Donaulegionäre - Hartmut Raddatz - E-Book

Donaulegionäre E-Book

Hartmut Raddatz

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Beschreibung

Migranten, Migranten, aller Orten? Eigentlich nichts Neues, schon in vorchristlicher Zeit strömten Cimbern, Teutonen und Ambronen aus wirtschaftlicher Not ins römische Reich. Die Römer reagierten und erwehrten sich ihrer in verschiedenen Schlachten und besiegten sie. Aber dann musste das römische Reich im 4. Jahrhundert n. Chr. eine neuerliche Welle aushalten; dieses Mal überquerten Ost- und Westgoten die Donau nach Süden. Die dort stationierten Donaulegionäre erlagen letztendlich dieser Germanen-Flut. Dir Ursache dieser Völkerwanderung waren die Hunnen, die um 375 n. Chr. Ost- wie Westgoten gewaltsam vor sich her trieben und diese nolens volens zu Migranten machten. Diesem Ansturm war das Imperium Romanum nicht gewachsen, er läutete den Untergang des inzwischen weströmischen Reiches ein.

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Zu diesem Buch

In den Jahren seiner Existenz (von 753 „Rom kroch aus dem Ei“ bis hin zur Zeitenwende) hatte Rom sich stetig entwickelt – über die Herrschaft schließlich Italiens, die Niederringung der Seemacht Carthago bis hin zum Herrscher des Mittelmeerraums. Das Erreichte war überschaubar und beherrschbar.

Doch hinter dem Erreichten war weiteres Unentdecktes, noch nicht von Rom Beherrschtes. Roms Landhunger war noch nicht gestillt.

Die Schicksalsströme Ärmel-Kanal, Rhein, Donau und Euphrat waren quasi erreicht, doch Rom wollte mehr.

Was immer Rom anzog und auch für die Gestaltung des Lebens benötigte, waren neue Landstreifen, deren Bodenschätze, deren Bevölkerung. Alles dies sollte Rom dienen, Teil des Reiches werden.

Der Sprung nun speziell über die Donau ließ die Römer auf dortige Germanen treffen, laufende Auseinandersetzungen waren die Folge. Zur Sicherung der gewonnenen illyrischen Gebiete und des Donauraumes musste sich Rom teilen, Macht abgeben, ein zweiter Schwerpunkt wurde Ostrom, Roma Nova – was später zur Teilung Westrom-Ostrom führen sollte. Zu bewältigen war anschließend der Hunnensturm mit dem Einfall der Goten ins Imperium Romanum.

Zum Autor

Hartmut Raddatz, geb. 1937 in Lütjenburg (Schleswig-Holstein), besuchte die Gymnasien Plön und Oldenburg und trat nach dem Abitur in die Laufbahn des gehobenen Dienstes der Bundespolizei ein.

Nach Dienstverrichtung an verschiedenen Staatsgrenzen zur Bundesrepublik Deutschland widmete er sich privat zunehmend dem Studium geschichtlicher Literatur, speziell jener über die römische Kaiserzeit.

Hartmut Raddatz lebt in Bad Krozingen nahe Freiburg im Breisgau.

Gewidmet:

Dem treuen Donaulegionär in Diensten Roms, dem Migranten des Gotenvolkes, der nicht wusste, woher er kam, wohin er ging.

Danksagung:

Meine Danksagung beginnt bei Herrn Studienrat Breyer, der mir den Einstieg in die „Lingua Latina“ verschaffte. Studienassessor Schmidt, Lehrer für Latein, vermittelte mir die Ideale der Römer in ihrer Hochzeit.

Herrn Hauptmann Kairies danke ich, dass er mir die Hinterlassenschaften der Römer in der Kaiserstadt „Augusta Treverorum“ (Trier) zum Eigenstudium empfahl – ein Muss für jeden Römerfreund.

Bedanken möchte ich mich auch bei meiner Tochter Maike, die das Entstehen des Werkes mittels ihrer Schreibkraft erst ermöglichte, für all ihre Geduld und Arbeit mit mir und „meinen Römern“.

