Surprise, Mr. CEO - Kim S. Caplan - E-Book

Surprise, Mr. CEO E-Book

Kim S. Caplan

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Beschreibung

Er ist geheimnisvoll … Er ist heiß … Kann ich ihm widerstehen? Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zerbricht der Lebenstraum der New Yorker Scheidungsanwältin Julie in tausend Scherben. Als sie ihren Verlobten auf einer Firmenfeier in flagranti mit einer anderen erwischt, kündigt sie überstürzt ihren Job und flüchtet in ein Strandhaus auf Long Island. Julie entschließt sich, einen Neuanfang zu wagen. Wenn da nicht der Vermieter des Hauses, Kane Chambers, wäre. Der attraktive Lebenskünstler verdreht ihr mächtig den Kopf. Doch ihn umgibt ein dunkles Geheimnis. Denn Kane ist nicht der Mann, der er vorgibt zu sein. Genau in dem Moment, als Julie beginnt, sich ernsthaft zu verlieben, blockt Kane schroff ab und bricht ihr das Herz. Zurück in New York, versucht sie, den Mistkerl zu vergessen. Aber die leidenschaftliche Zeit mit Kane hat ungeahnte Folgen. Und was hat es mit der Million Dollar auf sich, die auf dem Konto ihrer Wohltätigkeitsorganisation gelandet ist? Abgeschlossener Liebesroman mit Romantik, Spannung, Leidenschaft und Happy End.

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Surprise, Mr. CEO

 

Kim S. Caplan

 

Inhaltsverzeichnis

 

Buchbeschreibung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Epilog

Nachwort

Impressum

 

Buchbeschreibung

 

Er ist geheimnisvoll …

Er ist heiß …

Kann ich ihm widerstehen?

 

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zerbricht der Lebenstraum der New Yorker Scheidungsanwältin Julie in tausend Scherben. Als sie ihren Verlobten auf einer Firmenfeier in flagranti mit einer anderen erwischt, kündigt sie überstürzt ihren Job und flüchtet in ein Strandhaus auf Long Island.

Julie entschließt sich, einen Neuanfang zu wagen. Wenn da nicht der Vermieter des Hauses, Kane Chambers, wäre. Der attraktive Lebenskünstler verdreht ihr mächtig den Kopf. Doch ihn umgibt ein dunkles Geheimnis. Denn Kane ist nicht der Mann, der er vorgibt zu sein.

Genau in dem Moment, als Julie beginnt, sich ernsthaft zu verlieben, blockt Kane schroff ab und bricht ihr das Herz. Zurück in New York, versucht sie, den Mistkerl zu vergessen. Aber die leidenschaftliche Zeit mit Kane hat ungeahnte Folgen. Und was hat es mit der Million Dollar auf sich, die auf dem Konto ihrer Wohltätigkeitsorganisation gelandet ist?

 

Abgeschlossener Liebesroman mit Romantik, Spannung, Leidenschaft und Happy End.

 

Kapitel 1

 

~ Julie ~

 

In meiner Hand halte ich ein Glas edlen Champagner und nippe daran, während mein Blick aus der großen Fensterfront meines Büros fällt. Ich befinde mich in einer der exklusivsten Anwaltskanzleien New Yorks. Unter mir liegt das nächtliche Lichtermeer Manhattans. Hier, in einer der oberen Etagen des Wolkenkratzers, zu stehen, bedeutet mir alles. Ich habe unglaublich hart für diesen Erfolg gekämpft und darf den Triumph nun auskosten.

Der Wind lässt den Regen gegen das Glas peitschen. Es ist zwar Sommer, aber ein Sturm zieht auf. Eigentlich eine ungemütliche Nacht – andererseits die beste meines Lebens. Im Hintergrund höre ich das Gelächter meiner Kollegen, laute Musik dröhnt durch die Flure der Kanzlei. Der Alkohol fließt in Strömen. Die Party ist auf dem Höhepunkt.

Mein Spiegelbild im Fenster wirkt durch den herunterlaufenden Regen seltsam verzerrt. Ich sehe müde aus – erschöpft. Die letzten Wochen waren sehr anstrengend. Oder steckt mehr dahinter? Nicht alles läuft perfekt.

