Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Gibt es für das Betreten und unser Leben in der Intim-Landschaft zwischen Mann und Frau Regeln? Es gibt die Gesetze jenes Mannes, der mit zwei Schrifttafeln beladen vom Berg Sinai zu seinem Volk herunterstieg, um ihm mit dem Imperativ "Du sollst nicht ..." die Regeln zu geben. Navid Kermani tritt in diese Landschaft ein, und was er uns von seinen Begehungen und Wanderungen durch die Täler und auf die Höhen dieser Topografie erzählt, ist nichts weniger als eine Landkarte der Erotik, ein Stationenverzeichnis des an Konflikten und Reibungspunkten reichen Zusammenlebens von Mann und Frau ...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 164
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Hanser E-Book
Navid Kermani
Du sollst
Erzählungen
Carl Hanser Verlag
Du sollst ist Teil des Bandes Album, welcher drei weitere Prosawerke Navid Kermanis versammelt, nämlich Das Buch der von Neil Young Getöteten, Vierzig Leben und Kurzmitteilung.
ISBN 978-3-446-24714-7
© Carl Hanser Verlag München 2014
Alle Rechte vorbehalten
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de
Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur
Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Acht Einlässe soll es gegeben haben und blumengeschmückte Fenster, durch die jedermann sie sehen konnte. Sie sollen sich überhaupt nicht geniert haben, nicht voreinander, nicht vor denen, die sie vor den Fenstern gewußt haben mußten. Von außen soll es ein Gebäude gewesen sein, ein Schloß oder etwas Ähnliches, mit Mauern, zu hoch, um sie zu überblicken, und streng bewacht, aber wenn man hineinschaute, soll man einen Garten gesehen haben, ja, einen Garten, und oben das Dach, das soll wie der Himmel gewesen sein, so echt, daß manche draußen gedacht haben sollen, es wäre wirklich der blaue, mit Wolken lustig besprengte Himmel. Einer soll sogar behauptet haben, daß es der wirkliche Himmel gewesen sei, der über den Glücklichen sich wölbte, und daß sie, die sich draußen wähnten, in Wirklichkeit drinnen sich befunden hätten, beinah erstickt wären in einer dunklen Halle, und durch die Fenster hätten sie nach draußen geschaut, in einen Garten eben, durch den die Luft zog in sanftesten Brisen, und das hätte geheißen, daß es Tag gewesen wäre, und die Nacht, in der sie sich wähnten, die wäre einfach Dunkelheit gewesen, Lichtlosigkeit. Deshalb sollen sich auch alle an die Fenster gedrückt haben, weil dort die Luft und das Licht aus dem Garten kamen, das Licht von der Sonne oder von den Leuchtern, die nicht zu sehen waren, so hoch müssen sie gehangen haben, oder vielleicht waren sie auch versteckt hinter dem himmelblauen Zeltdach, das so echt ausgesehen haben soll wie ein wirklicher Himmel. Jedoch soll es Räume gegeben haben unter dem Himmel, Räume mit Türen, von denen manche aus den Fenstern zu sehen waren, rote Türen. Es muß ein Gebäude gewesen sein, sollen die meisten gesagt haben, ein Gebäude, in das man hineinsah von außen, wo die Nacht war.
Vor den Fenstern soll es Leute gegeben haben, die an mehr als einem Tor um Einlaß gebettelt hatten. Andere wiederum, unter den Leuten des Gartens, der eine Halle gewesen sein soll, andere, Glückliche also, sollen gleichzeitig an allen acht Einlässen erwartet worden sein, so soll es geheißen haben unter denen, die sich an die Fenster drückten.
