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Mara Harte

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Beschreibung

Geheimnisse kommen ans Licht – brechen durch die Dunkelheit.
María Flores wurde bedroht und verraten. Mit aller Macht versucht sie, sich als Patin zu behaupten und ihren Status zu erhalten.
Dabei kämpft sie nicht nur um ihr Imperium, sondern auch um ihr Herz.
Das hat sie längst den drei Männern geschenkt, die an ihrer Seite stehen. Yago, Demon und Ace ziehen María immer tiefer in einen Strudel aus Lust und Leidenschaften.

Was jedoch, wenn die drei Köpfe des Reyes-Clans keine Freunde sind, sondern Marías Feinde?
Wenn nicht nur Marías Leben in Gefahr ist, sondern sie auch in dem Verlangen nach den drei atemberaubenden Männern die falschen Entscheidungen trifft?

María lässt sich mit dem Teufel ein, tanzt am Abgrund und wird tief fallen. Wird sie wieder vertrauen können? Und welchen Preis wird sie zahlen müssen, um zu bekommen, was sie begehrt?

Bei diesem Roman handelt es sich um eine Neuveröffentlichung von „GRIM KINGS - Blumen und Asche“.

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Worte der Autorin
Weitere Veröffentlichungen

Mara Harte

GRIM KINGS

Über die Autorin:

 

 

Liebe. Passionen. Worte.

 

Ich liebe Leidenschaften aller Art und ich liebe das geschriebene Wort.

 

Liebesromane von der Stange suchst du jedoch bei mir vergebens. Meine Geschichten sind nicht rosarot. Eine heile Welt gibt es ebenso wenig. Manchmal ist es dark, meist ist es ungewöhnlich und immer ist es spannend und erotisch. Die Frauen in meinen Geschichten sind weder devot, noch entsprechen sie einer Norm. Sie sind tough, selbstbewusst und äußern ihre Wünsche und Sehnsüchte. Trotzdem gewähren sie den Männern die Stärke, ihre Angebetete zu erobern. Trotz meiner Vorliebe für die Bad Boys dieser Welt garantiere ich dir ein Happy End – vielleicht keines aus Zuckerwatte, aber eines, das zu meinen Figuren passt.

 

Lass dich verführen!

Über das Buch:

 

Das Imperium wird fallen.

 

Es wird brennen – und wir brennen mit ihm!

 

Geheimnisse kommen ans Licht – brechen durch die Dunkelheit.

María Flores wurde bedroht und verraten. Mit aller Macht versucht sie, sich als Patin zu behaupten und ihren Status zu erhalten. Dabei kämpft sie nicht nur um ihr Imperium, sondern auch um ihr Herz.

Das hat sie längst den drei Männern geschenkt, die an ihrer Seite stehen. Yago, Demon und Ace ziehen María immer tiefer in einen Strudel aus Lust und Leidenschaften.

 

Was jedoch, wenn die drei Köpfe des Reyes-Clans keine Freunde sind, sondern Marías Feinde? Wenn nicht nur Marías Leben in Gefahr ist, sondern sie auch in dem Verlangen nach den drei atemberaubenden Männern die falschen Entscheidungen trifft?

 

María lässt sich mit dem Teufel ein, tanzt am Abgrund und wird tief fallen. Wird sie wieder vertrauen können? Und welchen Preis wird sie zahlen müssen, um zu bekommen, was sie begehrt?

 

GRIM KINGS – Dunkle Vergangenheit ist der teuflische zweite Teil der Reverse-Harem-Mafia-Trilogie von Mara Harte mit einer atemberaubenden Protagonisten, drei Männern, die nicht nur ihr Herz stehlen, dem Teufel persönlich und höllisch heißen Szenen.

 

Mara Harte

 

GRIM KINGS

Dunkle Vergangenheit

 

 

 

 

Reverse-Harem-Trilogie

 

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© April 2023 Sweetheart-Verlag

Sweetheart-Verlag OG, Lofer 416, 5090 Lofer

 

Lektorat: Marion Mergen – www.korrekt-getippt.de

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

 

Cover: Chris Gilcher

http://buchcoverdesign.de/

Illustrationen: Adobe Stock ID 493756583, Adobe Stock ID 285783178, Adobe Stock ID 410855009, Adobe Stock ID 527921384 und freepik.com.

1

Yago

 

Ein schwerer Fehler

 

Ich bemerkte den Fehler. Spät, aber ich bemerkte ihn.

»Oh, Querido, das sollten wir feiern!«, säuselte Estela und kam mit langen Schritten auf mich zu. Auf den ersten Blick sah sie umwerfend aus – wie immer. Sie trug ein hautenges Kleid mit einem weiten Ausschnitt, aus dem ihre üppigen Möpse hervorquollen. Ich wollte es nicht und konnte trotzdem nicht verhindern, dass mein Blick auf ihrer karamellfarbenen Haut hängenblieb.

Und schon war sie bei mir, drückte ihren Körper und mit ihm auch die prallen Titten fest gegen mich und streifte mit ihren Lippen mein Ohr. »Es lief alles nach Plan. Fünf grandiose Tonnen Coca … Ha! Der Flores-Schlampe haben wir es gezeigt! Die Lieferung ist schon auf dem Weg ins Labor. Yago, ich bin einfach nur glücklich und verdammt geil. Ich habe einiges im Sinn, wie wir diesen Sieg feiern könnten.« Ihre Hand wanderte zu meinem Schwanz und packte kräftig zu.

