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Durchgelegene Betten, zugige Zimmer, eine abtrünnige beste Freundin und ein gewaltiges Geheimnis. Hat da die Liebe eine Chance? Stella hatte nicht vor, jemals wieder einen Fuß auf europäischen Boden zu setzen. Doch da ihre beste Freundin Ronja heiratet, reist sie vom tropischen Bali ins irische Kinelly. Doch in Irland geht von Anfang schief, was nur schiefgehen kann. So wird sie gleich nach Ankunft unter dubiosen Umständen aus dem Luxushotel ausquartiert und landet ausgerechnet in Kearons heruntergekommenem Bed and Breakfast. Der Rugbyspieler mit der gestählten Brust ist unfreundlich, arrogant und der schlechteste Gastwirt von ganz Irland. Trotzdem kribbelt es bei jedem seiner Samt- und Scotch-Blicke in Stellas Bauch, als würde ein Schwarm Schmetterlinge einen irischen Stepptanz aufführen. Dabei hat sie von Männern die Nase gestrichen voll. Doch auch der ruppige Kearon fühlt sich immer stärker zu Stella hingezogen, was ihm aus mehreren Gründen überhaupt nicht passt. Erstens ist sie überhaupt nicht sein Typ. Zweitens steht fest, dass sie nicht an der irischen Westküste bleiben wird. Und drittens hütet er ein Geheimnis, das Stella auf keinen Fall erfahren darf. Was, wenn sie es doch tut? Ein Liebesroman mit viel Gefühl, Musik und Humor, der dich ins idyllische Küstenstädtchen Kinelly entführt. Dort stürzen sich 4 heiße "Irish Guys" in ein Abenteuer namens große Liebe. Seitenzahl der Printausgabe: 243 Seiten Band 1: Irland, Träume und ein CEO von Allie Kinsley Band 2: Guinness, Küsse und ein Rockstar von Karin Koenicke Bank 3: Ein B&B zum Verlieben von Annabelle Benn Bank 4: Ein Tierarzt zum Küssen von Julia K.Rodeit
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ÜBER DIE AUTORIN
Prolog
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
KAPITEL 23
KAPITEL 24
KAPITEL 25
KAPITEL 26
KAPITEL 27
EPILOG
Ein Tierarzt zum Küssen
An Irish Baby
Annabelle Benn
Ein B&B zum Verlieben
»Irish Guys «-Reihe Band III
ÜBER DIE AUTORIN
Annabelle Benn liebt und schreibt fesselnde Geschichten voller Eifersucht & Intrigen, voller Liebe & Leidenschaft.
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LIEBESROMAN
Annabelle Benn
Impressum
Annabelle Benn, Gordian-Guckh-Str. 5, 83410 Laufen
Umschlagdesign: Nadine Willers, NawillArt
Umschlagmotive: NawillArt
Illustrationen im Buchinnern: Kleeblatt © by OpenClipart-Vectors, https://pixabay.com/de/vectors/kleeblatt-vierbl%c3%a4ttriges-kleeblatt-1531035/
Korrektorat: Britta Schmeick
Irische Namen
Naoise : Niisha mit langem I
Feilim: Fe-i-lim
Prolog
Der Prolog ist aus der Sicht eines (fast) allwissenden Erzählers erzählt. Danach geht es natürlich in der jeweiligen Ich-Perspektive Stellas bzw. Kearons weiter!
