Ein Traummann in Miami - Jules Bennett - E-Book

Ein Traummann in Miami E-Book

Jules Bennett

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Beschreibung

Was für ein Traummann! Dunkle Augen, Muskeln unter dem engen T-Shirt, und wie er sich auf sein Motorrad schwingt und durch Miami braust… Aber sich auf Zach Marcum einzulassen, ist gefährlich. Was, wenn Ana ihr vorsichtiges Herz an diesen Playboy verliert?

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Seitenzahl: 193

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IMPRESSUM

Ein Traummann in Miami erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2011 by Jules Bennett Originaltitel: „Her Innocence, His Conquest“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 318 - 2012 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Wencke Boll

Umschlagsmotive: andresr /iStock, Rauluminate /iStock, Roman Dekan/Thinkstock

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733776718

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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1. KAPITEL

„Das sehe ich gern, der Chef überwacht seine Crew.“

„Die Chefin.“ Anastasia Clark konzentrierte sich auf die zügige Arbeit ihrer Leute und nicht auf den breitschultrigen Mann, der sich neben sie geschlängelt hatte. „Sieht aus, als wollten Sie das ändern.“

„Stimmt.“

Sie riskierte einen Blick und stellte fest, dass Zach Marcum noch genauso muskulös und so verdammt sexy war wie vor zwei Jahren, als sie ihn in Victor Lawsons Büro das erste Mal getroffen hatte. Wieso nur fand sie ihn so anziehend?

„Gehen wir in Ihr Büro“, sagte er und starrte sie durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille an. „Wir müssen einiges besprechen.“

Sie hob ihr Clipboard, während sie sich zu ihm umdrehte. „Können wir das nicht hier machen?“

Es war unmöglich zu sagen, was hinter den dunklen Gläsern vorging. Wenigstens musste sie ihn so nicht direkt ansehen. Ein Blick aus seinen dunklen, teuflisch schönen Augen konnte eine Frau sprachlos machen. Andere Frauen, nicht sie.

Zachs Mundwinkel zuckten. „Nein, es ist zu heiß.“

Er drehte sich um und ging einfach in Richtung ihres kleinen Trailers davon. Zach war es gewohnt, dass alle auf sein Kommando hörten – genau wie ihr Vater. Aber nur, weil sie ihn für den attraktivsten Mann hielt, den sie jemals getroffen hatte, hieß das nicht, dass sein großspuriges Benehmen sie nicht nervte.

Noch nie hatte sie mit einem Architekten zusammengearbeitet, der so arrogant war wie er – und so sexy. Den letzten Gedanken musste sie allerdings schnellstens aus ihrem Gehirn verbannen.

Wäre nicht Victor Lawson, der weltberühmte Milliardär, der Bauherr dieser Hotelanlage gewesen, hätte sie den Auftrag ohne zu zögern abgelehnt. Sie hatte genug Arbeit und ein gutes Einkommen. Alles, was sie verdiente, steckte sie in Aktien, sparte es oder gab es ihrer Mutter.

Das Treffen mit Victor und den Leuten von der Marcum-Agentur hatte sie aber gezwungen, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Dieses Projekt würde ihren Ruf unglaublich steigern. Zachs Zwillingsbruder Cole und seine Verlobte Tamera, zwei wundervolle Menschen, hatten die Entwürfe gemeinsam entwickelt. Soweit sie gehört hatte, waren Cole und Tamera nach einer Trennung wieder zu einem Paar geworden, weil Victor sowohl die Marcum-Agentur und das Architektenbüro, das Tamera gehörte, angeheuert hatte.

Außerdem arbeitete noch Kayla, die jüngere Schwester der Zwillingsbrüder, in der Agentur. Ana hatte sie noch nie getroffen, aber nur nette Dinge über sie gehört.

Pech, dass sie ausgerechnet so viel mit Zach zu tun hatte. Er achtete darauf, dass die Entwürfe von Cole und Tamera genau umgesetzt wurden, daher musste er oft mit ihr, der Bauleiterin, sprechen. Einen wie ihn gab es vermutlich in jeder Familie. Einen, der auf jeder Show der Star sein musste, der auffallen wollte um jeden Preis, dem alle Aufmerksamkeit galt, ob er sie verdiente oder nicht.

