GRIM KINGS - Dunkle Sünden - Mara Harte - E-Book
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GRIM KINGS - Dunkle Sünden E-Book

Mara Harte

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Beschreibung

María Flores ist am Ende. Ihr Königreich liegt in Trümmern. Alles, was von ihren Visionen und der Hoffnung auf Liebe übrig bleibt, sind Schmerz und Verzweiflung. Lust und Leidenschaften wandeln sich zu Leid und Trauer.
Sie muss eine Entscheidung treffen, die sich als fataler Fehler herausstellen wird oder ihr hilft, alles zu bewältigen.
Wird sich das Blatt wenden?
Werden Yago, Demon und Ace erkennen, dass ihre Herzen nur gemeinsam schlagen … sie nur vereint herrschen können?

DUNKLE SÜNDEN ist der fulminante dritte Teil der Reverse-Harem-Mafia-Trilogie von Mara Harte mit einer atemberaubenden Protagonistin, drei Männern, die erkennen könnten, dass sie nur gemeinsam schlagen können.

Bei diesem Roman handelt es sich um eine Neuveröffentlichung von „GRIM KINGS - Blumen und Könige“ und „GRIM KINGS - Gnadenlose Könige“.

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Schlussworte der Autorin
Weitere Veröffentlichungen

Mara Harte

GRIM KINGS

Über die Autorin:

 

 

Liebe. Passionen. Worte.

 

Ich liebe Leidenschaften aller Art und ich liebe das geschriebene Wort.

 

Liebesromane von der Stange suchst du jedoch bei mir vergebens. Meine Geschichten sind nicht rosarot. Eine heile Welt gibt es ebenso wenig. Manchmal ist es dark, meist ist es ungewöhnlich und immer ist es spannend und erotisch. Die Frauen in meinen Geschichten sind weder devot, noch entsprechen sie einer Norm. Sie sind tough, selbstbewusst und äußern ihre Wünsche und Sehnsüchte. Trotzdem gewähren sie den Männern die Stärke, ihre Angebetete zu erobern. Trotz meiner Vorliebe für die Bad Boys dieser Welt garantiere ich dir ein Happy End – vielleicht keines aus Zuckerwatte, aber eines, das zu meinen Figuren passt.

 

Lass dich verführen!

Über das Buch:

 

Die Könige sind wir!

 

Gemeinsam werden wir herrschen!

 

María Flores ist am Ende. Ihr Imperium liegt in Trümmern. Alles, was von ihren Visionen und der Hoffnung auf Liebe übrig bleibt, sind Schmerz und Verzweiflung.

Sie fühlt sich allein und verraten. Doch dann wendet sich das Blatt unverhofft. Yago, Demon und Ace stehen nicht länger auf der Seite des Feindes. Sie eilen zu Hilfe und retten María vor einem fatalen Fehler.

Vier Herzen erkennen, dass sie nur gemeinsam schlagen können. Zusammen können sie alles bewältigen.

Vereint werden sie herrschen.

Eine Königin und ihre drei Könige.

 

GRIM KINGS – DUNKLE SÜNDEN ist der atemberaubende dritte Teil der Reverse-Harem-Trilogie von Mara Harte.

Mara Harte

 

GRIM KINGS

Dunkle Sünden

 

 

 

 

Reverse-Harem-Trilogie

 

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© Mai 2023 Sweetheart-Verlag

Sweetheart-Verlag OG, Lofer 416, 5090 Lofer

 

Lektorat: Marion Mergen – www.korrekt-getippt.de

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

 

Cover: Chris Gilcher

http://buchcoverdesign.de/

Illustrationen: Adobe Stock ID 493756583, Adobe Stock ID 285783178, Adobe Stock ID 410855009, Adobe Stock ID 553731741 und freepik.com.

»Du wirst keine Liebe finden, Liebe wird dich finden. Es hat etwas mit dem Schicksal und dem, was in den Sternen steht, zu tun.«

 

Anaïs Nin

Einfach machen! Denk nicht zu lange drüber nach! Mach einfach!

1

María

 

Ein schmerzhafter Verrat

 

Feuer, Verwüstung, Dreck und Zerstörung. Und mittendrin der dunkle Verrat und seine beklemmende Wirkung auf mein Herz – daraus bestand meine Welt.

Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte ich den mitternachtsblauen Hummer, der die Auffahrt hinunterpreschte, als wäre der Teufel hinter ihm her. Die neu angekarrten und sorgfältig geharkten Kieselsteine flogen nach allen Seiten, und ich spürte, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten.

»Was zum Teufel!?«, stöhnte Ace.

Er schaute ebenso ungläubig wie ich.

War das möglich?

Hatten Demon und Yago uns verraten?

Uns beide?

Wir hatten für sie unser Leben riskiert, waren hier in voller Montur aufgetaucht, hatten Menschen getötet, um die Hacienda wieder unter unsere Kontrolle zu bringen und … und diese beiden Scheißkerle zu befreien! Und was taten sie? Demon und Yago. Herrgott, ich konnte nicht mal ihre Namen denken, ohne auszuflippen. Diese zwei Männer, mit denen ich aufgewachsen war, die ich liebte wie niemanden sonst, die mir das Herz gebrochen hatten, taten es schon wieder und verschwanden abrupt aus meinem Leben. Und als wäre das nicht schon genug, düsten sie ab mit jener Dreckschlampe, die meine gottverdammte Schwester war.

