Dreimal im November verliebt: 3 bewegende Liebesromane - Eva Joachimsen - E-Book

Dreimal im November verliebt: 3 bewegende Liebesromane E-Book

Eva Joachimsen

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: Betreten verboten (Eva Joachimsen) Mein Herz gehört nur mir (Anna Martach) Tausend heiße Liebesnächte (Sandy Palmer) Einen so spannenden Auftrag hat die Journalistin Ellen Niehaus lange nicht mehr bekommen: Sie soll in Dubai den Schauspieler Dennis Ullmann interviewen, der dort vor Drehbeginn eines Actionfilms Urlaub macht. Der Traumjob gestaltet sich allerdings ziemlich anstrengend, denn Dennis wohnt nicht, wie angekündigt, im Burj Al Arab. Auf ihrer Suche trifft sie einen ebenso geheimnisvollen wie aufregenden Mann mit dunklen Märchenaugen, der sie Dennis vergessen lässt …

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Sandy Palmer, Eva Joachimsen, Anna Martach

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Inhaltsverzeichnis

Dreimal im November verliebt: 3 bewegende Liebesromane

Copyright

Betreten verboten

Mein Herz gehört nur mir

​Tausend heiße Liebesnächte

Dreimal im November verliebt: 3 bewegende Liebesromane

Eva Joachimsen, Anna Martach, Sandy Palmer

Dieser Band enthält folgende Romane:

Betreten verboten (Eva Joachimsen)

Mein Herz gehört nur mir (Anna Martach)

Tausend heiße Liebesnächte (Sandy Palmer)

Einen so spannenden Auftrag hat die Journalistin Ellen Niehaus lange nicht mehr bekommen: Sie soll in Dubai den Schauspieler Dennis Ullmann interviewen, der dort vor Drehbeginn eines Actionfilms Urlaub macht.

Der Traumjob gestaltet sich allerdings ziemlich anstrengend, denn Dennis wohnt nicht, wie angekündigt, im Burj Al Arab. Auf ihrer Suche trifft sie einen ebenso geheimnisvollen wie aufregenden Mann mit dunklen Märchenaugen, der sie Dennis vergessen lässt …

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Betreten verboten

Fürstenroman von Eva Joachimsen

Der Umfang dieses Buchs entspricht 109 Taschenbuchseiten.

Die beiden Freundinnen Rena und Antonia werden während einer Kanutour von einem heftigen Gewitter überrascht und suchen im Garten eines Herrenhauses Schutz. Dass Schild „Betreten verboten“ ignorieren sie – schließlich handelt es sich um eine Notsituation. Die Bewohnerin Roswitha Gräfin von Rülow ist höchst ungehalten, während ihr Bruder und Herr des Hauses Eginhard Fürst von Salstein sich den Mädchen gegenüber gastfreundlich verhält. Auf einer Lesung Eginhards, der als Fotograf die Welt bereist, trifft man sich wieder. Rena ist fasziniert von dem gut aussehenden Fürsten, und auch er scheint nicht uninteressiert zu sein – doch Gräfin von Rülow, die Rena nicht standesgemäß findet, versucht mit allen Mitteln, eine Verbindung der beiden zu hintertreiben ...

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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1

Rasch zogen die schwarze Wolken vom Horizont heran und hingen drohend über ihnen.

Die durchtrainierte Rena legte sich ins Zeug und zog die Paddel kräftig durch, trotzdem hatte sie das Gefühl, nicht voranzukommen. Als erfahrene Kanutin fuhr sie schräg zum Ufer, den Umweg in Kauf nehmend, damit sie die Wellen von vorne nehmen und abreiten konnten.

Der Wind frischte immer stärker auf, peitschte über das Wasser und wühlte es auf, sodass auf dem sonst ruhigen See ständig Brecher über den Bug hereinbrachen. Die arme Antonia saß vorne und bekam sicher einiges von dem kalten Wasser ab, auch wenn sie geschützt unter der Spritzdecke saßen. Aber Hände und Gesicht waren dem Wetter ausgesetzt. Rena zog die Bänder ihrer Kapuze straff, damit sie nicht herunterrutschte. Die paar Sekunden reichten, um das Boot zu drehen. Mit einem Kraftakt brachte sie es wieder in die gewünschte Richtung.

Es grollte in der Ferne und der Himmel öffnete seine Schleusen und Regen peitschte herab.

„Ich habe Angst“, schrie Antonia gegen den Wind an. Trotzdem ahnte Rena eher, was sie sagte, als dass sie die Worte verstand.

„Wir müssen anlegen und aussteigen“, schrie sie ebenfalls und paddelte mit voller Kraft weiter, immer schräg zur Windrichtung, um nicht zu kentern. So näherten sie sich natürlich nur langsam dem rettenden Ufer, aber sie wollte nichts riskieren.

Antonia vor ihr kämpfte ebenfalls verbissen gegen Wind und Wellen. Gemeinsam schafften sie es, den Bootssteg zu erreichen. Das Schild „Privatgrundstück - Betreten verboten“ ignorierte Rena und Antonia konnte es zum Glück nicht sehen, da sie es mit ihrem Oberkörper verdeckte.

Das Boot längsseits anzulegen, war noch eine Hürde, die sie aber überwanden. Rena klammerte sich an die Badeleiter, damit Antonia aussteigen konnte. Aber ihre Freundin musste sich erst einmal aus der Spritzschürze befreien. Endlich krabbelte sie unelegant auf den Steg und zurrte die Leine des Boots um einen Pfosten. Rena stemmte sich mit klammen Händen aus dem Boot, nahm Antonia die Leine ab und zog das Boot ans Ufer auf den gepflegten englischen Rasen. Sie wollte es lieber nicht im Wasser liegen lassen. Wer weiß, vielleicht riss es sich los oder es schlug gegen die Pfosten und dabei Leck. Antonia folgte ihr mit den Paddeln und rannte unter eine große alte Buche, unter der sie halbwegs vor dem Regen geschützt war.

Rena zog aus dem Boot ihren Seesack hervor und lief ihr hinterher. Ein greller Blitz erhellte die Umgebung, gleich darauf gefolgt von einem Donner. Rena zuckte zusammen.

„Gerade rechtzeitig ans Ufer gekommen“, meinte Antonia.

„Hier sind wir nicht sicher. Große Bäume soll man meiden“, sagte Rena und schaute sich suchend um.

Zwanzig Meter weiter stand ein offener Holzpavillon umrahmt von Kletterrosen, die sich im Sturm bogen und ihre Blütenblätter verloren. „Komm.“ Rena nahm Antonias Hand und zog sie zu dem Pavillon. Auf halber Strecke ließ sie los und sprintete weiter. Natürlich erreichte sie als Erste den Pavillon. Jahrelanges Hockeytraining hinterließ Spuren.

„Puh, ist das ein Unwetter“, schimpfte Antonia. Sie schüttelte die Tropfen von ihrer Jacke ab.

„Vorhin sah es noch so gut aus. Wer ahnt denn, dass so ein Unwetter so schnell hochzieht.“ Sie zog ihre Jacke aus und hängte sie über einen der schönen Eisenstühle.

