2,49 €
Sexy, selbstbewusst und scharfzüngig: Tessa Barrington ist die größte Herausforderung, der Grant Carter jemals begegnet ist! Und einer Herausforderung konnte der erfolgreiche Hollywood-Regisseur noch nie widerstehen. Solange er über diese zierliche Schönheit, ihre aufregende Karriere als Jockey und ihre einflussreiche Familie eine Doku dreht, hat er Zeit, sie von sich zu überzeugen. Ihr zu zeigen, dass er perfekt zu ihr passt - Gegensätze ziehen sich schließlich an! Und wenn alles nach Plan geht, wird er sie in diesem einen Monat in Virginia verführen …
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 206
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2014 by Jules Bennett Originaltitel: „When Opposites Attract“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1910 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Anja Weiligmann
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733721060
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de
Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.
Als Grant Carter die edlen Stallungen betrat und von einer knackigen, runden Kehrseite begrüßt wurde, war er überzeugter denn je: Dieses Filmprojekt war nicht nur die Chance seines Lebens, sondern auch ein Geschenk Gottes.
Eigentlich sehnte er sich insgeheim danach, kürzerzutreten und zur Ruhe zu kommen. Trotzdem wäre es eine Todsünde, diese perfekte Augenweide einfach zu ignorieren. Aber Grant hatte nicht so hart gearbeitet, um jetzt alles zu versauen, nur weil ihm die Verlockung buchstäblich ins Gesicht lachte.
Die Verlockung würde jedoch warten müssen. Die Chance, einen Film über die Reitsport-Legende Damon Barrington zu produzieren, konnte und wollte er sich nicht entgehen lassen – ganz egal, welche Albträume ihm hierher gefolgt waren.
Die gut gebaute Frau vor seiner Nase mochte eine kleine Ablenkung sein, mehr aber auch nicht. Die neue Klausel in seinem Vertrag war noch vor seiner Ankunft auf Stony Ridge verschärft worden: Ein Techtelmechtel mit irgendjemandem vom Set war strengstens untersagt.
Auch ohne diese Klausel war es für ihn schlimm genug, wieder von Pferden umgeben zu sein. Aber er war Profi; er konnte sich am Set zusammenreißen.
Grant beäugte den runden Hintern, der sich unter dem Stoff der hautengen schwarzen Reithose haargenau abzeichnete. Scheiß auf Klauseln und persönliche Dämonen.
Der wohlbekannte Geruch nach Stroh, Hafer und Ledersätteln, der Anblick der Vollblüter … All das rief Erinnerungen in ihm wach, die keinen Platz mehr in seinem Leben hatten. Ganz besonders jetzt nicht.
Konzentrier dich auf den Hintern. Ein Körper wie dieser heilt alle Wunden. Sie war zwar offiziell tabu, doch das galt ja nicht für seine Fantasie.
„Entschuldigung? Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich Tessa Barrington finde?“, fragte er, während er sich einen Schritt weiter in den Stall wagte.
Die kleine, aber dennoch gut proportionierte Frau richtete sich auf und drehte sich um. Mit einer schwungvollen Kopfbewegung warf sie sich den roten Pferdeschwanz über die Schulter. Ihre saphirblauen Augen ließen ihn keineswegs kalt. Er hätte lügen müssen, wenn er das behauptet hätte. Im gleichen Moment fragte er sich, wie oft sie schon einen Mann mit diesen Augen in ihre Fänge gelockt hatte.
Sie war wirklich atemberaubend schön, ein absoluter Hingucker. Zweifellos gab es mehr als genug Männer, die ihr zu Füßen lagen. Er dagegen wollte sich nicht so offensichtlich einwickeln lassen.
„Sind Sie der Produzent?“, entgegnete sie und legte den Striegel beiseite, mit dem sie gerade das Pferd geputzt hatte.
„Einer der Produzenten. Grant Carter.“ Er ging auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen.
„Ich bin Tessa.“
Dann hatte er also den wunderschönen Jockey angehimmelt, von dem alle Welt sprach. Interessant.
Als sie die Hände in ihre gertenschlanke Taille stemmte, hätte er fast seine Zunge verschluckt. Sie sah in der Reithose und dem groben Karohemd unverschämt sexy aus. Wer hätte gedacht, dass er eine Schwäche für Mädchen vom Lande hatte? Wobei Tessa Barrington natürlich alles andere als das war. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, lehrte sie die meisten männlichen Jockeys, Trainer und Pferdebesitzer das Fürchten.
