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Mr. Perfects Geheimnis … Es passiert, was auf gar keinen Fall hätte passieren dürfen – der knisternde Flirt mit dem charmanten Barkeeper Caden endet in einer leidenschaftlichen Nacht. Eine Nacht, die Leah so schnell nicht vergessen kann, denn für sie ist es tatsächlich Liebe auf den ersten Blick. Ein Dilemma, denn ihr attraktiver Lover ist plötzlich abgetaucht, scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Das war’s – denkt sie. Kurze Zeit später bekommt Leah ein fantastisches Jobangebot von der renommierten Anwaltskanzlei Duncan & Roberts. Brent Duncan hat sie schnell von sich überzeugt. Fehlt nur noch das Okay vom Teilhaber Caden Roberts. Was ist hier los? Erst mimt er den sexy Barkeeper und jetzt soll er einer der härtesten Scheidungsanwälte New Yorks sein? Wer ist Caden wirklich? Schlagartig steht nicht nur Leahs neuer Job auf dem Spiel, sondern auch ihr Herz. Abgeschlossener Liebesroman mit Happy End. Enthält heiße Szenen.
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Got You, Mr. Perfect
Kim S. Caplan
Inhalt
Über das Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Epilog
Nachwort
Impressum
Mr. Perfects Geheimnis …
Es passiert, was auf gar keinen Fall hätte passieren dürfen – der knisternde Flirt mit dem charmanten Barkeeper Caden endet in einer leidenschaftlichen Nacht. Eine Nacht, die Leah so schnell nicht vergessen kann, denn für sie ist es tatsächlich Liebe auf den ersten Blick. Ein Dilemma, denn ihr attraktiver Lover ist plötzlich abgetaucht, scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Das war’s – denkt sie.
Kurze Zeit später bekommt Leah ein fantastisches Jobangebot von der renommierten Anwaltskanzlei Duncan & Roberts. Brent Duncan hat sie schnell von sich überzeugt. Fehlt nur noch das Okay vom Teilhaber Caden Roberts.
Was ist hier los? Erst mimt er den sexy Barkeeper und jetzt soll er einer der härtesten Scheidungsanwälte New Yorks sein? Wer ist Caden wirklich?
Schlagartig steht nicht nur Leahs neuer Job auf dem Spiel, sondern auch ihr Herz.
Abgeschlossener Liebesroman mit Happy End. Enthält heiße Szenen.
~ Leah ~
»Großer Gott, Ally, wann hast du endlich genug?«, frage ich meine Freundin während einer Shoppingtour durch Manhattan. »Mir tun langsam die Füße weh. Mit all deinen Tüten komme ich mir außerdem wie ein Packesel vor.«
»Leah, nun hab dich mal nicht so! Du nörgelst herum wie ein Kleinkind. Dann hätte ich auch meinen dreijährigen Neffen mitnehmen können …«, erwidert sie augenrollend.
»Ich klappe gleich zusammen«, ächze ich.
»Nur noch dieses eine Schuhgeschäft«, gibt sie klein bei und stürmt hinein. Ihr Blick schweift voller Entzücken über die Regale mit den extravaganten Designerschuhen. Ein paar halsbrecherische, kristallbesetzte High Heels haben sofort Allys Herz erobert. »Haben Sie die auch in meiner Größe?«, fragt sie die Verkäuferin und hält einen Schuh hoch.
»Tut mir leid, Ma’am, aber ich habe den Kurs in Hellseherei verpasst. Wenn Sie mir bitte Ihre Größe verraten würden …«, antwortet diese auf eine coole New Yorker Art, die man hier oft antrifft.
Ich muss schmunzeln.
»Äh … ich dachte, Sie sind Profi und können meine Größe schätzen. Der Verkäufer im Schuhgeschäft gegenüber kann das«, gibt Ally trotzig zurück.
»Ach, Sie meinen vermutlich Louis, den alten Schwerenöter … Ja, er kann Größen gut schätzen. Und das nicht nur, was Füße betrifft …« Sie umrundet mit den Händen ihre üppige Oberweite.
Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen. Ally sieht sich mit saurem Gesichtsausdruck nach mir um, stellt den Schuh aufs Regal zurück und geht in Richtung Ausgang.