»Was … zum … Teufel?«, wiederholte Ace, nur wurde davon nichts besser.

Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Sein Gesicht war so blass, seine Miene so fassungslos, wie ich mich fühlte.

Was hatte Estela den beiden Verrätern geboten, dass sie uns einfach so im Stich ließen?

Es gab nur einen Grund, oder? Einen Preis, den jeder vernünftige Mensch, jeder Vater gezahlt hätte. Pepe.

Meine Wut verdampfte, etwas zumindest. So, wie Demon seinen Sohn fest an seine Brust gedrückt hatte, als wollte er ihn nie wieder hergeben, könnte das durchaus der Deal gewesen sein. Aber warum dann Yago? Und Luiz? Er hatte mich definitiv verraten.

Sofort loderte der Zorn wieder in mir auf. Die Überlegungen kreisten in meinem Kopf und versuchten, sich in Reih und Glied aufzustellen, eine Begründung für den Irrsinn zu finden.

Ja, ich hatte sie zum Teufel gewünscht und aus meinem Haus geworfen, nachdem ich erfahren hatte, dass Yago mich verarscht hatte. Nachdem mir bewusst geworden war, dass sie alle drei von Anfang an vorhatten, mich von meinem Thron zu stoßen.

Aber hey, ich war bereit gewesen, ihnen zu verzeihen. Ich hatte geglaubt, dass die alten Narben mich davon abhielten, wahre Liebe zu empfinden. Demon und Yago hatten mein Herz schon einmal gebrochen, weshalb es so verdammt schwer gewesen war, gerade ihnen wieder zu vertrauen. Und jetzt rissen diese beiden Bastarde ebenjene Narben wieder auf. Oder? Wie sollte ich das denn sonst verstehen, dass sie ohne ein Wort einfach davon düsten?

Bitte, bitte mach, dass ich nicht schon wieder betrogen werde! Bitte nicht!

Am liebsten hätte ich mich auf den Boden geworfen und laut geweint und gebetet. Stattdessen lehnte ich mich kraftlos an Ace. Wenigstens er war noch da.

Warum eigentlich? War das ein gutes Zeichen? Sie würden nicht mich und Ace verraten, oder?

Vielleicht … vielleicht ließen uns Demon und Yago gar nicht freiwillig im Stich. Ja, es konnte doch genauso gut eine Entführung sein. Oder?

Wortlos starrten wir dem Wagen hinterher und hingen jeder unseren eigenen Gedanken nach, als plötzlich ein dumpfes Rumpeln zu hören war, Neros Unimog in unser Blickfeld kam … und in die Seite des Hummers krachte.

Mein Herz blieb stehen.

Der kleine Pepe war in dem Wagen. Demon und Yago. Verräter oder nicht – ich wollte keinesfalls, dass sie starben.

Panisch rannte ich los. Der Hummer wurde bei dem Aufprall gefährlich nah an den Abhang geschleudert, von dem man einen herrlichen Blick auf das angrenzende Tal hatte. Nur interessierte mich dieser Ausblick heute nicht die Bohne. Der schwere Wagen schwankte und kippte mit einem lauten Knall in Schräglage. Die Reifen waren geplatzt.

Ich beschleunigte meine Schritte, rannte und schrie. Der Weg betrug sicher fünfhundert Meter und ich lief schnell, doch hatte ich das Gefühl, meine Beine bewegten sich zu langsam, die Verletzung bremste mich, die Angst ließ mich erstarren.

Nero sprang aus dem Unimog, zog eine Pistole aus seinem Holster und feuerte auf die Scheiben des Hummers.

Ich brüllte, rannte weiter.

War die Welt denn völlig verrückt geworden?

Warum schoss Nero auf meine Männer?

Im Laufen sah ich, wie er seinen Fuß gegen das demolierte Fahrzeug stemmte und die Fahrertür aufriss. Ein Mann fiel leblos aus dem Wagen. Blut verschmierte sein Gesicht, aber ich erkannte ihn. Luiz. Er war tot. Auf dem Beifahrersitz saß La Bestia, der Bodyguard von Estela, nach vorn gesunken und entweder tot oder wenigstens bewusstlos.

Scheiße, Luiz … mein Sicherheitschef! Ich hatte der Befürchtung, er könnte hinter dem Scheiß mit den Bomben stecken, die meinen Vater getötet hatten, schon mehr als einen Gedanken gewidmet, es aber noch nicht wahrhaben wollen. Offensichtlich verfügte Nero über weitergehende Informationen. Aber das konnte ich später checken, jetzt wollte ich wissen, was mit meinen beiden Männern und mit Pepe war.

Waren sie verdammt noch mal okay?

»Nero, verflucht!«, brüllte ich und stoppte neben ihm.

»Hey, wir konnten sie doch nicht entkommen lassen. Und ich will diese Frau!«, erklärte Nero mit ruhiger Stimme, als wäre das hier alles völlig normal.

Ich verstand nichts. Woher wusste er von Estela, woher wusste er, dass sie in diesem Wagen saß und warum verdammt noch mal wollte er sie haben?

Egal! Ich half Nero dabei, die hintere Tür zu öffnen, sie klemmte erheblich. Das Metall knarzte und quietschte und von innen trat jemand dagegen. Außerdem hörte ich Stimmen und Flüche aus dem Inneren des Wagens. Das war ein gutes Zeichen. Ace half ebenfalls, und gemeinsam schafften wir es, die Tür zu öffnen. Im ersten Augenblick sah ich nur Dunkelheit, aber dann erschien Yagos Gesicht und dann Demons im Licht.