Inhaltsangabe

Einleitung

Roms Aufstieg zur Weltmacht der damals bekannten Welt des Orients und des Okzidents und Beschreibung der Größe des Reiches zur Zeitenwende

Roms Griff nach Illyrien, Thrakien und Dakien

2.1. Zeit der Dynastien (Julisch-Claudisches Haus)

2.1.1. Erste Schritte nach Illyrien – einsetzende Eroberung unter Caesar und Augustus

2.1.2. Feldzüge des Tiberius 12-10 v. Chr.

2.1.3. Pannonischer Aufstand

2.1.4. Aufruhr der Donaulegionen

2.1.5. Verkehrswegesystem Illyriens

2.1.6. Ereignisse in Illyrien im 1. Jahrhundert n. Chr.

2.2. Trajan – Hadrian (Adoptivkaiser)

2.3. Antonius Pius, Marc Aurel, Commodus (Antonine)

2.4. Geschehnisse an der Donau im 3. Jahrhundert n. Chr. (Soldatenkaiser)

2.5. Zeit der Illyrer und inoffizielle Verlagerung der Macht Roms nach Osten

2.6. Weitere Machtverschiebung von Rom nach Konstantinopel unter Konstantin

2.7. Der Hunnensturm und seine Folgen

2.8. Die Reichsteilung

Schlusswort

Zeittafel

Fundstellen

1. Einleitung: Roms Aufstieg zur Weltmacht der damals bekannten Welt des Orients und Okzidents und Beschreibung der Größe des Reiches zur Zeitenwende

Das Jahr 753 v. Chr. gilt landläufig als das Gründungsjahr Roms, dieser späteren Weltstadt und führenden Macht der damals bekannten westlichen Welt.

„753, Rom kroch aus dem Ei“, spricht der Volksmund.

Jeder mit geschichtlicher Entwicklung konfrontierte Zeitgenosse – oder auch als Angehöriger späterer Generationen – musste dieses Datum zur Kenntnis nehmen, als Lernender, als Betrachtender oder aber als Urteilender.

Gelegentlich wurde akribische Jahreszahlenkenntnis als überflüssig, ja als wenig sinnmachende Gedächtnisbelastung abgetan, für sinnvoll hingegen erachtete man das Wissen um Zahlenketten, die sich entwickelnde Ereignisse jahreszahlenmäßig beginnen ließen, weiterverfolgten und irgendwann abschlossen.

So markierte das Jahr 753 v. Chr. den Beginn eines Gemeindestaates, aus dem in einigen Jahrhunderten eine Weltmacht, das „Imperium Romanum“ werden sollte.

Rom beeinflusste sein Umfeld, eroberte es, beherrschte es und entwickelte sich selbst fort, nicht ohne selbst beeinflusst worden zu sein, erreichte den Zenit, überschritt ihn, um dann unterzugehen, anderen den gleichen Verlauf überlassend.

Wohl kaum ein Imperium erreichte aus kleinsten Anfängen heraus eine derart nachhaltige Ausstrahlung, ein so gewaltiges Ausmaß über eine so extrem lange Zeitdauer von 1200 Jahren – zählt man oströmisch: nahezu 1500 Jahren.

Es war, als ob mit der Gründung Roms ein göttlicher Stein vom Himmel gefallen war, gleich denen, die unsereins im Kindesalter des Öfteren von einer Brücke auf das darunter fließende oder stehende Wasser warfen, die wir selbst hinunterplumpsen ließen, um dann das folgend entstehende Bild zu beobachten, nämlich die immer größer im Wasser sich bildenden Kreise, die klein anfingen, größer wurden und schließlich vergingen, nichts hinterlassend.

So entstand Rom aus einer latinischen und mehreren sabinischen Siedlungen, es entstand unter etruskischen Adligen, die Ewige Stadt auf Palatin, Quirinal, Esquilin und Viminal.

Die Stadt erhielt den Namen eines dieser adligen Geschlechter, den der Gens Ruma.

Die Hügelstadt bot Vorteile für Aufblühen und Bestand, nämlich eine gute Verteidigungslage, überdies war sie frei von Malaria. Zudem war sie an einer Salzhandelsstraße gelegen, was eine Entwicklung zum Handelsplatz erwarten ließ.

Die etruskischen Könige machten die Stadt zum wichtigsten Ort von Latium, Rom war geboren. Spätere Führungskräfte waren die Patrizier.

Patrizier (herrschende Klasse) stellen:

Geführte waren die Pebejer.