»Beehren Sie uns bald wieder, Ma’am!«, ruft die Verkäuferin ihr ironisch nach.
»Hey, nicht so schnell!«, protestiere ich, da ich ihrem Tempo kaum folgen kann. »Warum bist du gegangen? Du wolltest die High Heels doch unbedingt haben.«
»Ich mag es nicht, wenn man mir dumm kommt!«
»Sie hat doch nur ein Späßchen gemacht.«
»Pah! Weißt du, was für eine Masche die Verkäuferinnen in teuren Läden anwenden?«, fragt Ally. Ich schüttle den Kopf. »Sie tun so, als müssten sie nichts verkaufen«, klärt sie mich auf. »Als wäre es eine Ehre, dass du eines der edlen Teile erwerben darfst. Nun, bei manchen Ladys funktioniert es. Sie beißen an, wollen damit signalisieren, dass sie es sich leisten können. Dumme Puten …«
»Das wusste ich nicht«, gebe ich zu. Woher sollte ich es auch wissen? Shops in dieser Preiskategorie suche ich höchstens auf, wenn ich eine Freundin begleite. Da ich derzeit keinen Job habe, ist Shoppen momentan kein Thema für mich.
»Ich habe was vergessen«, eröffnet mir Ally zerknirscht. »Ich brauche unbedingt noch einen neuen Lippenstift.«
»Du hast Hunderte auf deinem Schminktisch zu Hause«, helfe ich ihrer Erinnerung auf die Sprünge.
»Aber keinen in der besonderen Farbe, die meine Lieblingsmarke jetzt auf den Markt gebracht hat. Ich muss ihn unbedingt haben!« Ally steuert ein großes Kaufhaus an. Die Kosmetikabteilung mit Countern aller exklusiven Marken befindet sich gleich im Untergeschoss. Ein taktisch kluger Schachzug, denn so kommt keine Lady an den verführerischen Produkten vorbei. Ein Hauch verschiedenster edler Parfums liegt in der Luft.
Während meine Freundin die perfekt geschminkte Verkäuferin am Verkaufsstand nach dem Lippenstift fragt, trete ich von einem Bein aufs andere. Warum schleppe ich ihr eigentlich die Tüten nach, als wäre sie eine Prinzessin und ich ihre Bedienstete? So dämlich kann auch nur ich sein!
Ally hat ihren Beutefang beendet und reicht der Verkäuferin ihre Kreditkarte herüber. Danach hakt sie sich bei mir ein. »Komm, wir nehmen uns ein Taxi und bringen die Sachen zu mir nach Hause. Und dann machen wir uns frisch, stylen uns auf und besuchen diese neue Bar, die in Greenwich Village eröffnet hat. Sie soll der absolute Wahnsinn sein! Und ganz bestimmt lassen sich auch ein paar New Yorker VIPs blicken.«
»Ich habe heute Abend schon was anderes vor«, lehne ich ab, liege in Gedanken bereits in der Wanne, während der wohlige Duft meines Vanille-Schaumbads mir in die Nase strömt und leise Jazzklänge im Hintergrund dahinplätschern.
»Was denn?«, hakt sie sarkastisch nach. »Ich schätze mal, du hast eine Verabredung mit deiner Couch, wie jeden Abend.«
»Erwischt«, entgegne ich. Keine kennt mich besser als Ally.
»Komm schon. Ein wenig Spaß wird dir guttun. Ich lade dich ein.«
»Okay …«, ergebe ich mich, denn langsam weiß ich nicht mehr, was ich im TV schauen soll. Ich kenne mittlerweile alle aktuellen Serien und Filme. Das ist untertrieben. Ich kenne sogar den Abspann. Was für eine traurige Bilanz meines Single-Lebens! Man sollte meinen, mit dreißig Jahren wäre bei mir mehr los.
»Super, geht doch!« Ally strahlt bis über beide Ohren. »Äh, ich müsste noch kurz in die Wäscheabteilung …«, gesteht sie mir kleinlaut.
»O nein«, sage ich gequält.
