Nerven zu verlieren. Was tue ich hier? Ich kenne diesen Mann nicht. Es ist mir peinlich. Ich habe das Gefühl, ich sollte nicht hier sein. Ich habe nie Dates. Vielleicht ist das der Grund. Ich gehe keine Risiken ein. Ich fühle mich nicht wohl mit Fremden, und mit den vielen Männern in meinem beruflichen Umfeld kann ich nicht ausgehen. Ich kann nicht riskieren, dass sie meine Karriere beeinträchtigen oder den Ruf meines Chefs. Aber heute hat mich ein gut aussehender charmanter Mann auf einen Drink eingeladen. Ich muss das einfach tun.

Ich hole tief Luft und öffne die Tür, dann betrete ich die schwach beleuchtete Bar. Braune Ledersessel stehen um Marmortische gruppiert herum, und auf der rechten Seite befindet sich eine L-förmige Theke. Die Bar ist im Moment nicht besetzt, und ich schaue mich nach Noah um, sehe ihn aber nicht. Ich bin total nervös, obwohl ich normalerweise nie nervös bin. Auf dem Weg nach rechts, wo ein weiterer Sitzbereich zu sein scheint, schaue ich mich kurz um zum anderen Ende der Theke und erstarre. Noah steht dort und plaudert mit einer zauberhaften Rothaarigen. Hitze durchströmt mich, und in diesem Moment schaut er auf, und unsere Blicke treffen sich.

Ich warte seine Reaktion auf mein Erscheinen nicht ab, sondern eile weiter, auf ein Toilettenschild zu und hoffe auf einen Hinterausgang. Die Hände auf das Waschbecken gestützt, sehe ich mich im Spiegel an. Ich habe rotes Haar, bin aber nicht so, wie die Rothaarige dort draußen bei Noah. Meine Brüste füllen ihre C-Körbchen kaum aus, und mein Kinn ist eine Spur zu spitz. Ich stoße mich vom Waschbecken ab. Warum mache ich mich vor mir selber schlecht? Ich habe mir geschworen, dass das vorbei ist, damals als – als mir Dinge widerfahren sind, über die ich nicht nachdenken werde. Ich werde stolz erhobenen Hauptes mitsamt meinem spitzen Kinn gleich hier hinausgehen.

Ich öffne entschlossen die Tür – und finde mich Noah direkt gegenüber. Und der verdammte Kerl sieht noch besser aus, als ich es in Erinnerung hatte, ganz perfekte Männlichkeit und ... nun ja, rundherum perfekt eben.

»Sie sind gekommen«, sagt er. »Und dann sind Sie weggelaufen? Warum?«

»Es war ein Fehler. Ich muss gehen.« Ich versuche an ihm vorbeizukommen, aber er versperrt mir den Weg und schiebt mich zurück in die Damentoilette, und bevor ich recht weiß, wie mir geschieht, hat er die Tür hinter sich geschlossen.

»Was tun Sie da?«

»Diese Frau ist eine Mandantin, das Meeting, von dem ich Ihnen erzählt habe.«

»Verstehe«, antworte ich. »Eine Mandantin.«

»Eine verheiratete Mandantin mit zwei Kindern.«

»Verheiratet bedeutet gar nichts.«

»Glücklich verheiratet.«

»Sie brauchen mir das alles nicht zu erzählen«, sage ich. »Würden Sie bitte die Tür öffnen?«

»Nicht bevor ich tue, was ich tun wollte, seit ich Sie heute Morgen kennengelernt habe.« Seine Hand legt sich auf meinen Arm, und plötzlich werde ich an all diese perfekte Männlichkeit gepresst, und seine Finger sind in meinem Haar, seine Lippen in der Nähe von meinen. »Ich werde Sie küssen, es sei denn, Sie verbieten es mir.«

Blinzelnd kehre ich in die Gegenwart zurück und stehe vor einer Bank draußen vor meinem Wohnblock. Ich habe ihm damals den Kuss nicht verboten, und es war wahrhaftig ein Kuss, der mein Leben verändert hat, sonst wäre diese Wohnung im Lagerhausstil in Austin, Texas, jetzt nicht mein Leben. Ich wäre nicht Sandy. Ich betrete das Gebäude und gehe ins Treppenhaus, die drei Treppenfluchten hinauf ins oberste Stockwerk, wo ich wohne. Ich schaue auf die linke Seite, wo die andere Wohnung liegt, und der lange, leere Flur ängstigt mich schon wieder. Dann hole ich meinen Schlüssel hervor und stecke ihn ins Schloss, aber es lässt sich nicht öffnen. Ich versuche es noch einmal. Nichts. Mein Schlüssel funktioniert nicht.

Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, ich laufe schnell die Treppe hinunter und gehe zur Wohnung des Vermieters. Ich hämmere an seine Tür, und er öffnet. Er sieht genauso jung aus, wie er mit seinen dreißig Jahren ist, sein dunkles Haar steht ihm vom Kopf ab, und er hat eine Zigarette im Mundwinkel. Er hält mir einen Schlüssel hin. »Brauchen Sie den?«

Ich greife danach. »Warum haben Sie diesen Schlüssel?«

»Weil Sie mich gebeten haben, Ihre Schlösser auswechseln zu lassen.«

»Ich habe nicht darum gebeten, meine Schlösser auswechseln zu lassen.«

»Sie haben mir heute Morgen eine Notiz und Geld dagelassen.«

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich wende mich von ihm ab, hole mein Handy hervor und tippe eine Nachricht an die Nummer, die man mir gegeben hat für den Fall, dass ich mich mit jemandem in Verbindung setzen muss, wenn ich das Gefühl habe, ich stecke in Schwierigkeiten. Sollte ich überhaupt in meine Wohnung gehen? Ich denke, ich muss es tun. Wie soll mir jemand helfen, wenn ich nicht in meiner Wohnung bin? Vielleicht haben sie – wer auch immer mich hier versteckt – das aus Sicherheitsgründen veranlasst. Ich habe oben eine Pistole. Ich sollte sie bei mir tragen. Ich brauche diese Pistole, und ich brauche sie jetzt.

Auf dem Weg die Treppe hinauf greife ich nach meinem Handy und tippe den Notruf ein, um bereit zu sein, falls ich ihn wählen muss. Ich erreiche meine Wohnung und schließe die Tür auf. Dann trete ich ein, schalte das Licht ein und lasse den Blick durch das Wohnzimmer und die offene Küche wandern, aber abgesehen von meinen spärlichen Möbeln ist die Wohnung leer. Ich lausche angestrengt, aber es ist nichts zu hören. Mit einem Schnauben schließe ich die Tür und sperre zu, dann eile ich in die Küche und hole meine Pistole hervor. Ich lade sie und komme zu dem Schluss, dass ich nicht hier bleiben kann. Ich weiß nicht, wer sonst noch einen Schlüssel hat. Es war eine dumme Idee hierherzukommen, aber zumindest habe ich jetzt eine Waffe.

Mit dieser in der Hand gehe ich durch den Bogen, der zu meinem Schlafzimmer führt, und sobald ich eintrete, schalte ich das Licht an und keuche auf. In der Ecke sitzt in dem ledernen Sessel an meinem Fenster ein Mann, und dieser Mann ist Noah.

Kapitel 3

Ashley (immer noch Sandy, aber nicht mehr lange)

Er sitzt da, in meinem Zimmer, in Jeans und einem T-Shirt, und er sieht so lässig und cool und perfekt aus wie früher in einem seiner teuren Anzüge, und ihn umgibt eine tödliche Aura. Das ist die Eigenschaft an ihm, von deren Existenz ich immer gewusst habe, selbst wenn ich sie verleugnet habe, aber wenn ich ehrlich bin, fand ich sie anziehend. Es zieht mich immer noch an, und es macht mir eine höllische Angst, wie sehr ich ihn immer noch begehre, wie sehr ich ihn immer noch liebe. Ich sollte ihn erschießen. Er könnte mich erschießen.

Die Welt fängt an, sich um mich herum zu drehen, und ich wende mich ab, um wegzurennen, denn ich sollte vor ihm wegrennen, mein Gott, ich verstecke mich vor ihm. Er ist ein dreckiger CIA-Agent.