Vor einem Jahr hoffte ich noch: neuer Job, neues Glück. Und tatsächlich ist es mir gelungen, mich in einer der exklusivsten New Yorker Anwaltskanzleien durchzusetzen. Coulding & Ward. Mein Spezialgebiet: Scheidungen.

Die beiden Teilhaber, Howard Coulding und Caleb Ward, machen keinen Hehl daraus, dass sie eine Vorliebe für prominente Klientel besitzen. Sämtliche Nachrichtensender berichten über ihre Fälle, sie beherrschen die Titelseiten der einschlägigen Boulevardpresse. Natürlich sind Howard und Caleb auch immer wieder gern gesehene Gäste der berühmtesten Late-Night-Shows. Die Kanzlei Coulding & Ward ist ständig präsent.

Howard, ein äußerst attraktiver Typ Anfang vierzig, machte mir vor einem Jahr ein Angebot, das ich unmöglich ausschlagen konnte. Und so stürmte ich auf der Karriereleiter ganz weit nach oben.

Im Moment bin ich verunsichert, ob ich vielleicht einen Fehler gemacht habe. Mein Motto war mein Leben lang: Fange niemals was mit deinem Chef an. Wie oft habe ich diesen Satz wie ein Mantra zu mir selbst gesagt. Doch dann habe ich mich nicht an meine eigenen Spielregeln gehalten.

Howard hat in der Kanzlei einen, sagen wir – speziellen Ruf. Man sagt ihm nach, dass er vom weiblichen Geschlecht sehr angetan ist und keine von der Bettkante stoßen würde. Diese Warnung sollte eigentlich reichen. Selbst Caleb, der um den Ruf der renommierten Kanzlei fürchtete, hatte mich vor ihm gewarnt. Aber ich wusste es wieder besser und wurde eine seiner Eroberungen. Ich redete mir ein, ich würde es besser machen, ihn an der kurzen Leine halten und zähmen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich habe nicht die blasseste Ahnung, welcher Teufel mich da geritten hat.

Howard ist ein Typ Mann, der sein wahres Ich noch nicht einmal zu verbergen versucht. Er ist arrogant, uncharmant und sehr oft ein Rüpel. Aber er ist verdammt heiß. Und er will mich heiraten. Oft frage ich mich, ob es ihm ernst ist und ob ich ihm wirklich etwas bedeute.

Und was ist mit mir? Die vielen Schmetterlinge im Bauch verwirrten mich und machten mich blind vor der Realität. Das muss es gewesen sein. Eine andere Erklärung kann es nicht geben. In der letzten Zeit sind einige der Schmetterlinge einfach weggeflogen. Es ist nur noch ein spärlicher Rest da. Auch im Bett herrscht deshalb seit ein paar Wochen Flaute. Irgendwie kam bei mir keine Lust auf.

Mittlerweile ist unsere Beziehung ein Wechselbad der Gefühle. Wir lieben und wir hassen uns. Natürlich gibt er mir jede Menge Gelegenheiten, ihn zu hassen. Seltsamerweise bringt uns das nicht auseinander.

Aber ich darf heute nicht daran denken. Heute ist unser großer Tag und Feiern ist angesagt. Es ist die Promi-Scheidung des Jahres. Super-Millionär und Medienmogul Wayne Williams wollte die Scheidung von seiner Frau Anastasia, einer russischen Einwanderin. Die schlaue Lady hat mich engagiert. Ich habe es geschafft und einen großen Sieg vor Gericht errungen. Anastasia ist nun eine reiche Frau – eine sehr reiche Frau.

Wie ich hören kann, ist die Stimmung großartig. Genau in solch einem Moment frage ich mich, wo Howard ist. Er sollte an meiner Seite sein und den Triumph mit mir teilen. Was treibt der Kerl denn schon wieder?

Es klopft an der offen stehenden Tür. Meine Assistentin Margie lugt um die Ecke.