„Wir hätten an der Badestelle abwarten müssen.“ Antonia folgte ihrem Beispiel und zog die Jacke aus. Sie war kleiner und zarter als Rena, aber als Balletttänzerin zäh und durchtrainiert.

„Dort hätten wir aber auch keinen Schutz gehabt. Ich habe gedacht, wir schaffen es noch bis zum Kanuverein. Die Wolken waren doch noch ganz weit entfernt.“

„Der Verein muss in der Nähe sein.“

Rena nickte, dann kramte sie im Seesack und reichte Antonia ein Handtuch und trockene Kleidung. „Du darfst dich nicht erkälten. Du hast doch bald deinen großen Auftritt.“

„Oh Mann, wenn das mein Choreograf hört, feuert der mich.“

„Warum soll er es hören? Und die Erkältung, falls du eine bekommst, kannst du dir auch in der S-Bahn oder im Arztwartezimmer geholt haben.“

„Ich habe nicht vor, krank zu werden.“ Antonia trocknete ihr Gesicht, dann öffnete sie ihren Zopf und rubbelte die langen brünetten Haare gründlich. „Meine Regensachen sind wirklich wasserfest. Ich bin nicht nass geworden, nur die Hände, das Gesicht und die Haare, die aus dem Zopf gerutscht sind. Aber ich hatte Angst, dass wir kentern.“ Sie zog einen Kamm aus der Jackentasche, glättete die Haare und band sie wieder zurück.

Ein Blitz zuckte über den Himmel, direkt vom Donner gefolgt. Die beiden Frauen zuckten zusammen.

„Und ich habe Angst, dass uns ein Blitz erschlägt. Puh, das Gewitter steht noch immer genau über uns.“

Rena zog einen Wollpulli aus dem Seesack und zog ihn über. „Kalt ist es geworden.“

„Ein tolles Anwesen.“ Antonia begutachtete die Holzschnitzereien des Pavillons, dann glitt ihr Blick über den gepflegten Rasen zum Herrenhaus auf dem Hügel. Ein großer, prächtiger Bau mit drei Flügeln. In der Mitte des Erdgeschosses gingen große Glastüren zu einer Terrasse. Direkt am Haus befanden sich Blumenbeete. Zwischen dem Gebäude und dem See standen auf dem Rasen einzelne Bäume. Mehrere Wege führten durch den Park. Auch am Pavillon befanden sich Rosen- und Staudenbeete.

Rena folgte ihrem Blick. „Wow, welcher Millionär wohnt denn hier?“

„Wir sollten lieber wieder aufbrechen. Wir dringen hier einfach in ein fremdes Grundstück ein.“ Antonia wies auf ein Schild am Bootsanleger, da stand: „Privatgrundstück, betreten verboten.“

„Was sollen wir denn sonst machen? Uns vom Blitz erschlagen lassen?“ Rena fuhr sich mit ihren Fingern durch die kurzen honigblonden Haare. Dann packte sie den Proviant aus und legte Vorratsdosen und Thermoskanne auf den gusseisernen Tisch.

„Wir hätten an der Badestelle bleiben sollen.“

„Da hätte ich auch Angst vor dem Gewitter gehabt.“ Rena goss den Tee in die Becher, bevor sie sich auf den Stuhl setzte.

„Und hier?“

„Ich hoffe, das Haus hat einen Blitzableiter und fängt alle Blitze ein. Außerdem sind wir ein Stück vom Wasser und von dem großen Baum entfernt.“ Sie schaute zum Haus und suchte, konnte aber keine Drähte entdecken.

„Ob das wohl reicht?“ Sie schaute misstrauisch zum Wasser, das nur wenige Schritte vom Pavillon entfernt war.

Rena zuckte die Achseln. „Komm, trink lieber Tee.“ Sie reichte Antonia den Becher mit dem dampfenden Tee.

2

„Möchtest du noch eine Tasse?“ Roswitha Gräfin von Rülow hob die Teekanne hoch und schaute ihren Bruder Eginhard Fürst von Salstein auffordern an.

„Danke, gern. Kommst du zur Buchvorstellung oder hast du deinen Frauenabend?“, fragte er, während sie einschenkte.

„Natürlich komme ich, wenn du hier in der Nähe eine Lesung hast. Die Landfrauen können auch einmal auf mich verzichten.“ Sie nahm einen Schluck aus der Meißner Teetasse. Ihr Blick richtete sich in die Ferne. Plötzlich erstarrte ihre Bewegung. „Was ist denn das? Die Leute werden ja immer dreister!“, empörte sie sich.

„Was ist los?“, fragte Eginhard. Er schob sich ein großes Stück Rhabarberkuchen in den Mund. „Hm, köstlich, Gertrud ist wirklich ein Goldstück.“

„Ja, ich muss aufpassen, dass Baronin von Malchow sie uns nicht abwirbt. So eine gute Köchin finden wir so schnell nicht wieder.“ Sie reckte ihren Hals. „Nein, wirklich, jetzt sitzen sie schon in unserem Pavillon und picknicken.“

Eginhard grinste. „Dann musst du deinen bissigen Hund eben draußen lassen.“

„Molly ist nicht bissig.“ Indigniert schaute Roswitha ihren Bruder an.

Der lachte schallend. „Nein, dazu ist er auch gar nicht in der Lage.“

„Und überhaupt, er würde bei dem Wetter krank werden, wenn er draußen wäre.“ Zur Bestätigung krachte ein Donner laut über dem Herrenhaus. Der dicke Mops lag schlafend auf einem Chippendalestuhl und ließ sich nicht stören, sondern schnarchte laut weiter.

„Vielleicht denken das die ungeladenen Gäste ebenso.“ Eginhard verstand seine Schwester nicht. Warum stellte sie sich so an? Wo war das junge, fröhliche Mädchen von einst geblieben? Früher hatte sie sich über die Etikette lustig gemacht und jetzt saß sie geschminkt und im strengen Kostüm zum Nachmittagstee und erwartete von ihm, sich in ein Sakko zu zwängen, statt ungezwungen in einem Pulli daheim herumzulaufen. Dabei erwarteten sie nicht einmal Besuch. Doch so weit ging seine Liebe zu ihr nicht. Privat lief er im Polohemd und in Jeans herum, auch wenn sie sich deswegen ständig stritten.

„Dann sollen sie daheim bleiben. Ich setze mich doch auch nicht in wildfremde Gärten.“ Die Wassersportler, die so manches Mal bei ihnen auf den Rasen Rast machten, waren seit Langem Roswithas Ärgernis.

„Sicher verschwinden sie gleich wieder, wenn das Gewitter vorüber ist.“ Um sie abzulenken, bat er um eine weitere Tasse Tee. Die war eigentlich nicht vorgesehen und die Kanne war leer, daher musste Roswitha nach dem Buttler klingeln und Martin anweisen, neuen Tee zu bringen. Doch so schnell ließ sie sich nicht ablenken. „Eine Unverschämtheit. So ein Pack.“

„Beruhige dich doch. Wir sind nicht draußen und sie können auch nicht zu uns hereinschauen und bis der Rasen trocken ist und Molly wieder hinaus darf, sind sie sicher weg.“ Langsam bereute Eginhard, nach Hause gekommen zu sein. Beim nächsten Mal sollte er sich lieber bei Freunden einquartieren.