»Lauf nicht weg«, sagt er leise. »Ich habe verdammt noch mal zu lange darauf gewartet, dich wiederzusehen, nur damit du jetzt vor mir davonläufst.«

Das Gefühl in seiner Stimme lässt mich innehalten, diese intensive Männlichkeit, und ich umklammere den Türbogen. Ich kann nicht weglaufen. Ich kann nicht gehen. Was zur Hölle stimmt nicht mit mir? Aber ich weiß es. Ich weiß, dass ich Antworten brauche. Ich weiß, dass einer von uns heute Nacht sterben wird.

»Ashley«, sagt er abermals leise, und o Gott, er ist jetzt hinter mir, sein Atem ein warmer Luftzug in meinem Nacken.

Ich wirbele zu ihm herum, meine Pistole an sein T-Shirt gepresst, das sich über seine breite Brust spannt, seinen perfekt trainierten Körper. Und warum auch nicht? Das ist der Körper, der mich gevögelt hat. Und andere Menschen getötet hat. Zumindest hat man es mir so erzählt.

»Sie haben mir alles erzählt, und ich habe im Bett gelegen und davon geträumt, dich zu töten«, stoße ich wutschnaubend hervor.

»Ich habe dich aus gutem Grund gelehrt, diese Waffe zu benutzen. Um dein Leben zu schützen.«

»Um dich zu töten?«

»Ist es das, was du willst? Mich töten? Denn jetzt ist nicht die Zeit dafür. Du bist nicht sicher, und ich bin der Einzige, der dich beschützen kann.«

»Ich kenne die Wahrheit«, zische ich ihn an.

»Du weißt, was sie dir erzählt haben. Ich bin hier, um dir meine Version von allem zu erzählen.« Er legt die Hand auf die Pistole. »Erschieß mich oder setz dich zu mir. Rede mit mir.«

»Ich bin keine Bedrohung für dich. Ich weiß nichts, das ich irgendjemandem weitererzählen könnte, denn du hast mir niemals auch nur ein einziges wahres Wort gesagt. Geh. Lass mich einfach in Ruhe.«

»Du weißt, dass ich das nicht kann.« Er bewegt sich, bevor ich blinzeln kann, nimmt mir die Pistole ab und schiebt sie hinten in seinen Hosenbund. Beweis dafür, dass ich, wenn es um diesen Mann geht, immer eine Idiotin bin. Weil ich keine andere Möglichkeit sehe, versuche ich, mich umzudrehen und abermals wegzurennen, aber es ist zu spät. Er reißt mich an sich, presst mich fest an seinen vertrauten, harten Körper.

»Ich habe mein Land nicht verraten. Es war eine Falle.«

Ich wehre mich nicht gegen ihn. Wozu auch? Er ist größer, er ist stärker. Er ist ein CIA-Agent. Und ich habe es bereits vermasselt und die Oberhand verloren. »Was willst du von mir?«, verlange ich zu erfahren.

»Dich. Ich will einfach nur dich.«

»Ist das der Moment, in dem du mich tötest?«

»Ich würde dir niemals etwas antun, und ich werde auch nicht zulassen, dass irgendjemand anderer dir etwas antut.«

»Du tust mir bereits etwas an.«

»Das weiß ich, aber ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, es wiedergutzumachen, wenn du mir die Chance dazu gibst.«

Ich zittere am ganzen Leib, und mein Herz hämmert in meinen Ohren. »Hör auf, Spielchen mit mir zu spielen. Töte mich einfach, bring es hinter dich.«

»Glaubst du wirklich, dass ich dir etwas antun würde?«

»Ich kenne dich nicht einmal.«

»Doch, tust du. Du kennst mich.«

»Du meinst, ich kenne den Finanzinvestor, der in Wirklichkeit ein CIA-Agent ist?« Ich will ihm keine Zeit für eine Antwort geben, aber er lässt mir keine Wahl.

»Ich hätte es dir vor der Hochzeit erzählt.«

»Das ist alles? Du hättest es mir vor der Hochzeit erzählt? Und alles wäre Friede, Freude, Eierkuchen gewesen?« Tränen brennen mir in den Augen. »Ich habe nicht einmal deinen richtigen Namen gekannt«, stelle ich fest, denn das hat mich besonders tief verletzt.

