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Mara Harte

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Beschreibung

Eine Frau. Drei Männer. Ein dunkles Verlangen. Rechne immer mit dem Schlimmsten und hoffe das Beste! Neue Enthüllungen reißen Brooke ein weiteres Mal den Boden unter den Füßen weg. Wieder gerät ihr Leben aus den Fugen, doch eine Konstante bleibt. Im Grunde sind es drei: Wade, Rory und Halo – drei Männer, die jede Sünde wert sind. Keiner der Bad Boys hat mit dem gerechnet, was das Beria-Syndikat in seinen Grundfesten erschüttert. Um die Dinge wieder geradezubiegen, werden sie kämpfen müssen – schmutzig und hart. Aber wer schmutzig liebt, kann auch hart kämpfen. Nur … wie wird es enden? DISCLOSED Teil 3 der atemberaubenden REVERSE-HAREM-MAFIA-Trilogie

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Inhaltsverzeichnis

MARA HARTE

SIN PLAYERS

Über das Buch

Die Autorin

Playlist

BROOKE

HALO

RORY

BROOKE

HALO

BROOKE

WADE

BROOKE

RORY

BROOKE

HALO

WADE

BROOKE

RORY

BROOKE

WADE

BROOKE

HALO

BROOKE

WADE

BROOKE

RORY

BROOKE

WADE

BROOKE

HALO

BROOKE

BROOKE

ENDE?

BONUSSZENE

KENNST DU SCHON …?

KENNST DU SCHON …?

KENNST DU SCHON …?

Bücher von MARA HARTE

MAFIA AFFAIRS

MELTING POT

DISCLOSED

SIN PLAYERS

Buch 3

MARA HARTE

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2024 RebelYou Publishing

Ariana Lambert, Sandy View, Seamount, Courtown, Ireland

www.mara-harte.com

Lektorat: Marion Mergen

www.korrekt-getippt.de

Korrektorat: Ariana Lambert

Cover: HollandDesign

Erstellt mit Vellum

SIN PLAYERS

DISCLOSED

Über das Buch

Eine Frau.

Drei Männer.

Ein dunkles Verlangen.

Rechne immer mit dem Schlimmsten und hoffe das Beste! Neue Enthüllungen reißen Brooke ein weiteres Mal den Boden unter den Füßen weg. Wieder gerät ihr Leben aus den Fugen, doch eine Konstante bleibt. Im Grunde sind es drei:

Wade, Rory und Halo – drei Männer, die jede Sünde wert sind.

Keiner der Bad Boys hat mit dem gerechnet, was das Beria-Syndikat in seinen Grundfesten erschüttert. Um die Dinge wieder geradezubiegen, werden sie kämpfen müssen – schmutzig und hart.

Aber wer schmutzig liebt, kann auch hart kämpfen.

Nur … wie wird es enden?

Die Autorin

Liebe. Passion. Worte.

Ich liebe Leidenschaften aller Art und ich liebe das geschriebene Wort.

Lovestorys von der Stange suchst du jedoch bei mir vergebens. Meine Geschichten sind nicht rosarot. Eine heile Welt gibt es ebenso wenig. Manchmal ist das Leben dark, manchmal romantisch. Bei mir ist es ungewöhnlich, spannend und amourös. Die Frauen in meinen Geschichten sind tough, selbstbewusst und äußern ihre Wünsche und Sehnsüchte. Dennoch oder gerade deshalb gewähren sie den Männern die Stärke, ihre Angebetete zu erobern. Und trotz meiner Vorliebe für die Bad Boys dieser Welt garantiere ich dir ein Happy End. Vielleicht keines aus Zuckerwatte, aber eines, das zu meinen Figuren passt und dir hoffentlich jede Menge Leselust bereitet.

Lass dich verführen!

Deine

Für alle Frauen, die kein braves Mädchen sein wollen!

Playlist

Time of the Season – The Zombies

BROOKE

Wir gehörten zusammen.

Aber einer fehlte.

Keine weitere Träne vergoss ich.

Nein, Tränen wurden dem nicht gerecht, was ich fühlte. Und sie halfen niemandem. Wade am allerwenigsten. Ich würde nicht weinen, denn ich musste stark sein. Für mich. Für Wade. Für uns.

Sein Kopf lag auf meinem Schoß, seine Augenlider flatterten heftig und seine Lippen … o Gott, seine Lippen waren weiß wie Kalk. Wie konnte sein Gesicht, das sonst immer so grimmig und entschlossen und hart wirkte, plötzlich derart verletzt und entkräftet aussehen? Einst hatten mir seine kantigen Züge Angst gemacht, aber stets hatten sie mich auch fasziniert, weil sie ihn zu dem Mann machten, der er war und in den ich mich verliebt hatte. Der Krieger, der Bad Boy … Doch gerade war nichts davon übrig. Wade verschwand. Mit jeder Sekunde, mit jedem Tropfen Blut, der aus seiner Wunde sickerte, verschwand ein Stück dieses Mannes, ohne den ich nicht sein wollte.

»Rory, du musst schneller fahren!«, rief ich, ohne Wade aus den Augen zu lassen.

Rory antwortete nicht, gab mehr Gas. Er preschte durch die verstopften Straßen Chicagos, so gut es ging. Wir flogen um die Kurven, überfuhren rote Ampeln und schlängelten uns zwischen anderen Fahrzeugen hindurch.

Halo saß auf dem Beifahrersitz und drehte sich immer wieder zu uns um. Er sah nicht viel besser aus als Wade, doch er lebte. Sein hübsches Gesicht war angeschwollen und der Cut über seiner Augenbraue blutete immer noch. Aber in seiner Miene war nicht der eigene Schmerz zu erkennen, sondern pure Verzweiflung.

Ich senkte den Blick zurück auf Wade. Tränen rannen nun doch aus meinen Augen, obwohl ich nicht mehr weinen wollte. Es tat so weh!

Ich drückte fester auf die Wunde in seiner Brust. Mit jedem Herzschlag sickerte mehr Blut zwischen meinen Fingern hindurch, erlosch das Leben in Wade unwiderruflich.

»Wade!«, flüsterte ich und bildete mir ein, dass seine Lider heftiger zuckten. »Bitte, halte durch! Bitte, wir sind fast da«, log ich. Denn ich wusste nicht, wie weit wir noch fahren mussten, aber vom Hafen in die City war es ein Stück und der Verkehr ein einziges Desaster.

