Dreams come true 2 - Jasmin Bähner - E-Book

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Jasmin Bähner

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Beschreibung

Weiter geht es ... Die Reise von Lucy und ihrem Traummann Robin ist noch nicht beendet. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Matt und seinem besten Freund Steven müssen sie weitere Hürden überwinden, um den Fluch von Robin zu nehmen, den die Hexe Jessica auf ihn gelegt hat. Werden sie auf ihren Weg dahin den gefahren trotzen, die sich ihnen in den Weg stellen? Werden sie Hexe bezwingen und den Fluch lösen können? Werden sie überhaupt überleben? Oder wird Lucy am Ende alles zu viel und lässt Robin im Stich?

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Jasmin Bähner

Dreams come true 2

Mein Wahrgewordener Traummann

Bei diesem Buch handelt sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Jessica W.J. und Jasmin Bähner.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 12 

Kapitel 13 

Kapitel 14 

Kapitel 15 

Kapitel 16 

 

Kapitel 17  

Kapitel 18 

Kapitel 19  

Kapitel 20  

Kapitel 21 

Kapitel 22 

Impressum

 

Rückblick 

 

Die junge Frau Lucy hat eine turbulente Zeit hinter sich gebracht. Ihre chaotisch normale Welt, geriet aus den Fugen, als sie in die Hände der bösen Hexe Jessica fiel.  

Durch einen genialen Schachzug, retteten Robin und Steven sie aus den Fängen der Hexen. Auf ihrer Flucht wurden sie Beschossen, Gejagt und hinters Licht geführt. Doch bekamen sie auch unverhofft Hilfe, durch Robins Zwillingsbruder Matt, der mit der Hexe ebenfalls ein Hühnchen zu rupfen hatte. Doch Jessica hat ebenfalls Rachegelüste, und davon reichlich. Jetzt gerade sitzt sie in Lucys Traum und feiert ihr wiedersehen.  

 

Kapitel 12 

 Lucy 

 Ich schrie los, drehte mich um und lief zu der nächstbesten Tür. Na klar, sie war verschlossen, dachte ich ironisch. Warum sollte sie auch offen sein? Wenn sie mich in meinem eigenen Traum einsperren konnte, konnte ich dann eventuell nie mehr aufwachen? Was machte ich dann? Wie entkam ich ihr?  

Jessica lachte hinter mir wie eine Irre los. „Conbliocht!“ hörte ich sie darauf rufen, bei der ein höllischer Schmerz meinen gesamten Körper durchzuckte.  

Der Länge nach fiel ich hin und zuckte wie wild am ganzen Körper und schlug unkontrolliert um mich. Ich war nicht mehr Herr über meinen Körper. Arme und Beine taten, was sie wollten. Markerschütternde Schreie kamen wie von selbst aus meiner Kehle. Tränen der Schmerzen flossen Sintflutartig meine Wangen hinunter. Aber die Erinnerung an meine Gefangennahme bei ihr war das Schlimmste Übel. Die Bilder hatten sich in mir eingebrannt, wie sie mich immer und immer wieder gefoltert hatte. Dieses hier war erst der Anfang, das wusste ich, auch wenn ich schlief.  

Kurz kam mir die Erinnerung an Robin in den Sinn und die Worte, die er gebrauchte „Weil ich Angst habe, dass du zu tief mithineingezogen wirst. Diese Entführung war nichts gegen das, was Jessica dir noch antun könnte. Wirklich! Es ist mir egal, was mit mir passiert. Du stehst für mich an erster Stelle. Lucy, wenn dir was passieren würde, weiß ich wirklich nicht, was ich machen soll.“  Der Schmerz über diese lieben Worte, die ich wohl nie wieder hören würde und die Erkenntnis, dass ich Robin ein für alle Mal von mir gestoßen hatte, lösten einen weiteren derben Schmerz mitten in meinem Herzen aus, der es gänzlich zerbrechen ließ.  

„Robin!“ jammerte ich und flehte darum, dass er mir helfen würde. Wie konnte ich nur jemals eifersüchtig auf ihn und diese Hexe sein? Wie dumm ich doch war.  

Jessica lachte und lachte. „Ja, ruf du nur deinem Liebsten. Aber Robin wird dir nicht helfen. Das hast du dir selber zuzuschreiben.“ meinte sie gehässig.  

Der Schmerz verebbte langsam, aber die Erinnerung daran, blieb. Und ja, das hatte ich mir selbst zuzuschreiben, weil ich so töricht war und ihm nicht glauben schenken wollte.  