„Mein Vater hat mir erzählt, dass Sie heute ankommen.“ Während sie seine Hand ergriff, ließ sie den Blick zu seinen Füßen wandern. „Hübsche Stiefel haben Sie da. Allerdings glänzen sie für meinen Geschmack noch etwas zu sehr.“
Er konnte nicht anders, als über ihre strenge Miene und ihre abschätzige Bemerkung zu schmunzeln. Eine Frau, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hielt und sich ihm nicht gleich an den Hals warf – er fing an, sie zu mögen.
Als sie ihm ihre Hand wieder entzog, spürte Grant, wie rau sie war. Es tat ihm in der Seele weh, dass ein so zartes Persönchen Schwielen an den Händen hatte. Andererseits wusste er, dass sie ihren Beruf todernst nahm. Man konnte eben nicht der beste Jockey des Landes werden, wenn man neben der Rennbahn saß, Sekt schlürfte und überdimensionale Hüte trug.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen“, meinte er und lächelte sie an. „Sie sind ziemlich beeindruckend, das muss man Ihnen lassen.“
Während sie die Arme vor der Brust verschränkte, zog sie eine ihrer perfekt geschwungenen Brauen hoch.
Grant lachte. „Das kam jetzt falsch rüber.“
Was war denn bloß los mit ihm? War er urplötzlich wieder ein pubertierender Teenager, der keinen intelligenten Satz herausbrachte?
„Eigentlich wollte ich sagen, dass mich Ihre Talente sehr beeindrucken.“ Verdammt. Im Moment schien alles gegen ihn zu arbeiten …
„Ich gehe mal davon aus, dass Sie vom Reiten sprechen, oder?“, erwiderte sie, die Augenbraue noch immer hochgezogen.
Offensichtlich nahm sie ihm seinen Patzer nicht übel. Erleichtert gab er zurück: „Ich weiß, dass Ihr Terminkalender sehr voll ist …“
„Mehr als voll, Mr Carter“, unterbrach sie ihn barsch.
„Nennen Sie mich doch bitte Grant“, schlug er vor, um sie zu beschwichtigen. „Wir werden in den nächsten Wochen viel Zeit miteinander verbringen.“
Tessa drehte sich um und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Hengst zu. „Mr Carter …“
„Grant“, erinnerte er sie lächelnd.
Sie warf ihm einen stechenden Blick zu und widmete sich dann wieder ihrem Pferd. „Mr Carter, wie ich schon sagte, mein Terminkalender ist sehr voll. Darum habe ich eine Excel-Tabelle angelegt und darin festgehalten, wann ich trainiere, wann ich im Stall bin und wann ich Zeit für Sie geblockt habe. Die für Sie vorgesehenen Termine sind in der Tabelle grün markiert. Ich würde mich gern an diesen Plan halten. Wenn Sie allerdings noch andere Verpflichtungen haben, kann ich eventuell etwas verschieben.“
Grant musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Sie klang genau wie seine ach so organisierte Zwillingsschwester … Oder zumindest so, wie er sich an sie vor ihrem Unfall erinnerte.
Tessa ließ allerdings nicht mal den Anflug eines Lächelns erkennen. Offenbar meinte sie es todernst. Okay, diese Frau würde hart zu knacken sein. Grant liebte Herausforderungen. Irgendetwas sagte ihm jedoch, dass sie nichts mit dem Film zu tun haben wollte. Die meisten Leute wären völlig aus dem Häuschen, wenn auf ihrem Grundstück ein Hollywoodfilm über ihr Leben gedreht wurde. Und die Frauen, die er kannte, würden vermutlich alle bereitwillig ihre Schuhsammlung hergeben, wenn sie dafür in einem Bronson-Dane-Film mit Max Ford in der Hauptrolle mitspielen durften.
