Ein Bad Boy im Strandkorb - Kim S. Caplan - E-Book

Ein Bad Boy im Strandkorb E-Book

Kim S. Caplan

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Beschreibung

Eine frische Meeresbrise, weite Sandstrände, schreiende Möwen – und ein heißer Bad Boy … Für das erfolgreiche Curvy-Model Marie Brahms geht ein Traum in Erfüllung. Ihr maritimes Shooting für ein angesagtes Modemagazin auf einer Nordseeinsel wird ein riesiger Erfolg. Doch im Moment ihres größten Triumphs gesteht Maries Freund seine Untreue und beendet die Beziehung. Dieser Schock muss erst mal verdaut werden. Kurz entschlossen verlängert Marie ihren Aufenthalt im Dünenhotel und genießt einige freie Tage. Alles könnte wieder gut werden, wenn da nicht ihr ungehobelter Zimmernachbar wäre. Nicolas – attraktiver Investmentbanker aus Frankfurt – nimmt sich gerade auf der Insel eine Auszeit. Mit seinem Bad-Boy-Gehabe vergrault er Marie, obwohl sie von ihm auch magisch angezogen wird. Sie ist sich jedoch schnell sicher: Er wird niemals ihr Mr. Right. Doch dann entdeckt sie eine ganz andere Seite an ihm. Mit Charme und Humor zieht er sie in seinen Bann. Was nun? Wie soll sie auf ihr Herz hören, wenn plötzlich alle Gefühle verrücktspielen? Abgeschlossener Liebesroman mit Happy End.

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Ein Bad Boy im Strandkorb

 

Liebesroman

 

Kim S. Caplan

 

Inhaltsverzeichnis

 

Buchbeschreibung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

Impressum

 

Buchbeschreibung

 

Eine frische Meeresbrise, weite Sandstrände, schreiende Möwen – und ein heißer Bad Boy …

 

Für das erfolgreiche Curvy-Model Marie Brahms geht ein Traum in Erfüllung. Ihr maritimes Shooting für ein angesagtes Modemagazin auf einer Nordseeinsel wird ein riesiger Erfolg. Doch im Moment ihres größten Triumphs gesteht Maries Freund seine Untreue und beendet die Beziehung. Dieser Schock muss erst mal verdaut werden. Kurz entschlossen verlängert Marie ihren Aufenthalt im Dünenhotel und genießt einige freie Tage.

Alles könnte wieder gut werden, wenn da nicht ihr ungehobelter Zimmernachbar wäre. Nicolas – attraktiver Investmentbanker aus Frankfurt – nimmt sich gerade auf der Insel eine Auszeit. Mit seinem Bad-Boy-Gehabe vergrault er Marie, obwohl sie von ihm auch magisch angezogen wird.

Sie ist sich jedoch schnell sicher: Er wird niemals ihr Mr. Right.

Doch dann entdeckt sie eine ganz andere Seite an ihm. Mit Charme und Humor zieht er sie in seinen Bann. Was nun? Wie soll sie auf ihr Herz hören, wenn plötzlich alle Gefühle verrücktspielen?

 

Abgeschlossener Liebesroman mit Happy End. Enthält heiße Szenen.

 

Anmerkung der Autorin

 

Der Schauplatz dieser romantischen Liebesgeschichte ist die Nordseeinsel Bentrum. Reetgedeckte Häuser und ein rauer, salziger Wind, so kennen wir die typischen Nordseeinseln. Doch du wirst Bentrum auf keiner Landkarte entdecken. Die Autorin hat sich die künstlerische Freiheit genommen, die Insel zu erfinden.

 

Kapitel 1

 

~ Marie ~

 

So ein Mist! Ausgerechnet heute habe ich verpennt. Der Blick in den Badezimmerspiegel verrät die traurige Wahrheit. Solche Schatten unter den Augen habe ich auch noch nicht gesehen. Die lassen sich bestimmt nicht wegschminken. »O Mann!«, rufe ich laut, denn ich sehe aus wie ein Zombie aus meiner Lieblingsserie.

Meine Lieblingsserie ist das Stichwort. Langsam kehrt meine Erinnerung zurück. Der gestrige Mädelsabend mit meinen Freundinnen ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Wir haben die letzten Folgen und das Staffelfinale gefeiert. Erst gab es für jede von uns nur ein Gläschen Sekt. Aufgeregt haben wir miteinander angestoßen. Danach hat der Abend Fahrt aufgenommen. Na ja, es wurde feuchtfröhlich und ist nicht nur beim Sekt geblieben.

Ich gehe ins Wohnzimmer, wo mich fast der Schlag trifft. Auf dem Sofatisch stehen mehrere geleerte Sektflaschen, dazwischen jede Menge kleine Schnapsfläschchen. Die kleinen bunten süßen, von denen einem ewig der Mund klebt. Und wer von den Mädels ist nur auf die blöde Idee mit dem Konfetti gekommen? Claudia? Petra? Oder war ich es, die die Konfettikanone gezündet hat? Wer von den Mädels hat dieses Höllengerät überhaupt mitgebracht? Ich habe keine Ahnung – einen totalen Filmriss.