„Ich habe von Aaron erfahren, dass ihr euch gestritten habt. Ich gratuliere dir, dass du diesen Möchtegern hinter dir gelassen hast. Ich hatte tatsächlich echt schon Sorge, dass er mit dir an seiner Seite, nun doch noch meinen Bann brechen könnte, den ich doch so behutsam aufrecht erhielt.“ meinte sie nachdenklich.  

Ich nutzte die kurze Verschnaufpause, um mich hinzusetzen. Ich keuchte vor Schmerz auf, sah sie aber dennoch wütend an und provozierte sie viel selbstsicherer als ich mich fühlte „Den seltsamen Bann, wo du mit ihm schlafen musst? Was bist du denn für eine Hure? Machst du das mit all deinen Leuten?“  

„Ora Ghonaid!“ rief Jessica wütend geworden über meine Worte.  

Die Worte kamen mir vertraut vor, so als hätte ich sie schon mal gehört. Keine Sekunde später spritze Blut vor meinen Augen Meterweit aus meiner Haut und noch bevor ich verstand, was dort mit mir geschah, kam der Schmerz. Ich schrie auf, sah meine blutenden Hände, Arme und Beine an und verstand doch nicht, was hier geschah. Meine gesamten Adern schienen durch meine Haut hindurch geplatzt zu sein. Blut, überall war Blut!  Mein Blut.  

„Nenn mich nicht noch einmal eine Nutte! Weißt du eigentlich, wie schwierig es ist, mit jemanden zu schlafen der es nicht will?“ giftete sie mich an. Trotz höllischer Schmerzen schaute ich verwundert auf. Nun erst wurde mir bewusst, dass Robin die ganze Zeit die Wahrheit sagte. „Weißt du, das einzige, was mir so richtig Spaß im Leben macht, ist Menschen quälen und zu Foltern!“ lachte sie boshaft auf. „Menschen sind so stark. Obwohl sie es selbst nicht wissen, halten sie eine Menge an Schmerz und Leid aus. Selbst wenn ihr Wille schon längst gebrochen ist, überleben sie. Manchmal. Und dann, wenn sie selbst glauben, sie können es nicht mehr aushalten, und stehen kurz davor zu sterben,“ ein diabolisches Lächeln kam von ihr. „heile ich sie ganz einfach wieder. Und der Spaß beginnt von neuem.“ Sie lachte boshaft auf, heilte meine Wunden mit einem Fingerschnippen und wollte gerade ansetzen etwas Neues zu sagen, vermutlich ein weiterer Fluch, aber ich war schneller.  Die Gewissheit das Robin mich doch nicht belogen hatte, genügte mir um aufzuspringen und wegzulaufen. Die nächste Tür war zum Greifen nahe, … als ich sie wütend rufen hörte „Oh nein, nichts da! Du bleibst schön hier! Briamon Smethraige!“ rief sie und die Tür, die eben noch vor mir war, verschwand, und ließ nur eine karge Wand zurück.  

Hektisch sah ich mich voller Furcht um, wo sich die nächste Tür befand. Wieso tat sie das alles? Und wieso wachte ich nicht auf? Hilflosigkeit machte sich in mir breit. Entsetzt schluchzte ich darüber auf, als ich bemerkte, dass die einzig weitere Tür hier im Zimmer, direkt hinter Jessica war. Ich würde es nie schaffen, an ihr vorbeizukommen.  Entmutigt ließ ich die Schultern hängen und fragte heulend „Was willst du von mir?“  

„Oh, eigentlich will ich von dir gar nichts. Ich will nur nicht noch einen der Zwillinge verlieren, und nun ja, du stehst im Weg.“ sagte sie Achsel zuckend.  

Zwillinge? Noch einen der Zwillinge will sie nicht verlieren? Ich horchte auf, war Matt damals etwa gar nicht freiwillig bei ihr geblieben?  

„Was für Zwillinge?“ fragte ich reichlich überlegt. Denn, wenn ich jetzt zugab Matt zu kennen, wäre hier bestimmt die Hölle los.  

„Hat dein Schatz, Robin, es dir nicht erzählt? Er hat einen Zwillingsbruder, der damals schon sehr mächtig, aber doch sehr naiv war. Es war so ein Kinderspiel, ihn unter meine Kontrolle zu bekommen und ihn tun zu lassen, was immer ich von ihm verlangte. Ich habe ihn damals sehr gemocht, wenn nicht sogar angefangen, ihn zu lieben. ... Doch leider kam mir sein Bruder in die Quere.“ sagte sie erbost. „Matt war so einfach zu Hand haben, aber Robin. ... Er ist ganz anders, er ist ... rebellisch! Ich glaube, das Wort trifft es genau. Und nun versucht er sich auch noch von mir zu lösen. Aber das lasse ich nicht zu!“ rief sie verärgert.  Wie ein Schwamm, saugte ich jedes Wort auf und prägte es mir ein. Dann, ohne Vorwarnung schrie sie „Conbliocht!“ und erneut verspürte ich die heftigsten Schmerzen, die man sich ausmalen konnte.  