»Hast du nicht das Schild gesehen? Wegen Umbau fünfzig Prozent Nachlass auf die neuesten Kollektionen aus Paris. Das darf ich mir nicht entgehen lassen! Ally hämmert ungeduldig auf den Knopf des Aufzugs, als könne sie sein Kommen dadurch beschleunigen. Auf der Fahrt nach oben schaut sie in die verspiegelte Wand und zieht sich mit dem neuen Stift die Lippen nach. Die Blicke der anderen stören sie nicht. So ist Ally. Deshalb mag ich die kleine, sommersprossige Blonde mit der Löwenmähne und den stets knallrot geschminkten Lippen so sehr.
Mein eigener Anblick im Spiegel schockiert mich dagegen ein wenig. Ich sehe blass aus, meine blaugrünen Augen wirken müde. Auch mein langes, braunes Haar hängt schlapp an mir herunter. Ich brauche dringend ein Makeover.
Wir steigen aus. Zum Glück wird Ally in der Dessous-Abteilung schnell fündig, sodass wir das Kaufhaus endlich verlassen können. Für sie ist der Shopping-Tempel der Himmel, für mich die Hölle.
Am Straßenrand winkt sie überschwänglich mit den Armen rudernd ein Taxi herbei. Wir quetschen uns mitsamt den Tüten auf den Rücksitz und Ally nennt dem Fahrer ihre Adresse.
»Lächle mal, Leah«, fordert sie mich auf.
»Das habe ich offenbar verlernt«, erwidere ich, denn ich kann den Gedanken nicht so einfach abstreifen, dass ich dringend einen Job finden muss, da ich meinen gerade verloren habe. Es belastet mich enorm. Existenzsorgen sind meiner Freundin allerdings fremd, da sie aus einem reichen Elternhaus stammt.
»Kopf hoch!«, versucht mich Ally, aufzumuntern, da sie weiß, warum ich so bedrückt bin. »Du findest bald bestimmt eine neue Stelle. Ich für meinen Teil bin froh, meinen dämlichen Boss und die idiotischen Kollegen übers Wochenende nicht sehen zu müssen …«
»Deine Woche war wohl echt stressig …«
»Jeder Tag in der Marketingagentur ist stressig«, berichtigt Ally mich. »Aber was hilft das Jammern? Meine Arbeit ist kein Honigschlecken. Obwohl ich ein fleißiges Bienchen bin …« Sie lacht über ihr eigenes Wortspiel.
»Was ist eigentlich aus deinem Bewerbungsgespräch bei der anderen Agentur geworden?«, erkundige ich mich, da Ally sich auf ihrer Arbeit schon seit Langem nicht mehr wohlfühlt und eine berufliche Veränderung anstrebt.
»Ach, du glaubst nicht, was mich da erwartet hat. Mich traf fast der Schlag! Hundert aufgetakelte Tussis saßen im Wartebereich. Als wäre das ein Model-Contest oder so … Ich habe gleich kehrtgemacht und bin wieder in den Aufzug gestiegen«, berichtet sie mir schulterzuckend.
»Echt? Du hast gekniffen?«, hake ich nach, da ich glaube, nicht richtig gehört zu haben. Ich hätte ihr gute Chancen eingeräumt, den begehrten Job zu ergattern.
»So würde ich es nicht nennen«, antwortet Ally ein wenig eingeschnappt. »Wärst du an meiner Stelle etwa geblieben und hättest dich in die Warteschlange gestellt?«
»Nein«, erwidere ich kopfschüttelnd, denn beim letzten Bewerbungsgespräch habe ich eine ähnliche Situation erlebt. Mit welch triumphalem Grinsen die toupierte Blondine das Büro des Chefs verlassen hat! Als hätte sie ihm einen geblasen und den Job sicher. Das hat mich so demotiviert, dass ich mich davongeschlichen habe.
»Alles halb so wild! Anschließend habe ich eine Shoppingtour gemacht und mir aus Frust ein paar neue Schuhe gekauft.« Ally lacht herzhaft. »Schuhe trösten einen doch über alles hinweg, nicht wahr?«.
»Hast du überhaupt noch Platz in deinem Schuhschrank?«, will ich wissen und verdrehe die Augen, da ich Allys exzessive Leidenschaft nicht teile. Zum Glück. Sonst würde es mit dem Bezahlen meiner Miete eng werden.