Gott sei Dank! Sie waren am Leben. Demon hielt seinen Sohn fest an sich gedrückt. Der Anblick zähmte meine Wut, meine Angst.

Was sollte ich tun?

Ich könnte Yago ohrfeigen. Sie beide anschreien. Ich könnte ihnen auch um den Hals fallen, sie küssen und umarmen. Welche war die richtige Entscheidung?

Dann erblickte ich Estela hinter Demon. Sie lag auf dem Boden des Fonds und schien bewusstlos zu sein. Hatte Yago sie ausgeknockt? Nun, das würde bedeuten, dass er nicht mit ihr unter einer Decke steckte. Oder?

Noch bevor ich mir eine Reaktion überlegen konnte, brüllte Ace los. »Kommt da raus, schnell!«

Der Hummer hatte Feuer gefangen. Eine von Neros Kugeln musste den Tank getroffen haben.

Yago kletterte zuerst aus dem Wagen. »Nero«, sagte er ebenfalls erstaunlich ruhig und zeigte auf meine Schwester. »Sie gehört ganz dir! Puh!« Er schien erleichtert. Hatten sie einen Deal gehabt? Yago und Nero?

Mit einem Mal kam ich mir dämlich vor, geglaubt zu haben, die beiden hätten uns verraten und wollten sich aus dem Staub machen. Hatte mein gebrochenes Herz mir schon wieder einen Streich gespielt?

Als auch Demon mit Pepe ausgestiegen war, standen wir uns für einen Augenblick ratlos gegenüber.

Misstrauisch.

Aber doch zuversichtlich.

Da war sie wieder, diese seltsame und einmalige Energie. Dieses Band, das damals schon zwischen uns bestanden hatte, als wir Kinder gewesen waren. Eine Verbindung aus Vertrauen und Sicherheit. Im Grunde war es mit Ace von der ersten Sekunde unseres Kennenlernens ebenso gewesen. Unser Treffen war zufällig, unser Fick war spontan gewesen, aber das, was währenddessen und danach geschehen war, gehörte definitiv in die Schublade Schicksal.

Und jetzt standen wir hier inmitten eines gigantischen Chaos, wir waren müde, verletzt. Und bis vor einer Sekunde hatte ich noch geglaubt, Yago und Demon hätten mich verraten und würden mit dem größten Feind, den ich derzeit vorzuweisen hatte, durchbrennen.

Aber das war Unsinn!

Ich sah es sofort, als ich in Demons Augen blickte.

Er würde mich nie verraten.

Und Yago? Keine Ahnung, vielleicht hatte er aus seinen Fehlern gelernt, vielleicht war ihm das, was erst vor wenigen Stunden in dem verfallenen Haus zwischen uns passiert war, genauso nahegegangen wie mir. Ich glaubte, ihm zumindest einen Vertrauensvorschuss gewähren zu können.

Demon und Yago starrten zu Nero, der endlich seine Pistole wegsteckte und sich in den Fond des qualmenden Hummers beugte. Und Ace strahlte. Für ihn gab es keinen Zweifel an der Loyalität seiner Freunde. Er klopfte Yago auf die Schulter, als wäre dieser gerade aus dem Urlaub gekommen.

Und Demon kam einen Schritt auf mich zu, seinen Sohn dicht an seine Brust gedrückt, und strich mit dem Daumen über meine Wange. »Du bist verletzt«, sagte er. In seinem Blick spiegelte sich all die Angst, Unsicherheit und Liebe, die ich für ihn empfand. Trotzdem war da immer noch meine Wut, die wieder aufflammte, als ich Blut auf Demons Daumen sah. Ja, ich war verletzt. Na und? Ich hätte auch tot sein können. Ace ebenfalls. Wir hätten verdammt noch mal alle tot sein können.

Demon zog ein Taschentuch aus seiner Hose und drückte es auf den Cut an meiner Wange. Gott, er war so liebevoll. Seine Fürsorge ließ mein Herz schmelzen. Ich lehnte mich gegen seine Hand und das Taschentuch und gestattete mir, meine Augen für eine Sekunde zu schließen. Ich suhlte mich in der naiven Hoffnung, dass doch noch alles irgendwie gut werden würde, bis ich ein Räuspern hörte und in Yagos grimmiges Gesicht blickte, als ich die Augen wieder öffnete.

Ich wusste, was es bedeutete, aber ich konnte mich jetzt nicht um Yagos Befindlichkeiten kümmern. Er wusste von mir und Demon. Er wusste von mir und Ace. Und trotzdem hatte er mich vorhin gefickt, mich geliebt und sich darauf eingelassen. Klar war diese Vierersache verflucht schräg, aber für Yagos Eifersucht hatte ich im Moment wirklich keine Nerven.

Mit einer tiefen Falte zwischen seinen Augenbrauen wandte er sich ab und sagte etwas zu Nero, der dabei war, die offenbar nur bewusstlose Estela aus dem Fond des Wagens zu zerren. Die Flammen schlugen höher, der Qualm wurde dichter. Es war wichtig, sich auf das reale Chaos zu konzentrieren und die Gefühlsduselei auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

»Was zum Teufel war das? Wo habt ihr gesteckt? Und wo wolltet ihr hin? Was will Nero mit Estela?«, sprudelte es aus mir heraus.