Ich knickte sofort ein und fiel hart zu Boden. Doch bekam ich das gar nicht mit, es hätte auch ein Daunenbett sein können, auf den ich fiel. Mein gesamter Körper zuckte unkontrolliert los. Der Schmerz und die Intensität des Schmerzes nahmen spürbar zu.  

  

Robin 

Nach der kleinen Auseinandersetzung mit mir, war Matt bezahlen gegangen und ich bat Steven, vorne Platz zu nehmen. Er sah mich zwar fragend an, tat es jedoch ohne Widerworte. Zum Dank nickte ich ihm einmal zu, öffnete darauf die hintere Autotür und nahm neben Lucy auf der Rückbank Platz. Sie sah völlig fertig aus und lag für meine Begriffe, ziemlich unbequem, zusammengerollt auf dem Sitz. Da sie eh bereits schlief, hoffte ich sie nicht zu wecken. Nahm ihren Kopf behutsam hoch und legte ihn auf meinen Schoß ab. Sofort begann sie zufrieden aufzustöhnen und legte sich bequemer hin. Ich wünschte ihr einen guten und vor allem, einen erholsamen Schlaf und streichelte ihr Haar.  

Als Matt einstieg, würdigte er mir keines Blickes. Er schloss verdrießlich die Fahrertür, schnallte sich an und startete den Wagen.  

Unser nächstes Ziel war noch nicht besprochen, und wie lange Matt bei uns blieb auch nicht, aber im Moment kümmerte es mich auch nicht. Lucy verströmte eine so angenehme Wärme und sah so lieb und friedlich aus, wie ich sie in ihren Träumen kennengelernt hatte.  

Lange Zeit hatte ich nach einer Person wie sie Ausschau gehalten. Warum es mich Nacht für Nacht immer wieder zu ihr zog, hatte ich bis vor kurzen selbst nicht verstanden. Ich denke mal, dass mein Innerstes sie automatisch als das erkannt hatte, was sie war - Meine Erlöserin. Nie hatte sie im Traum ein böses Wort verloren, weshalb ich nicht anders konnte, auch wenn sie noch sehr jung war, als mich in sie zu verlieben.  

Aber die Lucy jetzt, seit sie von Jessica Bescheid wusste und von ihr gefangen gehalten und gefoltert wurde, war eine gänzlich andere Lucy.  

Sie war viel verletzlicher, als früher.  

Im Trau zuckte Lucy einmal heftig zusammen, wo ich noch dachte, sie hätte nur wie manche Menschen dieses Muskelzucken, wenn man gerade einschlief. Aber kaum eine Minute später, wimmerte sie im Schlaf und begann sich unruhig auf meinem Schoß zu bewegen.  

„Ist schon gut, Lucy. Du hast nur einen schlechten Traum. Alles wird wieder gut.“ sprach ich leise zu ihr und strich ihr beruhigend über ihr Haar.  

Matt und Steven sahen sich zweitgleich nach Lucy um und fragten sogleich „Was ist mit ihr?“  

Ohne aufzusehen antwortete ich beiden „Ich glaube, es ist einfach alles zu viel für sie und sie hat einen Albtraum.“ Doch sicher war ich mir nicht. Eigentlich war sie mir bisher immer stark vorgekommen, jedoch war sie auch noch so verflucht Jung. Wer wusste schon, wie sich der Stress der vergangenen Tage auf ihre Psyche ausschlug?  

Ich hätte einfach besser auf sie achtgeben müssen.  

Ganz kurz nur beruhigte sich Lucy während sie schlief, fing aber fast im selben Moment wie ich das dachte an, am ganzen Körper unkontrolliert zu zucken, so als hätte sie einen Anfall. Sofort zog ich sie gänzlich auf meinen Schoß, wobei ich ihren Kopf und ihre Arme festhielt, damit sie sich nicht unnötig wehtun konnte und sprach unentwegt weiter beruhigend auf sie ein. Da ich schreckliche Angst um sie hatte, schlug mir mein Herz bis sonst wohin. Hatte sie einen Epileptischen Schock oder so? Was konnte einen solchen Anfall bei ihr auslösen?  