»Nein«, gibt sie schmunzelnd zu. »Aber egal. Ich würde sogar auf meine Vorräte verzichten und welche in den Kühlschrank einräumen, wenn’s sein muss.«
»Das sieht dir ähnlich!«, erwidere ich und stelle mir vor, wie ein paar kristallbesetzte High Heels neben dem Käse stehen.
»Da wären wir, Ladys!«, kündigt der Taxifahrer an und nennt den Fahrpreis.
»Ich übernehme das«, halte ich Ally zurück, da sie nachher die Drinks spendieren möchte.
»Okay.« Sie lächelt und steigt aus, während ich mein Portemonnaie öffne und das Taxi bezahle. Gott sei Dank hat sie bereits ein paar Tüten mitgenommen.
Wir betreten das für das East Village typische renovierte Walk-up-Gebäude, das fünf Stockwerke hoch ist, aber keinen Aufzug besitzt. Dort lebt Ally seit ein paar Jahren im obersten Geschoss. Sie hat sich die Wohnung vom Erbe ihrer Großeltern gekauft und in ein stylishes Ally-Wonderland mit wundervollen Vintage-Möbeln und allerlei unnötigem, aber dekorativem Schnickschnack verwandelt. Kurzum: Es ist echt gemütlich.
Schnaufend über die Treppen in ihrer Wohnung angekommen, bringen wir die Ausbeute erst einmal ins Schlafzimmer. Ich ziehe die Schuhe aus und setze mich auf die Bettkante, reibe über meine schmerzenden Zehen.
»Such dir was aus!«, bietet mir Ally an und öffnet ihren Kleiderschrank, dessen Inhalt mich überfordert. Es ist wie ein Schlaraffenland ohne essbare Dinge. Abendkleider aller Stilrichtungen hängen auf der Stange, kurze und lange, glitzernde und matte.
»Ich habe keine Ahnung, was mir stehen könnte. Such du was für mich aus«, bitte ich sie.
»Das Rote«, entscheidet sie impulsiv, holt es heraus und präsentiert es mir.
»Zu auffallend«, lehne ich impulsiv ab.
»Musst du immer das unscheinbare Mäuschen spielen?«, meint sie in tadelndem Tonfall. »Trau dich doch mal was!«
»Na gut. Ich probiere es mal an«, ergebe ich mich, denn wer mit Ally eine Diskussion anfängt, ist rettungslos verloren. Ich ziehe mich aus. Meine Freundin hilft mir, ins Kleid zu schlüpfen, und macht den Reißverschluss zu.
»Schau dich an«, lockt sie mich vor den Wandspiegel. »Du siehst bombastisch aus! Alle Männer werden sich die Köpfe nach dir verdrehen.«
Ich starre in den Spiegel. Mich in so einem auffallenden Kleid zu sehen, ist ungewohnt. Mehr als ungewohnt. Ich komme mir fremd vor. Trotzdem denke ich, dass ich mal aus meiner Haut schlüpfen und etwas anderes wagen sollte.
»Okay, überzeugt!«, ergebe ich mich daher schnell. »Ich möchte mich vorher nur gerne noch frisch machen …«
»Mein Bad ist dein Bad. Nimm dir, was du brauchst«, bietet Ally mit der größten Selbstverständlichkeit an und lässt mir den Vortritt.
»Danke, du bist die Beste!«
»Weiß ich doch …«
Ich ziehe das schöne Kleid wieder aus und drapiere es sorgfältig auf dem Bett, gehe in Unterwäsche ins Bad und entkleide mich komplett, denn ich brauche dringend eine erfrischende Dusche, weil ich ziemlich verschwitzt bin. Das Wasser prasselt wie warmer Regen auf mich herunter. Eingehüllt in den Duft von Allys geliebtem Kirschblüten-Duschschaum, befinde ich mich gleich in anderer Stimmung. Ja, ich bin bereit für den Abend. Vielleicht ergibt sich sogar ein kleiner Flirt? Man weiß ja nie.
Schnell rubble ich mich trocken und verlasse das Bad, meinen Körper in ein flauschiges Badetuch eingewickelt.
