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Drei fast geniale Freunde auf dem Weg zum Ende der Welt E-Book

Jonas Jonasson

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Beschreibung

Kein Grund, alles schwarz zu sehen. Weltuntergang vorerst verschoben.

Der neue geniale Roman von Kultautor Jonas Jonasson!


Drei charmante Außenseiter, von einem kuriosen Zufall zusammengeführt, brechen mit einem bunt angestrichenen Wohnmobil auf, um die Welt ein bisschen gerechter zu machen. Dabei lassen sie sich weder vor arroganten Diplomaten-Brüdern noch von einem eigenwilligen Herrscher auf einer Insel im Indischen Ozean aufhalten. Mit Witz und Phantasie verwandeln sie ihr Wohnmobil in ein Gourmet-Restaurant und schlagen sogar aus dem vermeintlichen Ende der Welt noch ein bisschen Glück für sich heraus. Ein echter Jonasson mit einem Feuerwerk an genialen Pointen, rasantem Erzähltempo und einzigartigen Wendungen.

»Jonas Jonasson schreibt Entgiftungsbücher für die Seele.« Volker Weidermann auf SPIEGEL Plus

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Buch

Ein liebenswertes Trio und ein grandioser Plan: Bevor die Welt untergeht, soll sie noch ein wenig gerechter werden!

Drei charmante Außenseiter, von einem kuriosen Zufall zusammengeführt, brechen mit einem bunt angestrichenen Wohnmobil auf, um die Welt ein bisschen gerechter zu machen. Dabei lassen sie sich weder von arroganten Diplomatenbrüdern noch von einem eigenwilligen Herrscher auf einer Insel im Indischen Ozean aufhalten. Mit Witz und Fantasie verwandeln sie ihr Wohnmobil in ein Gourmetrestaurant und schlagen sogar aus dem vermeintlichen Ende der Welt noch ein bisschen Glück für sich heraus. Ein echter Jonasson mit einem Feuerwerk an genialen Pointen, rasantem Erzähltempo und einzigartigen Wendungen.

»Jonas Jonasson schreibt Entgiftungsbücher für die Seele.« Volker Weidermann auf SPIEGEL Plus

Autor

Jonas Jonasson, geboren 1961 im schwedischen Växjö, arbeitete lange als Journalist und gründete eine eigene Medien-Consultingfirma. Nach zwanzig Jahren in der Medienwelt verkaufte er seine Firma und schrieb seinen ersten Roman: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stiegund verschwand. Das Buch eroberte die Leser*innen auf der ganzen Welt und verkaufte sich allein in Deutschland 4,4 Millionen Mal. Auch alle seine weiteren Romane waren in Deutschland gefeierte Bestseller. Mit seinen schrägen Feel-Good-Romanen hat Jonasson ein ganz eigenes Genre erfunden und begeistert damit seit über zehn Jahren eine riesige Fangemeinde.

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel Profeten & Idioten bei Polaris, StockholmDer Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © der Originalausgabe 2022 by Jonas Jonasson

Published by arrangement with Albatros Agency, Sweden

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2022

C. Bertelsmann in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Friederike Arnold

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: © Evgeny Turaev/Shutterstock; © Anastasia Barre/Shutterstock

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-29545-5V003

www.cbertelsmann.de

2011

Diese Geschichte beginnt zu der Zeit, als Barack Obama Präsident der USA war, Ban Ki-moon die UN leitete und Angela Merkel sechs Jahre als deutsche Bundeskanzlerin hinter sich und noch zehn weitere vor sich hatte.

Russland hatte einen Präsidenten, an dessen Namen sich kaum noch wer erinnert. Es wussten ja doch alle, dass der damalige Ministerpräsident Putin die Strippen zog.

Der Arabische Frühling fegte über Nordafrika hinweg, getragen von Tausenden, die die Nase voll hatten von Korruption und Scheindemokratie – und eine Veränderung für möglich hielten.

Ausgelöst von einem Erdbeben im Pazifik, brach eine Welle von der Höhe eines fünfstöckigen Hauses über die japanische Küste herein und verwüstete alles in ihrem Weg Stehende – unter anderem auch das Atomkraftwerk in Fukushima.

Aserbaidschan gewann vor ein paar Hundert Millionen Zuschauern den Eurovision Song Contest. Das war aber noch gar nichts im Vergleich zu den zwei Milliarden, die sich kurz zuvor die Hochzeit von Prinz William von Großbritannien und Kate Middleton angesehen hatten. Und währenddessen spürten die USA ohne irgendwelche Zuschauer Osama bin Laden auf und erschossen ihn.

In dem Jahr flammten die uralten Grenzstreitigkeiten zwischen Thailand und Kambodscha erneut auf und wurden wieder beigelegt. In Schweden war Ministerpräsident Reinfeldt an der Regierung, der die konservative Partei anführte und die Herzensthemen der Linken so gründlich für sich vereinnahmte, dass er damit zwei Wahlen nacheinander gewann.

In ebendiesem Land blieb der leicht beschränkte jüngere Bruder Johan einsam und allein zurück, als sein großer Bruder Fredrik nach Rom aufbrach, um als Diplomat Karriere zu machen. Ihre Mutter war lange tot, und der Vater schlenderte Hand in Hand mit seinem Freund die Strände Montevideos entlang.

Mit dem leicht Beschränkten fangen wir die Geschichte an. Auch wenn es nicht lange dauern wird, bis die ganze Welt mitmischt.

Wohl bekomm’s!

Jonas Jonasson

1. TEIL Die Zeit vor dem Weltuntergang

1. KAPITEL Sommer 2011

Johan war nett. Hilfsbereit. Und nicht ganz so begabt.

Es gab so vieles, was er nicht verstand. Zum Beispiel, dass er nicht den besten großen Bruder der Welt hatte.

Auch wenn sie nur zwei Jahre trennten, sah Johan zu Fredrik auf wie ein Sohn zu seinem Vater. Zu einem Vater, den sie nicht hatten.

Na ja, eigentlich schon. Bloß dass er sich noch vor Johans Geburt aus dem Staub gemacht hatte. Und sich seither nur bei sehr seltenen Gelegenheiten blicken ließ. Zuletzt bei der Beerdigung ihrer Mutter. Zum Leichenschmaus schenkte er den Brüdern die Zwölfeinhalbzimmerwohnung an der vornehmsten Straße Stockholms. Sagte zu Fredrik, er sei stolz auf ihn, und zu Johan, vielleicht werde ja eines Tages noch alles gut.

Dann verzog er sich.

Auch wenn die Brüder sich ähnlich sahen, waren sie charakterlich doch sehr verschieden. Der Große trat in die Fußstapfen des abwesenden Vaters, auf bestem Wege, Diplomat zu werden, mit Karriereziel Botschafter. Der Kleine scheiterte als Postbote.

Während der eine erfolgreich die Diplomatenausbildung des Außenministeriums durchlief, kümmerte sich der andere darum, die zwölfeinhalb Zimmer in Schuss zu halten, da er ja zu wenig anderem taugte.

Abends ließ sich Fredrik mit wichtigen Dokumenten im Lesesessel der Bibliothek nieder, bat Johan, ihm einen Whisky zu bringen, horchte in sich hinein, wie hungrig er war, und verkündete, wann das Essen auf den Tisch zu kommen hatte.

»Viertel nach sieben«, sagte er dann etwa zu seinem Bruder. »Und damit meine ich Viertel nach sieben. Jetzt geh und lass mich in Ruhe.«

Johan hatte das Gefühl, gebraucht zu werden. Und war stolz, dass er sich nützlich machen konnte. Er war im Großen und Ganzen zufrieden. So schwierig Denken manchmal auch sein konnte, so spannend waren für ihn Schmecken und Riechen.

Mit dem Ergebnis war Fredrik selten zufrieden, genau genommen nie. Warum auch? Johan konnte ja sowieso nichts. Und der große Bruder hatte es voll raus, konstruktive Kritik zu üben: »Nicht so viel Oregano an die Soße, du Idiot!«

Er achtete peinlich genau auf die Etikette.

»Nie, nie, nie einen Pinot noir in einem Bordeauxglas servieren! Wie oft muss ich dir das noch sagen?«

Einmal reichte. Die Küche war Johans Hauptarbeitsplatz seit er zwölf und ihre Mama zu krank geworden war, um aus dem Bett aufzustehen. Sechs Jahre später starb sie an etwas mit lateinischem Namen, das sich Johan einfach nicht merken konnte.

Fredrik zu bedienen, hatte als ein Spiel angefangen. Ein Spiel, das sich, als sie Erwachsene waren, längst verselbstständigt hatte.

Fredrik nannte es »Herr und Diener«. Der eine war der Herr, der andere sein Diener. Wenn der Diener nicht richtig gehorchte oder vergaß, »Ja, mein Herr« oder »Nein, mein Herr« zu sagen, tauschten sie, und das Spiel ging weiter.

Fredrik konnte alles am besten, nur das nicht. Er verpatzte es ein ums andere Mal und durfte fast nie der sein, der den anderen bediente. Als der Tag näher rückte, an dem Fredrik ins Ausland gehen und nichts beim Alten bleiben sollte, war Johan – mit wenigen ganz kurzen Ausnahmen – seit fünfzehn Jahren Diener seines Herrn gewesen.