Meine Finger zitterten, ich presste eine Hand auf die andere. Mehr Blut. Mehr Angst. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Blut ein Mensch verlieren konnte, ohne zu sterben oder ernsthaften Schaden zu nehmen, aber das, was durch meine Finger rann, sah nach verdammt viel Blut aus.

Scheiße!

Bitte nicht! Bitte nicht, Wade! Bitte, bitte nicht!

»Wir sind gleich da«, sagte Rory. Ich begegnete seinem Blick im Rückspiegel und war nicht sicher, ob seine Worte der Wahrheit entsprachen und mich nur beruhigen sollten. Es war egal. Ich wollte hoffen, denn die Hoffnung war alles, was mir noch blieb.

»Hörst du, Wade? Wir sind gleich da. Bitte, halte durch! Bleib bei mir! Bitte, bleib bei mir! Ich … ich liebe dich so sehr! Bitte, ich brauche dich!« Keinen einzigen Gedanken verschwendete ich daran, dass Rory und Halo hörten, was ich sagte. Denn es war die Wahrheit. Und ich wollte, dass Wade es wusste, falls er … O Gott, ich durfte nicht daran denken, es nicht zulassen, dass Wade jetzt …

Sein Herz schlug schwach, als Rory mit quietschenden Reifen von der 55. Straße abbog und vor der Auffahrt der hellerleuchteten Monstrosität des Hospitals anhielt. Aber es schlug. Sofort eilten Sanitäter und Ärzte herbei. Die Tür des Wagens schwang auf und Wade wurde mir aus den Händen gerissen.

Panisch hechtete ich hinterher, umklammerte Wades Handgelenk, als sie ihn auf eine Bahre legten und damit losfuhren. Ich drehte mich nicht um, aber ich wusste, dass Rory und Halo hinter mir waren. Wir rannten einen langen Gang entlang, bogen in einen weiteren ab, bis wir zu einer gläsernen Tür gelangten. Dort hielt mich eine Schwester auf. »Wir kümmern uns um ihn.«

Ich sah die Frau an, blickte durch sie hindurch, hörte nur ihre Worte.

»Wird er …?«, fragte ich.

Die Schwester zog die Mundwinkel auseinander, sagte aber nichts und verschwand ebenso hinter der Tür zur Notaufnahme. Schon jetzt hatte ich vergessen, wie sie aussah, welche Haarfarbe sie hatte. Meine Gedanken drehten sich ausschließlich um Wade.

Jetzt … ja, jetzt gestattete ich mir, zu weinen. Kraftlos sackte ich zusammen, ich schluchzte, meine Schultern bebten. Ich beugte mich nach vorn, stützte meine Hände gegen die Wand und ließ die Tränen zu.

Starke Hände legten sich um meine Schultern. »Komm, Süße! Wir können hier nichts tun.«

Wimmernd sank ich in Rorys Arme. »Was, wenn er …?«

Rory legte seinen Arm um meine Schulter und führte mich zu einer Sitzgruppe. Blinzelnd erkannte ich Halo. Seine Arme hingen schlaff nach unten und sein sonst wunderschönes Gesicht war ein Abbild von Gewalt und der Sorge um seinen Bruder.

Schniefend griff ich nach Rorys Hand und hielt sie fest, um sicherzustellen, dass ich ihn nicht verlor, während ich mit schnellen Schritten auf Halo zuging und den anderen Arm um ihn schlang. Ich brauchte sie beide.

Fuck, nein! Ich brauchte sie alle drei.

Wir traten dicht zusammen. Mein Kopf lehnte an Halos nackter Brust, Rorys Körper schmiegte sich an meinen Rücken, bis wir eine Einheit bildeten, einen Kokon aus Verbundenheit und Zuversicht.

So musste es sein.

Wir gehörten zusammen.

Aber einer fehlte.

Schritte näherten sich und eine Schwester fragte leise: »Darf ich mir Ihre Verletzungen mal ansehen?«

Sie sprach mit Halo und legte eine Hand zaghaft auf seinen Arm. Wie erwartet, zuckte er zusammen und ging einen Schritt zurück.

»Nein!«, erwiderte er scharf.

»Aber Sie haben …«, beharrte die Schwester. Sie war jung, ihre Ausbildung wahrscheinlich noch nicht abgeschlossen, aber ihr Augenmerk galt Halos Verletzungen, die dringend behandelt werden mussten.

»Nein!«, wiederholte er.

»Halo!« Ich sah zu ihm auf. »Lass dir helfen, du siehst furchtbar aus!«

»Ja«, pflichtete die Schwester mir bei. »Die Platzwunde an Ihrem Auge muss genäht werden, sonst …«

»Rory«, sagte Halo und tat so, als hätte die Schwester nicht mit ihm geredet, »darf ich dich um etwas bitten?«

Der hob seinen Kopf und hinterließ an meinem Rücken sofort eine unangenehme Kälte. »Klar, Kumpel! Was denn? Soll ich Niki holen?«

Halo nickte. »Das wäre großartig. Er sollte … sollte hier sein, falls … falls …«

»Ich hole ihn«, brummte Rory und löste sich von mir. »Hey, er schafft das. Hör mal, es ist Wade! Verstehst du? Wade! Den kriegt niemand klein. Er schafft das!«

Ich fragte mich, ob Rory tatsächlich Halo oder nicht vielmehr sich selbst überzeugen wollte.

»Aber du lässt dich untersuchen, okay?«, fügte er hinzu.

Halo nickte nach einem kurzen Zögern. Ich nahm seine Hand und blickte zu Rory. »Ich bleibe hier. Du beeilst dich, in Ordnung?«

Er drückte einen festen Kuss auf meine Stirn. »Klar doch.«

Bevor sich Rory abwenden konnte, hielt ich ihn am Kragen seines Pullovers fest und zog ihn für einen harten Kuss zu mir. Ängste überfluteten mich. Ich hatte gerade Angst um alles und jeden. Immerhin war James noch am Leben. Er war am Leben und trachtete uns gemeinsam mit der verdammten irischen Mafia nach dem Leben. Scheiße, ich wusste nicht, ob nicht hinter der nächsten Ecke ein Scharfschütze lauerte, um einen von uns zu erwischen. Ich hatte eine scheiß Angst um Rory. Die Vorstellung, dass ihm etwas zustoßen könnte, zerriss mich. »Sei vorsichtig!«, raunte ich ihm zu.

»Bin ich«, versprach er. »Immer!«

Die Schwester stand noch neben uns.

»Komm schon, Halo, das muss wirklich versorgt werden«, sagte ich, als Rory um die Ecke verschwunden war.