Fakt ist auf jeden Fall, dass der Dreck wegmuss. Daher schnappe ich mir den Staubsauger und sehe zufrieden zu, wie die kleinen bunten Schnipsel flugs im Auffangbehälter verschwinden. Schnell noch die Flaschen wegräumen und feucht über das Mobiliar wischen. Na geht doch! Meine Wohnung befindet sich wieder im Normalzustand, stelle ich mit einem Rundumblick fest.

Dann höre ich den Klingelton meines Smartphones. Er klingt dumpf und scheint nicht weit entfernt zu sein. »Wo zum Teufel steckst du nur …«, flüstere ich und lausche dem Klang, der mir den Weg weist. Vor der Couch bleibe ich stehen. Hier muss es sein. Nichts zu sehen. Plötzlich ist es wieder still. Das gibt’s doch nicht! Mein Handy ist mein Leben. Meine Kontakte, meine Termine – alles auf diesem kleinen pinken Ding gespeichert.

Es klingelt erneut. Da ist aber jemand hartnäckig.

Noch immer suchend, nähert sich mein Kopf der Sitzfläche. Da ist es ja! Ich halte es wie Gollum in der Hand und werde meinen Schatz nicht mehr hergeben.

Auf dem Display kann ich erkennen, dass der Anrufer meine Agenturchefin ist. »Hey, Charlotte! Was gibt’s denn?«, melde ich mich.

»Warum gehst du nicht ran?«, fragt meine Agentin entrüstet.

»Ich musste das Ding erst finden.« Ich lache laut. »Du glaubst es nicht. Es war in die Sofaritze gerutscht.«

»Um Gottes willen!«, unterbricht sie mich.

»Schon gut, ich habe es ja gefunden. Sonst hätte ich schließlich nicht rangehen können.«

»Ich meine doch nicht dein blödes Smartphone. Was machst du noch zu Hause? Du solltest schon längst am Bahnhof sein!«

»Nun mach mal nicht die Pferde scheu, Charlotte! Kein Grund zur Eile.«

»Na, du bist mir vielleicht eine! Hast vermutlich mal wieder ein bisschen zu viel gefeiert …«

»Ja, es ist spät geworden …«, gebe ich zu.

»Da hast du dir mal wieder eine tolle Geschichte ausgedacht … Ist Tom da? Du atmest so schwer. Ihr seid doch nicht etwa im Bett und treibt es miteinander?«

»Mensch, Charlotte …«, erwidere ich seufzend. Wie peinlich. Was denkt sie von mir? Dass ich Tom reite und nebenbei seelenruhig mit ihr telefoniere? »Tom ist nicht da. Er ist auf Geschäftsreise. Das weißt du doch«, antworte ich daher. »Gestern war Mädelsabend. Und ich hatte ganz schön damit zu tun, alle Spuren zu beseitigen …«

»Bitte beeil dich jetzt und fahr zum Bahnhof!«, fordert Charlotte mich auf, von einem theatralischen Stöhnen unterlegt. »Marie, bitte enttäusch mich nicht. Von diesem Job hängt alles ab«, versucht sie, mir ins Gewissen zu reden. »Ich habe mir für den Vertrag echt ein Bein herausgerissen …«

Ich muss lachen, weil ich mir Charlotte gerade als Zombie mit einem Bein vorstelle. Eine Rolle in meiner Lieblingsserie wäre ihr sicher.

Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass mir die Zeit wirklich davonläuft. »Ich muss los! Ich melde mich nachher aus dem Zug«, verspreche ich und beende das Gespräch, bevor meine Chefin antworten kann.

Jetzt benötige ich erst mal eine Generalüberholung im Bad. Eine Dusche muss mich zurück ins Leben holen.

Brr! Der kalte Guss zum Abschluss könnte Tote aufwecken. In Windeseile frottiere ich meinen Körper, bis meine Haut leicht gerötet ist.

Das starke Gebläse des neuen Föhns schafft es, meine lange braune Mähne im Nu zu trocknen. Ich kämme sie sorgfältig durch. Ein Hauch getönte Tagescreme und etwas Rouge zaubern etwas Frische auf meinen blassen Teint. Mit schwarzer Wimperntusche betone ich meine blaugrünen Augen. Nun noch zartrosa Lipgloss auftupfen. Fertig! Dieses Spiegelbild gefällt mir im Gegensatz zu dem von vorhin schon viel besser.

Plopp!

