Du weckst die Leidenschaft in mir - Kate Hoffmann - E-Book

Du weckst die Leidenschaft in mir E-Book

Kate Hoffmann

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Beschreibung

Ein Blick reicht aus, und Mia interessiert nur noch eins: Jack Quinn so schnell wie möglich zu verführen. Der Mann ist verboten sexy! Dabei will sie doch eigentlich verhindern, dass ihr Vater sich in eine Erbschleicherin verliebt. Die zufällig Jacks Mutter ist …

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IMPRESSUM

Du weckst die Leidenschaft in mir erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Peggy A. Hoffmann Originaltitel: „The Mighty Quinns: Jack“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXYBand 82 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Sandra Roszewski

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733758585

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Aileen Quinn kniete im Blumenbeet und lockerte vorsichtig die dunkle Erde rund um die Pflanzen herum auf. Es war kühl an diesem Tag, und über dem Atlantik brauten sich Regenwolken zusammen. Doch das war typisch für den irischen Frühling. Aileen war mit ihren 96 Jahren daran gewöhnt, und sie freute sich auf den kommenden Sommer.

Langsam erhob sie sich und atmete tief durch. In ihrem Alter war jeder Tag ein Geschenk. Und seitdem sie damit beschäftigt war, die über alle Welt verstreuten Mitglieder der Quinn-Familie ausfindig zu machen, hatte sie endlich auch wieder eine wundervolle Aufgabe, die ihr Kraft gab.

Aileen war eine der erfolgreichsten Autorinnen Irlands, doch ihr Leben war nicht immer leicht gewesen. Nachdem ihr Vater beim Osteraufstand ums Leben gekommen war und ihre Mutter kurz darauf starb, war sie ab ihrem zweiten Lebensjahr in einem Waisenhaus aufgewachsen.

Ihr ganzes Leben lang hatte sie gedacht, keine weiteren Verwandten mehr zu haben und alleine zu sein. Doch im Zuge der Arbeit an ihrer Autobiographie war sie in einem Archiv auf die Tatsache gestoßen, dass es noch vier ältere Brüder gegeben hatte – sie hießen Diarmuid, Conal, Lochlan und Tomas.

Seitdem war Aileen wild entschlossen, diese verschollenen Familienmitglieder zu finden. Einen Zweig der Familie hatte sie bereits ausfindig machen können. Oder besser gesagt, ihrem Privatdetektiv Ian Stephens war es gelungen. In Australien hatte er erfolgreich die Nachfahren von einem ihrer Brüder ermittelt.

Sie hatten Aileen bereits in Irland besucht, und der Kontakt war herzlich und liebevoll gewesen. Aileen war sehr glücklich zu wissen, dass ein Teil ihrer Familie in Australien ein schönes Leben führte. Und es machte sie zufrieden, einen Teil ihres riesigen Vermögens nun mit der Familie teilen zu können.

Aileen hatte viele Millionen mit ihren Büchern verdient. Jetzt hatte das Geld endlich einen Sinn, denn es half anderen, ihr Leben noch mehr nach ihren Wünschen zu gestalten. Sie selbst brauchte nicht mehr viel.

„Miss Quinn?“

Aileen blickte über ihre Schulter und sah Ian Stephens am Gartentor stehen.

„Hallo“, sagte sie und lächelte. „Sind Sie zu früh dran, oder habe ich während der Gartenarbeit vollkommen die Zeit vergessen?“

„Es ist halb zwölf“, erwiderte Ian. „Es stimmt doch, dass wir zu dieser Zeit verabredet sind, oder?“

Aileen zog die Gartenhandschuhe aus und legte sie über den Zaun. „Ja, das stimmt. Ich habe nicht mitbekommen, dass es schon so spät ist! Lassen Sie uns ins Haus gehen. Ich bin bis auf die Knochen durchgefroren, der Wind hat es noch in sich. Drinnen brennt ein schönes Feuer im Kamin.“

Ian bot Aileen seinen Arm an, und sie hakte sich bei ihm ein. Gemeinsam gingen sie ins Haus.

Sally, die Haushälterin, war sofort zur Stelle und half Aileen geübt aus ihrer Jacke.