Steven schien ähnliche Gedanken zu haben und fragte besorgt, während er auf das leere Bifi- und Schokoriegel Papier deutete „Hat sie irgendwelche Allergien?“  

„Ich weiß es nicht. Verdammt, woher soll ich das wissen?“ rief ich besorgt um sie. Lucy hatte mir nie etwas darüber erzählt.  

Während ich sie mit der einen Hand an mich drückte, streichelte ich sie der anderen Hand und wippte sie beruhigend leicht vor und zurück. Eigentlich sollte das Schaukeln des Autos doch ausreichen, oder? Jedoch half es, egal was von beidem. Sie beruhigte sich allmählich, so dass ich durchatmen konnte. Tief atmete ich ein weiteres Mal durch, als sie schlaff in meinen Armen hing und endlich in einen friedvollen Schlaf gesunken schien.  

Endlich. So etwas brauchte ich kein weiteres Mal.  

Matt mit seiner tiefen Stimme fragte „Bist du dir sicher, dass alles mit ihr okay ist?“  

Leidend sah ich nach vorne und zuckte ratlos die Schultern. „Ich weiß es nicht.“ sagte ich nur.  

Doch eine Verschnaufpause bekamen wir im Auto nicht, denn fast zur gleichen Zeit schrie Lucy markerschütternd im Traum auf. Etliche Tränen lösten sich aus ihren Augen, während sie schrie.  

„Verdammte Scheiße! Was ist mit dir?“ fragte ich sie panisch, obwohl ich wusste, dass sie mir momentan nicht antworten würde. Also schüttelte ich sie kräftig, damit sie aufwachte. Zog sie jedoch gleich wieder beruhigend an mich, als sie erneut losschrie.   Ich hatte solche Angst um sie, dass es mir im Herzen wehtat. Augenblicklich wippte ich mich mit ihr wieder vor und zurück und hoffte erneut darauf, dass sie sich beruhigte.  

Ohne Belustigung in der Stimme rief Matt ernst nach hinten „Robin, ich glaube, das ist kein gewöhnlicher Schlaf! Da ist jemand bei ihr!“ sagte er verbissen, während er versuchte den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Durch den Ersten und gleich darauffolgenden Zweiten Schrei von ihr, hatte er das Lenkrad verrissen, da er sich derbe erschreckt hatte.  

Steven drehte sich erneut zu uns um und sah mich und Lucy besorgt an. Eilig meinte er „Los, Robin, geh zu ihr! Du kannst das doch binnen kürzester Zeit.“ Als er das sagte, krabbelte er auch schon auf den Rücksitz und meinte auffordernd „Gib mir Lucy! Ich passe auf sie auf.“  

Ich hatte keine andere Wahl, wenn ich ihr helfen wollte. Also versuchte ich Lucy zu ihm herüber zu schieben, auch wenn es durch ihre Krampfanfälle nicht so einfach war. Als wir es endlich geschafft hatten, war Lucy wieder ruhig, und schlief seelenruhig in seinen Armen.  

Okay? Jetzt wurde es mir unheimlich, dachte ich noch, als mich Matt bereits vorwurfsvoll anschrie „Willst du wohl endlich mal einschlafen! Oder willst du ihr nur dabei zusehen, wie sie im Traum ermordet wird?“  

Besorgt um Lucy schrie ich wütend zurück „Und wie soll ich es anstellen? Soll ich einen, oder zwei starke Zauber im Traum anwenden und dann ebenfalls sterben?“ ... Ich biss mir auf die Zunge und verkniff mir weiter auszusprechen, was mir sonst noch im Kopf rumspukte. Ich wusste selbst nicht, warum ich auf einmal Angst vor dem Tod hatte. Wusste nur, dass ich alleine nicht viel ausrichten konnte. „Außerdem brauche ich Ruhe dazu!“ grollte ich leise abschließend. Ein letztes Mal noch sah ich mit klopfenden Herzen zu Lucy hinüber, zu ihrem feuchten, Tränenüberströmten Gesicht, dann schloss ich meine Augen.  

Es klappte natürlich nicht auf Anhieb, da ich Matts wütendes Gebrabbel noch einer ganzen Weile lang zuhörte. Und dann Lucy erneut, laut aufschreien hörte und spürte, wie sie wild am ganzen Körper zucken.  

Kurz bevor ich endgültig in ihren Traum hineinschlüpfte, spürte ich noch, wie wir die Straße verließen und den Weg zu einem holprigen Feldweg einschlugen.  

Dann herrschte Stille.  