»Du bist einfach zu clever für mich«, sagte Fredrik. »Geh jetzt und hol meine beiden Koffer aus der Abstellkammer. Dann kannst du Hemden bügeln und meine Sachen packen. Aber vergiss nicht das Rinderfilet im Ofen. Wir haben mit Gorgonzola gesagt, richtig? Ich krieg allmählich Hunger.«

»Ja, mein Herr. Ja, mein Herr. Nein, mein Herr. Und ja, mein Herr.«

Aber das Rinderfilet vergessen? Wie das denn? Da kam es sehr genau auf die Temperatur an. Bei 110 Grad im Ofen garen, bei 50 Grad Kerntemperatur raus aus dem Ofen und bis 54,5 auf der Platte ruhen lassen. Blieben noch elf Minuten fürs Tischdecken.

Auf Fredrik wartete sein erster Auslandseinsatz als Diplomat. Vor seinem Umzug hatte der große Bruder den Kopf voll. Mit einem flauen Gefühl im Magen machte Johan sich darauf gefasst, dass er einsam und allein in der repräsentativen Etagenwohnung am Strandvägen zurückbleiben würde, aber dazu hatte Fredrik offensichtlich ein viel zu großes Herz. Er verkaufte die zwölfeinhalb Zimmer und kaufte seinem jüngeren Bruder von dem Geld ein Wohnmobil. Mit Küchensonderausstattung! Johan bekam sogar eine Debitkarte, mit der Geheimzahl 1 – 2 – 3 – 5. Die hatte Fredrik selbst ausgesucht, »damit nicht mal du sie vergessen kannst. Bei 1 – 2 - 3 – 4 hat sich die Bank geweigert.«

»1, 2, 3, 4«, wiederholte Johan.

»1, 2, 3, 5, du Idiot«, sagte Fredrik.

Er hatte fünfzigtausend Kronen auf das Konto eingezahlt und sagte, von nun an müsse Johan erwachsen werden und alleine klarkommen.

»Ja, mein Herr«, sagte Johan nervös, weil er nicht wusste, was ihn erwartete, aber dankbar für jede Hilfe, die er kriegen konnte.

Damit nicht genug, hatte Fredrik sich auch um den Verkauf der gesamten Einrichtung gekümmert, die seit Urzeiten in Vater Löwenhults Familienbesitz war: ein Flügel, acht Perserteppiche, ebenso viele Renaissancegemälde, Porzellan, Kommoden, Kristallkronleuchter, Schränke und Spiegel. Die Auktionsfirma sagte, alles zusammen sei »extraordinär«. Johan bekam das zwar mit, hatte aber Probleme mit schwierigen Wörtern. Fredrik erklärte ihm, sie meinten, die Einnahmen könnten die Kosten seines Rom-Flugs decken.

Damit war eigentlich alles geregelt. Der große Bruder musste ihm bloß noch das Wohnmobil erklären. Johan würde elektrischen Strom brauchen, um die Batterien aufzuladen, sonst konnte er nicht kochen. Rund um Stockholm gab es so einige Stellplätze, Fredrik hatte einen in Fisksätra gebucht. Der sei allerdings schweineteuer, sagte er. Zum Dank für seine Hilfe wollte er zum Flughafen gebracht werden.

Sie waren noch gar nicht vom Fleck gekommen, da beschloss der angehende Diplomat, dass er sich am besten selbst ans Steuer setzte. Mit dem Johan sich gerade mal zwei Minuten lang vertraut gemacht hatte. Der jüngere Bruder war mit dem Fahrerwechsel einverstanden. Autofahren war übrigens genauso kompliziert wie fast alles andere.

Gut am internationalen Abflugterminal angekommen, sagte Fredrik erst etwas Kurzes, das Johan nicht verstand, dann Tschüss und viel Glück, nahm seine beiden Koffer und verschwand.

Der, der wusste, dass er zu nichts taugte, war zum ersten Mal im Leben allein. Er beschloss, erst einmal die ganze Strecke bis Fisksätra zu fahren, zur Übung, damit er lernte, wie das Auto funktionierte. Es schaltete automatisch, das war gut. Und man musste nur zwei Pedale auseinanderhalten, nicht drei. Bestimmt kam er damit klar, solange er beim Fahren an nichts anderes dachte. Was ja wohl nicht nötig war.

Aber genau deshalb wechselte er auf der Autobahn nach Stockholm nicht auf die richtige Spur, nahm die verkehrte Abfahrt – und stellte fest, dass er aus Versehen vor einem Einkaufszentrum gelandet war.

»So ein Glück!«

Daher war die Küche des Wohnmobils gut bestückt, als Johan nach einigem Hin und Her schließlich bis zum Abstellplatz südöstlich der Stadt gefunden hatte.

»Schweineteuer« hatte Fredrik den genannt. Das stimmte sicher, aber Johan erlaubte sich zu denken, dass er billig aussah. Ungefähr so groß wie ein Fußballplatz. Mehr Acker als Wiese. Hie und da ein paar Ladesäulen. Ein Schild, das sämtliche Verbote auflistete. Zum Lesen hatte Johan keine Zeit, er musste sich jetzt erst mal aufs korrekte Einparken konzentrieren.

Weit und breit standen keine Fahrzeuge auf dem Platz, bis auf einen einsamen Wohnwagen ein Stück weiter hinten, nahe an einem Abhang. Johan dachte sich, dass die Leute so mitten im Hochsommer bestimmt lieber draußen auf den Straßen unterwegs waren.

Doch den Gedanken hätte er sich besser verkniffen. Er musste ja schon ans Gaspedal denken. Und ans Lenkrad. Hätte es einschlagen müssen, damit er nicht auf den Wohnwagen zufuhr. Und bremsen.

Aber das war ja fast alles schwierig. Damit nahm das Verhängnis seinen Lauf, oder wie man das nennen sollte.

Der einsame Wohnwagen stand zufällig genau da, wo er nicht hätte stehen sollen. Und er kam näher, obwohl er stillstand. Johan begriff: Es konnte wohl nur daran liegen, dass er selbst weiter vorwärtsfuhr.

Gaspedal und Bremspedal sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Das Gas war rechts, die Bremse links. Aber wo war rechts nun gleich wieder? Und links?

Nachdem er die ganze Strecke vom zig Kilometer entfernten Flughafen bis hierher geschafft hatte, wusste Johan plötzlich nur noch, dass es verdammt pressierte.

Er musste bremsen! O weh, daneben.

Das Wohnmobil machte einen Satz nach vorn.

Er probierte es noch mal. Diesmal richtig.

So kam es zu keiner großen Karambolage. Das Wohnmobil rammte den einzigen, einsamen Wohnwagen auf weiter Flur, stupste ihn aber nur ein klein wenig an. Daraufhin kam Johans Fahrzeug selbsttätig zum Stehen. Das andere Gefährt hingegen fuhr los. Und nahm bergab Fahrt auf. Einen Meter. Zwei. Fünf. Vielleicht zehn, bis ein einsamer Baum im Weg stand.

»Nicht gut«, sagte Johan.

Wenn er sich da mal nicht täuschte.

2. KAPITEL Freitag, 26. August 2011

Noch zwölf Tage

Die Weltuntergangsprophetin befestigte einen Haken an der Decke. Finster im Gemüt, hatte sie sich ein Seil fest um Hals und Nacken geschlungen.

Als Letztes blieb nur noch, den Hocker wegzuschubsen. Es hörte ja doch niemand auf sie, und es waren jetzt nur noch zwölf Tage bis zum Weltuntergang. Auf die paar Tage konnte sie herzlich gern verzichten.

Sie hatte es immer und immer wieder berechnet. Und dann noch einmal. Neben ihren Astrophysikforschungen war sie im Brotberuf Oberschullehrerin, damit sie Essen und Miete bezahlen konnte. Die Schülerinnen und Schüler, die zum Job gehörten, waren ein notwendiges Übel. Als sie mit ihren Weltuntergangsberechnungen fertig war, wandte sie sich an die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften. Sie hatte neun Jahre lang an der vierundsechzig Schritte langen Gleichung gearbeitet und wollte ihre Kalkulationen bestätigt bekommen. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, und noch viel weniger hätte es das Ergebnis beeinflusst. Doch sie verlangte nach Anerkennung.

Die Akademie antwortete nicht auf ihre E-Mails. Auch nicht auf die postalischen Briefe. Wenn sie anrief, wurde sie so lange weiterverbunden, bis sie schließlich wieder da ankam, wo sie angefangen hatte. Als letztes Mittel fiel ihr nur noch ein, unangemeldet in der Akademie aufzutauchen und auf einer Unterredung mit dem Präsidenten zu bestehen. Oder mit einem Referenten. Oder mit sonst irgendwem außer dem Pförtner. Der daraufhin die Polizei verständigte, die keine Zeit hatte, vorbeizukommen. Also nahm sich der Pförtner selbst der Sache an und führte sie hinaus und die lange Treppe hinunter, auf der bestimmt zwanzig Studierende herumhingen. Ein paar schauten verschreckt, als der Pförtner vorbeikam, den Eindringling fest am Arm gepackt. Andere waren verwundert. Vor allem aber erinnerte sie sich an das allgemein nachsichtige Lächeln. Und das auf Gesichtern von Studierenden, die allesamt demnächst sterben würden.