»Hören Sie auf Ihre …«, pflichtete die Schwester mir bei und hatte offenbar Mühe, mich einzusortieren. Ja, was war ich für Halo? Eine Freundin, seine Geliebte, gehörte ich zur Familie?

»Okay«, flüsterte Halo. »Du … du wartest hier, okay?«

Ich nickte und berührte mit meiner flachen Hand seine Wange. »Ich gehe nirgendwo hin. Ich werde genau hier sein, wenn du zurückkommst.«

»Sie können sich dort drüben frischmachen«, empfahl mir die Schwester und deutete auf meine Hände. Durch die Panik, Angst und Verzweiflung sickerte allmählich die Realität. Ich blickte auf meine Finger, hob die Arme und erkannte, dass mein gesamter Oberkörper mit Blut besudelt war. Wades Blut. Halos Blut.

»Okay. Danke!«

Widerwillig ließ sich Halo von der Schwester wegführen und drehte sich beim Gehen immer wieder nach mir um. Er wirkte hilflos wie ein kleiner Junge. Das hier war absolut nicht seine Komfortzone. Er würde sich von fremden Menschen berühren lassen, mit ihnen reden müssen. Bislang gestattete er lediglich Wade und Rory, in seinen persönlichen Bereich einzudringen. Ihnen vertraute er, mit seinem Bruder und seinem besten Freund tauschte er sich aus, verbrachte er den Großteil seiner Zeit. Aber daneben gab es niemanden, dem Halo gestattet hätte, sich ihm zu nähern – weder physisch noch emotional.

Na ja, mir gestattete er es. Seit kurzem gehörte auch ich zu dem auserwählten Kreis der Menschen, die Halo an sich heranließ. Mit ihm war es völlig anders als mit Rory oder … Wade.

Ein Stich ging durch mein Herz, die Angst hatte mich wieder im Griff. Ich öffnete die Tür zum Waschraum und stellte mir vor, wie die Ärzte um Wades Leben rangen. Hoffentlich gewannen sie diesen Kampf. Sie mussten einfach!

Während ich zu einem der Waschbecken lief, hielt ich mich an den süßen Erinnerungen der letzten Tage fest und an dem Gedanken, wie unterschiedlich die drei Männer waren. Rory hatte ich schon tausend Mal geküsst. Vor dreizehn Jahren und jetzt wieder. Stets und ständig. Wir küssten uns andauernd, weil es einfach schön war. Rory zu küssen, gehörte in die Kategorie Strandspaziergang bei Sonnenuntergang. Ich könnte es unentwegt tun und würde nicht genug davon bekommen. Rorys Küsse berauschten mich. Sie machten süchtig.

Wade zu küssen, war wie eine Naturgewalt. Ein Orkan, ein Tornado, der mich herumwirbelte und kein rationales Denken zuließ. Wades Küsse nahmen mich gefangen wie ein Magnet, der mich anzog und nie wieder losließ. Wenn sich unsere Münder, unsere Zungen berührten, spürte ich eine Explosion, die mich süchtig und geil machte. Jede Berührung, jeder Kuss entfachte ein Feuer in mir und ließ mich von innen heraus verbrennen.

Und Halo? Mit ihm war alles pure Perfektion. Als würden wir ein Gemälde malen. Ein perfektes Bild. Die Mona Lisa der Küsse. Und ich wollte noch mehr davon. Viel mehr! Verdammt, ich wollte den Louvre mit ihm neu erschaffen.

Ein wehmütiges Lächeln huschte über meine Lippen, als ich mir das Blut von Armen und Händen wusch. In roten Kurven verschwand es im Abfluss. Wade musste überleben! Ich hatte ihn doch gerade erst gefunden. Ihn und Halo und Rory.

Ich liebte sie alle drei. Von ganzem Herzen. Jeden auf seine Weise und jeden von ihnen allumfassend.

War das verrückt?

Natürlich!

Aber noch verrückter wäre es, sich dagegen zu wehren. Diese drei Männer waren ein Geschenk, das ich nicht ablehnen durfte.

Und wieder kamen die Tränen. Ich schaute in den Spiegel über dem Waschbecken und entdeckte noch mehr Blut, das ich wohl auf meinen Wangen verteilt hatte, als ich mir die Tränen wegwischte. Zitternd beugte ich mich nach vorn und wusch mein Gesicht, wusch das Blut fort und die Tränen.

Wie viel Blut konnte ein Mensch verlieren, bis er starb? Stopp, nein, Brooke! Du wirst jetzt nicht an so etwas denken! Wade wird nicht sterben!

Meine Hände waren eiskalt, aber sauber, als ich aus dem Waschraum trat. Plötzlich fühlte ich mich erschöpft und ließ mich auf einen der Stühle im Wartebereich sinken. Hier würde ich warten, bis Halo kam oder Rory oder mir jemand sagte, dass Wade …

HALO

Dieser Kuss war heiß, unbestreitbar, aber er war auch so ersehnt, so überfällig, dass nichts anderes zählte.

Ich fühlte mich, als wäre ich zerrissen und falsch zusammengesetzt worden. Auch wenn meine Rippen nicht gebrochen waren, sondern nur geprellt, wie der Arzt mir versicherte. Mir tat alles weh. Cillian O’Leary und seine Bastarde hatten mich übel zugerichtet, aber das war nicht das, was mir zu schaffen machte.

Bei jeder Berührung zuckte ich zusammen. Die Schwester musste denken, ich wäre ein Jammerlappen, aber meine Qual war nicht der Schmerz, sondern die Tatsache, dass Fremde mich berührten.

Im Grunde hätte ich meine Wunden auch selbst säubern können. Der Cut an meiner Augenbraue war lediglich getapt worden, ich trug einen lächerlichen Verband um die Brust und hatte drei Schmerztabletten geschluckt, die ich mir über die kommende Nacht eigentlich einteilen sollte. Um ärztliche Anweisungen hatte ich mich jedoch noch nie gekümmert. Ich kannte meinen Körper am besten und wusste, was ihm und mir guttat und was nicht. Und ich wollte mich jetzt nicht auf meine körperlichen Schmerzen konzentrieren. Es gab wichtigere Dinge. Einen beschissenen Haufen davon, den ich sortieren musste.

