19,99 €
»Eine der herausragendsten Autorinnen Norwegens.« The New Yorker Das Schlimmste passiert dort, wo wir uns sicher fühlen: in der eigenen Familie. Was nach dem plötzlichen Tod des Vaters zunächst wie ein Erbstreit zwischen Geschwistern aussieht, wird für die ältere Schwester Bergljot zu einem Kampf um die jahrzehntelang verdrängte Wahrheit. Es geht nicht um Geld und Besitz. Es geht darum, wem die Vergangenheit gehört. Mit unverwechselbarer Konsequenz erzählt Vigdis Hjorth von der Sehnsucht nach Anerkennung, von der Kraft der Befreiung und von der Frage, ob wir unserer eigenen Geschichte vertrauen dürfen. Mit »Ein falsches Wort« gelang Vigdis Hjorth der internationale Durchbruch. Der Roman löste in Norwegen einen Skandal um die Wahrhaftigkeit von Literatur aus, gewann eine Vielzahl von Preisen und festigte Hjorths Status als eine der bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit, die 2023 für den International Booker Prize nominiert war und deren Werk in 20 Sprachen übersetzt ist.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 402
Vigdis Hjorth
Roman
Das Schlimmste passiert dort, wo wir uns sicher fühlen: in der eigenen Familie. Was nach dem plötzlichen Tod des Vaters zunächst wie ein Erbstreit zwischen Geschwistern aussieht, wird für die ältere Schwester Bergljot zu einem Kampf um die jahrzehntelang verdrängte Wahrheit. Es geht nicht um Geld und Besitz. Es geht darum, wem die Vergangenheit gehört. Mit unverwechselbarer Konsequenz erzählt Vigdis Hjorth von der Sehnsucht nach Anerkennung, von der Kraft der Befreiung und von der Frage, ob wir unserer eigenen Geschichte vertrauen dürfen.
Mit »Ein falsches Wort« gelang Vigdis Hjorth der internationale Durchbruch. Der Roman löste in Norwegen einen Skandal um die Wahrhaftigkeit von Literatur aus, gewann eine Vielzahl von Preisen und festigte Hjorths Status als eine der bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Vigdis Hjorth, 1959 in Oslo geboren, ist eine der meistrezipierten Gegenwartsautorinnen Norwegens. Sie ist vielfache Bestsellerautorin, wurde für ihr Werk unter anderem mit dem norwegischen Kritikerprisen und dem Bokhandlerprisen ausgezeichnet und war für den Literaturpreis des Nordischen Rates, den National Book Award sowie den International Booker Prize nominiert. Zuletzt erschien bei S. FISCHER »Die Wahrheiten meiner Mutter«. Nach Stationen in Kopenhagen, Bergen, in der Schweiz und in Frankreich lebt Vigdis Hjorth heute in Oslo.
[Motto]
Vater starb vor [...]
Von dem Aufruhr [...]
Es ist seltsam, [...]
Ich trank den [...]
Als ich Klara [...]
Ich machte einen [...]
Am Tag, nachdem [...]
Sonntag in der [...]
Mein Herz hämmerte, [...]
Dezember und Nebel [...]
Klara und ich [...]
Vier Tage nach [...]
Ich lernte Bo [...]
Wir waren im [...]
Es geschah am [...]
Als ich vom [...]
Dezember in Lars’ [...]
Lars kam ins [...]
»Unbegreifliche Veröffentlichungen« wurde [...]
Ich arbeitete an [...]
Klara war verlassen [...]
In der Nacht [...]
Alles hängt mit [...]
Eine Stunde nach [...]
Das letzte Mal, [...]
Ich blieb unter [...]
Klara brauchte eine [...]
Als ich ein [...]
15. Dezember. Meine Uhr [...]
Zum zweiten Mal [...]
Mittwoch, der 16. Dezember, [...]
Vater? Klara rief [...]
Ich rief Astrid [...]
Ich besuchte Klara [...]
Peer trug einen [...]
Als ich von [...]
Als wir aus [...]
Viermal pro Woche [...]
Astrid und Åsa [...]
Freud schreibt irgendwo, [...]
Während der vierundzwanzig [...]
Vater?
Vater starb am [...]
Vater hatte es [...]
Der verheiratete Mann [...]
Wir zogen die [...]
Als die Beziehung [...]
Mutter war hübsch. [...]
Tale traf mit [...]
Die Straße meiner [...]
Am Morgen des [...]
Klara hatte keinen [...]
Am ersten Weihnachtsfeiertag [...]
Astrid schrieb, um [...]
Als die Balkankriege [...]
Wir durften nicht [...]
Einmal, zu Ostern, [...]
Klara rief am [...]
Freud meint, dass [...]
Vater war ein [...]
Ich habe meine [...]
Bo versuchte, die [...]
Lars kam ins [...]
Einmal, vor vielen [...]
Astrid rief am [...]
Als ich mit [...]
Lars erzählte mir [...]
Am Sonntagabend saß [...]
Larousse schreibt in [...]
In der Nacht [...]
Klara fand einen [...]
Ich fand das [...]
Es war die [...]
Bevor ich endgültig [...]
Der Morgen des [...]
In der Zeit, [...]
Weil wir am [...]
Einmal zu der [...]
Astrid antwortete Tale [...]
Ist dir schon [...]
Ist dir schon [...]
Bård hatte Mutter, [...]
Karen rief an. [...]
Karen sprach mit [...]
Sybille Bedford schreibt [...]
Während der dreiundzwanzig [...]
Der norwegische Film [...]
Als die Sache [...]
Als wir im [...]
Ich stieg am [...]
Die Schwierigkeit liegt [...]
Ich träumte, ich [...]
Das letzte Wochenende [...]
In Jerusalem hatte [...]
Bård schrieb und [...]
Ehe die Schüsse [...]
Immer, wenn wir [...]
Ich träumte, ich [...]
Jung beschreibt das [...]
Freud zufolge, sagte [...]
Als ich von [...]
Åsa und Astrid [...]
Ich saß eingepackt [...]
Im Gästezimmer hängt [...]
Ich fuhr nach [...]
Anton Vindskev war [...]
Bård rief an [...]
Das, was Mutter [...]
Bård hoffte auf [...]
Als ich ein [...]
Als ich mir [...]
Ich beschloss, nicht [...]
Vielleicht war Vater [...]
Als ich jung [...]
Am Tag, ehe [...]
Vater muss mich [...]
Es war zeitiger [...]
Gunvor in Alf [...]
Die Narbe nicht [...]
Bård schrieb, der [...]
Ich hatte Astrid [...]
Karen sagte einmal, [...]
Ich ging am [...]
Ich war aus [...]
Der Bråtevei wurde [...]
Astrid schrieb, da [...]
Der Fehler in [...]
Ich ging mit [...]
Jung sah die [...]
Bo fuhr nach [...]
In der Nacht [...]
In Irland heißt [...]
Die vielen Kurzfilme, [...]
Das große Haus [...]
Am zehnten Mai [...]
Am 14. Mai war [...]
Unerwartet bekam ich [...]
Ich konnte nicht [...]
