DSA 42: Blutopfer - Barbara Büchner - E-Book

DSA 42: Blutopfer E-Book

Barbara Büchner

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Beschreibung

Einer uralten Prophezeiung zufolge zieht ein friedlicher Lowanger Bürger ins finstere Orkland, um dem Volk der Nachtwandler beizustehen. Am Ende des Wegs erwartet ihn eine grauenhafte Feindin: ein menschenfressendes Ogerweib, das in den Tiefen des Firunwalls haust. Eine abenteuerliche Reise durch das Orkland

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Seitenzahl: 384

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Barbara Büchner

Blutopfer

Ein Roman in der Welt von Das Schwarze Auge©

Originalausgabe

Impressum

Ulisses SpieleBand 42

Kartenentwurf: Ralf Hlawatsch E-Book-Gestaltung: Nadine Hoffmann

Copyright © 2014 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems.DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE,MYRANOR, RIESLAND, THARUN und UTHURIA sind eingetragene Marken der Significant GbR.

Titel und Inhalte dieses Werkes sind urheberrechtlich geschützt.

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Bearbeitung, Verarbeitung, Verbreitung und Vervielfältigung des Werkes in jedweder Form, insbesondere die Vervielfältigung auf photomechanischem, elektronischem oder ähnlichem Weg, sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Ulisses Spiele GmbH, Waldems, gestattet.

Print-ISBN 3-453-15627-7 (vergriffen)

Die Saga von der Heimlichen Pforte

(aus dem ›Liber nigrae peregrationis‹, dem Buch von der schwarzen Wallfahrt, der Familienchronik der Nachtwandler)

Rastlos irret die Seele umher, denn verschlossen sind ihr Borons, des Hüters, von Schatten verhangne Gemächer. Uthars Pforte wandelt verdeckt im verborgnen. Türlos ist der finstere Himmel. Jammernd umschwärmen die Schatten der Toten das Tor, das verschwundne. Thargunitoth lauert, die finstere Herrin. Verlangen treibt sie, die hilflose Schar zu verschlingen. Da reute es Marbo, die Bleiche, daß sie den Zugang verborgen, und sie erbarmte sich herzlich der klagenden Toten, riß eine Pforte auf, tief in den Wurzeln der Berge, wo in der Finsternis pochet das feurige Herz des Gebirges. Seufzend wallten die Schatten hinein in die lichtlosen Schlünde, fanden in Borons Hallen die Ruhe, die zitternd ersehnte. Unbekannt lag die heimliche Pforte im Dunkeln, nur Seelen, bleich und verblichen, durcheilten die düsteren Gänge. Immerdar setzet Marbo Wächterinnen an Schwelle und Tor der Versunkenen Stadt, erst die Zwergin Thirzúla, die zweihundert Jahre dort wachte, dann viele andre, den Wünschen der Göttin ergebne. Letzte bislang war die Maid Orochmond aus der Sippe der Wandler. Alle Völker von Dere, sprach Marbo, sollten den Zugang bewachen eins nach dem anderen. Lehren und leiten

Vorgeschichte Die Prophezeiung der Toten

Dumpfe Schritte hallten in der Tiefe des Berges, die seit Jahrzehnten kein menschlicher oder menschenähnlicher Fuß mehr betreten hatte. Heiser krächzende Stimmen murmelten durcheinander, während die Schritte tiefer und tiefer hinabstiegen in den fensterlosen Schlund. Von unermeßlichem Alter waren die Hallen, deren Bogengänge sich in labyrinthischer Folge einer in den anderen öffneten, und alt waren auch die Chimären, die in raschelnden schwarzen Kuttenmänteln in diese äußerste Tiefe hinabstiegen – älter als jedes andere Geschöpf auf Dere, es sei denn die Elfen. Wer ihre ausgemergelten Gesichter, ihre skelettartigen Hände sah, dem schien es kaum glaublich, daß sie lebten und starben wie andere Wesen, allein in viel größeren Zeitspannen – aber das Gewölbe, in das sie hinabstiegen, war ihre Begräbnisstätte.

Zu beiden Seiten ragte behauenes, zerbröckelndes Felsgestein düster auf. Die Finsternis war wie ein See, den die winzigen Nachen ihrer Lichter durchquerten. Vor und hinter ihnen schloß sich die immerwährende Nacht wie etwas körperlich Fühlbares.