 

 Ich befand mich auf einem riesigen Landsitz mitten im Nirgendwo. Vor mir stand ein großes, prunkvolles, weißes Herrenhaus. Selbst hier draußen hörte ich Lucy Markerschütternd schreien und konnte mir nur zu gut vorstellen, was sie gerade durchstehen musste. Oft genug in den vergangenen Jahren hatte ich es am eigenen Leib erfahren, wozu Jessica fähig war.  

Um Lucy zu helfen, rannte ich eilig auf die große Eichene Eingangstür zu, die ich zum Glück unverschlossen vorfand. Gerade als ich leise die Tür öffnete und zunächst nur in das Herrenhaus hinein späte, da packte mir fast im selben Moment jemand an die Schulter und meinte grimmig „Was ist? Ist der Weg frei?“  

Tierisch erschrak ich mich dabei und sah mich eilig nach demjenigen um. Aber blickte ich direkt in mein eigenes Gesicht.  

Doch war es nicht mein Gesicht. Es war älter und Wettergegerbter. Überrascht fragte ich im Flüsterton „Matt? Was tust du hier?“ Wie hatte er es so schnell hinbekommen, hier in Lucys Traum zu erscheinen? War er nicht eben noch am Autofahren gewesen? Wer steuerte jetzt den Wagen? Verständnislos sah ich ihn deswegen an und an ihm vorbei, bevor ich meinen Blick wieder auf ihn richtete.  

„Na, dir deinen Arsch retten! Was suche ich wohl sonst hier? Außerdem habe ich hier noch was zu erledigen.“ meinte er grimmig und sah über meine Schulter in das Haus hinein.  

„Und was sollte das bitte schön sein? Deiner Ex Geliebten nach Jahren einen Kaffee ausgeben, oder was?“ flüsterte ich scharf. Ich hatte noch nie verstanden, was er an Jessica gefunden hatte. Verächtlich schnaubte ich einmal auf und wandte mich dem Inneren des Hauses zu. Matt antwortete mir nicht, aber ich konnte es mir schon denken, was er von ihr wollte. Jetzt, nach Jahren, wollte er sie plötzlich wiedersehen. Hoffentlich wollte er nicht zu ihr zurückkehren. Warum hatte er sie damals überhaupt verlassen, wenn er zu ihr zurückwollte?  Matt war damals schon ein großes Rätsel für mich gewesen, aber ich musste mich jetzt um Lucy kümmern und mich nicht durch meinen bekloppten Bruder ablenken lassen. Ich hoffte nur, dass Lucy mir vergeben würde, wenn ich sie wiedersah.  

Einen Moment hielt mich Matt mit festem Griff am Arm zurück, ehe er sagte „Hörzu, du musst da etwas erfahren! Ich will nichts von ihr. Noch nie hatte ich was von ihr gewollt. Sie hat mich damals ebenso wie dich mit einem Zauber gezwungen bei ihr zu bleiben. Verstehst du? Sie hat mich manipuliert und verhext. Dies wollte sie auch mit dir tun, aber sie hat es bei dir nicht so hinbekommen wie bei mir, da dein Wille scheinbar größer war.“ erklärte er mir leise flüsternd.  

Aber ich schaute ihn nur verwirrt und zugleich verärgert an. Ich hatte jetzt nicht die Zeit dafür, mir darum einen Kopf zu scheren, was er mir mitteilen wollte. Obwohl ich die Tatsache schon erschreckend fand, dass Matt sich angeblich als Jugendlicher nicht gegen sie behaupten konnte. „Könntest du deine Erklärung, die du mir Jahrelang schuldig geblieben bist, bitte auf nachher verschieben? Denn ich versuche hier gerade Lucy zu retten!“ zischte ich meinen Bruder verärgert an.  

Doch sah er mich nur starrköpfig an und ließ mich nicht los. Allmählich wurde ich wütend. Eben noch hatte ich Lucy vor Schmerzen aufschreien hören und wollte gerade nichts mehr, als sie vor Jessica, der Hexe zu befreien. Sie von diesen Qualen erlösen, die die Hexe ihr antat. Dafür müsste Matt mich jedoch loslassen und aufhören, mir Dinge über früher zu erzählen die ich nicht hören wollte.  