»Ich weiß, dass ich dich belogen habe, aber das ist mein Job, Ashley. Ich war auf einer Mission. Du warst Teil dieser Mission und hast jemandem nahgestanden, an den ich herankommen musste.«

»Wer ist das?«

»Jemand, der mit der Rechtsanwaltskanzlei zu tun hatte, in der du gearbeitet hast. So hat es angefangen, aber dann ist etwas passiert, was mir sonst noch nie passiert ist. Du bist etwas Persönliches geworden.«

»Etwas Persönliches?«, wiederhole ich. »Bezeichnest du damit deinen Heiratsantrag, obwohl ich noch nicht einmal deinen richtigen Namen kannte?«

»Ich hätte die CIA verlassen. Ich wollte dir alles erzählen und kündigen.«

Er lässt mich los und umfasst mein Gesicht, presst seine Stirn an meine. »Ich wäre früher zu dir gekommen, aber es war nicht sicher. Ich hätte alles erklärt, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt.«

Alle Warnungen der CIA zu diesem Mann spulen sich in meinem Kopf ab. Er ist gefährlich. Er ist ein Killer. Er wird alles und jeden in seinem Weg auslöschen. »Was wirst du mit mir machen, jetzt, da du hier bist?«

»Das hier«, sagt er, und bevor ich seine Absicht durchschauen kann, legt sich sein Mund über meinen, und seine Zunge dringt auf eine Weise in mich ein, die ich vom Kopf bis in die Zehen spüre, und ich versuche, ihm zu widerstehen. Aber er schmeckt nach dem einzigen Mann, den ich je geliebt habe. Er fühlt sich an wie der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Er riecht wie der Mann, von dem ich dachte, dass ich ihn heiraten würde. Er ist der einzige sichere Ort, den ich in meinem ganzen Leben gekannt habe. Nur für eine Sekunde oder zwei oder zehn brauche ich ihn. Ich versinke in dem Kuss und küsse ihn mit allem, was ich bin und jemals sein werde, und es ist ein so leidenschaftlicher Kuss, ein so perfekter Kuss, die Art, die jeden leeren Fleck in mir ausfüllt.

»Kannst du uns jetzt fühlen?«, fragt er, als er seinen Mund von meinem losreißt.

»Natürlich kann ich das«, flüstere ich. »Weil du mich dazu gebracht hast, dich zu lieben. Das kann ich nicht einfach abschalten. Ich will, dass das hier, das mit dir und mir, real ist, aber das ist es nicht.«

»Wir sind real. Ich werde dafür sorgen, dass du das spürst.« Und dann küsst er mich abermals, und ich weiß, ich bin verrückt, aber ich wehre mich nicht gegen ihn. Wenn er mich töten will, wird er das tun. Ich kann nicht gegen ihn kämpfen, aber nicht, weil ich Angst habe. Ich war ohne ihn so allein. Und ich liebe ihn immer noch so sehr. Wenn ich sterben werde, will ich das zumindest mit dem Gefühl, dass dieser Mann mich ein weiteres Mal geliebt hat. Der bloße Gedanke lässt mich die Hände unter sein Hemd schieben, um seine harten, heißen Muskeln unter meinen Handflächen zu spüren.

Er schlüpft aus seinem Jackett, dann zieht er sich sein T-Shirt über den Kopf, bevor unsere Münder sich abermals treffen und wir gemeinsam auf die Matratze sinken. Wir liegen Seite an Seite da, einander zugewandt, und er hält mein Bein mit seinem fest. »Ich habe dich höllisch vermisst, Süße«, sagt er, seine Stimme leise, rau, kehlig. Als wäre es ihm ernst. In diesem Moment fühle ich ihn und uns. Es fühlt sich real an, aber das hat es immer getan. Wir waren das Realste, was ich in meinem Leben gekannt habe, und das ist Furcht einflößend. Er ist Furcht einflößend, aber als sein Mund sich um meinen schließt, seine besitzergreifende, hungrige Zunge meine berührt, rufe ich mir ins Gedächtnis, dass ich beschlossen habe, die Fantasie noch ein letztes Mal zu durchleben.

Ich brauche ihn.

Ich will ihn.

Ich hasse ihn.

Ich liebe ihn.