„Das glaube ich nicht, die haben doch ihr ganzes Gepäck mitgenommen.“

„Na ja, solange sie kein Zelt aufschlagen und selbst das würde mich nicht stören.“ Eginhard musterte seine ältere Schwester. Ihre einst hübschen Züge waren in den letzten Jahren hart geworden. Sie sah älter aus als achtunddreißig Jahre. Sicher färbte sie ihre blonden Haare längst.

„Dich nicht, du lebst ja auch nicht im Herrenhaus und musst den Dreck nicht wegmachen und zusehen, wie deine sorgfältig gepflegten Rosen zertrampelt werden.“

Eginhard drehte sich um. „Die beiden sind ganz weit weg von deinen Rabatten. Und den Müll, sollte welcher liegen bleiben, sammelt sicher der Gärtner ein.“

„Es ist aber nicht seine Aufgabe, fremden Müll zu entsorgen.“

„Können wir nicht über etwas Erfreulicheres reden? Sonst quartiere ich mich in den nächsten Tagen bei Lars oder bei Raoul ein“, drohte er. Er hatte keine Lust, seine Freizeit von Roswitha verderben zu lassen. „Ich habe eine Lesung bei den Landfrauen geplant. Die Scheune, in der auch die Konzerte stattfinden, ist gut geeignet. Die Zeitung hat schon einen Artikel dazu geschrieben.“ Ausführlich berichtete sie von ihren Aktivitäten und der Begeisterung ihrer Bekannten.

Eginhard beglückwünschte sich dazu, sie auf ein anderes Thema gebracht zu haben. Auch wenn er sich vor einer Woche über ihre Eigenmächtigkeit geärgert hatte. „Ich habe den Artikel gelesen. Aber meinst du nicht, dass die Scheune zu groß ist? So viele werden sicher nicht kommen.“

Roswitha schüttelte den Kopf und lächelte. „Du bist begehrt. Ein gut aussehender Junggeselle, intelligent, gebildet und reich. Die Frauen werden in Scharen kommen. Selbst unsere alten Mitglieder sind ganz wild darauf, dich kennenzulernen.“

Eginhard lachte. „Was hast du denen erzählt? Dass ich auf Suche nach einer Partnerin bin und die Lesung nur der Auswahl der Prinzessinnen gilt?“

„Natürlich nicht. Aber viele werden so denken.“

„Und du hast sie auch ganz bewusst in dem Glauben gelassen.“ Eginhard zog die Augenbrauen verärgert zusammen. Früher waren Roswitha Titel und Adelskronen egal gewesen, aber seit ihr älterer Bruder Friedrich tödlich verunglückt war, fühlte sie sich für den Fortbestand der Familie verantwortlich und drängte ihn, möglichst bald und natürlich standesgemäß zu heiraten.

„Die Einnahmen dienen einem guten Zweck. Wir wollen damit die Kirche sanieren. Sie braucht ein neues Dach und auch die Fassade muss aufgearbeitet werden.“ Als ehemals für den Ort und die Kirche zuständiges Herrscherhaus fühlten sie sich noch immer verpflichtet, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ihren Nachbarn zu helfen.

Sie unterhielten sich eine ganze Weile über den Ablauf der Veranstaltung. Als Roswitha das nächste Mal aufsah, hatte der Regen nachgelassen. Aus dem sintflutartigen Wolkenbruch war ein feiner Landregen geworden. „Jetzt reicht‘s. Das Gewitter ist weg, und die beiden Eindringlinge sollten auch verschwinden.“ Sie stand energisch auf und lief aus dem Raum. Molly schreckte hoch, gähnte, wackelte mit dem Stummelschwanz und folgte ihr trippelnd.

Eginhard schaute seiner Schwester kopfschüttelnd hinterher. Was war aus der früher so lebenslustigen Frau geworden? Hatte sie denn überhaupt kein Verständnis für andere Menschen?

3

Rena rieb Antonias Rücken und Arme. Die Kleine durfte nicht krank werden. Sie hatte in der übernächsten Woche ihren großen Auftritt. Eine Solopartie in der Oper. So eine Chance würde sie so schnell nicht wiedererhalten. Und Rena kannte sie gut genug. Antonia würde auch trainieren und auftreten, wenn sie 40 Grad Fieber hätte. Balletttänzer hatten eine besonders hohe Disziplin. Sie machte sich inzwischen Vorwürfe, nicht rechtzeitig einen Unterschlupf gesucht zu haben. Ja, ihre Freundin überhaupt zu diesem Ausflug überredet zu haben. Aber in den letzten Tagen war das Wetter so schön gewesen und Antonia musste doch einmal auf andere Gedanken gebracht werden. Früher hatten sie in den Schulferien öfter gemeinsame Paddeltouren unternommen. Aber seitdem Antonia ihre Ausbildung an der Ballettschule des Hamburg Ballett gemacht hatte und dann kurz darauf eine Anstellung gefunden hatte, waren gemeinsame Unternehmungen selten geworden. Meistens telefonierten sie nur miteinander. Ab und zu trafen sie sich zum Kaffeetrinken und klönten, aber für sehr viel mehr reichte ihre Zeit nicht aus.

„Willst du nicht doch meinen Wollpulli haben? Der wärmt, selbst wenn er nass ist.“

„Blödsinn!“, Antonia lachte fröhlich. „Mir ist nicht kalt. Ich bin auch nicht nass geworden. Außer an den Händen und im Gesicht. Die Angst war viel größer. Ich hatte Sorgen, dass wir kentern.“

„Ich auch.“ Rena grinste. Ein Bad in dem aufgewühlten Wasser wäre wohl nicht so lustig gewesen. Außerdem hätten sie dann sicher einen Teil ihrer Ausrüstung verloren.

„Dabei sah es heute Morgen noch so gut aus. So schöner Sonnenschein und das Gewitter sollte doch erst in der Nacht kommen.“

„Tja, traue keinem Meteorologen.“ Rena langte in die Plastikdose und nahm sich ein Stück Kuchen. Antonia aß natürlich nur ein paar Karotten- und Gurkenstückchen. Wie konnte ein Mensch von so wenig so große körperliche Leistungen erbringen? Rena brauchte handfestes Essen, sonst fühlte sie sich nicht wohl und war auch nicht leistungsfähig.

„Wir sollten einpacken“, meinte Antonia.

„Klar, sobald es aufhört zu regnen. Da wird es doch schon heller.“ Rena wies auf den hellen Streifen am Himmel.

„Nein, sofort. Wir haben bestimmt gleich die Polizei am Hals.“ Antonia nickte in Richtung Herrenhaus. Rena drehte sich um. Eine in einem eleganten Kostüm gekleidete Frau, zu der die Gummistiefel überhaupt nicht passten, näherte sich ihnen. Sie hielt einen großen Schirm über sich.