Kleine Gutsbesitzer

Handwerker

Händler

Im Lauf der Fortentwicklung Roms kommt es (o.a. Wellenbewegung) zu Auseinandersetzungen mit den Nachbarstämmen.

Dazu stellte man seitens Rom Wagen bereit:

Adlige Streitwagenkämpfer

Plebejische schwerbewaffnete Fußkämpfer

Die kampfkräftige römische Truppe bestand aus 193 Hundertschaften (Centuriae). Die kräftemäßige Aufgliederung ergab sich wie folgt:

Patrizier bieten auf:

18 Centurien Reiter 80 Centurien Schwerbewaffnete

Plebejer bieten auf:

95 Centurien

In Versammlungen der Hundertschaften (comitia centuriata) wurde über Krieg, Frieden sowie andere Fragen beraten und abgestimmt.

Aufgrund des bestehenden Zahlenverhältnisses der beiden Parteien war der Ausgang der Abstimmung zugunsten der Patrizier vorprogrammiert. Daraus entwickelte sich zunächst ein Gegeneinander, wie sich unschwer denken lässt.

Die Plebejer hielten eigene Versammlungen ab, es etablierten sich Ädilen und Volkstribunen (tribuni plebis).

Später galten Beschlüsse der plebejischen Versammlungen auch für die übrigen Römer, der Ausgleich zwischen Patriziern und Plebejern war erfolgt.

So ging der Aufbau Roms weiter seinen „Wellenweg“.

Rom, der göttliche Stein, erweiterte seine Wellenbewegung und vergrößerte allmählich den Einflussbereich um die Stadt herum nach allen Seiten.

Das römische Gebiet wurde zunächst durch die an- und umliegenden „Latinischen Kolonien“ erweitert.

Die neuen Gebiete werden mit Militärstützpunkten durchsetzt, sie werden zu Militärkolonien. Deren Bewohner mussten zum Waffendienst bereit sein, wie auch schon vorher die Stämme der Herniker, Aequer und Volsker den Römern Waffenhilfe leisteten.

In einer weiteren Auseinandersetzung werden die Latiner endgültig geschlagen, 338 v. Chr. ist der Latinerkrieg beendet, der Latinische Bund wird aufgelöst.

Roms Macht dehnt sich aus.

Rom schließt Bündnisse mit den latinischen Städten, es untermauert so seine wachsende Herrschaft.

Die Latiner behalten ihre Selbstverwaltung, sind aber zur Heerfolge verpflichtet.

Wieder zeigt sich die geschickte Führung Roms, Geben und Nehmen sind Garanten für den weiteren Aufstieg.

Natürlich gibt es dabei Unterschiede, immer so, dass Rom das Heft letztendlich in der Hand behielt, will sagen, einzelne Gemeinden genossen volles Bürgerrecht, andere hingegen nicht, sie blieben z. B. ohne Stimmrecht.

Wieder ein nicht ungeschickter Schachzug Roms, die einen fühlten sich zur Loyalität verpflichtet, andere bemühten sich um den besseren Zustand.

So führte Rom über Jahrhunderte.

Dieses Verhalten der Römer ihren jeweils Besiegten gegenüber, Verpflichtung zum Heeresdienst einerseits und Belassen des Ackerlandes wie der Selbstverwaltung andererseits, erwies sich als wohl durchdacht und ließ keinen Hass, Zwist, Zwietracht und Kampf gegeneinander aufkommen, es führte vielmehr zu prosperierendem Wachstum.

Vor der Auseinandersetzung mit den Latinern kam es bereits zu langwierigen Kämpfen mit den nördlich von ihnen lebenden Etruskern, über einhundert Jahre dauerte die Auseinandersetzung mit jenen, ehe Rom als speziellen Sieg die Zerstörung der Stadt Veji im Jahre 396 v. Chr. verbuchen konnte. Umgehend verlegte Rom eigene Volksteile dorthin.

387 v. Chr. mussten sich die Römer der nördlich der Etrusker lebenden Kelten erwehren, die von Oberitalien antretend, bis nach Mittelitalien vorgestürmt waren. Ein römisches Heer wurde an der Allia aufgerieben, nur noch Geld konnte die Kelten besänftigen, sie zogen ab.