Zach war ihrem Vater in allem ähnlich, zumindest dem Mann, der ihr Vater gewesen war, bevor er sein gesamtes Vermögen verspielt hatte. Er war attraktiv und verdiente so viel, dass er nicht wusste, was er mit all dem Geld anfangen sollte, daher gab er es mit vollen Händen aus. Diese Tatsache und sein Charme sorgten dafür, dass die Frauen in Scharen an seine Seite strömten.

Falls er dachte, dass das auch bei ihr funktionieren würde, hatte er sich getäuscht. Sie verhielt sich immer schon professionell und wollte verdammt sein, wenn sie zuließe, dass Zach und sein übersteigertes Architekten-Ego ihre Arbeit durcheinanderbrachte.

Die Männer und Frauen in ihrem Team gehörten zu den besten. Sie alle hatten Familie, die hinter ihnen stand, abgesehen von ihr und ihrem Vater, der sie nur anrief, wenn er Geld brauchte. Da er sowieso alles verspielte, zahlte sie nur an ihre Mutter, damit tatsächlich die Rechnungen beglichen wurden, sodass ihre Eltern in ihrem Haus bleiben konnten.

Ana gab sich einen Ruck und folgte Zach in ihr Büro, wobei sie feinen grauen Staub aufwirbelte. Der leitende Architekt hatte es sich auf dem alten gelben Vinyl-Stuhl vor ihrem Schreibtisch gemütlich gemacht.

„Was ist los?“, fragte sie, während sie die Tür hinter sich schloss, um die kühle Luft aus der Klimaanlage im Raum zu halten.

Er nahm die Sonnenbrille ab und warf sie auf die Pläne, die auf ihrem Schreibtisch lagen. Dann musterte er sie aufreizend, fast so, als erwarte er, dass sie auf der Stelle in Ohnmacht fiel. Verdammt! Die Hitze Miamis musste ihr auf den Kreislauf geschlagen sein. Sie fühlte sich tatsächlich, als würde sie jeden Moment das Bewusstsein verlieren.

„Habe ich Ihnen eigentlich irgendetwas getan?“

Verblüfft über seine unverblümte Frage, zuckte sie ein wenig zusammen. „Entschuldigung?“

„Ich war schon immer ein guter Menschenkenner. Das kommt daher, weil ich in unserer Familie derjenige bin, der sich im Hintergrund hält und beobachtet. Mir ist aufgefallen, dass Sie nicht viel von mir halten.“

Ana hätte fast losgelacht, und schob sich auf eine Ecke ihres Schreibtisches. Sie musste die Oberhand in diesem Gespräch behalten, deswegen setzte sie sich nicht auf den Sessel, der niedriger war als der Stuhl, auf dem Zach saß. Anstatt ihrem ersten Impuls nachzugeben und ihm das Clipboard auf den Kopf zu hauen, legte sie es neben sich auf den Schreibtisch.

„Zach, wir kennen uns doch kaum. Ich habe kein Problem mit Ihnen oder unserer beruflichen Beziehung.“

Er beugte sich vor und zog die Augenbrauen abschätzend zusammen. „Das Problem ist auch nicht unsere berufliche Beziehung. Sie sind einer der professionellsten Menschen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe. Es ist die Art und Weise, wie Sie sich versteifen, wenn Sie mich sehen. Wie Sie Ihr Kinn vorschieben, wenn ich Sie anspreche. Alles nur Kleinigkeiten, aber Ihre Einstellung mir gegenüber kommt mir etwas zu gezwungen vor. Und ich frage mich, warum das so ist.“

„Gezwungen?“, wiederholte sie. „Meine Haltung oder persönliche Sympathie tut hier nichts zur Sache. War das schon alles, was Sie wollten?“

„Wo ist der Rest Ihrer Leute?“, wechselte er plötzlich das Thema.