Grant beobachtete, wie Tessa ebenso sorgfältig wie hingebungsvoll die Mähne des Pferdes bürstete. Diese Frau war offensichtlich weder von ihm noch von diesem Film beeindruckt. Sie schien ganz in ihrer eigenen Welt der feinen Details und Strukturen zu leben – von der Excel-Tabelle bis zu ihrem im Nacken perfekt zusammengebundenen Zopf. Er hatte den Eindruck, dass die wunderschöne Tessa Barrington sich nie die Haare raufte und immer wie aus dem Ei gepellt aussah. Dabei hätte er so gern seine Finger in ihrer Mähne vergraben …
Doch auch wenn er Koproduzent dieses Films war: Er durfte sich nicht wieder in diese Welt hineinziehen lassen, die seine Familie zugrunde gerichtet hatte. Es war absolut wichtig, dass er all seine Emotionen vom Set aussperrte. Sein nächstes Ziel, eine eigene Produktionsfirma zu gründen, war in Reichweite. Er würde nicht zulassen, dass seine Schuldgefühle und seine Ängste ihm dabei in die Quere kamen.
„Wann ist denn der erste Termin für mich frei, Tess?“, erkundigte er sich und trat einen Schritt von der offenen Box zurück. „Mein Team wird in einem Monat hier eintreffen. Bis dahin würde ich gerne alle Drehorte besichtigen und einen Ablaufplan für die Dreharbeiten erstellen. Aber ich bin flexibel und kann mich nach Ihnen richten.“
Sie drehte sich zu ihm um und klopfte die Bürste in ihrer Handfläche aus. „Ich weiß, dass mein Vater Ihnen meine Unterstützung zugesichert hat. Aber die Pferde und mein Training kommen immer an erster Stelle. Ich sollte Ihnen vielleicht sagen, dass ich nicht sonderlich glücklich über diesen Film bin.“
Grant konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen. Anscheinend ließ Tessa sich bei ihrer Arbeit nicht gern unterbrechen. Genau genommen war sie eine erfrischende Abwechslung: All die anderen Frauen taten alles dafür, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – schließlich war er berühmt und hatte ein pralles Bankkonto. Tessa dagegen schien sich für keines von beidem zu interessieren, und das machte sie in seinen Augen nur noch anziehender.
„Mir ist klar, dass Sie sehr beschäftigt sind“, erklärte er und hoffte, sich so bei ihr einzuschmeicheln, „und deshalb werde ich Ihre Zeit auch nicht mehr als nötig beanspruchen.“
„Ich habe dem Ganzen bloß zugestimmt, damit die Fakten in diesem Film stimmen. Nur deshalb lasse ich mich von Ihnen begleiten. Ich will nicht, dass das Leben meines Vaters falsch dargestellt und sein Ruf in den Dreck gezogen wird.“
Interessant. Offenbar hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht, und in diesem Augenblick war er die Zielscheibe ihres Ärgers. Wie nett. Gab es schönere Aussichten, als den nächsten Monat eng mit einer unterkühlten Frau zusammenzuarbeiten?
„Ich werde dafür sorgen, dass die Dreharbeiten alle zufriedenstellen und der Film ein voller Erfolg wird“, versprach er.
„Also sieht es aus, als würden wir beide unseren Willen bekommen“, erwiderte sie mit einem verkniffenen Lächeln.
Als bekämen sie beide ihren Willen? Er musterte ihren zierlichen Körper. Oh, wenn es tatsächlich nach seinem Willen ginge … Zuerst würde er ihr Haarband lösen, dann ihr Hemd aufknöpfen und sie anschließend in der nächsten leeren Box vernaschen.
Ja, der Monat versprach, lang zu werden.
Tessa merkte, wenn ein Mann auf sie stand. Sie war ja nicht blöd. Und wenn sie ganz ehrlich war, fand sie diesen forschen Produzenten auch recht sexy. Doch gegen gut aussehende Süßholzraspler war sie inzwischen gewappnet.
Außerdem war der letzte Mann, der sie wirklich interessiert hatte, durch und durch ein Stadtmensch gewesen. Seine polierten Schuhe, die Designeranzüge und sein perfekter Haarschnitt – all das hatte sie nicht gestört. Sehr wohl hatte es sie allerdings gestört, als er ihren Namen und ihre Finanzstärke für sein eigenes kleines Unternehmen eingesetzt hatte.
Nie im Leben würde sie sich von einem charmanten, gut aussehenden Fremden aus Hollywood ausnutzen lassen, nur weil sein verschmitztes Lächeln und sein Schlafzimmerblick ihr Herz schneller schlagen ließen.