Schließlich würden ja alle sterben! Ohne dass auch nur eine Menschenseele erfuhr, was sie bereits wusste.

Was hatte dann überhaupt noch einen Sinn? Wo doch auch so schon alles keinen Sinn hatte?

Die Prophetin rechnete nach, wie viele Tage sie nun schon auf der Welt war. Bis dato elftausendzweiundfünfzig. Jeder einzelne hatte aus nichts als Elend bestanden, soweit sie zurückdenken konnte. Niemand hatte sie jemals verstanden, niemand sie je geliebt. Hatte sie selbst je jemanden geliebt, außer Malte Magnusson in der Oberstufe? Der so ein süßes Lächeln und so ein sanftes Wesen gehabt hatte.

Ein süßes Lächeln. Das war auch so ziemlich alles, was sie von ihm bekommen hatte. Und das vage Gefühl, dass er vielleicht mehr wollte, sich aber nicht traute.

Als Liebesgeschichte machte das nicht viel her.

Dann waren sechs Jahre vergangen. Und dann noch mal neun mit Berechnungen, die jetzt abgeschlossen waren. Am Ergebnis war nicht zu rütteln. Die Prophetin konnte nahezu auf die Minute genau vorhersagen, wann die Atmosphäre kollabieren würde. Die Kündigung konnte sie sich sparen. Sie ging einfach nicht mehr hin, dachte, dass es den Schülerinnen und Schülern ganz recht war.

Sie zahlte auch keine Miete mehr. Nicht, weil sie das Geld sparen wollte, was sollte sie damit, wenn alles zu Eis gefror? Es war einfach nur sinnlos.

Aber sie wurde früher auf die Straße gesetzt, als sie gedacht hätte, und ohne Wohnung war es kalt draußen, besonders nachts. Den Wohnwagen fand sie über eine Anzeige. Sie kaufte ihn auf dem Stellplatz, er musste erst geprüft werden, bevor er für den Straßenverkehr zugelassen wurde.

Geprüft?, dachte sie. Wenn man an das große Ganze dachte, kam einem jedes Detail so lächerlich vor.

Ihr Entschluss reifte heran. Noch zwanzig Tage. Elender Tag. Noch neunzehn Tage. Elender Tag. Noch achtzehn Tage …

Warum den Rest ihres Daseins mit noch mehr Tagen verplempern? Wenn sie sich stattdessen das Leben nahm, ging sie dann nicht als sichere Siegerin hervor, auf ihre bescheidene Weise zumindest? Überlistete sie nicht das Weltall und ersparte sich damit das letzte Quäntchen Mist?

Der Gedanke setzte sich fest und verhalf ihr zu innerer Ruhe. Sie kaufte Haken, Seil und Hocker. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, dann würde sie zwölf Tage vor allen anderen das Zeitliche segnen.

Plötzlich wackelte der Wohnwagen.

Eine erste entsetzliche Frage fegte ihr durchs Hirn: Hatte sie sich um zwölf Tage verrechnet? Unmöglich!

Der Haken löste sich von der Decke und kullerte unter die Spüle. Der Wohnwagen kam ins Rollen.

Nein, das hier war etwas anderes.

Die Prophetin verlor das Gleichgewicht, fiel vom Selbstmordhocker und landete weich auf ihrem Sofa.

Die Fahrt ging noch ein wenig weiter, bis ein Baum ihr ein Ende machte.

Sie kam auf die Füße und torkelte durch die Wohnwagentür, die schief in den Angeln hing, ins Freie, das Seil noch um den Hals.

Da, wo eben noch der Wohnwagen gestanden hatte, stand jetzt ein Mann in ihrem Alter, hinter ihm ein Wohnmobil.

»Was ist denn hier los?«, sagte sie. »Kann man sich nicht mal in Ruhe aufhängen?«

Johan bat um Entschuldigung. Es war wirklich nicht seine Absicht gewesen, ihr Ärger zu machen. Gaspedal und Bremse waren bloß so schwer auseinanderzuhalten. Die Pedale lagen ja ziemlich nah beieinander, sahen gleich aus und hatten dieselbe Farbe.

»Dieselbe Farbe?«, sagte die Frau vor dem Wohnwagen.

Ihr war noch nie in den Sinn gekommen, dass ein Gaspedal überhaupt eine Farbe hatte.

»Dich aufhängen?«, sagte Johan, als ihm aufging, was er da eben gehört hatte.

Die Prophetin sagte, das gehe einen, der nicht Autofahren könne, nichts an.

»Du musst den Wohnwagen mit dem Wohnmobil raufziehen, damit ich weitermachen kann. Wir brauchen ein Seil.«

Johan zeigte unsicher auf ihren Hals.

»Ein längeres Seil, du Idiot.«

Der Mann, der nicht Autofahren konnte, hatte kein Problem damit, so genannt zu werden wie eben. Er war Zeit seines Lebens »der Idiot« gewesen. Vielleicht hatte der geliebte große Bruder als Erster damit angefangen. Vielleicht war es im Kindergarten gewesen. Vielleicht auch beides. Fredrik war zwei Klassen über ihm. In der Position hatte er quasi den Boden bereitet, allen erzählt, wie beschränkt der kleine Bruder war. Der nicht mal das richtige Klassenzimmer fand. Oder die Uhr lesen konnte.

Wie alles andere war auch Johans Versuch, den Wohnwagen der Todessehnsüchtigen auf ebenen Boden zu ziehen, zum Scheitern verurteilt. Das Abschleppseil war zwar gut befestigt, aber wenn man Gaspedal und Bremse nun mal nicht so gut auseinanderhalten kann, dann kommt es eben, wie es kommen muss.

Die Frau stellte sich daneben und versuchte, ihn zu lotsen.

»Ganz vorsichtig. Jetzt Gas geben. Nein, warte. Langsamer. Sachte voran.«

Da prallten zu viele Anweisungen auf eine zu kleine Fläche. Johan trat fest auf eins der beiden Pedale, welches auch immer. Und noch etwas fester auf das andere, zum Ausgleich.

Das Seil löste sich. Der Wohnwagen, der schon fast oben war, rutschte wieder ab. Diesmal ohne vom armen kleinen Baum gestoppt zu werden. Die Fahrt endete erst nach weiteren achtzig Metern an einer Felswand, die sich dadurch von ihrer Umgebung abhob, dass sie sich vor fünftausend Jahren erfolgreich einer kilometerdicken Eisschicht widersetzt hatte. Jahrtausendelang hatte sie dort unnütz herumgestanden. Bis sie jetzt einen ohnehin schon maroden Wohnwagen in seine Einzelteile zerlegte.

»Autsch«, sagte Johan.

Was gab es sonst schon zu sagen?

Die Prophetin blickte ihrer letzten Bleibe hinterher, oder dem, was davon übrig war.

»Das war mein Zuhause!«

Johan sah aber doch auch das Gute in dem, was passiert war.

»In dem du dich aufhängen wolltest.«

»Was hat das damit zu tun? Bei mir zu Hause kann ich machen, was ich will.«

Der Versager spähte den Abhang hinunter. Was eben noch ein Wohnwagen gewesen war, ähnelte jetzt eher einem Haufen Schrott.

»Kann ich dir beim Aufräumen helfen?«

Wenigstens etwas, womit er sich seiner eigenen Einschätzung nach auskannte.

»Hast du keine Augen im Kopf? Mein Wohnwagen braucht keine Aufräumhilfe, sondern einen Schrotthändler. Oder einen Bestattungsunternehmer!«

Das erinnerte sie daran, wobei sie unterbrochen worden war.

»Hast du einen Haken in deinem Wohnmobil, den ich mir leihen kann?«

Johan redete meist schneller, als er dachte.

»Ja, das ist ja wohl das Mindeste, was ich beisteuern …«

Da fiel der halbe Groschen.

»Was willst du damit?«

»Was denkst du wohl?«

Die andere Groschenhälfte folgte.

»Genau genommen fällt mir da ein, dass meine Haken alle aufgebraucht sind. Kann ich dir nicht stattdessen was zu trinken anbieten?«

Die Prophetin gab es auf.

»Dann aber was Starkes.«

»Einen Domaine Billaud-Simon Chablis Tête d’Or? Spitzenjahrgang.«

»Was Starkes, hab ich gesagt.«

***

So zäh für Johan oft das Ordnen seiner Gedanken war, so flink konnte er mit den Händen umgehen. Noch ehe die Unbekannte in ihre finsterste Gemütsverfassung zurückfallen konnte, hatte er zwei Campingstühle, einen Klapptisch mit rot karierter Decke, zwei Gläser, eine Flasche Highland Park und einen Teller Datteln mit Ziegenkäsefüllung in krossem Bacon, gespickt mit gerösteten Salzmandeln, hervorgezaubert, die er für Fredrik als Reiseproviant fabriziert hatte, was der große Bruder mit verächtlichem Schnauben abgelehnt hatte.

»Der Whisky ist so alt wie ich«, sagte er und schenkte seiner suizidalen Besucherin ein.

»Jetzt ist er fertig gealtert«, sagte die Frau und kippte das Glas hinunter, noch ehe Johan dazu kam, sich selbst einzuschenken.

»Oha«, sagte er.

