Mondrosen - Barbara Büchner - E-Book

Mondrosen E-Book

Barbara Büchner

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Beschreibung

Haben Blumen ein Bewusstsein? Erinnerungen? Gefühle? Als der Botaniker Professor Jefferys einen seltsamen, nachtblühenden Rosenbusch aus der Ruine des berüchtigten Waverly-Sanatoriums stiehlt, muss er bald feststellen, dass die Rosen die Seelen jener Geriatrie-Patienten in sich aufgesogen haben, die dort misshandelt, gequält und gedemütigt wurden. Sie lechzen nach Rache – und sage niemand, Rosen seien nur harmlose Blumen!

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Table of Contents

Title Page

Impressum

1

2

3

4

5

6

7

Anmerkung der Autorin

Die Autorin

 

 

 

Barbara Büchner

 

Mondrosen

Schauernovelle

 

 

 

 

Ashera Verlag

 

Impressum

 

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erste Auflage im Mai 2023

 

 

 

Copyright © 2023 dieser Ausgabe by Ashera Verlag

Hauptstr. 9

55592 Desloch

[email protected]

www.ashera-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: pixabay

Innengrafiken: pixabay, pixabay

Coverlayout: Elsa E. Rich

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

 

 

1

 

Das Ziegelgebäude streckte sich wie ein Drache mit einem gebrochenen Rückgrat über die steile, einem Zuckerhut ähnliche Kuppe des Hügels. Noch im völligen Verfall wirkte die gewaltige, von maurischen Türmen gekrönte Anlage aus rotem und weißem Backstein imposant. Wo die Fensterscheiben noch intakt waren, zeigten sie wenig Reaktion auf das gleißende Licht des Vollmonds. Fingerdick klebte der Schmutz der vier Jahrzehnte daran, in denen das einst so berühmte Waverly-Lungensanatorium schon leer gestanden hatte. Die ursprünglich schneeweißen Ziertürmchen über dem zyklopischen Portico waren mit der Zeit zu einem hässlichen Gelblich-Grau nachgedunkelt, in den endlosen offenen Veranden häufte sich verwehtes Laub, und der Wind pfiff schrill und misstönend durch die Arkaden. Man hatte das Sanatorium mit Absicht an einem hoch gelegenen Ort erbaut, den frische Winde umwehten, einem Ort, an dem kein Baum das heilende Sonnenlicht von den Kranken fernhielt. Deswegen wurde den Patienten für Spaziergänge auch kein Park, sondern nur ein baumloser Garten angeboten. Auf alten Fotografien sah man gepflegten Rasen, Blumenrabatten und Bänke, die jetzt längst verdorrt und vermorscht waren.

Eine monströse Ruine, stand das Sanatorium überhaupt nur noch, weil das Abreißen immens teuer gekommen wäre – und weil es als Sehenswürdigkeit bei Grusel-Touristen so beliebt war. Tatsächlich war seine Geschichte eine des Schreckens: An die dreiundsechzigtausend Patienten hatte die damals noch weitgehend unheilbare Tuberkulose im Laufe der Zeit dahingerafft, Männer, Frauen und vor allem Scharen von Kindern. Und deshalb lockte es, beworben als „Americas most haunted Hospital“, scharenweise pietätlose Neugierige an, die die Erinnerung an tausendfaches Leiden und Sterben als spaßigen Nervenkitzel betrachteten und sich die Augen ausguckten, ob irgendwo ein Schatten an ihnen vorbeihuschte, den sie dann mit allgemeinem Gekreische begrüßten.

Jetzt waren sie unterwegs zu dem berüchtigten Raum 502, dem Zentrum des Spuks, denn hier hatte sich angeblich im Jahr 1928 eine 29-jährige Krankenschwester erhängt, als sie unverheiratet schwanger wurde. In dem Zimmer, so der Guide, sei es im Gegensatz zu den anderen extrem kalt und viele Teilnehmer früherer Touren hätten dort Atemprobleme gehabt. Den Touristen brannten die Wangen vor Erregung bei dem Gedanken, vielleicht einen träge pendelnden Schatten unter der Zimmerdecke zu sehen – als hätte sich die Schwester nur erhängt, um ihnen etwas für ihr Eintrittsgeld zu bieten.