„Das Feuer im Salon brennt bereits“, sagte sie. „Ich bringen Ihnen beiden Tee.“

„Vielen Dank, Sally. Setzen Sie sich doch bitte auch zu uns. Mr. Stephens hat sicher interessante Neuigkeiten im Gepäck, oder?“

Ian grinste. „Allerdings, ja. Und ich freue mich zu sagen, dass es sich nur um Gutes handelt.“

Aileen nickte. „Wunderbar. Dann sollten wir unbedingt auch noch Blaubeerscones zum Tee nehmen. Mein Arzt sagte, ich muss vernünftig essen. Viel anderes bleibt einem in meinem Alter ja auch nicht mehr übrig.“

Aileen und Ian setzen sich in den Salon, und kurze Zeit später kam Sally mit Tee und den selbst gebackenen Scones dazu.

Ian öffnete einen Ordner, den er mitgebracht hatte, und reichte ihn Aileen.

Sie atmete tief durch. „Sagen Sie mir, wen Sie gefunden haben?“

„Conal“, erwiderte Ian. „Es war nicht gerade einfach, aber jetzt weiß ich, wo seine Familie lebt. Er selbst ist bereits gestorben, sein Sohn ebenfalls. Aber die Enkel leben in der Nähe von Chicago.“ Er lächelte. „Conal war übrigens Journalist. Er hat für Irish Independent gearbeitet, bevor er nach Amerika ausgewandert ist.“

„Mein Bruder war Journalist? Tatsächlich? Ein Schreiber, wie ich?“

„Ja, genau. Und ein wirklich guter, soweit ich das beurteilen kann.“

Aileen blätterte durch die Unterlagen und fand einige Fotos.

„Das ist einer der Enkel, Jack“, erklärte Ian, als sie bei dem Foto eines jungen Mannes verharrte. „Er ist Sportjournalist. Das Schreiben liegt wohl wirklich in der Familie. Seine beiden Schwestern, Kristina und Katherine, sind Lehrerinnen.“

Aileen lächelte. Es berührte sie zu wissen, dass es noch mehr Verwandte gab, denen Sprache und Schrift so viel bedeuteten wie ihr.

„Haben Sie die Familie bereits kontaktiert?“, fragte sie Ian.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Aber nächste Woche werde ich nach Chicago fliegen und sehen, was ich tun kann.“

„Ich hoffe, dass alle mich bald hier besuchen kommen“, sagte Aileen mit fester Stimme. „Es wäre wundervoll, sie kennenzulernen. Ein weiterer Teil der Familie, nachdem ich jetzt schon Verwandte in Australien habe. Ich kann nicht mehr gut reisen, aber vielleicht kommen sie ja auch vorbei.“

Ian nickte. „Ja, das wäre wirklich schön.“

Aileen mochte Ian. Er nahm seine Arbeit für sie sehr ernst, aber manchmal befürchtete sie, dass er neben dem Job kein Privatleben mehr hatte. Dabei war Familie doch das Wichtigste überhaupt.

Sie war ein wenig traurig darüber, selbst nie geheiratet und keine Kinder bekommen zu haben. Aber dafür fand sie nun all die verstreuten Teile ihrer Familie wieder …

1. KAPITEL

„Das ist vollkommen verrückt“, murmelte Jack. „Ich hätte dir niemals zeigen dürfen, wie Facebook funktioniert!“

Er musterte seine Mutter, die neben ihm am Gepäckband des San Francisco Airport stand.

Für eine Frau, die ihr Leben lang schwer gearbeitet hatte, wirkte sie noch immer außerordentlich jugendlich. Doch seit einigen Monaten hatte sich etwas verändert. Nachdem Jacks Vater vor einigen Jahren gestorben war, hatte Elyse sich zurückgezogen. Jetzt schien allerdings die Freude am Leben zurückgekehrt zu sein.

Manchmal hatte er sie dabei ertappt, versonnen vor sich hinzulächeln. Und sie wirkte optimistisch.

Das alles hatte mit einem alten Freund aus Kindertagen zu tun, den sie über Facebook wiedergefunden hatte. Ben McMahon und Elyse hatten als Kinder die Sommer zusammen verbracht, weil ihre Familien Ferienhäuser an einem See besessen hatten. Für Elyse war es eine wunderschöne und unbeschwerte Zeit gewesen, an die sie noch heute mit leichter Wehmut zurückdachte.