Stella legte den Kopf in den Nacken und lächelte in den strahlend blauen Himmel. Sie stand auf dem Deck der noch vertäuten Fähre, dem ersten von vielen Transportmitteln auf dem langen Weg nach Irland. Vor ihr erstreckte sich die in der Sonne glitzernde Südsee, Palmkronen wehten im leichten Wind. Wann das nicht die ideale Kulisse für ein Selfie war. „Gleich geht’s los! In 49 Stunden bin ich in Kinelly! Ich freue mich schon so.“ Sie fügte ein paar Herzchen-Emojis ein und schickte die Nachricht an Ronja, den Grund ihrer Reise. Da ertönte das Horn, sie legten ab und der mit Palmen und niedrigen Häusern gesäumte Hafen von Lombok wurde immer kleiner, bis sie nichts mehr davon, sondern nur noch Wasser sah. In sechs Stunden würden sie Bali erreichen, von dort ging es zwei Stunden lang mit einem Auto weiter zum Flug nach Dubai, nach London, nach Dublin, von dort mit dem Bus nach Galway, wo ein Fahrer des Cosy Castle bei Kinelly, dem vorläufigen Ziel ihrer Reise, auf sie warten würde. Übermorgen. Sie war jetzt schon erschöpft, aber die Vorfreude auf die Hochzeit ihrer besten Freundin fegte jede Müdigkeit weg.
Stella hatte die letzten Monate auf Lombok mit Yoga und Wellenreiten verbracht. Zwei Jahre lang war sie nicht mehr in Europa gewesen, und ohne einen wichtigen Anlass wäre sie auch jetzt nicht dorthin zurückgekehrt. Sie war nach Südostasien gekommen, um zu heilen, um dem Kommerz, dem ewigen Leistungsdruck und Dauerstress zu entkommen. Sie hatte sich verändert, innerlich und äußerlich. Sie war gelassener geworden und scherte sich wenig bis gar nicht um Make-up und Mode. Auf der kleinen Insel war sowieso alles anders. Sie hatte gelernt, sich selbst zu akzeptieren und sogar zu lieben. Und meist war es ihr tatsächlich egal, was andere von ihr hielten und ob sie sie mochten. Aber eben nur meistens. Es gab eine Ausnahme, und diese Ausnahme hieß Ronja.
Ronja war von Kindesbeinen an ihre beste Freundin, und auch wenn sie sich in den letzten zwei Jahren unterschiedlich entwickelt hatten, so hing Stella doch weiterhin an ihr. Oft dachte sie an die gemeinsamen Zeiten, den ersten und die vielen folgenden Liebeskummer, die wilden Partys und verkaterten Morgen-danach, die Schulzeit, die Tourismusschule, die Jahre als Managerinnen in 5-Sterne-Hotels in Dubai und London. Seitdem Stella diesem Leben den Rücken gekehrt hatte, hörten die zwei immer weniger voneinander. Seitdem Stella diesem Leben den Rücken gekehrt hatte, hörten die zwei immer weniger voneinander. Das lag aber bestimmt nur an der Zeitverschiebung, an ihrem veränderten Lebensstil und an Ronjas dicht getaktetem Tag als Stets-wie-aus-dem-Ei-gepellte-Verlobte von Sean Hutchinson und Hausdame des Lemon Western in London.
Folglich wunderte Stella sich nicht, dass Ronja ihre Nachricht nicht sofort las, als sie diese aufgrund der schlechten Netzabdeckung erst auf Bali abschicken konnte.
Ein paar Minuten waren ja okay, aber so lange?
Aus einem grauen Häkchen in der App wurden zwei, als Ronja dem Fahrer ihr Ziel – den Flughafen – nannte. Doch Ronja meldete sich erst, als Stella rund drei Stunden später ihren zwar großen, aber federleichten Koffer gerade aufgegeben hatte. Sie hatte nur ein paar Sachen dabei, die für den europäischen Herbst geeignet waren. Ihre Sommerkleidung, Bücher und wenigen anderen Besitztümer befanden sich in dem hübschen Bungalow, den sie für das gesamte nächste Jahr gemietet und schon bezahlt hatte.
„Du kommst echt?“
Stellas Herz hüpfte erleichtert. Das war also der Grund für das lange Schweigen gewesen! Ronja hatte gezweifelt, ob sie ihr Wort halten würde!