»Du hast einen interessanten Wortschatz.«

»Ach wirklich?«

Auf Ironie verstand er sich ebenso wenig wie aufs Autofahren.

Die Prophetin übernahm die Flasche und schenkte sich selbst nach. Diesmal ließ sie es langsamer angehen. Nippte schweigend. Schwieg weiter, während sie noch einmal nippte. Streckte die Hand nach den Datteln aus. Machte kurz den Eindruck, als fühlte sie sich wohl oder zumindest nicht unwohl. Johan war unbegreiflich, warum sie sich das Leben nehmen wollte. Höflichkeitshalber hatte er schon zwei tüchtige Schluck Highland Park genommen, was seine Wirkung nicht verfehlte. Vielleicht traute er sich daher, einfach loszufragen.

Die Frau lag ein ganzes Glas in Führung und war vielleicht deshalb nicht um eine Antwort verlegen. Oder vielleicht musste sie sich bloß selbst Klarheit verschaffen.

Jedenfalls, wie sie so auf einem Campingstuhl in der Pampa vor den Toren Stockholms saß, löste sich ihre Zunge. Erst ein bisschen. Dann etwas mehr. Sie sagte, sie habe sich immer anders als die anderen gefühlt.

»Dumm?«, fragte Johan.

Das wäre ja was, wenn er plötzlich seine Seelenverwandte gefunden hätte!

»Nein.«

In der Schule war sie immer gut mitgekommen, hatte aber keine Freunde gehabt. War nur in Gesellschaft ihrer Gedanken gewesen.

Johan dachte, dass er auch keine Freunde gehabt, aber noch nie darüber nachgedacht hatte. Er war ja meist in Gesellschaft seines Bruders gewesen, und Fredrik hatte sozusagen für sie beide das Denken übernommen.

Die Frau fuhr fort.

In der Oberstufe war ihr das alles immer klarer geworden. Sie war wirklich nicht so wie die anderen. Während sich Victoria, Malin und Maria von Kindern zu Teenies mit Mascara, Mode, heimlichen Zigaretten und Rotwein-Cola-Mixgetränken verwandelten, kam sie nicht aus ihrer Strickjacke raus. Vielleicht lag es daran, vielleicht auch an einem Naturgesetz, dass ihr Busen sich nicht so schnell wie bei ihren Freundinnen entwickelte. Oder vielleicht schummelten sie ja auch. Der Gedanke war ihr gekommen, aber wieso sich drum kümmern? Das Universum, das der Mensch beobachten konnte, hatte einen Durchmesser von dreiundneunzig Lichtjahren und außerhalb noch einmal eine unendliche Anzahl von Milliarden Lichtjahren. Von dieser Perspektive aus betrachtet, sah sie wenig Anlass, sich mit zwei sorgsam dosierten, aber an sich überflüssigen Tütchen mit Reis in einem BH abzugeben.

»Reis?«, sagte Johan und überlegte, welche Sorte.

In der Oberstufe hatte sich die Frau hauptsächlich mit ihrem Physikbuch, ihrem Mathebuch und Taschenbüchern über Liebe im Krankenhaus befasst. Liebe im Physiklabor wäre ihr lieber gewesen, aber darüber fand sie keine Bücher.

»Ich hab mir hauptsächlich Filme angeguckt«, sagte Johan.

In den Pausen saß sie dann immer in ihrer Strickjacke da und machte die Hausaufgaben für Victoria und Malin. Wofür sie zum Dank Beschimpfungen einkassierte: »Bist du nicht bald fertig, du Hirni?«

Die künftige Prophetin entschuldigte sich dafür, dass sie etwas Zeit gebraucht habe und sich bei der Antwort auf Frage zwölf nicht ganz sicher sei.

»Aber die ersten elf müssten stimmen.«

Victoria riss ihr die Hausaufgaben aus den Händen.

»Hässlich und langsam. Wieso gibt es dich überhaupt?«

Das war eine existenzielle Frage, die weit über den Horizont der jungen Victoria ging. Aber diese Frage traf die künftige Prophetin in ihrem Innersten. Ohne dass sie es wagte, den Blick von den Mitschülerinnen zu wenden, die sich vor ihr aufgebaut hatten, sagte sie vor sich hin: »Ja, warum gibt es uns? Und wer sind wir? Winzige, winzige Energien im Universum.«

Das hielten Victoria und Malin im Kopf nicht aus. Maria noch viel weniger. Und schon gar nicht der Rest.

»Komm, Vicky, lass uns vor Englisch zusammen eine rauchen. Hirni macht mich nervös.«

Johan verstand, dass man das Glas dieser Frau ausreichend mit Highland Park nachfüllen musste, um die Erzählung in Fluss zu halten. Wie sie wohl hieß? Mit der Zeit würde er es sicher erfahren.

»Möchtest du noch eine Dattel? Oder einfach nur ein Schälchen trocken geröstete Erdnüsse?«

Die Frau antwortete nicht. Nahm einen etwas größeren Schluck Whisky als beabsichtigt und fuhr fort. Sie musste es sich wirklich von der Seele reden.

Alle hatten ja ihre Träume. Selbst eine, die fast immer nur Strickjacke trug, eine Zahnspange, aber keine weiblichen Rundungen und null Sozialkompetenz hatte. Der Traum dieser Frau hieß Malte. Er war gut aussehend, na klar, hatte aber vor allem so ein sanftes Wesen. Einmal hatte er ihr Mathebuch aufgehoben, das sie fallen gelassen hatte, und es ihr mit dem Wort »bitte« gereicht. Dann hatte er sie an der Schulter berührt und ihr in die Augen gesehen. Und dieses Lächeln!

War es ein Signal, das Hoffnung machte? Die womöglich just in diesem Moment Umworbene senkte verschreckt den Blick, und als sie sich wieder traute aufzuschauen, war Malte weg.

Er hätte sie nicht an der Schulter berühren müssen. Tat es aber dennoch. Vielleicht war er genauso schüchtern wie sie? Sie lebten schließlich in den Neunzigerjahren, Mädchen konnten Jungs ebenso zum Schulball einladen wie umgekehrt. Und wenn er wollte, sich aber nicht traute? Er gehörte nicht zu den Beliebtesten in der Klasse, weil er seine Hausaufgaben machte, so wie sie. Da war doch was zwischen ihnen. Besonders während der Schulstunden. Das Gefühl, dass sie die einzigen beiden Anwesenden waren. Wenn auch vier Sitzreihen voneinander getrennt.

Die angehende Prophetin war innerlich aufgewühlt. Sie focht einen Kampf aus zwischen ihrem Wunsch-Ich und ihrem wirklichen Ich. In ihrer Welt bestand der Unterschied darin, entweder frei im Universum zu schweben oder sich erbarmungslos von einem schwarzen Loch ansaugen zu lassen.

»Ach ja, die Liebe«, sagte Johan, ohne so genau zu wissen, was er damit meinte.

Sie kaufte ein rotes Geleeherz in der Konditorei Bromans. Es lag in einem durchsichtigen Döschen mit Schleife. Dazu gehörte eine Karte an einem goldenen Band, auf die sie schrieb: »Willst du mit mir zum Ball gehen?«

Anschließend lag das Präsent auf dem obersten Regalbrett in ihrem Spind. Wo es darauf wartete, dass sich seiner Besitzerin eine passende Gelegenheit bot. Und dass sie sich traute.

Und eines Tages stand Malte mit ein paar seiner Kumpels ein Stück entfernt im Flur herum. Er hielt sich etwas abseits, so als habe er keinen richtigen Platz in der Gruppe. Schaute er etwa immer dann kurz zu ihr herüber, wenn die Freunde es nicht merkten?

Was wohl passieren würde, wenn die anderen auseinandergingen und Malte allein zurückblieb? Und wenn sie dann schnell genug war? Oder, noch besser, er?

Sie war so auf die Möglichkeit fixiert, die sich ihr vielleicht gleich bieten würde, dass sie Victoria nicht aus der anderen Richtung kommen sah.

»Schielst du nach den Jungs? Aha, dich machen also nicht bloß deine Bücher scharf?«

Victoria lachte höhnisch. Und entdeckte das Herz! Nahm es vom Regalbrett. Öffnete das Döschen. Holte es raus – und verschlang es mit zwei Bissen.

Ein größeres Verbrechen gegen die Menschlichkeit war nicht vorstellbar.

Die Jungs verdrückten sich um die Ecke. Malte blieb zurück. Guckte er wieder in ihre Richtung? Oder zu Victoria? Die das Geleeherz im Mund hatte.

Er ging davon. Das Herz war weg. Die Gelegenheit auch.

Johan war sich nicht sicher, ob die Unbekannte mehr Brennstoff brauchte. Sie wirkte so traurig. Wenn sie bloß nicht wieder nach einem Haken fragte!

»Und was war dann?«, erkundigte er sich unsicher.

»Schenk nach«, sagte die Frau.

Dann erzählte sie, dass sie sich vom schwarzen Loch hatte ansaugen lassen. Sie ging total in der Physik auf, mit einer einzigen Unterbrechung in den darauffolgenden Jahren: Als ihre Rundungen an die Strickjacke stießen, musste sie sich eine neue zulegen.