Als Elyses Familie von finanziellen Problemen heimgesucht worden war, hatten sie das Haus verkaufen müssen, und der Kontakt zu den McMahons war abgebrochen. Sie hatte nicht gewusst, was aus Ben geworden war.

Nun, viele Jahrzehnte später, hatten Elyse und Ben sich wiedergefunden. Und das war auch der Grund dieser Reise nach Kalifornien. Sie wollten sich treffen.

„Wo finden wir ihn?“, fragte Jack, den Blick wieder auf das Gepäckband gerichtet.

„Draußen vor dem Flughafen, er holt uns ab.“ Elyse musterte Jack. „Du hättest wirklich nicht mitkommen müssen. Ich kann alleine reisen. Und gut auf mich aufpassen.“

„Auf gar keinen Fall! Du glaubst doch nicht, dass ich dich alleine zu einem wildfremden Mann fahren lasse, den du zuletzt in deiner Kindheit gesehen hast!“

Elyse lachte. „Ich bitte dich. Wir schreiben uns seit sechs Monaten, haben unzählige Male telefoniert und geskypt. Ben ist vollkommen in Ordnung. Das wirst du merken, sobald du ihm begegnest.“

Jack unterdrückte ein Seufzen. „Weißt du, was ich denke? Du bist hoffnungslos verliebt in diesen Kerl. Du willst es nur nicht zugeben.“

„Sei nicht albern“, konterte Elyse. „Wir sind einfach nur alte Freunde, die froh sind, sich wieder austauschen zu können. Ich bin ein bisschen zu alt für eine wilde Romanze, und Frauen und Männer können durchaus nur befreundet sein.“ Elyse seufzte leise. „Dein Vater war meine große Liebe, Jack. Ich bin wirklich nicht auf der Suche nach jemand anderem. Niemand könnte ihn ersetzen, das weißt du.“

Jack musste schlucken. Sein Vater war gestorben, als er neun Jahre alt gewesen war. Das war lange her, und doch fehlte er noch immer. Sein Tod hatte eine große Lücke hinterlassen, die einfach nicht zu füllen war. Doch mit den Jahren war es ein wenig leichter geworden.

Jack hatte seitdem die Verantwortung für seine Mutter und die beiden jüngeren Schwestern übernommen. Und über all die Zeit war es selbstverständlich für ihn gewesen, sich zuständig zu fühlen. Er hatte sich gekümmert, und es war tatsächlich schwer für ihn, diese Verhaltensweisen wieder abzulegen.

Jetzt waren Katie und Kris verheiratet und seine Mutter in Rente. Und nun gab es neuerdings diesen ominösen Ben, von dem er so gut wie nichts wusste. Jack hatte keine Ahnung, wie er diese Entwicklungen einordnen und was er davon halten sollte.

Er hatte das Gefühl, dass das ganze Leben sich veränderte. Und dass er selbst ein wenig auf der Strecke geblieben war, weil er sich und seine eigenen Bedürfnisse in all der Zeit immer hintenangestellt hatte. Das Wohl der anderen war ihm immer wichtiger gewesen. Ein Fehler? Aber was hätte er sonst tun sollen?

„Wo ist Roger dieses Wochenende?“, fragte Elyse in diesem Moment.

„Er ist bei Melanie.“

Melanie war sechs Jahre lang seine Partnerin gewesen. Inklusive gemeinsamer Wohnung, einem geteilten Freundeskreis und einem Mischlingshund namens Roger.

„Ich wünschte, ihr beide würdet eure Probleme klären“, sagte Elyse. „Ihr passt doch so gut zusammen.“

Jack stöhnte leise auf. „Bitte, Mom. Fang nicht wieder damit an. Melanie und ich werden kein Paar mehr, es ist alles geklärt. Wir sind nur gute Freunde.“

„Ach ja? Sagst du nicht immer, Männer und Frauen können nicht nur gute Freunde sein?“

„Sehr witzig!“ Jack atmete tief durch. „Es ist besser so. Für beide von uns. Und außerdem denke ich, dass Melanie inzwischen jemand anderen trifft.“

Elyse musterte Jack mitfühlend. „Oh, das tut mir leid. Ich fand immer, dass ihr beide ein wunderbares Paar seid. Und du weißt, ich mag Melanie. Sie war immer wie eine weitere Tochter für mich.“

„Ich weiß, Mom. Aber diese Beziehung ist Geschichte. Wir müssen jetzt alle nach vorne sehen.“ Jack schnappte sich die Koffer vom Gepäckband. „Lass uns gehen. Und herausfinden, wo dieser Ben steckt.“

Er ging Richtung Ausgang. Natürlich hatte er Erkundigungen bezüglich dieses Mannes angestellt, den seine Mutter bereits seit ihrer Kindheit kannte und so lange nicht mehr gesehen hatte. Und er hatte tatsächlich nur Gutes herausgefunden.