Dieses Geräusch habe ich schon einmal gehört. Bitte! Bitte! Nur nicht jetzt! Doch! Er ist gnadenlos! Wer? Natürlich der Knopf meiner neuen Bluse. Er ist auf Höhe meiner Brust abgesprungen. Ausgerechnet jetzt! Ich hätte sie doch eine Nummer größer nehmen sollen. Aber wie meinte die Verkäuferin so schön: »Heute trägt man körperbetont. Nehmen Sie immer eine Größe kleiner. Das liegt absolut im Trend.«

Na super, das Outfit für die Reise kann ich nun vergessen. Aus dem Schlafzimmerschrank krame ich schnell eine andere Bluse heraus – die mit dem auffälligen Blumenmuster, die ich eigentlich einer Freundin schenken wollte, weil ich denke, dass sie mir nicht steht. Eilig ziehe mich um, denn die Hose passt überhaupt nicht dazu. Skeptisch betrachte ich mich im Wandspiegel. Nicht gerade ideal für den Tag, aber ich habe keine andere Wahl, denn die Zeit drängt. Jeden Moment kann der Taxifahrer klingeln.

Angespannt stelle ich mich ans Fenster meines Apartments am Düsseldorfer Rheinufer und versuche, mich zu beruhigen. Ich schaue mir den Schifffahrtsverkehr an. Von hier oben sieht alles so klein aus. Wie Spielgeräte, die sich automatisch bewegen. Der rege Berufsverkehr auf der Straße macht mich jedoch wieder nervös. Ich hoffe, dass ich es pünktlich zum Bahnhof schaffe. Der Zug wird nicht auf Marie Brahms warten.

Ich zucke zusammen, als es endlich klingelt. »Hallo?«, rufe ich fragend in die Sprechanlage.

»Das Taxi für Brahms«, antwortet mir jemand mit einer männlich-dunklen Stimme. Wow, klingt der Fahrer sexy. Er könnte glatt Synchronsprecher von einigen Hollywoodstars sein. Warum fährt er Taxi?

»Ich komme runter!«

»Alles klar. Beeilen Sie sich! Ich stehe in der zweiten Reihe.«

»Bin ja schon unterwegs …«, erwidere ich hastig, atme noch einmal tief durch. Dann nehme ich entschlossen meine Handtasche und den Koffer, den ich gestern schon gepackt habe. Es ist wie immer, ich habe viel zu viele Klamotten eingepackt. Jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Auf geht’s! Ich verlasse mein Apartment. Der Aufzug bringt mich surrend herunter zur Eingangshalle der modernen Wohnanlage.

Vor dem Gebäude wartet ein großgewachsener Typ mit einem ungepflegten Vollbart neben dem Taxi. Aus seinem bunten Hawaii-Hemd, das er fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft hat, quillt seine üppige Brustbehaarung heraus. Wie sehr eine schöne Stimme manchmal täuschen kann. Unfassbar!

»Guten Morgen! Zum Bahnhof bitte«, sage ich zu ihm.

»Tag …«, brummt er unfreundlich und nimmt mir den Koffer aus der Hand. Dabei sind seine Lippen im Dickicht des Bartes kaum zu erkennen. »Transportieren Sie Ziegelsteine?«

»Schuhe!«, entgegne ich schlagfertig.

Er schüttelt verständnislos den Kopf. »Frauen …« Blöd grinsend verstaut er meinen Koffer im Wagen.

Während der Fahrt durch die schon am frühen Morgen belebte Innenstadt checke ich meine Reiseunterlagen. Alles klar, hier habe ich das Ticket für den Zug und hier das Ticket für die Fähre. Ich krame in den Unterlagen, verteile sie auf dem Rücksitz. Da fehlt doch was? Ah, da ist die Reservierung für das Hotel. Bei den Kontaktdaten kann ich sehen, dass das Team des Kunden im Fünfsternehotel untergebracht ist. Meine Unterkunft fällt etwas bescheidener aus. Für mich wurde ein Zimmer in einem kleinen, familiengeführten Hotel am Rande der Dünen gebucht. Im Grunde bin ich sogar froh darüber, denn Luxusherbergen sind nicht mein Ding.

Ich bin froh, einen Job an einem so tollen Ort ergattert zu haben. Der Kunde, ein angesagtes Modemagazin mit Sitz in Hamburg, hat mich schon vor Wochen für dieses Fotoshooting gebucht. Und das Allerbeste ist: Es ist ein Covershooting. Ich werde die Titelseite von Power & Curves, einem Magazin für kurvige Frauen, schmücken. Für mich ein Ritterschlag.

Unruhig blicke ich aus dem Autofenster. Dieser verfluchte Berufsverkehr! Es geht so langsam vorwärts, dass man das Gefühl hat, man wäre zu Fuß schneller.

»Fahren Sie in den Urlaub?«, beginnt der Taxifahrer einen unerwarteten Small Talk und blickt in den Rückspiegel. »Wohin geht’s?«

»An die Nordsee«, erwidere ich knapp.

»Ah, an die Nordsee …«, wiederholt er verächtlich und wackelt abschätzig mit dem Kopf. »Wohin genau?«

»Ostfriesische Inseln.«

»Ostfriesland? Da fallen mir direkt ein paar Ostfriesenwitze ein.«

O nein! Ich verziehe verächtlich den Mund und hoffe, dass er das beim Blick in den Rückspiegel bemerkt.

