Drei-Speichen-Regel - Jürgen Müller - E-Book

Drei-Speichen-Regel E-Book

Jürgen Müller

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Beschreibung

So profitieren Sie von der wohl ältesten Investmentstrategie der Welt Dieses Buch räumt mit den falschen Mythen von Markowitz und moderner Portfoliotheorie auf. Es zeigt Ihnen, wie Sie aus den drei Anlageklassen Forstimmobilien, Edel- und Technologiemetalle und Index-Wertpapiere ein krisensicheres, diversifiziertes Portfolio ohne größeren Aufwand kostengünstig aufbauen und pflegen können. Hören Sie endlich damit auf, wie Odysseus ständig auf die Sirenen zu hören, die nur Ihr Bestes wollen, nämlich Ihr Geld! Beginnen Sie sich selbst um Ihre Geldanlagen zu kümmern. Nach dem Studium dieses Buches haben Sie einen seit Jahrhunderten bewährten Fahrplan an der Hand, wie Sie Ihr eigenes Vermögen, sei es noch so groß oder noch so klein, sinnvoll und krisensicher anlegen und aufbauen können. Nicht erst seit dem Hollywood-Blockbuster »Wolf of Wallstreet« wissen wir, dass Banken und Broker zunächst an sich selbst denken, und – wenn überhaupt – erst in zweiter Linie an Sie. Private Spekulanten machen zudem immer wieder die gleichen Fehler. Sie handeln viel zu viel und unterschätzen die dabei entstehenden Kosten. Sie diversifizieren viel zu wenig und tragen dadurch sehr hohe Risiken. Sie hören immer wieder auf die Propheten der Branche, die es statistisch nachweisbar auch nicht besser wissen können. Durch die menschliche Angst und Gier werden Anleger immer wieder zu unüberlegten Entscheidungen getrieben, die letztlich nur der Finanzbranche höhere Umsätze bescheren. Dem gegenüber gibt es die alte Drei-Speichen-Regel, die von Rabbi Isaak bar Aha im vierten Jahrhundert nach Christus im Babylonischen Talmud formuliert wurde: Man soll sein Vermögen stets in drei Teile teilen: ein Drittel Land, ein Drittel Handelswaren und ein Drittel bar zur Hand. Neue Studien zeigen, dass eine solche einfache Vermögensaufteilung – auf heutige Anlageklassen übertragen – nachweislich keine schlechteren Ergebnisse liefert als ein nach der Markowitz-Theorie aufgebautes »modernes Wertpapier-Portfolio«. Sie entziehen Ihr Vermögen durch Direktinvestments in Sachwerte größtenteils den manipulierten Märkten. Und Sie setzen auf die langfristig globalen Trends, die ebenfalls in diesem Buch beschrieben werden. Viele Adelsfamilien haben ihr Vermögen durch diese Methode über Generationen hinweg bewahrt und ausgebaut. Dr. Jürgen Müller erläutert Ihnen, wie Sie die Drei-Speichen-Regel anwenden. Er sagt Ihnen insbesondere, welche Anlagen innerhalb der drei Speichen am besten sind und präsentiert Ihnen ein zuverlässiges Investment, mit dem Sie langfristig automatisch besser abschneiden als 90 Prozent aller Börsianer. Antikes Wissen für Ihr Vermögen

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1. Auflage August 2014 Copyright © 2014 bei: Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg Alle Rechte vorbehalten Covergestaltung: Christine Ibele Lektorat: Lektoratsbüro Wille – Ulrich Wille Satz und Layout: opus verum, München ISBN E-Book 978-3-86445-453-0 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-0 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Vorwort

Vorwort

Im Vorwort meines ersten Buches Generation Gold schrieb ich Anfang 2006 folgende Zeilen:

»Wir sind Zeitzeugen noch nie gekannter Veränderungen in unserer Welt, die durch politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche, kulturelle und nicht zuletzt klimatische Veränderungen in einem immer schnelleren Tempo hervorgerufen werden. Das Rad der Geschichte scheint sich immer schneller zu drehen. [...] Nach 200 Jahren Industrialisierung wird es zudem immer offensichtlicher, dass der Produktionsfaktor Umwelt ein weiteres Wachstum nicht mehr verkraften kann. Tsunamis, Wirbelstürme, Baumsterben und Erdbeben sprechen eine deutliche Sprache.«

Heute, acht Jahre später, beginne ich mein nunmehr viertes Buch zu dem Zeitpunkt zu schreiben, zu dem die Menschen auf den Philippinen nach dem verheerenden Taifun Haiyan um ihr Leben kämpfen und die Klima-Politiker in Warschau das Kyoto-Protokoll wohl endgültig zu Grabe tragen werden. Japan will oder kann aufgrund der Atomkatastrophe in Fukushima die gesteckten Klimaziele nicht mehr einhalten, Australien verkündet, dass es den Handel mit Klimagasen nicht weiter verfolgen will, und Brasilien will wieder mehr Urwald abholzen. Wie Hohn klingt es, wenn die Weltgemeinschaft nun ihre Hoffnung auf den größten Klimasünder USA legt, der durch ökologisch sehr fragwürdiges Fracking mehr sauberes Erdgas produziert und dadurch dreckige Kohlekraftwerke abschalten könnte.