Mit fünfundzwanzig dachten die meisten Frauen ans Heiraten und Kinderkriegen. Tessa hingegen hatte ihren eigenen Traum: die drei wichtigsten Rennen des Landes zu gewinnen und damit die Triple Crown zu holen.
Wenn sie nicht gerade trainierte, war sie ständig im Stall bei den Pferden. Sie hatte einfach keine Zeit für eine ernste Beziehung. Dazu kam, dass sie sich zu schade war, ihre Unschuld bei einem Quickie zu verlieren.
Sie hatte auf die harte Tour gelernt, wie grausam Beziehungen sein konnten und dass Menschen das Wort „Vertrauen“ unterschiedlich interpretierten.
„Ich muss jetzt Oliver ausreiten“, sagte sie und hoffte insgeheim, dass er und seine sinnlichen Augen sich fürs Erste verziehen würden. „Dad hat Sie zwar für heute angekündigt, aber so früh hatte ich nicht mit Ihnen gerechnet. Ich habe erst nach dem Mittagessen zwei Stunden für Sie geblockt.“
Er schaute auf seine Armbanduhr. „Ich komme dann wieder. Für die Zukunft wär’s allerdings gut, wenn ich diese Tabelle hätte. Damit wüsste ich genau, wann ich Sie nicht störe.“
Tessa seufzte. Er machte sich über sie lustig. Das war okay; sie war es gewohnt. Aber der letzte Mann, der sie zum Gespött machen wollte, hatte dabei eine Freundin und eine gehörige Portion Stolz verloren. Seine Spötteleien waren jedoch deutlich verletzender und nachhaltiger gewesen.
Sie ging zur nächsten Box, in der ihr wunderschönes Vollblut Oliver schon auf sie wartete. Oliver war nicht ihr Rennpferd, sondern so etwas wie ihr Baby. Zumindest liebte sie ihn wie ein eigenes Kind. Er war sensibel – einige würden ihn vielleicht als hyperaktiv bezeichnen –, aber Tessa und er verstanden sich blind. Außerdem waren sie beide Fremden gegenüber eher reserviert.
„Ich bringe die Tabelle mit zu unserem Meeting“, erklärte sie Grant, während sie die Stalltür aufschob. Oliver war unruhig wie immer und bockte sofort. Auf diese Art zeigte er ihr, dass er mehr als bereit war. „Wir können uns in zwei Stunden wieder hier treffen …“
Gerade noch hatte sie geredet, jetzt fand sie sich in Grants Armen wieder. Sie hatte nicht mitbekommen, dass er sich überhaupt bewegt hatte. Doch jetzt zog er sie weg von der Box.
„Was machen Sie denn da?“, fragte sie und blickte hoch in die beeindruckendsten dunklen Augen, die sie je gesehen hatte.
Grant stand wie versteinert da. Seine Augen waren weit aufgerissen und auf Oliver gerichtet. Da er abgelenkt war, nutzte sie die Gelegenheit und schaute sich ihn genauer an – das markante Kinn unter den dunklen Bartstoppeln, die gebräunte Haut … Dank seiner Umarmung konnte sie sogar seine starken Muskeln unter dem grauen Flanellhemd spüren.
Und er roch auch noch so verdammt gut! Vielleicht war sie bloß froh, mal etwas anderes als das Aroma von Heu und Pferdemist einzuatmen. Aber Grant Carters Aftershave war maskulin, kraftvoll und sexy … Genau wie er selbst.
„Grant?“ Allmählich löste sie sich aus seinen Armen.
Endlich ließ er den Blick von dem Hengst zu ihr wandern. Grant hielt inne und schüttelte dann den Kopf, als wäre er aus einem Traum aufgewacht.
„Er fing an zu bocken, als Sie in die Box gegangen sind“, erklärte er, während er einige Schritte zurücktrat und sich durch das kurze störrische Haar fuhr. „Ich wollte nicht, dass Ihnen etwas passiert.“
Seine Überreaktion hatte Tessa überrumpelt, wenngleich sie von seinem Rettungsversuch gerührt war. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Was hätte denn passieren sollen? Oliver ist immer so. Deswegen bin ich die Einzige, die ihn reitet.“
Grant zuckte mit den Schultern. „Dann entschuldige ich mich. Mit Pferden habe ich nie viel zu tun gehabt.“
Sie musterte ihn und versuchte weiterhin, ihn einzuschätzen. „Werden Sie an diesem Set auch klarkommen?“
„Natürlich.“ Er bedachte sie mit einem weiteren Lächeln, das ihr die Knie weich werden ließ.