Ben McMahon war über dreißig Jahre verheiratet gewesen, hatte drei Töchter, und seine Frau war vor einigen Jahren gestorben. Sein Geld hatte er in der Computerindustrie verdient, und auch sonst schien er ein sehr vernünftiger Mann zu sein. Nichts also, weshalb man sich Sorgen machen müsste. Trotzdem hatte Jack beschlossen, auf der Hut zu sein. Im Internet konnte schließlich jeder alles Mögliche behaupten. Wirkliche Klarheit bekam man erst, wenn man einen Menschen direkt erlebte.

Elyse fasste Jack am Arm. „Bitte sei nett zu ihm. Ja?“

„Natürlich werde ich nett zu ihm sein. Mach dir keine Gedanken, ich wurde schließlich gut erzogen und habe Manieren. Was ist mit dir, bist du nervös?“

Elyse lächelte matt. „Ein wenig. Ehrlich gesagt, ich fühle mich wie ein unsicherer Teenager. Es ist lange her, dass ich jemanden getroffen habe. Dass ich jemanden gemocht habe. Nachdem dein Vater gestorben ist, habe ich einfach immer nur funktioniert. Und jetzt kommt es mir so vor, als wäre das Leben an mir vorbeigezogen.“

Jack schluckte. Er wusste, wie schwer es für seine Mutter gewesen war, ihren geliebten Mann so früh zu verlieren. Und dass sie immer alles dafür gegeben hatte, ihm und seinen Schwestern ein schönes Leben zu ermöglichen. Sie verdiente es, endlich wieder glücklich zu sein.

„Sei einfach du selbst“, sagte er und lächelte so aufmunternd, wie er es in diesem Moment konnte. „Dann kann gar nichts schiefgehen.“

Als sie durch die Tür des Ausgangs gingen, wurde Jack unvermittelt von einer Frau angerempelt. Sie schien es sehr eilig zu haben, in das Flughafengebäude zu kommen.

Sie trug eine schwarze Lederjacke und eine Skinny-Jeans, die ihre langen Beine perfekt zur Geltung brachte, und ihre blonden Haare fielen ihr lässig über die Schultern.

Als sie zusammenprallten, strauchelte die Frau, und Jack fasste sie instinktiv an den Armen, um sie vor einem Sturz zu bewahren. „Entschuldigung!“, stieß er hervor. „Alles okay?“

Ein Blick aus smaragdgrünen Augen traf ihn. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich war wohl ein wenig zu schnell unterwegs. Und ja, alles in Ordnung.“

Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen.

Jack konnte nichts dagegen tun, er fühlte sich so stark zu dieser Fremden hingezogen, dass es ihm fast Angst machte. Diese Frau raubte ihm den Atem und zugleich die Fähigkeit, klar zu denken. Niemals war ihm so etwas passiert. Und er hatte sich auch nicht vorstellen können, dass es so etwas überhaupt gab.

Was machte man in einer solchen Situation? Sich vorstellen? Sie auf einen Kaffee einladen? Sie einfach küssen?

Das wäre sein größter Wunsch in diesem Augenblick gewesen, doch natürlich war allein der Gedanke schon vollkommen absurd. Er konnte diese Frau nicht einfach mit einem Kuss überfallen. Es sei denn, er würde sich ernsthafte Probleme einhandeln wollen.

„Ich … Ich muss jetzt wirklich da rein“, murmelte die Frau und deutete in das Gebäude. „Ich muss jemanden abholen und bin spät dran.“

„Oh, ja, natürlich.“ Jack machte einen Schritt zur Seite und so den Eingang frei. „Dann gehe ich Ihnen lieber aus dem Weg.“

Sie nickte ihm noch einmal kurz zu, dann hastete sie in den Ankunftsbereich und verschwand innerhalb von Sekunden zwischen den vielen Menschen. Offenbar war es wirklich wichtig, dass sie sich nicht weiter verspätete.