»Julie, wo bleibst du denn? Komm doch zu uns …« Sie tänzelt mit heftigem Hüftschwung in mein Büro. »Wir haben so viel Spaß.«

»Ich komme gleich«, antworte ich etwas bedrückt. »Hast du Howard gesehen? Er hat sich schon eine ganze Weile nicht mehr blicken lassen. Wahrscheinlich tanzt er auf den Tischen …«

Margie lacht verlegen. »Vor einer Weile habe ich ihn mit Matt gesehen. Sie unterhielten sich vor seinem Büro.«

»Alles klar. Dann schau ich mal nach ihm.«

»Mach das. Aber lass dir nicht so lange Zeit. Du verpasst das Beste der Party …«

»In Ordnung.«

Margie verlässt mein Büro. Durch die Glastür sehe ich, dass sie direkt in Richtung der Feier abbiegt.

Was ist mit mir? Bin ich überhaupt partytauglich? Ein Blick in den Spiegel meiner Puderdose wird es mir verraten. Ich klappe sie auf. Na ja, nicht wirklich. Da fehlt etwas Pep! Ich löse mein hochgestecktes, langes braunes Haar, bürste es durch und tusche meine Wimpern nach. Meine blau-grünen Augen – für sie habe ich schon so viele Komplimente bekommen. Oftmals empfinde ich es so, dass sie je nach Stimmung mal stärker blau, mal stärker grün sind. Vor einer Gerichtsverhandlung blitzen sie zum Beispiel angriffslustig grün. Heute Abend sind sie eher blau. Jetzt noch ein wenig Lippenstift auftragen, dann bin ich fertig, um mich unters Partyvolk zu mischen.

Ich gehe hinaus. Zuerst muss ich wissen, wo mein Freund steckt, biege daher in den Flur ab, wo sich die Büros von Howard und Caleb befinden. Ich vermute, ihn dort ziemlich angetrunken vorzufinden, mit dem Kopf auf dem Schreibtisch eingeschlafen.

Die Tür ist verschlossen. Ich klopfe an. Nichts. Niemand meldet sich. Langsam drücke ich die Türklinke herunter, öffne die Tür und trete in Howards Büro. Wie immer herrscht Chaos auf seinem Schreibtisch. Eine geleerte Flasche Champagner und einige Gläser stehen neben wichtigen Gerichtsunterlagen. Typisch Howard. Von ihm selbst keine Spur.

Gerade als ich in den anderen Büros weitersuchen will, treffe ich auf dem Gang einen der Junior-Anwälte, Matt Hopkins.

»Hi, Matt.«

»Julie. Was machst du so allein? Wir vermissen dich auf der Party.«

»Ich komme gleich, wollte nur …«

»Toller Erfolg. Großartig!«, unterbricht er mich.

»Danke dir.« Ich nicke freundlich. »Eigentlich bin ich auf der Suche nach Howard …«

»Vorhin haben wir uns vor seinem Büro getroffen und kurz unterhalten. Er will mich in den nächsten Tagen wegen eines neuen Falls sprechen.«

»Okay. Aber wo ist er jetzt? Hast du eine Ahnung?«

»Er wollte einem menschlichen Bedürfnis nachgehen …«

Ich schaue ihn mit schief gelegtem Kopf an.

»Er wollte aufs Klo …«, erklärt Matt, dröhnend lachend, weil ich so begriffsstutzig bin.

»Danke dir. Ich stoße gleich zu euch.«

»Prima! Bis dann …«

Also versuche ich es auf dem Klo. Vielleicht ist ihm schlecht geworden. Vor dem Herrenklo bleibe ich erst mal stehen und schaue mich kurz um. Niemand ist zu sehen. Schnell betrete ich den Toilettenraum. Mir fällt sofort auf, wie still es hier ist. Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Furchteinflößend. Der strenge Geruch von WC-Steinen dringt mir in die Nase und benebelt mein Hirn. Ich bleibe stehen.

»Howard? Bist du hier?«, frage ich zögerlich. Großer Gott, was ist, wenn einer meiner Kollegen jetzt auf dem Klo sitzt und sein Geschäft erledigt? Was soll er von mir denken?

Plötzlich wird die Tür einer der Kabinen aufgerissen und Bonnie, unsere Praktikantin, stürmt heraus.