»So, jetzt bin ich dran. Ich werde auch schnell duschen. Und untersteh dich, diesen verfluchten Baumwollslip und Sport-BH wieder anzuziehen«, sagt Ally mit verächtlichem Blick und deutet auf die Unterwäsche, die an meiner Hand baumelt. »Ich hab da noch zauberhafte neue Dessous für dich …«
»Wozu brauche ich Dessous? Glaubst du, ich will mich heute von irgendeinem Typen flachlegen lassen?«
»Zu einem schönen Kleid gehören auch passende Dessous«, erklärt sie mir ungeduldig und verschwindet im Bad.
Ich setze mich auf die Bettkante und höre das Wasser im Bad plätschern. Das ist so wunderbar beruhigend. Ich lasse mich auf den Rücken fallen und schließe die Augen.
»Hey! Bist du etwa eingeschlafen?«, weckt mich Allys Stimme. Sie hat eine Tuchmaske mit Tigeraufdruck auf dem Gesicht und schaut in einem rosafarbenen, plüschigen Bademantel auf mich hinab, in dem sie aussieht wie ein niedliches Stofftier.
»Ja … sorry«, stammle ich und richte mich auf.
»Ich mach dir einen doppelten Espresso«, entscheidet sie und verschwindet in der Küche. Ich höre die Kaffeemaschine zischen. Auch das ist so ein schönes, eintöniges Geräusch. Jetzt nur nicht wieder einschlafen! »Hier, bitte«, sagt sie, als sie zurückkommt, und überreicht mir die Tasse. »Der weckt Tote auf!«
Ich puste darauf und trinke vorsichtig einen Schluck, leere langsam die ganze Tasse. Der Effekt stellt sich rasch ein. »Los, stürzen wir uns ins New Yorker Nachtleben!«, sage ich voller Elan.
»So gefällst du mir!«, antwortet Ally, der der Shopping-Marathon offenbar nichts ausgemacht hat und die keine Extra-Koffeindosis braucht. Sie holt schwarze Dessous aus der obersten Schublade ihrer Kommode. »Hier, die müssten dir passen. Vielleicht ist dir der BH eine Nummer zu klein, aber damit musst du leben.« Sie schneidet das Etikett ab.
»Ich probier’s aus.« Vorsichtig schlüpfe ich in die Dessous. Für meinen Geschmack sind sie viel zu extravagant. Und Ally hatte recht, der BH sitzt etwas eng. Aber für einen Abend wird’s schon gehen. Dann ziehe ich das rote Kleid an.
»Was denkst du?«, will meine Freundin wissen und legt den Kopf schief. Da sie noch immer die Tigermaske auf dem Gesicht hat, muss ich lachen.
»Die Fransen am Ausschnitt sehen aus wie ein Wischmopp, findest du nicht?«, frage ich vorsichtig nach, denn Ally ist sehr schnell eingeschnappt.
»Du hast sie ja nicht mehr alle! Hast du eine Ahnung, von wem das Kleid ist? Und wie teuer es war?«, antwortet sie aufgebracht.
Ich schüttle den Kopf und höre nicht hin, als Ally mir den Namen eines französischen Designers und den Preis an den Kopf wirft. »Außerdem macht es mich etwas blass«, sage ich einfach meine ehrliche Meinung.
»Dem kann ich abhelfen. Setz dich. Ich werde dir ein wenig Farbe ins Gesicht pinseln.«
Gehorsam nehme ich auf dem Hocker vor Allys Schminktisch Platz und schließe vertrauensvoll die Augen, damit sie mein Gesicht mit Schwämmchen und Pinseln betupfen kann.
»Tada! Du darfst die Augen wieder öffnen!«, gestattet sie mir.
»Wow!« Ich starre erstaunt in den Spiegel. Meine Haut ist so ebenmäßig wie ein polierter Porzellanteller, meine graublauen Augen werden durch den Lidschatten verführerisch betont. Und der zarte rosa Glanz auf meinen Lippen bringt mich dazu, einen Schmollmund zu machen. »Bin ich das wirklich?«
»Ja, du bist es!«, bestätigt Ally stolz.
»So hätte ich das selbst nie hinbekommen«, gestehe ich.
»Jetzt mach Platz! Ich muss mich auch noch in eine Femme fatale verwandeln.« Sie zieht die Tuchmaske vom Gesicht und wirft sie weg.