»Können wir vielleicht reingehen?«, fragte Demon. Er war blass, dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, der Bart auf seinen Wangen war dicht. Ich hatte ihn seit dem verheerenden Abend nach Neros Party nicht mehr gesehen, aber mir kam es vor, als wäre Demon in vier Tagen um Jahre gealtert. Er wirkte nicht wie ein Neunundzwanzigjähriger voller Kraft und Tatendrang, sondern wie ein müder Mann, der sich zu viele Sorgen machte. Demon war nicht verletzt und doch wirkte er zutiefst entkräftet.

»Komm schon, Blümchen, wir brauchen alle ein bisschen Ruhe und einen Drink!« Ace legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich weg von dem brennenden Auto.

»Wir kommen gleich nach«, hörte ich Yago, der sich mit Nero daran machte, die immer noch bewusstlose Estela wegzutragen.

Ich wandte meinen Blick ab, schaute die Auffahrt hinunter, wo zwischen den Palmen das Trümmerfeld meines Zuhauses sichtbar wurde. Sollte Nero mit meiner Schwester machen, was er für richtig hielt. Ich wollte dieses Miststück nie wieder in meinem Leben sehen.

Dieses Bedürfnis steigerte sich, als wir zum Haus gingen, vorbei an dem Chaos, das mein Leben in Asche verwandelt hatte. Innerhalb eines einzigen beschissenen Tages hatten Estelas Leute es geschafft, mein Anwesen in einen Saustall zu verwandeln. Zwischen den frisch gepflanzten Sträuchern roch es nach Pisse. Der erst vor kurzem neu angelegte Platz vor meinem Haus glich einem Scheiterhaufen. Antike Möbel, Erbstücke meiner Familie, waren als Brennholz verwendet worden. Flaschen der edelsten Bourbon- und Whiskeysorten aus aller Welt lagen leer und teilweise kaputt auf der verwüsteten Veranda. Die Arschlöcher hatten sämtliche Gemüsebeete zertrampelt, meinen Garten zu einer Kloake gemacht. Es graute mir davor, was mich im Inneren der Villa erwarten würde.

Ace nahm mir meine Waffen ab, und ich schleppte mich die Treppen zum Eingang hinauf. Mit einem Mal fühlte ich mich kraftlos und ausgelaugt. Die Schusswunde an meinem Oberschenkel tat scheißweh. Ich fixierte den direkten Weg in die Bibliothek und versuchte, das Chaos in der Eingangshalle auszublenden. Es gelang mir nicht vollständig. Im Augenwinkel sah ich die zerstörten Fensterscheiben und spinnennetzförmige Risse in dem mannshohen Spiegel neben dem Durchgang zur Küche.

»María«, hörte ich Demon hinter mir. »Können wir …?«

Ich drehte mich um und sah in sein vor Erschöpfung gezeichnetes Gesicht. Pepe hing auf seinem Arm und hatte das Gesicht an seine Brust gedrückt. Der Kleine schien eingeschlafen zu sein. »Um Gottes willen, natürlich. Bring ihn hoch! Du kannst mein Zimmer haben, wenn deines … Keine Ahnung, nimm dir, was du brauchst!«

»Danke, María!«

Demon lief an mir vorbei, schenkte mir ein müdes Lächeln und blieb am Fuße der Treppe stehen. »Ich hoffe, du hast nicht geglaubt, wir würden dich hintergehen oder …«

»Nein, natürlich nicht!«, unterbrach ich ihn mit einer Lüge, weil mir definitiv nicht der Sinn danach stand, jetzt eine Grundsatzdebatte zu führen. »Ich bin glücklich, dass ihr am Leben seid!« Nun, das war die Wahrheit.

Mit einem weiteren müden Lächeln wandte sich Demon ab und schlurfte mit Pepe die Treppe nach oben. Wenn er nur halb so müde war, wie er aussah, würde ich ihn heute nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich sah ihm nach und bedauerte diese Erkenntnis, denn ich hätte ihn heute gern in meiner Nähe gehabt. Doch er musste sich um seinen Sohn kümmern. Und um sich.

Und ich hatte alle Hände voll zu tun. Auf der Veranda wurde es laut. Ich lief zurück und öffnete die Eingangstür.

Gott sei Dank!

Draußen standen Fuego und Rosa mit einigen meiner Männer und Frauen, die offenbar jemand aus der Baracke befreit hatte. Ich sah Marcos und Claudia und die kleine María, und sie alle sahen erschöpft und blass aus, aber gesund.

Ich umarmte Fuego und Rosa und begann sofort damit, Aufgaben zu verteilen. Doch dann besann ich mich.

»Ruht euch aus und morgen räumen wir diesen Saustall auf!«

Rosa schaute auf den blutigen Cut an meiner Wange, beäugte mütterlich die Verletzung an meinem Oberschenkel und zog mich dann in ihre Arme. »Ich werde mal schauen, was diese Bastarde aus meiner Küche gemacht haben.«

Sie gab den Frauen ein Zeichen, ihr zu folgen. »Hoffentlich sind noch Vorräte da. Wir alle könnten was zu essen vertragen.«

Dankbar drückte ich ihre Hand und nickte Rosa zu, die mit den Frauen Richtung Küche verschwand. Ich war am Verhungern und war mir sicher, dass es den anderen ebenso erging. Fuego sprach mit den Männern und sorgte dafür, dass aus den Trümmern die noch intakten Tische und Stühle zusammengetragen wurden. Marcos wollte nachsehen, was Estelas Leute von unseren Weinvorräten übrig gelassen hatten. Ace machte sich mit einigen Männern auf, das Gelände zu durchkämmen und die Leichen fortzuschaffen. Der Rest von Estelas Bande hatte sich davongemacht. Ich hoffte, dass sie alle weit fortgelaufen waren.