»Scheiße! Du hast mich tierisch erschreckt!«, rufe ich und fasse, um dies zu verdeutlichen, theatralisch an meine Brust. »Was machst du auf dem Herrenklo?«

»O Gott! Was machst du hier?«, fragt sie völlig aufgelöst zurück und wischt sich mit einem Papiertuch über die knallrot geschminkten Lippen.

»Ich suche Howard.«

»Es tut mir so leid … Es tut mir so leid …«, stammelt sie vor sich hin, fängt an zu heulen und verlässt fluchtartig den Raum.

»Was ist mit dir?« Ich will ihr noch folgen, aber sie ist schon weg.

Mir wird schlecht. Was ist hinter der Toilettentür passiert? Und wo zum Teufel ist Howard? Langsam gehe ich auf die Tür zu. Sie ist nicht verschlossen, nur angelehnt. Also stoße ich sie mit einem Ruck auf, wie ein Westernheld die Tür zum Saloon.

Grundgütiger! Da steht er. Mein zukünftiger Ehemann und Staranwalt Howard Coulding. Mit heruntergelassener Hose und einem halbsteifen Schwanz, den er erfolglos versucht, in seiner langweiligen grauen Unterhose zu verbergen.

Er starrt mich überrascht an. »Hallo, Darling! Du glaubst nicht, was mir gerade passiert ist …«

Mir ist völlig klar, was gerade passiert ist. Aber er macht mich neugierig. Zu gerne will ich seine Story hören. Also lasse ich ihn reden.

»Es ist nicht, wonach es aussieht …«, betont er frech. »Ich musste pinkeln, bin dann aufs Klo gegangen. Als ich hier so stand, musste ich an dich denken. Babe, du bist so unglaublich sexy …« Er schaut mich unschuldig mit seinem Dackelblick an. »Ich war so heiß auf dich, dass ich mir unbedingt einen runterholen musste«, fährt er fort. »Plötzlich stand Bonnie in der Tür. Sie hatte die Damentoilette mit dem Herrenklo verwechselt.« Er schüttelt den Kopf. »Das arme Ding hat sich furchtbar erschrocken …« Er hebt seine Schultern, als könne er kein Wässerchen trüben. »Ob du es glaubst oder nicht, Bonnie bestand darauf, mir zu helfen. Sie ist mir sozusagen zur Hand gegangen …« Er grinst dämlich. »Ich war in Gedanken nur bei dir … Ich schwöre …«

 

Kapitel 2

 

~ Julie ~

 

Zwei Wochen später …

Mit Howards Story fielen meine Zukunftspläne wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Eines war sicher, ich war auf einen der größten Idioten New Yorks reingefallen. Noch auf dem Klo trennte ich mich von ihm und kündigte am nächsten Morgen meinen Traumjob in der Kanzlei. Keine Sekunde länger konnte ich diesen Arsch mehr in meiner Nähe ertragen, geschweige denn Bonnie in die Augen schauen. Außerdem hätten mich ihre knallrot geschminkten, prallen Lippen stets eindrucksvoll an das Geschehene erinnert.

Ein Mann mit Stil, wie Caleb Ward, hat es mir leicht gemacht, aus dem Vertrag herauszukommen. Er wollte um jeden Preis einen Skandal für die Kanzlei vermeiden. Einige Tage nach dem Vorfall besuchte er mich in meinem Apartment und überreichte mir einen Scheck für die Unannehmlichkeiten, die Howard verursacht hatte. Ich sah es als eine Art Schmerzensgeld an.

Gott sei Dank hatte ich mein Apartment noch nicht gekündigt. Während der Beziehung zu Howard brauchte ich einen Rückzugsort, wenn es mal wieder richtig zwischen uns krachte. Meine Sachen, die ich in seinem Stadthaus in Manhattan hatte, ließ ich von Freunden abholen. Niemals hätte ich ihm wieder unter die Augen treten können.