Ich atmete tief durch.

»Komm schon, Baby, ich will deinen Schweiß auf meiner Zunge, deinen Schwanz zwischen meinen Schenkeln … was ist los?«

Tja, was war los? Mein Schwanz reagierte nicht, obwohl ihre Finger beharrlich meine Eier kneteten.

»Was wird das hier, Estela?«, stellte ich die Gegenfrage und schaute an ihr vorbei zum Schreibtisch, wo der Laptop Informationen offenbarte, die im Widerspruch zu dem standen, was Estela und ich vereinbart hatten.

Sie ließ ihre Hand sinken und ging einen Schritt zurück. Ihre Augen schwenkten nur einmal kurz zum Laptop, dann richteten sie sich wieder auf mich. Ihre Lippen spitzten sich und sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Titten hoben sich durch diese Position und wie von selbst glitt mein Blick erneut zu ihrem Dekolleté. Ihre Titten waren gigantisch, aber ich hatte das Interesse daran verloren, meine Zähne in ihnen zu vergraben und meine Nase oder meinen Schwanz zwischen ihnen zu reiben. Ich würde nicht einmal hart werden, wenn sie sich breitbeinig auf mein Gesicht setzte.

»Was zur Hölle ist das, Estela?«

»Was denkst du?«, fragte sie und reckte ihr Kinn nach oben.

»Was ich denke?«

»Ach, hör doch auf, Yago! Du musst gewusst …«, begann sie, doch ich unterbrach sie harsch.

»Was soll ich gewusst haben? Das ist Bullshit! Estela, wir kennen uns seit drei Tagen. Wir haben gefickt. Nicht mehr! Aber«, ich hielt einen Finger nach oben, »wir hatten einen verfluchten Plan!«

Den hatten wir. Er war simpel. Sie wollte Marías Kokain, und ich wollte María schwächen. Schwach genug machen, um den Flores-Clan übernehmen zu können. Denn wenn María merkte, dass sie den Anforderungen an die Führung eines Imperiums nicht gewachsen war, dann würde sie mich verstehen und Demon und mir die Führung übergeben.

Ein simpler, aber vielversprechender Plan.

Nachdem ich meinen Bruder nicht davon hatte überzeugen können, war mir Estela gerade recht gekommen. Luiz hatte sie mir vorgestellt, als wir die Plantagen besuchten. Woher er sie kannte, war mir egal. Sie hatte mir den Plan präsentiert und ich war einverstanden gewesen.

Simpel.

Warum hätte ich daran zweifeln sollten, dass eine toughe Lady wie Estela sich nicht an den Plan hält? Sie wollte ficken und Geld verdienen. Beides hatte sie bekommen. Was zum Teufel war jetzt anders, wieso zur Hölle vermasselte ich diesen einfachen Deal?

Na ja, es war im Grunde ganz einfach. Dieses Weibsstück hatte MIR das Hirn rausgevögelt und wollte mehr.

»Yago«, säuselte sie und nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände. Sie waren kühl, um nicht zu sagen: eiskalt. »Du und ich! Stell dir vor, was wir alles erreichen könnten …«

Mit einem Ruck riss ich ihre Hände von meinem Gesicht. Diesen Scheiß konnte ich mir nicht länger anhören. Wütend packte ich ihren Hals und rammte Estela an die nächste Wand.

»Du kleines Miststück«, knurrte ich und lockerte meinen Griff. Ihre Augen traten hervor, während sie panisch nach Luft schnappte. »Du hast mehr als profitiert, Schätzchen. Die gesamte Lieferung, die Nero kriegen sollte, ist jetzt deine. Wir sind fertig miteinander. Wir sind quitt.« Ich ließ sie los und schaute zu, wie Estela röchelnd zu Boden sank. Diese Show war absolut übertrieben. Es ging ihr gut. Mein Griff um ihren Hals war nicht fest gewesen, er sollte ihr lediglich zeigen, dass ich nicht ihr Toy-Boy war.

Ich lief zum Schreibtisch und nahm den Laptop so in die Hand, dass der Bildschirm in ihre Richtung zeigte. »Das sind Pläne vom Flores-Anwesen, Wachpläne, Namen … Woher zum Teufel hast du diese Informationen und wozu brauchst du sie?«

Bei einer Frau wie Estela musste man aufpassen. Sie war nicht irgendein Püppchen, sondern eine knallharte Lady. Natürlich hatte ich herumgeschnüffelt, um zu verhindern, dass sie mich aufs Kreuz legte. Und natürlich hatte ich mir ihren Laptop angesehen, der einladend auf dem Tisch stand. Warum eigentlich? Wieso hatte sie diese Daten nicht verschlüsselt oder den Laptop irgendwo versteckt? Das hier war Estelas Haus, aber ich bewegte mich hier frei seit zwei Tagen. Sie hätte doch wissen müssen, dass ich keiner Frau traute, die ich zwar vögelte, aber im Grunde gar nicht kannte. Warum also hatte sie den Laptop so offen zur Schau gestellt?