Dann bekam ich [...]
Emma fragte: Großmutter? [...]
»Das, was man tun muss, gewollt aussehen lassen.«
Slavoj Žižek
Vater starb vor fünf Monaten, das war entweder perfektes Timing oder sehr schlechtes, je nachdem, wie man es sieht. Ich glaube, er hätte nichts dagegen gehabt, auf eine derart abrupte Weise von uns zu gehen. Als ich davon erfuhr und noch nicht über alle Einzelheiten Bescheid wusste, hätte ich fast gedacht, er müsse den Sturz absichtlich herbeigeführt haben. Es wirkte zu sehr wie eine Wendung in einem Roman, um bloß Zufall sein zu können.
In den Wochen vor seinem Tod hatten sich meine Geschwister in heftige Diskussionen über die Aufteilung des Familienerbes verstrickt, es ging um die Ferienhütten auf der Insel Hvaler. Und nur zwei Tage vor Vaters Sturz hatte auch ich das Wort ergriffen. Ich hatte mich auf die Seite meines älteren Bruders geschlagen und mich gegen meine beiden jüngeren Schwestern entschieden.
Von dem Aufruhr erfuhr ich auf Umwegen. An einem Samstagvormittag, auf den ich mich freute, weil ich keine anderen Verpflichtungen hatte, als am Abend in Fredrikstad einen Vortrag über zeitgenössisches Drama zu halten, rief meine Schwester Astrid an. Es war ein schöner, klarer Morgen Ende November. Wenn nicht die Bäume ihre blattlosen Zweige in den Himmel gereckt hätten und der Boden mit roten Blättern bedeckt gewesen wäre, hätte man ihn fälschlicherweise für einen Frühlingsmorgen halten können. Ich war gut gelaunt, ich kochte Kaffee. Ich freute mich darauf, nach Fredrikstad zu fahren und nach dem Vortrag mit dem Hund durch die Altstadt und über den Wall zu wandern, um auf den Fluss schauen zu können. Nachdem ich aus der Dusche gekommen war, sah ich, dass Astrid mehrere Male angerufen hatte. Ich nahm an, dass es um die Artikelsammlung ging, bei deren Herausgabe ich ihr behilflich war.
Sie meldete sich flüsternd am Telefon. Warte kurz, sagte sie, im Hintergrund hörte ich es rauschen wie in einem Raum, der voller elektrischer Geräte stand. Warte, wiederholte sie, noch immer flüsternd, ich wartete. Ich bin im Diakonheim, sagte sie, ich verstand sie jetzt besser, das Rauschen war verschwunden. Es ist wegen Mutter, sagte sie. Aber es ist alles in Ordnung. Es ist alles gutgegangen.
Überdosis, sagte sie, Mutter hat heute Nacht eine Überdosis genommen, aber es ist gutgegangen, sie ist nur sehr mitgenommen.
Es war nicht Mutters erste Überdosis, aber in der Vergangenheit hatte es vorher jedes Mal so viele aufreibende Geschehnisse gegeben, dass es mich nicht so überrascht hatte. Astrid wiederholte, es sei alles gutgegangen, es bestehe keine Gefahr mehr, es sei jedoch dramatisch gewesen. Mutter hatte sie um halb fünf Uhr morgens angerufen und gesagt, sie habe eine Überdosis genommen: Ich habe eine Überdosis genommen. Astrid und ihr Mann waren abends auf einem Fest gewesen, sie waren gerade erst nach Hause gekommen und konnten deshalb nicht fahren. Astrid rief Vater an, der Mutter auf dem Küchenboden fand und den Nachbarn, einen Arzt, verständigte, der herüberkam und nicht einzuschätzen wusste, ob es notwendig wäre, einen Rettungswagen zu rufen. Sie riefen schließlich einen, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Der Rettungswagen kam und fuhr Mutter ins Diakonheim, wo sie jetzt war, außer Gefahr, aber sehr mitgenommen.
Warum, fragte ich, und Astrid antwortete vage und unzusammenhängend. Doch nach und nach hörte ich heraus, dass die beiden von meinen Eltern geliebten Hütten auf Hvaler kürzlich auf meine beiden Schwestern überschrieben worden waren, auf Astrid und Åsa, ohne dass unser Bruder Bård darüber informiert worden war, und das zu einem geschätzten Marktwert, den er, als er schließlich davon erfahren hatte, zu niedrig fand. Åsa behauptete, er habe einen Höllenaufstand losgetreten. Sie habe kürzlich Kontakt zu ihm aufgenommen, weil Mutter bald achtzig werden würde und Vater fünfundachtzig, und das sollte gefeiert werden, also habe sie Bård geschrieben, um ihn und seine Familie einzuladen, und er habe geantwortet, dass er sie nicht sehen wolle, weil sie sich eine der Hütten auf Hvaler erschlichen habe, was nur der letzte Akt einer seit Jahren in der Familie vor sich gehenden Ungerechtigkeit sei, und dass sie nur auf ihren eigenen Vorteil aus sei – so sei es immer schon gewesen.
Astrid war über seine Worte und Vorwürfe entsetzt, und sie erzählte Mutter davon, woraufhin Mutter ebenfalls entsetzt war, eine Überdosis nahm und ins Diakonheim gebracht wurde, in gewisser Weise sei es also Bårds Schuld.
Als Astrid ihn angerufen und von der Überdosis erzählt hatte, antwortete er, Mutter sei für ihre Situation selbst verantwortlich. Er ist so kalt, sagte sie. Er greift zur schlimmsten aller Waffen, den Kindern. Bårds Kinder hatten Astrid und Åsa als Freundinnen auf Facebook gelöscht und Mutter und Vater geschrieben, sie seien enttäuscht über den Verlust der Hütten. Mutter hatte schon immer Angst davor gehabt, den Kontakt zu Bårds Kindern zu verlieren.
Ich bat Astrid, Mutter gute Besserungswünsche von mir auszurichten, was hätte ich sonst tun sollen? Darüber wird sie sich freuen, antwortete sie.
Es ist seltsam, wie zufällig es uns erscheint, wenn wir Menschen begegnen, die für unser Leben prägend sein werden, Menschen, die direkt oder indirekt Einfluss auf uns nehmen, die unser Leben in die eine oder andere Richtung lenken. Oder ist es gar kein Zufall? Ahnen wir, dass der Mensch, dem wir gegenüberstehen, uns auf einen Weg schubsen könnte, den wir bewusst oder unbewusst ohnehin gehen wollten? Suchen wir deshalb den Kontakt? Oder spüren wir andererseits, dass der Mensch, dem wir gegenüberstehen, uns herausfordern oder von dem Weg abdrängen könnte, den wir einschlagen wollen, weshalb wir diesen Menschen nicht wiedersehen wollen? Es ist eine seltsame Vorstellung, wie prägend ein einzelner Mensch für unser Verhalten in entscheidenden Situationen sein kann, nur weil wir ihn in der Vergangenheit einmal um Rat gefragt haben.