In die Ruhe, die sich aus Wasserläufen und Vogelgezwitscher, beinah flüsternden Gesprächen und Kichern fügte, sollen zu manchen Zeiten lange Schreie eingebrochen sein. Die im Garten soll das nicht gestört haben; niemand unter ihnen schien den Lärm zu beachten. Nur die vor den Fenstern durchfuhr es jedesmal wie ein Posaunenstoß am Ohr, dabei kamen die Schreie von weit her, von hinter den roten Türen. Wie bei einer Geburt sollen sie geklungen haben, auch jene der Männer, das soll das Merkwürdige gewesen sein, niemand hatte Männer je so schreien hören, entsetzte, enthemmte Schreie, einzeln manchmal, manchmal zwei zur selben Zeit oder im Chor. Die vor den Fenstern sollen dann jedesmal die Hände auf die Ohren gepreßt haben und weggerannt sein, so weit weg in die Dunkelheit, daß sie die Schreie gerade ertrugen. So weit zu rennen, daß sie überhaupt nicht mehr zu hören waren, soll sich niemand getraut haben. Manche sollen auch in Ohnmacht gefallen sein, und es wird auch erzählt von solchen, die vor Schrecken starben und liegengelassen wurden unter den Fenstern, bis die Schreie aufhörten. Wie lang das war, dazu soll jeder etwas anderes gesagt haben, von Stunden sollen die einen gesprochen haben, von Tagen die anderen, manche sogar von Wochen, gar Monaten – nur daß die Schreie erst aufgehört haben, als man sich schon nicht mehr vorstellte, sie könnten je aufhören, sollen viele bestätigt haben. Die Schreie sollen aus den Zimmern hinter den roten Türen gekommen sein, denn auf den Wiesen oder unter den Bäumen soll niemand auch nur laut gesprochen haben. Manche sollen behauptet haben, hinter den roten Türen, da sei eine Hölle, in der Menschen geschlachtet würden, ohne zu sterben, und sie sollen sich bestätigt gefühlt haben durch die Türen, die rot waren. Andere sollen das für lachhaft gehalten und gesagt haben, die Hölle sehe anders aus, ohne zu wissen, wie es hinter den roten Türen aussah. Wenn es eine Hölle wäre, so sollen sie auch vorgebracht haben, dann würden die im Garten kaum freiwillig durch die Türen gehen, und schon gar nicht würden sie wieder herauskommen und sich unter den Bäumen ausruhen und essen. Sie sollen sich bloß deshalb danach gesehnt haben, Einlaß in den Garten zu finden, um zu erfahren, was in den Zimmern vor sich ginge. Einmal soll einer aus dem Garten, der eine Halle gewesen sein soll, die Frage von einem da draußen aufgeschnappt und gerufen haben, daß hinter den roten Türen sich weitere befänden, grüne Türen.
Einmal, ein einziges Mal soll es draußen vor den Fenstern, wo sonst nur die Geräusche aus dem Garten zu hören gewesen sein sollen, einen Lärm gegeben haben, der noch lauter und fürchterlicher gewesen sei als das Schreien, und es soll sich herausgestellt haben, daß es nichts gewesen sein konnte als ein Stein, der zu Boden gefallen war. So hoch soll die Halle gewesen sein, wenn es nicht die Nacht war.
Dies ist das Wort des Herrn, das geschehen ist zu Hosea, dem Sohn Beeris, zu der Zeit des Usia, Jotham, Ahas und Hiskia, der Könige Judas, und zur Zeit Jerobeams, des Sohnes Joas, des Königs in Israel. Da der Herr anfing zu reden durch Hosea, sprach er zu ihm:
– Gehe hin und nimm ein Hurenweib und Hurenkinder; denn das Land läuft vom Herrn der Hurerei nach.
Und er ging hin und nahm Gomer, die Tochter Diblaims, die ward schwanger und gebar ihm einen Sohn.
– Heiße ihn Jesreel; denn es ist noch um eine kleine Zeit, so will ich die Blutschulden in Jesreel heimsuchen über das Haus Jehu und will mit dem Königreich des Hauses Israel ein Ende machen. Zur selben Zeit will ich den Bogen Israels zerbrechen im Tal Jesreel.
Und sie ward abermals schwanger und gebar eine Tochter.
– Heiße sie »Die Unbegnadigte«; denn ich will mich nicht mehr über das Haus Israel erbarmen, daß ich ihnen vergäbe. Doch will ich mich erbarmen über das Haus Juda und will ihnen helfen durch den Herrn, ihren Gott; ich will ihnen aber nicht helfen durch Bogen, Schwert, Streit, Rosse oder Reiter.
Und da sie hatte »Die Unbegnadigte« entwöhnt, ward sie wieder schwanger und gebar einen Sohn.