Estela hatte eine beachtliche Sammlung an Informationen über María, über Fuego und andere Mitglieder des Flores-Clans, Luftaufnahmen des Anwesens, von den Plantagen, Zeiten der Wachablösung und so weiter. Irgendjemand hatte für sie umfassend rumgeschnüffelt. Wieso?

»Du musst doch zugeben, dass die Gelegenheit zu brillant ist, um sie sich entgehen zu lassen. Ich dachte, du würdest es verstehen.« Estela hatte sich aufgerappelt und war zu mir an den Schreibtisch gekommen. Sie griff nach dem Laptop, aber ich zog ihn mit einem Ruck aus ihrer Reichweite.

»Was verstehen, Estela? Dass du dir unter den Nagel reißen willst, was mir gehört?« Ich kniff meine Augen zusammen und fragte mich, woher Estelas Ambitionen kamen. »Meins! Hast du verstanden? Ich lasse mir nicht von dir in meine Geschäfte …« In ihrem Gesicht veränderte sich etwas. Sie lächelte.

Scheiße!

»Dir geht es nicht nur ums Geschäft«, mutmaßte ich. »Da ist noch etwas anderes. Was?«

Estela wich zurück, lächelte aber immer noch, als freute sie sich darüber, dass ich endlich kapierte.

»Was?«, wiederholte ich meine Frage, denn mittlerweile war mir klar, dass sie sich nicht mit diesem einen Deal zufriedengeben würde. In ihren Augen loderte ein Feuer, das mir anfänglich imponiert hatte, mich jetzt aber warnen sollte. Diese Frau hatte einen gehörigen Knall. Und ich wollte wissen, was hinter ihrer Besessenheit steckte. War sie schlicht nur größenwahnsinnig oder war es etwas Persönliches?

Sie verschränkte wieder die Arme unter ihrer Brust. Herrgott, ich wünschte, sie würde das lassen. Ein Blick auf ihr Dekolleté vergegenwärtigte mir nur wieder meine Unachtsamkeit der vergangenen Tage. Ich hatte mich von Estelas Äußerem hinreißen lassen, mir sogar eingebildet, sie sähe María ähnlich. Wie dumm ich doch war! Immer wieder predigte ich Demon, bei der Sache zu bleiben, und jetzt hatte ich mich selbst von meinen eigenen Gefühlen blenden lassen. Ich war so fixiert darauf, María nicht zu wollen, dass ich eine Frau vögelte, die ihr ähnelte. Wie verrückt war ich eigentlich?

An welchem Traum auch immer ich in den vergangenen Tagen festgehalten hatte, in diesem Moment wachte ich auf. Estelas Selbstüberschätzung, vor allem aber ihre Dreistigkeit, mich in ihren Strudel aus Größenwahn und Verrat ziehen zu wollen und meinen Plan zu vereiteln, öffneten mir endlich die Augen.

»Du übernimmst dich, Herzchen«, sagte ich, obwohl mir Estela immer noch eine Antwort schuldig war. Ich konnte nur mutmaßen, wozu sie all die Informationen brauchte.

»Ach!«, winkte sie ab. »Was weißt du schon?«

Sie wollte sich abwenden, doch ich hielt sie zurück, griff nach ihrem Arm und knurrte: »Ich weiß eine Menge! Zum Beispiel, dass du dich besser nicht mit einem Reyes anlegen solltest. Du fickst mich nur auf eine Weise. Ist das klar? Wenn du mich übers Ohr hauen willst, lernst du mich kennen. Das Flores-Imperium gehört mir!«

»Ich denke, wir haben ausreichend gefickt, HERZCHEN!«, erwiderte sie und reckte schon wieder herausfordernd ihr Kinn. Ein Muskel an ihrem Unterkiefer zuckte. »Verschwinde aus meinem Haus, Reyes!«, zischte sie, riss mir den Laptop aus der Hand und ließ mich einfach stehen. War das zu glauben?

Ich schnappte meine Sachen, das lederne Täschchen mit meinen Zigarren und stürmte aus der Tür. Es wurde Zeit, diese Irre und ihre riesigen Titten aus meinem Leben zu verbannen.

Als ich in meinem Wagen saß und im Rückspiegel Estela sah, die lächelnd vor ihrer Villa stand, wurde mir kotzübel.

Welcher Teufel hatte mich nur geritten, mit dieser Frau Geschäfte zu machen?

Es war ein Fehler gewesen. Ein fataler Fehler!

2

Demon

 

María war am Ende

 

So schnell konnte ich gar nicht gucken, wie Ace den Fuß hob und seinen Stiefel fest gegen das marode Holz knallte. Das Schloss brach mit einem lauten Knacksen und die antike Tür schwang auf.

»Verdammt, Ace!«, beschwerte sich María. Doch ihr Ärger war nicht echt.

»Komm schon, Blümchen!«, brummte Ace und grinste. »Wir sind nicht hier, um lange zu fackeln.« Er verbeugte sich galant und gewährte María den Vortritt.