„Wie im Film. Da fehlt nur noch der Butler, der den Schirm trägt“, murmelte Rena leise.

„Bitte entfernen Sie sich augenblicklich von unserem Grundstück! Sie haben hier überhaupt nichts verloren“, sagte die Dame gut akzentuiert.

Immerhin ist sie höflich, dachte Rena. In dem Augenblick blitzte es und ein lauter Donner verkündete, dass er irgendwo in der Nähe eingeschlagen hatte.

„Es tut mir leid, dass wir hier einfach so eingedrungen sind. Aber bei dem Unwetter können wir unmöglich auf dem Wasser bleiben“, entschuldigte sich Rena und lächelte. Doch die Frau war gegen ihren Charme immun. Sie drehte sich um und hörte nicht zu.

„Lass uns gehen“, bat Antonia. Sie schloss die Dosen und packte sie in den Seesack.

„Erst, wenn das Gewitter weg ist. Ich bringe mich wegen dieser Tussi doch nicht um.“

„Bitte.“ Antonia klang flehend.

„Nein, kommt nicht in Frage! Die soll sich nicht so anstellen.“ Rena setzte sich auf einen Stuhl und zog demonstrativ ihre Jacke aus.

„Ich will keinen Ärger mit der Polizei.“

„Blödsinn, so dumm wird sie nicht sein. Unterlassene Hilfeleistung, wie peinlich.“ Rena lachte. Sie kramte aus ihrer Tasche eine Packung Kaugummi hervor und bot Antonia welche an.

„Rena, ich kann sie verstehen. Du würdest es auch nicht lustig finden, wenn ständig fremde Leute durch deinen Garten laufen.“ Die großen Rehaugen bettelten die Freundin an, doch an Rena prallte die unausgesprochene Bitte ab.

„Klar, aber bei uns ist es eine eindeutige Notlage.“

„Wir hätten wenigstens unter dem Baum bleiben sollen.“

„Nein, lebensgefährlich. Aber wir hätten zum Schloss laufen und dort um Hilfe bitten müssen.“ Rena lachte. „Aber sicher hätten wir bei denen vergeblich geklingelt.“

„Meinst du, dass die überhaupt eine Klingel haben?“

„Hm.“ Rena kratze ihre linke Hand, wie immer, wenn sie nachdachte. „An der Hintertür bestimmt. Der Postbote muss seine Pakete ja auch irgendwo abgeben können.“

Die beiden lachten. Trotzdem packte Antonia den Seesack erneut zusammen und verschloss ihn.

Der Himmel verdunkelte sich wieder und der Regen wurde heftiger. Es goss in Strömen. Rena war dankbar, dass der Pavillon Glasscheiben hatte. Nur der Eingang war offen und von dort spritzte das Wasser bis zum Tisch.

„Sieht nicht so aus, als ob es heute noch einmal aufklaren würde“, meinte Rena. Warum konnten die Wolken nicht endlich weiterziehen?

Antonia stand ungeduldig am Ausgang und schaute in den Himmel. Erst als Rena ihren Arm um sie legte und sie auf einen Stuhl drückte, setzte sie sich angespannt auf die Stuhlkante, nur um gleich wieder aufzuspringen, als die hochnäsige Frau, sobald der Regen etwas nachließ, wieder angestöckelt kam.

„Sie sind ja noch immer hier. Ich hole jetzt die Polizei. Schließlich ist es Hausfriedensbruch!“, bemerkte sie spitz.

„Uns eine Unterstellmöglichkeit bei Gewitter zu verweigern, ist unterlassene Hilfeleistung! Gehen Sie ruhig zur Polizei. Sicher freut sich ihre regionale Zeitung über einen Artikel mit der Überschrift: „Gutsbesitzer verweigert Hilfe in Notsituation.“

Einen Augenblick starrte die Frau Rena wortlos an. „Dann meinte sie: „Wir werden sehen!“, drehte sich um und ging wieder.

4

„Nee, das darf doch nicht wahr sein. Jetzt bekommt sie auch noch Verstärkung“, rief Rena, die noch immer Antonia an den Schultern festhielt, damit sie nicht hinaus in den Regen stürzte. Aus einer Nebentür an der Seite trat ein Mann heraus, der mit großen, elastischen Schritten näher kam.

„Ich will hier nicht mehr sein. Es ist so peinlich“, stammelte Antonia.

„Klar, aber wir können uns nicht wegzaubern. Aber schau mal, dort wird es hell.“ Rena zeigte in den Westen. Tatsächlich blitzte da ein Stückchen blauer Himmel hervor.

„Das hast du vor einer halben Stunde auch schon gesagt.“ Antonia versuchte, Renas Hand abzuschütteln.

Inzwischen hatte der gut aussehende brünette Mann den Pavillon erreicht. Im Gegensatz zu der Dame des Hauses war er leger gekleidet und trug Jeans und ein rotes Polohemd. Im ersten Augenblick überlegte Rena, ob er ein Angestellter wäre. Doch dann erkannte sie die exklusiven Marken. Nein, ein Butler konnte sich so etwas sicher nicht leisten.

„Entschuldigen Sie, wir wollten bei dem Unwetter nicht auf dem See kentern oder vom Blitz erschlagen werden. Wir gehen gleich, sobald der Regen aufhört.“ Rena schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln, dazu musste sie ihren Kopf in den Nacken legen. Ein ungewohntes Gefühl für sie, da sie sonst eher auf ihre Mitmenschen herabschaute.

Er grinste zurück. „Das habe ich mir gedacht. Ich bin auch schon auf Touren in fremde Grundstücke eingedrungen. Manchmal sogar aus unehrenhafteren Gründen. Einfach weil ich ein schönes Fotomotiv sah.“ Er stellte einen Picknickkorb auf den Tisch. „Wenn Sie mögen, können Sie sich auch bei uns im Haus abtrocknen und aufwärmen.“

Rena sah Antonia erstaunt an. Erst der Anpfiff und jetzt eine Einladung? Langsam wurde ihr unheimlich.

Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, erklärte er: „Entschuldigen Sie bitte, aber wir erleben hier so einiges. Leute, die einfach picknicken und ihre Kinder im Rosenbeet meiner Schwester Fußball spielen lassen.“

Antonia lief rot an. Rena fühlte sich verpflichtet, sich noch einmal zu entschuldigen. „Wir würden normalerweise kein fremdes Grundstück betreten, aber wir wussten nicht, wo wir sonst hinsollten, selbst wenn wir das Gewitter ignoriert hätten, aber der Wind hätte unser Boot kentern lassen.“

Der Mann öffnete den Korb und stellte Teller und Tassen auf den Tisch, dann holte er Kuchen hervor und eine Thermoskanne. „Ich hoffe, Tee ist ihnen recht. Kaffee hätten wir erst kochen müssen.“

„Wir gehen, wir wollen ihre Teestunde nicht stören.“ Rena machte einen Schritt auf den Eingang zu.