Ich habe meine erste Niederlage erlebt. Umso schlimmer, dass es dabei um die Liebe geht. Lange Zeit habe ich überlegt, was ich nun machen soll, wie es mit mir weitergeht. Beruflich und privat. Meinen Mandanten rate ich in solch einer Situation immer zu einer Auszeit. Wie sagte mal ein älterer Kollege zu mir: »Wenn es in Ihrem Leben nicht mehr funktioniert, reisen Sie nach Long Island und fangen dort ein neues an.« Klingt fantastisch. Aber ob ich es erfolgreich umsetzen kann, bleibt dahingestellt.

Trotzdem habe ich eine Entscheidung getroffen. Ein Tapetenwechsel muss her. Ich muss raus aus dem Big Apple. Ich habe schon so lange keinen Urlaub mehr gemacht, hatte nur meine Karriere und Howard im Kopf.

Mein Ziel: vier Wochen mal ganz weg vom Job und allem Drumherum. Meine besten Freundinnen Susan und Rebecca habe ich gestern bereits über meine Absichten informiert. Mit ihnen verbindet mich etwas ganz Besonderes.

Meine Mutter sagte zu mir, neben deinem Job als Rechtsverdreherin musst du irgendetwas Gutes tun. Nur was, habe ich mich damals gefragt. Dann kamen meine Freundinnen und ich auf eine Idee. Wir gründeten eine Stiftung und kümmern uns seit diesem Tag um Straßenkinder. Unser neuestes Projekt ist ein in die Jahre gekommenes Jugendzentrum. Wir organisieren gerade die Sanierung und einen Anbau, sorgen für Sponsoren und versuchen, so viele Menschen wie möglich auf die Misere der Kids aufmerksam zu machen.

Howard war mein Engagement immer ein Dorn im Auge. Eine Lady mit Stil hätte auf der Straße nichts zu suchen. Doch ich habe ihn stets ignoriert und weitergemacht.

Nun müssen Susan und Rebecca einige Wochen ohne mich klarkommen. Aber sie haben Verständnis für meine Situation und werden alles meistern. Da bin ich sicher.

Und was passiert gerade beruflich bei mir? Die Angebote namhafter Kanzleien liegen zwar schon auf meinem Schreibtisch, aber unterschriftsreif ist noch keines. Erst muss ich mir über einiges klar werden. Will ich dieses Leben auf der Überholspur noch? Und wenn nicht, was will ich dann? Außerdem sitzt die Verletzung durch Howard verdammt tief. Ich spiele zwar immer die Starke, doch ich habe ein verwundbares Herz.

Also habe ich mir gedacht – Long Island klingt gut. Mir ist bei meiner Suche nach Zielorten nichts Besseres eingefallen. Nur schnell raus aus dem Moloch der Großstadt!

Ich will kein Hotel buchen, denn ich möchte so wenig wie möglich mit Menschen zu tun haben. Es ist Saison, deshalb wird mein Vorhaben schlecht umsetzbar sein. Aber in einem Ferienhaus kann ich alles selbst bestimmen. Wann ich frühstücke, auch wenn ich lange schlafen will und es bereits Mittag ist, zum Beispiel. Und ich muss mich nicht schick machen, um den Speisesaal aufzusuchen. Es gibt keine Regeln. Ein Ort, an dem ich einfach meine neue Freiheit genießen kann. Aber ich hatte Pech. Die meisten Häuser waren ausgebucht oder gefielen mir nicht. Dann habe ich einen Tipp von einem Vermieter, Bernie Waters, bekommen. Ein Mr. Chambers sollte noch etwas frei haben. Der Mann gab mir seine E-Mail-Adresse und ich schrieb ihn an. Auf meine Bitte hin hat Mr. Chambers mir einige Bilder vom Häuschen geschickt. Es liegt absolut idyllisch an einem See und ist nur einige Minuten vom atemberaubenden Strand entfernt. Auf den Bildern sieht es recht unscheinbar aus, bietet aber alles, was ich brauche. Mr. Chambers vermietet das Häuschen normalerweise nicht, letztendlich konnte ich ihn aber überzeugen, es mir für vier Wochen zu überlassen.

