Prinz Hardy lässt sich nicht erpressen: Fürstenroman - Eva Joachimsen - E-Book

Prinz Hardy lässt sich nicht erpressen: Fürstenroman E-Book

Eva Joachimsen

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Beschreibung

Fürstenroman von Eva Joachimsen Der Umfang dieses Buchs entspricht 112 Taschenbuchseiten. Prinz Hardy von Barup kümmert sich aus Pflichtgefühl um seinen Großonkel, den Fürsten Friedrich von Barup. Der alte Herr ist unleidlich und vergrault nicht nur Verwandte und Bekannte sondern auch das Personal. Unglücklicherweise nimmt er keine Rücksicht auf seine angespannte finanzielle Lage. Seine Erben setzt er mit der Drohung, den Anlageberater Kevin Berthold zu adoptieren, wenn sie sich nicht besser um ihn kümmern, unter Druck. Ausgerechnet Hardys attraktive Kollegin Emma Fröhlich ist die Partnerin des berechnenden Kevin Berthold.

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Eva Joachimsen

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Inhaltsverzeichnis

Prinz Hardy lässt sich nicht erpressen: Fürstenroman

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Prinz Hardy lässt sich nicht erpressen: Fürstenroman

Fürstenroman von Eva Joachimsen

Der Umfang dieses Buchs entspricht 112 Taschenbuchseiten.

Prinz Hardy von Barup kümmert sich aus Pflichtgefühl um seinen Großonkel, den Fürsten Friedrich von Barup. Der alte Herr ist unleidlich und vergrault nicht nur Verwandte und Bekannte sondern auch das Personal. Unglücklicherweise nimmt er keine Rücksicht auf seine angespannte finanzielle Lage. Seine Erben setzt er mit der Drohung, den Anlageberater Kevin Berthold zu adoptieren, wenn sie sich nicht besser um ihn kümmern, unter Druck. Ausgerechnet Hardys attraktive Kollegin Emma Fröhlich ist die Partnerin des berechnenden Kevin Berthold.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Prinz Eberhard Martin von Barup, genannt Hardy, fuhr mit seinem spritsparenden Fiat 500 über den holprigen Feldweg. Die Zeitschrift, für die er als Freiberufler ab und zu Artikel schrieb, hatte ihm eine Reportage über den neuen großen Biohof in Mecklenburg-Vorpommern in Auftrag gegeben. Besorgt musterte er den Weg und versuchte, den größten Schlaglöchern auszuweichen. Er ärgerte sich, dass er nicht seinen Jeep genommen hatte. Wer konnte auch ahnen, dass der Hof keine vernünftige Straßenanbindung besaß?

Endlich sah er ein heruntergekommenes Herrenhaus hinter Büschen auftauchen. Wohnte der Landwirt etwa wirklich in dieser Ruine? Hardy schmerzte der Anblick, so ein schöner Renaissancebau, aber seiner Einschätzung nach war das Gebäude nicht mehr zu retten. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie teuer schon der alltägliche Unterhalt eines denkmalgeschützten Gebäudes war. Eine aufwändige Restaurierung war für einen normalen Gutsbesitzer nicht zu finanzieren.

Nach vorsichtiger Fahrt durch weitere Schlaglöcher erreicht er die Gebäude. Stall und Scheune waren in einem brauchbaren Zustand. Im Hintergrund stand ein kleines Schwedenhaus. Sicher wohnte der Landwirt darin und nicht im Gutshaus mit fließend Wasser durchs Dach.

Der Platz vor den Gebäuden war mit Schotter befestigt, und er stellte sein Auto neben zwei weiteren Wagen ab. Vorsichtshalber zog er gleich seine Gummistiefel aus dem Kofferraum an. Dann stapfte er los. In der Scheune wurde er fündig. Ein grauhaariger, stämmiger Mann unterhielt sich mit einer schlanken, langbeinigen Schönheit, die so gar nicht aufs Land gehörte. Sie trug eine enge Jeans, ein knappes Shirt, bunte Gummistiefel und hielt in ihren Händen einen Regenschirm.