Innerhalb einer Stunde glühte der Grill, hatte ich ein kühles Bier in der Hand und Ace’ Arm um meine Taille. Ich lehnte mich an ihn und entlastete mein Bein. Später würde ich nach der Verletzung sehen, ausgiebig duschen und mir den Schmutz dieses verrückten Tages vom Körper waschen. Doch jetzt genoss ich einfach, dass mein Zuhause zwar einem Schlachtfeld glich, aber niemand ernsthaft zu Schaden gekommen war.

Ich trank drei Bier, aß etwas Brot mit Käse und gegrillte Paprikaschoten. Meine Leute entspannten sich allmählich. Rosa sorgte für ihr leibliches Wohl, Fuego warf auf den Grill, was an Vorräten übrig war, und Marcos spendierte auf meine Bitte die restlichen Schätze aus unserem Weinkeller. Morgen würde er für Nachschub sorgen. Ich hatte ihm bereits eine Liste geschrieben und dabei Rosas Wünsche berücksichtigt. Wir brauchten nicht nur Lebensmittel, sondern auch diverse Dinge für den Neuaufbau. Wehmütig schaute ich mich um. Wie oft musste ich mein Zuhause und all diese Menschen wohl noch vor Angriffen schützen, die Trümmer beseitigen und das Land meiner Vorfahren bewohnbar machen?

Letztlich war das egal, denn es lohnte sich jedes Mal. Noch vor wenigen Stunden schien die Lage aussichtslos und jetzt saßen wir zusammen, aßen, tranken, schmiedeten Pläne. Jeder dieser Menschen, jeder Grashalm, jeder Stein war es wert, für ihn zu kämpfen. Immer wieder.

Als die Sonne unterging, schleppte ich mich zurück ins Haus und ließ mich in der Bibliothek auf einen der Sessel fallen. Ich genoss die Ruhe und schloss müde die Augen, bis mich ein Geräusch aufschrecken ließ.

Yago saß auf dem Boden hinter dem Billardtisch, an jenem geheimen Ort, der eigentlich mir und Demon seit Kindertagen bestimmt war. Warum hockte er gerade dort?

Draußen war ich ihm aus dem Weg gegangen, weil in mir immer noch dieser Impuls dümpelte, ihn zu ohrfeigen. Deshalb war mir wohl auch entgangen, dass Yago nicht mehr bei den anderen saß. Wie sollte ich jetzt mit ihm umgehen – nach allem, was passiert war?

»Was ist das mit Nero und Estela? Was hat er mit ihr vor?«, fragte ich und war entschlossen, sachlich zu bleiben. Für einen emotionalen Ausbruch reichte meine Kraft heute definitiv nicht mehr aus.

Yago erhob sich und schaute durch die zerbrochenen Fenster hinaus auf die Veranda, wo meine Leute zusammensaßen, redeten und tranken und einfach nur froh waren, am Leben zu sein. Die meisten Frauen und Kinder lagen bereits in ihren Betten – auch Pepe und Demon, der tatsächlich nicht mehr heruntergekommen war.

»Na ja, Nero hat eben ein Hühnchen mit deiner Schwester zu rupfen. Er war nicht besonders glücklich, als er erfuhr, dass sie seine Coca-Lieferung geklaut hat«, sagte Yago und setzte sich zu mir. »Ich denke, er wird auf seine Weise mit ihr abrechnen.«

»Nun, sie hat sich ihr Bett gemacht, jetzt muss sie darin schlafen«, murmelte ich und musste beinahe grinsen, als mir die Doppeldeutigkeit meiner Bemerkung auffiel.

Yago kniff die Augen zusammen und sah mich grimmig an. Er verstand meine Anspielung, denn letztlich war er es doch gewesen, der sich zu Estela ins Bett gelegt und all das hier erst möglich gemacht hatte.

»Und was ist mit dir und Nero? Auf dich müsste er mindestens genauso wütend sein«, fragte ich deshalb. Weniger aus Neugier, sondern weil ich mir trotz allem Sorgen machte, dass Nero auch noch mit Yago abrechnen würde.

»Wir beide sind quitt. Das habe ich mit Nero geklärt. Damals, an dem Abend. Du weißt schon …«

»Als du dein Leben für mich aufs Spiel gesetzt hast«, sprach ich aus, was seit Tagen zwischen uns hing. »Wir haben nicht darüber gesprochen, Yago, aber ich würde gern wissen, warum du das getan hast.«

Er zuckte mit den Schultern, als wäre es nicht der Rede wert gewesen. »Ich hatte eine Schuld zu begleichen. Und Nero hat ziemlich klar zum Ausdruck gebracht, dass ihm ein schlichter Handschlag und ein neuer Deal nicht genügen würden, um die … abhandengekommene Lieferung – sagen wir – wettzumachen. Der Fight war das, was ich ihm anbieten konnte. Und Nero fand die Idee großartig. Du kennst ihn, der Kerl ist ein Sadist.«

In einer gewohnten Geste schlug ich ein Bein über das andere und zuckte zusammen, als der Schmerz durch meinen Oberschenkel schoss. Ich bemühte mich, ihn zu ignorieren. »Ja, das ist er wohl. Und weil du das ebenfalls weißt, kann ich mir nicht erklären, wieso du gerade Nero aufs Kreuz legen musstest. Wie kam es überhaupt dazu? Ich meine, dass du … du und Estela … du weißt schon! Wusstest du, dass sie mit Luiz …?« Meine Worte schmerzten, weshalb sie nur holprig über meine Lippen kamen. Alles an dieser Geschichte schmerzte. Yagos Verrat und die Tatsache, dass er sicherlich mit diesem Weibsstück gevögelt hatte.