Auch in der Finanzwelt drehte sich das Rad der Geschichte kräftig weiter. 2007 entwickelte sich (nach offizieller Lesart) aufgrund der US-Immobilienkrise die globale Banken- und Finanzkrise. Ein Jahr später stand die Welt wohl kurz vor dem monetären Kollaps, als nach den milliardenschweren öffentlichen Stützungen der US-Banken Bear Stearns, Fannie Mae und Freddie Mac der politische Druck gegen die Stützung einer weiteren Großbank so zugenommen hatte, dass die angeschlagene Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 in die Insolvenz gehen musste. Erstaunlicherweise fiel in besagtem Jahr 2008 der Preis für Gold von 1034 auf 681 $/Unze (-34%), der für Silber von 21,40 auf 8,40 $/Unze (-61%), für Platin von 2308 auf 752 $/Unze (-67%) und der für Palladium von 600 auf unglaubliche 160 $/Unze (-73%). Ein Schelm, wer Böses ahnt, und ein schlauer Investor, der zu diesen Kursen beherzt zugriff.

Doch keine Angst: Dieses Buch soll keine Aufzählung oder Erklärung von näherkommenden volkswirtschaftlichen Einschlägen sein. Volks- oder Betriebswirtschaftler können dies zudem wesentlich besser als ich und außerdem herrscht an Literatur zu diesem Thema in der Zwischenzeit auch sicherlich kein wirklicher Mangel mehr. Das Thema ist in meinen Augen zudem sehr simpel: Es wird in unserer heutigen Welt mehr ungedecktes Papiergeld hergestellt als Waren und Dienstleistungen und nichts anderes war in der Vergangenheit immer der Grund für Inflationen und die schlussendliche Enteignung der allermeisten – im eigentlichen Wortsinn – bürgenden Bürger.

Als normaler Investor wie Sie auch habe ich mich deshalb in den vergangenen Jahren gedanklich sehr intensiv um das Thema Geldanlagen bemüht. Seit dem Verkauf meiner früheren Firma im Jahr 2008 tue ich dies sogar hauptberuflich, und das, obwohl ich von der Ausbildung her Ingenieur und Naturwissenschaftler bin. Ich lege daher immer größten Wert darauf, festzustellen, dass ich kein Experte für das Gebiet x oder y bin und auch keine Prognosen für einen Goldkurs zum Zeitpunkt z abgeben kann oder will. Im Gegenteil: Ich bin ein normaler Mensch wie Sie auch, der sich – wie ich denke, zu Recht – darum Gedanken macht, wie das verdiente und versteuerte Geld sinnvoll und nachhaltig angelegt werden kann, sodass im Alter keine Armut herrscht und die kommenden Generationen vielleicht auch noch einen Grundstock vorfinden, auf dem sich aufbauen lässt. Im Laufe unserer Diskussion werden wir sowieso sehen, dass es (wissenschaftlich belegbar) einer der größten Fehler von Privatinvestoren ist, auf die vermeintlichen Profis zu hören.

Ich pflege immer zu sagen, dass ich durch das Studium der Physik zumindest eines gelernt habe: logisch zu denken. Dieses setzte (anlegertechnisch betrachtet) im Jahr 2004 ein, als ich meinen damaligen Banker mit den Argumenten des Buches Das Greenspan Dossier der Autoren Leuschel und Vogt konfrontierte und mir klar wurde, dass diese Argumente richtig sind und mir mein Banker keinen sinnvollen Gegenbeweis liefern konnte. Ein ungedecktes Papiergeldsystem, welches auf der Verzinsung der Schulden beruht, muss zwangsläufig aufgrund der exponentiellen Natur dieser mathematischen Funktion in der Wertlosigkeit des Geldes enden.

Ich verkaufte damals alle Papiergelder, legte diese in physischem Silber an, gründete die Einkaufsgemeinschaft für Gold und Silber und schrieb mein erstes, bereits besagtes Buch Generation Gold. In unserem Dorf trage ich mittlerweile, wie mich die örtliche Schulrektorin beim Einkaufen wissen ließ, den Spitznamen »Goldmüller«. 2007 begann ich mit einer wissenschaftlichen Arbeit, die zum Ziel haben sollte, fundiert festzustellen, dass das Jahr 2003 mit einer Goldförderung von 2590 Tonnen das »Peak-Gold-Jahr« gewesen sein musste, also das Jahr mit der höchsten Goldförderung (analog zum Peak-Oil-Szenario). Als am Ende meiner Dissertation im Jahr 2012 ein rechnerisches Peak zwischen 2027 und 2044 herauskam, war die eigene Enttäuschung zunächst groß. Doch seit dieser Arbeit habe ich verinnerlicht, dass jede Metallförderkurve einer Glockenform entsprechen muss und die Zeitpunkte der größten Fördermengen nicht mehr allzu fern in der Zukunft liegen können. Wir werden in diesem Buch auf diesen Umstand nochmals zurückkommen. Unsere Erde ist ein endlicher Raum mit zwingend endlichen bergbaulich zu gewinnenden Ressourcen. Dies ist auch der Grund, warum ich seit Jahren von Minenaktien abrate. Die Explorationskosten, die zumeist nicht in den Förderkosten der Minen ausgewiesen sind, werden in Zukunft den Minenbetreibern immer weiter davonlaufen. Im Falle der Goldindustrie bedeutet dies bereits seit Jahrzehnten, dass die neu gefundenen Erzkörper im Boden immer schlechter werden. Schlechter im Hinblick auf den Goldgehalt, die Struktur der Erze (der Geologe sagt hierzu »Textur«), deren Erreichbarkeit usw. Minen sägen also jeden Tag auf dem Ast, auf dem sie sitzen, und irgendwann werden alle Äste abgebrochen sein und die Förderkosten so astronomisch sein, dass auch die Metallpreise dies widerspiegeln müssen. Für uns als Privatinvestoren bedeutet dies aus meiner Sicht, dass es keinen Sinn macht, in Minen zu investieren, sondern man weitaus ruhiger schlafen kann, wenn man einfach die Metalle als Direktinvestment erwirbt. Daher wird auch die Recyclingbranche meiner Meinung nach eine der Boombranchen der Zukunft sein.