Noch nie habe ich so schnell meine Reisetaschen gepackt. Viele Klamotten habe ich nicht mitgenommen. Ein paar Sachen für den Strand, einige Sommerkleider und lässige Outfits. Es sind zwar vier Wochen, aber ich bin kein Modepüppchen. Mir reicht es, im Job geschniegelt und gebügelt herumzulaufen. Das brauche ich privat nicht auch noch. Während der Zeit mit Howard war es anders. Er bestand darauf, dass ich mich immer herausputze. Selbst bei einem banalen Kinobesuch wollte er mich top gestylt in Designerklamotten sehen. Wie sich nun herausgestellt hat, steht er im Herzen wohl doch auf Billig. Ich sag nur: Bonnie, die kleine Schlampe.

Heute ist es so weit. Meine Reise beginnt. Es ist ein wunderschöner Sommertag. Auf der Brooklyn Bridge angekommen, schalte ich das Radio ein, um mich von aufkommenden trüben Gedanken abzulenken. Ein seltsames Gefühl überkommt mich, während ich über dieses großartige Bauwerk fahre. Es hat irgendetwas Endgültiges.

Nach einer Stunde merke ich, dass ich nachtanken könnte. Der Hauptgrund für den Stopp ist aber mein Verlangen nach einem heißen, duftenden Kaffee. Kurz vor der Weiterfahrt stelle ich mich neben meinen Wagen, den ich inzwischen am Shop geparkt habe, nippe immer wieder am Kaffee und beobachte den Verkehr.

Was sind das alles für Menschen, die mit mir hier heute Vormittag unterwegs sind? So viele Leben, so viele Geschichten. Geschäftsleute, Familien, Handwerker. Riesige Trucks überholen sich gegenseitig. Ein Wagen der County Police jagt mit hoher Geschwindigkeit, heulenden Sirenen und funkelnden Warnlampen an der Tankstelle vorbei. Was für eine tragische Geschichte sich wohl dahinter verbirgt? Ich werde es nicht erfahren und entscheide mich, meine Reise fortzusetzen.

Nach einer weiteren etwa einstündigen Fahrt auf der Interstate, die für mich wie im Flug vergeht, erreiche ich auf Long Island den kleinen Ort ganz am Ende der Insel. Es ist nicht nur die Endspitze von Long Island – es scheint auch das Ende der Welt zu sein. Endlich habe ich wieder das Gefühl, durchatmen zu können. Ein unglaublicher Kontrast zum lauten, hektischen New York. Sofort komme ich in Urlaubsstimmung.

Das Navi sagt mir, dass ich da vorne rechts abbiegen muss. Das wird richtig sein, glaube ich wenigstens. Der schlechte Weg rüttelt mich ordentlich durch. Die Stoßdämpfer meines Wagens lassen grüßen. Hier muss es irgendwo sein. Der Weg wird immer enger und endet vor einem alten Gebäude, das wie eine heruntergekommene Werkstatt aussieht. Davor stehen einige alte, verrottete Boote auf Holzböcken. Im Hintergrund kann man den See sehen, dessen Oberfläche im Sonnenlicht glitzert. Also, so verkehrt kann ich nicht sein. Irgendwo hier muss sich dieses verfluchte Ferienhaus befinden.

 

Kapitel 3

 

~ Julie ~

 

»Bitte wenden! Bitte wenden!«, schallt es immer wieder aus dem Navi. So ein Mist! Das kann nicht wahr sein. Ich habe mich verfahren. Genervt schalte ich den Motor aus und schaue mich um. Neben dem Eingang der Werkstatt sitzt ein älterer Mann in einer Latzhose, mit einem Strohhut auf dem Kopf und gelassen eine Pfeife rauchend. Er scheint mein Tun interessiert zu beobachten. Ich steige aus und gehe auf ihn zu. Jetzt bemerke ich das verwitterte Schild, das wackelig über dem Eingang hängt. Jacob’s Fishing Charter.

»Guten Tag! Entschuldigung, können Sie mir helfen?«

»Wer? Ich?« Er schaut mich verdutzt an.

Das ja geht gut los. »Ja! Sie …«

»Mal sehen, was ich für Sie tun kann, Ma’am. Übrigens – ich bin Jacob«, antwortet der alte Mann, nachdem er die Pfeife aus dem Mundwinkel genommen hat. Der Tabak duftet herb und gleichzeitig süßlich. Ich mag das Aroma. Es verströmt Gemütlichkeit.