»Die Nordsee ist nichts für mich. Ich bin eher der Thailand-Typ …« Nach seinen Worten fasst er sich in den Bart und krault ihn genüsslich.

Für kein Geld der Welt möchte ich wissen, was er in diesem Moment denkt. Ich sehe ihn buchstäblich vor mir, wie er nachts in Boxershorts und weißen Socken durch Bangkoks Lustviertel zieht.

»Ich fahre auf die Insel Bentrum. Dort soll es sehr schön sein …«, antworte ich, um mich von den widerlichen Gedanken abzulenken.

»Ah! Die Insel der Reichen …« Er zögert und blickt Nase rümpfend in den Rückspiegel. »… und Schönen«, fährt er schulterzuckend fort.

»Ich arbeite dort«, kläre ich den Blödmann auf.

»Als Kellnerin oder Reinigungskraft?«

Geht’s noch? Der Kerl geht mir allmählich mächtig auf die Nerven.

»Ich habe dort ein Fotoshooting.«

»Ein Fotoshooting? Sie sind Model?«, platzt es ungläubig aus ihm heraus.

»Ich bin Curvy-Model. Ist das ein Problem für Sie?«

»Curvy heißt doch kurvig, oder?«

»Ja, genau. Ein Model mit Kurven …«

»Meine Rita hat auch Kurven. Ziemlich viele Kurven …« Er lacht schallend. »Na ja, im Grunde ist sie fett.« Wieder lacht er so laut, dass mir der Kopf dröhnt. Der abstoßende Typ verursacht mir Brechreiz. Der ist aber auch ein Ekelpaket! Wenn der wüsste, was ich mit meinen Kurven verdiene. Dafür muss er verdammt lange in seinem blöden Taxi durch die Gegend fahren.

Endlich! Wir sind da. Da vorne ist der Bahnhof. Erleichtert atme ich durch. Noch zehn Minuten länger mit dem Kerl in diesem Taxi und ich wäre ausgeflippt!

O Mann, allmählich läuft mir die Zeit davon. Nur noch eine Viertelstunde bis zur Abfahrt. Ich muss mich sputen! Der Fahrer lenkt den Wagen auf den Seitenstreifen vor dem Bahnhof. Ich lasse mir von meiner Wut auf ihn nichts anmerken und bezahle die Fahrt. Das Trinkgeld fällt aufgrund seiner Unhöflichkeit allerdings knauserig aus.

Nachdem er den Koffer aus dem Taxi gehoben hat, verabschiedet er sich breit grinsend von mir. »Und Tschüss!«

»Sie mich auch …«, antworte ich und würdige diesen Idioten keines Blickes mehr.

Stöhnend ziehe ich den schweren Rollkoffer hinter mir her und betrete die Bahnhofshalle. Erst mal muss ich mich orientieren und suche das Gleis, von dem mein Zug abfährt. Der Weg zum Bahnsteig ist wie ein Hindernislauf. Ich winde mich förmlich durch das Gedrängel.

Zum Glück funktioniert der Aufzug zum Bahnsteig, sodass ich mein Gepäck nicht über die Treppe transportieren muss. Dort angekommen, entdecke ich auch schon den Intercity. Jetzt muss ich noch den richtigen Wagen finden. Das war aber auf den letzten Drücker! Gar nicht gut für meine Nerven. Doch ich bin selbst schuld.

Erschöpft erreiche ich im Zug meinen reservierten Sitzplatz. Nachdem ich das Gepäck verstaut habe, setze ich mich. »Das wäre geschafft …«, flüstere ich vor mich hin.

 

Kapitel 2

 

~ Marie ~

 

Das Abenteuer kann beginnen, der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Knapp vier Stunden Fahrt habe ich jetzt vor mir. Umsteigen muss ich Gott sei Dank nicht. Nun habe ich genug Zeit, um runterzukommen. Mir fällt direkt die Fähre ein, mit der ich heute Mittag zur Insel übersetzen muss. Mensch, bei dem Gedanken an die einstündige Fahrt mit der Fähre wird mir jetzt schon übel. Ohne festen Boden unter den Füßen bekomme ich immer Panik. Jetzt versuche ich aber, erst mal ruhig zu bleiben.