Ihre Zielvorgabe war eine Professur, vielleicht die Akademie der Wissenschaften, doch sie brachte es nicht weiter als bis zur Oberschullehrerin. Immerhin im Fach Physik.

Die Arbeit hätte sie schon bewältigt, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht gewesen wären. Die waren für sie das Allerletzte. Sie wollten weder zuhören noch etwas lernen.

Johan war ja auch Schüler gewesen. Weil er wusste, dass er nichts lernen konnte, hatte er im Unterricht nicht mehr zugehört. Es wäre ja Zeitverschwendung gewesen. Stattdessen hatte er im Kopf eigene Gerichte komponiert.

Deswegen hatte er sich noch lange nicht als eine Plage für das Lehrpersonal gesehen, obwohl selbst der Klassenlehrer es einmal fertiggebracht hatte, ihm dieselbe Bezeichnung wie alle anderen an den Kopf zu werfen. Damals hatte er am Whiteboard Fahrrad buchstabieren sollen, woraus bei ihm M-o-p-e-d wurde. Er hatte sich gedacht, dass es schneller als ein Fahrrad ist, also praktischer. Damit hatte er eindeutig das Thema verfehlt, denn der Klassenlehrer hatte geseufzt: »Setzen, Idiot.«

»Jetzt fällt es mir wieder ein«, sagte Johan. »Mit mir war es auch hoffnungslos. Ziemlich oft sogar.«

Die Frau steckte zu tief im eigenen Elend, um zuzuhören oder sich dazu zu äußern. Stattdessen fuhr sie fort: Ein knappes Jahrzehnt lang hatte sie ihre ganze Freizeit und einen vertretbaren Teil ihrer Arbeitszeit der eigenen Forschung gewidmet. Als schlichte Hypothese hatte es angefangen, gefolgt von der Hypothesenüberprüfung.

»Jetzt verwendest du Wörter, bei denen ich mich unbehaglich fühle«, sagte Johan.

Die Prophetin sagte, um es kurz zu machen, die Atmosphäre werde demnächst kollabieren.

»Wie heißt das Ding?«

»Atmosphäre. Die fällt platt auf den Boden runter, und es wird 273,15 Grad minus. In einer Sekunde.«

»Wo?«

»Überall.«

»Auch drinnen?«

»Was haben sie noch mal zu dir gesagt?«

Johan versuchte sich vorzustellen, wie viel oder besser wie wenig 273,15 Grad minus waren.

»Und wann passiert das?«

»Nächste Woche Mittwoch um 21.20 Uhr. Plus minus ein, zwei Minuten. Es ist nicht endgültig geklärt, wie sich die Proportionen von Luftwiderstand und Densität in den letzten Minuten verhalten. Diesen Forschungsaspekt habe ich hintangestellt, als mir aufging, dass ich mit den Berechnungen ja doch nicht fertig werden würde, bevor alles zu spät wäre.«

»Luftwiderstand und Desnität«, sagte Johan versonnen.

»Densität.«

3. KAPITEL Freitag, 26. August 2011

Noch zwölf Tage

Dunkelheit senkte sich auf den Abstellplatz, öde und verlassen bis auf ein einsames Wohnmobil und die Reifenspuren eines Wohnwagens, der nicht mehr dort stand, wo er gestanden hatte. Der dreißig Jahre alte Whisky war fast ausgetrunken. Die mit Ziegenkäse gefüllten Datteln in krossem Bacon verputzt. Johan holte zwei Decken aus dem Wagen, legte eine seiner – in seinen Augen – neuen Freundin um die Schultern und wickelte sich selbst in die andere.

»Also noch zwölf Tage. Na so was, da sitze ich hier doch glatt mit einer echten Weltuntergangsprophetin beisammen.«

»Wir nähern uns wohl eher rapide der Elfermarke.«

Zwei Drittel des Flascheninhalts hatte die Besucherin intus, doch das Drittel, das für Johan abgefallen war, genügte, ihn philosophisch zu stimmen.

»Elf Tage oder zwölf … Aber warum sich deshalb aufhängen? Sollte es nicht eher umgekehrt sein?«

Mit nahezu messianischer Geste breitete er beide Arme aus.

»Sollte man jetzt nicht die ganze Welt umarmen? In der kurzen Zeit, die einem noch bleibt.«

Die Prophetin konnte sich Johans Enthusiasmus nicht anschließen.

»Meinetwegen umarm du doch, was du willst. Für mich würden es elf ganz genauso elende Tage werden wie die elftausendzweiundfünfzig davor. Sag du mir doch, wenn du kannst, was das Ganze soll.«

»Was ist vor elftausendzweiundfünfzig Tagen passiert?«

»Da bin ich auf die Welt gekommen.«

»Ups.«

Die Frau fuhr fort: »Ich ertrage die Vorstellung nicht, dass alles zu Ende geht, bevor irgendwas aus irgendwas werden konnte.«

»Was werden?«

»Etwas, hab ich doch gesagt.«

»Was denn so zum Beispiel?«

»Ich bin Oberschullehrerin! Oder war eine, bevor ich abgehauen bin. Niemand hört mir zu, wenn ich rede. Aus mir ist keine Professorin geworden. In der Liebe hat sich auch nichts getan. Ich hab’s nicht mal geschafft, irgendwann zu irgendwem ›Ich liebe dich‹ zu sagen. Aber das hätte ja auch nichts gebracht!«

»Du kannst es zu mir sagen, wenn du willst.«

»Es sollte möglichst von Herzen kommen.«

Doch dann wurde sie milder.

»Auch wenn der Whisky lecker war. Und die Knabbereien. Wie hast du die hingekriegt? In einem Wohnmobil?!«

»Kochen macht mir Spaß. Und Putzen.«

Lächelte sie nicht ein wenig, während sie sich den letzten Rest aus der Flasche nachschenkte?

»Tolle Mischung. Hast du noch einen anderen Namen als Idiot?«

»Na klar!«

Jetzt lächelte sie ganz bestimmt.

»Lass mich die Frage umformulieren: Wie heißt du?«

»Ich heiße Johan Valdemar Löwenhult. Mit Betonung auf Johan. Und du?«

»Ich heiße Petra Rocklund. Mit Betonung auf Petra.«

»Freut mich sehr, Petra.«

Johan prostete ihr mit seinem leeren Glas zu.

»Ganz so weit würde ich nicht gehen wollen«, sagte sie.

Damit ließ sich die betrunkene und müde Weltuntergangsprophetin nach hinten zurückfallen und schloss die Augen.

Würde sie gleich einschlafen? Johan wurde nervös, denn was sollte er dann machen? Er konnte Petra nicht einfach auf dem Campingstuhl zurücklassen, selbst mit zwei Decken würde es viel zu kalt werden. Und er konnte eine trotz allem fremde schlafende Frau nicht gegen ihren Willen in sein Wohnmobil schleifen.

»Petra? Hallo?«

Tiefe Atemzüge.

»Du kannst doch nicht … Petra? Soll ich dir beibringen, wie ich meine Datteln mit Ziegenkäsefüllung mache?«

Fehlanzeige.

»Petra!«

Was tun?

»Petra, ich liebe …«

Da ging ein Ruck durch sie. Die Liebe, oder deren Abwesenheit, schien sie anzusprechen.

»Wen liebst du?«, murmelte sie, ohne die Augen aufzumachen.

»Straßenecken.«

Die Augen klappten auf.

»Wer liebt denn Straßenecken?«

Sie war wieder da! Jetzt musste er sie bei der Stange halten.

»Lieben ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich mag sie sehr. Seit meiner Zeit als Postbote. Oder noch davor. Man steht da so an der Ecke und guckt erst in die eine, dann in die andere Richtung. Kann sich nicht für eine entscheiden. Das kommt einem fast jedes Mal wieder wie eine Lebensentscheidung vor. Irgendwas daran ist schön, tja, schwer zu erklären.«

Die Besucherin wirkte nicht begeistert, dass man sie geweckt hatte, um über die Poesie von Straßenkreuzungen zu schwadronieren.

»Ich hab von zwischenmenschlicher Liebe geredet.«

Johan dachte noch mal nach.

»Dann sage ich Fredrik, mein Bruder. Er hat mir alles beigebracht, was ich kann.«

Petra warf einen verstohlenen Blick zum Wohnmobil. »Etwa auch Autofahren?«

»Das nun nicht gerade. Sondern der Fahrlehrer. Der gegen Ende ziemlich ungemütlich wurde. Wenn ich es mir recht überlege, bin ich nicht nur ein hoffnungsloser Fall, sondern auch technisch ziemlich unbegabt. Und du? Wer ist deine große Liebe? Vielleicht Malte?«

Als Petra einfiel, was sie über ihre Oberstufenzeit erzählt hatte, wurde sie wieder müde. Ihre Augendeckel klappten runter.

