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Ein Zeitzeuge erinnert sich: Als "Pimpf" erlebte Günther F. Klümper die deutschen Schicksalsjahre ab 1933. Rund ein dreiviertel Jahrhundert später blickt der Baden-Badener Autor im Alter von 86 Jahren noch einmal auf ganz persönliche Weise auf jene schicksalhafte Zeit zurück. Während die meisten Zeitzeugen distanziert und sachlich über die Ereignisse dieser deutschen Schicksalsjahre berichten, geht es Günther F. Klümper in diesem Buch darum, sich in den Jugendlichen der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurückzuversetzen und seine damalige Befindlichkeit zu reproduzieren. So berichtet der Autor, dessen "Sagen der Trinkhalle Baden-Baden" bereits in der dritten Auflage erschienen ist und der mit "Die Deutsche Ballade" ein Standardwerk verfasst hat, vom "ganz normalen Leben" eines Jungen in einer intakten Familienstruktur in den dreißiger Jahren, in das sich unmerklich nach und nach die schicksalhafte Wendung einschleicht. "Dieser Rückblick auf die Jahre ab 1933, die ich als Pimpf erlebt habe, sind sowohl ein Bekenntnis eigener Verblendung als auch ein Aufruf zu kritischer Wachsamkeit", sagt Günther F. Klümper, "und wenn das Buch in diesem Sinne gelesen wird, dann hat es seinen Zweck erfüllt."
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Seitenzahl: 160
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Impressum
Günther F. Klümper:
Ein Pimpf erinnert sich – Deutsche Schicksalsjahre ab 1933 Erinnerungen eines Zeitzeugen
Copyright by AQUENSIS Verlag Pressebüro Baden-Baden GmbH 2009
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, photomechanische Wiedergabe jeder Art, elektronische Daten, im Internet, auszugsweiser Nachruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsunterlagen aller Art ist verboten.
Alle Fotos: Privat-Archiv Günther F. Klümper Lektorat: Elke Beneke Satz: Schauplatz Verlag & Werbeagentur, Baden-Baden 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
ISBN 9783954570072
www.aquensis-verlag.de
Günther F. Klümper
Ein Pimpf erinnert sich
Deutsche Schicksalsjahre ab 1933 Erinnerungen eines Zeitzeugen
Günther F. Klümper
Wenn eine Generation denn meint, sie sei gegen die Irrtümer und Irrwege der vorhergehenden Geschlechter gefeit, weil sie sich für ausreichend informiert und aufgeklärt hält, gibt sie sich einer überheblichen Selbsttäuschung hin.
Charismatische Demagogen tauchen weltweit immer wieder auf, weshalb die Botschaft „Wehret den Anfängen“ immer wieder neu formuliert werden muss. Der Gedanke, dass die Vergangenheit ja nicht tot, geschweige denn vergangen ist, ließ mir keine Ruhe. Die Erinnerungen bedrängten mich schließlich so sehr, dass ich mich entschloss, sie aufzuzeichnen.
Die nicht mehr überschaubare Zahl der Veröffentlichungen zum Thema beweisen, wie dieses auch anderen immer noch auf den Nägeln brennt.
In nur zwei Jahrzehnten wird es schon ein Jahrhundert her sein, dass sich die schicksalhaften, unseligen Ereignisse, von denen hier die Rede ist, zutrugen. Und da die Zeitzeugen immer seltener werden, ist es an der Zeit, zu sammeln, was noch zu sammeln ist.
Anstatt distanziert und sachlich, wie es die Aufgabe eines Historikers ist, zu berichten, habe ich versucht, den Jugendlichen, der ich in den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts war, in mir wiederherzustellen und seine damalige Befindlichkeit zu reproduzieren.
Die so entstandene fiktionale Chronik beruht auf eigenen Erlebnissen und Reflexionen. Die große Politik sollte nur den Hintergrund abgeben, auf dem sich der Alltag des Durchschnittsbürgers mit seinen Bedürfnissen, Vorlieben und Sehnsüchten abspielt.
Vor allem soll deutlich werden, wie Jugend ihre Zeit wahrnimmt, wie sie sich zunächst der Erwachsenenwelt gedankenund bedingungslos unterwirft, wie sie sich vom Elternhaus und von der Schule zu distanzieren trachtet, um ihren eigenen Lebensrhythmus zu finden und ihre eigene Sprache zu sprechen.
Was sie als Freiheit und Ungebundenheit in der Tradition der Jugendverbände zur Zeit der Weimarer Republik hatte verwirklichen wollen, wurde durch die Propaganda der neuen Machthaber perfide manipuliert. Das Ergebnis ist bekannt: Blinde Gefolgschaft in einen sinnlosen Tod.
Günther, ein Pimpf in spe.
Mehr als 70 Jahre sind seit dem Beginn der Schicksalsjahre ab 1933 vergangen. Obwohl sich die Umstände geändert haben, sind die Jugendlichen von heute mit ähnlichen Problemen konfrontiert: Dem Elternhaus als Hafen, wenn es draußen zu stürmisch wird, der Schule und ihren Lehrern, die sich mit den Eltern in die Erziehung teilen und mehr oder weniger als Erziehungsfaktoren anerkannt werden und dem mit der Pubertät aufkommenden Bedürfnis nach Eigenständigkeit, das im Extremfall zur völligen Ablehnung der vorgegebenen gesellschaftlichen Normen führen kann.
Mein Bemühen war es, die Grenzen zwischen dem Erwachsenen, der sich erinnert und dem Pimpfen, der er einmal war, zu verwischen oder sogar aufzuheben. So komme ich mir schließlich wie mein eigener Doppelgänger vor.
Die Form des Ganzen ist mir dadurch vorgegeben, dass einem die Erinnerungen ja in den Sinn kommen, ohne Rücksicht auf Chronologie und Kausalität.
Ob mir das in etwa gelungen ist, möge der Leser jetzt entscheiden.
Baden-Baden, im April 2009 Günther F. Klümper
Eltern, Elternhaus und Geschwister
Meine Geburt war, wie nicht anders zu erwarten, eine recht blutige Angelegenheit. Die Hebamme, die schon meinem älteren Bruder zum Dasein verholfen hatte, kam ins Haus. Vater und Mutters jüngste Schwester, unsere erste Hausgehilfin, gingen ihr steril zur Hand.
Der obligatorische erste Freudenschrei muss wohl verhalten geklungen haben, wie ich später erfuhr. Das Verhaltene ist mir zeitlebens treu geblieben.
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