Ich möchte Ihnen in diesem Buch zudem aufzeigen, auf welch ­wackeligen Beinen die gesamte Investmentbranche steht. Es ist seit einigen Jahren wissenschaftlich bewiesen, dass Sie durch einen ein­fachen, historisch seit Jahrhunderten bekannten »Drei-Speichen-­Ansatz« genauso gute Ergebnisse erzielen können wie die Banken und Vermögensverwalter dieser Welt, ohne deren Gebühren bezahlen zu müssen. Der aktuelle Film The Wolf of WallStreet sollte uns gezeigt haben, welche Interessen diese Branche verfolgt.

Ich wünsche mir, dass sich die Menschen genauso viele eigene Gedanken um ihr eigenes Geld machen wie um den Kauf eines Autos oder einer Küche. Insofern eignet sich dieses Buch vielleicht auch als ein gutes Geburtstagsgeschenk für Ihre Freunde? Wir reden nicht gerne über Geld, lassen Sie uns wenigstens darüber lesen.

Gerstetten, März 2014

Kapitel 1: Einführung

Kapitel 1

Einführung

Ein bekannter Spruch unter Investoren lautet, dass ständiges Hin und Her die Taschen leer macht. Ihre Taschen. Doch wer beherzigt diese Wahrheit in seinem Investmentansatz? Wie oft werden wir durch den immer wiederkehrenden Zyklus von überschwänglicher Begeisterung und extremer Angst dazu verleitet, einen letztlich unüberlegten Schnellschuss zu tätigen?

Ich höre von so vielen Menschen, dass sie stets antizyklisch handeln würden, sprich kaufen, wenn es billig ist und verkaufen, wenn es teuer ist. Aus meiner Erfahrung als Geschäftsführer einer Einkaufsgemeinschaft darf ich Ihnen jedoch sagen, dass die Mehrzahl der Anleger stets prozyklisch handelt. Wenn die Kurse fallen, sind die meisten Menschen zögerlich bis ängstlich, rufen mich völlig verunsichert an, ob man verkaufen solle oder nicht. Mit steigenden Kursen wird die Zuversicht dann immer größer, die Kaufaufträge nehmen merklich zu und die besorgten Anrufe ab. Der Kreis schließt sich dann wieder mit einer Phase der übergroßen Euphorie und Zuversicht auf immer steigende Kurse. Wir werden später von einem simplen Ansatz hören, der genau dieses nur allzu menschliche Verhalten mit einem Automatismus durchbricht.

Auf einer Investorenreise erzählte mir ein bekannter langjähriger Vermögensverwalter, dass er seine persönlichen jahrelangen Aktiengeschäfte im Rückblick analysiert hatte und dabei als Ergebnis feststellen musste, dass die Verzinsung dieser Geschäfte nicht über einem normalen Sparbuch gelegen hätte. Viel Arbeit, wenig Brot. Unterhält man sich auf Investorenmessen mit den Standmitarbeitern von Direktbrokern, so erfährt man unter der Hand, dass mehr als 90 Prozent der Kunden nur Verluste generieren würden. Ein bekannter Börsenbriefschreiber gestand mir im persönlichen Gespräch, dass seine vorgeschlagenen Investmentstrategien für den Normalinvestor nur sehr schwer umzusetzen sind. All dies erfährt man in der Werbung natürlich nicht. Werbung, Probeabos und Lockangebote prasseln auf uns ein und sollen uns suggerieren, dass jeder Erfolg an der Börse haben kann und sich ein Vermögen erspekulieren könne.