Wie konnte uns entgangen sein, dass James Lawrence noch am Leben war? Erst die Sache mit Calli und jetzt das! Auf die Entwicklung der Ereignisse war keiner von uns vorbereitet gewesen. Lawrence’ scheiß Leiche war identifiziert worden. Von Brooke. Es hatte eine Bestattung gegeben, ein Testament, eine verdammte Untersuchungskommission beim Chicagoer Police Department. Wer zum Teufel hätte auf die völlig abstruse Idee kommen sollen, dass der Scheißkerl noch am Leben war … und dass er mit dieser Bitch Calli und dem Bastard Cillian O’Leary unter einer Decke steckte?

Und wenn mich dieser Riesenhaufen Scheiße schon aus der Bahn warf, wie musste es dann in Brooke aussehen? Oh, ich hatte eine Ahnung. Denn ich hatte sie gesehen und ihr Gesicht, als ihr Mann aufgetaucht war. Quicklebendig, selbstgerecht und verletzend.

Sie war zerbrochen.

Was dieses Arschloch ihr an den Kopf geworfen, was er ihr angetan hatte, war mehr als nur verletzend gewesen. Es hatte Brooke zerstört. Erst die Niedertracht ihrer angeblichen Freundin Calli, und dann hatte James in puncto Hass und Verachtung den vernichtenden Schlag ausgeführt. Wie sollte Brooke jemals wieder einem Menschen vertrauen können?

Die Frau, die in den vergangenen Wochen aufgeblüht war, sich aus den goldenen Fesseln ihrer Ehe befreite und voller Zuversicht und gestärkt in die Zukunft schaute, war zerbrochen. Und mit ihr ein Stück meines Herzens.

Nach außen ließ sich Brooke kaum etwas anmerken. Das hatte sie mit mir gemein. Wir waren unterschiedliche Wege gegangen und doch einte uns ein Schicksal. Das Leben hatte uns hart gemacht. Brooke war so unglaublich widerstandsfähig. Sie stand immer noch auf beiden Beinen. Ihr Kopf war trotz allem hocherhoben. Und nicht nur das. Sie heilte mich mit ihrer Liebe. Ihre Zuneigung ließ das Chaos in meinen Kopf verstummen.

Liebend gern würde ich mir Gedanken darüber machen, was sich zwischen uns entwickelte. Ob es etwas Gutes war, etwas mit Zukunft, etwas Besonderes.

Aber jetzt schlug das Schicksal erneut zu. Mit voller Wucht. Ich wusste nicht, ob mein Bruder noch lebte, welche Verletzungen er davongetragen hatte. Die Wunde in seiner Brust war nicht die erste Verletzung, auch nicht die erste Kugel, die mein Bruder abbekommen hatte. Fuck, jeder von uns hatte schon einmal zur falschen Zeit am falschen Ort gestanden und war ins Kreuzfeuer geraten. Das brachte der Job einfach mit sich.

Aber das Loch in seiner Brust hatte echt schlimm ausgesehen und er hatte verdammt viel Blut verloren. Zu viel für meinen Geschmack.

Am schlimmsten war die Ungewissheit. Lebte er noch? Ich versuchte, mir einzureden, es wäre ein gutes Zeichen, dass noch niemand gekommen war, um uns zu informieren. Das bedeute doch, dass sie ihn noch behandelten, oder? Dass er verdammt noch mal am Leben war!

Ich zog das Krankenhaushemd über, das die Schwester mir gegeben hatte. Immerhin war ich hier halb nackt aufgetaucht. Was die Schweine von O’Leary mit meinem Hemd gemacht hatten … daran konnte ich mich nicht erinnern. Vermutlich hatten sie es mir vom Leib gerissen, als ich noch besinnungslos gewesen war. Kein Stoff sollte zwischen ihren Fäusten und meinem Oberkörper die Schläge mildern. Außerdem waren die Geräusche von Knöcheln auf nackter Haut weitaus angsteinflößender, das konnte ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

»Alles Gute!«, rief die Schwester mir hinterher, aber ich reagierte nicht.

Nur noch raus hier!

Weg von dem Getue um meine Person. Das wollte ich nicht, mochte ich nicht. Ich hasste es.

Außerdem wollte ich zu Brooke, ich musste wissen, wie es ihr ging und meinem Bruder.

Der Gang war menschenleer und angenehm still, absolut untypisch für eine Notaufnahme. Aber wir waren nicht ohne Grund in eine Privatklinik gefahren – abseits des üblichen Trubels. Trotzdem roch es wie in jedem Krankenhaus nach Desinfektionsmitteln und Bleiche. Ekelhaft!

Der Wartebereich, in dem ich Brooke vorhin alleingelassen hatte, war verlassen. Sie war nicht hier. Suchend blickte ich in beide Richtungen des Ganges und konnte sie nirgends entdecken.

Verdammt!

Sofort schnellte mein Puls in die Höhe. Ich hatte ihr doch gesagt, sie sollte hier auf mich warten. Sie selbst hatte es versprochen.

Wo zum Teufel war Brooke?

Düstere Szenarien ihrer Entführung, Folterung und von Schlimmerem sausten ungefragt durch mein Gehirn. Mit schnellen Schritten ging ich nach rechts, bog um die nächste Ecke und erblickte Brooke vor einem Kaffeeautomaten. Erleichtert atmete ich auf. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie sich umdrehte und mich sah. Der Automat spuckte gerade gurgelnd Kaffee in einen Becher, aber das schien Brooke egal zu sein. Sie rannte auf mich zu und legte ihre Arme um meinen Hals.

»Geht es dir besser?«

Als wäre es das Normalste der Welt, schmiegte sie sich an mich und presste ihre Lippen auf meine. Mein verbeultes Gesicht sendete protestierende Schmerzen aus, aber das war mir egal. Ich hatte schon Schlimmeres ausgestanden und nichts war gerade von Bedeutung außer diesem Kuss. Schon gar nicht nebensächliche Verletzungen.

Zärtlich umschloss sie meinen Mund, und als ich ihrer forschen Zunge Einlass gewährte, sie willkommen hieß, war es, als würde Brooke einen Teil meiner Zerrissenheit heilen. Dieser Kuss war heiß, unbestreitbar, aber er war auch so ersehnt, so überfällig, dass nichts anderes zählte. Nur wir beide und jene körperliche Nähe, nach der ich so sehr gierte, wie mir in diesem unfassbaren Moment klar wurde.

Jetzt, da ich Brooke in meinen Armen hielt, ihren Atem auf meinem Gesicht spürte und unsere Zungen sich intensiv miteinander beschäftigten, wurde mir bewusst, wie sehr mein Körper nach dieser Nähe lechzte. Nach Brooke, nach ihren Berührungen. So lange Zeit hatte ich abstinent gelebt, dass ich nicht bemerkt hatte, wie sehr mir das fehlte.