„Natürlich komm ich! Was denkst du denn? Ich kann dich doch nicht allein in den Hafen der Ehe segeln lassen!“
Wieder dauerte es mit der Antwort; diesmal, bis Stella bei der Sicherheitskontrolle war.
„Das ist echt lieb von dir. Aber warum kommst du jetzt schon? Wir heiraten erst nächste Woche!“
Kein Emoji, nichts. Das dämpfte Stellas Hochstimmung. Aber nur kurz. Es gab sicherlich einen Grund. Bestimmt steckte Ronja bis über die Ohren in Arbeit. In London war es 18 Uhr. Oder sie sorgte sich um die Kosten, weil sie wusste, wie knapp Stella bei Kasse war, zumal Irland kein billiges Pflaster war. Wie fürsorglich Ronja doch wahr!
„Das weiß ich doch. Aber ich will keinen Jetlag haben, sondern hellwach sein, wenn du heiratest! Außerdem war der Flug wesentlich billiger als die anderen und mein Visum läuft übermorgen ohnehin aus. Ich müsste also eh raus. Mach dir also keine Gedanken. Ich freue mich riesig.“
Dann wieder: Funkstille. Stella bestellte schon einen geeisten Kaffee, als Ronja sich mit einem „Okay. Dann ist es ja gut“, meldete. Sie hatte ihn halb ausgetrunken, als ein „Gute Reise!“ folgte.
Das war doch etwas merkwürdig. Irgendetwas stimmte nicht, oder bildete sie es sich nur ein? Mit Sicherheit. Wahrscheinlich lag es an der Internetverbindung. Da kam ein Herz-Kuss-Smiley! Alles war in Ordnung.
Ronja stand am Fenster der schicken Londoner Wohnung und sah hinaus in die Nacht. Seufzend ließ sie das Handy sinken und drehte sich zu Sean um, der soeben das große Wohnzimmer betrat und hinter ihr stehen blieb. „Stella kommt.“
„Zur Hochzeit?“
„Sie landet übermorgen.“
„Übermorgen? Aber wir heiraten erst in einer Woche!“
Ronja zuckte die Schultern und schaute weiter hinaus in die Nacht.
„Hätte sie da nicht ...“ Sean zögerte und drückte Ronjas Schulter. „Schon gut.“
„Nein, sag nur.“ Ronjas Stimme war leise und brüchig.
Sean richtete sich auf und betrachte ihr gemeinsames Spiegelbild im Fenster. Ein vieldeutiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich meinte ja nur.“ Er hauchte einen Kuss auf Ronjas Schulter, während seine Hände über ihre schlanke Taille glitten. „Sie ist kurz entschlossen, das wissen wir ja. Aber hätte sie bei der weiten Reise nicht auch zwei Wochen früher kommen und an deinem Junggesellinnenabschied dabei sein können?“
Ronja schluckte nervös. „Keine Ahnung. Sie kennt doch niemanden und trinkt keinen Alkohol, wahrscheinlich deswegen.“
„Das wird sie auf der Hochzeit auch nicht.“ Er griff von hinten ihre Brüste und leckte sanft über ihren Nacken.
Stellas Nachricht hatte Ronjas streng getakteten Tagesablauf und ihre normalerweise klar strukturierten Gedanken durcheinandergebracht. Eigentlich sollte sie längst zum Pilates unterwegs sein. Aber wenn Sean sie so küsste ... Sie ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken und stöhnte leise auf.
„Ich weiß“, flüsterte sie. „Aber wir kennen uns schon so lange. Sie will eben dabei sein. Auch wenn sie sich stark verändert --- Sean!“ Dessen rechte Hand strich ihren Bauch hinab und berührte sie an ihrer empfindlichsten Stelle.
„Sprich weiter“, raunte er, drückte ihr Kinn hoch, sodass sie sich im Spiegelbild betrachten konnte.