Ich nehme mein Smartphone und wähle die Nummer meines Freundes. Tom und ich sind jetzt fast ein Jahr zusammen. Ein bisschen traurig bin ich schon. Er hätte mich normalerweise zum Bahnhof gebracht, aber die Geschäftsreise kam dazwischen. Verflucht! Nur die Mailbox springt an. Ich spreche ihm eine Nachricht darauf:

»Hallo, Schatz! Ich wollte mich nur kurz bei dir melden. Ich bin jetzt im Zug. Du, ich melde mich noch mal, wenn ich auf der Fähre nach Bentrum bin. Bis nachher … Küsschen.«

Versonnen lächelnd muss ich daran denken, wie wir uns kennengelernt haben. Es war auf dem traditionsreichen Volksfest am Düsseldorfer Rheinufer, das jeden Sommer stattfindet. Meine Freundinnen und ich hatten riesigen Spaß. Kurz bevor am späten Abend das Feuerwerk beginnen sollte, standen wir am Riesenrad an. Viele der Besucher hatten die gleiche Idee wie wir und wollten das Feuerwerk von hoch oben bestaunen. Petra und Claudia schafften es, gemeinsam in eine Kabine zu kommen. Für mich war kein Platz mehr frei. Ich musste die nächste Kabine nehmen. Ärgerlich! Nun war ich allein und getrennt von den Mädels. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Als ich Platz genommen hatte, stieg ein ziemlich heißer Typ zu. Er stand wohl die ganze Zeit hinter mir in der Schlange, ich hatte ihn aber bis dahin nicht bewusst wahrgenommen. Das Riesenrad begann, einige Runden zu drehen und wir lächelten uns verlegen an. Als dann das Feuerwerk startete, wurde die Fahrt angehalten. Da waren wir nun. Unsere Kabine hatte die höchste Stelle erreicht und verharrte dort eine ganze Weile. Das Feuerwerk war grandios und eigentlich wollte ich den fantastischen Ausblick genießen. Aber die Höhe machte mir zu schaffen. Mir wurde leicht schwummrig. Er merkte es, griff nach meiner Hand und ließ sie an diesem Abend nicht mehr los. Um mich war es geschehen. Der fürsorgliche und aufmerksame Mann, auf den ich immer gewartet hatte, war in mein Leben getreten.

Bedrückt denke ich daran, wie sehr Tom sich inzwischen verändert hat. Früher war er stets um mich bemüht. Doch sein Job fordert ihn total. Er ist dauernd auf Geschäftsreise. Wir sehen uns fast nur an den Wochenenden. An den anderen Tagen bleibt uns die Kommunikation übers Handy.

Eine eingehende Nachricht reißt mich aus den Gedanken.

Charlotte: »Was ist nun? Wo bist du?«

Ach ja, ich hatte versprochen, mich aus dem Zug zu melden. Doch auf meine Agentin habe ich gerade keinen Bock und schreibe ihr deshalb kurz und knapp, dass ich wohlbehalten im Abteil sitze. Sie antwortet mit einem Smiley.

Der Waggon ist spärlich besetzt, nur einige Geschäftsmänner sitzen hier und haben arbeitseifrig ihre Laptops aufgeklappt. Auf der anderen Seite, ein paar Reihen vor mir, entdecke ich eine junge Mutter mit ihrem Kind. Angestrengt versucht sie, den Kleinen bei Laune zu halten, indem sie ein Spielzeug nach dem anderen aus ihrer übergroßen Designerhandtasche zieht und vor seiner Nase herumschwenkt. Na ja, Begeisterung sieht anders aus. Doch das soll mich nicht stören, denn jetzt beginnt der gemütliche Teil der Reise. Ich lehne mich zurück und hole ein Exemplar des Modemagazins aus meiner Handtasche, für das ich morgen das Shooting habe. Beim Blick aufs Cover verziehe ich unweigerlich das Gesicht. Ausgerechnet Franka Jordan! Diese Kollegin kann ich nicht gerade eine Freundin nennen. Sie hat in der Branche nicht umsonst den Ruf als arrogante Zicke weg. Weil ich ihr dämliches Grinsen nicht lange ertragen kann, schlage ich sofort das Magazin auf. Was für eine wunderschöne Kollektion mein Lieblingsdesigner herausgebracht hat! Von diesen Teilen werde ich mir auch eins gönnen. Nein, besser zwei! Die Tunika und die Hose sind todschick und würden mir fantastisch stehen.

Was ist das für ein Geräusch? Ah, der kleine Junge hat ein Spielzeugauto, das ein Motorengeräusch macht wie ein Rennwagen. Mann, das könnte auf Dauer nervig werden. Als ich ihn anschaue, hält er in der Bewegung inne, streckt mir die Zunge raus. Ich lächle und winke ihm zu, denn der lockige Rotschopf ist trotzdem niedlich. Das war ein Fehler, denn durch meine Aufmerksamkeit hat er Feuer gefangen. Er schielt, streckt abermals die Zunge raus, wackelt mit dem Kopf und wedelt mit den Händen. Dann sagt er irgendein Schimpfwort in meine Richtung, was ich nicht richtig verstehe. Könnte »Pupskopf« gewesen sein.

»Jan Ole! Lass das bitte sein!«, höre ich seine Mutter schimpfen.

»Pupskopf!«, ruft Jan Ole, diesmal laut und deutlich, und macht ein entsprechendes Geräusch mit den Lippen.