Trotz des strengen Befehls, als Gruppe zusammenzubleiben, kümmerte sich keiner um den anderen. Professor Arthur Jeffery brauchte nur zu warten, bis die kichernde und tuschelnde Schar der Amateur-Geisterjäger mit ihren beiden Führern in den ersten Stock hinauf verschwunden war, dann schlängelte er sich unauffällig seitwärts in einen dunklen Korridor, an dessen Ende sich eine Glastür befand. Jeffery gab keinen Pfifferling auf Geister. Erstens glaubte er nicht an sie, und zweitens wären sie ihm auch egal gewesen, hätte er an sie geglaubt, denn das Interesse des Botanikers beschränkte sich vollkommen auf Pflanzen. Er hatte sich der Gruppe nur angeschlossen, weil es der einzige Weg war, in den von Mauern umschlossenen ehemaligen Garten des Hospitals, den Pausenhof der Ärzte, Schwestern und Pfleger, zu gelangen. Zu allen anderen Zeiten waren die Zugänge verschlossen und das Betreten der Ruine strengstens verboten, mit gutem Grund, weil man bei einem falschen Tritt auf den morschen Bodenbrettern leicht von einem Stockwerk ins andere, tiefer gelegene fallen konnte, und der Stuckaturzierrat an der Decke der Korridore gelegentlich in großen Brocken herunterplumpste. Mochten andere Geister jagen – Jefferys Jagdgründe waren alte, vergessene, aber einst exklusive Gärten in Schlössern und Herrenhäusern oder auch einmal in einem Krankenhaus. Seine Beute waren extravagante Blumensorten, die einmal modern gewesen und dann in Vergessenheit geraten waren. Er schauderte lustvoll bei dem Gedanken daran, was er da schon alles ausgegraben hatte. Mit besonderer Befriedigung dachte er an das ehemalige k.k. Offiziersspital in Rovinj am Mittelmeer zurück, dessen Garten nur so von exotischen Gewächsen strotzte. Für die dort untergebrachten Invaliden war es nämlich Ehrensache gewesen, zum Ruhm des Kaisers seltene Pflanzen aus allen Weltgegenden, in denen sie stationiert gewesen waren, mitzubringen und anzupflanzen. Einiges war eingegangen, aber Jeffery hatte immer noch einige große Kisten voll mitgebracht, die er in seinem amerikanischen Zuhause in seinem Experimentiergarten wieder zum Leben erweckt hatte. Deshalb trug er auch jetzt in seinem Rucksack einen Klapp-Spaten und allerlei anderes Werkzeug bei sich.

Er war froh, dass Waverly Hills in Kentucky und dieses in Amerika lag, sodass er kein Flugzeug benutzen musste. Als er von Rovinj heimgekehrt war, hatte die Zollbeamten bei der Abfertigung voll Misstrauen in seinen Kisten gestochert; er hatte sich gefühlt wie Nosferatu, als der mit seinen Särgen voll Erde ein Schiff besteigen wollte, und nur sein wissenschaftliches Ansehen und die Beteuerung, die versiegelten Kisten erst in seiner Forschungsanlage wieder zu öffnen, hatten ihm schließlich den Weg geebnet. Sein wissenschaftliches Ansehen, jawohl! Er konnte mit Fug und Recht sagen, dass er einer von einer Handvoll wirklich bedeutender Botaniker war – in seiner eigenen Einschätzung der bedeutendste. Die anderen lebten ja doch nur davon, dass sie seine Ergebnisse ausspionierten und in aller Hast und Eile einen zweifelhaften Artikel darüber veröffentlichten!

Es gab niederträchtige Menschen, die behaupteten, Arthur Jeffery beschäftige sich so ausschließlich mit Botanik, weil Blumen die Warnzeichen der Natur in seiner Erscheinung nicht erkannten. Die kleine, aber muskulöse, fast quadratische Körperform. Der wie eine Gewehrkugel vom mächtigen Nacken aufwärts immer schmäler werdende, haarlose Kopf. Die wulstigen, am oberen Rand nach vorne geklappten Ohren, missgebildet wie die eines Boxers. Der kleine, aufdringlich rosafarbene, von Runzeln umgebene Mund, der eine peinliche Ähnlichkeit mit einer anderen Körperöffnung hatte und den er deshalb unter einem Schnurrbart versteckte. Auch das brutale Kinn, eckig und mächtig wie ein Vorschlaghammer, verschwand diskret unter einem gestutzten Vollbart. Man hätte ihn für sein Aussehen bemitleiden können, hätte sein Charakter nicht so punktgenau seinem Äußeren entsprochen.

Er war das Musterbeispiel eines bösartigen und skrupellosen Wissenschaftlers. Nicht auszudenken, wie viel Unheil er angerichtet hätte, wäre er Chirurg oder Chemiker oder Facharzt für Nuklearmedizin gewesen! Als Botaniker blieb er unter dem Radar der Journalisten, die mit Begeisterung Geschichten über verrückte Professoren veröffentlichten. Botaniker waren für die Presse nur insofern interessant, als sie möglicherweise riesige, menschenfressende Pflanzen züchteten, vorzüglich solche, die wie die berühmten Triffids aus eigener Kraft laufen konnten.

---ENDE DER LESEPROBE---