Sie unterdrückte den Drang, mit ihren Fingern herumzuspielen. Er sollte auf gar keinen Fall sehen, wie nervös seine Anwesenheit sie machte. „Die kommen in den nächsten Tagen.“ Sie schaute ihm in die Augen und registrierte ärgerlich, dass ihr Herz einen Satz machte. „Sie sind noch in Seattle auf einem anderen Bau beschäftigt, den ich betreue. Dort hat es so viel geregnet, dass wir vier Wochen im Rückstand sind. Mutter Natur schert sich nicht um Termine.“

Er stand auf und stützte sich auf den Rand des Schreibtischs auf, direkt neben ihrer Hüfte. „Sie riskieren ein Multimillionen-Dollar-Projekt, weil Sie wegen des Regens woanders im Rückstand sind?“

Ana richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, leider war sie immer noch mindestens zehn Zentimeter kleiner als er. „Ich kann bei jedem Wetter arbeiten, Mr Marcum, und ich bleibe innerhalb des Budgets und beende meine Projekte termingerecht.“

Er lächelte. „Sehen Sie, Sie sind total verspannt. Sie haben mich Mr Marcum genannt. Vor ein paar Minuten war ich noch Zach.“

Millionär oder nicht – er hatte eine Art an sich, wegen der sie ständig schreien könnte. Warum musste er bloß so verdammt sexy sein? Und, noch wichtiger, wieso musste er das auch noch wissen? Doch der wichtigste Punkt war: Wieso fand sie ihn so attraktiv, obwohl er sie mit jedem Wort auf die Palme brachte?

„Mir wäre es lieber, wenn Sie weiterhin Zach sagen würden“, sagte er frech grinsend. „Wir werden uns so oft sehen, bis dieses Projekt fertig ist, dass wir praktisch verheiratet sein könnten.“

Ana schob sich das verschwitzte Haar aus der Stirn und schenkte ihm ihr süßestes ironisches Lächeln. „Ich Glückspilz.“

„Ich wusste, dass Sie zu sich kommen würden“, sagte er spöttisch. „Der Beton wird am Montag geliefert. Bis dahin werden Ihre Mitarbeiter verfügbar sein, nehme ich an?“

Sie nickte und hielt den Mund. Auch wenn er durch und durch professionell wirkte, zerrte seine Art an ihren Nerven. Natürlich durfte sie ihm das nicht zeigen, doch sie würde dafür sorgen, dass er an seinem Charme erstickte. Sie weigerte sich, ihm zu zeigen, dass sie nicht unempfänglich dafür war, zumindest ihre private Seite nicht.

So leicht es auch wäre, auf das sexy Bad-Boy-Image hereinzufallen, das er kultivierte, wusste sie doch genau, dass in der verwaschenen Jeans und dem schwarzen T-Shirt ein knallharter, millionenschwerer Geschäftsmann steckte. Sie würde jederzeit wetten, dass er eine Harley fuhr und eine Tätowierung hatte, und sie würde einiges dafür geben, wenn sie seinen Körper untersuchen dürfte, um sich das Tattoo anzuschauen.

„Sie sind überhitzt.“

Sie wurde aus ihrer Träumerei gerissen und sah ihn an. „Wie bitte?“

Er legte eine Hand an ihre Wange. „Trinken Sie etwas Wasser.“

Was soll ich tun? Gott, sie konnte nicht mehr klar denken, schon gar nicht, solange sein Daumen über ihre erhitzte Haut strich. Wenn er damit nicht aufhörte, wäre ein Hitzekollaps ihre geringste Sorge. Wie um alles in der Welt konnte ihr Körper sie so verraten? Sie wollte ihm nicht verfallen.

„Mir geht es gut“, sagte sie, während sie seine Hand von ihrer Wange stieß. „Ich muss nur an die Luft.“

„Erst trinken Sie ein Glas Wasser, sonst brechen Sie in der Hitze draußen zusammen.“

Er öffnete den kleinen Kühlschrank neben ihrem Schreibtisch, nahm eine Flasche Wasser heraus und hielt sie ihr hin.