Zudem schützen sich die Römer durch den Bau der servianischen Mauer.

Ein weiterer Wellenring trug dazu bei, Roms Staatsgebiet zu erweitern, gemeint sind die Erweiterungen römischer Stammlande aufgrund der Samniterkriege. Südlich und nördlich des bis dato römischen Staatsgebiets grenzte das der Samniter, diese stürmten nun gegen Rom; zunächst die südlich gelegenen um 298 v. Chr.

Wollten sie Rom zuvorkommen?

Niemand gibt mehr den Grund an. Siege und Niederlagen verbuchen beide Parteien. Zu allem Unglück treten noch die nördlich wohnenden Samniter gegen Rom an, dabei kraftvoll unterstützt durch Einheiten der Etrusker und Kelten.

Im Jahr 295 v. Chr. gelingt es den Römern bei Sentinum in den umbrischen Bergen, die Oberhand zu gewinnen.

Um 290 v. Chr. suchen die Samniter um Frieden nach. Das nun einsetzende Procedere dürfte dem bisher geübten gleichen.

Zunächst wurden seitens der Römer Heerstraßen angelegt, sie führten zu den neuen Militärkolonien. Rom war sich bewusst, dass es von Wichtigkeit war, Straßen und Stützpunkte für die künftige Beherrschung hinzueroberten Gebiets vorzuhalten.

Rom musste daran gelegen sein, stets schnell mit Masse und zu jeder Zeit an Brenn- wie Schwerpunkten eingreifen zu können, Präsenz zu zeigen und damit Grundlagen für die vorgesehene Romanisierung zu schaffen.

Der bewusste Wellenring ist größer geworden, es hat sich erweitert, Rom ist Herr Mittelitaliens.

Aber – ganz Italien soll es sein und so richtet Rom seine gierigen Blicke auf den Süden Italiens, nach Tarent, der mächtigsten Griechenstadt Unteritaliens.

Einzelne Griechenstädte dieser Region beginnen sich zu fürchten, sie werden abtrünnig und üben in gewisser Weise Verrat an der eigenen Sache, sie stellen sich unter römischen Schutz. Auch Tarent fühlt sich bedroht.

Dessen Einwohner zerstören im Hafen Tarents ankernde römische Schiffe, ein äußerst willkommener Anlass für Rom, loszuschlagen.

Tarent wird eingenommen.

Dies ruft den König Pyrrhos von Epirus (heutiges Albanien) auf den Plan, er stellt sich vor, in Unteritalien fündig zu werden – mit Volk, Hoheit und Land.

Kriegselefanten und thessalische Reiter bietet er auf, es gelingt ihm, die Römer in mehreren Schlachten zu besiegen, 280 v. Chr. in Heraclea, 279 v. Chr. in Ausculum.

Ein weiterer Vormarsch in Richtung Rom gelingt ihm nicht.

Nach einem Zwischenspiel auf Sizilien, wo er gegen die dort in Teilen herrschenden Karthager kämpfte, kehrte er nach zwei Jahren auf italisches Festland zurück.

275 v. Chr. wird Phyrros durch die Römer bei Benevent besiegt, er verlässt das Land und wendet sich nach Griechenland.

272 v. Chr. ergibt sich Tarent den Römern, von den Unterstützungskräften verlassen.

Rhegium fällt 270 v. Chr.

Damit endet die griechische Herrschaft in Unteritalien. Rom hingegen hatte seinen unaufhaltsamen Vormarsch in dieser Region fortsetzen können, es herrschte unangefochten über Süditalien.

Ins Visier geriet nun die Insel Sizilien, für das sich als Ganzes neben den Griechen brennend Karthago interessierte – sicherlich neben wirtschaftlichen auch aus strategischen Gründen, stellte es doch zum einen quasi eine Art Brücke zwischen Italien und Nordafrika dar, wie es zum anderen die Beherrschung des Schiffsverkehrs zwischen dem östlichen und dem westlichen Mittelmeer in Form von Überwachung ermöglichte.

Damit geriet der potentielle Konflikt Rom – Karthago in greifbare Nähe, aufgrund der Gegebenheiten und der bisher erreichten Position beider Staaten war er über kurz oder lang unvermeidbar.