»Hast recht«, sagte sie und betrat das dunkle Innere eines schäbigen Flurs. Ich nickte Ace zu und folgte María. Staub tanzte im hereinfallenden Schein des Tageslichts, als wir weitergingen, empfing uns Kühle und Dunkelheit. Für eine Sekunde war es still, doch dann wurde die Tür am Ende des Flurs aufgerissen. Ein Mann mit einer Zigarette im Mundwinkel und einem schlecht sitzenden Anzug trat uns entgegen. Ein Zipfel seines Hemdes hing vorn aus seiner Hose. Antonio Condori-García.

»Was zum …«, schimpfte er. Weiter kam er nicht.

Wie ein Tornado fegte María durch den Flur und packte ihn an seinem speckigen Kragen. »Du verdammtes Arschloch!«

Mein letztes Treffen mit Antonio lag Jahre zurück, ich hatte ihn akkurat gekleidet und vor allem sauber in Erinnerung, aber er war es eindeutig. Was hatte sich verändert, wieso ließ sich dieser einst loyale Geschäftsmann plötzlich auf krumme Deals ein?

Nachdem María gestern Abend erfahren hatte, dass ihre Lieferung nicht an Nero, einem der größten Drogenbosse Brasiliens, übergeben worden war, sondern Antonio den Deal anderweitig abgewickelt hatte, waren wir heute sofort nach Santa Cruz gefahren, um dem langjährigen Buchhalter des Flores-Clans auf den Zahn zu fühlen. Die Fakten sprachen nicht gerade für ihn. Und sollte er hier und jetzt keine plausible Erklärung bieten können, warum er seinen Auftrag nicht wie vereinbart erfüllt hatte, würde dieser Besuch wohl eskalieren. María war nicht nur stinksauer, nein, ihre Existenz war bedroht, denn Nero war kein Mann, der sich verarschen ließ.

Deshalb hatte Ace recht. Wir waren nicht hier, um lange zu fackeln.

María hatte die Kraft ihres Laufes genutzt und sich mit ihrem Körper gegen den schmächtigen Kerl geworfen, der jetzt mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt wurde und schnaufte.

»Wo zum Teufel ist meine Lieferung?«, herrschte sie ihn an.

»María, María«, stammelte Antonio, »warte, warte! Ich kann es erklären.«

Ace machte einen Schritt nach vorn, doch ich hielt ihn zurück. Das hier war keine Situation, mit der María nicht allein fertigwerden würde.

Sie entließ Antonio aus ihrem Griff und schubste ihn vor sich her in sein Büro. »Erzähl! Ich bin gespannt.«

Mit einem ängstlichen Blick auf Ace und mich stolperte Antonio voran. »Können wir uns bitte setzen? Ich brauche … ach, ich brauche einen Drink.«

»Strapaziere nicht meine Geduld!«, fauchte María und schubste ihn ein weiteres Mal.

Wir betraten sein Büro, das weitaus vergammelter wirkte als bei meinem letzten Besuch. Die Fenster waren voller Schlieren und Staub, dass man nur schwer hindurchschauen konnte. Auf dem Boden lagen lose Blätter, Zigarrenstummel und leere Bierflaschen. Herrje, was war aus dem adretten Buchhalter geworden? Und wieso hatte María sich auf diesen verlotterten Kerl eingelassen?

Natürlich konnte es uns egal sein, ob Antonio in einem luxuriösen Loft residierte oder in diesem versifften Drecksloch. Aber die Umstände ließen sehr wohl Rückschlüsse auf seinen mangelnden Geschäftssinn zu. Irgendetwas schien ihn aus der Bahn geworfen zu haben.

Mit zittrigen Fingern nahm Antonio den Zigarrenstummel aus dem Mundwinkel und zündete ihn an. Zu keiner Sekunde ließ er María aus seinen blassen Augen, die sich breitbeinig und mit verschränkten Armen vor ihm aufgebaut hatte.

Ja, María wirkte in diesem Moment wahrlich einschüchternd. Das lag nicht nur an den Doc Martens, den schwarzen Jeans und dem knappen Top, das ihre zahlreichen Tätowierungen offenbarte. Es waren ihr hasserfüllter Blick und ihre Entschlossenheit, die Antonio einschüchterten. Würde ich sie nicht kennen, wäre mir nicht klar, dass sie auch zart und sehr gefühlvoll sein konnte.

»Ich warte, Antonio!« Während sie das sagte, griff María an ihre Seite und zog in einer selbstverständlichen Geste eine Waffe aus dem Holster. »Antonio!« Das Fauchen in ihrer Stimme klang unheilvoll. Ich fand María sexy – so als wütende Lara Croft. Aber Antonio sollte jetzt besser den Mund aufmachen und reden.

Der Buchhalter fiel auf einen Stuhl und schlug beide Hände vor sein Gesicht wie ein Kind, das die Realität aussperren will. Der Zigarrenstummel zwischen seinen Fingern zitterte. »Sie hat gesagt, sie tut meinem Mädchen etwas an, wenn ich nicht mache, was sie sagt«, heulte er los. »Sie hat sehr eindringlich beschrieben, wie sie meiner kleinen Maite die Kehle durchschneiden wird. O Gott …!« Beide Hände fielen kraftlos in seinen Schoß. Antonio schaute zu María hoch und verzog sein Gesicht zu einer angsterfüllten Grimasse. »Was sollte ich denn machen?«

Ace und ich hatten uns neben María positioniert, obwohl sie offensichtlich keine Unterstützung benötigte. Antonio würde sich wahrscheinlich genauso in die Hose pinkeln, wären wir nicht hier.