Er drückt mich auf den Rücken und hört keine Sekunde lang auf, mich zu küssen. Seine Hand schiebt meinen BH herunter, und seine Finger necken eine meiner Brustwarzen. Ich stöhne, und von irgendwoher kommt ein Vibrieren. »Verdammt«, murmelt er. »Das ist unsere Warnung, Baby.«

»Warnung? Was soll das heißen?«

»Ich werde das alles wiedergutmachen, Ashley. Versprochen. Ich verspreche es dir, Baby. Ich werde es wiedergutmachen, aber jetzt muss ich dich beschützen.« Er steckt mir etwas in den Mund, und es schmilzt, sobald es meine Zunge berührt.

»Was hast du ...«

Kapitel 4

Ashley

Ich komme zu Bewusstsein, mit einem warmen Gefühl und vernehme ein seltsames Geräusch, beinahe ein Prasseln. Ich blinzle und habe das warme Licht eines Feuers in einem steinernen Kamin direkt vor den Augen. Gleichzeitig bemerke ich die weiche, kuschelige Decke, die über mir ausgebreitet ist. Ich liege da und genieße den Augenblick, während ich versuche, mich daran zu erinnern, wo ich bin und wie ich hierhergekommen bin. Aber ich bin müde, so schrecklich müde, und im Moment bin ich offensichtlich sicher und habe es behaglich, so behaglich, dass ich nicht bereit bin, irgendetwas zu tun, als die Augen zu schließen und davonzudriften. Im Geiste wandere ich in der Zeit zurück, zurück nach Houston, und ich wache zum ersten Mal in Noahs Bett auf, werde geweckt von seinem großen, kräftigen Körper, der meinen umgibt.

»Du bist wach«, flüstert er mir ins Ohr, seine Stimme wie warmer, mit Honig versetzter Whisky, der mich in Flammen aufgehen lässt und dann jeden Teil von mir besänftigt.

»Hmmm«, antworte ich groggy. Ich schwelge in allem, das dieser Mann ist. »Stimmt.« Ich reiße die Augen auf, als die volle Wucht des Morgens danach mich trifft. »Moment mal. Ist das jetzt der Zeitpunkt, an dem ich gehen sollte?«

Er stößt ein leises Lachen aus und drückt die Lippen auf meinen Hals. »Das Letzte, was ich jetzt will, ist, dass du gehst. Es sei denn«, er presst die Wölbung seiner Erektion zwischen meine Schenkel, »du willst weg?«

»Nein«, sage ich und drücke mich an ihn. »Ich will nicht weg.«

»Gut«, sagt er. »Denn ich backe geniale Waffeln, und da ich vorhabe, dich den ganzen Tag nackt in meinem Bett zu halten, wirst du deine Energie brauchen.« Er dreht mich zu sich um, und dann schaue ich in seine dunkelbraunen Augen und streiche mit einer Hand über die rauen Bartstoppeln an seinem Kinn. »Es sei denn, du hast einen anderen Plan für den Tag?«, hakt er nach.

Als könnte ich in diesem Moment auch nur an irgendetwas anderes als ihn denken. »Waffeln sind gut.«

»Ja«, sagt er und drückt mich an sich. »Waffeln sind gut.« Er beugt sich vor, um mich zu küssen, und ich lege ihm eine Hand auf den Mund. »Ich brauche eine Zahnbürste.«

Er küsst meine Hand, dann küsst er mich trotzdem, Lippen auf Lippen, bevor er sagt: »Zahnbürste, Waffeln und dann zurück ins Bett.« Er wirft die Decke zurück und steht auf, nackt wie am Tag seiner Geburt, und gütiger Gott, der Mann hat einen perfekten, knackigen Hintern.

Er dreht sich um und zeigt mir andere wirklich perfekte Teile seines Körpers. Dann greift er nach meiner Hand und zieht mich (ebenfalls so nackt wie am Tag meiner Geburt) mit sich auf die Füße. »Ich zeige dir, wo die Dusche ist.« Er hebt mich hoch und läuft los.

»Noah«, lache ich, aber es besteht keine Frage, dass mich dieser Mann gründlich verzaubert hat.