So wie er sie mit seinen dunklen Augen ansah … Das war gefährlich. Sie wollte für diesen Mann nichts empfinden. Doch dieser Beschützerinstinkt und seine unterschwellige Verletzbarkeit machten ihn für sie nur noch attraktiver.
„Das bezweifle ich“, bemerkte sie. „Ich will ja nicht unhöflich sein, aber Sie drehen einen Film über Pferde. Sollten Sie da nicht das eine oder andere über sie wissen?“
Das sexy Lächeln breitete sich jetzt über sein ganzes Gesicht aus, während er langsam auf sie zukam.
Er blieb erst stehen, als sich die Spitzen ihrer Stiefel fast berührten. Ihr blieb keine andere Wahl, als entweder seine breite Brust unter dem engen grauen Flanell zu bewundern oder ihm direkt in die Augen zu sehen. Sein Körper hätte selbst eine Nonne in Versuchung geführt … Was hatte sie eigentlich sagen wollen? Tessa hatte arge Probleme, sich daran zu erinnern, als er so vor ihr stand und sie anschaute. Es kam ihr vor, als könnte er ihre intimsten Geheimnisse lesen.
Sie war fünfundzwanzig und nicht zum ersten Mal erregt, doch nie zuvor hatte dieses Gefühl sie so plötzlich und so überwältigend erfasst. Sie hatte Angst, sich Hals über Kopf in Grant Carter zu verlieben.
„Dafür habe ich ja Sie, damit Sie mir alles über Pferde beibringen. Ich habe Jahre gewartet, ein Projekt dieses Kalibers zu bekommen.“ Eindringlich sah er sie an, musterte für einen kurzen Moment ihre Lippen. „Und wenn ich etwas will, finde ich einen Weg, um es zu bekommen.“
Warum hörte sie aus seiner arroganten Bemerkung ein Versprechen heraus? Und warum genoss sie es so sehr, dass heiße Schauer durch ihren Körper liefen?
Hatte sie ihre Lektion denn nicht gelernt? Hübsche Worte und attraktive Männer waren in dieser Branche keine Seltenheit. Sie war schon einmal so naiv gewesen, auf einen Charmeur hereinzufallen und von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen. Beinahe hätte sie ihn sogar geheiratet. Diesen Fehler würde sie kein zweites Mal machen.
Und ganz sicher gab es in ihrem Leben keinen Platz für Hormone, die verrücktspielten. Sie musste Rennen gewinnen und Titel holen – nichts durfte sich zwischen sie und ihr Ziel stellen … Nicht einmal, wenn es mit stahlharten Muskeln und einer ritterlichen Gesinnung daherkam.
Dennoch konnte sie es nicht leugnen: Dieser Mann reizte sie in diesen wenigen Augenblicken mehr als ihr Ex während der gemeinsamen Monate.
Tessa war stolz darauf, noch Jungfrau zu sein. Manche Frauen hätten sich vielleicht dafür geschämt. Sie fand jedoch, dass das lediglich ihren starken Willen bewies. Außerdem war es ein Versprechen, dass sie ihrer verstorbenen Mutter gegeben hatte.
Aber Grant … Grant weckte in ihr ein Verlangen, dem sie sich bisher nie hingegeben hatte.
Himmel, warum konnte sie an nichts anderes als an Sex denken? Sie hatte diesen Mann eben erst kennengelernt! Doch seine breiten Schultern und sein hypnotisierender Blick gepaart mit seinem Beschützerinstinkt weckten ihre Weiblichkeit. Unwillkürlich überlegte sie, was ihr als Jungfrau alles entging.