„Hier entlang!“ zischte mein Bruder leise verdrießlich, als wir Schritte hörten und zog mich grob hinter den offenen Türspalt. Schnell versteckten wir uns hinter der Tür, die wir, um keinen Lärm zu veranstalten, nur anlehnen konnten. Die Schritte waren hastiger Natur, so als rannte jemand um sein Leben. Dann hörten wir auch andere Schritte, die den ersten Folgten. Frauen Schritte! Dies hörte man ganz deutlich an deren hochhackiger Pumps Geräusche. Lucy trug Turnschuhe, das wusste ich, also konnte es sich bei den zweiten folgenden, unweigerlich nur um die Geräusche von Jessica ihren Schuhen handeln. Zu fliehen brachte gar nichts, das wusste ich aus eigener Erfahrung, das machte Jessica nur um so wütender und leider auch umso erfinderischer.  

„Lass mich!“ flehte jemand vollkommen aufgelöst und am Ende. 

Aus Tausend anderen, hätte ich diese Stimme wiedererkannt. Es war Lucys.  Und sie klang genauso verängstigt wie verzweifelt.  

Gerade wollte ich losrennen um meine Kleine zu beschützen, da hielt mich Matt auch schon mit seiner anderen Hand an meiner Schulter fest und hinderte mich so daran, ihr zu helfen. Wütend sah ich ihn an und verlangte eine Erklärung dafür. Das Verlangen jetzt einzuschreiten, machte mich blind der etlichen Gefahren die auf uns im Haus lauerten. Doch ich musste ihr helfen und nicht hier draußen rumstehen und zuhören was ihr noch alles angetan wurde. Verstand er das nicht? Mein Mädchen war da drinnen und fürchtete um ihr Leben.   

„Wenn du jetzt Kopflos da reinrennst und ihr hilfst, dann kommt ihr beide nicht mehr lebend da raus!“ flüsterte er mir energisch entgegen. Doch augenblicklich hörten wir wieder Lucys Angstvolle und ihre Schmerzens Schreie. Ich wollte hastig zu ihr, aber wie sehr ich mich auch wehrte, Matt ließ mich nicht los. Verbissen hielt er mich an der Schulter und am Oberarm gepackt fest.  

„Lass mich los, verdammt noch mal!“ knurrte ich bedrohlich. Am liebsten hätte ich meinem Bruder jetzt eine reingehauen, denn nur noch zu ihr, zu Lucy, wollte ich, nichts anderes mehr.  

Matt hingegen blieb völlig ruhig und erklärte „Nein, warte noch eine Weile. Jessica ist gerade noch zu mächtig. Sie wird nur wie üblich mit Lucy spielen, dass kennst du doch selbst. Erst beinahe zu Tode quälen und dann wieder gesund heilen lassen ... Was Jessica aber nicht weiß ist, dass Traumwandern viel anstrengender ist, als sie denkt. Dadurch das sie ihre Kräfte anwendet, wird sie recht schnell schwächer werden.“ sagte Matt voller ernst und schaute bereits um die Ecke, ob wir weiterhin unentdeckt blieben.  

„Was?“ fragte ich scharf. In diesem Moment hasste ich ihn so dermaßen. „Ich soll einfach mitansehen, wie diese Hexe Lucy weiterhin quält und verletzt? Hast du sie nicht mehr alle?“ brüllte ich aufgebracht los. Wie konnte er mir nur etwas Dummes vorschlagen?  

Sofort hielt mir Matt aber meinen Mund zu und drückte mich fest gegen die Tür. „Wenn du nicht leiser bist, dann bring ich dich dazu!“ drohte er mir wütend und streckte eine Hand zum Zaubern aus.  

Fest mit seinem Körpergewicht gegen die Hauswand gedrückt und mit seiner Hand auf meinen Mund gepresst, konnte ich nur stumm nicken, mehr war mir nicht gegeben. Dennoch sah ich ihn Hasserfüllt an.  

Langsam ließ er die Hand sinken, die meinen Mund zuhielt und wartete noch einige Sekunden, bis ich ihn fordernd ansah. Dann erst, ließ er mich völlig los und ich konnte mich wieder richtig frei bewegen.  „Hast du dich wieder beruhigt? Gut, dann sollten wir jetzt darüber reden, wie wir Lucy befreien können. Ich schlage vor, wir greifen von zwei Seiten gleichzeitig an.“ meinte Matt immer noch grimmig blickend, jedoch fest entschlossen.  

Nur mit einem halben Ohr hörte ich ihm zu, denn ich verfolgte aufmerksamer als er, die Geschehnisse im Haus. Lucy schrie, bettelte ängstlich um Gnade, rief verzweifelt meinen Namen, und schrie wieder und wieder, vor immensen Schmerzen auf. Jessica lachte sie nur gehässig aus, rief einen Fluch nach dem nächsten und beleidigte sie auf Schärfste. Mein Herz tat mir so dermaßen weh, wie es zeitgleich bleischwer in meiner Brust saß, weil ich dieses Martyrium an ihr stumm mitanhören musste. Wie konnte ich Lucy nur je mit hier hineinziehen, fragte ich mich? Ohne mich hätte sie ein friedvolles Leben weiterleben können.  