„Guten Tag, sind Sie Herr Lohmann? Ich bin Hardy Barup.“ Und als sein Gegenüber nickte, meinte er: „Wir haben einen Termin vereinbart.“

„Ja, schön, dass Sie hergefunden haben.“ Er reichte ihm seine schwielige Hand. „Und das ist Frau Fröhlich von der Naturschutzorganisation.“

Erstaunt musterte Hardy die junge Frau. Sie wirkte nicht sehr bodenständig und naturverbunden mit ihrem städtischen Äußeren. Besser hätte sie mit ihrem langen roten Haar und den grünen Katzenaugen auf die Titelseite einer Illustrierten gepasst. Außerdem war er ihr noch nie begegnet, was ihn verwunderte, da er häufig mit der Naturschutzorganisation Kontakt hatte. Er lächelte und nickte ihr zu. Befremdet bemerkte er, dass sie sein Lächeln nicht erwiderte.

„Am besten führe ich Sie herum und erzähle von uns“, meinte Herr Lohmann ruhig und setzte sich in Bewegung. „Bisher habe ich den Betrieb konventionell geführt, aber mein Sohn will den Hof nur übernehmen, wenn wir ihn auf Biobetrieb umstellen. Ich mache mir Sorgen, dass wir den Übergang finanziell nicht überstehen. Aber er hat recht, unsere Möglichkeiten, auf konventionellem Weg Geld zu verdienen sind begrenzt, zudem setzen uns die neuen Auflagen sehr zu.“

„Sie liegen in der norddeutschen Tiefebene, wenn der Meeresspiegel weiter steigt, können Sie hier Fische fangen“, erklärte die junge Frau vehement.

Lohmann und Hardy schauten sich an. Lohmann zog die Augenbrauen hoch, Hardy bemühte sich, seine Gesichtsmuskeln nicht entgleisen zu lassen.

„Wir versuchen schon, umweltbewusst zu leben. Wir haben vor zehn Jahren eine Biogasanlage errichtet, außerdem sind unsere Dächer mit Solarmodule ausgestattet. Für Waschmaschine und Toilette verwenden wir Grauwasser. Aber wir können die Welt allein nicht retten und müssen auch noch von unserer Arbeit leben können.“

Da Lohmann sich gut selbst verteidigen konnte, hielt Hardy lieber den Mund, bevor es zu einem Streit kam. Das Mädchen schien gerade mit Idealen von der Uni zu kommen und hatte von der Praxis keine Ahnung.

Lohmann führte sie zu einer kleinen Anhöhe und zeigte auf sein Land. „Wir haben die Hochleistungskühe abgeschafft und halten jetzt zwei robuste Rassen. Aber ob es sich bezahlt macht, müssen wir noch abwarten. Wir versuchen, das Fleisch direkt an Restaurants zu vermarkten. Wir haben Weiden und bauen eigenes Viehfutter an.“ Dabei wies er auf einige Felder zur rechten Hand.

„Warum haben Sie keine Baumreihen dazwischen? Die würden das Wasser im Boden halten und Wildtieren Unterschlupf bieten.“

„Mit unseren Maschinen können wir kleine Felder nicht bewirtschaften. Ich habe da hinten ein Wäldchen angelegt und mein Sohn möchte am Haus eine Streuobstwiese pflanzen. Die lohnt sich wirtschaftlich natürlich nicht. Aber meine Schwiegertochter meint, Obst, Marmelade und Eier könnte sie in einem Hofladen gut verkaufen.“

Frau Fröhlich nickte zustimmend, während Hardy die Stirn runzelte. „Wo soll denn der Hofladen hin?“

„Tja, das ist halt das Problem, entweder wir vermarkten auf Wochenmärkten, oder wir mieten einen Laden in der Stadt an, oder wir beliefern andere Hofläden, die günstiger liegen.“

„Das heißt, das ist noch nicht richtig durchdacht“, murmelte Hardy.

„Das ist doch eine tolle Idee“, entfuhr es der jungen Frau.