Eine neben der anderen hingen dort, kunstvoll an den trockenen steinernen Mauern befestigt, die Mumien ihrer Vorfahren. Das schwache Licht der Gwen-Petryl-Steine, die Besucher in Händen trugen, erhellte hier eine staubige Augenhöhle, dort ein raffzähnig grinsendes Mundloch. Schatten glitten halb durchsichtig über die zerzausten, räudigen Flügel und vom Alter unberührten Klauenfüße der Toten.

Die Besucher murmelten miteinander in einer Sprache, die selten ein menschliches Ohr gehört hatte. Satzfetzen flatterten von einem knöchernen Kiefer zum anderen. »Och ... razim gurda ... aisbelestath, mruchim, zand tellar efrenez ...«

Schließlich, nach einem langen Zug durch die Katakomben, erreichten sie das tiefste und innerste der Grabgewölbe, in dem ihre Weisen und Heiligen bestattet wurden. Hier ruhte Omruchaz, der Älteste der Ahnen, der fast schon legendäre Urvater der Sippe im Firunswall. In einer polierten, mit einem Glasdeckel verschlossenen Vitrine hockte er auf einem hölzernen Sitz. Eine Krone schmückte seinen verschrumpelten braunen Kopf, in dem die Augen winzig wie Rosinen wirkten und lange gelbe Zähne unter lederartigen Lippen hervorgrinsten. Seine staubbedeckten Flügel überragten ihn. Um ihn herum lagen und saßen in ähnlichen Glassärgen andere bedeutende Vertreter der Sippe der Wandler.

Die kleine Gruppe der Besucher war unter Klauenscharren und Flügelrascheln hereingekommen und versammelte sich nun in feierlichem Halbkreis vor dem Glassarg Omruchaz‘ des Großen. Im bleichen Schein der Gwen-Petryl-Steine begann ein sonderbares, von einer langlebigen Generation zur anderen überliefertes Ritual. Es dauerte lange, so lange, daß nur die Geduld der Nachtwandler es ertragen konnte, aber als es zu Ende ging, hatten sie einen Wahrspruch empfangen.

Einer der Geflügelten schrieb ihn in das Buch der Chronik, das Buch von der schwarzen Wallfahrt, in das sie die Ereignisse und Geheimnisse ihres Stammes eintrugen. Das Licht der Gwen-Petryl-Steine glitzerte auf der Tinte, die in den langen, verschnörkelten Lettern einer altertümlichen Handschrift die Seite bedeckte.

So fiel durch Gericht und Wahrspruch der Alten an diesem 20. Efferd das Los auf Morgwyn Westak-Tiefhusen, Tochter des Königs Arion zu Tiefhusen, daß sie nach Abbadon gebracht und dort zubereitet werde, das schwere Amt der Wache zu übernehmen ...

»Wer holt sie?« fragte einer der Chimären mit der heiser krächzenden Stimme eines Raben. »Die Stadt ist hell und gefährlich, wir müssen listig vorgehen. Was sagst du, Barchon?«

»Ich werde sie holen«, versprach Barchon, »und unbeschadet hierherbringen.«

Die anderen nickten stummen Beifall, und ihre metallisch grünen Schwingen rauschten wie Zweige im Wind.

Die Nacht senkte sich über die Stadt Tiefhusen, als eine geflügelte Gestalt in den Dämmerschatten über dem Fluß auftauchte. Mit langsamen, majestätischen Flügelschlägen sank sie auf die Baumwipfel des Parks nieder, der das königliche Schloß umgab. Hornige Vogelfüße umklammerten den Ast einer hohen Ulme. Zusammengekauert, die Schwingen gefaltet, hockte das Wesen im Baum und richtete seine übergroßen dunklen Augen auf die Wege, die halb in den Schatten verschwanden. Intensive Gedanken bildeten sich hinter der beinernen bleichen Stirn, strömten aus, wurden zu Schlingen, die auf ihr Wild lauerten.

Und das Wild kam.