Ich trank den Kaffee nicht, ich war unruhig, also zog ich mich an und ging nach draußen, um mir den Wind ins Gesicht pusten zu lassen und den Kopf freizubekommen. Ich habe mich nicht angemessen verhalten, dachte ich. Ich rief Søren an, der die Familie von all meinen Kindern am besten kennt. Er war überrascht wegen der Überdosis, natürlich, aber er wusste, dass es nicht die erste war und dass es die letzten Male immer gutgegangen war, seine Großmutter rief immer rechtzeitig an, damit ihr geholfen wurde. Als ich die Überschreibung der Hütten und den festgesetzten Marktwert erwähnte, wurde er nachdenklich und sagte, er könne Bårds Reaktion verstehen. Er habe nicht mit ihnen gebrochen, so wie ich es getan hatte, er habe immer Kontakt gehalten, er habe zwar kein so enges Verhältnis zu Mutter und Vater wie Astrid und Åsa, klar, aber das dürfe doch keine finanziellen Nachteile mit sich bringen, nicht wahr?
Ich rief Klara an, die empört war. Einen Selbstmord zu inszenieren gehörte sich nicht. Klammheimlich zwei von vier Kindern Ferienhütten zu vermachen und sie auch noch zu niedrig zu schätzen, gehörte sich auch nicht.
Meine Eltern hatten jedes Recht, zu tun, was sie getan hatten, aber in den letzten Jahren hatten sie stetig beteuert, dass sie ihre Kinder in Bezug auf das Erbe gleich behandeln wollten. Trotzdem war die Summe, die Bård und ich als Ausgleich für die Hütten erhalten sollten, auffällig niedrig. Das war es, was ihn umtrieb, begriff ich, und außerdem der Umstand, dass ihn niemand darüber informiert hatte, dass die Überschreibung bereits stattgefunden hatte. Auch ich war nicht informiert worden, allerdings hatte ich, wie gesagt, seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr zu meiner Familie gehabt. Während der letzten ungefähr zwanzig Jahre hatte ich nur Kontakt zu meiner zweitjüngsten Schwester, Astrid, gehabt, und auch nur in Form von ein paar, über das Jahr verteilten Telefongesprächen. Deshalb war ich überrascht gewesen, als ich vor einigen Monate zum Geburtstag eine SMS von meiner jüngsten Schwester, Åsa, bekam, von der ich seit Jahren nichts gehört hatte. Sie schrieb, sie habe mir auch zu früheren Geburtstagen gratuliert, aber wahrscheinlich die falsche Nummer gehabt. Und dann verstand ich: Bisher waren sie zwei gegen einen gewesen, Astrid und Åsa gegen Bård. Aber jetzt, da ich dazugekommen war, könnte sich alles verschieben. Ich hatte immer gesagt, ich wolle nichts erben, und ich glaube, meine Schwestern hofften, dass ich bei dieser Aussage blieb, konnten sich aber nicht sicher sein. Ich hatte das in meinen Gesprächen mit Astrid behauptet, wenn sie mich dazu bringen wollte, mich mit unseren Eltern zu versöhnen. Es kam mir jedes Mal wie emotionale Erpressung vor, wenn sie beschrieb, wie sehr meine Eltern unter meiner Abwesenheit litten, wie alt sie geworden waren, dass sie bald sterben würden, und sie mich fragte, warum ich mich nicht wenigstens zu einem Fest oder einem runden Geburtstag blicken lassen konnte? Vielleicht hatte Mutter sie wieder bedrängt, aber ich wurde von ihrem Gerede über Alter und Tod nicht weich, sondern es provozierte mich und machte mich wütend. Nahm sie mich nicht ernst? Ich hatte ihr doch alles erklärt. Ich hatte ihr erklärt, dass es mich krank machte, mit Mutter und Vater zusammen zu sein. Sie zu treffen und so zu tun, als sei nichts geschehen, wäre Verrat an mir selbst und an allem, wofür ich stehe, es war unmöglich, ich hatte es doch versucht! Ich wurde nicht weich, sondern ich war provoziert und wurde immer wütender, nicht in der konkreten Situation, sondern danach, nachts, per E-Mail. Ich schrieb ihr, ich wollte unsere Eltern niemals wiedersehen, ich würde niemals wieder einen Fuß in den Bråtevei setzen, und sie sollten mich doch einfach enterben.
Nachdem ich damals den Kontakt abgebrochen hatte, rief Mutter viele Male an, es war vor der Zeit der Mobiltelefone, und man konnte die Rufnummern noch nicht auf den Displays sehen, deshalb wusste ich nicht, dass sie es war, die anrief. Entweder weinte sie oder beschimpfte mich, und ich fühlte mich krank, mir blieb keine Wahl, wenn ich überleben und nicht untergehen und ertrinken wollte, musste ich den Kontakt abbrechen. Sie fragte, warum ich sie nicht sehen wollte, als ob sie nicht wüsste, warum, und sie stellte mir unmögliche Fragen. Wie kannst du mich so hassen, obwohl du alles für mich bist? Zahllose Male hatte ich ihr gesagt, dass ich sie nicht hasste, bis ich anfing, sie zu hassen, ich hatte erklärt und wieder erklärt, musste ich ihr wirklich noch einmal alles erklären, wenn sie bei nächster Gelegenheit doch wieder so tun würde, als hätte ich nie auch nur versucht, etwas zu erklären, wenn sie mich abwies? Sollte ich denn wieder abgewiesen werden?
In den ersten Jahren nach dem Bruch machten mich diese Anrufe extrem nervös. Mutter rief an, überschüttete mich mit ihren Anklagen und Bitten, und ich war verstört und außer mir. Irgendwann wurden sie weniger, dann gab sie auf; ich glaube, auch sie suchte letztlich Ruhe und Frieden statt der nervenaufreibenden Unruhe, die diese Telefongespräche auslösten. Dann sollte lieber Astrid ab und zu einen Vorstoß versuchen.
In den letzten Jahren hatte Mutter jedoch angefangen, mir ihre gelegentlichen Nachrichten zukommen zu lassen. Manchmal, wenn sie krank war, wie die meisten älteren Menschen es manchmal sind, schrieb sie mir eine SMS. Ich bin krank, können wir bitte reden? Es war immer spätabends, sie hatte vielleicht getrunken, ich hatte mit Sicherheit getrunken, ich antwortete, sie könne mich am nächsten Morgen anrufen. Dann schrieb ich Astrid, dass ich mit Mutter über ihre Krankheit und Behandlung sprechen könnte, aber wenn sie wieder mit ihren Anklagen und theatralischem Verhalten anfinge, würde ich auflegen. Ich weiß nicht, ob Astrid es weitergegeben hat, aber wenn Mutter am nächsten Vormittag anrief, sprach sie nur über ihre Krankheit und Behandlung, und vielleicht hatte sie, nachdem wir aufgelegt hatten, wie ich das Gefühl, dass das Gespräch gut verlaufen war. Jedenfalls lud sie ihre Enttäuschungen und ihr Unglück nicht mehr bei mir ab, stattdessen lud sie ihre Enttäuschungen und ihr Unglück bei Astrid ab, begriff ich. Es musste schwer für Astrid sein, mit Mutters Enttäuschungen und Unglück umzugehen, vielleicht war es deshalb kein Wunder, dass sie versuchte, mich in Richtung Versöhnung zu lenken.