Jacks Herz schlug ihm bis zum Hals.

Warum hatte er sie gehen lassen? Es fühlte sich an, als hätte er die Chance seines Lebens verpasst! Dabei war das natürlich Unsinn. Er kannte diese Frau doch überhaupt nicht.

Er war 31 Jahre alt, und im Moment glücklicher Single. Eigentlich hatte ihn seit Melanie keine Frau mehr wirklich interessiert. Wahrscheinlich brauchte es noch, bis er diese lange Beziehung komplett hinter sich gelassen hatte.

Aber diese Begegnung gerade war besonders gewesen. Jack konnte sich nicht erklären, warum. Aber er fühlte, dass es so war.

Elyse hatte von all dem nichts mitbekommen. Sie stand vor dem Flughafengebäude und musterte einen schwarzen Mercedes Sedan, der mit laufendem Motor parkte. Aber es saß niemand am Steuer, was merkwürdig war.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Jack, als er sich neben sie stellte.

„Ich bin ein wenig irritiert. Ben sagte, er würde uns in einem schwarzen Mercedes Sedan abholen“, sagte sie. „Das muss er sein. Aber es sitzt niemand drin. Ich frage mich, wo er nur steckt?“

Jack stellte seinen Koffer neben den von Elyse. „Warte hier. Ich sehe noch mal drinnen nach, vielleicht haben wir ihn ja verpasst.“

Eigentlich war Jack viel mehr daran interessiert, die faszinierende Blondine von eben wiederzusehen. Aber das würde er natürlich vor allem seiner Mutter gegenüber niemals zugeben. Und vor sich selbst auch nicht wirklich.

Er ging in das Gebäude zurück und blickte sich suchend um. Von Fotos wusste er, wie Ben McMahon aussah, daher würde es ihm nicht schwerfallen, ihn zu erkennen. Doch Ben war nirgends zu sehen.

Stattdessen fand Jack die Frau wieder, die ihn vom ersten Moment an so unglaublich gefesselt hatte.

Sie stand an der Absperrung des Ausgangsbereichs und hielt ein kleines, selbst gebasteltes Pappschild hoch, auf dem ein Name stand.

Vielleicht sollte ich mich als die Person ausgeben, auf die sie wartet. Jack schmunzelte bei dem Gedanken. Es war wirklich seltsam, auf welche Ideen ihn diese Frau brachte. Was war nur mit ihm los? Er wirkte wie ein verzweifelter Teenager …

Jack trat neben sie und blickte auf das Schild. Seine Kehle wurde plötzlich staubtrocken. „QUINN“ stand darauf geschrieben. Wartete sie vielleicht auf seine Mutter und ihn? Das wäre fast zu schön, um wahr zu sein.

Jack räusperte sich und versuchte ein Lächeln. „Hey. Das ist ja ein Zufall. Ich bin Quinn“, sagte er zu ihr.

Ein vernichtender Blick traf ihn. „Na klar.“

„Ernsthaft. Ich bin der, auf den du wartest.“

„Ich warte auf eine Frau namens Elyse. Schönen Tag noch!“, erwiderte die Blondine frostig. Es war mehr als deutlich, dass sie es nicht angenehm fand, einfach so von einem Fremden angesprochen zu werden. Aber vielleicht war ihr so etwas einfach schon zu oft passiert. Bei ihrem Aussehen und dem Charisma würde es Jack nicht wundern, wenn sie sich vor Männern kaum retten konnte.

„Aber das bin ich doch! Ich meine …“ Jack atmete tief durch. „Ich heiße natürlich nicht Elyse. Elyse ist meine Mutter. Sie wartet draußen. Ich bin Jack.“

Die Frau musterte ihn skeptisch. „Wenn das einfach nur eine Anmache sein soll, dann kann ich dir jetzt schon sagen, dass die Idee richtig schlecht ist.“

Jack lachte und streckte die Hand aus. „Es ist keine Anmache. Wirklich, ich bin Jack Quinn, der Sohn von Elyse. Der Sandkastenfreundin von Ben.“

Sie ergriff seine Hand und im Moment der Berührung erschien es Jack, als würde ein feiner, prickelnder Strom ihn durchfließen. Sie hatte die schönsten und zartesten Hände, die er jemals gesehen und gespürt hatte. Und er konnte nicht anders, als sich sofort vorstellen, wie sich diese Hände auf seiner Haut anfühlen würden …

Es war einfach verrückt, aber er war hingerissen von dieser Frau. Obwohl er nichts von ihr wusste. Gab es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick? Jack hatte nie daran geglaubt und das für romantischen Blödsinn gehalten. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher.