Leider kann das jedoch rein mathematisch gar nicht funktionieren, da der Gewinn des einen immer gleichzeitig der Verlust des anderen sein muss. Dabei stimmt es langfristig betrachtet noch nicht einmal, dass die Börse ein Nullsummenspiel ist, denn das neu geschöpfte Geld der Zentralbanken kommt irgendwann immer auch an den Börsen an. So hatte der Aktienindex DAX bei seiner Gründung 1988 eine Kapitalisierung von ca. 17 Milliarden Euro. Heute sind es ca. 840 Milliarden Euro. 1› Hinweis Dies bedeutet einen Anstieg um den Faktor 50. Im gleichen Zeitraum wuchs das deutsche Bruttosozialprodukt aber »nur« um den Faktor drei, wie kann das also sein? Das neue Geld haben immer zuerst die Gläubiger der Staaten »in Händen«, sprich die Banken. Sie haben damit die Möglichkeit, dieses neue Geld als Erste zu investieren, noch bevor es dadurch zur Inflation der Preise gekommen ist. Als kleiner Privatinvestor, der zumeist als Prozykliker dem fahrenden Zug hinterherläuft, ist man allein aus diesem Grund mit sehr großer Wahrscheinlichkeit bereits potenziell auf der Verliererseite. Wie immer im Leben greift hier das Pareto-Prinzip 2› Hinweis , dass die Masse der Verlierer die Gewinne der wenigen zu bezahlen hat, wobei die normale Pareto-Verteilung von 80 zu 20 wohl noch geschmeichelt sein dürfte.

Als Beispiel sei hier JPMorgan angeführt, die ihren Kunden Zertifikate auf steigende Silberpreise verkaufte, während die Bank selbst massiv auf einen sinkenden Silberpreis spekulierte. Wer, denken Sie, hatte in diesem Spiel wohl die tieferen Taschen? Die Kundschaft oder der Mitinhaber der amerikanischen Zentralbank Fed? Gibt es einen hinterhältigeren Weg, sich des Geldes der Kundschaft zu bemächtigen?

Für Privatinvestoren kann die Konsequenz hieraus nur lauten, sich an keinerlei Börsenspekulationen zu beteiligen. Das Risiko ist viel zu hoch, als dass die möglichen Gewinne dies rechtfertigen würden. Für einen Millionär ist es verschmerzbar, wenn er 10000 Euro in einer Spekulation verliert, doch für Kleinsparer kann dies im schlimmsten Falle den Verlust eines großen Teils der Lebensleistung bedeuten. Ich denke, man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass die Finanzindustrie zu allererst an sich denkt und nicht daran, Sie als Investor reich zu machen. Leider hilft in unseren heutigen Zeiten der manipulierten Märkte auch kein Kostolany, der ja meinte, dass man als Wohlhabender spekulieren kann, als Armer dies jedoch müsse. Alle großen und wichtigen Märkte sind heutzutage nicht nur reguliert, sondern auch manipuliert. Wie oben erwähnt, ­geben heute JPMorgan-Mitarbeiter bereits öffentlich zu, dass die Edelmetallmärkte manipuliert sind 3› Hinweis . »Plunge-Protection-Teams« (dt. »Absturz-Verhinderungs-Teams«) kümmern sich um die Aktienmärkte 4› Hinweis , die Zentralbanken um die Währungspaare 5› Hinweis und die allgemeinen Zinsniveaus, JPMorgan und Goldman Sachs um die Edelmetalle. Doch bis wohin ist Regulierung gutzuheißen, und wo fängt Manipulation an?

Der Banker und Buchautor Roland Leuschel sagte hierzu in einem Interview im Januar 2014 mit der Welt am Sonntag: »Die Manipulationsskandale, die jetzt herauskommen, sind, da bin ich mir sicher, nur die Spitze eines gigantischen Eisberges.«

Die andere Seite der Medaille ist jedoch leider nicht viel glänzender. Das zuvor Gesagte kann leider heute auch nicht bedeuten, dass man sich als Sparer vollständig von den Märkten zurückzieht und sein Geld z.B. auf Festgeldkonten legt oder die dritte Lebensversicherung abschließt. Festgeld bedeutet Staatsanleihen, bedeutet die heutigen Zinsen mit den morgigen Schulden zu bezahlen. Dieser Turmbau zu Babel kann, wie immer in der Geschichte, nur mit der vollständigen Entwertung der ungedeckten Währungen enden. Schon die offiziell viel zu niedrig ausgewiesene Inflationsrate reicht heute bereits aus, um den Festgeldsparer effektiv zu enteignen (negativer Realzins). Die Zinsen können kein normales Niveau mehr haben, da sonst alle westlichen Staaten sofort insolvenzreif wären, allen voran Japan und Amerika. In den USA liegt die »Federal Funds Rate« seit 2009 bei de facto Null, was in der 220-jährigen Geschichte des Landes noch nie der Fall war.

Abb. 1.1: Entwicklung der US-Leitzinsen (Effective Federal Funds Rate). Die grauen senkrechten Balken deuten Rezessionen an. Bei jeder Rezession wurden die Zinsen gesenkt, um die lahmende Wirtschaft wieder anzukurbeln. Quelle: Board of Governors of the Federal Reserve System, Research St. Louis Fed. 6› Hinweis

Was also tun? Als defensiver Sparer wird man von der Inflation enteignet, als Spekulant mit großer Wahrscheinlichkeit sozusagen vom System. Aus meiner Erfahrung und Überzeugung heraus bleibt also nur der goldene Mittelweg sinnvoller langfristiger Investitionen. Den fundamentalen Unterschied zwischen einer Spekulation und einer Investition hat wohl Benjamin Graham in seinem 1934 erschienenen Buch Security Analysis als Erster für den Aktienbereich herausgearbeitet. Graham verwies darauf, dass man sich beim Kauf einer Aktie nicht bei deren Kursverlauf aufhalten solle, sondern die Aktie als Kauf eines Unternehmens interpretieren und verinnerlichen solle.