„Trinken Sie. Ich kann nicht zulassen, dass mein Bauleiter außer Gefecht ist, bevor der erste Balken hochgehoben wird.“

Sie nahm ihm die Flasche aus der Hand und öffnete sie. Er hatte recht. „Danke.“

Kaltes, erfrischendes Wasser war genau das, was sie jetzt brauchte. Mr Völlig-überzogenes-Ego gegenüber würde sie das aber niemals zugeben und natürlich auch nicht, dass seine Berührung sich sehr viel stärker auf ihre Körpertemperatur ausgewirkt hatte, als die heiße Sonne Miamis. Der Mann war verdammt atemberaubend.

„Schon besser“, sagte er und sah sie an. „Sie müssen bei so einem Wetter viel trinken.“

„Ich habe draußen einen Kühlschrank für mich und meine Crew. Das ist nicht mein erster Job, wissen Sie.“

Er lächelte. „Ja, ich weiß, dass Sie sehr erfahren sind.“

Was um Himmels willen meinte er damit? Dieser dunkle, sexy Ton und die Art und Weise, wie er seinen Kopf zur Seite neigte, verliehen seinen Worten etwas Zweideutiges. „Mr Marcum …“

„Zach“, unterbrach er sie.

„Zach. So gerne ich auch weiter mit Ihnen hier sitzen würde, muss ich doch zurück an die Arbeit. Gibt es noch etwas, das ich für Sie tun kann?“

Das arrogante Lächeln verschwand und er zuckte leicht mit den Schultern. „Meine Wünsche sind grenzenlos, aber wir sollten erst mal damit anfangen, Sie vor der Austrocknung zu bewahren.“

Alles, was er sagte, schien zweideutig zu sein, auch wenn sich die Worte harmlos anhörten. Ana schloss die Wasserflasche, öffnete die Tür und winkte ihn aus ihrem Büro.

„Wir sehen uns morgen“, sagte er, während er zu seinem auffälligen Motorrad ging, das mit Sicherheit mehr gekostet hatte, als jeder ihrer Männer im Jahr verdiente.

Vielleicht sollte sie noch etwas trinken. Es zerrte an ihren Nerven, diesen unglaublichen Mann davonfahren zu sehen, das könnte sie alle Wasserreserven kosten, die ihr Körper noch hatte. Dann fiel ihr wieder ein, dass auch ihr Vater ein charmanter und reizender Mann sein konnte. Auch er war einst ganz oben gewesen und hatte eine großartige Karriere als Bauingenieur gemacht. Seine Spielsucht und seine Liebe zu den Frauen hatten den Heldenmythos zerstört, den sie als Kind um ihn gesponnen hatte.

Ein Psychiater hätte viel Spaß mit mir, dachte Ana, wandte sich ab und lauschte auf den Sound des Motorrads, der langsam verklang. Dieser Mann beeindruckte sie sogar noch, wenn er gar nicht mehr in Sichtweite war.

Sexuelle Belästigung. Das war die Anklage, der er entgegensah, wenn er nicht aufhörte, mit ihr zu spielen. Zach genoss es, Ana mit seinen Flirt-Attacken in Verlegenheit zu bringen. Er konnte Beruf und Privatleben nicht trennen, besonders dann nicht, wenn es um Miss Anastasia Clark ging.

Wie sollte er das auch schaffen? Er war der Projektmanager. Wenn der Rest ihrer Crew am Wochenende nicht antreten würde, musste sie ihm sowieso einiges erklären. Unabhängig von allem Privaten, musste das Projekt tadellos innerhalb des Budgets und fristgerecht über die Bühne gehen.

Es war ein Glücksfall für sie, dass er auf dem Weg ins Büro an der Baustelle angehalten hatte. Diese Närrin war kurz davor gewesen, sich einen Hitzschlag einzufangen.

Er hatte das leidende Burgfräulein gerettet, das er favorisierte. Frauen mochten ihn, weil er so hilfsbereit war, und sprangen reihenweise auf sein Lächeln an. Nur Ana nicht. Sie verfiel seinem Charme nicht. Diese Frau war unabhängig und stur. Eigentlich der Typ Frau, vor dem er sich immer in Acht nahm, aber zu seiner Überraschung wollte er sie näher kennenlernen und ihre Geheimnisse lüften.