„Du kennst sie doch selbst noch von früher. Sie war ...“
Sean wusste nur zu gut, wie Stella gewesen war. Er kannte auch seine zukünftige Frau gut genug, um zu wissen, dass sie immer wie Stella hatte sein wollen. Zumindest bis zu dem desaströsen Treffen in Singapur vor ein paar Monaten, bei dem eine völlig unansehnliche, abgewrackte Stella sich von ihnen hatte aushalten lassen. Bevor Stella aus dem richtigen Leben ausgestiegen war, hatte sie ihrem Namen alle Ehre gemacht: Sie war der Stern am Londoner Society Himmel gewesen. Alle waren der Göttin mit dem damals blond gewellten Haar und den türkis-blauen Augen zu Füßen gelegen. Sie war der feuchte Traum unzähliger Männer und der Mittelpunkt aller Partys gewesen, hatte jedem den Kopf verdreht, sich genommen, was und wen sie wollte, und bis zum Umfallen gefeiert. Zumindest bis sie eines Tages tatsächlich umfiel, nicht mehr auf die Beine kam und das Weite suchte. Niemand konnte im Nachhinein sagen, ob es an Alistair Gray oder den zahllosen One-Night-Stands lag. Oder an Lucy Silverstone, ihrer Vorgesetzten im Peninsula-Hotel, wo Stella damals im gehobenen Management arbeitete. Oder lag es an der Abtreibung, der Drogensucht, der Bulimie, den Morddrohungen von Alistair Grays Ehefrau? Das alles waren Dinge, von denen man nur munkelte, zu denen aber Beweise fehlten. Nur: Ein Fünkchen Wahrheit war schließlich überall dabei!
Sean hatte Stella wegen Alistair verflucht. Alistair war der Falsche für Stella, nicht nur, weil er verheiratet war. Sean hätte alles gegeben, um mit ihm zu tauschen. Er hätte es ehrlich mit Stella gemeint. Dabei hatte er Ronja nur wegen Stella kennengelernt. Tage- und wochenlang hatte er sie auf Empfängen, Partys, Dinners gesehen, sich aber nie getraut, sie anzusprechen. Bis er eines Tages genug getrunken hatte und sich eine günstige Gelegenheit bot. Stella und Ronja standen allein auf dem Balkon. Kurzerhand drängte er sich zwischen sie, legte einen Arm um ihre Schultern, drehte ihre Gesichter zueinander und fackelte nicht lange: Er küsste beide gleichzeitig. Es war das einzige Mal, dass er sie küsste, und das auch nur kurz. Denn während Stella das Weite sucht, blieb Ronja bei ihm. Bis heute. Der Kuss mit Stella war zwar kurz gewesen, aber so voller Leidenschaft, Feuer und Verheißungen, dass er ihn nie vergaß.
Jetzt packte er Ronjas Handgelenke, drückte sie an die Fensterscheibe und schob ihr Armani-Kleid hoch.
Er schlang ihre Haare um seine Faust und zog ihren Kopf nach hinten. Mit tiefer Stimme raunte er: „Das war einmal, Baby. Das letzte Treffen war sehr enttäuschend, nicht wahr, das findest du doch auch? Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, eine egozentrische Spinnerin. Aber du, Ronja, du! Schau dich an, Baby, du bist begehrenswert geblieben und ich - ich will dich. Endlos.“ Mit einem schnellen Stoß drang er in sie ein.
Ronja rang nach Atem und biss sich auf die Lippen. Ihr Körper gab sich Sean hin, doch ihr Kopf hing weiter an Stella. Ob sie zu ihrem Junggesellinnenabschied gekommen wäre, wenn sie sie eingeladen hätte?
Auch Sean wollte weiter an die alte Stella denken. „Wieso kommt sie schon so früh? Oh, pass bloß auf, dass ich nicht zu früh komme.“
Ronja wollte nicht mehr an Stella denken. „Sie ...“
„Was?“ Seans Stimme war dunkel und fordernd, genau wie seine Bewegungen.