»Nein, nein, nicht doch, Petra! Ich hab ein prima Gästebett im Wohnmobil. Komm, da darfst du dich reinlegen.«

Als das nichts half, packte er noch eins drauf:

»Vielleicht hab ich sogar irgendwo noch einen Haken übrig. Wir gehen ihn suchen.«

Na also! Sie schlug die Augen wieder auf. Erhob sich langsam und ließ sich von ihrem neuen Bekannten die paar Schritte bis zur Wagentür führen. Schaffte die erste, dann auch noch die zweite Stufe. Dann war sie drin. Bevor sie in ihren Kleidern einschlief, lauteten ihre letzten Worte:

»Ich bin jetzt zu müde, um mich aufzuhängen. Das kommt morgen dran.«

4. KAPITEL Samstag, 27. August 2011

Noch elf Tage

Das Tischtuch vom Abend zuvor war gegen ein neues ausgetauscht worden. Auf dem Frühstückstisch standen frisch gebackene Brötchen mit gereiftem Käse, Cocktailwürstchen, Rührei mit Knoblauch und mit Kräutern überbackene Cherrytomaten, Joghurt, Knusperflocken und Himbeeren.

Johan schenkte gerade den frisch gepressten Orangensaft ein, als Petra in der Tür erschien. Ihre Haare waren strubbelig, die Kleider zerknittert.

»Wo bin ich? Und wo ist mein Wohnw…«

Ihr Blick fiel auf Johan. »Ah ja, genau.«

»Guten Morgen! Bitte setz dich. Filterkaffee oder Cappuccino?«

Die Prophetin schaffte es bis zum Campingstuhl vom Vorabend. Sie ließ sich schwer auf den Sitz plumpsen. Betrachtete den Frühstückstisch.

»Du bist mit dem Leben zufrieden. Putzt gern. Warst Postbote. Fährst in einem Wohnmobil durch die Gegend, ohne Autofahren zu können. Und kochst wie … ach, ich weiß auch nicht. Rieche ich Knoblauch?«

»Rührei. Filterkaffee oder Cappuccino?«

»Cappuccino bitte.«

»Maränen-Kaviar hab ich auch da. Weil der hier nicht ins Gesamtbild gepasst hat, hebe ich ihn für später auf. Aber wenn du willst … und wenn du mir versprichst, dass du dich heute nicht umbringst.«

Petra war immer noch nicht ganz wach.

»Hatte ich das heute vor? Ach ja, richtig.«

»Glückliche und unglückliche Umstände haben dich daran gehindert. Iss jetzt dein Frühstück, ich komme gleich mit dem Kaffee. Und dann hab ich Neuigkeiten!«

Die eben erst Erwachte war zu müde und matschig, um Widerstand zu leisten. Und sehr hungrig. Sie aß schweigend und gab nur ab und an ein zufriedenes, anerkennendes »Mm« von sich. Fünf Minuten waren vergangen, als sie den Mund wieder zu etwas anderem als Essen aufmachte.

»Neuigkeiten, hast du gesagt? Hast du einen neuen Wohnwagen für mich gefunden? Oder wenigstens einen Haken?«

»Besser! Ich hab Malte gefunden.«

Petra fiel die Gabel aus der Hand, die im Matsch landete.

»Lass liegen«, sagte Johan. »Ich hol dir eine neue.«

Er machte Anstalten aufzustehen.

»Sitz!«

Er setzte sich wieder wie ein gehorsamer Hund.

»Du hast Malte gefunden? Wie das? Wo ist er?«

Petra sah sich um.

»Nicht hier. Aber, na ja, ich war Postbote, hab ich das nicht gesagt? Nicht besonders lange, aber ich war in einem Kurs, wo wir sehr viel mehr lernen mussten, als ich mir gemerkt hab. Jedenfalls ist Malte kein gewöhnlicher Name. Zusammen mit Magnusson ist er sogar richtig ungewöhnlich. In ganz Schweden gibt es nur einen Malte Magnusson, der ungefähr in deinem Alter sein könnte, wenn ich mich da nicht verschätze. Er wohnt eine Viertelstunde von hier. Vielleicht zwanzig Minuten, wenn ich fahre. Bis zu einer halben Stunde, wenn ich mich verfahre.«

Petra bekam ein paar Sekunden lang einen träumerischen Gesichtsausdruck.

»Malte …«

Bis sie von der Wirklichkeit eingeholt wurde.

»Was habe ich ihm schon zu bieten?«

Aber Johan gab nicht auf.

»In elf Tagen absolut gar nichts. Bis dahin kannst du ihm deine Liebe gestehen. Oder dich aufhängen. Aber nicht in meinem Wohnmobil, und den Haken musst du dir selber besorgen.«

***

Vielleicht lag es an dem mit Knoblauch verfeinerten Rührei. Oder an dem frisch gepressten Saft. Oder dem Cappuccino. Oder an Petras ewiger Sehnsucht nach Liebe, gepaart mit der Gewissheit, dass es eine Frage von jetzt oder nie war. Jedenfalls fand sie sich auf dem Beifahrersitz neben Johan in seiner Kombi aus Wohnmobil und Spitzenrestaurant wieder, unterwegs zu der Adresse, an der ihre Jugendliebe Malte Magnusson wohnen sollte.

Die Prophetin bemühte sich so gut es ging, ihre zerknitterte Kleidung glatt zu streichen und sich die Haare zu richten, während Johans Versuch scheiterte, flüssig zu fahren. Oder auch nur geradeaus. Das Wohnmobil ruckelte, zuckte und schlingerte.

Er merkte, dass Petra sich beherrschen musste.

»Möchtest du lieber ans Steuer?«

»Ich hab keinen Führerschein.«

»Ach, du auch nicht?«

Was sollte denn die Frage?!

»Soll ich hier etwa mein Leben aufs Spiel setzen in einem wild gewordenen Wohnmobil mit einem führerscheinlosen Kerl am Lenkrad?«

Johan touchierte in einer Rechtskurve mit zwei Rädern die Bordsteinkante. Als er den Wagen wieder unter Kontrolle hatte, erinnerte er Petra daran, dass es ja nicht weiter schlimm sei, wenn sie durch einen Unfall ums Leben käme, angesichts dessen, was sie sich selbst tags zuvor hatte antun wollen.

»Außerdem hab ich zweihundert Fahrstunden hinter mir. Irgendwas wird doch wohl hängen geblieben sein.«

Zweihundert Fahrstunden und keinen Führerschein. Die Talentfreiheit stach ins Auge. Petra beschloss, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Wenigstens konnte er kochen.

»Kann ich gar nicht«, sagte Johan. »Aber es macht mir Spaß.«

Spaß, dachte Petra. Ein Wort, für das in ihrem Leben noch nie Platz gewesen war.

»Was macht dir sonst noch Spaß?«

Vielleicht konnte sie etwas von ihm lernen.

»Putzen«, sagte Johan. »Na ja, so mittel viel Spaß. Darin bin ich nicht am allerschlechtesten. Obwohl, eigentlich weiß ich nicht, wie viel besser Fredrik auch das kann. Es ist ja nie dazu gekommen, dass er geputzt hat.«

Petra lächelte wieder. Es musste das dritte Mal sein, seit der Haken sich am Vortag aus der Wohnwagendecke gelöst hatte.

»Worin bist du denn dann am schlechtesten?«

Schwer zu sagen. Die Auswahl war so groß. Denken, so ganz allgemein? Oder etwas finden. Deshalb war seine Karriere als Postbote so kurz gewesen. Er hatte nach dem ersten Tag wieder gehen müssen. Der Chef hatte von heute auf morgen behauptet, es gebe nicht genug Arbeit.

»Hast du die Briefkästen nicht gefunden?«

Gar nicht so schlecht geraten, aber knapp vorbei war auch daneben. Na ja, er hatte sich ein paarmal mit dem Rad verfahren. Und war an der einen oder anderen schönen Straßenecke ein bisschen zu lange stehen geblieben. Aber die Adressen standen ja auf den Umschlägen, und er hatte eine Straßenkarte dabei. Das eigentliche Problem entstand erst, als er ins Postamt zurück sollte. Die Adresse hatte er nämlich nicht.

»Du hast nicht zurückgefunden?«

»Doch, als es wieder hell war.«

Weiter kamen sie mit dem Gespräch nicht. Er merkte, dass seine Konzentration nachließ, wenn er gleichzeitig fuhr und redete. Und sie musste sich auf das Bevorstehende vorbereiten. Es war Samstagvormittag; wenn Malte wirklich da wohnte, wo er wohnen sollte, standen die Chancen gut, dass er zu Hause war. Petra und er hatten das letzte Mal vor fünfzehn Jahren miteinander gesprochen, als er ihr das Mathebuch gereicht und »Bitte« zu ihr gesagt hatte. Petra war sich nicht sicher, ob das als Wortwechsel durchgehen konnte. Hatte sie überhaupt geantwortet? Sie musste doch wohl »Danke« gesagt haben?

Schweigend übte sie ein paar Eröffnungssätze. Nichts davon hörte sich gut an. Die ganze Idee kam ihr immer bescheuerter vor. Bis sie schließlich beschloss, dass sie komplett bescheuert war.

»Kehr um!«, sagte sie. »Ich kann das nicht.«

»Wir sind da«, sagte Johan und hielt mit leichtem Druck aufs richtige Pedal an.

Malte wohnte in einem Einfamilienhaus. Es war nicht groß und lag ziemlich weit außerhalb in einem Vorort, trotzdem war es ein Haus mit kleinem Garten drum herum. Einem Honda Civic in der Auffahrt. Kein großes Auto, aber neu.

Offenbar war ihre heimliche Jugendliebe ein sportlicher Typ. So wie schon in der Oberschule: schüchtern, intelligent und sportlich.