»Du bist immer eine Femme fatale«, erwidere ich voll ehrlicher Bewunderung. »Selbst im Bademantel und mit Tigermaske.«
»Rrrrr«, schnurrt meine Freundin und zeigt ihre Krallen. »Natürlich, bin ich das!«
»Ganz im Gegensatz zu mir. In der Kanzlei musste ich immer diese furchtbar biederen Kostümchen tragen. Manchmal habe ich mich wie meine Grandma im Kirchenchor gefühlt …«, gestehe ich meiner Freundin.
»Aber lass uns nicht trödeln. Zu dem Kleid kannst du natürlich nicht deine Schuhe anziehen«, erinnert mich Ally, die gerade mit einem dicken Pinsel Rouge auf ihre Wangen aufträgt. »Schau mal in meinen Schuhschrank. Da findest du bestimmt passende.«
»Okay.« Ich öffne die Tür des Schränkchens. »Heilige Scheiße, welche soll ich denn nehmen?«
»Die schlichten schwarzen High Heels«, rät Ally mir. »Alles andere wäre bei einem roten Kleid übertrieben.«
Ich verlasse mich auf ihren Rat und nehme sie heraus, probiere sie an. »O Mann, die Absätze sind viel zu hoch für mich. Ich werde mir die Hacken brechen«, sage ich nach ein paar wackligen Schritten.
»Ach, Süße, du musst ja nur ein paar Schritte laufen. Wir fahren mit dem Taxi zur Bar, du gehst hinein und kletterst auf den Hocker. Das war’s! Und was du dann nur noch bewegen musst, sind deine Augenlider, um mit den Wimpern zu klimpern, wenn du mit einem heißen Typen flirten möchtest …«
»Und wenn ich auf die Toilette muss, werde ich mich bei dir einhaken.«
Sie lacht. »Vielleicht findest du ja einen Gentleman, der dich trägt!«
»Ich halte Gentlemen für eine ausgestorbene Spezies.«
»Ja, wie Dinosaurier«, stimmt mir Ally bedauernd zu, die ihr Abend-Make-up vollendet hat. Ihre Augen hat sie mit Eyeliner betont, aber der Fokus liegt auf dem neuen roten Lippenstift. »Ich werde direkt das neue Kleid anziehen.« Sie holt es aus der Tüte und schneidet vorsichtig das Preisschild ab. Dann streift sie das silberne Minikleid mit dem tiefen Rückenausschnitt über, das sie ohne Anprobieren gekauft hat. Der Schnitt ist zwar gewagt, bekommt aber durch die langen Rüschenärmel eine gewisse Eleganz. »Und, wie findest du es?«, will sie aufgeregt wissen.
»Wenn ich ein Mann wäre, würde ich sagen, du siehst rattenscharf aus …«
»Das wollte ich hören!« Zufrieden lächelnd sucht sie sich passende Schuhe aus. Ihre Wahl fällt auf schwarze High Heels. Natürlich hat sie in ihrem Arsenal auch eine passende Clutch. »Bereit für einen megastarken Abend?«
»Bereiter geht’s nicht«, erwidere ich.
Arm in Arm verlassen wir so beschwingt ihre Wohnung, als hätten wir bereits ein paar Cocktails getrunken. Vor dem Haus wartet bereits das Taxi, das Ally bestellt hat.
»Hey, danke, dass du mich überredet hast«, sage ich zu ihr, als sie gerade ihr Make-up im Taschenspiegel überprüft.
»Du weißt ja noch gar nicht, was der Abend bringt …«, erwidert sie.
»Auf jeden Fall habe ich mein Schneckenhaus verlassen. Das ist doch schon mal ein guter Anfang.«
»Und ich sage dir eins: Dahin wirst du so schnell nicht mehr zurückkehren. So wahr ich Ally Smith heiße.«
»Du heißt seit der Scheidung von Rick nicht mehr Smith«, erinnere ich sie.
»Ach du Scheiße … Das vergesse ich immer wieder. Obwohl ich es nicht abwarten konnte, meinen Geburtsnamen wiederzuhaben. Barton klingt ohnehin viel besser, findest du nicht?«
»Ally Barton. Wie ein Filmstar«, stimme ich ihr zu.
»Ladys, wir sind da!«, kündigt der Fahrer an.