Brooke hielt ihre Augen geschlossen und seufzte an meinen Mund. »O mein Gott, Halo!«

Ich bekam keinen Ton heraus.

Einige Atemzüge gestatteten wir uns, blieben in dieser Blase der Zweisamkeit, bis ein Räuspern uns zurück in die Realität holte.

»Mister Beria?«

Sofort sprangen wir auseinander, als fühlten wir uns ertappt. Doch ebenso augenblicklich durchzuckte mich der Gedanke an meinen Bruder, der in diesem Moment um sein Leben kämpfte, während ich mich in romantischen Gefühlen suhlte. Also ja, ich fühlte mich tatsächlich bei etwas Falschem ertappt.

»Ja, das bin ich«, erklärte ich atemlos.

Ein Arzt stand vor uns. Irgendein Name war auf seinen weißen Kittel gestickt, aber ich vergaß ihn sofort nach dem Lesen wieder. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt, was ihm eine gewisse Lässigkeit verlieh, aber tiefe Ringe unter seinen Augen und ein dunkler Bartschatten ließen ihn müde wirken.

»Wir haben Ihren … Bruder, richtig?« Er sah mich fragend an, redete aber nach meinem bestätigenden Nicken sofort weiter. »Wir haben Ihren Bruder operiert. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er hatte großes Glück. Das Projektil hat seine Lunge nur gestreift und minimal perforiert. Er ist stabil und außer Lebensgefahr.«

»O mein Gott!«, stieß Brooke hervor und schlug beide Hände vor ihren Mund.

»Das klingt schlimmer, als es ist. Die Lunge ist ein erstaunliches Organ. Sie regeneriert sich selbst. Wenn er sich schont und Ruhe hat, wird sie von allein heilen. In ein paar Wochen ist Ihr Bruder wieder wie neu.«

»Also hat er es überstanden?«, fragte ich ungläubig. »Er lebt?«

»Ja. Wir würden ihn gern noch etwas hierbehalten, aber in zwei Tagen können Sie ihn mit nach Hause nehmen. Doch er muss sich schonen und braucht Ruhe!« Der Arzt redete, als würde er Wade und seine Ungeduld kennen. Als wüsste oder ahnte er, dass mein Bruder niemand war, der sich einfach so ins Bett legte und schonte.

»Können wir zu ihm?«, fragte Brooke.

»Ja, natürlich! Warten Sie einen Moment hier! Ich schicke Ihnen eine Schwester, die Sie zu ihm bringt. Er wacht allerdings erst auf. Geben Sie ihm ein bisschen Zeit!«

Wir nickten beide.

»Gut!« Der Arzt schenkte uns ein halbherziges Lächeln und verschwand.

Ich legte einen Arm um Brookes Schultern, als wir zurück zu der Sitzgruppe schlenderten. Sie legte ihren Arm um meine Taille. Ich kam mir vor wie ein verliebter Teenager. Aber ganz ehrlich? Es war toll. Wir setzten uns und hatten den Kaffee, der noch in dem Automaten dampfte, völlig vergessen. Brooke lehnte sich an mich, mein Bruder war über den Berg, mehr war gerade nicht wichtig.

»Geht es dir gut?«, fragte ich irgendwann.

Brooke schmiegte ihr Gesicht an meine Brust. Dank der Medikamente waren die Schmerzen kaum noch spürbar, dafür umso mehr Brookes Wärme, die mich erfüllte.

»Mir?«, fragte sie und sah zu mir auf. »Ich komme schon klar. Was ist mit dir? Hast du große Schmerzen?«

»Im Moment nicht«, brummte ich und zog sie noch etwas näher an mich. »Was ich meine, ist …«

»Du meinst James?«, mutmaßte sie richtig.

»Hm.«

Sie antwortete nicht sofort, seufzte ein paar Mal. »Überraschenderweise schmerzt es gar nicht so sehr. Es ist eher ein Schock. Einfach, weil ich dachte, er sei tot und nun ist er es nicht. Das ist … alles so verrückt.« Ich verstärkte meinen Griff um ihre Schulter. Brooke wollte die Coole spielen, aber ich wusste, dass sie nichts davon kalt ließ.

»Dieser Kerl, der da vor mir stand, das … das war nicht James, nicht mein Mann. Er kam mir so fremd vor.«

Mir war klar, was sie meinte. Ich hatte es gespürt – ihre Selbstzweifel, ihre Resignation. Und doch konnte ich nicht verstehen, warum eine leidenschaftliche Frau wie Brooke sich in einen Käfig aus Gleichgültigkeit hatte sperren lassen. Von einem Mann, den sie nicht liebte, der sie nicht auf Händen trug, wie es sich verflucht noch mal gehörte.

»Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, allein zu sein«, flüsterte sie, ohne dass ich danach gefragt hatte. »Ich habe Angst, Halo, Angst davor, allein zu sein. Ständig verschwinden die Menschen, die ich liebe, aus meinem Leben. Meine Eltern haben mich verlassen, meine Pflegemutter … und jetzt …«

»Jetzt«, unterbrach ich ihre dunklen Gedanken, »bist du es nicht mehr. Du bist nicht allein, Brooke. Du hast uns. Du hast Rory und mich … und Wade. Wir werden nicht verschwinden.«

Das Lächeln, das auf ihrem Gesicht erschien, sah ich nicht, aber ich konnte es spüren.

Mein Blick schweifte durch den Flur auf der Suche nach der Schwester, die zu uns kommen sollte, um uns zu Wade zu bringen. Doch alles war ruhig.

Ein leises Schleifen der automatischen Tür, die sich in diesem Moment öffnete, unterbrach die Stille. Ich drehte den Kopf und erblickte Rory und meinen Vater, wie sie langsam den Gang entlang auf uns zu kamen. Sie wirkten beide blass und unglaublich erschöpft.

»Wo ist Wade?«, fragte mein Vater geradeheraus.

Brooke zuckte zusammen. Ein Wiedersehen mit ihm stand sicher nicht ganz oben auf der Liste ihrer Wünsche für den heutigen Abend.

Wie recht ich damit hatte, erlebte ich nur einen einzigen Atemzug später. Brooke floh aus meiner Umarmung, sprang auf die Beine und ging die wenigen Schritte auf Dad zu. Er blieb abrupt stehen und verschränkte abwehrend die Arme vor seiner breiten Brust.