Sie hatte etwas an sich, das ihn an seine kleine Schwester Kayla erinnerte. Beide gaben sich stark und waren eigentlich doch sanftmütig.

Ana war entsetzt gewesen, dass er sie so schnell durchschaut hatte, das hatte er ihr angesehen. Er selbst war ein Meister darin, seine Gefühle zu verbergen. War er nicht immer noch verwirrt über die Trennung von seiner Exfrau, die ihn einfach von einem Tag auf den anderen verlassen hatte, und die ihm kürzlich mitgeteilt hatte, dass sie ihn wieder zurück wollte? Manchmal sind zweite Chancen notwendig und gut, aber er würde seiner Ex bestimmt nicht noch einmal die Möglichkeit geben, ihm das Herz zu brechen. Nicht, nachdem sie sich mit einem seiner Freunde aus dem Staub gemacht hatte und nur eine pathetische Nachricht für ihn hinterließ.

Um sich wieder auf bessere Gedanken zu bringen, erinnerte er sich daran, wie Ana fast hyperventilierte, als er eine Hand auf ihre Wange legte. Das hatte nicht nur daran gelegen, dass sie überhitzt und überanstrengt gewesen war.

Da war noch etwas, und das faszinierte ihn. Er hatte schon vorher mit einigen Frauen auf Baustellen zusammengearbeitet, aber dünne weiße T-Shirts und abgetragene Jeans sahen noch bei keiner so sexy aus. Vielleicht war es das krause karminrote Haar, das ihn so beeindruckte. Oder die Art und Weise, wie sie mit ihm umging – professionell und kühl.

Als er auf den Parkplatz einbog, der zur Marcum-Agentur gehörte, sah er, dass Coles Stellplatz leer war. Seit sein Zwillingsbruder wieder mit seiner College-Liebe Tamera Stevens zusammen war, sah er ihn nur noch selten.

Gut für Cole, solange die verliebten Turteltauben nicht versuchten, auch ihn von den Vorteilen einer festen Beziehung zu überzeugen. Immer, wenn jemand in seiner Umgebung sich verliebte, versuchte dieser Mensch regelmäßig, auch ihn von einem Leben zu zweit zu überzeugen. Nicht mit ihm. Er wollte allein bleiben. Er liebte jede Minute seines Lebens. So musste er nie wieder jemandem sein Herz schenken, und es konnte im Verborgenen heilen.

Auf dem Weg zu seinem Büro nickte er seiner Assistentin Becky zu. Wie gewöhnlich war sie am Telefon, sprach Termine ab, befragte neue Klienten und verabredete Besprechungen mit Ingenieuren und Bauherren.

Er schloss die Tür zu seinem Büro hinter sich, doch sobald er saß, stellte er fest, dass das nicht gerade klug war. Jetzt war er allein mit sich, und seine Gedanken kreisten sofort wieder um Miss Clark und ihre dunkelroten Locken. Ihr Temperament und ihre Haltung waren so anders als bei seiner Exfrau. Vielleicht dachte er deswegen ständig an sie. Zog es ihn an, dass sie nichts von ihm wollte?

Warum verwirrte sie ihn so? Nun, er würde jetzt über ein Jahr lang Zeit haben, das herauszubekommen. Nicht, dass er sich jemals zuvor so viel Zeit gelassen hatte, eine Frau kennenzulernen. Entweder die Chemie stimmte von der ersten Minute an oder eben nicht.

Er rief eine Datei auf seinem Bildschirm auf und überprüfte die Daten. Selbst wenn Anas Crew noch eine Woche später kommen sollte, wäre sie dennoch im Terminplan, aber wenn er jetzt schon zuließ, dass sie bummelte, konnte das ganze Projekt in Gefahr geraten. Nur pünktlich oder vor der Zeit konnte er arbeiten, besonders mit Victor Lawson.