Die Vorstellung von ihm und Estela in einem Bett tat verdammt weh. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass er mit ihr Dinge getan hatte, die ich … na ja, die ich gern mit ihm gemacht hätte.

»Spielt das noch eine Rolle?«, fragte Yago und lehnte sich lässig zurück. Aber ich sah in seinen Augen, dass er alles andere als cool war. »Von der Liaison zwischen Luiz und diesem Miststück hatte ich keine Ahnung, aber auch das ist doch letztlich Schnee von gestern«, fügte er hinzu und schaute an mir vorbei zur Veranda. Seine Kaltschnäuzigkeit machte mich wütend. Da war wieder der Impuls, ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen. Oder zwei!

»Kommen wir zum Punkt, Yago!«, sagte ich herausfordernd. »Du glaubst also nicht, dass ich das Flores-Imperium leiten kann. Du willst es mir wegnehmen. Richtig? Du hältst nichts von Demons Vorschlag einer Fusion. Okay, habe ich kapiert. Aber warum? Was ist so abwegig, was stört dich daran, weil ich eine Frau bin?«

Eigentlich wollte ich Yagos Version dieser beschissenen Geschichte gar nicht hören, die Gründe nicht wissen, aber ich musste die Wahrheit kennen, um ein für alle Mal damit abschließen zu können.

Ich musste einen Schlussstrich ziehen, weil ich meine Kraft für den Wiederaufbau benötigte und nicht ewig in irgendwelche Interpretationen und naive Hoffnungen investieren konnte.

Yagos Nasenflügel weiteten sich. Er nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche und setzte sich gerade hin. »Ich habe noch nie eine Frau wie dich kennengelernt«, sagte er und machte mich noch wütender mit dieser einfallslosen Phrase.

»Quatsch!«, zischte ich und setzte mich ihm gegenüber ebenso gerade hin, bis wir beide uns in die Augen sahen. »Du kennst mich, seit wir Kinder waren. Also hör auf, deinen Verrat mit irgendwelchen Floskeln schönzureden!«

»Aber so ist es«, beharrte Yago und stemmte beide Hände auf die Sessellehnen, als wollte er zum Angriff übergehen. »Ich habe mir doch als Kind keine Gedanken darüber gemacht, welche Art Mensch du bist. Du warst meine Freundin, wir haben zusammen gespielt, wir waren auf Wanderschaft, wir haben gekämpft … na ja, du weißt, was wir erlebt haben. Du warst eine … Selbstverständlichkeit. Ich habe weder dich noch unsere Freundschaft oder meine Gefühle hinterfragt. Damals warst du ein kleines Mädchen, die Tochter deines Vaters. Aber als wir uns wiedersahen, warst du erwachsen, eine wunderschöne und starke Frau mit großen Ambitionen. Einzigartig, María! Der Gedanke, du könntest Pablos Nachfolge antreten, war … ist … war lebensfremd für mich, völlig absurd.«

»War? Ist?«, hakte ich nach.

»War!«, erwiderte Yago und beugte sich nach vorn. »María, ich wollte dir niemals wehtun. Das musst du mir glauben. Ich dachte nur, du könntest nicht …« Er knallte die Handflächen auf die Sessellehnen. »Ach, Scheiße! Ich war ein gottverdammter Macho und habe dich unterschätzt. Und das mit Estela …«

»Nein, Yago, bitte nicht!«, unterbrach ich ihn. »Was da zwischen euch gelaufen ist, will ich wirklich nicht wissen.« Wenn er mir jetzt erzählte, warum und wie er dieses Miststück gevögelt hatte, würde ich in Tränen ausbrechen. Das konnte ich nicht riskieren.

Glücklicherweise näherten sich schwere Schritte, und ich wusste, ohne hinzuschauen, wem die Stiefel gehörten, die auf den Marmorboden in der Eingangshalle hämmerten.

Ace kam durch die Tür zur Bibliothek und steuerte direkt auf mich zu. Als wäre es das Normalste der Welt, beugte er sich zu mir herunter und drückte einen Kuss auf meine Lippen.

Jetzt hatte wohl ich einiges zu erklären.

2

Yago

 

Wut und Eifersucht

 

Für wen zum Teufel hielt sie sich eigentlich? Mata Hari, Marilyn Monroe?

Und was verflucht noch mal dachte Ace sich eigentlich dabei? Wollte er mich herausfordern?

Ja, zum Henker! Das schafften beide. Die vertraute Wut stieg in mir auf, als die beiden sich küssten. Unverschämt küssten, als wäre ich Luft!