Lohmann grinste. „Bis die Bäume gepflanzt sind und Früchte tragen, ist die Idee vielleicht ausgereift. Momentan weiden in dem ehemaligen Park nur ein paar Moorschnucken.“

„Ihr entwässertes Moor interessiert mich besonders“, erklärte Hardy. Er zeigte nach links. „Sie wollen es wiedervernässen?“

Lohmann schüttelte den Kopf. „Man ist an uns herangetreten, aber wir brauchen das Land, wir können es nicht einfach aufgeben.“

„Aber ohne die Wiedervernässung der Moore können wir den CO² Ausstoß nicht senken, denken Sie an Ihre Enkel“, meinte Fröhlich enthusiastisch.

Hardy schüttelte nur den Kopf. „Wissen Sie, wie viel Prozent unseres Landes ehemalige Moore sind? – Wie sollen die Bauern entschädigt werden? So viele Ländereien stehen nicht zum Tausch zur Verfügung. Oder sollen die Leute alle in der Altenpflege arbeiten? Woher bekommen wir dann unsere Lebensmittel? Nein, so einfach ist das nicht.“

„Wir sind mit einem Moorberater im Gespräch, wir wären auf einem Teil der Fläche mit dem Anheben des Wasserspiegels einverstanden. Wir bräuchten dann nur eine sinnvolle Nutzung der feuchten Wiesen.“

„An was haben Sie gedacht?“

„Reet oder Moose scheiden aus, da müsste es vernünftige Produkte geben und eine ausgereifte Anbaumethode. Vielleicht können wir Wasserbüffel halten.“

„Ihr Berater hat Ihnen sicher schon Modellversuche genannt. Ich habe einen Bekannten, der in Donaumoos Büffel hält. Wenn Sie möchten, stelle ich den Kontakt zwischen Ihnen her.“

„Sehr gern.“ Lohmann nickte zustimmend. „Auf der kleinen Moorfläche dahinten halten wir ein paar Moorschnucken, vielleicht kommen noch Moorziegen dazu. Falls der Hofladen meiner Schwiegertochter kein Strohfeuer ist.“

„Mit einer eigenen Käserei?“, fragte Fröhlich.

„Wir können nicht alles auf einmal machen. Vielleicht können wir jemand anderem die Ziegenmilch liefern oder das Ziegenfleisch. Ich habe noch keine Ahnung, was man mit Moorziegen wirklich machen kann.“

Sie liefen noch eine Weile herum und schauten sich das Land an. Während Fröhlich beschwingt und naiv alles Mögliche vorschlug. Aber die beiden Männer gingen nicht auf ihre Ideen ein.

„Planen Sie etwas mit dem Herrenhaus?“, fragte Hardy.

Lohmann schüttelte den Kopf. „Ich hatte, als wir damals das Land gekauft haben, gehofft, dass wir das Gebäude sanieren und Appartements vermieten können. Aber dazu hat uns immer das Geld gefehlt, außerdem liegen wir ungünstig. Die See ist zu weit weg.“

„Ein Wellnesshotel!“, schlug Fröhlich vor.

„Gibt es in der Nähe schon zwei, eins wechselt öfter den Besitzer, es lohnt sich nicht.“

„Flüchtlinge.“

„Dann würde ich regelmäßige Mieteinnahmen haben. Aber dazu müsste das Gebäude auch schon bewohnbar sein. Das kleine Schwedenhaus haben wir damals hingestellt, um erst einmal ein Dach über den Kopf zu haben, inzwischen ist es unser festes Domizil geworden.“

Lohmann entdeckte eine Kuh, die sich verletzt hatte und fragte, ob die beiden den Weg allein zurückfinden könnten, damit er sich um das Tier kümmern könne.

„Soll ich Ihnen helfen?“, bot Hardy an. Doch Lohmann schüttelte nur den Kopf. „Notfalls rufe ich den Tierarzt.“ Er klopfte auf seine Hosentasche, in der sich sein Smartphone befand.