Matts Worte drangen wieder zu mir durch, nachdem ich wohl das Wichtigste von seinem Plan verpasst hatte. „... und dann haben wir sie.“ flüsterte er triumphierend, sah aber wohl gleich, dass ich ihm nicht folgen konnte. „Hast du mir überhaupt zugehört?“ fragte er mich erbost.  

Trotzig schüttelte ich den Kopf und deutete mit einer Kopfbewegung ins Innere des Hauses. Es konnte ja sein, dass er das Grauen da drinnen nicht gehört hatte.  

Genervt seufzte er tief auf, sagte aber nichts weiter dazu. Die Schritte entfernten sich wieder weiter, dass man sie kaum noch vernehmen konnte, und selbst die Schreie wurden allmählich leiser. Aber vermutlich waren sie nur in einen hinteren Teil des Hauses, wo man generell weniger hörte was gerade im Haus geschah. Dafür waren diese alten Herrenhäuser ja bekannt.  Matt riskierte einen weiteren Blick ins Innere des Hauses und meinte zufrieden „Gut, der Weg ist frei. Lass uns reingehen und sie überrumpeln.“ sagte er festentschlossen und öffnete die Tür weit.  

Schnell waren wir im Haus drinnen und schlossen leise die Tür hinter uns. Es war auf einmal Mucksmäuschenstill im Haus. Ich wusste nicht, was passiert war, oder wohin sie gelaufen waren? Deshalb fragte ich Matt „Wo lang?“ Der jedoch genauso ratlos, wie beunruhigt aussah aufgrund der plötzlichen Stille. Wir trennten uns und liefen jeder einen anderen Gang entlang. Irgendeiner von uns beiden musste Lucy ja unweigerlich finden.  

Oder Jessica.  

In meinem Gang, auf dem Fußboden, entdeckte ich eine tropfenförmige Blutspur. Die entweder in meine Richtung führte, in die ich lief oder aus der kam, aus der ich gerade kam. Es machte mich rasend, das ganze Blut zu sehen und zu wissen, dass es sich um Lucys handelte.  

Leise rannte ich um eine Ecke. Dann um eine weitere Biegung und um noch eine, bis ich gedämpfte Stimmen aus einem der Zimmer hier hörte. Also schlich ich von Tür zu Tür, bis ich das richtige Zimmer schließlich fand. Dann lauschte ich.  Eindeutig war Lucy da drinnen. Ich konnte sie hören. Anscheinend war sie wohl gerade geheilt worden und meinte für meine Verhältnisse, wie ich fand, viel zu frech „Wieso tust du das alles Robin an? Und was hat es mit dem andern Zwilling auf sich, den du erwähnt hattest?“  Am liebsten wäre ich da reingestürmt und hätte sie am Sprechen gehindert, so wie es Matt bei mir gemacht hatte. Wie konnte sie immer noch so vorlaut gegenüber Jessica sein? Hatte sie noch nichts gelernt? Oder machte das Heilen sie gerade übermütig?  

„Du verstehst es immer noch nicht, wie? Es gibt momentan nur ein einziges Hexenmeister Zwillingspaar auf der ganzen Welt. Und das sind nun mal rein zufällig, Matt und Robin. Und wer es schafft, einen, oder gar beide Zwillinge unter seine Kontrolle zu bekommen, der wird ewige Jugend und vollkommene Macht erlangen.“ sagte sie völlig von sich selbst überzeugt.  

Lucy fing vollen Herzens an zu lachen. Ich dachte schon, dass sie jetzt übergeschnappt sei, oder dass es ein weiterer von Jessicas Flüchen wäre, doch der folgte nun erst. Völlig außer sich vor Zorn schrie Jessica „Mach dich nicht über mich lustig! Crannchur fior!“  

Ein ohrenbetäubendes Knacken war zu hören, ehe Lucy aufs Neue laut aufschrie. Ich erkannte dieses Knacken und mir drehte sich der Magen um. Jessica hatte irgendeinen von Lucys Knochen brechen lassen.  

Wie ich sie verabscheute.  