Der Mann hatte die Möglichkeit, die Marcum-Agentur und Anas Unternehmen auf eine völlig neue Ebene zu heben, mit neuen, reichen Klienten. Diese Chance durften sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Noch ein Grund, immer an Anas Seite zu bleiben.

„Zach.“

Die Stimme seiner Assistentin unterbrach seine Gedanken. Er drückte einen Knopf auf der Gegensprechanlage. „Ja, Becky?“

„Miss Clark möchte dich sprechen.“

Hatte diese Frau einen sechsten Sinn? Er dachte an sie und zur gleichen Zeit rief sie ihn an – und unterbrach das, was ein wunderbarer Tagtraum hätte werden können.

„Geben Sie sie mir.“

Er nahm den Hörer ab. „Anastasia.“

„Zach, wir haben ein Problem.“

2. KAPITEL

Zach richtete sich auf. „Was ist los?“

„Ein Tropensturm nähert sich Miami.“

„Davon habe ich nichts gehört.“ Seine Finger bewegten sich flink über die Computertastatur. „Wie lange dauert es, bis er hier ist?“

„Wir haben noch ein paar Tage“, antwortete Ana. „Es könnte sein, dass er sich abschwächt oder seine Richtung ändert, aber ich wollte Ihre Meinung einholen. Ich habe wenig Erfahrung mit Tropenstürmen, weil ich aus dem Mittleren Westen komme.“

Er atmete tief aus. Das, was er auf dem Bildschirm sah, machte ihm keine allzu großen Sorgen. „Tropenstürme sind hier normal, aber wir können es uns nicht leisten, allzu viel Zeit zu verlieren. Die gute Nachricht ist, dass die Stürme ihre eigenen Gesetze haben. Ich denke, dieser hier hat viel Kraft verloren, bis er das Land erreicht, und wird nicht mehr allzu großen Schaden anrichten, wenn überhaupt.“

„Hoffentlich hält Mutter Natur nicht noch mehr Überraschungen für uns bereit, wenn wir erst angefangen haben.“

Er schloss den Laptop. „Wir werden ihn beobachten. Jetzt können wir erst einmal so weitermachen, wie wir es geplant haben.“ Sie zögerte und er war sich nicht sicher, ob sie ihm glaubte.

„Okay, das hört sich gut an. Danke.“

Die Pause und die Unsicherheit faszinierten ihn. Jetzt war sie plötzlich nicht mehr die selbstbewusste, sichere Bauleiterin. Interessant, dachte er. Unbekanntes Terrain verunsicherte die harte Lady. Gerade, als er den Hörer auflegte, kam sein Bruder herein. „Super, dass du dich auch mal im Büro sehen lässt.“

Cole lächelte gar nicht reuevoll: „Sorry, ich habe dir das Projekt überlassen, weil Tamera eine Pause brauchte, nachdem ihr Vater gestorben war.“

Der Vater von Coles Verlobter war vor einem Monat an Lungenkrebs gestorben. Deswegen und um ihre „Wiedervereinigung“ zu feiern, waren Cole und sie nach Aruba in Urlaub gefahren.

„Alles klar. Wie geht es ihr?“

Seufzend nahm Cole auf dem Ledersessel vor seinem Schreibtisch Platz.

„Sie hält durch. Ich glaube, dass wir uns damals wegen ihres Vaters getrennt haben, macht ihr genauso zu schaffen wie sein Tod.“

Tameras Vater hatte ihre College-Liebe nicht gutgeheißen, aber das Schicksal hatte Cole und sie nach langen Jahren der Trennung wieder zusammengeführt. Zach wusste, dass die beiden sich über alles liebten. Die Trennung hatte seinen Bruder in ein nervliches Wrack verwandelt. Dennoch hatte er hart gearbeitet, und schließlich gründeten sie beide ihr eigenes Unternehmen.

Cole war nach der Trennung bedrückt gewesen, aber seit Tamera wieder in seinem Leben war, ging es ihm gut.

Na schön, dachte Zach, auf manche Menschen hat die Liebe solche Wirkung, aber nur auf ein paar wenige.