Rom selbst hatte sich inzwischen wie folgt entwickelt:

Gebietsmäßig erstreckte sich das römische Gebiet vom Rubikon im Norden bis zur Südspitze Italiens. Ethnologisch wird es gebildet aus:

Römern

Latinern

Bundesgenossen

Diese Volksgruppen sind durch Bündnisse zu einer Wehrgemeinschaft (foedus) zusammengeschlossen, verbindliche Kommandosprache im Einsatzfall war die lateinische Sprache.

Zur Absicherung gegen etwaige Aufstände der Socii (Bundesgenossen) wurden durch Rom zahlreiche Militärkolonien in Italien eingerichtet.

Die Verbindung zu ihnen erfolgte über entsprechende Heerstraßen, Via Appia von Rom nach Süditalien, Via Flaminia von Rom nach Ariminum.

Latinern und Bundesgenossen gegenüber war Rom konservativ und beweglich zugleich, z. B. sicherte die Offenheit für Neuaufnahme tüchtiger Bundesgenossen die biologische Überlegenheit der Führungsstadt.

Rom brachte durch allgemeine Vertragstreue Italien den inneren Frieden, Geschlossenheit und dominierte durch gesundes Volkstum wie militärische Stärke die Staaten des Mittelmeerraumes.

Die Wellenringe, d. h. die erste Ausbreitung Roms um sich herum, nach Norden, nach Osten, nach Süden und nach Westen sind zur Ruhe gekommen. Rom hat Festlanditalien unter seine Botmäßigkeit gebracht.

Nach dem Wellengleichnis möge man sich nun in einen Brustschwimmer hineinversetzen, der Italien von Nord nach Süd, das heißt von Kopf bis Fuß abdeckt, er liegt quasi schwimmend auf Italien.

Dieser Schwimmer gerät nun in Bewegung, macht Bewegungen mit dem Kopf nach Norden, leichte Bewegungen zunächst mit den Armen nach Osten und Westen, später sollen es weit ausholende und kräftigere werden. Die Füße schlagen nach Süden kräftig aus.

Aus dieser Vorstellung heraus ergibt sich nun die Eroberung von Land für Rom außerhalb von Festlanditalien.

Bekanntlich folgten drei Kriege in der Auseinandersetzung zwischen Rom und Karthago, welches letztendlich unterlag.

Eigentlich bestanden anfangs gutnachbarliche Beziehungen zwischen der etablierten Großmacht Karthago und der werdenden Großmacht Rom.

Karthago hatte Roms Herrschaft über einige Städte Latiums in einem Handelsvertrag anerkannt, eine weitere Anerkennung ließ für Rom freien Handel in Italien und Westsizilien zu.

Doch wie es so ist, der „Usurpator Rom“ marschiert, marschiert, marschiert und trifft auf die Straße von Messina.

Der nächste Schritt ist vorprogrammiert.

Karthago, bisher weitgehend konziliant, hatte aufgrund seiner Vorrangstellung Roms Erweiterung zunächst gewährt, großzügig.

Schließlich aber spitzte sich die Lage zu und Karthago war durch das Erscheinen Roms in Messina an dem Punkt, wo signalisiert werden musste, halt Rom, bis hierher und nicht weiter: „Du stehst an der Grenze meines Territoriums“.

Ein Nachgeben bei einem weiteren Vormarsch Roms würde nur einen Aufschub bedeuten und als Schwäche ausgelegt werden.

Karthago war sich dessen bewusst.

Seltsamerweise muss wohl der Kampf erfolgen, der Usurpator will auf Biegen und Brechen nach vorn. Entweder klappt es, oder man wird in seine Schranken gewiesen.

Ja, warum hatte Rom eigentlich nicht Halt machen können, mahnende Stimmen hatte es im Senat gegeben.

Diese typisch menschliche Frage wird wohl unbeantwortet bleiben.

Man ist versucht zu sagen, es kann der „Frömmste“ (Karthago) nicht in Frieden leben, wenn es dem „Bösen Nachbarn“ (Rom) nicht gefällt.

An Beispielen mangelt es in der Geschichte wahrlich nicht.

Das an sich gute Verhältnis zwischen Karthago und Rom ist nun stark getrübt, ja vergiftet.

Noch ist der letzte Schritt nicht erfolgt.