„Mich interessieren bloß meine Rennen und die Pferde“, erklärte sie und ärgerte sich im gleichen Moment darüber, dass ihre Stimme nicht so fest wie beabsichtigt klang. „Bei mir verschwenden Sie Ihre Flirtkünste nur.“
Grants Mundwinkel hoben sich zu einem spöttischen Lächeln. „Oh, nichts ist verschwendet, Tessa. Sie fühlen sich genauso zu mir hingezogen wie ich mich zu Ihnen. Es ist natürlich, dass man Fantasien hat, wenn man einem attraktiven Menschen begegnet. Es gibt keinen Grund, das zu leugnen.“
Tessa lachte auf. Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. „Wenn Ihr Ego auch dabei sein will, muss ich die Tabelle wohl überarbeiten und den Zeitplan anpassen. Ich befürchte allerdings, dass meine Zeit das nicht zulässt. Daher sollten Sie es lieber zu Hause lassen.“
Grant lachte nun ebenfalls. Im selben Moment wurde Tessa eins klar: Sie würde überzeugender sein müssen, wenn sie ihn noch einmal anschwindeln wollte.
Die breite, geschwungene Treppe, die zu der Galerie im ersten Stock mit Blick auf den Eingang führte, war der perfekte Hintergrund für die Eröffnungsszene. Grant wollte den Film mit den frühen Jahren von Damon und Rose Barrington beginnen. Da dieses Haus der Dreh- und Angelpunkt ihrer Familie war, sollte es auch den Beginn des Films darstellen.
Langsam schritt Grant durch das Haupthaus von Stony Ridge. Er konnte sich bereits bildlich vorstellen, wie der Hauptdarsteller Max Ford sich über die Brüstung lehnte und zwei kleinen Mädchen beim Spielen im Flur zusah.
Natürlich sollte Max den jungen Damon Barrington darstellen, der sich gerade einen Namen in der Rennsportszene machte.
Mit einem Mal stellte Grant sich vor, wie die junge Tessa durch das Haus rannte, das Damon von seinem Vater geerbt hatte. Grant musste unwillkürlich schmunzeln. Sicher hatte sie bereits als Kind die gesamte Familie mit ihrem straffen Zeitplan im Griff gehabt – von der Mittagspause bis zu den Reitzeiten.
„Grant.“
Beim Klang seines Namens drehte er sich um und ging lächelnd durch die offene Eingangshalle auf Damon zu. Der große, schlanke Mann mit dem silberfarbenen Haar strahlte eine Präsenz aus, die Aufmerksamkeit und Respekt forderte. Grant brachte ihm beides nur zu gern entgegen. Schließlich war er davon überzeugt, dass dieser Film ihn auf der Karriereleiter eine Sprosse höher bringen würde.
Sein Herz hatte schon immer für das Regieführen geschlagen. Grant liebte den engen Kontakt mit den Schauspielern, das Vertrauen, das sie sich gegenseitig entgegenbrachten.
Jetzt war er bereit, den nächsten Schritt zu wagen. Die Koproduktion dieses Films würde ihm dabei helfen.
„Entschuldigen Sie bitte, dass ich bei Ihrer Ankunft nicht hier war“, meinte Damon und gab Grant einen jovialen Klaps auf den Rücken. „Tessa haben Sie wahrscheinlich schon im Stall getroffen, oder?“
Darauf kannst du dich verlassen. Und sie hat mehr Eindruck hinterlassen, als mir lieb ist.
„Ja“, bestätigte Grant und behielt seine anzüglichen Gedanken lieber für sich. „Ich treffe sie gleich noch mal, dann gehen wir ein paar Fragen durch. Sie hat einen Zeitplan für mich erstellt.“
Damons kerniges Lachen hallte durch den Eingangsbereich. „Das überrascht mich nicht. Wenn sie nicht gerade reitet, sitzt sie vor ihrem Computer und arbeitet Tabellen mit verschiedenen Farbschemata aus.“
Sie muss sich dringend mal entspannen, dachte Grant. Er würde die kommenden vier Wochen hier verbringen und alles für seine Crew vorbereiten. Und bei der Gelegenheit würde er ihr dabei helfen. Natürlich musste er sich wegen dieser verdammten Vertragsklausel, die er mit jeder Sekunde mehr hasste, sehr zusammenreißen.
Und das ganze Tamtam bloß wegen eines kleinen Ausrutschers, der schon einige Jahre zurücklag. Okay, die Maskenbildnerin und er hatten einen (oder auch zwei) über den Durst getrunken – und waren prompt in den Schlagzeilen gelandet. Obwohl das inzwischen so lange her war, musste er für seinen Fehltritt von damals immer noch büßen.
Er weigerte sich aber auch, mehr als nur eine mögliche heiße Affäre in Tessa zu sehen. Dafür waren ihre Welten zu verschieden.