Trotz aller Schmerzen die meine kleine verspüren musste, meinte Lucy dennoch herausfordernd „Nicht nur eine billige Nutte, sondern auch noch kein Grips im Hirn.“ Lucy lachte trotz Schmerzen los, wobei es verdammt gequält rüberkam und ich wusste, dass es ihr eine Menge Überwindung kosten musste das zu tun.  

„Psst! Robin!“ flüsterte Matt hinter der nächsten Biegung und bedeutete mir, dass wir nun angreifen würden. Vermutlich war auf der anderen Seite, ebenfalls ein Eingang zu diesem Zimmer.  

Ich nickte ihm entschlossen zu und öffnete hastig die Tür.  

 

Kapitel 13 

 

 Lucy 

 Es tat so weh! So, so dermaßen weh.  

Das linke Bein brach sie mir mit Freude, um mich am abermaligen weglaufen zu hindern. Und nur, weil ich in dieser Hinsicht genauso war so wie Robin, rebellisch. Kontra mochte sie überhaupt nicht hören und gerade deshalb hatte es mir zu Beginn solch einen Spaß gemacht, sie ihr zu geben. Obwohl ich dadurch, wie bald schon einsehen musste,c sehr viel mehr einstecken musste. Die Schmerzen, brachten mich der Ohnmacht immer näher, aber jedes Mal wenn ich glaubte, jetzt falle ich um und wachte in der realen Welt auf, dann heilte sie mich.  Sie wollte mich um jeden Preis hierbehalten.  

In meinen eigenen Kopf.  

In meinen eigenen Traum.  

Hatte ich hier nicht eigentlich das sagen? Es war schließlich mein Traum in dem wir festsaßen. Wie kontrollierte man eigentlich Träume? Es muss doch einen Weg geben, sie aus meinem Kopf zu bekommen oder aufzuwachen, oder?  

Irgendwie …  

Das Echo des Knackens, meines gebrochenen Beins, hing noch lange in meinen Ohren nach. Der erste Schmerz war der pure Wahnsinn gewesen, aber im Gegenteil zu den vorherigen Schmerzen, waren dieser hier gerade zu lachhaft. Genauso lachhaft wie ihre Theorie über die ewige Jugend und Stärke, wenn man andere Menschen Unterjochte.  

Man, an was Menschen so alles glaubten, wenn sie davor standen Irre zu werden?   

Scharf zog ich die Luft ein, um nicht schon wieder aufzuschreien. Durch eine unachtsame Bewegung, bewegte ich automatisch mein linkes Bein mit. Ach, wie schön war es doch, wenn der Schmerz verging. Es war so, als bekäme man immer wieder einen Stich ins Bein. Nur leider, mit einem äußerst spitzen, scharfen Messer. Au.  

Hinter mir wurde die Tür plötzlich aufgerissen.  Ich drehte mich ruckartig um, um zu sehen, wer noch in meinem Kopf rum spukte, um mir eventuell gefährlich werden konnte. Abermals ein erneuter heftiger Stich ins Bein verspürte ich, durch die ruckartige Bewegung. Doch sah ich erleichtert, dass Robin mitten im Türrahmen stand.  

Ich konnte nicht anders und lächelte ihn erleichtert an. Endlich wurde ich aus meinem eigenen Traum gerettet, und dann auch noch ausgerechnet von ihm, der seit Wochen und Monaten in meine Träume kam.  

Tränen des Glückes und der Hoffnung liefen mir an meinen Wangen herab und ließen mich das alles hier halbwegs vergessen. Es war so schön ihn zu sehen.  

Jessica war jedoch nicht so leicht ablenkbar wie ich. Sie kam auf mich zu, und zog, oder besser gesagt, riss mich an meinen Haaren hoch, um mich als ihr lebendes Schutzschild zu missbrauchen. Überrumpelt von dem höllischen Schmerz auf meiner Kopfhaut schrie ich auf und wollte mich wehren, doch ich Dumpf Nuss, trat versehentlich mit dem verkehrten Bein auf und knickte fast sofort vor Schmerzen wieder ein. Aber nur fast, weil sie mich ja weiterhin an den Haaren hochriss. Zeitgleich lösten sich etliche Schmerzenstränen aus meinen Augen, ebenso, wie wilde Schreie, aus meiner Kehle. Es tat so verflucht weh.  

Durch die dicken Tränen sah ich kaum noch, was Robin derzeit machte. Und was sie sich gegenseitig zuriefen, konnte ich auch nicht mehr hören. Alles war, wie in Watte getaucht und geschah wie in Zeitlupe.  

Ich verspürte auf einmal keinerlei Schmerzen mehr, nur noch eine seltsame Leere umfing mich.

---ENDE DER LESEPROBE---