Als Mamertiner, brotlos gewordene Söldner des Agathokles, einen Hilferuf an Rom senden, greift Rom ein, man setzt über nach Messina, der östlichsten Stadt Siziliens, das Territorium Karthagos ist verletzt.

Der Krieg ist da.

So trat denn die klassische Landmacht Rom gegen die klassische Seemacht Karthago an und besiegte jene in ihrem ureigenen Metier.

Karthago kann trotz seiner überlegenen Flotte das Übersetzen und Anlanden Roms auf das sizilianische Festland nicht verhindern.

Bei Mylae, westlich Messina, besiegt die römische Flotte 260 v. Chr. die Flotte der Karthager.

Ein weiterer Seesieg – bei Eknomos – der Römer ermöglicht ihnen ein Übersetzen nach Nordafrika, man schrieb das Jahr 256 v. Chr.

Rom war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch zu schwach, um sich in Nordafrika nachhaltig festzusetzen.

Nochmals kommt es zum Kampf um Sizilien, Rom erzielt 241 v. Chr. einen erneuten Seesieg bei den ägatischen Inseln.

In der Folge kann Karthago Sizilien nicht mehr halten und verliert es an die Römer.

Nach hohen Verlusten auf beiden Seiten kommt es zum Friedensschluss, Karthago muss auf Sizilien verzichten und zusätzlich Kriegsentschädigung an Rom zahlen.

So wird Sizilien im Jahre 241 v. Chr. römische Provinz.

Damit hat der auf Italien liegende o. g. Schwimmer mittels eines kräftigen Beinschlages und Fußstoßes eine erste Eroberung getätigt.

Sizilien unter römischer Botmäßigkeit war zunächst bedauerlicherweise benachteiligt, die Bewohner waren rechtlos und unterlagen einer Ausbeutung.

Kurz darauf, die Gunst der Stunde nutzend, Karthago befindet sich in inneren Machtkämpfen, setzt Rom zu einem kurzen Armzug des linken Armes an, heimst Sardinien und Corsica, die karthagischen Besitzungen, ein. 238 v. Chr. werden jene zu römischen Provinzen umgewidmet.

Doch Fußbewegungen und Armzüge des italienischen Schwimmers bedürfen weiterhin der Steuerung durch den Kopf, den Norden Italiens abdeckend. Der Kopf ist ständig in Bewegung, überdies gefährdet.

Er muss die Gefahr erkennen, beurteilen und reagieren. Während des 1. Punischen Krieges ergriffen die Kelten im Norden Italiens das Gesetz des Handelns, meinend, die Gunst der Stunde nutzen zu müssen.

Sie sickerten zunächst in das Po-Gebiet ein und schickten sich an, nach Mittelitalien vorzudringen. Die Antwort Roms ließ nicht lange auf sich warten, Militärkolonien wurden postwendend an der Nordgrenze angelegt.

Es kommt zum Kampf, in welchem die Kelten 225 v. Chr. durch die Römer in Etrurien besiegt werden.

Seinerseits dringt nun Rom nach Norden vor, überscheitet den Po und nimmt Mailand ein.

Folgemaßnahmen sind die Einrichtungen von Militärkolonien und die Erweiterung der Via Flaminia bis ins Po-Gebiet.

Rom denkt auch staatlich ordnend, das soeben besetzte Gebiet im Norden wird neue Provinz unter dem Namen:

„Provincia Gallia Cisalpina“

Nahezu gleichzeitig kam es zu Handlungen auf illyrischem Gebiet.

Irgendwann musste unser Schwimmer nun auch seinen rechten Arm mittels eines zumindest kurzen Armzuges bewegen. Und so kam es denn auch.

Illyrische Seeräuber störten den Handel der Römer in der Adria, Rom entschloss sich zu handeln, es besetzte das Küstengebiet an der Adria.

Unter anderem kam es auch zum Kontakt mit den südlich der Illyrer beheimateten Makedonen.

Als von dort anlässlich eines Thronwechsels Unruhen nach Illyrien überzugreifen drohten, wird Rom tätig, es zeigt Flagge. Das bereits besetzte Gebiet Illyriens gliedert sich Rom nun als

„Provincia Dalmatia“

ein. Man schreibt das Jahr 228 v. Chr.