Der Kleine hat mich herausgefordert. An diesen Tag wird er sich noch lange erinnern. Ich setze zum Gegenschlag an. Mit einer Hand durchwühle ich mein Haar, mache eine Fratze und strecke ebenfalls die Zunge heraus.

Erst starrt er mich regungslos an, dann verzieht er das Gesicht. »Die dicke Frau ist böse!«, ruft er immer wieder und deutet in meine Richtung, woraufhin mich die Mutter anschaut.

Unschuldig wie ein Engel zucke ich mit den Schultern.

»Tut mir furchtbar leid«, sagt die junge Frau mit ganz rotem Kopf. »Das hat er noch nie gemacht …« Sie holt einen Schokoriegel heraus, der den kleinen Mann hoffentlich für eine Weile ablenken wird.

Ich nicke kurz und grinse innerlich. Dann vertiefe ich mich wieder in mein Magazin. Nachdem ich alle Artikel und selbst die kleinste Kolumne gelesen habe, klappe ich es zu und schaue gedankenversunken aus dem Fenster.

Da fällt mir ein, dass nun ein guter Zeitpunkt wäre, meine unzähligen Follower auf den neuesten Stand zu bringen. Soll ich ein spontanes Bild posten oder auf ein vorbereitetes zurückgreifen? Ich entscheide mich für ein Foto vom letzten Shooting in Wien. Dieses Schwarz-Weiß-Foto liebe ich ganz besonders. Die Präsentation der aktuellen Sportswear-Kollektion von Star-Designer Jean Mayr lag mir enorm am Herzen. Jean zeigt mit seiner Mode, dass auch korpulente Frauen moderne Sportklamotten tragen können, ohne wie ein Sesselpupser auszusehen. Das Bild ist perfekt. Schnell einen kurzen Text schreiben: »Hallo, ihr Lieben! Bald gibt’s ein neues Shooting …« Darunter noch meine obligatorischen Hashtags setzen. Dann veröffentliche ich den Beitrag.

Sekunden später kommen schon die ersten Kommentare.

Sweet …

Hammer …

Best Look …

Du Schöne …

Wow! Bist du hübsch …

Grauenhaft …

Schäm dich …

Ich liebe dein Outfit …

Wie wäre es mal mit einer Diät …

Sooo hässlich …

Tolles Bild, Marie. Lass dich nicht unterkriegen …

Ich liebe dich …

Ich habe genug und lege das Smartphone weg. Früher haben mich die Hass-Kommentare furchtbar gekränkt. Gerade am Anfang meiner Karriere musste ich einen hohen Preis dafür bezahlen, nicht der Norm zu entsprechen. Ich wurde magersüchtig und war eine lange Zeit in Behandlung. Aber ich rappelte mich auf und sagte mir: Niemand bestimmt die Norm. Viele Menschen wollen dich sehen und die meisten Frauen sind auch nicht Size Zero. Und so machte ich weiter. Meine Agentur brachte mich dann irgendwann ins Fernsehen. Ich machte bei einer Datingshow mit. Gott, wie peinlich! Weit bin ich nicht gekommen, aber die Zuschauer verliebten sich in mich und meine Persönlichkeit, denn ich blieb authentisch, zeigte mich, wie ich bin. Meine Social-Media-Accounts explodierten vor neuen Followern. Ich wurde in verschiedene TV-Magazine und Talkshows eingeladen. Immer an meiner Seite: Charlotte. Ihr habe ich viel zu verdanken. Mit dem Erfolg stieg auch mein Selbstbewusstsein. Heute bin ich eines der begehrtesten deutschen Curvy-Models.

Ich schaue auf meine Armbanduhr. Mensch, die Zeit ist rasch vergangen. Der Zug erreicht Münster und ich werde unweigerlich an meine Kindheit erinnert. Meine Eltern sind mit mir im Urlaub auch immer mit dem Zug an die Nordsee gefahren. »Die kleine Marie ist so blass, das Kind braucht Meeresluft …«, höre ich noch heute meine Mutter sagen. Spätestens, wenn der Zug Münster verließ, musste mein Vater mit mir in den Speisewagen gehen und ich habe meine obligatorische Bockwurst bekommen. Das war Tradition auf unseren Reisen und für mich immer ein Highlight, bereits am Anfang des Urlaubs. Tja, meine heile Welt von damals. So unbeschwert und glücklich. Alle Alltagssorgen fern. Jetzt sitze ich hier, stopfe eine Banane in mich hinein und meine Mutter ist verwitwet, weil mein Vater verstorben ist. So ändert sich das Leben.

Beim Halt im Bahnhof Münster steigt die junge Mutter mit dem kleinen Jan Ole aus. Zum Abschied winke ich ihm zu und verdrehe dabei crazy meine Augen, als er sich zu mir umdreht. Knatschig verzieht der kleine Mann das Gesicht. Wir werden wohl keine Freunde mehr.