»Ich bin Julie.«

»Julie. Schöner Name.« Er schüttelt den Kopf und deutet auf meinen Wagen. »Wollten Sie denn zur mir? Haben Sie das Schild übersehen, dass es hier nicht weitergeht?«, fragt er, blickt ratlos zu mir herüber, steckt die Pfeife in seinen Mund und zieht daran.

»Nein! Nein! Da war kein Schild«, erwidere ich voller Überzeugung. Sein erstaunter Blick lässt mich allerdings zweifeln, ob ich es nicht einfach übersehen habe. »Ich bin nicht von hier …«

»Das ist mir klar. Hier landen immer nur Touristen … Sie sind bestimmt aus der Stadt«, fügt er dann hinzu. »Aus New York. Das sagt man hier so, wenn man den Big Apple meint.«

»Stimmt. Was soll ich jetzt nur machen?« Verzweifelt schaue ich mich um.

»Wo wollen Sie denn überhaupt hin?«

»Ich habe ein Ferienhaus gemietet. Es muss hier ganz in der Nähe sein.«

»Ich muss nachdenken …«, meint er bärbeißig, nimmt einen Stopfer und drückt den Tabak hinein, bis der Rauch erlischt. Dann verstaut er seine Pfeife mitsamt dem Stopfer in seiner Westentasche. »Wie heißen denn die Besitzer? Sie müssen wissen, ich kenne hier fast jede Menschenseele …«

»Familie Chambers …«

Der alte Mann beginnt, schallend zu lachen. »Familie Chambers?«, wiederholt er fragend.

»Ja! Ist mit denen etwas nicht in Ordnung?«, frage ich irritiert nach.

Er kratzt sich am Kinn und überlegt gefühlte Minuten. »Nein. Es ist alles bestens …« Er lacht noch immer. »Bei Familie Chambers …«

»Okay …«

»Also, ich kenne hier nur einen Chambers. Ein Stückchen weiter lebt der verrückte Kane. Kane Chambers.«

»Bei Kane Chambers habe ich gebucht. Aber der verrückte Kane?«

»Alles halb so wild. Ist nur sein Spitzname. Aber etwas seltsam ist er schon.«

»Und das Ferienhaus? Ist das in Ordnung?« Der alte Mann verunsichert mich total. »Stimmt was nicht mit dem Haus?«

»Doch, doch … Das Haus ist in Ordnung. Ist aber kein Ferienhaus, eher eine alte Fischerhütte.«

»Auf den Fotos sah es gar nicht so schlecht aus …«

»Machen Sie sich Ihr eigenes Bild, Lady.«

»Wovon?«

»Vom Haus und von Kane Chambers. Sie werden schon sehen …«

Der ältere Herr hat mich beinahe panisch gemacht. Deshalb beschließe ich, nicht weiter nachzuhaken.

Unterdessen geht Jacob mit gekrümmtem Rücken auf meinen Wagen zu. »Sie sind hier falsch.«

Klar! Hätte ich jetzt nicht gedacht!

»Zum Chambers-Haus müssen Sie noch etwas weiterfahren, an der nächsten Ecke links abbiegen. Lassen Sie mich nachdenken … Ich glaube, dann ist es das fünfte oder sechste Anwesen auf der rechten Seite …«

»Verdammt! Das Navi hat mir komplett falsche Anweisungen gegeben.«

»Tja, das kommt vor, wenn man sich nur auf moderne Technik verlässt. Früher haben wir so einen Schnickschnack nicht gebraucht.« Er nimmt den Strohhut ab und kratzt sich am Kopf. »Ich wünsche Ihnen hier einen schönen Aufenthalt.« Jacob dreht sich um und geht wieder in Richtung der Bank vor der Werkstatt.

»Danke nochmals!«, rufe ich ihm nach und steige in meinen Wagen.

Er hat sich gesetzt und hebt winkend die Hand.

Als ich den Wagen starte, passiert es. Nämlich nichts! Mein SUV springt nicht an. Mein Abstecher an die Küste entwickelt sich jetzt schon zu einem Albtraum. »Scheiße!«, fluche ich laut und steige wieder aus.