Die Märkte sind und bleiben irrational und werden kurzfristig meist von der Psychologie der Marktteilnehmer und dem immer weiter ansteigenden Computer-Hochfrequenzhandel der großen Marktteilnehmer getrieben.

Fundamentale Faktoren wirken sich zumeist nur langfristig aus und insofern ist der grundlegende Unterschied zwischen einem Investor und einem Spekulanten die Langfristigkeit seines Anlagehorizonts. Können Sie sich noch erinnern, wie Warren Buffett zu Dotcom-Zeiten ausgelacht wurde und wie schnell Dotcom uns danach ausgelacht hat? Kommt Ihnen auch das Grausen, wenn Sie Namen wie »Pixelpark«, »Infomatec« oder »EM.TV« hören? Pixelpark z.B. notierte (bei heutiger Aktienzahl) in der Spitze bei über 2000 Euro, heute nur noch bei zwei Euro, wobei dies natürlich keine Geldvernichtung war oder ist, sondern lediglich eine Geldumverteilung in andere Taschen.

Langfristige Investments, die auf langfristigen globalen Trends beruhen, sind die besten, die Sie tätigen können. Die kurzfristigen Spekulationen hingegen, die Sie aufgrund einer Anzeige, eines Newsletters oder eines aktuellen Anlagetrends eingehen, haben weitaus höhere Risiken als Chancen.

Abb. 1.2: Prozentualer Anteil des Hochfrequenzhandels an internationalen Aktienmärkten. Quelle: New York Times. 7› Hinweis

Bei den allermeisten Lesern wird bereits der gesunde Menschenverstand Zustimmung zu dieser Grundthese geben. Doch eine menschliche Neigung steht dieser Logik immer wieder im Weg: die Gier. Jeder von uns wünscht sich lieber heute als morgen einen Wechsel von der arbeitenden zur vermögenden Schicht, die alleine aufgrund von Renditen und Erträgen selbstbestimmt leben kann. Der moderne Mensch definiert sich leider nicht mehr darüber, was er ist, sondern darüber, was er hat.

Per enger Definition bedeutet eine Investition den Kauf einer langfristigen Sachanlage. Im betriebswirtschaftlichen Sinne ist eine Investition der Ersatz oder die Beschaffung von Produktionsmitteln, um die Gewinne eines Unternehmens zu steigern. Die Volkswirtschaft sieht Investitionen allgemein als die Beschaffung von Sachkapital auf langfristiger Basis zum Zwecke der Güterproduktion. Als normal denkender Mensch kann man bereits aus diesen Definitionen ersehen, wie krank die heutige Finanzbranche ist:

Anstatt in Sachanlagen oder Produktionsmittel zu investieren, um die realen Gewinne realer Unternehmen zu steigern, glaubt der heutige gemeine Investor, dass Geld nur durch den Einsatz von Geld verdient werden kann.

Wie krank muss ein Finanzsystem sein, in dem das Geld auf den Bäumen wachsen soll? Wo sind heute noch die Unternehmer, die für ihre Kunden eine Win-Win-Situation anstreben und dadurch, und nur dadurch, einen Mehrwert, sprich Gewinne, erwirtschaften? Provokant kann oder muss man in diesem Zusammenhang natürlich in einem nächsten Schritt fragen, wo die Investoren sind, die heute noch in eine unternehmerische Idee investieren und bereit sind, fünf oder zehn Jahre auf die ersten Gewinne zu warten?

Spekulation ist demgegenüber die reine Gewinnerzielungsabsicht aus erwarteten Preisveränderungen, wobei im christlichen Sinne die Spekulanten als Menschen nicht per se als negativ abgestempelt werden können. Sie sind ja zunächst nicht schuld daran, dass viel zu viel Geld in Umlauf ist, welches zur Abwicklung der realen Wirtschaft nie und nimmer benötigt wird. Schuld daran ist wiederum das ungedeckte, verzinsliche Papiergeldsystem, welches die Geldmengen lawinenartig anschwellen lässt und mit dem wir staatlich verordnet als Monopol(y)-geld leben und arbeiten müssen. Doch je schneller die Geldmengen ansteigen, desto fragwürdiger und fragiler werden die Geldgeschäfte zur Erzielung von Geld. Wir werden in den kommenden Jahren sehen, wie sich diese inhaltslosen Geldgeschäfte, die auch uns Privatanlegern jeden Tag in Form von z.B. Festgeldkonten, Lebensversicherungen, Zertifikaten oder Fonds angeboten werden, in Luft auflösen werden. Wir werden letztendlich sehen, dass Mehrwert bzw. Gewinn eben nicht durch Geld alleine entstehen kann, sondern nur durch Sparen, Investition in Sachanlagen und Produktionsmittel, Arbeit, Fleiß und Zeit.