Ich hielt die Luft an und hoffte, er würde nichts Dummes sagen, als er den Mund öffnete. Doch er kam nicht dazu, auch nur einen Ton hervorzubringen. Brooke schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihre Hand hob und sie ihm mit voller Wucht ins Gesicht schlug.

Erst heute Mittag hatte ich das Vergnügen gehabt, mit Brookes Rechter Bekanntschaft zu machen, als sie dem Schlappschwanz Sutton eine verpasst hatte. Und dieser Pisser hatte es mehr als verdient. Nicht, dass die Sache bei meinem Vater anders aussah, denn er hatte ganz sicher an einer Stelle einen Fehler begangen, aber er war kein dahergelaufener Scheißkerl. Mein Vater war immerhin Nikita Beria – Kopf der russischen Mafia in Chicago. Ich kannte niemanden … niemanden, der es jemals gewagt hatte, diesem Mann eine schallende Ohrfeige zu verpassen.

Niemanden, bis heute.

Bis Brooke.

Dad schien das ähnlich zu sehen. Er rang mit seinem Stolz, verkrampfte seine Hände zu Fäusten, und ich sah mit wachsender Beunruhigung diese eine Vene, die an seiner Schläfe jedes Mal zuckte, wenn er wütend war.

RORY

Ein berauschender Quickie für ein paar Atemzüge Zufriedenheit, bevor wir uns dem kalten Monster der Realität stellen mussten.

Es kam mir vor, als stünde die Zeit still. Wie in diesen Filmen, in denen der Kerl in Karatemanier in die Luft springt und dort verharrt, während die Kamera ihn von allen Seiten einfängt, als würde sie um ihn herumschweben.

Brooke hatte Nikita Beria eine Ohrfeige verpasst. Und was für eine! Das hatte ich noch nicht gesehen. Ich kannte keinen verdammten Verrückten, der sich je mit Nikita Beria auf diese Weise angelegt hätte. Nur wenige von denen, die sich Nikis Zorn aufluden, lebten noch.

Selbst wenn Wade sich gelegentlich mit seinem Vater stritt, kam es mir schon vor, als würde die Erde beben. Nicht selten bewunderte ich meinen Kumpel für seinen Mut, mit dem er so manches Mal auf Niki losging. Aber die beiden waren miteinander verwandt und sich im Übrigen verdammt ähnlich.

Aber Brooke? Ich hatte keine Ahnung, wie Niki auf diese Ohrfeige reagieren würde.

Instinktiv ging ich einen Schritt nach vorn. Auch Halo bewegte sich auf seinem Platz. Ich sah, wie Niki die Fäuste ballte. Fuck! Mein Boss hatte stets meine ungeteilte Loyalität, und ich würde ihn vor jeder Gefahr verteidigen und in jeder gottverdammten Hinsicht unterstützen. Außer in diesem Fall. Sollte Niki jetzt etwas Unüberlegtes tun, sollte er seine Hand gegen Brooke erheben, würde ich einschreiten, ohne auch nur eine einzige Sekunde zu überlegen.

Ich schuldete Niki alles, und er konnte sich meiner Loyalität absolut sicher sein. Aber Brooke war jetzt eine von uns. Sollte Niki sich zu etwas hinreißen lassen, das ihr schadete, würde ich wissen, auf wessen Seite ich stand.

Mein Körper spannte sich an. Jede Zelle, jeder noch so kleine Muskel war bereit.

Niki atmete geräuschvoll aus.

Brookes Augen verengten sich.

Mehr nicht.

Ein stilles Duell ohne Kollateralschäden.

Wow!

Fast unmerklich schüttelte Brooke den Kopf, drehte sich um und verschwand den Gang entlang. Sie sah beinahe so aus, als müsste sie sich beherrschen, nicht zu rennen.

»Ich gehe ihr nach«, erklärte ich ungefragt und in erster Linie an Halo gewandt. Ich musste niemanden um Erlaubnis bitten.

Mit schnellen Schritten folgte ich Brooke. Ich sah, wie sie in einem der Waschräume verschwand. Das typische Piktogramm, welches darauf hinwies, dass der Waschraum nur für Frauen war, ignorierte ich und stieß die Tür auf.

Mit dem Rücken zu mir stand sie an einem der Waschbecken, hatte die Hände darauf abgestützt und sah mich im Spiegel an. Sie atmete schnell. Ihre Wangen waren mit einem Rosa überzogen.

Süß!

»Scheiße, Rory! Was habe ich getan?«, keuchte sie, ohne sich umzudrehen.

Ich ging zu ihr, legte meine Hände um ihre Taille und schaute über ihre Schulter. »Alles gut. Ich fand das heiß.«

Unsere Blicke verfingen sich im Spiegel. Brooke lächelte. »Heiß?«

»Hm«, brummte ich und senkte meinen Kopf auf ihren Hals. »Heiß. Ich finde dich immer heiß, aber zu sehen, wie du Niki Beria eine reinhaust, war mehr als das, es war … vulkanisch.«

Meine Lippen fuhren über ihren Hals, und als ich in den Spiegel schaute, sah ich, dass sie ihre Augen geschlossen hatte.

»Rory …«, murmelte sie.

»Ja?«, fragte ich leise, erwartete jedoch keine Antwort. Natürlich erhielt ich auch keine, sondern Brooke legte ihren Kopf schräg und gewährte mir ihren langen Hals, der mit schmutzigen Schlieren überzogen war. Doch das störte mich nicht. Ich küsste ihre Haut, vergrub meinen Mund in dieser kleinen Einbuchtung direkt unter ihrem Ohr und sog tief ihren Duft in mich auf. Eine Aura aus Staub, Schweiß und Blut lag darin, aber darunter roch ich sie. Brookes Aroma nach Frau und nach ihrem Parfum, das mich an Weihnachten erinnerte, weil es diesen Mandelton verströmte, ließ mich regelmäßig daran denken, ihren nackten Körper mit meiner Zunge zu verwöhnen.

»Ich liebe dich!«, seufzte ich und verstärkte den Druck meiner Arme, die ich fest um ihren Oberkörper schlang. Ich wollte keine Zeit vergeuden. Mein Schwanz war angeschwollen, als sie Niki geschlagen hatte. Verflucht, wieso hatte mich das so angemacht? Scheißegal!

Seit sich Brookes Duft in meine Nase geschlichen hatte, war mir alles egal. Ich wollte nur noch eines, ich musste sie hier und jetzt haben.