Wegen der Enttäuschungen und des Unglücks, die ich meinen Eltern mit dem Kontaktabbruch zugefügt hatte, rechnete ich damit, enterbt zu werden. Wenn sie gegen meine Erwartung darauf verzichteten, dann nur, weil es keinen guten Eindruck machen würde, und sie wollten immer gern einen guten Eindruck machen.
Aber all das lag weit in der Zukunft, denn sie waren beide bei bester Gesundheit.
Deshalb war ich überrascht, als ich zu Weihnachten vor drei Jahren einen Brief von Mutter und Vater bekam. Meine erwachsenen Kinder hatten sie am 23. Dezember wie üblich besucht, das hatten sie immer so gehalten, seit ich den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen hatte – auf meine Aufforderung hin, denn der Druck auf mich war geringer, wenn Mutter und Vater ihre Enkelkinder sahen. Meine Kinder fanden es nett, ihre Vetter und Cousinen zu treffen und mit Geld und Geschenken nach Hause zu kommen. Und vor drei Jahren dann auch mit dem Brief. Ich öffnete den Brief, während die Kinder um mich herumsaßen, und ich las ihn vor. Dort stand, meine Eltern hätten ein Testament aufgesetzt und dass alle vier Kinder zu gleichen Teilen erben sollten. Abgesehen von den Hütten auf Hvaler, die sollten Astrid und Åsa bekommen, zum zu diesem Zeitpunkt geschätzten Marktwert. Meine Eltern freuten sich darüber, ihren Kindern diese Werte überschreiben zu können, hieß es. Meine Kinder lächelten zaghaft, auch sie hatten damit gerechnet, dass ich enterbt werden würde.
Es war ein seltsamer Brief. Sehr großzügig, wenn man bedachte, wie deprimiert sie meinetwegen angeblich waren. Ich fragte mich, was sie als Gegenleistung erwarteten.
Einige Monate, nachdem ich den Weihnachtsbrief über das Testament erhalten hatte, rief Mutter an. Ich stand mit meinen Kindern und Enkeln auf einem Markt in San Sebastián, es war Ostern, wir feierten in einer Wohnung, die ich gemietet hatte. Ich wusste nicht, dass es Mutter war, ich hatte ihre Nummer nicht gespeichert. Ihre Stimme zitterte, wie immer, wenn sie erschüttert war: Bård macht einen Höllenaufstand, sagte sie. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach.
Bård macht einen Höllenaufstand, wiederholte sie und benutzte denselben Ausdruck, den Astrid später gebrauchen würde, wegen des Testaments, sagte sie, weil Astrid und Åsa die Hütten bekommen. Aber Astrid und Åsa seien immer so lieb gewesen, sagte sie, so fürsorglich. Sie waren jedes Jahr mit uns dort, es war immer so schön, es ist nur natürlich, dass sie die Hütten bekommen. Bård ist nie in die Hütten gefahren, du bist nie in die Hütten gefahren; willst du eine Hütte auf Hvaler?
Ich hätte nichts lieber gehabt als eine Hütte auf Hvaler, am Rand der Felsen, mit Blick aufs Meer, wenn es nicht mit der Gefahr einhergegangen wäre, dort Mutter und Vater über den Weg zu laufen.
Nein, sagte ich.
Das war die Antwort, die sie hatte hören wollen, begriff ich, sie wurde sofort ruhiger. Und da ich keinen Kontakt zu Bård hatte, verstand ich nicht, was sie mich eigentlich fragte. Ich wiederholte, ich wollte keine Hütte auf Hvaler, ich fände das Testament großzügig, denn ich hätte damit gerechnet, gar nichts zu bekommen.
Astrid erzählte mir später, dass es einen riesen Streit um die Hütten gegeben hatte. Als Bård während eines Besuchs im Bråtevei erfuhr, dass Astrid und Åsa die Hütten schon überschrieben bekommen hatten, war er aufgesprungen und hatte meinen Eltern gesagt, sie hätten schon ein Kind verloren, er meinte mich, und jetzt verlören sie noch eines, und dann ging er. Ich wusste, dass Astrid ihn ungerecht fand. Er war seit Jahren nicht auf Hvaler gewesen, er hatte ein eigenes Ferienhaus, und seine Frau hatte sich mit Mutter und Vater nie gut verstanden, damals, als sie noch in die Hütten auf Hvaler gekommen waren.
Ich wunderte mich über Astrids Entschiedenheit, sagte aber nichts. Es war ein Segen, dachte ich, mit der Hüttenfehde nichts zu tun zu haben.
Und nun war sie also eskaliert. Die Hütten waren auf Astrid und Åsa überschrieben worden, Bård war wütend und Mutter lag nach einer Überdosis im Diakonheim.
Als ich Klara Tank zum ersten Mal sah, schob sie einen Kinderwagen durch den Gang des Institutes für Literaturwissenschaft. In dem Wagen lag der Sohn eines bekannten Malers. Wenn Klara zu Vorlesungen kam, dann mit dem Kind des Malers, von dem man sich erzählte, dass er gerade in Scheidung lebte. Ich war eine pflichtbewusste Studentin, aber ich tauchte nur selten im Institut auf, weil ich mein zweites Kind erwartete und mit meiner Familie beschäftigt war. Deshalb sah ich Klara nur zweimal im Institut für Literaturwissenschaft, aber sie fiel mir auf, die Studentin mit dem Kinderwagen. Zum ersten Mal sprach sie mich dann ein paar Jahre später an, auf dem Bürgersteig der Hausmanns gate, nach einer Veranstaltung, in der es um Literaturkritik gegangen war. Sie war inzwischen Redakteurin für eine Literaturzeitschrift, die einen bekannten Autor verrissen hatte, sie verteidigte ihre Kritik, barfuß und händefuchtelnd, sie wollte etwas vom »literarischen Gerichtshof« sagen, sagte aber »literarischer Gerüchtshof«, musste lachen und konnte nicht mehr aufhören, dann brach sie in Tränen aus, stürzte hinaus und kam nicht zurück. Als ich ging, wartete sie auf dem Bürgersteig der Hausmanns gate auf mich, noch immer barfuß, obwohl Oktober war, sie öffnete einen Knopf meines Mantels, berührte meine Seidenbluse und sagte, sie sei schön. Ich lief weg, ich wollte nicht mit ihrer Verschrobenheit angesteckt werden.
Ich machte einen längeren Spaziergang als sonst, obwohl ich abends noch nach Fredrikstad musste. Ich ging in das Naturschutzgebiet, der Wald war noch relativ grün, aber er wirkte nicht so beruhigend auf mich wie sonst. Die Bäume, die während der Stürme der vergangenen Wochen umgestürzt waren, entblößten ihre riesigen dunklen Wurzeln und versperrten die Wege. Ich rief meine beiden Töchter an, konnte sie aber nicht erreichen, ich rief meinen Freund an, konnte ihn aber nicht erreichen, ich hatte ein großes Bedürfnis über das Geschehene zu sprechen und fragte mich, warum, es war schließlich nichts Schlimmes passiert, es war gutgegangen.