„Bleiben Sie bitte. Wir konnten unseren Tee im Warmen genießen, mochten aber bei dem Unwetter nicht hierherlaufen um Sie einzuladen.“ Er lächelte sie gewinnend an.

Rena kniff sich. Die Situation war wirklich irreal. Nein, sie träumte nicht. Es schmerzte und ihre Haut rötete sich.

Ihre Freundin fing sich schneller. „Vielen Dank, aber machen Sie unseretwegen keine Umstände.“

„Nein, nein, wir sind gerade mit Teetrinken fertig, das sind unsere Reste.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, goss er den Tee in die Tassen und legte den Kuchen auf die Teller.

„Wir sind heute Morgen in Eutin gestartet. Mittags haben wir an einer Badestelle Pause gemacht und jetzt wollen wir eigentlich noch bis Preetz zum Kanuverein. Dort steht unser Auto.“ Rena nickte Antonia zu und setzte sich. So eine nette Einladung konnten sie nicht ignorieren, das wäre doch beleidigend.

„Am Ende des Sees müssen Sie sich links halten, da ist die Durchfahrt zur Schwentine. Auf dem Grundstück steht ein Fahnenmast, daran kann man sich orientieren.“ beschrieb der Riese die Strecke. „Legen Sie an der Badestelle an und besichtigen Sie unsere Dorfkirche. Sie ist wirklich sehenswert. Sie enthält ein mittelalterliches Taufbecken und einen schönen Altar.“ Er setzte sich ebenfalls und sie unterhielten sich über die Strecke und erfuhren, dass der See von einem Fischer gepachtet war. „Wenn Sie geräucherten Fisch mögen, dann sollten Sie ihn bei Peter Wolgast kaufen.“ Er beschrieb den Weg zu der Räucherei.

5

Sie unterhielten sich, bis der Himmel wieder blau war, die Sonne schien und die Teekanne leer war. Eginhard fühlte sich zum ersten Mal wohl, seit er vor zwei Wochen nach Hause gekommen war. Die beiden unkomplizierten, gut gelaunten Frauen gefielen ihm.

„Wir müssen unbedingt weiter, sonst kommen wir erst morgen früh nach Hause“, drängte die Blonde schließlich. „Vielen Dank für die nette Bewirtung und die Kirche schauen wir uns noch schnell an.“ Sie bot ihm an, das Geschirr zurückzutragen, doch er lehnte lachend ab. Stattdessen ging er mit ihnen zu ihrem Boot und half ihnen, es ins Wasser zurückzuschieben.

„Wenn Sie wieder einmal hier paddeln, schauen Sie doch einfach vorbei. Links am Haus ist eine Klingel.“ Er zeigte mit dem Finger in die Richtung und hoffte, dass sie sich beim nächsten Ausflug trauten, hier zu halten.

Die beiden Frauen stießen sich vom Bootssteg ab und winkten zum Abschied. Eginhard drehte sich um und holte aus dem Pavillon den Picknickkorb. Die junge, energische Frau mit den blonden Haaren gefiel ihm, jetzt ärgerte er sich, dass er sie nicht nach ihrem Namen und ihrer Telefonnummer gefragt hatte.

„Musst du jeden hergelaufenen Köter füttern“, schalt Roswitha ihn, als er in den Salon zurückkam. Eginhard erinnerte sich an den halb verhungerten Hund, den er als Kind nach Hause mitgenommen und aufgepäppelt hatte. Leider dankte das Tier es ihm, indem er die Hühner dezimierte. Alle Erziehungsversuche halfen nichts, schließlich nahm der Gärtner ihn in seine Obhut, da er keine Kleintiere besaß und der Hund bei ihm seinen Jagdtrieb nicht ausleben konnte.

„Du kannst die beiden sympathischen jungen Frauen wohl kaum mit meinem kleinen Straßenhund vergleichen.“ Er trat ans Fenster und schaute hinaus. Die Sonne verdrängte inzwischen die Wolken. Dadurch stieg von dem Rasen Dunst auf. Von den beiden Frauen war nichts mehr zu sehen.

„Aber dein gutes Herz war schon damals größer als deine Vernunft.“

Eginhard drehte sich zu ihr um. „Das ist das Beste an mir, und das will ich mir erhalten.“

„Schwäche ist es. Jeder nutzt es aus.“ Roswitha schob ihre Augenbrauen zusammen, sodass sich dazwischen eine tiefe Falte bildete.

„Auf meinen Reisen hat es mir schon große Dienste geleistet, weil die Menschen freundlich sind, wenn ich herzlich und offen auf sie zugehe. Viele meiner Bilder hätte ich nie machen können, wenn mir die Einheimischen nicht geholfen hätten.“ Gern erinnerte er sich an interessante Begegnungen seiner Reisen. An die Hilfe und Gastfreundschaft der Einheimischen.

„Klar, du bist ein berühmter Fotograf. Aber leben tust du von den Einkünften des Gutes. Mit deinen Bildern machst du doch kein Geld.“

Es klang verächtlich. Eginhard vermutete, dass es Neid war. Roswitha hatte nach dem Studium nie als Historikerin gearbeitet, dabei hatte ihr Professor sie so geschätzt und ihr eine Stelle als Assistentin angeboten. „Oh, eigentlich war ich in den letzten fünf Jahren sehr zufrieden. Ich habe einige Fotos, wie du weißt, an gut zahlende Magazine verkauft.“

„In deine Bücher hast du so viel Arbeit gesteckt, aber sie verkaufen sich nur schlecht.“ Sie reichte ihm ein Plakat.

„Dann musst du eben bei deinen Landfrauen weiter Werbung machen. Aber wenn ich die Verwaltung des Guts übernommen hätte, könntest du jetzt nicht mit Bruno hier wohnen.“ Flüchtig schaute er auf das Plakat. Roswitha scheute wirklich keine Mühen und Kosten, um für seinen Vortrag Zuhörer zu gewinnen.

„In diesem kalten zugigen Schloss. Duschen ist nur etwas für harte Leute bei uns. Bis das Wasser warm ist, ist schon Mittag.“

Sie schwiegen sich eine Weile an. Dann setzte sie noch eins obendrauf. „Musstest du diesen wildfremden frechen Frauen auch noch Kaffee und Kuchen bringen?“

„Tee und Kuchen“, verbesserte Eginhard. „Klar, ich musste uns doch entschuldigen. Oder würdest du dich über einen Zeitungsartikel über unterlassene Hilfeleistung freuen?“

„Das wäre eine Verleumdung!“, erwiderte sie eisig.

„Wirklich?“ Er setzte sich auf eine Sessellehne, wohl wissend, dass Roswitha sich darüber ärgerte.

„Du bekommst es nie mit, wenn an schönen Sonnentagen die Ausflügler hier einfallen und wir nicht einmal auf der Terrasse oder im Pavillon sitzen können. Oder wenn die Kinder durch den Park toben und meine Rabatten zertrampeln. Manchmal machen sie sogar ihre Geschäfte in meinen Beeten.“ Vor Ärger färbte sich ihr Hals rot.