Ich erwache mit einem Lächeln auf den Lippen, dem gleichen knisternden Feuer im Kamin vor mir und unter der gleichen warmen Decke. Eine gedämpfte Männerstimme klingt durch den Raum und durch mich hindurch, streichelt mich, bis ich wohlig seufze. »Noah«, flüstere ich und senke die Wimpern, nur um die Augen wieder aufzureißen. Noah.

Ich richte mich jäh auf, öffne die Augen und erblicke eine Art. Was zur Hölle ist hier los? Wo bin ich? Wie bin ich hierhergekommen? Ich drücke die Finger an die Schläfen und versuche mich an etwas zu erinnern, an irgendetwas, als Noahs Stimme erneut erklingt. »Nein«, sagt er zu jemandem. »Ich hatte keine Wahl. Sie war leichte Beute, wie auf dem Präsentierteller. Wenn ich sie finden konnte, hätten sie das auch gekonnt, und wenn sie sie gefunden hätten, wäre sie jetzt tot.«

Ich greife mir an die Kehle. Tot. Ich wäre tot.

»Das werde ich nicht zulassen.« Er schweigt für einen Moment. »Ich habe keine Ausrede gebraucht, um nach ihr zu suchen«, fügt er hinzu. »Ich wollte sie nie gehen lassen.«

Mich nie gehen lassen? Das gefällt mir. Das hasse ich. Ich bin so schrecklich verwirrt von allem, was mit mir und diesem Mann zu tun hat. Ich nehme die Hand vom Hals und drücke sie auf das Kissen des weichen, stoffbezogenen Sofas unter mir. Ich bin noch verwirrter, als Noah oder Aaron – sie haben mir erzählt, sein richtiger Name sei Aaron – oder wer immer er ist, hereinkommt und aussieht wie Sex und Sünde in Jeans, ohne Hemd, barfuß und mit zwei dampfenden Tassen in Händen. Ich habe Zeit verloren. Zwischen dem Moment, in dem er mich in mein Schlafzimmer geführt hat, und jetzt. Ich will die Erinnerungen und die Zeit zurückhaben, aber mein Gott, er ist zum Anbeißen. Er ist perfekt. Der perfekte Killer, rufe ich mir ins Gedächtnis. Der perfekte Killer mit nacktem Oberkörper. Moment mal. Wenn er kein Hemd anhat, was habe ich an, und was habe ich vergessen? Ich stelle die Beine auf den Boden und setze mich auf. Er setzt sich neben mich und hält mir eine der Tassen hin, mit denen er hereingekommen ist.

»Heißer Kakao, wie du ihn magst, mit Sahne.«

Ich springe auf und werfe die Decke beiseite, will wegrennen, will kämpfen. »Was ist das hier? Wo sind wir? Warum zur Hölle hast du nichts an?« Ich schaue an mir selbst hinab und stelle fest, dass ich meine Lieblings-Jeans trage, meinen roten Lieblings-Pulli und an den Füßen meine Sneakers. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn, und er stellt die Tassen auf den Tisch.

»Wie bin ich hierhergekommen?«, frage ich anklagend.

»Wir müssen über so viele Dinge reden, Baby. Lass uns einfach hier sitzen, den Kakao trinken und reden.«

»Ich bin nicht dein Baby. Du willst reden. Gib mir meine geladene Waffe, dann reden wir.«

Er hebt die Hände. »Du hast nichts von mir zu befürchten. Das weißt du. Du kennst mich und uns.«

»Ich weiß gar nichts von dir. Du bist nichts von dem, was du gesagt hast. Was soll das hier mit dem Kaminfeuer, und du hast kaum etwas an?«

»Wir hatten keinen Sex, wenn es das ist, was du denkst«, sagt er. »Und du solltest dich verdammt noch mal daran erinnern, wenn wir Sex haben. Und was mein Hemd und meine Schuhe betrifft, der Schnee von Colorado hat mir Hemd und Stiefel durchnässt.«

Meine Augen weiten sich. »Colorado? Wir sind in Colorado?«

»Ja«, bestätigt er. »Wir sind in Colorado.«

»Warum? Wie? Ich erinnere mich an gar nichts. Außer ...« Meine Gedanken blitzen zurück in meine Wohnung, wie er mich berührt und mich geküsst hat und dann ... ich schnappe mir ein Kissen vom Sofa und werfe es nach ihm. Er duckt sich, und ich drehe mich um und renne los. Aber er ist da, fängt mich von hinten ein, legt die Arme um mich und drückt seine Wange auf meine.