Vielleicht spielte er nicht nur Baseball, sondern auch Golf, denn ein Stück Rasen war so akkurat gemäht, dass es als Putting Green dienen konnte. Daneben eine umgekippte Golftasche. Auf dem Rasen ein paar Golfschläger und ein Putter. Zwischen der Hauswand und einer fast ausgewachsenen Birke hatte Malte ein Netz gespannt. Petra dachte, dass er seine Bälle dort hineinschlug, damit die Fensterscheiben der Nachbarn verschont blieben. Auf einer Bank an der Hauswand lagen ein Baseballschläger, drei Bälle und ein Handschuh.

Johan war so unternehmungslustig wie selten oder nie. Während sich Petra mit der Umgebung vertraut machte, zockelte er zum Nachbarn gegenüber und lieh sich einen Blumenstrauß aus dem Beet. Den überreichte er ihr und schob sie sachte zur bedrohlichen Haustür mit der Klingel.

Zögerlich und unsicher tastete sie sich vor. Drehte sich zu Johan um, als sie ein Geräusch hörte.

»Was machst du?«

Er hatte die Golftasche aufgehoben und sammelte die Schläger vom Boden auf.

»Ich räum auf. Kann’s halt nicht lassen.«

»Lass es!«

Johan gehorchte. Einen Golfschläger hielt er noch in der Hand. Mit etwas, das einer Siegerpose nahekam, hob er ihn gen Himmel.

»Es lebe die Liebe!«, feuerte er sie an.

Aber Petra war nur nervös.

»Bestimmt hat er Familie.«

»Na und, in Schweden lässt sich jedes zweite Paar scheiden. Jetzt geh!«

»Wirklich?«

»Weiß nicht. Los jetzt! Du kannst an den letzten elf Tagen deines Lebens nicht bloß in Maltes Garten rumstehen.«

Petra nickte nervös. Der Koch, Putzteufel und Idiot hatte recht.

Drinnen war die Türglocke zu hören. Und eine Stimme.

»Gehst du? Ich lackier mir gerade die Nägel.«

Eine Frauenstimme! Aber jetzt war es zu spät. Die Tür ging auf.

Malte. Ganz genauso gut aussehend wie damals. Mit denselben freundlichen blauen Augen. Nur mittlerweile ohne Lächeln. Er schaute verdutzt drein.

»Ja?«, sagte er.

»Hallo, Malte. Erkennst du mich wieder?«

Mit den Worten hatte sie womöglich mehr zu ihm gesagt als in ihrer gesamten Schulzeit.

»Äh, Sie müssen schon entschuldigen, aber … nein? Oder … Moment mal.«

Einen gewissen Eindruck hatte sie offenbar doch hinterlassen.

»Ich bin Petra. Petra Rocklund aus der Oberstufe.«

Da erschien das Lächeln! Und Malte legte ihr wieder die Hand auf die Schulter! Zum zweiten Mal in fünfzehn Jahren.

»Petra«, sagte er mit warmer Stimme. »Du warst meine erste, heimliche …«

Weiter kam er nicht, denn die Frauenstimme aus dem Hausinneren mischte sich ein.

»Wer ist das, Malte? Los, antworte!«

Die Frau schob die Tür auf und stellte sich neben ihren Freund. Sie sah die Besucherin und den Strauß in Petras Hand an.

»Um was geht’s? Stellst du meinem Freund nach?«

Petra blieb die Luft weg. Und die Spucke. Die Frau war Victoria! Die, die sie gemobbt hatte. Die Vulgäre. Eklige. Maltes Freundin!

Malte wirkte bekümmert, wollte die Wogen glätten.

»Schau mal, Vicka, das hier ist Petra Backlund aus unserer Oberstufenklasse.«

»Rocklund«, sagte Petra.

Und dachte: Er hätte sich ja wohl wenigstens ihren Nachnamen merken können, wenn sie wirklich seine erste, heimliche … was auch immer war.

Victoria erstrahlte in dem gleichen widerlichen Grinsen wie früher.

»Hirni? Ach so, auf Malte hattest du’s abgesehen! Ich glaub, ich mach mir vor Lachen ins Hemd!«

Dann riss sie Petra die Blumen aus der Hand, schmiss sie auf den Boden und trampelte darauf herum, als würde sie eine Zigarettenkippe austreten.

»Aber Vicka …«

Malte fühlte sich unwohl. Petra kam gar nicht dazu, sich irgendwie zu fühlen, da fing Victoria schon an, sie zu schubsen. Sie ging ohne Schuhe vor die Tür, das war es ihr wert. Jetzt würde sie Hirni ein für alle Mal zeigen, wo der Hammer hing.

Malte blieb auf der Schwelle stehen. Ließ die Gefühle von früher wieder an sich heran, während er zu beschwichtigen versuchte.

»Nicht doch, Vicka. Das war doch gar nichts. Sie meint es ja nicht böse …«

Aber Victoria war nicht zu bremsen. Noch ein Stoß. Und noch einer. Bis Petra schließlich umfiel und wegzukrabbeln versuchte.

Plötzlich fiel Victorias Blick auf Johan, nur halb hinter ihrem neuen kostbaren Besitz verborgen, dem silbergrauen Honda.

»Und wer sind Sie? Was machen Sie hinter meinem Auto? Wagen Sie es ja nicht, ihn anzufassen!«

Johan packte die Panik. In was hatte er Petra da nur reingezogen?

»Du … du hast sie geschubst!«, stieß er stammelnd hervor.

Erneut Hohngelächter von Victoria, klang auch nicht netter als wie gerade eben.

»Ich hab noch mehr auf Lager, kann ich dir sagen.«

Und damit trat sie auf die wehrlos am Boden liegende Petra ein. Erst mit dem rechten, dann mit dem linken Fuß. Nicht übertrieben fest, nur zum Zeichen, wer hier Herrin der Lage war.

Johan ging von Panik zu Kurzschluss über. Oder zu beidem gleichzeitig.

»Hör auf!«, brüllte er.

Und unterstrich seine Worte, indem er mit Maltes 7er Eisen auf die Motorhaube von Victorias silbergrauem Honda einhämmerte.

»Nein!«, rief Malte, verharrte aber auf der Schwelle.

Petra blieb auf dem Boden liegen, während Victoria zu ihrem Auto rannte, um den Fremden mit dem Golfschläger zu stoppen. Eigentlich hätte die Prophetin am tiefsten Punkt der Erniedrigung angelangt sein müssen. Doch stattdessen regte sich etwas in ihr. Maltes erste, heimliche was?, dachte sie.

Mit flinker Fußarbeit gelang es Johan, ständig das Auto zwischen sich und die wutschnaubende Victoria zu bringen, obwohl er furchtbar aufgebracht war, immer und immer wieder drosch er mit dem Golfschläger auf das Auto ein. Nach der Motorhaube kam das Dach dran. Die rechte Hintertür. Das Rückfenster. Die linke Hintertür. Wieder die rechte (nachdem Victoria die Richtung gewechselt hatte).

»Ich bring dich um!«, schrie sie.

Unterdessen richtete Petra sich auf alle viere auf. Sie wischte sich Gras und Erdklumpen von Pulli und Hose und sah auf. Johan war nicht in unmittelbarer Gefahr, denn egal, aus welcher Richtung Victoria ihn zu erwischen versuchte, er entschlüpfte ihr und hinterließ immer mehr Dellen auf dem Honda zwischen sich und Petras früherem Quälgeist.

Petra ließ die beiden aus den Augen und wandte sich Malte zu.

»Erste, heimliche was?«, sagte sie mit fester Stimme.

»Hä?«

Er hatte Schwierigkeiten, sich gleichzeitig auf Petra und seine tobsüchtige Freundin zu konzentrieren.

»Du hast gesagt, dass ich deine erste, heimliche irgendwas war.«

»Ach ja?«

Er hätte versuchen müssen, den Weltkrieg in der Auffahrt zu beenden. Aber irgendwas hielt ihn davon ab. Nicht nur, weil man mit Vicka noch nie vernünftig hatte reden können, sondern vielleicht auch, weil es jedes Mal so ein seltsam gutes Gefühl war, wenn Petras Kumpel einen neuen, noch unversehrten Teil des Autos traf. Das er sich nicht mal leihen durfte.

Petra war die Ruhe selbst in dem sie umgebenden Chaos.

»Macht ihr es euch abends gemütlich, du und Vicka?«, sagte sie, während Maltes Freundin mit gerötetem Gesicht über die Motorhaube auf das Dach ihres ramponierten Wagens zu klettern versuchte, damit sie auf diesem Wege an den Übeltäter herankam.

»Gemütlich?«, sagte Malte.

Petra dachte, dass er sich nicht besser zu behaupten wusste als vor fünfzehn Jahren. Wie anders doch alles hätte laufen können, bis auf den Weltuntergang, wenn Malte es geschafft hätte, damals vor langer Zeit, als es noch von Bedeutung gewesen wäre, den »Erste, heimliche«-Satz zu Ende zu bringen.

Aus Petras Ruhe wurde Entschlossenheit. Sie musste den Quälgeist am Auto stoppen, ehe der Johan in die Fänge bekam. Die Prophetin setzte sich in Bewegung und kam zufällig an der Bank mit dem Baseballschläger vorbei. Sie schnappte sich ihn und machte Victoria nachdrücklich auf sich aufmerksam, indem sie der ehemaligen Klassenkameradin, die alles, nur keine Kameradin gewesen war, damit schwungvoll auf den Hintern drosch.