Ally bezahlt und wir steigen aus.
~ Leah ~
Von außen ist das Gebäude unscheinbar, eine alte Fabrikhalle wie zahlreiche Bars und Restaurants in Greenwich Village.
Ich bringe vor Staunen kein Wort heraus, nachdem wir den Club betreten haben. Man ist hier in Manhattan einiges gewohnt, aber der Inhaber hat sich etwas absolut Verrücktes einfallen lassen. In dieser City muss man stets am Puls der Zeit bleiben und etwas Neues kreieren, um die Leute hinterm Ofen hervorzulocken. Das Innere des Clubs wirkt, als würde man ein Raumschiff betreten. Die Barfrauen und -männer tragen Uniformen wie Flottenmitglieder. Bin ich hier im falschen Film? Ich muss meinen Lachreiz unterdrücken.
Die Eröffnung des Clubs hat sich offenbar wie ein Lauffeuer herumgesprochen, es ist schon ziemlich voll, aber wir haben Glück, an der Theke sind noch zwei Plätze frei. Möglichst elegant erklimmen wir die Barhocker, die aus einer Metallstange mit einer weißen Sitzschale bestehen. Die Angestellten sind voller Eifer damit beschäftigt, die vor uns angekommenen Gäste mit Drinks zu vorsorgen.
»O mein Gott, siehst du den Typen da vorne? Er ist echt megaheiß …« Ally deutet zu einem der Barkeeper, macht ein zischendes Geräusch und schüttelt dabei die Finger, als hätte sie sich verbrannt.
»Natürlich sehe ich ihn. Ich bin ja nicht blind«, antworte ich und schaue ihn mir möglichst unauffällig genauer an. Er wird meine Blicke nicht bemerken, denn er flirtet gerade mit ein paar aufgemotzten Ladys, die ihn anschmachten, als wäre er der letzte Mann auf Erden. Oder der Käpt’n eines Raumschiffs. Aber ich kann es den Frauen nicht verdenken. Auch ich würde mich gerne von ihm in eine andere Galaxie beamen lassen. Dieses fabelhaft geschnittene Gesicht, das dunkle, dichte Haar und der Dreitagebart, dazu seine muskulöse Figur machen ihn zu einem unwiderstehlichen Gesamtpaket.
Ally kann den Blick ebenfalls nicht von ihm abwenden. »Schade, aber bei dem habe ich keine Chance. Er scheint nicht auf Blondinen zu stehen, so wie er gerade mit der Brünetten schäkert. Mann, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich meine Haare dunkel getönt.«
»Du bist ja verrückt …« Ich rolle mit den Augen, denn meine Freundin würde das tatsächlich durchziehen.
Sie schaut mich an. »Hey, dieser Blick, den er dir gerade zugeworfen hat. Süße, er steht auf dich!«
»Spinnst du? Er hat mich noch gar nicht bemerkt. Und außerdem ist er viel zu attraktiv für mich.«
»Nein, du bist es, die spinnt! Wie kann ein Mann zu attraktiv sein?« Ally sieht mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle.
»Mein Ex Chad sah auch toll aus. Gut, im Nachhinein denke ich, ein bisschen mehr Hirn und weniger Muskeln hätten ihm nicht geschadet …«
Ally nickt schwärmerisch. »Er sah einfach bombastisch aus. Großer Gott, habe ich dich damals beneidet, dass du ihn dir geangelt hast …«
»Dazu gab es echt keinen Grund. Du weißt doch, was für ein Riesenarschloch er war.«
»O ja … Und ich weiß auch noch, wie wir uns an ihm gerächt haben, nachdem er dich mit dieser aufgetakelten Influencerin betrogen hat, die ihn angeschrieben hatte …«
»Ich erinnere mich noch genau. Ich habe ihn mit ihr im Bett erwischt und dachte, er treibt es mit einer Dragqueen … Nein, ich hab von solchen Typen die Schnauze gestrichen voll.«
»Ach, auch weniger attraktive Männer können Schürzenjäger sein«, widerspricht Ally. »Wenn ich da an meinen Ex-Mann Rick denke … Du weißt ja, er war Tontechniker, sah allerdings wie ein verlebter Rockstar aus. Anfangs fand ich das supersexy. Er hatte dadurch so etwas Verruchtes an sich … Und unsere erste Nacht war wild und animalisch. Doch als ich am nächsten Morgen neben ihm aufwachte, habe ich entsetzt aufgeschrien, weil ich dachte, jemand hätte sich einen Scherz erlaubt und eine Zombie-Puppe in mein Bett gelegt. Er war eben ein berüchtigter Partylöwe.«
»Er hat gesoffen wie ein Loch«, berichtige ich sie unbarmherzig.