„Ich melde mich bestimmt noch einmal bei Ihnen. Wenn mein Text fertig ist, schicke ich ihn, damit Sie ihn vorab lesen können.“

Dann eilte Lohmann zu der Kuh, Hardy lief mit Fröhlich zurück. Die junge Frau hatte mit ihren schicken, aber vermutlich unbequemen Gummistiefeln Probleme über die schlammige Wiese zu kommen. Dazu fing es auch noch zu regnen an. Schnell spannte sie ihren Schirm auf, doch der Wind nahm zu, sie musste den Regenschirm gut festhalten, außerdem klappte der kleine Taschenschirm immer wieder um.

Hardy stellte den Kragen seiner Wachsjacke hoch, bot der jungen Frau aber keine Hilfe an. Der Schirm war hier sowieso ungeeignet und würde demnächst zerbrechen. Kaum hatte er das gedacht, brachen die Speichen. Die roten Haare hingen Frau Fröhlich inzwischen strähnig herunter, die Jacke war durchweicht. Er hoffte, dass ihre Autoheizung wenigstens funktionierte.

„Sie hätten Herrn Lohmann zureden sollen, dass er das Moor wieder vollständig vernässt“, warf sie ihm vor, während das Wasser über ihr Gesicht lief.

„Wovon soll Familie Lohmann dann leben?“

„Aber die bekommen doch Ausgleichszahlungen.“

„Wie lange können sie davon leben? Was ist mit ihren Kindern und Enkeln? Die landwirtschaftliche Nutzfläche geht verloren. Damit die Arbeit, die die Familie jahrzehntelang in das Land gesteckt hat.“

„Haben Sie denn Ahnung?“, fragte sie spitz.

„Ich bin ebenfalls Landwirt und besitze auch eine Moorfläche. Deshalb interessiert mich dieser Betrieb persönlich. Ich bin gespannt, wie Lohmanns mit ihrem Moor umgehen werden. Vielleicht ist da etwas Brauchbares für mich dabei.“

„Dann sind Sie auch so ein Tierquäler?“

„Ich hoffe, dass meine Tiere nicht gequält werden. Aber ja, ich züchte Rinder und halte ein paar Hühner und Gänse.“

„In Masttierställen, wie können Sie nur!“

Hardy schaute von oben auf sie herab. Wie konnte jemand so vorschnell urteilen und unhöflich sein, ohne den Sachverhalt zu kennen? Die Frau sah zwar ganz niedlich aus, war aber eine entsetzliche Nervensäge.

2

Mürrisch schaute der alte Fürst Friedrich Otto von Barup seine Haushälterin an. „Können Sie nicht dafür sorgen, dass das Mädchen die Zimmer ordentlich sauber macht?“

„Wie soll die arme Frau das denn schaffen? Wir ackern hier zu zweit in diesem riesigen Schloss, das eigentlich eine ganze Armee an Dienstleuten bräuchte. Wir können nicht jeden Raum putzen. Nebenbei erwarten Sie auch noch, dass jeden Tag mindestens drei Gänge frisch gekocht auf den Tisch kommen, außerdem ein Frühstücksbüffet und ein reichliches Abendessen. Die Kaffeerunde nicht zu vergessen. Dazu muss ich einkaufen, kochen, den Tisch decken und servieren, abwaschen und die Küche reinigen. Da kann ich Beate nicht auch noch beim Putzen helfen. Beate wiederum hält den grünen Salon, das Rauchzimmer, das Speisezimmer, Ihr Schlafzimmer, das Foyer und Treppenhaus sauber und kümmert sich um die Wäsche. Acht Stunden täglich reichen da bei Weitem nicht. Und dann meckern Sie, dass der nicht benutzte blaue Salon und die restlichen Schlafzimmer staubig sind.“

Marion hatte sich richtig in Rage geredet. Der alte Stinkstiefel lag ihr schon seit Monaten im Magen. Sie ärgerte sich, die Stelle überhaupt angenommen zu haben. Aber der junge Prinz von Barup war so nett und sympathisch gewesen. Er hatte sie zwar vorgewarnt, aber wie schlimm es tatsächlich mit seinem griesgrämigen Onkel werden würde, hatte sie in ihren furchtbarsten Albträumen nicht erwartet. Und wenn der junge Prinz nicht immer wieder den Streit geschlichtet und ein gutes Wort für den leicht dementen Onkel eingelegt hätte, wäre sie schon gleich im ersten Monat verschwunden.

