Ein Blizzard - Karl May - E-Book

Ein Blizzard E-Book

Karl May

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Blizzard ist eine Abenteuererzählung von Karl May. Auszug: Ich war mit Winnetou, dem herrlichen Häuptling der Apatschen, den ja alle meine Leser schon längst kennen, jenseits der Felsenberge bei befreundeten Indianern auf der Herbstbüffeljagd gewesen und dann mit ihm über das Gebirge und trotz der späten Jahreszeit quer durch ganz Wyoming bis nach Fort Niobrara in Nebraska geritten, wo uns der Winter überraschte. Da auf diesem Fort oft Sioux erschienen, welche uns ganz unverdienterweise als ihre Todfeinde betrachteten, so hüteten wir uns natürlich, unsere Namen zu sagen. Es war für alle Fälle besser, wenn niemand wußte, daß Winnetou und Old Shatterhand anwesend seien. Weil unsere Jagdanzüge vollständig defekt waren und wir nach dem civilisierten Osten wollten, kauften wir uns im Fort anständige Anzüge aus warmen Winterstoffen und dicke Reitdecken dazu. In dieser Kleidung sah ich nicht wie ein Westmann aus, und da ich mich Mr. Beyer nannte und Winnetou kaum einen Augenblick von meiner Seite wich, so war er bald nur als »Mr. Beyers Indianer« bekannt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 35

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ein Blizzard

Ein BlizzardBemerkungenImpressum

Ein Blizzard

Der vorigen Erzählung mag ein anderes Ereignis folgen, welches mit derselben erschütternden Unwiderleglichkeit beweist, daß die ewige Gerechtigkeit den Menschen, welcher allzusehr auf Gottes Langmut rechnet, endlich und plötzlich grad mit derjenigen Strafe packt, welche mit natürlicher Notwendigkeit aus der betreffenden Sünde hervorgehen muß.

Ich war mit Winnetou, dem herrlichen Häuptling der Apatschen, den ja alle meine Leser schon längst kennen, jenseits der Felsenberge bei befreundeten Indianern auf der Herbstbüffeljagd gewesen und dann mit ihm über das Gebirge und trotz der späten Jahreszeit quer durch ganz Wyoming bis nach Fort Niobrara in Nebraska geritten, wo uns der Winter überraschte. Da auf diesem Fort oft Sioux erschienen, welche uns ganz unverdienterweise als ihre Todfeinde betrachteten, so hüteten wir uns natürlich, unsere Namen zu sagen. Es war für alle Fälle besser, wenn niemand wußte, daß Winnetou und Old Shatterhand anwesend seien. Weil unsere Jagdanzüge vollständig defekt waren und wir nach dem civilisierten Osten wollten, kauften wir uns im Fort anständige Anzüge aus warmen Winterstoffen und dicke Reitdecken dazu. In dieser Kleidung sah ich nicht wie ein Westmann aus, und da ich mich Mr. Beyer nannte und Winnetou kaum einen Augenblick von meiner Seite wich, so war er bald nur als »Mr. Beyers Indianer« bekannt.

In Fort Niobrara wurden wir leider vollständig eingeschneit; das ganze weite Land war unwegsam geworden, und wir sahen uns gezwungen, den ganzen Dezember und Januar in dieser Einsamkeit festzusitzen. Gesellschaft fanden wir nur an den wenigen Offizieren der Garnison, von denen ich auch nicht sagen kann, daß sie uns sehr sympathisch gewesen seien; um die übrige Soldateska bekümmerten wir uns nicht mehr, als unumgänglich nötig war, und was die andern auf dem Fort Anwesenden betrifft, so gab es unter ihnen nur zwei Personen, mit denen wir uns zuweilen unterhielten. Das waren die Brüder Burning aus Moberly in Missouri, welche in den Blackhills glücklich nach Gold gegraben hatten und sich jetzt mit dem Ertrage ihrer schweren Arbeit auf dem Heimwege befanden. Beide waren verheiratet, sehnten sich nach den Ihrigen und empfanden es darum schmerzlich, durch diesen Schnee für so lange festgehalten zu werden.

Außerdem hatte sich noch allerhand Volk im Fort zusammengefunden, lauter zweifelhafte Existenzen, mit denen die Burnings nicht verkehrten. Es gab da allerhand Roheiten; es wurde viel Pulver verknallt, viel gespielt, viel gewettet und noch mehr getrunken, und es herrschte dabei ein Ton, der mir so zuwider war, daß ich den allgemeinen Barroom nur dann betrat, wenn es unumgänglich nötig war. Am rohesten betrugen sich zwei Kerls, welche Grinder und Slack hießen. Sie waren Falschspieler, notorische Säufer und rücksichtslose Raufbolde, ohne aber wirklichen Mut zu besitzen. Es verging kein Gelage, ohne daß sie einen Raufhandel in Scene setzten; ganz besonders aber schienen sie es auf die Art der Duelle, welche man amerikanische nennt, abgesehen zu haben; aber stets wußten sie es so zu machen, daß nicht sie, sondern andere die Angelegenheit zum Austrag zu bringen hatten. Sie bramarbasierten eben nur, waren aber feig. Am widerlichsten unter ihnen war mir der Umstand, daß jeder von ihnen sich eine stehende Redensart angewöhnt hatte, welche man täglich hundertmal hören konnte, als Schwur, als Beteuerung, überhaupt bei jeder Gelegenheit. Das ständige Wort Grinders war, »ich will gleich erblinden«, während sein Kumpan die Lästerung »Gott soll mich wahnsinnig machen« im Munde führte.

Mit diesen beiden Menschen kam ich nur ein einziges Mal in Konflikt. Sie hatten erfahren, daß ich ein Deutscher sei, und warfen mir, als ich ihre Einladung, mitzuspielen, mit einer stillen Handbewegung zurückwies, ein »damned dutchman« ins Gesicht. Dafür erhielt jeder sofort eine so kräftige Ohrfeige von mir, daß beide von ihren Stühlen flogen. Die andern glaubten natürlich, es werde hierauf eine großartige Schlägerei oder Schießerei erfolgen, hatten sich aber geirrt, denn die Gezüchtigten besaßen nicht den Mut, sich thatsächlich an »Mr. Beyer oder seinen Indianer« zu wagen.

Zu erwähnen sind noch zwei Indianer, welche der Schneesturm nach dem Fort getrieben hatte. Sie behaupteten, dem sehr fraglichen Stamme der Caddo anzugehören, waren aber wahrscheinlich Ausgestoßene eines andern Stammes, blutarme Teufel, die kaum ihre Blöße bedecken konnten und nicht einmal Waffen hatten, denn sie waren vor kurzem von den Sioux vollständig ausgeraubt worden. Sie wollten nach Karfas hinunter und schnitzten sich Pfeile und Bogen, um nicht unterwegs hungern zu müssen. Wir beschenkten sie nach Kräften, konnten ihnen aber weder Pferde noch Gewehre verschaffen, weil diese so notwendigen Artikel leider nicht zu haben waren.