Ein Stücklein vom alten Dessauer - Karl May - E-Book

Ein Stücklein vom alten Dessauer E-Book

Karl May

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Beschreibung

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. Bekannt wurde er vor allem durch seine sogenannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Orient, in den Vereinigten Staaten und im Mexiko des 19. Jahrhunderts angesiedelt sind. Besondere Berühmtheit erlangten die in drei Bänden zusammengefassten Geschichten um den Indianer Winnetou. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.

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Inhaltsverzeichnis

Ein Stücklein vom alten Dessauer

Karl May

Ein Stücklein vom alten Dessauer

Humoreske von Karl May

*

Karl Mays Früherzählung Ein Stücklein vom alten Dessauer erschien erstmals 1875. In: Deutsches Familienblatt. Wochenschrift für Geist und Gemüth zur Unterhaltung für Jedermann. Erster Jahrgang. Dresden. Redaction [Karl May], Druck und Verlag von H. G. Münchmeyer. Zur Datierung: Ende August 1875 wurde die erste Nummer der von May neugegründeten Wochenschrift »Deutsches Familienblatt« zusammen mit der letzten Nummer des auslaufenden Unterhaltungsblattes »Der Beobachter an der Elbe« zu Werbezwecken vorab ausgegeben. Offiziell startete das »Deutsche Familienblatt« mit größter Wahrscheinlichkeit am 4. September 1875. Die Wiedergabe der Humoreske Ein Stücklein vom alten Dessauer erfolgt hier in der damaligen Orthographie und Interpunktion.

*

»Der Herr Hauptmann soll eintreten!« sagte der Kammerdiener und öffnete dem Offiziere, welcher schon längere Zeit im Vorzimmer gewartet hatte, die Thür.

An einem Tische, auf welchem ein großes Schwarzbrod, Butter, Käse, Wurst und Schinken in sehr reicher Quantität zu erblicken war, saß kauend der Fürst, ließ einen riesigen Bissen nach dem andern unter dem gewaltigen Schnurrbarte verschwinden und langte dabei fleißig nach dem Glase, um durch einen kräftigen Schluck Bieres die Verdauung zu befördern. Er befand sich augenscheinlich in rosiger Laune; denn auf den militairisch ehrerbietigen Gruß des Eingetretenen erwiederte er mit behaglichem Knurren:

»Hat Er Appetit?«

»Danke, Durchlaucht!«

»Dummheit! Bedanke Er sich, wenn Er fertig ist. Hergesetzt! Zugegriffen! Das Zeug ist zwar nicht vom Zuckerbäcker; aber Er wird wohl nicht gleich dran sterben.«

Der Hauptmann kannte den alten Knasterbart zu genau, um zu zögern oder viele Complimente zu machen. Er setzte sich an den Tisch und griff wacker zu, was die gute Stimmung des Fürsten merklich erhöhte.

»Ist er schon 'mal in Wahlsdorf gewesen?«

»Nein.«

»So kennt er auch den Amtmann Hiller nicht?«

»Näher nicht; aber ich habe ihn gesehen, als er in Ew. Durchlaucht Abwesenheit hier war, um sich vorzustellen.«

»So. Werden ihn kennen lernen. Bin sonst kein Freund von dergleichen Leuten; scheint es aber gut mit uns zu meinen. Da lese Er!«

Er schob dem Hauptmanne einen Brief hin, welcher von den Fettflecken, die von den Fingern des Fürsten herrührten, vollständig durchsichtig geworden war.

»Was sagt Er zu dem langen Geschreibsel?«

»Hm! Solche Leute sind zu gebrauchen, zumal da –« erschrocken hielt er inne; denn eben war er im Begriffe gewesen, durch eine unvorsichtige Aeußerung den Alten an Etwas zu erinnern, woran dieser nur mit Grimm zu denken pflegte.

»Nur immer weiter! Wer einmal den Schnabel aufthut, der darf ihn auch nicht eher wieder zuklappen, als bis der Sermon zu Ende ist. Er meint wohl die Geschichte von dem sakkermentschen Rheinländer, der uns mit seinen sieben Fuß sechs Zoll davon gelaufen ist? Den kriegen wir wieder. Ich weiß ganz genau, daß der Himmelhund noch nicht über die Grenze ist, und Gott genade ihm, wenn er sich packen läßt. Will er den Fang in Wahlsdorf übernehmen?«

»Zu Befehl, Durchlaucht!«

»So. Da wird Er – Na, was zum Teufel giebts denn schon wieder?« wandte er sich an den eintretenden Lakaien.

»Es ist ein Mann draußen, der Ew. Durchlaucht dringend zu sprechen verlangt.«

»Jage den Kerl fort; hab' keine Zeit!«

»Das habe ich ihm schon gesagt; aber er meinte, ich soll nur seinen Namen nennen, so würde Durchlaucht schon Zeit haben.«

»Sei kein Esel. Jetzt könnte meinetwegen der Großmogul kommen; er müßte wieder fort. Wie heißt denn der Mann?«

»Schmidt aus Wahlsdorf. Er hat nur einen Arm.«

»Himmelement, das ist ja der Schockschwerenöther, der, na, das ist 'was Anderes. Lasse ihn 'rein!«

Durch die sofort geöffnete Thür trat ein Mann von so riesigen Dimensionen, daß er sich fast bücken mußte, um in das Zimmer zu gelangen. Er trug die Kleidung des gewöhnlichen armen Landbewohners und blieb nach den ersten drei Schritten in strammer kerzengerader Haltung stehen.