»Wer?«, fragte María.

»Was, wer?«, fragte Antonio. Seine Stimme vibrierte.

»Wer hat dir gedroht?!«, donnerte María los. »Wer will deinem Kind die Kehle durchschneiden? Was solltest du tun, damit SIE es nicht macht? Rede verdammt noch mal!«

»Ich … ich kenne sie nicht. Also nicht ihren Namen. Sie … kam … sie schneite hier herein und wusste von deiner Lieferung und auch wann … und überhaupt … und sie wusste von Maite … wo sie … also auf welche Schule sie … O Gott, María, es tut mir so leid. Ich hätte dich vielleicht …«

»Wer ist sie?«, fragte María. Das Fauchen verschwand aus ihrer Stimme.

Antonio hob vorsichtig den Kopf. In seinen blassen Augen glühte die Angst. »Ich weiß es wirklich nicht, María. Ich kenne sie nicht, aber ihre Ansage … nun, die war eindeutig.«

Mit einem tiefen Seufzer beugte sich María vor. Die Hand mit der Waffe ruhte jetzt auf dem Schreibtisch. Das knappe Top rutschte aus dem Bund ihrer Jeans. Nicht nur ich starrte auf den Streifen nackter Haut. Ace atmete hörbar neben mir. Ich sah seinen Blick und den Hunger in seinem Gesicht, der mir einen schmerzhaften Stich versetzte. Aber ich konnte es ihm nicht verdenken. Immerhin spürte auch ich das Kribbeln in meinen Fingerspitzen … wie immer, wenn ich ein Stück von Marías verzauberter Haut erblickte und daran dachte, wie sie sich anfühlte.

Ich kannte Ace lange genug, um zu wissen, dass er einer Frau wie María nicht widerstehen konnte. Und genau das war mein Problem. Von mir aus hätte er jede Frau auf dem Planeten flachlegen können, aber bei María gab es eine Grenze. Zudem wusste ich nicht, was zwischen den beiden lief. War es mehr als Sex?

Das qualvolle Schluchzen von Antonio riss mich aus meinen Gedanken. »María, du musst mir glauben! Ich wollte dir nichts Böses.«

»Was habe ich dir gesagt, was ich tun werde, wenn du mich verarschst? Hm?« María sprach so, wie ich mit meinem Sohn redete, wenn er Mist gebaut hatte. Das kam selten vor, denn Pepe lebte nicht bei mir, sondern bei seiner Tante. Aber einem Vierjährigen fielen immer wieder unsinnige Dinge ein, die einen Vater gelegentlich verleiteten, in einem Singsang zu reden, wie María es gerade tat.

»Ich … ich weiß …«

»Was genau habe ich dir gesagt, Antonio?« Sie beugte sich tiefer über den Schreibtisch, die Knarre unter ihrer rechten Hand. »Erinnerst du dich? Ich habe dir gesagt, dass ich dir die Eier abschneide, wenn du mich hintergehst.«

Antonio kicherte. Etwa eine Sekunde lang. Bis María ihre Waffe hob und schoss. Ich zuckte zusammen und Ace stieß einen lauten Seufzer aus. Keiner von uns hatte mit dieser radikalen Reaktion gerechnet. Und Antonio … nun, der schrie und starrte auf seine Hand, die auf dem Schreibtisch lag und in deren Mitte nun ein blutiger Krater klaffte. Eine dünne Rauchfahne stieg aus dem Loch. Der Knall hallte unangenehm in meinen Trommelfellen nach. Pistolen in geschlossenen Räumen abzufeuern, war nie eine gute Idee. Ace hob eine Hand an sein Ohr, nur María gab sich unbeteiligt. In einer beiläufigen Geste sicherte sie ihre Waffe und steckte sie zurück ins Holster. »Deine Eier lass ich dir. Vorläufig!«, sagte sie leise.

Vermutlich hatte Antonio sie nicht gehört, denn er schrie immer noch. »¡Mierda! Du … Schlampe! Aaah!« Er starrte auf das Loch in seiner Hand, deren Gelenk er mit der anderen fest umschlungen hielt.

»Du hättest mich nicht belügen müssen, Antonio«, sagte María immer noch leise und tatsächlich hob Antonio jetzt den Kopf und starrte sie an. Dicke Tränen rannen über seine blassen Wangen, ein Tropfen Rotze kroch aus seinem Nasenloch. Widerlich! »Ich hätte mich darum kümmern können.«

María war die Ruhe selbst. Ich musste gestehen, dass ich nicht wenig überrascht war. Ihre Eier waren größer, als ich gedacht hatte. Der Schuss war keine Kurzschlussreaktion gewesen. Antonio eine Lektion zu erteilen, wie hart auch immer sie erscheinen mochte, war ihr Plan gewesen. Und nichts Ungewöhnliches. Er konnte froh sein, wenn er mit dem Leben davonkam. In unserem Business bezahlte man Verrat nicht selten mit dem Tod. Aber María war klug, sie brauchte Antonio, um in Erfahrung zu bringen, wer diese geheimnisvolle Frau war, die offensichtlich gegen sie und den Flores-Clan intrigierte. Denn es ging nicht nur um Nero und den geplatzten Brasilien-Deal, es konnte gut sein, dass die Ermordung ihres Vaters damit zusammenhing.