„Sie fliegt nach ... oh! ... nach Dub... Lin.“
„Was will sie da?“, keuchte Sean, der arg an sich halten musste, um das Ende des Gesprächs zu erleben.
„Sie fährt ... weiter ... nach Kinelly ... ausschlafen ... Westküste anschauen ... und ...“
„Eine Rundfahrt?“
„N ... nein. Sie ... im Cosy Castle woooohnen und von dort aus ...“
Zu Seans Lust mischte sich Jähzorn. Er hörte mitten in der Bewegung auf und versteinerte. „Im Cosy Castle? Eine Woche?“
Ronja nickte und drückte sich an ihn. „Mach weiter, bitte. Müssen wir jetzt darüber sprechen?“
„Absolut“, knurrte er, drückte ihren Nacken nach vorn, biss sie hinein und schlug klatschend auf ihren Po. „Absolut.“ Er bewegte sich wieder, jetzt noch schneller und härter, und Ronja entspannte. Bis er erneut mit dem Thema anfing. „Du hast ihr gesagt, dass wir nur eine Übernachtung bezahlen?“
Ronja wollte und konnte nicht mehr denken, und schon gar nicht an Stella. „N.. n... ah, ja, genau so.“
„Nein?“ Sean lachte abfällig und schrill. „Nein? Sie denkt, wir bezahlen ihr alles?“ Dieses Luder! Dieses verdammt geile Luder. War das die Rache dafür, dass er Ronja heiratete?
„Keine Ahnung. Glaub nicht. Ih-ihre Eltern waren immer extrem groß--- oh Sean! ja! - großzügig zu mir. Da wäre es doch .... oh ja!“
Sean verabscheute und vergötterte Stella. Dass ihn ihre Kaltschnäuzigkeit jedoch so stark erregte, überraschte ihn. Ebenso wie Ronja, die an der Libido ihres Mannes schon zu zweifeln begonnen hatte.
KAPITEL 1
Stella
Hundemüde lehnte ich den Kopf an das Fenster des Busses, der mich vom Dubliner Flughafen nach Galway brachte. Seit gut zwei Stunden zuckelten wir schon über enge, meist einspurige Straßen, die sowohl durch putzige Dörfer mit Steinhäusern und farbigen Türen als auch durch saftig grüne Wiesen führten, auf denen Schafherden um mittelalterliche Ruinen herum weideten. Die friedlichen Tiere störten sich nicht an dem Regen, der seit meiner Ankunft von dem wolkenverhangenen Himmel nieselte. Geduldig und unersättlich grasten sie vor sich hin. Bekamen sie denn nie genug? Was taten sie, wenn sie nicht weideten? Schlafen? Ich selbst hätte liebend gern geschlafen, war aber zu überdreht. Außerdem konnte ich mich an der Schönheit Irlands nicht sattsehen. Ich wollte jedes Bild aufnehmen und festhalten. Pausenlos drückte ich Stirn und Nase an die beschlagene Scheibe. Die Insel war so grün, so beschaulich, so hinreißend und geheimnisvoll, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Obwohl ich jahrelang in London gelebt hatte, war ich zum ersten Mal hier und restlos begeistert. Das war erstaunlich, weil ich vom Flughafen direkt in den Bus gestiegen war und vom „richtigen“ Irland noch nichts mitbekommen hatte. Zudem hatte ich seit meiner Ankunft noch kein Fitzelchen blauen Himmel und kein noch so dünnes Strählchen Sonne gesehen. Trotzdem. Ja, trotzdem – oder gerade deswegen? – fühlte ich mich pudelwohl. Endlich mal keine Sonne!