– Heiße ihn »Nicht-mein-Volk«; denn ihr seid nicht mein Volk, so will ich auch nicht der Eure sein. Sprecht das Urteil über eure Mutter – sie sei nicht mein Weib, und ich will sie nicht haben! –, heißt sie ihre Hurerei von ihrem Angesichte wegtun und ihre Ehebrecherei von ihren Brüsten, auf daß ich sie nicht nackt ausziehe und hinstelle, wie sie war, da sie geboren ward, und ich sie nicht mache wie eine Wüste und ein dürres Land und sie nicht Durstes sterben lasse. Und ich will mich ihrer Kinder nicht erbarmen, denn sie sind Hurenkinder; denn ihre Mutter ist eine Hure, und die sie getragen hat, treibt es schändlich und spricht: »Ich will meinen Liebhabern nachlaufen, die mir geben Brot, Wasser, Wolle, Flachs, Öl und Trinken.« Darum siehe, ich will ihr den Weg mit Dornen versperren und eine Wand davorziehen, daß sie ihren Pfad nicht finden soll. Und wenn sie ihren Liebhabern nachläuft und sie nicht einholen kann, und wenn sie nach ihnen sucht und sie nicht finden kann, so wird sie sagen: Ich will wiederum zu meinem vorigen Mann gehen, denn damals ging es mir besser als jetzt. Denn sie will nicht erkennen, daß ich es bin, der ihr Korn, Wein und Öl gegeben hat und viel Silber und Gold, das sie dem Baal zu Ehren gebraucht haben. Darum will ich mein Korn und meinen Wein wieder nehmen zu seiner Zeit und ihr meine Wolle und meinen Flachs entziehen, womit sie ihre Blöße bedeckt. Nun will ich ihre Schande aufdecken vor den Augen ihrer Liebhaber, und niemand soll sie aus meiner Hand erretten. Und ich will ein Ende machen mit allen ihren Freuden, Festen, Neumonden, Sabbaten und allen ihren Feiertagen. Ich will ihre Weinstöcke und Feigenbäume wüst machen, weil sie sagt: »Das ist mein Lohn, den mir meine Liebhaber gegeben.« Ich will einen Wald daraus machen, daß es die wilden Tiere fressen sollen. Also will ich heimsuchen an ihr die Tage der Baalim, denen sie Räuchopfer tut und schmückt sich mit Stirnspangen und Halsbändern und läuft ihren Liebhabern nach und vergißt mein. Darum siehe, ich will sie locken und will sie in die Wüste führen und freundlich mit ihr reden. Da will ich ihr geben ihre Weinberge aus demselben Ort und das Tal Achor zum Tor der Hoffnung. Und daselbst wird sie singen wie zur Zeit ihrer Jugend, da sie aus Ägyptenland zog. Alsdann wirst du mich heißen »mein Mann« und mich nicht mehr »mein Baal« heißen. Denn ich will die Namen der Baalim von ihrem Munde wegtun, daß man ihrer Namen nicht mehr gedenken soll. Und ich will zur selben Zeit ihnen einen Bund machen mit den Tieren auf dem Felde, mit den Vögeln unter dem Himmel und mit dem Gewürm auf Erden und will Bogen, Schwert und Krieg vom Lande zerbrechen und will sie sicher wohnen lassen. Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit; ich will mich mit dir vertrauen in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit. Ja, im Glauben will ich mich mit dir verloben und du wirst den Herrn erkennen. Zur selben Zeit will ich erhören, ich will den Himmel erhören, und der Himmel soll die Erde erhören, und die Erde soll Korn, Most und Öl erhören, und diese sollen Jesreel erhören. Und ich will sie mir auf Erden zum Samen behalten und mich erbarmen über die, so in Ungnaden war, und sagen zu dem, das nicht mein Volk war: Du bist mein Volk; und es wird sagen: Du bist mein Gott.
– Höret, ihr Kinder Israel, des Herrn Wort! denn der Herr hat Ursache, zu schelten, die im Lande wohnen; denn es ist keine Treue, keine Liebe, keine Erkenntnis Gottes im Lande; sondern Gotteslästern, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen hat überhandgenommen, und eine Blutschuld kommt nach der andern. Darum wird das Land jämmerlich stehen, und allen Einwohnern wird’s übel gehen; denn es werden auch die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer weggerafft werden.