„Okay, das ist wirklich ein Zufall. Ich bin Mia McMahon. Die Tochter von Ben.“

„Bens Tochter?“ Jack straffte sich. Er hatte gewusst, dass Ben drei Töchter hatte, aber mit einer solchen Schönheit hatte er nicht gerechnet. Und dass sie keinen Ring am Finger trug, erfüllte ihn mit einer merkwürdigen Freude. Obwohl natürlich auch so etwas nichts aussagte. Vielleicht war sie ja trotzdem in festen Händen. Alles andere erschien ihm bei einer Frau wie ihr absolut unwahrscheinlich.

Mia lächelte. „Es tut mir leid, dass ich zu spät dran bin. Aber es ging alles ein wenig drunter und drüber. Mein Vater hat sich heute Morgen beim Tennis den Fuß verstaucht, er humpelt auf Krücken herum. Deshalb konnte er euch nicht abholen. Und ich habe es erst spät erfahren.“

„Alles kein Problem, jetzt hat sich die Sache ja geklärt“, sagte Jack. „Meine Mutter wartet draußen. Komm, lass uns gehen.“

Mia nickte, faltete das Pappschild zusammen und steckte es in die Tasche. „Okay. Ich bin froh, dass ich euch noch gefunden habe. Gehen wir.“

Vor dem Flughafen blieb Mia erst wie angewurzelt stehen, dann stürzte sie auf ihr Auto zu. Ein Sicherheitsmitarbeiter war gerade dabei, ein Knöllchen unter einen der Scheibenwischer zu schieben.

„Nein, bitte nicht!“, rief Mia. „Moment, ich bin doch hier! Ich habe nur kurz gehalten, um jemanden abzuholen. Es war wichtig, ich war furchtbar spät dran und konnte die Gäste nicht warten lassen.“

„Tut mir leid, aber da kann ich nichts machen“, erwiderte der Flughafenmitarbeiter. „Hier herrscht striktes Halteverbot.“

„Oh nein!“ Mia starrte auf das Ticket. „Wie bitte? Meinen die das ernst? Die wollen 197 Dollar, nur weil ich fünf Minuten hier gestanden habe?“

Jack nahm ihr das Ticket aus der Hand. „Mach dir keine Sorgen. Ich übernehme das. Es ist kein Problem.“

„Auf gar keinen Fall“, protestierte Mia. „Es war doch meine Schuld. Ich hätte nicht hier parken dürfen, das Verbotsschild ist ja auch deutlich zu sehen.“

„Du hast das nur getan, weil du uns abholen und nicht zu spät kommen wolltest. Also übernehme ich die Kosten. Keine Widerrede.“

Mia wollte ihm das Ticket wieder abnehmen, und ihre Hände berührten sich. Jacks Blick traf Mias, und erneut hatte er das Gefühl, alles um ihn herum würde unwichtig werden. Mia war so bildschön … Nie zuvor hatte er eine Frau erlebt, die so eine Wirkung auf ihn ausübte. Und er fragte sich, ob sie von ihm ebenso fasziniert war wie er von ihr.

Jack räusperte sich. „Wir sollten fahren, denke ich.“

Mia schluckte schwer und nickte. „In Ordnung.“

Sie begrüßte Elyse, die den Trubel vom Bürgersteig aus beobachtet hatte, und Jack verstaute währenddessen die Koffer im Wagen. Sie hatten nicht viel Gepäck dabei, weil sie nur übers Wochenende bleiben wollten, aber bis alles untergebracht war, dauerte es doch einen Moment.

„Wo steckt Ben?“, fragte Elyse, während sie sich auf den Rücksitz setzte. „Ich dachte, er würde uns abholen?“

„Er hat sich heute Morgen beim Tennis den Fuß verstaucht“, erwiderten Mia und Jack zeitgleich.