Ein Abenteuer auf Ceylon - Karl May - E-Book

Ein Abenteuer auf Ceylon E-Book

Karl May

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Beschreibung

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. Bekannt wurde er vor allem durch seine sogenannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Orient, in den Vereinigten Staaten und im Mexiko des 19. Jahrhunderts angesiedelt sind. Besondere Berühmtheit erlangten die in drei Bänden zusammengefassten Geschichten um den Indianer Winnetou. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis

1.

2.

Ein Abenteuer auf Ceylon

1.

Neben mir lehnte Sir John Emery Walpole. Er bemerkte von Alledem, was ich sah, nicht das Geringste. Die herrlichen Tinten, in denen der Himmel glühte, das strahlendurchblitzte Krystall der See, das erquickende Balsam der sich abkühlenden Lüfte, die bunte, interessante Bewegung auf dem vor uns ausgebreiteten kostbaren Fleckchen Erde, sie gingen ihm verloren, sie waren ihm gleichgültig, sie durften es nicht wagen, seine Sinne auch nur einen Augenblick lang in Anspruch zu nehmen.

Und warum? Wunderbare Frage! Was war denn eigentlich dieses Ceylon? Ein Eiland mit einigen Menschen, einigen Thieren und einigen Pflanzen darauf und rund herum von Wasser umgeben. Was ist das weiter? Etwas Wunderbares oder gar Sehenswerthes gewiß nicht! Was ist Point de Galle gegen London, was ist der Gouverneur zu Colombo gegen die Königin Viktoria, was ist Ceylon gegen Altengland, was ist die ganze Welt gegen Walpole-Castle, wo Sir John Emery geboren worden ist?!

Der gute, ehrenwerthe Sir John war ein Engländer im Superlativ. Besitzer eines unermeßlichen Vermögens, hatte er noch nie daran gedacht, sich zu verehelichen, sondern war einer jener schweigsamen, zugeknöpften Englischmens, welche alle Winkel der Erde durchstöbern, selbst die entferntesten Länder unsicher machen, die größten Gefahren und Abenteuer mit unendlichem Gleichmuthe bestehen und müde und übersättigt endlich die Heimath wieder aufsuchen, um als Mitglied irgend eines berühmten Reiseclubbs einsilbige Bemerkungen über die gehabten Erlebnisse machen zu dürfen. Er hatte den Spleen in einem solchen Grade, daß seine lange, schmächtige, dabei aber außerordentlich kraftvolle Persönlichkeit nur in höchst seltenen Augenblicken einen kleinen Anflug von Genießbarkeit zeigte, besaß dabei aber ein sehr gutes Herz, welches stets gern bereit war, die kleinen und großen Seltsamkeiten, in denen er sich zu gefallen pflegte, wieder auszugleichen. Nachdem er aller Herren Länder bereist hatte, war er zuletzt nach Indien gekommen, dessen General-Gouverneur ein naher Verwandter von ihm war, hatte es in den verschiedensten Richtungen durchstreift, war auch schon einige Male auf Ceylon gewesen und im Auftrage des Gouverneurs jetzt wieder hergekommen, um sich wichtiger Botschaften an den Statthalter zu entledigen. Ich hatte mich ihm angeschlossen, weil seine Erfahrungen und Connexionen mir von großem Nutzen sein konnten und war ihm so lieb und befreundet geworden, daß er trotz seiner scheinbaren Unnahbarkeit eine wahrhaft brüderliche Zuneigung für mich an den Tag legte.

Jetzt also lehnte er, völlig unberührt von den uns umgebenden Naturreizen, neben mir und beschielte den goldenen Klemmer, welcher ihm vorn auf der äußersten Nasenspitze saß, mit einer Ausdauer, als wolle er an dem Sehinstrumente irgend eine wichtige weltgeschichtliche Entdeckung machen. Da fiel mir ein Zug von eingeborenen Soldaten auf, welcher sich einem weit in die See hinaustretenden Felsen näherte. An seiner Spitze schritt, von zwei Bewaffneten sorgfältig bewacht, ein an den Händen gefesselter Mann, seiner Kleidung nach ein Singhalese. Jedenfalls lag hier eine Execution vor und da ich das lebhafte Interesse, welches mein Gefährte für so etwas hegte, kannte, so machte ich den Versuch, ihn aus seiner welterschütternden Betrachtung aufzustören.

»Wollt Ihr nicht einmal dort hinüber schauen, Sir Wolpole? Ich glaube, es wird Einer in's Wasser geworfen?«

»Well. Laßt ihn ruhig ersaufen, Charley!«