Es stimmte, was ich zu María gesagt hatte. Eine Frau wie sie war einmalig, und das meinte ich wortwörtlich! Kein anderer Mensch, keine andere Frau rief in mir gleichzeitig das absolut Beste und das absolut Schlechteste hervor. Ich wollte sie beschützen, mit allen Mitteln. Ich wollte ständig in ihrer Nähe sein, sie vögeln, bis ich auseinanderfiel. Der Sex mit ihr in diesem verlassenen Haus war der aufregendste und außergewöhnlichste Fick meines Lebens gewesen. Und das, obwohl ich ausreichend Frauen in unwirtlichen Gegenden flachgelegt hatte. María forderte mich heraus – in jeder gottverdammten Lebenslage. Sie weckte in mir das Bedürfnis, mich ihrer würdig zu erweisen.

Verrückt, nicht wahr?

Nein, María war keine gewöhnliche Frau. Sie gab sich nicht mit dem Mittelmaß zufrieden, lebte in Extremen und liebte auch so. In der Hütte gestern hatte ich den Drang verspürt, ihr zu zeigen, was ich draufhatte. Doch dann waren wir rüde unterbrochen worden. Und jetzt küsste sie Ace.

Was sollte das?

Wollte sie mir zeigen, dass ich ein Loser war, nicht so einzigartig wie sie?

Scheiße, verdammte!

Immer wieder rührte sie eine Saite in mir, die gerade jetzt anfing zu schwingen und die schlechten Attribute in mir zum Vorschein brachte: Wut und Kampflust, Aggressivität und Eifersucht.

Mein Blut kochte. Die Bilder jener Nacht tauchten ungefragt in meinem Kopf auf, als ich beobachten musste, wie Ace sie zum Schreien gebracht hatte … sie kamen hoch und schürten wütende Glut in meinen Eingeweiden.

»Was soll das?«, platzte es aus mir heraus. Und das nicht im netten Smalltalk-Ton, sondern mit vor Rage tropfender Stimme.

»Hey, Amigo!«, brummte Ace und löste endlich seinen Mund von Marías Lippen. Dieser Wichser! »Ich wollte nicht … ich wusste nicht …«

»Du hältst dich da raus!«, blaffte ich ihn an und hob meinen Zeigefinger, um meinen Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen.

Er schaute irritiert, sagte aber nichts.

In Marías Gesicht änderte sich etwas. Sie stützte beide Hände auf die Lehnen, wie ich es vorhin getan hatte, und erhob sich aus dem Sessel. Wir waren uns so verflucht ähnlich.

»Soll ich es dir erklären, Yago? Ja, willst du das? Okay! Ace behandelt mich nicht wie ein dummes Porzellanpüppchen.«

»Pah!« Mehr fiel mir nicht ein. Mit diesem Spruch hatte sie mich an den Eiern. Ja, verdammt! Ich hatte María unterschätzt, weil ich Frauen als zarte Wesen ansah, die ohne Männer schutzlos waren. Mein machomäßiger Feuereifer war der Grund dafür, dass die Flores-Hacienda jetzt in Schutt und Asche lag und wir alle beinahe draufgegangen wären. Natürlich war María sauer. Und natürlich hasste sie mich dafür.

Ich blieb sitzen und schaute zu ihr auf – zu dieser stolzen Frau, die so viel Stärke ausstrahlte und so ambivalente Gefühle in mir weckte. María stand mit verschränkten Armen vor mir und verzog das Gesicht, als sie ihr Gewicht verlagerte. Hatte sie Schmerzen? Ich schaute an ihr herunter und erkannte durch einen Riss in ihrer Hose sowohl getrocknetes als auch frisches Blut auf ihrem Oberschenkel. Sie war verletzt! Verdammt, sie musste sich ausruhen, jemand musste sich die Wunde ansehen. Ein Arzt! Ja, sie brauchte einen Arzt!

»Stört es dich etwa, dass Ace mich küsst? Oder dein Bruder? Hm? Sag schon!«, fragte María kampfeslustig, doch ich sah, dass sie Schmerzen hatte. Gott, diese Frau war eine Walküre! Statt sich zu schonen, forderte sie mich heraus.

»Das Thema hatten wir schon mal«, erwiderte ich und legte Wert darauf, gelangweilt zu klingen – in der Hoffnung, sie würde den Spaß verlieren und ihre Wunde versorgen. Aber nicht María!

»Ja«, stimmte sie mir zu und ballte die Fäuste. »Das hatten wir schon mal und du hast mich als Schlampe beschimpft.«

»Das ist nicht wahr. So etwas habe ich nie gesagt.« Meine Stimme war jetzt laut. Ich sprang auf und positionierte mich direkt vor ihr. María wollte diesen Fight? Gut, den konnte sie haben!

»Ich habe es dir damals gesagt, Yago, und ich wiederhole es gern für dich. Ich lasse mir von niemandem etwas vorschreiben. Mein Vater hat es mein Leben lang versucht und ist gescheitert. Warum also glaubst du, mir sagen zu dürfen, wie ich zu leben habe? Das hier ist mein Haus, mein Anwesen, meine Leute, mein Geschäft. Kapier das endlich! Und das hier …« Sie zeigte auf ihre Brüste, ihren Bauch und schaute mir dann wieder tief in die Augen. »Das ist mein Körper, mit dem ich machen kann, was ich will. Hast du mich verstanden?«

Ich reagierte nicht, starrte nur wortlos in ihre verstörend verschiedenfarbigen Iriden und wusste in diesem Augenblick, dass ich ihr endgültig verfallen war.