Insofern darf dieses Buch gerne als Plädoyer für althergebrachtes Unternehmertum angesehen werden, zu dem ich auch Sie als private Investoren aufrufe. Sparen Sie Ihre Überschüsse, investieren Sie diese auf Grundlage von möglichst sicheren, langfristigen und globalen Trends und setzen Sie damit eher auf einen langfristigen Lebensplan der persönlichen Investments als auf undefinierte und strategielose Käufe von Wertpapieren oder sonstigen Anlagen.

Wie, glauben Sie, haben es z.B. die Adelsfamilien z. T. über Jahrhunderte geschafft, ihr Vermögen zu erlangen, zu erhalten und an die nächsten Generationen weiterzugeben? Mit Hin und Her oder mit sinnvollen, langfristigen Investitionen?

Der rote Faden dieses Buches ist wie folgt: Im zweiten Kapitel werden wir diskutieren, dass die moderne Portfoliotheorie nach Harry Markowitz, die heute von vielen großen Vermögensverwaltern, Banken und Fondsgesellschaften angewendet wird, gravierende Schwächen aufweist, wie z.B. die, dass für den Investor viel zu hohe Kosten entstehen.

Demgegenüber gibt es eine jahrhundertealte Investmentregel, die in ihrer Simplizität von jedem privaten Investor befolgt werden kann, ohne dass hierfür hohe Gebühren bezahlt werden müssten. Daher ist es nur allzu verständlich, dass die heutige Investmentindustrie von diesem Ansatz, der in Kapitel 3 dieses Buches beschrieben wird, nichts wissen will.

Zur Umsetzung dieser so genannten Drei-Speichen-Regel betrachten wir uns in Kapitel 4 zunächst die langfristigen globalen Trends, die nach aller menschlichen Voraussicht die Märkte der Zukunft maßgebend bestimmen sollten.

Die Kapitel 5, 6 und 7 werden sich den einzelnen Speichen widmen: den Immobilien, den Metallen und den Wertpapieren.

Im abschließenden Kapitel 8 möchte ich Ihnen als Quintessenz aus dem zuvor Gesagten meine persönlichen Schlussfolgerungen darlegen und Sie auffordern, Ihre eigenen Gedanken mit diesen Erkenntnissen abzugleichen.

Beginnen wir aber mit dem Jetzt und Heute, nämlich der Markowitz-Theorie, nach der viele Vermögensverwalter heute die Gelder ihrer Kunden investieren.

Kapitel 2: Moderne Portfoliotheorie nach Markowitz

Kapitel 2

Moderne Portfoliotheorie nach Markowitz

Eine hoffentlich verständliche Einführung

Harry Markowitz wurde 1927 in Chicago/USA geboren und studierte an der dortigen Universität Wirtschaftswissenschaften. Bereits im Rahmen seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit mathematischen Modellen zur Optimierung von Portfolios. 1952 erschien sein Artikel »Portfolio Selection« (Portfolioauswahl) im anerkannten Fachmagazin Journal ofFinance.8› Hinweis Das Ergebnis seiner Überlegungen zur sogenannten Mittelwert-Varianz-Optimierung war ein »effizientes Portfolio«, welches bei einem gegebenen Risiko (Varianz bzw. Volatilität) die bestmögliche Rendite (Mittelwert) erwirtschaften kann, bzw. andersherum formuliert eine erwartete Rendite mit dem geringstmöglichen Risiko erzielt. Jahrzehnte später, nämlich 1990, wurde Markowitz für diese Theorie mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften ehrte Markowitz für seine – Zitat – »Pionierarbeit im Bereich der finanziellen Ökonomie«.

In einer zweidimensionalen Ebene aus Ertrag (X-Achse) und Risiko (Y-Achse) muss es also gemäß der Theorie von Markowitz Punkte geben, die solche effizienten Portfolios beschreiben. Abb. 2.1 zeigt die originale Abbildung aus dem 1952 von Markowitz veröffentlichten Artikel.

Aufgrund dieser Kurve kann man nun also für eine erwartete Rendite (in Abb. 2.1 als »E« für »erwartete Rendite«, engl. »expected return«) das Portfolio wählen, welches das niedrigste Risiko V aufweist (»V« für »Varianz«). Die Varianz (von lateinisch »variantia«, »Verschiedenheit«) ist im mathematischen Sinne eine Angabe, die die Streuung von Datenpunkten beschreibt, d.h. je größer die Varianz einer Datenreihe, desto mehr streuen die Datenpunkte um ihren Mittelwert herum. Die Gaußsche Normalverteilung (»Glockenkurve«) wird auch exakt mit diesen zwei Parametern beschrieben.

In unserem Kontext der Portfolio-Optimierung bedeutet also die Minimierung der Varianz, dass ein Portfolio gefunden werden soll, welches möglichst wenig im Wert schwankt, d.h. wenige Ausreißer nach oben oder unten und damit ein niedriges Risiko aufweist. Die Optimierung des Mittelwerts ist in unserem Kontext dann natürlich die Maximierung der zu erwartenden Rendite. Bei all dem gilt natürlich der grundlegende Zusammenhang, der auch in Abb. 2.1 zu erkennen ist, dass das Risiko (d.h. die Schwankungsbreite bzw. Varianz V) eines Portfolios steigt, wenn auch die angestrebte Rendite E steigen soll. Die Abbildung 2.2. soll dies anhand der täglichen Kursbewegungen des deutschen DAX-Indexes nochmals grafisch erläutern.