– Mein Volk ist dahin, darum daß es nicht lernen will. Denn du verwirfst Gottes Wort; darum will ich dich auch verwerfen, daß du nicht mein Priester sein sollst. Du vergißt das Gesetz deines Gottes; darum will ich auch deine Kinder vergessen. Je mehr ihrer wird, je mehr sie wider mich sündigen; darum will ich ihre Ehre zu Schanden machen. Sie fressen die Sündopfer meines Volks und sind begierig nach ihren Sünden. Darum soll es dem Volk gleich wie dem Priester gehen; denn ich will ihr Tun heimsuchen und ihnen vergelten, wie sie verdienen, daß sie werden essen, und nicht satt werden, Hurerei treiben und sich nicht ausbreiten, darum daß sie den Herrn verlassen haben und ihn nicht achten. Hurerei, Wein und Most machen toll. Mein Volk fragt sein Holz, und sein Stab soll ihm predigen; denn der Hurerei-Geist verführt sie, daß sie wider ihren Gott Hurerei treiben. Oben auf den Bergen opfern sie, und auf den Hügeln räuchern sie, unter den Eichen, Linden und Buchen; denn die haben feinen Schatten. Darum werden eure Töchter auch zu Huren und eure Bräute zu Ehebrechrinnen werden. Und ich will’s auch nicht wehren, wenn eure Töchter und Bräute geschändet werden, weil ihr einen andern Gottesdienst anrichtet mit den Huren und opfert mit den Dirnen. Denn das törichte Volk will geschlagen sein. Sie denken nicht daran, daß sie sich kehren zu ihrem Gott; denn sie haben einen Hurengeist in ihrem Herzen, und den Herrn kennen sie nicht. Mit ihrem Schlachten vertiefen sie sich in ihrem Verlaufen; darum muß ich sie allesamt strafen. Der Wind mit seinen Flügeln wird sie zusammen wegtreiben; sie müssen über ihrem Opfer zu Schanden werden. Alsdann werden sie kommen mit ihren Schafen und Rindern, den Herrn zu suchen, aber ihn nicht finden; denn er hat sich von ihnen gewandt. Ich will wiederum an meinen Ort gehen, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen; wenn’s ihnen übel geht, so werden sie mich suchen.
– Kommt, wir wollen wieder zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden. Er macht uns lebendig nach zwei Tagen; er wird uns am dritten Tag aufrichten, daß wir vor ihm leben werden. Dann werden wir acht darauf haben und fleißig sein, daß wir den Herrn erkennen. Denn er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte und wird zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet.
– Was soll ich dir tun, Ephraim? was soll ich dir tun, Juda? Denn eure Liebe ist wie eine Morgenwolke und wie ein Tau, der frühmorgens vergeht. Weh ihnen, daß sie von mir weichen! Sie müssen verstört werden; denn sie sind von mir abtrünnig geworden! Ich wollte sie wohl erlösen, wenn sie nicht wider mich Lügen lehrten. Denn ich habe Lust an der Liebe, und nicht am Opfer, und an der Erkenntnis Gottes, und nicht am Brandopfer. Aber sie übertreten den Bund wie Adam; darin verachten sie mich. Denn Gilead ist eine Stadt voll Abgötterei und Blutschulden. Und die Priester samt ihrem Haufen sind wie die Räuber, so da lauern auf die Leute und würgen auf dem Wege, der gen Sichem geht; denn sie tun, was sie wollen. Ich sehe im Hause Israel, davor mir graut; denn da hurt Ephraim und verunreinigt sich Israel. Aber auch Juda wird noch eine Ernte vor sich haben, wenn ich meines Volks Gefängnis wenden werde. Ich lehre sie und stärke ihren Arm; aber sie denken Böses von mir.
– Du bist mein Gott; wir kennen dich!
– Sie rufen mich nicht an von Herzen, sondern heulen auf ihren Lagern. Sie sammeln sich um Korns und Mosts willen und sind mir ungehorsam. Sie bekehren sich, aber nicht recht, sondern sind wie ein falscher Bogen. Darum werden ihre Fürsten durchs Schwert fallen; ihr Drohen soll in Ägyptenland zum Spott werden.
– Er kommt über das Haus des Herrn wie ein Adler, darum daß wir seinen Bund übertraten und von seinem Gesetz abtrünnig wurden.
– Israel verwirft das Gute; darum muß sie der Feind verfolgen. Sie machen Könige, aber ohne mich; sie setzen Fürsten, und ich darf es nicht wissen. Aus ihrem Silber und Gold machen sie Götzen, daß sie ja bald ausgerottet werden. Denn sie säen Wind und werden Ungewitter einernten; ihre Saat soll nicht aufkommen und ihr Gewächs kein Mehl geben; und ob’s geben würde, sollen’s doch Fremde fressen. Israel wird aufgefressen.