„Ach, Roswitha“, stöhnte Eginhard, „wenn es hier so schrecklich ist, dann zieht doch um. Baut euch ein modernes, pflegeleichtes Haus, ohne Zugluft und zu schwacher Heizung, ganz nach deinen Wünschen.“

„Das geht nicht, Bruno muss doch auf dem Gut leben. Er muss Tag und Nacht erreichbar sein.“

„Im Zeitalter des Handys ist er das auch, wenn er etwas weiter weg wohnen würde. Es müssen ja nicht gleich hundert Kilometer sein.“ Er überlegte. „Oder zieht in das alte Gärtnerhaus, das lässt sich sicher sanieren und nach euren Wünschen umbauen. Es ist kleiner und leichter zu pflegen.“

„Das Schloss muss bewohnt bleiben, sonst verkommt es“, hielt sie ihm entgegen. Ihr konnte niemand es recht machen. Wieder einmal bemitleidete Eginhard seinen Schwager Bruno, der ihre Launen mit stoischer Ruhe ertrug. „Roswitha, du musst zwischen einem Notfall und echter Rücksichtslosigkeit unterscheiden. Den beiden Frauen war ihre Situation sichtlich unangenehm. Sie haben sich mehrmals für die Belästigung entschuldigt.“

„Hätten sie dann nicht wenigstens unter dem Baum stehen bleiben können?“ Roswitha blieb stur und uneinsichtig.

„Nein, es wird immer wieder gewarnt, unter Bäumen Schutz zu suchen. Im Gegenteil, wir hätten sie ins Haus bitten müssen, der Pavillon bietet bestimmt keinen Schutz vor einem Blitzeinschlag in der Nähe.“ Um das Thema endlich zu beenden, fragte er sie nach dem Vortrag in der Scheune aus.

6

„Wo sollen bloß die vielen Bücher hin?“, fragte Antonia.

„Nach hinten ins Büro“, meinte Rena und schleppte einen Buchstapel ins Büro. Antonia folgte ihr. Auf dem Schreibtisch standen Gläser, davor auf dem Fußboden ein Kasten mit Wasser und Saft. Daneben befanden sich ein paar Flaschen Sekt. Die Bücher legte sie auf den Fußboden vor dem Regal mit den Ordnern.

Zwei hilfsbereite Freunde fingen schon an, den Tisch mit den Ferienbüchern und Reiseführern zur Seite zu rücken, dadurch entstand in der Mitte Platz für Stühle. Der Laden war für Aktionen wirklich zu klein, aber für den Gemeindesaal hätte sie Miete zahlen müssen und mit so vielen Besuchern rechnete sie nicht. Vorsichtshalber hatte Rena ein paar Freunde gebeten zu kommen. Bei der letzten Lesung waren nur zwei Gäste gekommen. Es war zwar eine nette Veranstaltung gewesen, der Autor hatte es mit Humor genommen und es sehr persönlich gemacht, nur kurz gelesen und anschließend geduldig unzählige Fragen beantwortet, aber Rena war auf ihren Kosten sitzen geblieben. Dabei hatte die Zeitung vorher einen kleinen Artikel über die Veranstaltung gebracht und sie hatte ein großes Plakat ins Schaufenster geklebt.

Endlich standen die geliehenen Stühle im Halbkreis vor der Bücherwand. Für den Fotografen gab es ein kleines Pult mit Leselampe und - da es ein Bildband war - mit einem Beamer. Die Ständer vor der Wand hatten sie ebenfalls ins Büro gerückt. Jetzt kamen sie kaum noch an die Häppchen und Getränke heran, doch die sollten nachher sowieso auf dem Kassentresen stehen. Die Fläche hinter der Kasse hatte sie bereits am Nachmittag mit den Büchern des Fotografen und ähnlichen Bildbänden dekoriert.

„Wie läuft dein Laden überhaupt?“, fragte Antonia. Rena hatte sich mit einer Kollegin vor einem Jahr selbständig gemacht. Bisher arbeiteten sie sehr viel, hatten aber durch den Besitzerwechsel einige Stammkunden verloren.

„Besser, wir haben uns eine neue Homepage geleistet, hat zwar etwas Geld gekostet, aber jetzt verkaufen wir auch über das Internet. Viele Bestellungen erreichen uns per Mail. Das war eine gute Investition. Und wir leben von den Schulbüchern. Ohne das Schulzentrum nebenan hätte ich mich auch nicht in die Selbständigkeit getraut.“ Rena rückte noch einmal ein paar Bücher hin und her, bis ihr die Dekoration wirklich gefiel.

„Ja, das sagtest du schon. Vielleicht solltest du Lesungen für Kinder anbieten.“ Antonia stellte einen kleinen Teddy, der sonst an der Kasse stand, ins Regal mit den Bilderbüchern.

„Die sind tagsüber, da ist der Laden geöffnet.“ Sie rückte die Ständer mit den Taschenbüchern dichter aneinander, damit Platz für einen weiteren Stuhl entstand.

„Oder am Sonntagvormittag? Papa geht mit dem Kind hierher und Mama kann ausschlafen?“ Antonia zog ein Bilderbuch aus dem Fach. „Das hatte ich auch, mein Lieblingsbuch.“

„Hm, wäre vielleicht etwas für den Winter. Mit guten Räumen könnte man natürlich auch einen Kinderkochkurs machen oder basteln, aber dafür sind unser Räume zu klein.“ Rena war immer auf der Suche nach neuen, erfolgversprechenden Ideen.

Antonia nickte. „Wolltest du nicht sowieso in den Gemeindesaal ausweichen?“

„Zu teuer. Und wenn wieder so viele Besucher wie beim letzten Mal kommen, wäre es auch zu ungemütlich.“ Sie schaute auf die Uhr. Noch eine Dreiviertelstunde. Bald würden wohl schon die ersten Gäste erscheinen. Hoffentlich war der Fotograf pünktlich.

Antonia lachte. „Wir sind ja schon zu viert.“

Eine Fremde betrat den Laden. Rena schluckte. Die Frau von der Paddeltour. Diesmal im Designerkleid. Etwas overdressed für eine Lesung. Rena fasste sich und wollte auf sie zutreten, doch Antonia hatte sie schon brav angesprochen: „Wollen Sie zur Lesung? Ich verkaufe die Eintrittskarten.“

„Ich gehöre zum Autor.“

Antonia schaute hilfesuchend zu Rena. Die nickte, der Autor hatte zwei Bekannte angekündigt und da sie gähnende Leere befürchtete, hatte sie natürlich zugesagt. Also wies Antonia auf einen Stuhl in der ersten Reihe.

Einen Augenblick später betrat der Mann vom Herrenhaus den Laden. Diesmal in Jeans und karierten Hemd. Er nickte der Frau im Designerkleid zu, dann kam er auf Rena zu. „Guten Abend. Sie sind Frau Schöffe? Ich bin John Stein.“ Er hielt ihr die Hand hin.