Abb. 2.2: Tägliche Kursänderungen des DAX zwischen 1987 und 2006.10› Hinweis

Rebalancing: Periodische Wiederherstellung des effizienten Portfolios

Die tägliche Marktentwicklung erbringt logischerweise ständig eine Verschiebung der Gewichtung der einzelnen Bausteine eines Portfolios, sodass die Renditeerwartung des Portfolios sinkt oder das Risikoprofil steigt. Mit anderen Worten: Die Märkte treiben ein bestehendes Portfolio ständig vom effizienten Portfolio weg, sodass zur Wiederherstellung der ursprünglichen Aufteilung des Portfolios ein sogenanntes »Rebalancing« notwendig wird, um das angestrebte Rendite-Risiko-Profil wiederherzustellen.

Stellen Sie sich z.B. ein einfaches Portfolio mit 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen vor. Steigen die Aktien nun um 50 Prozent im Wert und bleiben die Anleihen im Wert konstant, verschiebt sich die Gewichtung der Bausteine auf 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen. Damit ist das Depot natürlich mehr von der weiteren Aktienentwicklung abhängig geworden, womit das Risiko klar gestiegen ist. Um dieses Risiko wieder zu senken und um das Portfolio wieder effizient zu machen, müssen also ein Sechstel der Aktien verkauft und hierfür neue Anleihen gekauft werden, womit die alte Aufteilung 50:50 wiederhergestellt wäre. Die Literatur sieht das Rebalancing also primär als Instrument zur Risikokontrolle, weniger zur Optimierung von Renditen. Es ist jedoch empirisch belegbar, dass über längere Zeiträume das Rebalancing auch einen deutlichen Mehrgewinn erbringt.

Ein weiterer Gesichtspunkt, der das beschriebene Rebalancing attraktiv macht, ist das zum Automatismus gewordene antizyklische Handeln. Wir alle wissen zwar, dass man Werte billig kaufen und teuer verkaufen sollte. Diese Binsenweisheit wird jedoch, wie wir später noch sehen werden, von den meisten Privatinvestoren leider ins genaue Gegenteil verkehrt, d.h. immer wieder wird prozyklisch gehandelt. Um es vielleicht überspitzt zu formulieren: In steigende Kurse hinein wird euphorisch gekauft und bei sinkenden Kursen wird angstvoll verkauft. Das Rebalancing zwingt den Investor zum genauen Gegenteil: In steigende Kurse hinein wird verkauft, bei sinkenden Kursen wird gekauft.

Eine wichtige Frage ist, wie oft man das Rebalancing durchführen sollte. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten, wobei die Literatur keine Möglichkeit explizit bevorzugt. Wohl spielt auch die Größe des Gesamtportfolios eine wichtige Rolle dafür, wie oft ein Rebalancing sinnvoll durchgeführt werden kann. Für 100 Euro Aktien zu verkaufen und Gold zu kaufen würde sicherlich aufgrund der anfallenden Transaktionsgebühren bzw. Aufgelder keinen Sinn ergeben.

Die erste Möglichkeit für die Durchführung eines Rebalancings ist, eine fixe Zeitdauer zu wählen, nach der das Portfolio bewertet und wieder ins prozentuale Gleichgewicht gebracht wird. Der ARERO-Fonds von Prof. Weber 12› Hinweis rejustiert seine drei Bausteine Aktien, Renten und Rohstoffe z.B. im Februar eines jeden Jahres. Andere Quellen sprechen von zwei Jahren.

Die zweite Möglichkeit ist, ein Bewegungsband festzulegen, innerhalb dessen die Depotbausteine sich im Wert bewegen dürfen, ohne dass eine Aktion eintritt. Verlässt eine Anlageklasse das tolerierte Band, d.h. verschiebt sich das Risiko eines Portfolios allzu sehr zu einer Anlageklasse hin, findet ein Rebalancing statt. Hierzu wiederum ein Beispiel: Die drei Bausteine eines effizienten Portfolios haben zu Beginn eines Betrachtungszeitraums die exakt gleiche Gewichtung von 33,3 Prozent. Das tolerierte Preisband wird mit 15 Prozent nach oben und unten festgelegt. 15 Prozent von 33,3 Prozent sind fünf Prozent, d.h. jede Anlageklasse darf im Portfolio eine Gewichtung zwischen 28,3 und 38,3 Prozent aufweisen, ohne dass eine Aktion durchgeführt wird (33,3 % ± 5 %). Steigt eine Anlageklasse so stark im Wert, dass ihr Gewicht in unserem Portfolio mehr als 38,3 Prozent beträgt, wird reagiert und das ursprüngliche Verhältnis von jeweils einem Drittel wiederhergestellt.