Aufmerksam hat Jacob mein Tun verfolgt, erhebt sich und nähert sich stöhnend. »Was ist los?«

»Er springt nicht an.«

»Dann wollen wir Sie mal aus der misslichen Situation befreien.«

»Was schlagen Sie vor?«

»Du kannst mich ruhig duzen. Das Sie macht mich so alt …« Er grinst.

»In Ordnung. Was schlägst du vor?«

»Was ich vorschlage? Ganz einfach. Willie und ich schauen uns das Problem mal an.«

»Willie und du?«, wiederhole ich irritiert.

Er deutet mit dem Zeigefinger hinter mich.

Großer Gott! Ich habe die Gestalt hinter mir gar nicht bemerkt. Ein junger Mann mit feuerroten Haaren, Sommersprossen und einer schrecklichen, dicken Hornbrille steht nur einen Meter entfernt. Er trägt wie Jacob eine Latzhose, die allerdings ziemlich dreckig und ölverschmiert ist.

»Ma’am!«, begrüßt er mich und starrt mich wirr an. Allmählich bekomme ich ein wenig Angst.

Anscheinend bemerkt Jacob mein Unwohlsein. »Willie kann keiner Fliege etwas zuleide tun«, versichert er mir. »Willie! Du kannst keiner Fliege was zuleide tun, oder?«, richtet er sich jetzt direkt an den jungen Mann.

»Was soll ich einer Fliege tun? Kann ihr ja schlecht den Hals umdrehen …«, antwortet dieser, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ist der Typ eine Gag-Maschine oder spricht da die Naivität aus ihm? Keine Ahnung. Ich weiß daher nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

»Willie macht das schon. Motoren sind seine Welt …«, möchte der alte Herr mich beruhigen.

Entsetzt starre ich Jacob an.

»Willst du es selbst versuchen?«, fragt Jacob.

»Nein! Ich vertraue euch …«, antworte ich beschämt. Die beiden wollen mir nur helfen und sind außerdem meine einzige Option.

Jacob lacht. »Das ist nicht der erste Wagen, den wir wieder startklar kriegen. Normalerweise reparieren wir nur Boote. Aber ich sage immer, Motor ist Motor. Wenn es sein muss, bekommt Willie das auch mit verbundenen Augen hin.« Er nickt zur Bestätigung. »Allerdings war noch nie so ein edles Modell dabei. Ist bestimmt neu …«, fügt er an.

O ja! Der ist brandneu! Und war sauteuer! Und ihr werdet ihn mir nicht zerstören!

»Dann fangt mal an. Er gehört euch …«, antworte ich wie ferngesteuert und will meine ausgesprochenen Worte am liebsten direkt wieder einfangen.

Großer Gott! Was rede ich da für einen Blödsinn!

»Ran ans Werk, Willie!«, ruft er enthusiastisch, öffnet die Tür an der Fahrerseite und steigt ein, ohne den Sitz mit einer Folie zu schützen, wie ich es aus den Werkstätten in der City kenne.

Der junge Mann öffnet die Motorhaube, stellt sie fest und blickt eine Weile ungläubig hinein.

Meine Güte! Das kann was geben!

Dann beginnen die beiden Männer, wild zu diskutieren. Ein Stimmenwirrwarr, aus dem ich nur einige Bruchstücke heraushöre.

Was siehst du?

Ich weiß nicht …

Was weißt du nicht?

Sieht anders aus …

Sieht anders aus als was?

Wie das Speedboot letztens …

Ist auch kein Speedboot …

Da hängt ein Kabel …

Dann mach es wieder fest …

Bin mir nicht sicher, wo …

Willie, brauchst du eine stärkere Brille?

Nein, geht schon …

Ganz vorsichtig …

Du hast letzten Monat erst selbst einen kaputtgemacht …

Sei still!

Das Kabel steckt!

Wunderbar. Soll ich starten?

Warte mal, da hängt noch ein Kabel …

Dann steck das Kabel auch rein. Großer Gott, Willie …

 

Das mit den beiden ist ganz großes Kino.

---ENDE DER LESEPROBE---