Im Großraumwagen herrscht im Moment dichtes Gedränge. Es sind einige Familien zugestiegen, die ihre Plätze suchen. Dann geht meine Reise auch schon weiter. Die restliche Fahrt schaue ich aus dem Fenster, genieße, wie sich die vorbeiziehende Landschaft ständig verändert, und träume vor mich hin.

 

Kapitel 3

 

~ Marie ~

 

Stunden später befinde ich mich zwischen etlichen Urlaubsreisenden auf der Fähre. Eine frische Meeresbrise. Schreiende Möwen. Endlose Weite. Willkommen an der Nordsee. Da ich für die Überfahrt auf die Insel den Gepäckservice gebucht habe, muss ich wenigstens meinen schweren Koffer nicht mehr mit mir herumschleppen. Der wird mir direkt ins Hotel gebracht.

Draußen an Deck habe ich es nicht lange ausgehalten. Der auffrischende Wind auf dem offenen Meer und meine dünne Bluse passen nicht wirklich zusammen, deshalb besuche ich die Bordgastronomie. Ängstlich beobachte ich den Wellengang, während ich an meinem Milchkaffee nippe. Ich wage es nicht, etwas zu essen, mein Magen ist nicht besonders seetauglich. Ich will mir lieber nicht vorstellen, was passieren wird, wenn ich einen von den lecker aussehenden Burgern verspeise. Er würde sich wohl umgehend den kürzesten Weg in die Freiheit suchen. Ich verdrehe die Augen und atme tief durch.

Da fällt mir ein, dass ich mich doch bei Tom melden wollte. Er macht sich bestimmt schon Sorgen. Ich nehme mein Smartphone aus der Handtasche und sehe, dass ich in der Zwischenzeit eine Nachricht bekommen habe.

Tom: »Hey, Maus! Ich bin nicht dazu gekommen, mich bei dir zu melden. Sorry! Bist du schon angekommen? Ich ruf dich morgen mal an. Heute habe ich keine Zeit. Wir haben echt viel zu tun. Später wollen meine Kollegen mit mir noch um die Häuser ziehen. Es wird also spät werden. Antwerpen ist eine sagenhafte Stadt. Ich wünsche dir viel Spaß. Bis morgen!«

Ich kann es nicht fassen! Manchmal zweifle ich an Tom und unserer Beziehung. Irgendwie verändert er sich immer mehr. Kein Anruf? Nur eine schnöde Nachricht? Mehr bin ich ihm nicht wert? Seine Kollegen scheinen ihm wichtiger zu sein als ich. Morgen habe ich dringend Redebedarf.

Da kannst du dich schon drauf freuen, Freundchen!

Wütend verstaue ich das Smartphone in meiner Handtasche. Kurz bevor wir Bentrum erreichen, gehe ich an Deck und beobachte von dort das Einlaufen in den Fährhafen.

Wenig später habe ich wieder festen Boden unter den Füßen. Die Insel empfängt mich mit strahlend blauem Himmel und einer viel wärmeren Brise als vorhin auf der Fähre. Ein wunderschöner Frühlingstag. Ich schaue mich um. Die Autos und einige Lkws fahren von Bord. Viele Urlauber steigen in die Inselbahn, die sie zu ihren Unterkünften transportiert. Ein Luxushotel hat anscheinend einen Fahrdienst für seine wohlhabenden Gäste organisiert. Auch ein Planwagen mit zwei kräftigen Pferden davor steht bereit. Hier auf dem Parkplatz am Anleger soll ein Mitarbeiter des Magazins auf mich warten. Ich sehe aber niemanden, der infrage kommt. Wo ist er bloß?

Da vorne kommt eine junge Frau auf mich zu, die mit ihren hellblonden raspelkurzen Haaren und einer beneidenswerten Inselbräune recht keck aussieht. Ich schätze sie auf Mitte zwanzig. Ihre Kleidung wirkt allerdings so, als hätte sie diese in einem Ökoladen erworben, sie trägt eine khakifarbene Leinenhose zu einem Batik-Shirt, über dem eine Peace-Kette baumelt, und hat derbe Boots an. Demonstrativ hält sie ein Schild hoch, dessen Aufschrift aber so klein ist, dass ich es leider nicht erkennen kann.

Kurz vor mir bleibt die Blonde stehen. »Marie? Marie Brahms? Bist du das?«, fragt sie und hält mir das Schild fast vor die Nase.

»Ja, das bin ich«, bestätige ich lächelnd und starre auf das Schild. »Ich glaube, auch mit einer Lupe könnte ich meinen Namen nicht lesen.«

»Ist ein bisschen klein geworden … Hab am Computer die falsche Schriftgröße eingestellt.« Die junge Frau lacht über ihren Fehler und ich stimme mit ein. »Ich bin Maike«, stellt sie sich dann vor und umarmt mich überraschend freundschaftlich.

»Moin«, antworte ich, während sie mich fest drückt.

»Hej!«, sagt man hier, klärt sie mich auf.

»Aha!«, erwidere ich erstaunt. »Werde ich mir merken.«

»Willkommen auf der Nordseeinsel Bentrum!« Strahlend lässt sie von mir ab.