»Verdammt! Ihr müsst mich zu einem Arzt bringen. Ich … o Gott … dios mío!«, wimmerte Antonio, der die Zusammenhänge ebenfalls erkannte und schon wieder eine große Klappe hatte.

»Daran stirbst du nicht, Antonio«, mischte ich mich ein. Als Zeichen guten Willens griff ich nach einem zerknitterten Oberhemd, das auf einem Sessel in der Ecke des Raumes lag, und reichte es ihm. »Sei froh, dass du deine Eier noch hast. Wickle das um deine Hand! Das wird die Blutung stoppen.« Ich hatte keine Ahnung, ob das stimmte. Ich selbst hatte noch nicht allzu viele Verletzungen erlitten, vor allem keine wie diese. Mein Bruder jedoch hatte schon Schlimmeres überlebt und Ace als Söldner sicherlich auch. Ihm schien die Verletzung jedenfalls keine großen Sorgen zu bereiten, was sicherlich auch daran lag, dass es Ace scheißegal war, was aus Antonio wurde. Dieser wickelte sich den Stoff um seine bluttriefende Hand und jammerte munter weiter. »War das wirklich nötig?«

»Ja!«, erwiderte María. »Und wenn du mir nicht sofort erzählst, wo meine Ware ist, widme ich mich gern deinen Eiern. Falls du überhaupt welche hast.« Sie atmete geräuschvoll ein. »Also! Eine Frau, sagst du. Wann war sie hier, wie sieht sie aus? Rede!«

Antonio steckte die bandagierte Hand unter seine Achsel und stöhnte schmerzerfüllt. »Sie stolzierte hier rein und wusste einen Haufen Dinge. Nicht nur über mich, sondern auch über dich, María. Sie drohte mir, bezahlte cash und gab mir genaue Anweisungen. Ich habe deine Lieferungen entgegengenommen, deine Jungs bezahlt und keine Stunde später war sie da und hat alles abgeholt.«

María drehte sich von ihm weg und warf die Arme in die Luft. Während sie kreisförmig durch das enge Büro marschierte, schaute sie abwechselnd zu mir, Ace und dann wieder zu Antonio. Ich erkannte die Verzweiflung in ihren Augen. María war am Ende. Wenn wir die Lieferung nicht finden würden, dann hätte sie ein echtes Problem. »Du hast nicht weit genug gedacht, Antonio. Du bist ein Idiot. Du hast vielleicht kurzfristig deine Tochter gerettet, aber Nero wird dich umbringen, wenn er weiß, dass du seine Lieferung irgendeiner Frau überlassen hast. Und ich werde nichts unternehmen, um ihn aufzuhalten.«

Mit einem Nicken in unsere Richtung verschwand sie aus dem Büro und wir folgten ihr. Der Besuch bei Antonio war nicht gerade appetitlich gewesen, aber als wir auf die Straße traten, wussten wir schlagartig, dass dieser Tag noch weitaus unangenehmer werden würde. Für uns alle!

3

María

 

Ein Monsun, der Pläne durchkreuzte

 

Es hatte mich alles an Kraft gekostet, nicht auszuflippen. In meinem Inneren wirbelten die Emotionen umher und eine jede forderte mich heraus. Angst vor allem, aber auch Wut, Ungläubigkeit und vor allem Abscheu gegenüber der ekelerregenden Schwäche dieses Mannes, der seit Jahrzehnten sein Geld mit uns verdient hatte.

Am liebsten hätte ich ihm sein feistes Kichern aus dem Gesicht geschossen, aber Antonios Tod würde mir keinesfalls weiterhelfen. Denn das Universum meinte es nicht gut mit mir. Meine Wut, meine Abscheu und alle Konsequenzen, die Nero und diesen geplatzten Deal betrafen, waren plötzlich nur noch ein Teil von etwas Größerem – etwas Gewaltigem. Wir traten aus dem schummrigen Flur nach draußen, und dort, wo vor einer halben Stunde noch die Sonne geschienen hatte, verschluckte ein Monsunregen sintflutartig alles und jeden.

»Fuck!«, fluchte ich und suchte Schutz im Inneren des Hauses. Demon und Ace taten es mir gleich. Eng aneinandergedrückt gafften wir ungläubig nach draußen. »Wo kommt das denn mit einem Mal her?«, fragte ich überflüssigerweise. Denn ungewöhnlich war so ein Monsun sicher nicht. Zu dieser Jahreszeit öffnete der Himmel seine Schleusen manchmal innerhalb von Minuten und gewaltige Fluten rissen alles mit sich fort. So war das Wetter nun mal, aber heute … gerade heute durchquerte die Natur meine Pläne und könnte mich meinen Kopf kosten.