Sie schüttelte seine Hand. „Ich freue mich auf die Veranstaltung. Leider habe ich nicht so viele Karten verkauft. Ich hoffe, es kommen noch ein paar Interessierte.“

Er schaute ihr intensiv in die Augen. Wie kam er mit seinen dunkelbraunen Haaren zu so unverschämt leuchtend blauen Augen? Ihr Bauch kribbelte. Am liebsten wäre sie ihm mit ihren Händen durch seine vollen Haare gefahren. Doch sie riss sich zusammen und lächelte ihn nur an und führte ihn zum Pult.

„Sie können Ihren Laptop an den Beamer anschließen. Leider kenne ich mich nicht damit aus, doch mein Bekannter hilft Ihnen sicher.“ Sie drehte sich um und winkte Max heran.

Noch bevor er kam, meinte Stein: „Wir kennen uns doch.“ Dann schlug er sich mit der Hand an die Stirn. „Die Paddlerin, natürlich, ich habe Sie nicht gleich erkannt.“

„Kein Wunder, wir waren auch etwas nass.“ Sie grinste.

„Wie die Ratten. Aber Sie wollten nicht hereinkommen. Hoffentlich haben Sie sich nicht erkältet.“

„Nein, alles gut gegangen.“ Sie lachte. Warum hatte sie ihn nicht schon im Pavillon erkannt? Schließlich hatte sie sein Foto oft genug in den letzten Wochen gesehen. „Es tut mir noch immer leid, dass wir in Ihr Grundstück eingedrungen sind. Aber wir wollten nicht vom Blitz erschlagen werden.“

„Nein, das war schon in Ordnung. Sonst würde die Buchvorstellung womöglich heute nicht stattfinden. Oder ich müsste den Vortrag beim Bestatter durchführen.“ Er grinste frech, dann wurde er wieder ernst. „Aber Sie hätten klingeln sollen, dann hätten Sie nicht im Kalten warten müssen. So ein Unwetter. So heftig habe ich es schon lange nicht mehr erlebt. Sogar unser Keller war vollgelaufen.“

Als Antonia jetzt ein Buch hochkant auf das Regal stellte, sah Rena sein Foto. Dort trug er lange Haare und einen Vollbart.

John Stein folgte ihrem Blick. „Die Aufnahme ist schon etwas älter und stammt vom Ende der Gobi-Tour. Ich war während der gesamten Zeit nicht beim Frisör und sah dementsprechend aus.“

Während sie sich unterhielten, waren einzelne Gäste gekommen. Gerade als er mit seinem Vortrag anfangen wollte, strömte eine größere Gruppe Jugendlicher in den Laden. Rena kannte ein paar von ihnen. Sie kauften regelmäßig ihre Schulbücher bei ihr.

„Unser Erdkundelehrer hat gesagt, wir sollen heute hierher gehen. Wenn wir morgen seine Fragen beantworten können, gibt er jeden einen Punkt mehr im Zeugnis.“

Renas Blick traf den von John Stein. Das hätte sie nicht tun sollen. Seine Augen funkelten gefährlich, sodass sie nur mit Mühen ihr Lachen unterdrücken konnte.

John Stein ließ seine Power-Point-Präsentation ablaufen. Er erzählte von Land und Leuten und flocht viel Wissenswertes ein. Rena vermutete, dass er mehr erwähnte, als er geplant hatte, damit die Schüler morgen ihren Lehrer überzeugen konnten. Mehrmals erwähnte er die Ländernamen und ihre Hauptstädte. Dazu erklärte er die klimatischen Bedingungen, die die Wüste und Steppe bedingten und sogar Flora und Fauna flocht er geschickt ein. Daher brauchte er auch eine halbe Stunde länger als vorgesehen, dabei hatte er nicht einmal die geplante Pause gemacht.

„Haben Sie noch Fragen?“, schloss er endlich.

Ein Mann wollte wissen, welche Reisebüros solche Reisen anboten. „Ich habe meine Reise selbst organisiert, aber es gibt ein paar Reiseveranstalter, die Reisen in die Mongolei, nach China oder nach Sibirien anbieten.“

„Können Sie von Ihren Büchern leben?“, fragte ein Junge.

John grinste. Das interessierte den Lehrer bestimmt weniger. „Nein, nur wenn ich fleißig Vorträge halte. Aber ich bin Fotograf und verkaufe meine Bilder an Zeitschriften. Die Bücher sind ein Nebenprodukt, weil ich noch so viele schöne Fotos übrig hatte.“

Als keiner mehr Fragen stellte, meinte er: „Gut, dann habe ich Fragen an euch.“ Während Rena mit ihren Helfern schnell die Schnittchen und Getränke holte, fragte er die Jugendlichen ab. Da er keinen bestimmten ansprach, wussten immer einer die Antwort und die Kids waren mit ihrem Wissen sehr zufrieden. Zumal sie auch noch bewirtet wurden. Im Gegensatz zu den Erwachsenen langten sie herzhaft zu und die Platten leerten sich im Nu.

Nebenbei verkaufte Rena seine Bücher und John schrieb Autogramme und Widmungen in die Bücher.

Es war schon elf Uhr, als Rena den Laden endlich abschloss.

„Eigentlich hatte ich Sekt für uns vorgesehen. Kann ich Ihnen ein Glas anbieten?“, fragte sie. Antonia wartet die Antwort nicht ab, sondern holte die Gläser und die Flaschen und Max öffnete sie und schenkte ein.

Sie saßen noch lange beisammen und unterhielten sich. Schließlich halfen ihr alle, selbst John Stein und seine Schwester, den Laden für den nächsten Tag wieder umzubauen.

7

„Ich muss heute mit dem Schäfer sprechen, er will seine Schafe auf die Weide am Moor bringen.“ Bruno faltete die Zeitung zusammen und nahm noch einen Schluck aus der Kaffeetasse.

„Muss es zum Sonnabend sein?“ Roswitha schaute ihn missmutig an. Die Morgensonne brach sich glitzernd im Kristallleuchter des kleinen Salons. An der Wand leuchteten die Regenbogenfarben.

„Das dauert nicht lange, aber er ist immer so schlecht zu erreichen und diesmal kann er nicht über die Felder am Waldrand laufen. Er muss den Feldweg nehmen.“

„Das kann ihm doch auch Peter sagen.“ Roswitha bückte sich und fütterte Molly mit einem Käsestück.

„Peter hat ein freies Wochenende. Seine Schwiegereltern haben Goldene Hochzeit.“ Bruno schob seinen Stuhl zurück und erhob sich.

„Wann bist du zurück? Wir wollten an die See fahren. Viktoria und Philipp haben uns zu einer Bootstour eingeladen.“ Sehnsüchtig schaute sie zum Fenster hinaus. Sicher würde es der schönste Tag des Sommers werden. Und ihre Freunde hatte sie auch schon lange nicht mehr gesehen.

„Das ist im Sommer immer sehr schwierig, das weißt du doch.“ Bruno sprach so, als wäre sie ein kleines Kind, was sie keineswegs beruhigte.

„Ausgerechnet heute. Wenn es wenigstens unser eigenes Gut wäre.“ Sie seufzte laut.

„Schatz, du wusstest, dass ich mittellos bin.“ Bruno lächelte sie entschuldigend an.