Ich dachte an das Gespräch mit Astrid, das wir vor nur wenigen Tagen geführt hatten. Ich hatte im letzten halben Jahr mehr Kontakt zu ihr gehabt als in allen vorherigen Jahren zusammen. Sie schrieb an einer Artikelsammlung über Menschenrechte als Thema im Schulunterricht und wollte mich nach meiner Meinung zu ihrem Exposé und zur Einteilung der Kapitel fragen, was ich, die ich als Redakteurin für eine Zeitschrift arbeitete, verstand. Ich las und kommentierte, wir sprachen über Form und Aufbau, und während unseres letzten Gesprächs vor wenigen Tagen hatten wir über den letzten Schliff und passende Verlage diskutiert. Auch während dieses Gesprächs war ich draußen spazieren gewesen. Ich erinnere mich daran, dass ich das Telefon von einer Hand in die andere hatte wandern lassen, weil es so kalt war, wenn ich es ohne Fäustlinge hielt. Als wir alles besprochen hatten, fragte ich sie, wie immer, wie es der Familie gehe. Na ja, da ist ja die Sache mit Bård und den Hütten, sagte sie, und ich dachte, sie meinte das Testament.
Ich fuhr nach Fredrikstad. Erst, als ich in die fast menschenleere Altstadt kam, wurde ich ruhiger. Ich fand einen Parkplatz in der Nähe der Pension, in der ich übernachten würde, ich war schon häufiger dort gewesen. Ich drehte eine Runde mit dem Hund, auf dem Wall am Fluss entlang, das Wasser war kupferrot, weil die Sonne gerade unterging, ich versuchte, über das Seminar und das nicht vorhandene zeitgenössische norwegische Theater nachzudenken, aber es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Ich rief Tale und Ebba an, aber sie gingen nicht ans Telefon, ich rief Lars an, aber er ging nicht ans Telefon, ich rief Bo an, bis mir einfiel, dass er in Israel war. Ich fragte mich, warum ich es so wichtig fand, meinen Töchtern, meinem Freund und Bo von Mutter zu erzählen, von der Überdosis und den Hütten. Ich rief meine beste Freundin von früher an, die im Auto saß und sich beeilen musste. Die Geschichte mit der Überdosis hatte sie schon häufiger gehört, aber das mit dem Erbstreit interessierte sie, damit hatte sie Erfahrung. Sie haben absolut das Recht, zu tun, was sie getan haben, sagte sie, sie können über ihr Eigentum völlig frei entscheiden, allerdings, sagte sie, wirken sie nicht mehr ganz so großzügig wie sie es in ihrem Weihnachtsbrief vorgegeben haben. Sie habe viel über das Erben nachgedacht, sagte sie, als ihr Bruder die Ferienhütte der Familie geerbt hatte, weil er das Lieblingskind ihrer Eltern gewesen war. Sie fand, dass sie die Hütte doch eigentlich viel mehr verdient hätte, als Ausgleich für die fehlende Liebe und Aufmerksamkeit.
Ich schloss Treu in mein Zimmer ein und ging zur Fähre, mit der ich zur Innenstadt übersetzen wollte. Von der Fähre aus rief ich noch einmal Tale und Ebba an, aber sie gingen nicht ans Telefon, ich rief Klara an und fragte sie, warum ich so aufgebracht war, warum ich unbedingt darüber sprechen musste, obwohl doch alles gutgegangen war.
Es sitzt tief, Bergljot, sagte sie, es sitzt verdammt tief.
Ich verließ die Fähre und ging durch die Straßen, es fing an zu regnen, ich wurde nass und schwer. Es war, wie Klara gesagt hatte, ich spürte, wie tief es saß, wie ich in die Tiefe gezogen wurde, wie schwer ich wurde, wie ich sank.
Das Seminar verlief gut, ich machte meine Sache gut. Als es vorbei war, blieb ich im Café sitzen und erzählte meinen Diskussionspartnern alles über die Hütten, deren Schätzung und Mutters Überdosis, obwohl ich diese Leute nicht persönlich kannte, und obwohl ich beim Erzählen dachte, dass ich das nicht tun sollte. Ich schämte mich, während ich redete, ich schämte mich, während ich in die Gesichter der Zuhörenden sah, und ich schämte mich auf dem Weg nach Hause, weil ich wie ein verwöhntes Gör über die Hütten und die Überdosis gesprochen hatte, auf eine Weise, die in die Kindheit oder Pubertät, in der man sich nur um sich selbst dreht, gehörte, ich schämte mich durch die Nacht hindurch und konnte nicht schlafen, weil ich mich so dafür schämte, dass ich noch immer nicht erwachsen geworden war, dass ich über diese ganze Sache nicht vernünftig und gelassen sprechen konnte, dass ich einmal mehr ein Kind geworden war.
Am Tag, nachdem Klara in der Hausmanns gate meinen Mantel aufgeknöpft und meine Seidenbluse berührt hatte, rief sie mich an. Ich stand im Eingang des Hauses, in dem ich mit Mann und Kindern wohnte, und verstand den Namen am anderen Ende nicht. Sie nannte ihn noch einmal, dann begriff ich, und ich bekam Angst, sie hatte mich überrumpelt. Sie fragte mich, ob ich für die Literaturzeitschrift, zu deren Redaktion sie gehörte, ein Buch rezensieren würde. Ich wollte nicht, ich traute mich nicht, aber ich traute mich auch nicht, nein zu sagen. Sie fragte, ob ich am nächsten Vormittag zu ihr nach Hause kommen wollte, damit wir darüber sprechen könnten, ich wollte nicht, aber ich traute mich auch nicht, nein zu sagen. Als ich am nächsten Vormittag zu ihr kam, wollte sie gerade ein Bücherregal aufstellen, sie schaffte es nicht, sie hielt sich nicht an die Anleitung und trank Gin. Ich konnte nicht trinken, ich war mit dem Auto da, ich übernahm das Bücherregal. Während ich daran herumschraubte, sagte sie, das mit der Rezension sei eigentlich egal, die Zeitschrift werde sowieso eingestellt, sie lohne sich für den Verlag nicht, wie sie jetzt die Miete bezahlen solle. Ich wusste es nicht, ich schüttelte den Kopf, ich wollte nicht in ihre finanziellen Probleme hineingezogen werden. Sie sei in einen verheirateten Mann verliebt, sagte sie, mein Herz hämmerte. Sie sei von diesem verheirateten Mann schwanger und werde am nächsten Tag abtreiben. Und wenn sie das wirklich tue, wolle er sie nicht mehr sehen. Ich konnte ihr nicht helfen, ich wollte nach Hause, ich hatte Lust auf Gin, ich brachte die Sache mit dem Regal zu Ende und fuhr, ich wollte sie nie wiedersehen.