»Ich bin ich, ob dir das gefällt oder nicht«, zischte María weiter in diesem leisen, unter die Haut gehenden Ton. »Keiner sagt mir, was ich zu tun oder zu fühlen habe. Auch du nicht. Und wenn du es wissen willst, dann bitte sehr! Ja, ich habe mit Ace gefickt. Mehrmals. Und mit deinem Bruder auch.« Sie reckte ihr Kinn, schaute nach oben und hielt meinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Kleine rote Flecken bildeten sich auf ihrem Gesicht. Sie kochte vor Wut.

»Und willst du noch was wissen, Yago?«

Wollte ich?

Nein! Aber das konnte ich nicht sagen. Immer noch stand ich stocksteif vor ihr, spürte, wie sie innerlich Anlauf nahm, um mir so richtig eins reinzuwürgen. Ace kam näher und hob eine Hand, vermutlich um sie aufzuhalten. Aber das würde ihm nicht mehr gelingen. Sie war zu sehr in Rage.

Und das war nur fair. Ich hatte das Feuer geschürt, jetzt würde ich brennen.

»Ich habe mit beiden gefickt. Mit Ace und Demon gleichzeitig, als wir in Santa Cruz waren. Und soll ich dir noch was sagen? Es war der Wahnsinn! Wir haben zu dritt gefickt. Die ganze Nacht. Und es war geil gewesen!« María spuckte mir die Worte förmlich ins Gesicht. Sie wollte mir wehtun, wie ich ihr wehgetan hatte. »Und, wie gefällt dir das? Was bin ich jetzt für dich, Yago? Eine Super-Schlampe? Hm? Du verdammter Heuchler! Du vögelst die größte aller Schlampen, eine Frau, die nicht davor zurückschreckt, deinen Neffen zu entführen, um zu bekommen, was sie will. Und jetzt willst du mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe? Du Arschloch!«

Da war wieder das Extreme. Eine Super-Schlampe. Aha! Drunter machte es die einzigartige María nicht. Was sollte ich darauf erwidern – ihr diesen Sonderstatus bestätigen, verneinen, diese krasse Neuigkeit einfach so schlucken wie ein Weichei?

Verdammt, ich hatte nicht gewollt, dass es so weit kam! Und ich hatte diese Wahrheit verflucht noch mal nicht wissen wollen.

»María!«, sagte ich so ruhig wie möglich. Das hier lief gewaltig aus dem Ruder. Wieso gerieten wir immer wieder auf so extreme Weise aneinander?

»Du bist ein Idiot, Yago! Das warst du schon immer. Die Karotte baumelt vor deiner Nase und du bist zu … zu borniert, um zuzugreifen.«

Was meinte sie damit?

Tränen fluteten ihre Augen, rannen ihre Wangen hinunter.

Und ich fühlte mich jetzt tatsächlich wie ein Idiot, denn ich kapierte nichts. Was für eine Karotte?

Doch ich würde den Teufel tun und sie fragen. Nein, das musste sie mir schon erklären. Aber María drehte sich um und wollte mich einfach so stehen lassen, nachdem sie diesen riesigen Kübel voll absurder Behauptungen und irrsinniger Andeutungen über mir ausgekippt hatte.

»Du wirst jetzt nicht gehen!«, knurrte ich und wollte nach ihrem Arm greifen, entschied mich aber dagegen.

María hielt inne und blieb am Türrahmen stehen, drehte sich aber nicht zu mir um. »Ich bin müde. Ich kann nicht klar denken. Ich bin verletzt und muss endlich unter die Dusche. Lass mich in Ruhe, Yago!« Damit verschwand sie und ließ mich zurück. Unwissend. Unsicher. Ratlos und verzweifelt.

Ace lehnte an einem der Bücherregale und sah mich jetzt mit einem Blick an, der eine Mischung aus Enttäuschung und Mitleid enthielt. Beides konnte ich jetzt absolut nicht gebrauchen. Dieser Wichser war dabei, mir mein Mädchen zu stehlen. Er hatte sie gefickt. Mehrmals! Er und mein Bruder zusammen.

Wie zur Hölle sollte ich diese Informationen verdauen?

Moment!

Mein Mädchen?

Quatsch!

Doch!

Ja, verdammt! Ich wollte, dass María mein Mädchen war. Warum nur hatte ich so lange gezögert?

Ah, warte!

Meinte sie etwa sich mit dieser bescheuerten Karotten-Metapher?

Wollte sie mich und hatte sich deshalb Ace und Demon an den Hals geworfen, weil ich nicht ihr, sondern ihrem Erbe zu viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte?

Fuck!

»Ihr habt also zu dritt, ja? Du und Demon? Ihr beide? Ihr drei?«, stellte ich die völlig überflüssige Frage und benahm mich jetzt tatsächlich wie der letzte Idiot.

Ace seufzte und kippte sich den Rest Bier aus seiner Flasche in den Schlund. Dann seufzte er noch einmal und zog die Schultern bis zu den Ohren. »Was soll ich sagen, Kumpel?«

Das war verflucht noch mal keine Antwort! Ich ging auf ihn zu und hätte ihm gern meine Faust ins verlegen grinsende Gesicht gerammt.

»Dass du dir jedes Mädchen auf diesem Planeten schnappen könntest. Warum musste es unbedingt María sein? Und dann auch noch mit meinem Bruder! Seid ihr komplett durchgeknallt? Was soll das?«

Ace wischte sich über den Nacken und schaute beharrlich auf seine Stiefel. »Weißt du, vielleicht ist es gar nicht so kompliziert, wie du denkst.

---ENDE DER LESEPROBE---