Auf Bali und Lombok schien nämlich jeden Tag die Sonne. Nur in der Regenzeit schüttete es, was das Zeug hielt. Dann brachen Internet, Strom und Verkehr zusammen und ich verließ die Insel, um an einem trockenen Ort zu warten, bis die Sonne wieder schien. Dank dem vielen Wasser wuchsen die Pflanzen auf den tropischen Inseln üppig, auch dort war alles tiefgrün, dennoch war es ganz anders als die Landschaft vor dem Fenster.
50 Shades of Green, schoss es mir durch den Kopf und ich musste grinsen. Ach, ja, lang war’s her, dass ich verliebt gewesen war, in einer Beziehung gelebt hatte und nach deren Zerbrechen meine Wunden in zahllosen Affären und unverbindlichen heißen Nächten geleckt hatte. Zwei Jahre waren seit dem letzten Mann vergangen. Seither: nichts. Mit Mitte zwanzig hatte ich erkannt, dass ich mein Leben nicht ewig nach Männern ausrichten und auf deren Liebe warten konnte, wenn ich glücklich werden wollte. Und das wollte ich! Ich hatte in den letzten zwei Jahren alles nur Erdenkliche dafür getan. Aber ob ich jetzt glücklich war? Nun, zumindest war ich nicht unglücklich. Ich war zufrieden und fühlte mich nicht allein. Und das war doch schon eine ganze Menge, oder nicht?
Ich fand es unglaublich, wozu man alles kam, wenn man erst einmal die Themen Ist-der-Kerl-heiß!, Wie-ziehe-ich-mich-an? und Warum-meldet-er-sich-nicht? abgehakt hatte. Endlich blieb mir Zeit für all die Dinge, zu denen ich vorher nie gekommen war. Ich schnorchelte, tauchte, surfte. Ich lernte fotografieren. Ich belegte Online-Kurse und wurde Social Media Managerin (adé Karriere als Hotelmanagerin!). Ich machte täglich Yoga, lernte richtig atmen und meditieren, und obendrein alles über Ayurveda. Ich ernährte mich gesund und fast vegetarisch bis vegan, was in meiner Wahlheimat leicht war, weil man dort keine Milchprodukte und nur selten Fleisch oder Fisch aß. Ich trank keinen Alkohol, verlor zwölf Kilos, wurde sportlich, gesund, ruhig.
Ich liebte dieses freie, sorglose, in mich gekehrte Leben in den Tropen, das hauptsächlich im Freien stattfand. Ich liebte meine Sommerkleidchen und meine Flipflops, die ich erst bei der letzten Landung gegen feste Schuhe - das reinste Fußgefängnis - getauscht hatte. Furchtbar, wie die Dinger drückten! Und wie die Hose und der Pulli, die ich vor zwei Jahren auf einem unüberlegten Visa-Run ins winterliche Australien (ja, das gibt es) billig erstanden hatte. Ich hatte sie nur ein paar Mal gewaschen, aber selbst davon waren die Farben verblichen, die Nähte fransten aus und ein paar Risse und kleine Löcher hatte ich auch schon entdeckt. Ich sah überhaupt nicht ordentlich oder gepflegt aus. In Asien wäre ich niemals so herumgelaufen, aber jetzt hatte ich nichts anders. Noch dazu schlabberte alles an mir. Ich war also alles andere als zufrieden mit meinem Erscheinungsbild und fühlte mich nicht recht wohl in meiner Haut, besonders, weil um mich herum alle so gepflegt und gestylt waren.
Gut, dass ich so früh angereist war. Ich hatte einige „Dschungel-Schäden“ zu beseitigen, bevor ich in das Brautjungfernkleid schlüpfen konnte.
Was Ronja wohl gerade tat?
Ich wünschte, ich könnte ihr schreiben, dass ich heil gelandet war, aber ich hatte eine indonesische Prepaid-Karte und die funktionierte hier nicht.