Sonntag in der Altstadt von Fredrikstad. Gelbe und rote verfaulende Blätter auf den Pflastersteinen, kalter Regen in der Luft. Ich ging durch die Straßen und war schwer. Ich hätte niemals irgendwelchen Fremden von den Hüttenpreisen und der Überdosis erzählen dürfen. Ich musste darüber sprechen, aber ich wusste nicht, wie. Dann traf ich plötzlich auf eine der Personen, die am Vorabend im Café gewesen waren, und sie fragte mich, ob es mir gutgehe, als ob sie etwas anderes erwartete. Sie lud mich zu sich nach Hause in ihr gelbes Holzhaus ein, dass nur ein paar hundert Meter die Straße hoch stand, und setzte mir Apfelkuchen und Kaffee vor, dann stiegen die Tränen in mir auf und die Erinnerungen an meine Kindheit brachen aus mir heraus, und sie nahm alles entgegen und sprach ruhig und gelassen über ihre eigene Vergangenheit. Wäre es mir jemals möglich, auch so weit zu kommen?
Als ich in der Tür stand und gehen wollte, fragte sie, wie lange ich nicht mehr mit ihm gesprochen hätte.
Mit wem?
Mit deinem Bruder.
Ich konnte mich nicht erinnern, seit zwanzig Jahren oder noch länger.
Ruf ihn an, sagte sie, und ich musste lächeln, weil sie nicht begriff, wie es war. Wir umarmten einander, als ob wir Geschenke ausgetauscht hatten, und als ich aus dem Tor ging, rief sie: Ich halte zu Bård!
Als ich nach Hause fuhr, waren meine Gefühle ambivalent. Scham für meine Offenheit am Abend vorher im Café, Wut, dass ich mich so leicht aus der Reserve locken ließ und Dankbarkeit für die Einladung zu Kaffee und Kuchen und dass ich an einem solchen Tag einem Menschen begegnet war, der mir einen Rat gegeben hatte. Ich fragte mich, ob Mutter und Vater, Astrid und Åsa Rat bei anderen suchten, denn es war eigentlich keine große Menschenkenntnis nötig, um vorauszusehen, dass ein Mann, der Anstoß daran nahm, in einem Testament übersehen zu werden, ziemlich wahrscheinlich erst recht Anstoß daran nahm, wenn Ferienhütten in aller Heimlichkeit zu einem viel zu niedrigen Marktwert an die Geschwister überschrieben wurden. Wenn sie einen Rat eingeholt hätten, hätte es ihnen jemand erklärt? Aber wie gesagt, vielleicht wollten sie es nicht hören. Vielleicht hatten sie längst beschlossen, genau das zu tun, was sie getan hatten, egal, welche Konsequenzen es nach sich zog?
Als ich sicher war, zu Hause in Lier, als es dunkel geworden war, als ich mit dem Hund durch die Wiesen lief und es anfing zu schneien, rief ich Tale an, und sie ging ans Telefon. Ich erzählte ihr von der Überdosis, von der Überschreibung der Hütten und dem zu niedrigen Marktwert. Meine Tochter kannte mich und verstand, dass ich auf dem Weg war, mich in der Tiefe zu verlieren. Sie sagte, ich solle das alles nicht zu ernst nehmen, ich solle mich nicht in die Sache verwickeln lassen, es sei nur meine Mutter, die mal wieder ein Drama veranstalte und sich selbst die tragische Hauptrolle als Opfer böser Verschwörungen zuschrieb, obwohl sie in Wirklichkeit nur die Menschen zum Schweigen bringen wollte, die Kritik an ihr übten.
Ich bin nicht mehr dabei, sagte sie, ich will in dem Stück nicht mehr mitspielen.
Ich hörte, was sie sagte, mein Verstand begriff, was sie sagte.
Ich spazierte weiter als sonst, um müde zu werden, um schlafen zu können, um vielleicht sogar die Nacht durchzuschlafen. Ich lief lange, ging dann nach Hause und setzte mich vor den Kamin. Astrid rief an und sagte, Mutter gehe es gut, sie dachte, ich hätte mir vielleicht Sorgen gemacht. Mutter war noch immer im Krankenhaus und mitgenommen, aber am nächsten Tag dürfe sie nach Hause. Der Geburtstag sollte wie geplant in der nächsten Woche gefeiert werden, sie hoffte, Søren und Ebba würden kommen.
Ich sagte, mir sei nichts anderes bekannt. Das wird Mutter sehr freuen, sagte Astrid, sie habe Angst, dass Bårds Kinder nicht kommen würden.
Er benutzt die Kinder, wiederholte sie. Es ist das Gemeinste, was man tun kann, die Kinder benutzen! Mutter hat solche Angst, den Kontakt zu Bårds Kindern zu verlieren! Mutter habe sich immer so gut mit ihnen verstanden, und jetzt solle vielleicht alles zerstört werden, nur seinetwegen?
Vorsichtig sagte ich, es sei doch möglich, dass die Kinder ehrlich traurig darüber waren, dass die Hütten auf Astrid und Åsa überschrieben worden waren, zum ersten Mal deutete ich an, dass ich ihre Version der Geschichte nicht unkritisch übernahm. Es war ruhig. Dann sagte sie, wenn es wirklich nur um die Schätzung des Wertes der Hütten gehe, könnten sie doch ohne weiteres eine neue vornehmen lassen. Vielleicht sei alles ein bisschen dumm gelaufen, sagte sie. Vielleicht sei der Wert der Hütten ein bisschen zu niedrig angesetzt worden, sagte sie. Vielleicht hätten wir von Anfang an zwei unabhängige Einschätzungen einholen sollen, aber so weit haben wir nicht gedacht.
Ich öffnete eine Flasche Rotwein. Als ich sie getrunken hatte, war ich ruhiger und ging noch einmal mit dem Hund nach draußen. Es schneite noch immer, große schwere Flocken, die auf meinem Gesicht schmolzen, ich war bald völlig durchnässt. Der Himmel war weit, und die Sterne funkelten unwirklich hell, aber vielleicht kam das auch vom Wein. Ich ging nach Hause, ich hatte mich entschieden.
Ich fand Bårds Nummer nicht online, deshalb rief ich Astrid an. Sie sagte, sie habe die Nummer nicht. Aber du hast doch gestern mit ihm gesprochen? Åsa hat sie, sagte sie, ich fragte, ob sie Åsa anrufen und mich dann zurückrufen könne, es sei spät, sagte sie abweisend, dann stellte sich heraus, dass sie die Nummer doch hatte.
Als ich meinen Namen nannte, Bergljot, wurde er still. Dann sagte er, er habe in letzter Zeit oft an mich gedacht, und ich wurde still. Dann erzählte ich von meinen Gesprächen mit Astrid, und er erzählte mir, wie er die Situation erlebte. Er kam mir traurig vor. Er erwähnte ein Buch, das ich ihm einmal geschickt hatte, eine Dystopie über eine Familie, die mir vorgekommen war wie unsere, über eine Jugend, die mir vorgekommen war wie unsere.
So ist es wirklich gewesen, sagte er.