»Ich werde dir nicht wehtun.«

»Du hast mich betäubt«, keuche ich. »Gott, ich habe dir erlaubt, mich zu küssen, weil ...«

»... du mich so liebst, wie ich dich liebe. Lass es mich erklären. Gib mir fünf Minuten.«

Seine Arme um meine Taille sind so verdammt vertraut, sein Körper ist vertraut. »Gib mir meine Pistole, und ich werde mir deine Lügen anhören.«

Er dreht mich in seinen Armen um und drückt mich mit der Hand zwischen den Schulterblättern eng an sich. Mit der anderen streicht er mir übers Haar und bringt mein Gesicht nah an seins. »Ich werde dich nicht erschießen, und du wirst mich nicht erschießen.«

»Du wirst mich nur mit verdammter heißer Schokolade vergiften?«

Seine Hände gleiten auf meine Schultern, aber er hält mich fest und sieht mir herausfordernd in die Augen. »Warum sollte ich dich hierherbringen, um dich zu töten?«

Ich recke trotzig das Kinn vor. »Ich weiß nicht das Geringste über dich.«

»Bitte. Setz dich zu mir.« Er drückt seine Stirn auf meine, und seine Hand ist wieder in meinem Haar und bleibt auf meinem Hinterkopf liegen. »Hör dir einfach an, was ich zu sagen habe.«

»Du hast mich geküsst und mich betäubt. Warum sollte ich noch einmal so dumm sein?«

»Ich hatte keine Zeit, irgendetwas zu erklären«, sagt er. »Wir waren in unmittelbarer Gefahr.«

Ich versetze ihm einen Stoß gegen die Brust und trete zurück. »Aber um mich zu küssen hattest du Zeit? Du redest einen solchen Bullshit.«

Er sieht mir in die Augen. »Es war einfach zu lange her, seit ich dich geküsst habe.«

Seine Stimme ist leise und rau von Gefühlen, die ich in meiner eigenen Brust spüre, und die verdammte Luft um uns herum ist dick und schwer. Er saugt mich auf. Er zieht mich in seinen Bann, und zu welchem Zweck? Es wird diesmal nicht funktionieren. »Ich weiß, wer du bist, nämlich ein Verräter, ein dreckiger CIA-Agent und nicht der Investmentbanker, den ich heiraten wollte. Ich weiß, was du bist. Ich weiß, was wir nicht sind.«

»Jemand hat mir eine Falle gestellt. Ich musste fliehen. Ich war eine wandelnde Zielscheibe, und du hast dich im Zeugenschutz wiedergefunden, bevor ich dich erreichen konnte. Ich habe den Anruf getätigt, der dies beendet hat, der es in Ordnung gebracht hat, damit du in Sicherheit bist. Es war die richtige Entscheidung.«

Da ist Hoffnung in mir, und die macht mich leichtgläubig. Die macht mich zornig auf mich selbst und auf ihn. »Und jetzt?«

»Es ist noch nicht vorbei, Baby, aber du bist nicht länger sicherer ohne mich. Das Darknet hat dazu aufgerufen, dich umzubringen.«

»Das Darknet«, wiederhole ich und erinnere mich an einen Fall der Kanzlei, bei dem ich geholfen habe und bei dem das Darknet eine Rolle gespielt hat, erinnere mich, wie illegal, aber auch sehr real das alles war. »Weil sie denken, ich könnte dir wehtun? Weil sie denken, ich weiß etwas, das ich überhaupt nicht weiß?«

»Meinetwegen, ja. Weil du mir etwas bedeutest. Weil ich in meinem Leben bei der CIA niemals Schwäche gezeigt habe, bis du auf der Bildfläche erschienen bist. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas antun. Die einzige Person, die sterben wird, ist die, die es auf dich abgesehen hat.«

»Weil du ein Killer bist.«

»Ich habe mir selbst geschworen und ich schwöre es dir, dass ich dich nicht noch einmal belügen werde. Also ja, weil ich ein Killer bin.«