Die feinen Ohren des Nachtwandlers fingen eine Stimme auf, hell und kindlich, die in der Ferne rief: »Ich will nur noch den Enten auf dem Teich gute Nacht sagen, dann komme ich!«

Eine zweite, ältere Stimme widersprach: »Laßt das bleiben, Prinzessin Morgwyn! Es ist schon fast finster, Ihr werdet fallen und Euch das Knie aufschlagen.«

Aber das kleine Wild hörte nicht. Mit fliegenden Haaren und flatterndem Kittel kam es den Weg entlanggerannt, ein zartes fünfjähriges Mädchen, das beim Laufen jauchzte und winkte.

Die Gestalt in der Astgabel regte sich. Plötzlich rauschten die Flügel, und im nächsten Augenblick hatte das Wesen das Kind erreicht und gepackt. Ein Schreckensschrei verhallte in den Lüften, als knochige Finger die Beute festhielten und starke Schwingen den Räuber davontrugen, den schneebedeckten fernen Bergen des Firunswalles entgegen.

Sieben Jahre später Unter den Dächern zu Lowangen

»Kettet den Verurteilten an den Pranger!« Die Stimme des Henkers hallte laut über den Marktplatz von Lowangen, über dem der Praiosnachmittag seine sonnenglühenden Flügel ausbreitete. Es roch stark nach Pferdeäpfeln, den bratenden Würsten in der Küche des Wirtshauses Hammer und Amboß und dem Unrat, der in den Gossen gärte. Eine Menschenmenge umstand das Schafott und machte Bemerkungen über das Strafgericht, das dort seinen Lauf nahm.

Die Henkersknechte gehorchten eifrig dem Befehl ihres Meisters. Sie packten den armen Sünder – einen knochigen kleinen Mann mit einem pechschwarzen Haarzopf – und banden ihn an die rotgestrichene Säule. Kaum ein Jahr verging, in dem Raskal Grabensalb nicht mindestens einmal am Pranger stand. Zu vielfältig und zu dunkel waren die Geschäfte, die der kleine Mann machte – übrigens ein beinahe täglich gesehener Gast im Hammer und Amboß, in dessen Hinterzimmer er seine zwielichtigen Verhandlungen abwickelte.

Roisin Bellentor saß hoch zu Roß in der Menge, die gaffend den Pranger umdrängte. Die Leute rundum machten ihm ehrfürchtig Platz, damit er besser sehen konnte, denn der Sohn des reichen alten Händlers Grimjan Bellentor war ein geachteter Mann in Lowangen – wenn auch (wie sein Vater) kein sonderlich beliebter.

Zweiundzwanzig Götterläufe alt, war Roisin ein hochgewachsener, stattlicher junger Mann, der bei seinem faulen und bequemen Leben eine Menge Speck angesetzt hatte. Er war so fett geworden, daß die Ärmel seines weißen Hemdes spannten und der Gürtel tief in die überquellenden Hüften schnitt. Sein Gesicht unter der lockigen honigblonden Haarmähne, die bis weit über die Schultern hing, wäre hübsch gewesen, aber ein verdrießlicher Ausdruck saß wie eingemeißelt darauf und kerbte eine häßliche tiefe Falte in seine Stirn, die sich nicht mehr wegstreichen ließ.

Er war prächtig gekleidet, wie es einem wohlhabenden Bürger anstand, selbst wenn die Zeiten schlecht waren und der hohe Tribut an die Orken die Stadt ausblutete. Über seinem bauschigen weißen Hemd trug er eine Brokatweste, seine weißen Kniestrümpfe waren silbern durchwirkt, seine Pluderhosen aus feinster Seide. Ein Bauschmantel mit einem Seidenfutter, so purpurn rot wie ein Drachenschlund, hing ihm trotz der Hitze über die Schultern.

Die Falte in der Stirn hatte ihre Gründe. Roisin Bellentor war trotz seines Reichtums todunglücklich. Seine Mutter war schon bei seiner Geburt gestorben, sein Vater war ein geldgieriger alter Filz, der wie ein Drache auf dem Hort des Bellentorschen Vermögens hockte und den Jungen keinen Handgriff im Kontor tun ließ, aus Angst, Roisin könne ihm das Geschäft aus den Händen reißen. So hatte der junge Mann den lieben langen Tag nichts Besseres zu tun, als zu essen und Bier zu trinken, wobei er immer mürrischer und reizbarer wurde.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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