Mein Herz hämmerte, als ich von Klara nach Hause fuhr. Hatte sie mir erzählt, dass sie in einen verheirateten Mann verliebt war, weil sie wusste, dass ich in einen verheirateten Mann verliebt war? Sah man mir das an? Wusste sonst noch jemand davon? Ich war mit einem lieben und anständigen Mann verheiratet und hatte mit ihm drei kleine Kinder, und trotzdem war ich in einen anderen, einen verheirateten Mann, verliebt, und ich dachte an nichts anderes als an diesen anderen, verheirateten Mann. Das war ungeheuerlich, abscheulich, was sollte ich tun, es war unmöglich, ich war unmöglich. Ich hatte keine Arbeit, kein festes Einkommen, aber drei kleine Kinder und einen lieben und ehrlichen Mann, und ich war leidenschaftlich in einen anderen verliebt, das war entsetzlich, furchtbar, unverzeihlich, wie konnte ich, was war los mit mir, wenn ich zu so etwas in der Lage war?
Klara rief mich in der folgenden Woche an, ich wäre nicht ans Telefon gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass sie es war. Sie fragte, ob ich sie wieder besuchen wollte, sie hatte noch ein Bücherregal gekauft, das sie nicht zusammenbauen konnte. Ich wollte nicht, ich fuhr hin, baute das Bücherregal zusammen und erzählte ihr von dem verheirateten Mann. Sie habe es mir angesehen, sagte sie. Sie sehe solche Dinge, sagte sie, streichelte mir über die Wange, und ich fing an zu weinen, was sollte ich tun?
Was ich damals empfand, habe ich später gedacht, als ich anfing mein Leben zu verstehen, war, dass ein Augenblick der Erkenntnis näher rückte, ich spürte es, wie ein Tier die Vorboten eines Erdbebens spürt, bevor es ausbricht. Mir graute, und ich zitterte vor der schmerzhaften Erkenntnis der Wahrheit, die mich beben lassen und in Fetzen reißen würde, vielleicht arbeitete ich unbewusst daran, die Erkenntnis zu beschleunigen, um es hinter mich zu bringen, wenn ich ihr schon nicht entkommen konnte.
Dezember und Nebel bis auf den Boden. Der Schnee von gestern war geschmolzen, Matsch und schwarzer Dreck auf Rasenflächen und Straßen, es war kalt draußen und auch drinnen, denn die Heizung funktionierte nicht.
Ich hätte Theaterrezensionen redigieren und den Leitartikel für die nächste Nummer der Zeitschrift Auf der Bühne schreiben müssen, aber das tat ich nicht. Ich kochte Tee und goss ihn in die Thermoskanne, ich zog Wollsocken und Gummistiefel an, dazu den riesigen Parka mit der Kapuze, es hilft immer, richtig angezogen zu sein. Ich ging in den Wald, wo um diese Tageszeit nie jemand war, setzte mich auf einen umgestürzten Baumstamm und ließ den Hund laufen. Es kam vor, dass ich dort Hirsche sah, im Frühjahr und im Sommer auch Vögel und Eichhörnchen und Frösche, aber heute waren dort nur wir. Treu schnupperte herum und wedelte mit dem Schwanz, sie sprang über Äste und Felskuppen und wusste in ihrer Glückseligkeit nichts über Erbschaften und Kindheit. Sollte ich ein ironisches Stück über die »Reise zum Weihnachtsstern« und den »Nussknacker« schreiben, über die reizenden Vorstellungen, die Familien in der Weihnachtszeit im Theater geboten bekommen? Nein, das war zu einfach, ich merkte, dass ich einen Kloß im Hals hatte.
Es wurde dunkel und wir gingen nach Hause, ich machte ein Feuer im Kamin, öffnete eine Flasche Rotwein und suchte die Notizen für meinen Artikel hervor. Ich war gerade in Gang gekommen, als Bård eine E-Mail schrieb, es wäre nett, miteinander zu reden, auch wenn der Anlass angenehmer sein könnte. Sollten wir bald zusammen Mittag essen?
Ganz meine Meinung und ja, bitte, antwortete ich.
Gerade als ich meine Antwort abgeschickt hatte, rief Astrid an und wollte wissen, ob ich mit Bård gesprochen hätte. Ich sagte, ich sei in der kommenden Woche mit ihm verabredet. Es kam mir vor, als beunruhige sie das.
Ich klappte meinen Mac zu und wollte ins Bett gehen, als Klara anrief und sagte, Rolf Sandberg sei gestorben.
Rolf Sandberg. Mutters große außereheliche Liebe. Professor an der pädagogischen Hochschule, wo Mutter im Alter noch einmal studiert hatte. In den Mutter sich Hals über Kopf verliebt hatte, mit dem Mutter eine Beziehung einging, obwohl er verheiratet war. Mutters intensive Liebesbeziehung zu Rolf Sandberg lief schon einige Jahre, als Vater unter einer Kommodendecke auf Hvaler einen angefangenen Liebesbrief von Mutter fand. Vielleicht hatte er ihn finden sollen. Vielleicht wollte Mutter, dass Vater diese Beziehung entdeckte, vielleicht glaubte sie, wenn er dahinterkäme, würde er sich scheiden lassen und sie könnte Rolf Sandberg heiraten. Aber Vater reagierte nicht so, wie sie gehofft hatte, sondern so, wie er immer reagierte, mit Wut und Gewalt, und Rolf Sandberg reagierte ebenfalls nicht so, wie Mutter gehofft hatte. Als sie ihm erzählte, dass Vater den Brief gefunden hatte, antwortete er, eine Scheidung sei besser als zwei. Mutter schloss sich mit Pillen und Schnaps in einem Zimmer ein, Vater brach die Tür auf und rief einen Rettungswagen, und Mutter wurde ins Krankenhaus nach Fredrikstad gebracht, wo ihr der Magen ausgepumpt wurde.
Mutter versuchte, allein zu leben, aber es ging nicht. Vater mietete ihr eine Wohnung, nach anderthalb Wochen war sie zurück, und zwar zu seinen Bedingungen. Und trotzdem hörte sie nicht auf, sich mit Rolf Sandberg zu treffen, und wahrscheinlich hörte sie auch nie auf, ihn zu lieben. Sie weihte mich in diese Beziehung ein. Sie weihte Astrid und Åsa nicht ein, denn die wären entsetzt, wenn sie erführen, dass Mutter noch immer Kontakt zu Rolf Sandberg hatte, und sie würden es Vater erzählen und gegen Mutter Partei ergreifen. Während ich, das wusste Mutter, mich wegen Vater nicht aufregen und ihm nichts davon erzählen würde. Das war der Unterschied zwischen Astrid und Åsa und mir, die Beziehung zu Vater.
Dann überwarf ich mich mit der Familie und hörte nichts mehr über Rolf Sandberg, aber ich war davon überzeugt, dass Mutter noch jahrelang gehofft hatte, doch noch mit ihm zusammenzukommen. Als seine Frau starb, war ich mir fast sicher, dass Mutter sich wünschte, Vater sei ebenfalls tot, damit sie zu Rolf Sandberg ziehen könnte. Dann starb Rolf Sandberg, und Mutter nahm eine Überdosis, als sie hörte, dass er im Sterben lag, wahrscheinlich, weil sie begriff, dass ihr Traum gescheitert war.