Inzwischen zweifelte sie, dass der alte Fürst wirklich senil war. Der war wahrscheinlich sein Leben lang ein Unsympath gewesen. Schon so geboren. Ihr reichte es auf jeden Fall. Selbst den Verwalter schnauzte er ständig an. Genauso seine Großneffen. Am schlimmsten war wahrscheinlich, dass der feine Herr nicht begriff, dass mit einem Titel allein heutzutage kein Staat mehr zu machen war. Immer wieder wiesen seine geduldigen Verwandten ihn darauf hin, dass er sparen und sich um den Erhalt des Schlosses kümmern müsste. Beate vermutete, dass schon im nächsten Winter der Schnee durch das marode Dach drücken würde. Nein, dann wollte sie wirklich nicht mehr hier arbeiten.

„Was nehmen Sie sich heraus! Das ist ja die Höhe, natürlich müssen Sie alle Räume sauber machen“, herrschte er sie jetzt an.

„Dann müssen Sie mehr Personal beschäftigen. Zwei Angestellte sind viel zu wenig.“

„Früher ging es auch.“

„Und wie viele Lakaien, Zimmermädchen, Köche und Chauffeure besaßen Ihre Eltern?“

„Rufen Sie das Mädchen, wenn Sie es ihr nicht selbst sagen können. Dann muss ich es eben tun. Und Sie sollten sich eine andere Stelle suchen. Solchen Widerspruchsgeist dulde ich nicht.“

„Gut, heute Abend komme ich nicht mehr weg. Aber ich packe meinen Koffer und ziehe morgen vor dem Frühstück aus. Das Zeugnis werde ich wohl vermutlich von Ihrem Neffen bekommen.“ Dann drehte sie sich um und verließ den Salon, ohne sich um ihren Chef zu kümmern und ohne Beate zu rufen. Stattdessen ging sie in ihr Zimmer, packte ihren Koffer, dann telefonierte sie mit dem Prinzen von Barup.

„Hat er Sie vertrieben? Das tut mir leid. Natürlich bekommen Sie den Monat bezahlt. Ich werde Ihnen eine Empfehlung schreiben. Sie waren wirklich sehr geduldig“, der junge Mann klang außerordentlich freundlich. Marion bedauerte, dass er keine Haushälterin benötigte. Hoffentlich war sie jetzt nicht monatelang arbeitslos.

Am späten Abend, als der Fürst sicher schon lange im Bett lag, klopfte sie an Beates Zimmertür.

„Hast du mitbekommen, dass mich der Alte rausgeschmissen hat? Ich habe mir für morgen früh ein Taxi bestellt. Es tut mir leid, dass ich dich so im Stich lasse, aber hier hält es ja kein vernünftiger Mensch aus.“

„Ich habe auch gekündigt, allerdings muss ich noch bis zum Quartalsende bleiben. Uns beide wollte er wohl doch nicht gleichzeitig verlieren.“

„Ich verstehe nicht, wie Herr Nöthe es schon seit Jahren mit ihm aushält.“

„Na, der Verwalter geht ihm doch nach Möglichkeit aus dem Weg und bespricht alles Wichtige mit seinem Neffen. Außerdem geht er bestimmt bald in Rente und will nicht noch für die letzte Zeit den Arbeitsplatz wechseln.“

„Der Alte kümmert sich überhaupt nicht um seinen Besitz. Alles verkommt hier.“

„Wenn das Geld fehlt.“

Sie umarmten sich, dann schlüpfte Marion in ihr Zimmer, immer in Sorge, ihrem Chef noch über den Weg zu laufen.

Am nächsten Morgen stand sie schon um fünf Uhr auf, zog die Bettwäsche ab und putzte noch schnell den Raum, damit Beate das nicht auch noch machen musste. Pünktlich um sechs Uhr verließ sie das Schloss durch den Kücheneingang. Einen Augenblick zögerte sie, sollte sie doch noch das Frühstück vorbereiten? Doch dann ließ sie es lieber bleiben. Danken würde es ihr höchstens Beate.