Meine rechte Hand umfasste ihre Brust und drückte fest zu, was ihr ein tiefes Schnurren entlockte. Als meine Linke über ihren Bauch fuhr, um sich hinter den Bund ihrer Jeans zu zwängen, wurde das Schnurren lauter – wie von einem rolligen Kätzchen.

»Rory, was tust du da?«, fragte Brooke, aber auch sie erwartete keine Antwort. Ich kannte sie und wusste, dass es okay war, was ich tat.

Als meine Hand ihre glatte Pussy erreichte, schwanden auch die letzten Zweifel. Sie war nass, lud mich ein. Ich schob einen Finger zwischen ihre Schamlippen und rieb an ihnen.

Vor und zurück und wieder vor.

Brookes Lippen formten ein langgezogenes O, ohne jedoch einen Ton preiszugeben, und dann fiel ihr Kopf nach vorn. Sie stützte ihre Hände auf den Waschtisch, reckte mir ihren Hintern entgegen. Ich schob meinen Stiefel zwischen ihre Füße und die weiter auseinander.

»Ich will, dass du kommst und all den Scheiß für einen Moment vergisst«, raunte ich und bewegte meine Finger schneller in ihrem Schritt.

Sie reagierte darauf, drückte ihren Arsch gegen meinen prallen Schwanz und entlockte nun auch meiner Kehle einen tiefen Seufzer. Meine Finger fanden ihren Kitzler und rieben ihn in schnellen Kreisen.

»Rory, ich brauche mehr! Ich brauche dich!«, hauchte Brooke, hob ihren Kopf und sah mich im Spiegel an.

Doch ich schüttelte den Kopf. »Komm so!«

Diese kleine Falte, die sich gerade zwischen ihren Augenbrauen bildete, brachte mich zum Schmunzeln. Ich versteckte es, indem ich ihr Ohrläppchen zwischen meine Zähne nahm und daran zog.

»Rory, verdammt!«, fluchte sie, doch ich spürte, wie nah sie dran war. Sie wollte ihre Beine schließen, doch ich schob mein Knie dazwischen. Ihr süßer Hintern drückte fester gegen meinen Schwanz, der begierig nach mehr verlangte. Aber ich wollte sie zuerst explodieren sehen. Nur durch meine Finger. Meine Finger auf ihrer Klitoris, die schneller ihren Job erledigten, über dieses kleine Nervenbündel flitzten und kräftiger zwirbelten.

»Komm jetzt!«

Und als würden meine Worte, die beinahe wie ein Befehl klangen, sämtliche Dämme brechen und sowohl die traumatischen Ereignisse dieses Tages als auch jegliche Konventionen mit sich reißen, kam Brooke.

»Ja!«, stöhnte sie und zuckte in meiner Umarmung.

Sie ergriff mein Handgelenk und wollte meine Hand wegziehen, doch ich war schneller und schob zwei Finger tief in ihre Pussy, deren Kontraktionen deutlich spürbar waren.

Sofort stöhnte Brooke lauter.

Das war mein Zeichen. In Windeseile zog ich meine Finger aus ihr, schob ihre Hose über ihre Hüften, bis ihr blanker Hintern einladend unter meinen Händen bebte. Brooke streckte ihn mir willig entgegen, bog den Rücken und stemmte ihre Hände auf den Rand des Waschbeckens.

»Jetzt!«, gab ich ihr zu verstehen und bemerkte die Rauheit meiner eigenen Stimme. »Jetzt bekommst du mehr!« Ich öffnete meine Hose und holte meinen hungrigen Schwanz hervor, während ich ihr Gesicht im Spiegel betrachtete. Nein, da war kein Zweifel, nur pure Leidenschaft.

»Ja, Rory! Jetzt!«, flehte sie und keuchte, als ich mich mit nur einem einzigen geschmeidigen Stoß in ihr versenkte. Ich schloss die Augen, um dieses unglaublich geile Gefühl in mich aufzunehmen. Ihre Muschi zuckte und massierte meinen Schwanz. Nur eine Sekunde verharrte ich, bevor mein Rhythmus Fahrt aufnahm. Ich hielt mich nicht mit Spielereien auf, denn es ging hier nicht um einen sinnlichen Akt oder so. Ich wollte diesen beschissenen Tag einfach wegvögeln, alles vergessen – wenn auch nur für diesen Augenblick. Mein Bauch knallte gegen ihren Arsch. Die klatschenden Geräusche unserer kollidierenden Körper vermischten sich mit unserem Stöhnen. Sollte jetzt eine Ärztin, Schwester oder Patientin diesen Waschraum betreten, hätte diejenige einen eins a Blick auf meinen nackten Arsch und im Spiegel auf Brookes errötetes Gesicht. Die Vorstellung spornte mich an, ich packte Brookes Hüften und stieß schneller, härter und tiefer in sie.

Ich richtete mein Augenmerk auf ihren herrlichen Arsch, der sich mit jedem meiner kräftiger werdenden Stöße sachte bewegte. Meine Hand auf ihrem Hintern erschien mir groß und kantig im Vergleich zu ihrer weißen und zarten Haut. Mein Daumen fand wie von selbst seinen Weg zwischen ihre Backen und umkreiste ihr zartes Loch. Energisch drängte ich ihn in den festen Muskelring und hob meinen Kopf, um wieder ihr Gesicht zu betrachten.

Doch in diesem Moment fiel ihr Schopf nach vorn. Ich hörte das Kratzen ihrer Nägel auf der glatten Oberfläche des Waschtisches, das jedoch sofort von einem unterdrückten Schrei übertönt wurde, als sich erneut ihre Muskeln zusammenzogen. Mein Schwanz wurde beinahe zerquetscht von ihrer Ekstase, die mich in einen Orgasmus riss, den ich noch nicht erwartet hatte. Ich stöhnte und schoss meine Ladung mit einem zuckenden Beben meiner Hüften in sie.

»Fuck!«, knurrte ich. Zum einen, weil mein Höhepunkt mich absolut überrascht hatte, zum anderen, weil ich kurz Sterne sah. Mein Blickfeld engte sich ein und ich schloss die Augen, um dieses zerstörerische, entmachtende Gefühl zu genießen. Es war wie eine Droge, eine Line Koks, die definitiv süchtig machte. Die ruinösen Orgasmen, die ich mit Brooke erlebte, waren von der besonderen Art, dass sie eine echte Befriedigung mit sich brachten, mir gleichzeitig aber bewusst machten, dass ich immer mehr davon brauchen würde.