Ally nickt. »Auch das habe ich ihm immer wieder verziehen. Aber als ich dann erfuhr, dass er es mit seiner Background-Sängerin getrieben hat, war der Ofen aus. Endgültig.«
Wir verstummen plötzlich wie eingeschüchterte Schulmädchen, denn der heiße Barkeeper kommt hinter der Theke auf uns zu. Die Männlichkeit, die er ausstrahlt, ist umwerfend. Eine Art knisternde Energie.
»Guten Abend, Ladys! Willkommen! Was kann ich für euch tun?«
»Du könntest mir einen Cosmopolitan mixen. Eine rote Rakete im Martiniglas«, sagt Ally, die erstaunlicherweise schnell ihre Sprache wiedergefunden hat, und wickelt sich eine Haarsträhne um den Finger. Sie lässt keinen Flirtversuch aus, auch wenn sie eben noch meinte, er stehe nicht auf sie.
»Geht in Ordnung.« Er schaut mich an. Wow, ist sein Blick intensiv. Mit diesen bernsteinfarbenen Augen, die im Licht eine Spur rötlich funkeln, kann er offenbar Laserstrahlen aussenden. Knisternde Elektrizität breitet sich um mein Herz aus. »Und was kann ich dir mixen?«
»Zauber ihr was Schönes!«, mischt sich Ally ein, da ich kein Wort herausbringe.
»Ich werd’s versuchen«, meint er, seinen Blick immer noch in meine Augen versenkt. »Also, was hättest du denn gern?«
»Eine Villa in Malibu, einen Ferrari und ein paar rassige Pferde«, sprudelt es mit einem breiten Grinsen aus mir hervor, denn ich bin selten so schlagfertig, wie ich gerne sein möchte. Hinterher denke ich immer, warum hast du nicht etwas Witzigeres gesagt?
Er lacht auf. »Volle Punktzahl für deine Antwort! Mal sehen, was sich machen lässt … Aber trotzdem müsste ich erst einmal wissen, was du trinken möchtest.«
»Äh …«, stammle ich, da er mich damit auf dem falschen Fuß erwischt. Ich trinke selten Cocktails, und wenn, dann nur einen Sex on the Beach. Doch diesen Wunsch zu äußern, ist mir vor dem sexy Typen zu peinlich. An einer Strandbar im Urlaub ist es etwas anderes, da habe ich keine Scheu. »Ich nehme das Gleiche wie meine Freundin«, entschließe ich mich schnell.
»Also zwei Cosmopolitan«, stellt er fest.
Wir nicken und er macht sich mit bewundernswerter Leichtigkeit an die Arbeit. »Hier, bitte, die Cocktails«, sagt er kurz darauf und stellt die Gläser mit der rot schimmernden Flüssigkeit vor uns auf die Theke. In gespannter Haltung erwartet er unsere Meinung.
»Danke«, erwidern wir wie aus einem Mund.
Ally führt den Drink an ihre ebenso feuerroten Lippen und probiert. »Mmh, der beste Cosmo, den ich je getrunken habe. Du bist ein Genie!«, lobt sie ihn.
»Nun, einen Drink zu mixen, ist nicht gerade Raketenwissenschaft«, erwidert er.
Ich nippe an meinem Cosmo, der köstlich schmeckt. Herb-fruchtig. Für meinen Geschmack dürfte es etwas süßer sein, aber ich bin nicht das Maß der Dinge.
»Wenn ihr noch einen Wunsch habt, wendet euch an mich!« Er zwinkert uns smart zu.
»Okidoki!«, antwortet Ally, was mir unheimlich peinlich ist. Der Barkeeper nimmt es jedoch grinsend hin und wendet sich neuen Gästen zu.