Ob sie aufgeregt war? Und ob sie sich mit Sean wirklich sicher war? Aber ja, natürlich war sie das. Beide waren Karrieremenschen. Beide hatten die gleichen Werte und Wünsche. Vor einigen Monaten hatten sie sich eine sagenhafte Wohnung in London Clapham gekauft, mit zwei Bädern, vier Zimmern und einer Dachterrasse. Natürlich hatte sie alles edel eingerichtet und unzählige Fotos in den sozialen Medien gepostet. Ronja konnte das. Sie hatte ein Händchen für Dekorieren und Gestalten. Ästhetik war ihr wichtig. Genau wie Sean, den wir bei unserem ersten (und letzten) gemeinsamen Kuss kennengelernt hatten. Ich wollte weder mit meiner besten Freundin noch mit einer Hundeschnauze knutschen und hatte schleunigst das Weite gesucht, dann aber vergeblich auf Ronja gewartet – denn sie blieb. Nicht nur für den einen Kuss, die eine Nacht, nein - für den Rest ihres Lebens. Dabei war Sean so ein eingebildeter, zynischer Schnösel! Sie passten nicht zusammen! Ronja war zu ehrlich, zu einfühlsam, zu lebenslustig und unbeschwert für ihn. Gewesen, korrigierte ich mich, denn Sean färbte immer mehr auf sie ab. Leider. Wie sonst sollte ich ihr Verhalten im allgemeinen und unser enttäuschendes Treffen in Singapur vor ein paar Monaten deuten?
Wir hatten uns nicht gut verstanden. Ich schob die Missstimmung auf Sean. Wäre er nicht dabei gewesen, hätten Ronja und ich in kleinen Restaurants (die schon teuer genug waren) essen, über Märkte schlendern und über alte Zeiten lachen können. Sie hätte mir erzählt, wie es ihr wirklich ging, anstatt von Hersteller, Preis und Lieferzeit der Küche zu schwadronieren oder die Namen der B-Promis aufzuzählen, mit denen sie jetzt zu Mittag aß, zum Shoppen ging und Tennis spielte.
Himmel, ich war ja so müde. Und hungrig! So hungrig, dass ich dem Jungen neben mir fast die Chipstüte aus der Hand gerissen hätte. Aber ich beherrschte mich. Was auch daran lag, dass ich so etwas Ungesundes wie Chips nie mehr essen würde.
In rund zwanzig Minuten würde ich ohnehin aussteigen. Ein Fahrer des traumhaften Cosy Castle würde auf mich warten und mich zu dem ehemaligen Schloss bringen, wo ich bei einer warmen Suppe oder einem großen Teller Pasta, Reis oder irgendetwas anderem wieder zu Kräften kommen würde, bevor ich in dem kuschelig warmen Bett in einen tiefen Schlaf sinken und bis zum nächsten Morgen durchschlafen würde. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und mein müder Kopf freute sich auf das Kissen.
Das Cosy Castle lag ein paar Kilometer von meinem eigentlichen Ziel, Seans Heimatort Kinelly, entfernt. In dem alten Schloss sollte die Feier steigen. Hochzeiten auf dem Land waren in und nicht ganz so teuer wie in der Stadt. Das Brautpaar hatte in dem Haus ein Kontingent reserviert und ich hatte ein paar Tage verlängert. Bis dort Hochzeitshektik ausbrach, würde ich es mir in der gepflegten Umgebung gutgehen lassen. Ich gönnte mir ja sonst nichts! Auf den Bildern im Internet sah es fabelhaft aus.
Das Gemäuer war aus grauem Stein gebaut, hatte geheimnisvolle Erker und flauschige Teppichböden. In der Bibliothek und im Salon, wo ich meinen Nachmittagstee einnehmen würde, knisterten gemütliche Feuer in offenen Kaminen. Die Decke im Speisesaal war mit dunklem Holz vertäfelt. Zum Frühstück servierte man warmen Porridge, ein Full Irish oder eine Eierspeise nach Wahl. Außerdem gab es ein Yoga- und Meditierzimmer mit Blick auf den herrschaftlichen Park, in dem Hirsche lebten. Dort lud ein mit Glas überdachter Whirlpool selbst bei sternklaren Winternächten zum Träumen ein. Ich konnte meine Ankunft kaum erwarten und grinste selig. Bald wäre ich da.