„Ja, aber damals war alles ganz anders. Mit Friedrich hättest du dir die Arbeit geteilt und wir hätten ab und zu Urlaub machen können.“ Traurig dachte sie an ihren geliebten großen Bruder, den sie so bewundert hatte.

„Ach, und die Kreuzfahrt im letzten Jahr und die Rundreise durch Südafrika vor zwei Jahren waren kein Urlaub?“ Sein Lächeln verschwand, als er auf die Fotos, die an der Wand über der Kommode hingen, zeigte. Auf einem standen sie vor dem Tafelberg, auf dem anderen an der Reling des Luxusliners, im Hintergrund war eine Karibikinsel zu sehen.

„Nein, nein, natürlich waren es Urlaube. Aber wir kommen nur im Winter weg. Nie im Sommer. Und was ist, wenn Eginhard sich jetzt fest an diese unmögliche Person bindet?“ Sie hob Molly hoch und kraulte sie.

„Du wolltest doch immer, dass er heiratet. Warum soll er also keine Freundin haben?“ Er schüttelte den Kopf.

„Aber doch nicht diese Person. Eginhard ist Fürst. Er kann sich in den höchsten Kreisen umschauen. Stattdessen lacht er sich ein Aschenputtel an.“ Molly leckte ihre Hand, dann versuchte sie an das Gesicht zu gelangen. Deshalb setzte Roswitha sie wieder auf den Fußboden.

„Ich bin auch kein Fürst“, erinnerte Bruno sie.

„Nein, aber du bist doch wenigstens ein Graf.“ Molly schaute sie erwartungsvoll an und wedelte sachte mit dem Stummelschwanz.

Bruno lachte. „Tja, meine Liebe, etwas Besseres hast du eben nicht abbekommen.“

Roswitha lief rot an. „So habe ich es gar nicht gemeint, Bruno.“ Sie griff nach seiner Hand, aber er entzog sie ihr.

„So klang es aber.“

„Deine Familie ist uralt und sehr angesehen.“ Molly bellte, doch Roswitha beachtete sie jetzt nicht.

„Klar, und mein Bruder hat sogar ein Schloss. Nur leider bin ich der jüngere Sohn.“ Er zuckte bedauernd die Schultern, bevor er fortfuhr: „Aber ich bin froh, nicht Karls Sorgen zu haben, das Schloss wird ihn noch ruinieren mit den Instandhaltungskosten.“

„Wir wohnen hier sehr schön.“ Mit leuchtenden Augen schaute Roswitha sich im Raum um. Sie liebte ihr Vaterhaus.

„Wirklich? Du bist in letzter Zeit so unzufrieden.“ Bruno musterte sie prüfend.

„Es ist mein Elternhaus und Friedrich hatte mir versprochen, dass ich immer hier wohnen könnte.“

„Tun wir doch auch.“

„Ja, aber wenn Eginhard heiratet? Dann will er sicher hier wohnen?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, mit dieser impertinenten Person unter einem Dach zu leben.

„Dann bauen wir uns eben ein Haus in der Nähe. Du schimpfst dauern, wie unbequem dieser große Kasten ist.“

Diese Männer, mussten sie einen ständig missverstehen? „Genau das hat Eginhard neulich auch gesagt, deshalb denke ich, er will uns raushaben.“

„Na, wenn du über die Heizung und die Fenster und die Warmwasserleitungen geschimpft hast, kann ich ihn verstehen.“ Er schüttelte den Kopf und machte einen Schritt zur Tür.

„Nein, habe ich überhaupt nicht.“

„Wirklich? Oder über die Ausflügler, die deine Rosen zertrampeln?“ Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl, aber nur auf die äußere Kante, sodass er jederzeit schnell wegkam.

„Dagegen sollten wir auch etwas unternehmen.“ Jetzt klang sie so energisch wie gewohnt.

„Dann solltest du lieber Rottweiler züchten, statt Möpse.“

„Die sind so hässlich. Ich bin doch kein Zuhälter.“ Roswitha rümpfte ihre Nase über diese Zumutung.

„Was weißt du von Zuhältern?“ Bruno lachte leise. Um seine Augen bildeten sich unzählige kleine Fältchen.

Roswitha zuckte die Achseln. „Ich kenne keinen, wenn du das meinst.“

Jetzt lachte Bruno laut. Er faltete die Zeitung noch kleiner und steckte sie in seine Jackentasche, dann stand er auf und gab Roswitha einen Kuss auf die Wange. „Mach dir keine Sorgen. Das Schloss ist so groß, dass auch zwei Familien hier wohnen können, ohne sich ständig zu begegnen. Oder wir bauen wirklich in der Nähe etwas Modernes mit schönen, gleichmäßigen Warmwasser und Zimmern, die auch bei Schneesturm 20 Grad haben.“ Er knöpfte sein Tweedsakko zu. Der Knopf spannte etwas. Er hatte in letzter Zeit zugenommen und einen Bauch bekommen. Das Alter forderte seinen Tribut, nicht nur in der Taille, sondern auch auf dem Haupt, auf dem die Haare immer spärlicher wurden. „Fahr doch alleine und grüße Viktoria und Philipp von mir.“ Mit großen Schritten ging er zur Tür.

„Bruno!“

Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um.

„Ich habe mich gleich in dich verliebt, als wir uns auf Julias Hochzeit kennengelernt haben.“ Normalerweise sprach sie nicht über ihre Gefühle, doch plötzlich hatte sie Angst, dass Bruno sie verlassen würde. Er wünschte sich doch auch Kinder und wenn sie dazu ständig nörgelte ...

8

„Ja, natürlich habe ich Interesse an weiteren Lesungen. Wenn du deine Kollegen dazu überredest, mich zu engagieren, freue ich mich.“ Eginhard stand in der Halle und telefonierte. Er ärgerte sich schon seit Jahren über diesen unmöglichen Platz für ein Telefon. Aber Roswitha wollte die kostbare historische Tapete nicht durch das Verlegen eines weiteren Kabels beschädigen lassen. Zum Glück wohnte Eginhard in dem Westflügel, den schon sein Großvater modernisiert hatte. Sonst würden sie sicher auch dort noch mit Kachelöfen heizen und die Räume mit Kerzen beleuchten. So aber besaß er ein ziemlich altmodisches Bad, elektrisches Licht, ein Tastentelefon und Internet. An der Ausstattung aus den 50er und 60er Jahren störte er sich nicht, da er nur selten im Schloss war. Das Internet war allerdings für seine Arbeit wichtig. Und zum Telefonieren benutzte er normalerweise sein Smartphone und nicht den Apparat mit Wählscheibe. Der stand eigentlich nur für Notfälle in der Halle.

Rena unterbreitete ihm ein paar Vorschläge. Sie kannte eine Reihe Buchhändler und Bibliothekare und hatte sie auf Vorträge angesprochen. Da Eginhard eine Weile daheim war, bis seine nächste Reise geplant war, freute er sich über ihr Engagement. Rena gefiel ihm, schon der Gedanke an sie, löste ein Kribbeln in seinem Bauch aus.