„Ihr passt gut zueinander“, sagte er. „Tamera ist stark und du bist für sie da. Sie wird es verarbeiten.“

Cole nickte und schaute auf die Pläne auf dem Schreibtisch. „Wie geht es voran?“

„Bis jetzt läuft alles glatt.“ Zach betrachtete ebenfalls die Papiere. „Ich fühle mich wie ein Kind, das auf Weihnachten wartet. Ich kann es kaum abwarten, bis es fertig ist.“

„Das geht uns wohl allen so.“ Cole zog eine Augenbraue hoch. „Willst du mir erzählen, was dich wirklich beschäftigt?“

Verdammt. Er hasste es, dass sein Bruder immer wusste, was in ihm vorging. Einige lachten darüber, dass Zwillinge eine besondere Verbindung zueinander haben sollten, aber Cole und er wussten, dass das stimmte.

„Warum finde ich sie nur so verdammt faszinierend?“, platzte es aus ihm heraus. „Warum kann ich nur noch an sie denken? Warum lasse ich das zu?“

„Wir sprechen von der Bauleiterin, oder? Von Anastasia?“

Zach atmete tief ein. „Genau.“

„Sie ist sehr attraktiv.“ Cole grinste. „Aber eigentlich nicht deine Zielgruppe. Warum beschäftigt sie dich so?“

„Ich weiß es nicht.“

Gott wusste, dass er lange genug darüber nachgedacht hatte, was es war, das Ana an sich hatte.

„Vielleicht ist sie immun gegen deinen Charme und das ist es, was dir keine Ruhe lässt.“

Jetzt grinste Cole ihn frech an.

„Nur eine Vermutung. Oder du musst immer an sie denken, weil sie genau weiß, was sie will. Wie Melanie.“

Weil das sehr nah an der Wahrheit war, weigerte sich Zach zu antworten. Schweigen sagte manchmal mehr als tausend Worte.

„Im Ernst.“ Cole beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf seine Oberschenkel. „Vielleicht ist sie diejenige, die dir über deine Ex hinweghilft. Ich glaube nicht, dass Ana eine von diesen typischen Goldgräberinnen ist, die nur an dein Geld wollen.“

„Ich kann nicht leugnen, dass ich sie sexy wie die Hölle finde“, antwortete Zach. „Aber hauptsächlich ist sie diejenige, die den Bau steuert und leitet.“

„Und damit hast du ein Problem?“

„Nur, wenn die Bauleiterin eine atemberaubende, frustrierende Frau ist, mit der ich das ganze nächste Jahr zusammenarbeiten muss.“ Er starrte seinen Bruder an. „Ich muss also vergessen, dass sie eine Frau ist und sie wie einen Mann behandeln. Frauen sollten Diamanten und Kleider tragen und keine Werkzeuggürtel.“

Cole legte die Hände flach auf den Schreibtisch. „Warum willst du vergessen, dass sie eine Frau ist? Warum gibst du ihr nicht die Chance, Diamanten und Kleider zu tragen? Wenn du sie nicht aus deinem Kopf bekommst, wird es dafür einen Grund geben.“

Zach schnaubte. „Du bist verliebt und deswegen nicht zurechnungsfähig. Ana würde mir in die Augen spucken, wenn ich ihr das vorschlagen würde.“

„Klingt, als hättest du Angst vor ihr.“

Zach funkelte seinen Bruder an. „Ich habe vor nichts und niemandem Angst.“

„Beweise es. Lade sie zu Victors Party nächste Woche ein. Nenn es Geschäft, wenn es dir dabei besser geht.“

Zach lachte. „Warum sprechen wir überhaupt über sie? Sie ist nicht mein Typ, also kann es mir egal sein, wie sie aussieht, wenn sie auf eine Party geht. Ich frage mich eher, wie sie in einem viel intimeren Rahmen aussehen mag.“

Cole grinste immer noch. „Wir reden darüber, weil du nur noch an sie denken kannst. Wenn du meinst, du kannst sie nicht um ein Date bitten, dann sei nicht traurig darüber. Wahrscheinlich ist sie sowieso nicht interessiert.“