Ich rief Astrid an, obwohl es schon nach Mitternacht war, und erzählte ihr, dass Rolf Sandberg tot war, dass Mutters Überdosis vermutlich nichts mit Bårds SMS zu tun hatte, sondern allein mit Rolf Sandbergs Tod. Sie wurde nervös, das hörte ich.
Ich schrieb Bård, dass Rolf Sandberg gestorben war, dass Mutters Überdosis sicher mit diesem Todesfall zusammenhing, nicht mit der SMS, die er ihr geschrieben hatte.
Klara und ich liebten beide verheiratete Männer, die sich nicht scheiden lassen würden, die uns nicht wollten, die in Hotelzimmern Sex mit uns hatten, von denen wir uns nicht losreißen konnten, uns ging es beiden schlecht. Klara wohnte allein, das hatte seine Nachteile, ich wohnte mit Mann und Kindern zusammen, auch das hatte seine Nachteile. Ich hatte geheiratet und früh Kinder bekommen, um Mutter zu sein und nicht länger Tochter sein zu müssen, dachte ich, als ich anfing zu denken und mein Leben zu verstehen, jetzt betrog ich meinen Mann und meine Kinder, und ich schämte mich. Klara betrog niemanden, hatte aber kein Geld und musste nachts im Renna kellnern, um über die Runden zu kommen. Mein Mann verdiente gut, und ich konnte studieren, ohne ein Studiendarlehen aufnehmen zu müssen, ich war eine Betrügerin und Schmarotzerin. Ich besuchte Klara in der Bar, wann immer ich konnte, ich trank mit ihren Freunden, die psychisch labil und versoffen waren, intelligent, arm und heruntergekommen, Eigenbrötler und Außenseiter. Seltsame Randexistenzen, ohne Überlebensfähigkeit, die immer wieder an Klaras Tür klopften, so wie ich auch, um mich von dem Seltsamen und Verkommenen anstecken zu lassen, warum eigentlich? Warum forderte ich meinen eigenen Absturz so heraus, was war los mit mir? Ich fuhr zu Klara und trank mit Fremden, die verloren waren, ich übernachtete bei Klara und wachte am Morgen im hellen Tageslicht mitten unter erschöpften und schmutzigen Menschen auf, ich eilte nach Hause und umarmte meine Kinder und meinen Mann, und ich wollte für immer nur noch in diesem großen luftigen, sauberen Haus sein, ich schwor mir, es niemals wieder zu verlassen, aber bald war ich wieder bei Klara, angezogen von meinem Untergang.
Vier Tage nach der Überdosis, an dem Tag, an dem der Nachruf auf Rolf Sandberg in der Zeitung stand, feierten Mutter und Vater im Bråtevei ihre Geburtstage. Als Tale hörte, dass Søren und Ebba hinfuhren, war sie außer sich. Warum machten sie gute Miene zum bösen Spiel? Anderen nach dem Mund reden und das Bråtevei-Regime akzeptieren, sich nichts anmerken lassen und so tun, als sei nichts passiert? Daran gehe die Welt zugrunde, sagte sie, weil Leute keine Grenzen setzten, weil sie nicht ehrlich waren und scheinheilig, nur um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen, warum wollten Søren und Ebba in den Bråtevei fahren und sich an einer Schmierenkomödie beteiligen? Sie selbst würde nie wieder einen Fuß in den Bråtevei setzen, und das werde sie den Großeltern augenblicklich mitteilen.
Ich riet ihr davon ab. Wenn sie sich in den Streit um das Erbe einmischte, würden sie nur glauben, sie wolle eine Hütte auf Hvaler.
Am Tag des Festes war ich unruhig. Ich wusste, mir konnte nichts passieren, und trotzdem. Die Türen waren verschlossen, Ebba und Søren waren erwachsen und kamen allein zurecht, trotzdem war ich nervös, wie immer, wenn meine Kinder im Bråtevei waren. Ich schaute auf die Uhr und beobachtete, wie der Beginn der Feier immer näher rückte, als ob dann eine Bombe explodieren würde. Ich sah vor mir, wie Søren und Ebba ins Haus gingen, wie sie Mutter und Vater umarmten, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte und von denen ich nicht wusste, wie sie aussahen, ich sah sie vor mir, wie sie Astrid und deren Mann und deren Kinder sowie Åsa und deren Mann und deren Kinder umarmten oder ihnen die Hand gaben, ich sah die Gesichter von Søren und Ebba vor mir, und sie taten mir leid, oder ich projizierte etwas auf sie und tat mir in Wirklichkeit selbst leid. Ich fragte mich, was sie sagten, harmlose Floskeln und Glückwünsche, nichts zu den Dingen, um die es wirklich ging, zum Erbe, zur Überdosis, zum Nachruf auf Rolf Sandberg oder zum Unaussprechlichen, zu denen, die nicht anwesend waren, Bård und ich und Bårds Kinder.
Die Zeit verging langsam, ich wartete ungeduldig, ohne zu wissen, worauf. Ich wusste, was meine Kinder sagen würden, wenn sie nach Hause kamen, dass es in Ordnung gewesen sei, dass sie über harmlose Dinge gesprochen hätten, sich gegenseitig über Arbeit und Ausbildung auf den neuesten Stand gebracht hätten, und doch machte ich mir Sorgen. Wie am 23. Dezember, wenn die Kinder im Bråtevei waren und Geschenke bekamen, saß ich auf glühenden Kohlen, bis sie wieder zu Hause waren. Meine Angst war irrational, es war das nicht finanzielle Erbe meiner Erziehung, ein irrationales Schuldgefühl, weil ich ausgestiegen war, mit ihnen gebrochen hatte, weil ich das getan hatte, was man nicht tun darf, sich weigern, die alternden Eltern zu treffen, weil ich so ein Mensch war, unmenschlich. Es wurde sechs, das Fest fing an, es wurde acht, sie hatten noch nicht angerufen, und ich wollte nicht anrufen, für den Fall, dass sie noch dort wären. Es wurde halb neun, Søren rief an und sagte, alles sei gutgegangen, auch wenn Mutter schnell betrunken gewesen sei, auch wenn Vater nachdenklich in seinem Sessel gesessen habe und noch schweigsamer gewesen sei als sonst. Bård sei mit seinen Kindern nicht da gewesen, aber Astrid und Åsa mit ihren natürlich, und Astrid habe eine Rede gehalten und gesagt, sie sei froh, dass sie und Åsa Mutter und Vater so naheständen, sie seien so gern zusammen, sie träfen sich oft, mehrmals die Woche, ganz zu schweigen von den langen schönen gemeinsamen Sommern auf Hvaler.
Søren meinte, eventuell ein wenig kleinlaut schien es mir, dass es vielleicht kein Wunder sei, dass Åsa und Astrid mehr geerbt hätten als »wir«, wenn man bedenkt, wie oft sie mit ihren Eltern zusammen seien und wie sehr sie einander mochten.
Wenn man nicht wüsste, dass eure Eltern noch zwei Kinder haben, sagte er, könnte man sie für eine ganz normale glückliche Familie halten.