– Du darfst dich nicht freuen, Israel, noch rühmen wie die Völker; denn du hurst wider deinen Gott und suchst damit Hurenlohn, daß alle Tennen voll Getreide werden. Darum sollen dich Tenne und Kelter nicht nähren, und der Wein soll dir fehlen. Die Zeit der Heimsuchung ist gekommen, die Zeit der Vergeltung; des wird Israel innewerden. Die Propheten sind Narren, und die Rottengeister sind wahnsinnig um deiner großen Missetat und um der großen feindseligen Abgötterei willen. Herr, gib ihnen – was willst du ihnen aber geben –, gib ihnen unfruchtbare Leiber und versiegte Brüste! Mein Gott wird sie verwerfen, darum daß sie ihn nicht hören wollen. Ihr Herz ist zertrennt; nun wird sie ihre Schuld finden. Ihre Altäre sollen zerbrochen und ihre Bildsäulen sollen zerstört werden. Alsdann müssen sie sagen: Wir haben keinen König, denn wir fürchteten den Herrn nicht; was kann uns der König nun helfen? Sie reden und schwören vergeblich und machen einen Bund, und solcher Rat grünt auf allen Furchen im Felde wie giftiges Kraut.
– Ich will sie züchtigen nach meinem Wunsch, daß alle Völker sollen über sie versammelt kommen, wenn ich sie werde strafen um ihrer zwei Sünden. Denn ihr pflüget Böses und erntet Übeltat und esset Lügenfrüchte. Da Israel jung war, hatte ich ihn lieb und rief ihn, meinen Sohn, aus Ägypten. Ich nahm Ephraim bei seinen Armen und leitete ihn; aber sie merkten es nicht, wie ich ihnen half. Ich ließ sie ein menschlich Joch ziehen und in Seilen der Liebe gehen und half ihnen, das Joch an ihrem Hals tragen, und gab ihnen Futter. Aber wenn man sie jetzt ruft, so wenden sie sich davon und opfern den Baalim und räuchern den Bildern. Darum soll das Schwert über ihre Städte kommen und soll ihre Riegel aufreiben und fressen um ihres Vornehmens willen. Mein Volk ist müde, sich zu mir zu kehren; und wenn man ihnen predigt, so richtet sich keiner auf. Was soll ich aus dir machen, Ephraim? Soll ich dich schützen, Israel?
– Alsdann wird man dem Herrn nachfolgen, und er wird brüllen wie ein Löwe; und wenn er wird brüllen, so werden erschrocken kommen die Kinder, so gegen Abend sind. Und die in Ägypten werden auch erschrocken kommen wie die Vögel, und die im Lande Assur wie Tauben. So bekehre dich nun zu deinem Gott, und halte Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott. Bekehre dich zu dem Herrn, deinem Gott; denn du bist gefallen um deiner Missetat willen. Nehmt diese Worte mit euch und bekehrt euch zum Herrn und sprecht zu ihm: Vergib uns alle Sünde und tue uns wohl; so wollen wir opfern die Farren unsrer Lippen. Assur soll uns nicht helfen; wir wollen nicht mehr auf Rossen reiten, auch nicht mehr sagen zu den Werken unsrer Hände: »Ihr seid unser Gott«; sondern laß die Waisen bei dir Gnade finden.
– So will ich ihr Abtreten wieder heilen; gerne will ich sie lieben; denn mein Zorn soll sich von ihnen wenden. Ich will Israel wie ein Tau sein, daß er soll blühen wie eine Rose, und seine Wurzeln sollen ausschlagen wie der Libanon und seine Zweige sich ausbreiten, daß er sei schön wie ein Ölbaum, und soll so guten Geruch geben wie der Libanon. Und sie sollen wieder unter einem Schatten sitzen; von Korn sollen sie sich nähren und blühen wie der Weinstock; sein Gedächtnis soll sein wie der Wein am Libanon.
– Wer ist weise, der dies verstehe, und klug, der dies merke? Denn die Wege des Herrn sind richtig, und die Gerechten wandeln darin; aber die Übertreter fallen darin.