»Traumhaft schön habt ihr es hier«, teile ich ihr meinen ersten Eindruck mit.

»Ja, Bentrum ist schon ein schönes Fleckchen Erde.«

»Na ja, ich bin nicht zum Relaxen hier. Arbeit ist angesagt …«

»Wer weiß, vielleicht verbringst du mal irgendwann deinen Urlaub hier.«

»Mal sehen …«

»So, dann bringe ich dich zu deinem Hotel. Da vorne steht mein Wagen.« Maike zeigt auf einen alten Jeep, der deutliche Gebrauchsspuren aufweist. Entweder ist Maike eine wilde Fahrerin, oder hier auf der Insel nimmt man es mit der Sicherheit im Straßenverkehr nicht so ernst. »Hast du keinen Koffer?«, fragt sie erstaunt.

»Ich habe den Gepäckservice gebucht …«

»Ach so! Dann bringen die ihn dir nachher zum Hotel. Super, dann lass uns fahren.«

»Bist du eine Mitarbeiterin des Magazins?«, frage ich Maike neugierig, bevor wir in den Jeep einsteigen.

»Um Himmels willen! Nein …« Sie zeigt mit beiden Händen auf sich. »Wie du sicherlich erkennen kannst, habe ich mit der Modebranche nichts am Hut.«

»Sag das nicht. Du hast eine tolle Ausstrahlung.«

»Das ist lieb von dir. Aber so was liegt mir wirklich nicht. Ich arbeite für das Touristikbüro hier auf der Insel und bin für das Shooting des Magazins verantwortlich. Für die Aufnahmen müssen ein Teil des Strands und der Dünen abgesperrt werden. Eine heikle Sache bezüglich des Naturschutzes und so …« Maikes Gesichtsausdruck verfinstert sich. »Ich werde darauf achten, dass Flora und Fauna nichts geschieht.« Sie nickt, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Und ich fahre einige wichtige Personen des Teams von A nach B«, fügt sie grinsend hinzu und startet den Motor des Jeeps.

»Wichtige Personen? Dann habe ich hier im Wagen nichts zu suchen …«, erwidere ich und zucke mit den Schultern.

»Nun stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel! Du bist der Superstar! Dass am Strand ein Shooting stattfindet, hat sich bereits wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Alle wollen dich sehen …« Mit knatterndem Motor fährt Maike los.

»Ich hab’s lieber etwas ruhiger«, schreie ich fast, um das immer lauter werdende Motorengeräusch zu übertönen. Du liebe Güte, da braucht man ja Ohrenschützer wie bei einem Helikopterflug. Bei aufnehmender Fahrt wird der Motor zum Glück leiser.

»Als ich gehört habe, wer das Model ist, habe ich dich gestalkt«, gesteht mir Maike. »Deine Fotos sind unglaublich…«

»Danke, freut mich, dass sie dir gefallen…«

»Und diese schräge Datingshow, an der du teilgenommen hast! Ich habe mir davon Ausschnitte im Netz angesehen … einfach der Hammer! Du warst megawitzig …«

Ich lache herzlich über ihre Bemerkung. »Mir blieb nichts anderes übrig …«

»Also, Marie, jetzt spricht die Touristenführerin Maike zu dir …«, erklärt sie.

»Ich höre …« Erwartungsvoll blicke ich zu ihr herüber, als sie durch die kleinen Gassen des hübschen Ortskerns fährt.

»Auf Bentrum herrscht ein ganz besonderes Hochseeklima, das wahnsinnig gesund ist. Außerdem findest du auf der Insel kilometerlange Sandstrände. Schöner ist es auch in der Karibik nicht. Lass dich nicht von der Ruhe täuschen, in der Hauptsaison geht’s hier ganz schön ab.«

»Das glaub ich dir aufs Wort.«

»Ach, es ist so schön hier. Ich könnte noch Stunden erzählen …«, meint sie sehr überzeugend. »Vorne auf der Ablage liegen meine Visitenkarten. Nimm dir eine. Wenn du irgendetwas brauchst – Anruf genügt!«

»Klasse!«, antworte ich, nehme mir eine der Karten und stecke sie in meine Handtasche.

»Ich meine es ernst. Scheu dich nicht, dich zu melden. Ob Infos, Tipps oder Tampons. Ich kann dir jederzeit helfen.«

Wir müssen beide prustend lachen.

Die nächsten Minuten blicke ich schweigend aus dem Seitenfenster und lasse das besondere Flair der Insel auf mich wirken. Es ist so faszinierend hier, dass mich die Lust auf das Shooting beinahe verlässt. Die schönsten Plätze der Welt sind für mich immer mit Arbeit verbunden.

»Wir sind da!«, ruft Maike plötzlich, steuert den Wagen auf einen kleinen Parkplatz hinter einer Kirschlorbeerhecke und stoppt ihn abrupt.

---ENDE DER LESEPROBE---