»Ich muss zu Nero, verdammt!« Schon beim Aussprechen des Satzes bemerkte ich seine Abwegigkeit. Solange es aus Eimern goss, würde ich nirgendwohin kommen.

»An die brasilianische Grenze? Du bist verrückt!«, bestätigte Demon meine Gedanken. »Das sind sechs Stunden Fahrt. Bei dem Regen schaffen wir es nicht mal nach Hause. Wir schaffen es nicht einmal aus der Stadt.« Er lachte bitter, wobei ich nicht wusste, was ihm gerade mehr zu schaffen machte, dass er mein Haus spontan als sein Zuhause bezeichnete oder meine Probleme auch zu seinen wurden, sollten wir Nero nicht zufriedenstellen können.

»Ich weiß, Demon.« Gern hätte ich ihn jetzt geküsst. Einfach so, um ihm zu zeigen, dass ich bei allem Scheiß nicht vergessen hatte, wie wohl ich mich in seiner Gegenwart fühlte.

»Lasst uns rüber zum Hotel gehen! Wir warten dort, bis der Regen nachgelassen hat und wir aus der Stadt kommen. Schau mich nicht so an!«, sagte Demon und fixierte meine hochgezogenen Augenbrauen. »Du kannst vom Hotel aus versuchen, Nero telefonisch zu erreichen und … bei ihm vorzufühlen.«

»Ich muss bei Nero nicht vorfühlen«, erwiderte ich und begrub vorerst meine Pläne – sowohl die Fahrt nach Brasilien als auch, Demon zu küssen. »Ich weiß, dass er kein Verständnis für meine Situation aufbringen wird. Aber du hast recht. Warum sollte ich bei dieser Sintflut den Kopf riskieren, wenn mir Nero sowieso demnächst das Hirn wegballern wird.«

Ace schnaufte in Anbetracht meines Galgenhumors. »Aber eine Lungenentzündung müssen wir uns deshalb nicht auch noch holen.« Er streckte einen Arm in den Regen und verzog das Gesicht. »So ein Scheißwetter! Na ja, was soll’s?« Mit hochgezogenen Schultern stapfte er hinaus in den Regen. Demon und ich folgten ihm schweigend. Nur einen Wimpernschlag später waren meine Kleidung und mein Haar durchgeweicht. Die Tropfen waren so groß wie Oliven und schlugen auf mein Gesicht wie Hagelkörner. Wir legten an Tempo zu und rannten mit langen Schritten bis zum Hoteleingang.

»Señor Reyes«, begrüßte uns der Portier. »Oh!«, schob er hinterher und öffnete die Tür. Ich sah an mir herunter und stellte fest, dass mein dünnes Top wie eine zweite Haut an meinen Brüsten klebte. Aber das war nicht das Problem des Portiers. Er starrte auf die Knarre in meinem Holster, die den Hotelgästen sicherlich nicht gefallen würde. Ace reagierte sofort, zog seine klitschnasse Jacke aus und legte sie mir um die Schultern. Die Pistole sowie auch meine Nippel waren somit versteckt. »Hätte ich gewusst, dass wir hierherkommen, wäre mein Outfit ein anderes gewesen«, murmelte ich zu Ace, der mir zuzwinkerte. Eigentlich war lediglich vorgesehen gewesen, dass wir bei Antonio kurz vorbeischauen und dann direkt zurückfahren.

»Alvaro, mein Freund!«, begrüßte Demon den Portier, der seltsam unsicher von einem Bein auf das andere trat. »Ist Jack da? Wir möchten uns gern trocknen und vielleicht eine Kleinigkeit essen.«

»Natürlich, natürlich, Señor Reyes. Kommen Sie herein, ich lasse ihn sofort rufen.« Der Portier wies uns den Weg durch die wunderschöne Halle, wobei wir eine nasse Spur auf dem polierten Marmorboden hinterließen. Alvaro ging an die Rezeption, sprach mit einer Mitarbeiterin und keine zwei Minuten später kam ein unglaublich gut aussehender Mann um die Ecke, der nicht viel älter war als ich, einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug trug und mit weit ausgebreiteten Armen auf uns zukam.

»Amigo!«, begrüßte er Demon und schließlich auch Ace und mich. »Ihr seid … nass!«, stellte er fest und lächelte charmant. »Was macht ihr denn bei dem Regen da draußen?«

Demon setzte zu einer Erklärung an, aber unser Gastgeber ließ ihm keine Möglichkeit.

»Mein Name ist Jack Haddington«, begann er und kam auf mich zu. »Bitte nicht über das Klischee des Namens lachen. Ja, ich bin Engländer, aber ich darf mich rühmen, Inhaber und Geschäftsführer des grandiosen Hotels Imperial zu sein.« Sein Blick streifte meine Nippel, die wie spitze Nägel durch den dünnen Stoff meines Tops drückten. Ich schlüpfte in die nassen Ärmel der Jacke, die Ace mir umgehängt hatte, und versank förmlich darin.