Abb. 2.3: Blockdiagramm einer Portfolio-Optimierung nach Markowitz. Quelle: Dr. H. Peterreins 13› Hinweis

Wie kann solch eine Rejustierung der Depotbausteine in der Praxis aussehen? Da ein Ver- und Ankauf immer Handelsmargen, Transaktionskosten und ggf. Steuern nach sich zieht, ist es vorteilhafter, wenn möglich eine Rejustierung in der Aufbauphase eines Depots über neue, dem Portfolio zufließende Mittel darzustellen bzw. in einer späteren Entnahmephase immer die Anlageklasse zu entnehmen, die aufgrund der aktuellen Entwicklung ein Übergewicht im Depot bekommen hat. Ist das Depot insgesamt zu groß oder finden weder Entnahmen noch neue Zuflüsse statt, ist ein aktives Umschichten nicht zu vermeiden.

Müll rein, Müll raus?

Informatiker kennen das Problem als »GIGO«: »Garbage in, garbage out«. Zu Deutsch: Füttert man ein Modell oder ein Programm mit Abfall, kann am Ende auch logischerweise nur Abfall herauskommen. Wie sieht es also mit dem Markowitz-Modell aus? Welche Eingaben braucht dieses Optimierungsverfahren und wie werden diese Daten gewonnen? Das Blockdiagramm links unten beantwortet die erste Frage sehr anschaulich.

Das Markowitz-Modell benötigt also als Eingabe drei Variablen, die sich allesamt auf die Zukunft beziehen: Die geschätzten zukünftigen Renditen der gewählten Portfolio-Bausteine, deren geschätzte zukünftige Volatilitäten (Varianzen), und als dritte Variable die geschätzten Korrelationen (Wechselwirkungen) zwischen den einzelnen Bausteinen.

Prognosen sind nun aber bekannterweise sehr schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Um im obigen Bild des DAX-Indexes zu bleiben, braucht man für die Markowitz-Optimierung eines effizienten DAX-Portfolios als Eingabevariablen also nicht weniger als für alle 30 DAX-Titel eine zukünftige Rendite, eine zukünftige Varianz und die zukünftige Korrelation jeder Aktie mit den 29 anderen Aktien des Indexes.

Damit kommen wir zur Frage Nummer zwei, woher solche zukünftigen Annahmen kommen. Sie kommen natürlich zuallermeist aus der Betrachtung der Vergangenheit und der daraus folgenden Annahme, dass diese Vergangenheit auch in Zukunft qualitativ ­Bestand haben wird. Mit anderen Worten: Man überträgt die Ver­gangenheit in die Zukunft. Im Grunde ist also eine Markowitz-Optimierung immer ein Vorgang, der in der Vergangenheit optimale Ergebnisse geliefert hätte. Doch muss dies auch in Zukunft der Fall sein?

Wir Investoren unterliegen hierbei oftmals einem fundamentalen Fehler: Je länger eine Zeitreihe in die Vergangenheit zurückverfolgt wird, desto sicherer sind wir, dass deren Entwicklung auch in der Zukunft qualitativ diesen Bestand haben wird, bzw. durch die intuitive Angst vor Neuem wünschen wir uns innerlich sogar, dass alles bleibt, wie es immer schon war (man nennt dies auch Tradition). Betrachtet man es jedoch logisch, sind Finanzdaten desto wertloser, je älter sie sind. Wie kann oder soll man heute Aktienkursentwicklungen von z.B. 1800 bis 1900 bewerten, die in dem nahezu inflationsfreien Umfeld eines Goldstandards, in einer Zeit stürmischer Technisierung und bahnbrechender Erfindungen entstanden? Grundlegende Dinge haben sich in der heutigen Wirtschaft verändert, sodass es keinen Sinn macht, frühere Daten für zukünftige Prognosen verwenden zu wollen.

»Einige der krassesten Fehler bei der Mittelwert-Varianz-Analyse beruhen auf einer unangemessenen Verwendung von historischen Daten.«

(David Swensen, Yale – Stiftung14› Hinweis)

Das Modell von Markowitz unterliegt jedoch nicht nur dem gravierenden Schwachpunkt der Notwendigkeit hypothetischer Annahmen für die notwendigen Eingabevariablen.

Grenzen der Markowitz-Optimierung

David Swensen, seit 1985 Chef des 20 Milliarden US-Dollar schweren Stiftungsfonds der US-Eliteuniversität Yale (siehe obiges Zitat), beschreibt in seinem Buch Proaktive Portfolio-Strategien die Markowitz-Theorie eingangs zwar als »eines der nützlichsten und meistverwendeten analytischen Bezugssysteme« 15› Hinweis , führt aber im Folgenden auch seitenweise die Grenzen der Theorie an.

»Uneingeschränkte Mittelwert-Varianz-Analysen ergeben im Allgemeinen Lösungen, die kaum als vernünftige Portfolios zu erkennen sind.«16› Hinweis

Der Wissenschaftler Richard Michaud bekräftigte diese Sichtweise bereits 1989 in einem Fachartikel wie folgt:

»Der Mangel an Intuition bei vielen optimierten Portfolios kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass Mittelwert-Varianz-Optimierer im grundlegenden Sinne Maximierer von Bewertungsfehlern sind. Die Mittelwert-Varianz-Optimierung gewichtet jene Wertpapiere signifikant über, die große zu erwartende Renditen, negative Korrelationen und kleine Varianzen haben. Diese Wertpapiere sind natürlich diejenigen, die am wahrscheinlichsten große Bewertungsfehler aufweisen.«17› Hinweis