Draußen dämmerte es bereits. Wir fuhren um eine kleine Anhöhe, auf der ein paar Bäume wuchsen. Hinter der Baumgruppe tauchte eine Kirche auf, um die herum wieder eine Schafsherde weidete. Irland war bezaubernd, auch im Regen. Doch es wurde noch besser. Denn von einem Augenblick auf den anderen riss die Wolkendecke auf. Rot-goldenes Sonnenlicht fiel wie aus Feenhand auf das geheimnisvoll glitzernde Gras. Es war wie im Märchen und so unsagbar schön, dass ich einen entzückten Schrei ausstieß. Ja, Irland bei Regen war hinreißend. Aber bei Sonnenschein war es das Paradies auf Erden!
Ich war so verzaubert, dass ich nicht schaltete, als die Lichter des Außenbezirks von Galway vor uns auftauchten. Der Bus hielt für mich unvermittelt und der Fahrer nannte die Haltestelle. Das war ja meine! Ich sprang auf, stieß mir den Kopf, sank zurück, schlüpfte in die drückenden Sneakers und dankte dem Chips futternden Jungen, weil er mir Platz machte. Aufgelöst hastete ich nach vorn und war schon beim Aussteigen, als er mir nachrief, dass ich meine Jacke vergessen hätte.
„Immer mit der Ruhe, junge Frau, wir sind ja nicht auf der Flucht“, ermahnte mich der Busfahrer gutmütig. „Haben Sie Gepäck?“
Ich bejahte und dankte ihm für die Fahrt, wie ich es von London kannte. Geduldig wartete er, bis ich meinen Koffer ausgeladen hatte.
Und dann stand ich da: allein, in der Dämmerung, im Nieselregen, in einem fremden Land, ohne Handyempfang und ohne passende Kleidung. Dafür mit einem Loch im Bauch und Blei in den Knochen.
Ich fröstelte, doch das war mir egal, denn sobald der Bus weg war, drang reine, frische Luft in meine Nase. Luft, die nach Erde und ein wenig nach Meer roch. Ich breitete die Arme aus und atmete so tief und gierig ein, als wäre ich am Verdursten und könnte die Luft trinken. War das schön!
Aber irgendwann doch kalt. So kalt wie seit Jahren nicht mehr. Schnell knöpfte ich meine Jacke zu und schlang mir das Tuch um den Hals. Suchend sah ich mich um. Da war kein Fahrer. Niemand wartete auf mich. Nervös vergewisserte ich mich, dass ich an der richtigen Haltestelle und zur richtigen Zeit ausgestiegen war. Das war ich. Also, wo war denn der Chauffeur des Schlosshotels?
Ich schlang die Arme fester um mich, hüpfte auf und ab und redete mir gut zu, dass er gleich kommen würde. In Asien hatte ich Zuversicht und Geduld gelernt. Doch hier fror ich, war müde und hungrig, und eine seltsame Unruhe breitete sich in mir aus. Nachdem ich eine Weile gehüpft war, spritzte mich ein vorbeifahrender Wagen mit dem Schmutzwasser einer Pfütze voll. Da reichte es mir. So hatte ich mir den wirklichen Empfang nicht vorgestellt! Genervt machte ich mich auf den Weg zu den Läden, die ein Stück weiter vorn hufeisenförmig um einen Parkplatz herum gebaut waren. Dort gab es hoffentlich entweder öffentliches Internet oder jemand würde mich telefonieren lassen, oder ich konnte eine irische Telefonkarte kaufen.
Ich zog den Koffer hinter mir her und wich wendig den Pfützen und Gullys aus.