»Es ist mir eine Ehre, meinem guten Freund und seiner attraktiven Begleitung Obdach zu gewähren.« Jack widmete sich jetzt Ace und schüttelte dessen Hand noch enthusiastischer als meine. Sein Daumen glitt beiläufig über Ace’ Handrücken, während sein Blick auf dessen kräftigen Brustmuskeln hängenblieb, die sich unter seinem nassen Shirt abzeichneten, als wäre er nackt. Aha! Jack interessierte sich offensichtlich mehr für Ace’ starken Körper als für meine Nippel. Mir sollte es recht sein. Ich war froh über unser Timing und Demons innige Beziehung zum Hotelchef – wie auch immer die aussehen mochte. Wären wir nur zehn Minuten früher aus Antonios Büro gekommen, hätten wir jetzt mit dem Wagen in irgendeinem Schlammloch gesteckt und die Nacht im Freien verbringen müssen.

»Wenn es genehm ist, möchte ich euch eine unserer Suiten zur Verfügung stellen. Bleibt, so lange ihr müsst. Aber zunächst solltet ihr aus den nassen Klamotten raus, bevor ihr euch den Tod holt. Fühlt euch wie zu Hause! Bei mir bekommt ihr alles, was ihr braucht. Demons Freunde sind auch meine Freunde, und für die gibt es nur das Beste.« Während Jack Haddington ohne Punkt und Komma geredet hatte, war er zur Rezeption gelaufen, hatte sich sporadisch mit einem Blick über seine Schulter vergewissert, dass wir ihm folgten, und einen Schlüssel von dort entgegengenommen, den er Demon jetzt reichte.

»Wir brauchen nur einen Unterschlupf, bis der Regen vorüber ist«, erklärte Demon.

Ich fragte mich, woher die beiden sich kannten, denn sie konnten kaum unterschiedlicher sein. Beim besten Willen fiel mir keine Schnittmenge zwischen Demon Reyes und Jack Haddington ein, die einen Sinn ergab … außer … außer vielleicht dubiosen Mafiaverbindungen, die dem einen von ihnen eine lukrative Einnahmequelle und dem anderen zusätzliche Gäste oder Substanzen zur Unterhaltung derselben verschaffte.

Nun, auch das sollte mir gleich sein, so lange ich in den Genuss einer heißen Dusche kam und der Möglichkeit, meine Klamotten zu trocknen. Wenn kollateral dazu auch noch ein kühles Bier oder ein Glas Wein heraussprang, würde ich mich nicht beschweren.

Jack Haddington verabschiedete sich – nicht ohne jedem von uns noch einmal die Hand zu schütteln – und überließ uns in der Obhut einer Rezeptionistin, die Ace mit klimpernden Wimpern den Weg zu unserer Suite beschrieb.

Zu dritt tropften wir wenig später auch den Fahrstuhl voll und hinterließen eine weitere nasse Spur auf dem flauschigen Teppich einer opulenten Suite mit französischem Bett, extragroßem Flatscreen und einer wuchtigen Sitzgruppe mit goldglänzenden Polstern.

»Ich gehe unter die Dusche«, sagte ich und wandte mich nach rechts, wo ich hinter einer hölzernen Tür mit aufwendigen Schnitzereien das Badezimmer vermutete. Und tatsächlich empfing mich dort purer Luxus. Marokkanische Fliesen, eine dreieckige Badewanne mit Messingarmaturen und eine gläserne Dusche mit Massagefunktion. Wow!

Im Gehen streifte ich mir die nasse Jacke ab, stieg aus meinen Boots und schälte sowohl Top als auch Jeans von meinem Körper. Es roch nach Lavendel und Rosen, neben der Dusche stand ein Regal mit Handtüchern und Bademänteln sowie jeder Menge Kosmetikartikeln, Duschbad, Shampoo, Badesalz in unterschiedlichen Düften und sogar mit Luffaschwämmen in verschiedenen Größen. Der Tag hatte beschissen begonnen und da draußen lauerte massiver Ärger, aber jetzt war ich einfach nur froh über diese wunderbare Atempause. Die nassen Klamotten ließ ich auf dem Boden liegen, das Holster mit meiner Waffe und mein Telefon legte ich auf eines der Handtücher im Regal. Dann stieg ich in die Dusche und stellte das Wasser an. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Das Wasser war herrlich heiß. Ich schloss die Augen, reckte mein Gesicht nach oben und genoss die Entspannung. Für einige Minuten gönnte ich mir Leichtigkeit – kein Nero, keine Geschäfte, die schiefgingen, keine Männer, die mir den Kopf verdrehten und meine Welt aus den Angeln hoben. Nur ich und dieses wunderbar heiße Wasser, das über meine Haut perlte, mich erwärmte und meine Muskeln lockerte.

Ich erinnerte mich an den schönen Nachmittag, den ich hier im Hotel mit Demon und seinem Sohn verbracht hatte. Wie schön und unbeschwert das Leben doch sein konnte. Dann schwebten meine Gedanken zu Ace, den ich jetzt gern bei mir unter der Dusche hätte. Oder Demon? Oder … Wo steckte Yago eigentlich?

Mit dieser Frage kehrte ich zurück ins Hier und Jetzt. Schweren Herzens löste ich mich aus meiner realitätsfernen Blase, schnappte mir einen der kuscheligen weißen Bademäntel und stellte fest, dass meine Kleidung nicht mehr auf dem Boden lag.

---ENDE DER LESEPROBE---