Und überhaupt war er noch gar nicht bereit, sesshaft zu werden. Klar wollte er eine Familie. Irgendwann. Doch im Moment hatte er einfach keine Zeit dazu. Was aber kein Grund war, Tessa nicht dabei zu helfen, etwas lockerer zu werden … und dabei ein bisschen Spaß mit ihr zu haben. Sie würden die nächsten Wochen miteinander verbringen. Er würde ganz bestimmt nicht seine Zeit damit verplempern, in einer dämlichen Tabelle nachzusehen, wann er mal pinkeln gehen konnte.
„Sie sagte, meine Termine seien grün markiert. Den Gesamtplan habe ich bisher allerdings nicht zu sehen bekommen.“
Damon seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Sie ist genau wie ihre Mutter. Meine verstorbene Frau hat jeden Tag bis zur letzten Sekunde durchgeplant. Mich hat das wahnsinnig gemacht.“
„Ich hoffe, dass Sie etwas Zeit haben werden, um sich mit Lily zu unterhalten, sobald sie zum Filmen hier eintrifft“, gab Grant zurück. Lily war die weltberühmte Schauspielerin, die für die Rolle der jungen Rose Barrington verpflichtet worden war. „Sie hat sich intensiv mit der Biografie Ihrer Frau auseinandergesetzt und sich alle Fotos eingeprägt, die Sie uns zur Verfügung gestellt haben. Es wird ihr jedoch sicher helfen, mit Ihnen persönlich über sie zu sprechen.“
„Natürlich, sehr gerne“, erwiderte Damon strahlend. „Ich kann es immer noch nicht wirklich fassen, dass ein Film über mein Leben und meine Karriere gedreht wird.“
„Sie sind ein bemerkenswerter Mann, Damon. Sie haben die Triple Crown gewonnen und daneben zwei Töchter großgezogen, von denen eine ein erfolgreicher Jockey und die andere eine bekannte Trainerin ist. Manche würden Sie sicher als den glücklichsten Mann der Branche bezeichnen.“
„Mit Glück hat das nichts zu tun“, wandte Damon mit einem dünnen Lächeln ein. „Im Leben geht es um Talent und Geduld. Wenn Sie das verinnerlichen, kann nichts in der Welt Sie aufhalten.“
Grant wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Mann mehr zu bieten hatte als Erinnerungen aus dem Rennsport und ein angesehenes Gestüt. Zwar waren diese beiden Sachen wichtige Eckpfeiler im Leben von Damon Barrington, doch Grant spürte auch einen engen Zusammenhalt innerhalb der Familie.
Teil dieses Filmprojekts zu sein begeisterte Grant inzwischen mehr, als er ursprünglich gedacht hatte. Familie bedeutete ihm alles. Weshalb er seiner Schwester auch nicht mehr gegenübertreten konnte, seit er ihr Leben ruiniert hatte …
Grant wischte die bedrückenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Als Anthony Price und Bronson Dane ihn wegen dieses Projekts kontaktiert hatten, hatte er gar nicht schnell genug zusagen können. Möglicherweise würde der Film ihm zum großen Durchbruch verhelfen, für den er so lange gearbeitet und gekämpft hatte. Er würde nicht zulassen, dass sich ihm etwas in den Weg stellte – auch kein Jockey in der Gestalt einer wunderschönen, heißen Frau.
Natürlich konnte sie es ihm in den nächsten Wochen schwer machen. Doch er würde schon einen Weg finden, ihre harte Schale zu knacken. Möglicherweise war sie immun gegen seinen Charme, aber sie fühlte sich definitiv zu ihm hingezogen. Er hatte beobachtet, wie ihre Augen sich geweitet hatten, wie der Pulsschlag an ihrem Hals schneller gegangen war. Und mehr als einmal war ihm aufgefallen, dass sie seine Lippen angestarrt hatte.
Doch, doch, ihre harte Schale bekam die ersten Risse.
„Ich muss jetzt leider los und mich mit jemandem treffen, den ich als Stallburschen engagieren möchte. Ich werde jedoch nicht allzu lange weg sein.“ Damon warf einen Blick auf sein Handy und schob es gleich zurück in seine Hosentasche. „Fühlen Sie sich hier bitte wie zu Hause. Ist Ihr Gepäck bereits im Gästehaus untergebracht?“