»Au!«, rief Victoria, hauptsächlich verblüfft.

Sie rutschte von der Motorhaube, sah sich um – und fand sich mit einem halben Meter Abstand Petra gegenüber. Sah Hirni ihr etwa das erste Mal direkt in die Augen? Was sollte das denn?

Petra ließ das knubbelige Ende des Baseballschlägers friedlich auf ihrer Schulter ruhen, während sie das schmalere Ende mit beiden Händen gepackt hielt.

Das Friedliche entging Victoria. Sie ließ die Oberstufenjahre im Kopf Revue passieren. Drei Jahre, in drei Sekunden vorgespult. Sie waren vielleicht nicht immer so mega … wie sollte man sagen … super zu … wie hieß sie doch gleich wieder? … Petra gewesen. Wollte sie jetzt etwa mit ihr abrechnen?

Das frühere Mobbingopfer lächelte der ehemaligen Mobberin freundlich zu.

»Weißt du, was ich vorhab, Vicka?«, sagte sie.

Die Stimmung war so geladen, dass die autodidaktische Astrophysikerin überlegte, welche Dichte die Luft wohl haben mochte. Selbst Johan hielt inne. Der rechte Rückspiegel war noch unversehrt und in Reichweite. Aber er bremste sich. Wartete ab.

»Nein«, sagte Victoria unsicher. »Was hast du vor? Mich mit dem Baseballschläger umnieten?«

Eigentlich keine schlechte Idee. Gerade eben hatte es sich erstaunlich gut angefühlt.

»Nein, Prügeln ist ja mehr deins. Zu so etwas kommt es leicht, wenn einem die Worte fehlen. Deine sind dir ziemlich früh ausgegangen, soweit ich mich erinnern kann.«

Meine auch, dachte Johan und schämte sich plötzlich, dass er auf Victorias Auto losgegangen war. Er würde den rechten Seitenspiegel verschonen.

Maltes unvollendeter Satz hatte Petra auf direktem Wege zu dieser neu gewonnenen inneren Stärke verholfen.

»Dein Freund hat mir gerade verraten, dass ich seine erste, heimliche irgendwas war, als wir in eine Klasse gegangen sind. Ich kann mir schon denken, was.«

Die eben noch so wütende Victoria ließ den Baseballschläger nicht aus den Augen.

»Und jetzt hast du was vor?«

»Ich hab vor, die nächsten elf Tage so oft wie möglich an dich als dieLückenbüßerin zu denken. Oder dieNotlösung. Hab mich noch nicht entschieden. Was meinst du, Malte?«

Malte dachte, wie er da so in Socken auf der Schwelle zu Victorias und seinem Haus stand: »Warum ausgerechnet elf Tage?« Aber jetzt war wohl eine tiefsinnigere Antwort gefragt.

»Liebe«, sagte er. »Also als Antwort auf deine zweite Frage. Aber dann haben wir beide die Schule beendet und uns aus den Augen verloren, ehe ich irgendwie dazu gekommen bin …«

Victoria war immer noch in Sorge, was der Baseballschläger wohl mit ihr vorhatte. Aber auch verdattert, was ihr Weichei von Freund da von sich gab.

»Vicka und ich gingen in dem Sommer ins selbe Jugendzentrum … und … nein, Notlösung, das geht mir nun doch ein bisschen zu weit. Ach na ja, ich weiß auch nicht. Wir hatten viel Spaß beim Flippern. Sie schien sich für mich zu interessieren, und wer tat das sonst schon? Jedenfalls so richtig.«

»Ich, du Idiot.«

Das waren harte Worte, aber nicht die Art, wie Petra sie aussprach. Malte hatte sie gewollt, sich bloß nicht getraut. Deshalb war er stattdessen an Victoria geraten, beim Flippern. Weit unter seiner Würde, was Malte jedoch nicht bewusst war.

Die Weltuntergangsprophetin ruhte immer noch in sich. Erstaunlich, was eine Bestätigung im Verein mit einem schwungvollen Gesäßhieb bewirken kann. Das Gefühl setzte sich fort bis zu Johan auf der anderen Seite des Autos. Zufrieden nickte er Malte auf der Schwelle zu, ein Gruß von einem Idioten zum anderen.

Victoria versuchte zu denken. Hirni vor ihr war offenbar kein Hirni mehr, sondern … die heimliche Liebe ihres Freundes. Weichei Malte, der immer machte, was sie ihm sagte, und der überhaupt gut zu haben war. Und der trotzdem soeben zugestimmt hatte, dass Victoria seine Notlösung gewesen sei! Und dann das mit dem Baseballschläger. Den Petra nicht einsetzen würde, oder?

»Ich gehe lieber rein und lackiere mir die Nägel zu Ende«, sagte sie.

Dabei konnte sie am besten nachdenken.

»Mach das«, sagte Petra in einem Tonfall, als habe sie Victoria gerade die Erlaubnis zum Wegtreten erteilt. »Aber hättest du wohl die Güte, dich vorher bei mir dafür zu bedanken, dass ich drei Jahre am Stück die Hausaufgaben für dich gemacht hab?«

Petra war richtig von sich selbst beeindruckt. Nach einem Seitenblick auf Malte ahnte sie, dass es ihm ähnlich ging.

»Vielen … Dank«, sagte Victoria.

Petras ehemaliger Quälgeist verzog sich mit niedergeschlagenen Augen und raschen Trippelschritten ins Haus. Der Freund blieb auf der Schwelle stehen, ließ sie aber durch. Petra hatte die Lage unter Kontrolle.

»Malte, ich bedaure deine Partnerwahl. Wir beide müssen im nächsten Leben und auf einem anderen Planeten heiraten. Johan, mir scheint, wir sind hier fertig. Wie ich sehe, hast du die linke Vordertür verschont, das war edel von dir. Komm, wir gehen.«

»Und den einen Rückspiegel«, sagte Johan.

Während er und Petra zum Wohnmobil schlenderten, überwand sich Malte, ein paar Schritte in den Garten hinauszutreten und ihnen hinterherzurufen: »War schön, Petra, dich nach all den Jahren wiederzusehen. Lass von dir hören, falls du magst, nein, wenn du magst. Wenn du magst!«

Es klang aufrichtig. Aber in aller Eile eine Liebesbeziehung mit einem Mann aufzubauen, dessen Freundin sich gerade im gemeinsamen Haus die Nägel lackierte? Innerhalb von elf Tagen müsste er die Trennung durchziehen, sie müssten ins Kino und essen gehen, irgendwo Hand in Hand am Wasser entlangspazieren. Gefolgt von einem vermutlich tapsigen Malteküsschen. Und ihrer tapsigen Erwiderung. Das und möglichst noch etwas mehr in anderthalb Wochen.

Nein, es reichte völlig, dass Malte nun wusste, was sie damals empfunden hatte. Und vor allem, dass er ihr seine Gefühle für sie offenbart hatte.

»Danke, aber es liegen gewisse atmosphärische Störungen vor. So lange leihe ich mir deinen Baseballschläger.«

Petra war immer noch zufrieden.

Aber Moment mal – war sie wirklich zufrieden?

Ja.

Zum ersten Mal in ihrem Leben.

5. KAPITEL Samstag, 27. August 2011

Noch elf Tage

Johan war so verstört von diesem Erlebnis, dass er es nicht einmal fertigbrachte, schlecht zu fahren. Die Rückfahrt verlief glatt und geschmeidig, wirkte geradezu regelkonform.

In dem albernen Versuch, Petra einen Sinn im Leben zu zeigen, hatte er sie zu ihrer großen Liebe mitgeschleppt. Und dabei hatte die fürchterliche Victoria Malte bereits abgegriffen und alles nur noch schlimmer gemacht, als es ohnehin schon war.

»Entschuldige bitte, Petra«, brachte er heraus. »Ich hatte ja keine Ahnung. Aber bring dich jetzt bitte nicht um. Mir zuliebe.«

Petra hielt den Baseballschläger auf dem Schoß und konnte das Lachen über Johans Besorgnis kaum zurückhalten.

»Warum das denn?«, sagte sie. »Danke, du Guter, für deine Hilfe! Oho, das gibt Vicka jetzt beim Nägelfertiglackieren ganz schön was zu denken. Und dann dein überraschend gutes Golfspiel!«

Sie schaltete das Radio an und wechselte die Sender, bis sie eine passende Melodie fand. Ohne den Text zu kennen, summte sie mit und schlug im Takt den Baseballschläger in die flache Hand.

»Deididei, la, la, das Leeehben!«

Etwas später stimmte Johan ein, so gut er konnte.

Petra war drauf und dran, zu dem festen Halt zu werden, der Johan seit der Trennung von seinem Bruder gefehlt hatte. Als der Song zu Ende war, rückte er damit heraus.

»Nett von dir«, sagte Petra. »Wie lange ist es her, dass ihr euch getrennt habt?«

Johan sah auf seine Armbanduhr. Mittlerweile konnte er seit ziemlich vielen Jahren die Uhr lesen.

»Zweiundzwanzig Stunden.«