Ich zog mich satt und glücklich aus ihr, wollte aber in dem Moment der Trennung schon wieder mehr.

»Warte!«, sagte ich völlig außer Atem, zog ein paar der Papiertücher aus dem Spender, nachdem ich meinen Schwanz verstaut hatte, und half Brooke, sich zu säubern.

Sie zog ihre Hose hoch und lächelte mich ebenso zufrieden an, wie ich es war.

»Komm, wir sollten nach den anderen sehen. Und nach Wade …«

Die Realität hatte uns wieder. Umso dankbarer war ich für diese paar wertvollen Minuten, in denen ich die Tragödie um meinen besten Freund aus meinen Gedanken hatte vertreiben können. Und aus Brookes. Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie kurz, aber innig.

Als wir aus dem Waschraum kamen, sah ich auf der großen Uhr über einer der gegenüberliegenden Türen, dass wir tatsächlich nur etwas mehr als fünf Minuten hier drinnen verbracht hatten. Ein berauschender Quickie für ein paar Atemzüge Zufriedenheit, bevor wir uns dem kalten Monster der Realität stellen mussten.

»Sind Sie Mister Beria?«, fragte ein junger Mann, der uns mit langen Schritten einholte, als wir uns auf den Weg zurück in den Wartebereich machen wollten.

Ich behielt Brookes Hand in meiner, als ich mich zu ihm umdrehte. »Nein, aber wir gehören dazu.«

»Okay. Dann führen Sie mich doch bitte zu ihm. Es ist wichtig.«

BROOKE

Das und die verfluchte Tatsache, dass er meine Tötung befohlen hatte, machten ihn für mich zu einem Monster.

Kam das Zittern meiner Kniescheiben von der schnellen Nummer mit Rory oder war es noch der Nachhall des Adrenalins, das in meine Venen geschossen war, als ich Niki geschlagen hatte?

Auch wenn der kurze Fick heftig gewesen war und meine Nerven mit Endorphinen geflutet hatte, die durchaus den bebenden Zustand meiner Beine erklären konnten, verschlimmerte sich mein Zustand in der Sekunde, als ich Nikita erblickte. Während er sich eindrucksvoll von seinem Platz erhob, verlangsamten sich meine Schritte. O Gott, ich fürchtete mich. Am liebsten wäre ich zurück in den Waschraum gelaufen und hätte mich dort versteckt, was natürlich lächerlich war. Doch Nikita hatte etwas an sich, das mich einschüchterte. Vom ersten Moment an war das so gewesen. Das und die verfluchte Tatsache, dass er meine Tötung befohlen hatte, machten ihn für mich zu einem Monster.

Aber Rorys Hand lag fest um meine und gab mir ausreichend Stabilität, um mich schnell wieder zu fangen. Ich würde nicht klein beigeben.

Bei unserem ersten Treffen war ich fasziniert von diesem eindrucksvollen Mafia-Boss gewesen, der sich mir gebildet und besonnen präsentiert hatte. Bei unserem zweiten Treffen war er mir untypisch gewöhnlich erschienen – ein Mann, der häuslichen Pflichten in der Küche nachging und mit einem langjährigen Feind Frieden schließen wollte. Mehr als nur einmal hatte ich mich gefragt, ob ich meine aus Filmen und Büchern geprägten Bilder von einschüchternden und über Leichen gehenden Mafiosi revidieren sollte. Aber nachdem er Wade befohlen hatte, mich zu töten, weil er irgendwelche Informationen besaß, die mich als Feind outeten, warf ich alles über einen Haufen und hatte schlicht nur noch Angst vor diesem Mann. Ich konnte so oft versuchen, wie ich wollte, meine Überheblichkeit herauszukehren, mein Kinn in die Luft zu strecken und meine Wirbelsäule wie Stahl aussehen zu lassen. In Wirklichkeit schlotterten meine Knie.

Dieser Mann konnte mit einem Fingerschnipsen mein Leben beenden. Am eigenen Leib hatte ich erfahren, dass er es tun würde, wenn er es für die richtige Entscheidung hielt. Auf der anderen Seite wuchs in mir die Überzeugung, dass alle drei Männer auf meiner Seite standen. Oder? War das vielleicht nur reines Wunschdenken? Würde Wade noch einmal einem solchen Befehl seines Vaters Folge leisten?

Rory würde sich für mich eine Kugel einfangen, dessen war ich mir sicher. Und Halo? Nikita war sein Vater, wenn auch nicht von demselben Blut. Ich hatte keine Ahnung, wem Halos Loyalität im Zweifel galt. Aber ich wusste, dass Nikita sich in mir irrte, und insofern konnte ich nicht anders, als ihn anzufunkeln und ihm nichts als Verachtung für seine falsche Entscheidung zu senden. Außerdem hatte er Wade mit reingezogen, indem er ihm den Auftrag erteilt hatte, es zu erledigen, sich um mich zu »kümmern«. Er hätte sich verdammt noch mal selbst drum kümmern können. Nikitas Entscheidung, Wade die Drecksarbeit erledigen zu lassen, verachtete ich zutiefst. Zu meiner Angst gesellte sich also Wut, die wahrscheinlich nicht gerade konstruktiv war.

»Sie können jetzt zu Ihrem Sohn, Mister Beria«, sagte der Pfleger zu Nikita und zerriss damit die Anspannung. »Aber bitte nicht alle auf einmal. Er ist gerade erst aufgewacht.«

Nikita Beria nickte, entließ mich aber keinesfalls aus seinem Blick, den ich nicht deuten konnte. War er sauer wegen der Ohrfeige? Gedemütigt? Fühlte er sich bedroht? War er wütend?

Ich würde es nicht herausfinden. Jetzt jedenfalls nicht.

»Danke«, sagte er und setzte sich in Bewegung.

Halo folgte seinem Vater. »Ich hole euch gleich nach, okay?«, sagte er und dann verschwanden die beiden den Gang hinunter.

»Das wird schon wieder.« Rory hielt immer noch meine Hand und zog mich mit sich zu der Sitzgruppe.

Wir setzten uns und jetzt lag ich an Rorys Schulter, statt in Halos Armen wie vorhin. Und ehrlich gesagt konnte ich in diesem Moment nicht entscheiden, welche der beiden Situationen ich mehr mochte. Doch ich konnte mit Sicherheit sagen, dass ich mich am liebsten gegen die Schultern beider Männer lehnen wollte. Noch lieber hätte ich es gehabt, wenn sie alle drei bei mir wären.

---ENDE DER LESEPROBE---