Eisriesen und Ruinen: Science Fiction Erzählungen von der Zukunft der Erde - Hendrik M. Bekker - E-Book

Eisriesen und Ruinen: Science Fiction Erzählungen von der Zukunft der Erde E-Book

Hendrik M. Bekker

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Beschreibung

von Hendrik M. Bekker (199XE) . Dieses Buch enthält folgende Geschichten: Überlebende Die Entführung Rückschlag Der Versuch Nürnberger Untergrund Die neue Dämmerung Das Tor Kea Webla kann sein Glück kaum fassen: Er hat endlich die Aufzeichnung über die legendäre Stadt New York gefunden und bekommt eine Expedition genehmigt. Doch ist er bereit für die Geheimnisse, die er dort finden wird? Das Ende der Welt kam nicht wie erwartet. Es war nicht der vom Mensch herbeigeführte Klimawandel, es war ein Feind ohne Gnade. Die letzten Reste der einst großen menschlichen Zivilisation vegetieren nun in der Dunkelheit geduckt vor sich hin, Schutz suchend vor den eisigen Winden und den neuen Herrschern der Erde: den Eisriesen! Dies sind Geschichten aus der Zeit nach dem Untergang....

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Hendrik M. Bekker

Eisriesen und Ruinen: Science Fiction Erzählungen von der Zukunft der Erde

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Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Eisriesen und Ruinen: Science Fiction Erzählungen von der Zukunft der Erde

Copyright

Überlebende

Die Entführung

Rückschlag

Der Versuch

Nürnberger Untergrund

Die Eisriesen - Die neue Dämmerung

Prolog

Das Tor

Die Ausgrabung New Yorks

Eisriesen und Ruinen: Science Fiction Erzählungen von der Zukunft der Erde

von Hendrik M. Bekker

.

Dieses Buch enthält folgende Geschichten:

Überlebende

Die Entführung

Rückschlag

Der Versuch

Nürnberger Untergrund

Die neue Dämmerung

Das Tor

Kea Webla kann sein Glück kaum fassen: Er hat endlich die Aufzeichnung über die legendäre Stadt New York gefunden und bekommt eine Expedition genehmigt. Doch ist er bereit für die Geheimnisse, die er dort finden wird?

Das Ende der Welt kam nicht wie erwartet. Es war nicht der vom Mensch herbeigeführte Klimawandel, es war ein Feind ohne Gnade. Die letzten Reste der einst großen menschlichen Zivilisation vegetieren nun in der Dunkelheit geduckt vor sich hin, Schutz suchend vor den eisigen Winden und den neuen Herrschern der Erde: den Eisriesen! Dies sind Geschichten aus der Zeit nach dem Untergang....

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER A. PANADERO

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Überlebende

Es ist das Ende der Welt.

Schräger Satz, oder?

Wenn man ihn das erste Mal denkt, fühlt es sich frevelhaft an. Der Teil in einem, der völlig auf das Überleben ausgerichtet ist, knallt dem rationalen Teil einen vor den Latz und ruft NEIN.

Wenn man ihn dann das erste Mal sagt, muss das ähnlich sein. Bisher hab ich‘s nur gedacht und sogar mal jemanden sagen hören. Aber, ehrlich? Ich glaube es inzwischen.

Nur, etwas ist nicht so richtig so, wie man sich das vorstellt. Der Emmerich-Katastrophen-Film ist abgelaufen, einmal walzten die Naturgewalten über die Erde und dann ... Ja, dann waren wir noch da.

Wenn es so was gibt wie einen Weltuntergang, dachte ich immer, es ist wie Armageddon in der Bibel. Nicht dass ich das gelesen habe, wer hat es schon? Aber da steht doch, meine ich, dass am Ende, wenn Gericht gehalten wurde, die Tür zum Paradies zugemacht wird und die Schöpfung vorbei ist. Sack zu, Affe tot, irgendwie so.

Aber wir sind noch da!

Ich starre auf die gefrorene Piste vor mir. Das hier war mal Teil des Hafenbeckens von Emden. Das ist oben in Deutschland, in Ostfriesland. Okay, für das „oben“ wäre mein Erdkundelehrer nun sauer. Halt im Norden.

Aber der Reihe nach, das, was hier vor mir ist, ist alles, was noch ist.

Es gibt eine Handvoll Bunker in Emden, Hochbunker wegen des niedrigen Grundwassers. Sie sind aus dem Zweiten Weltkrieg. Ich lebe in dem, der mal ein Museum war.

Vor zwei Jahren sanken die Temperaturen. Ich meine hier nicht, dass wir einen echt miesen Sommer hatten, wir hatten nur noch bewölkten Himmel.

Dann kamen die Riesen. Es sind große Kerle in Rüstungen und mit Schwertern. Ich habe gesehen, wie ganze Magazine auf sie abgefeuert werden können und Kleinkalibergewehrkugeln kratzen nicht mal die Panzerung der Biester. Sie fressen Menschen, heißt es. Deswegen machen sie so gerne Gefangene.

Ich trage einen dicken warmen Parka und Schichten aus Pullovern, während ich durch die verschneite Stadt stapfe. Ich bin auf Essenspatrouille. Wenn ich ein Tier sehe, abknallen und mitbringen. Wenn ich einen nicht geplünderten Laden finde, muss ich Vorräte mitbringen. Wenn ich einen Riesen finde, muss ich zusehen, dass ich entkomme.

Wir sind nicht mehr viele. Die öffentliche Ordnung brach zusammen und in den Bunkern bildeten sich kleine, ja, was sind wir eigentlich?

Vielleicht sind wir Autokratien, die ihre Herrscher auf Zeit wählen. Irgendwo ein Mittelding zwischen Wahldiktatur und dem Verhindern davon, dass wir immer alles zusammen diskutieren. Es gibt ja nicht mal einen Raum im Bunker, der groß genug dafür wäre.

Ich wäre lieber in einem Atomschutzbunker, der gebaut wurde, um Jahre unterzukommen. Aber hey, ich sehe es positiv.

Während mein Blick zum Café Stadtgarten wandert, in dem ich immer so gerne gesessen habe, mache ich es mir noch einmal eindringlich klar: Es war Weltuntergang und ich bin noch da. Ich meine, leben ist besser als nicht leben.

Mein Rucksack ist leer, ich habe nichts gefunden. Meine Patrouille ist eigentlich beendet, doch ich will noch nicht aufgeben. Schließlich habe ich auch noch keinen Eisriesen gehört. Das ist ein gutes Zeichen.

Sie brummen manchmal. Es klingt wie Buckelwalgesang nur tiefer und irgendwie so, dass es dir eiskalt den Rücken runterläuft.

Vermutlich haben sie Tausende vernichtet.

Wenn wir auf Patrouille ein Radio mitnehmen, um zu hören, ob da draußen jemand ist, bekommen wir stets statisches Rauschen. Wie so oft verdränge ich den Gedanken, dass wir wirklich die allerletzten sind.

Ich beeile mich, zu einem am Stadtrand gelegenen Supermarkt zu kommen. Dort hat die Patrouille von letzter Woche angeblich eine Menge Konserven vorgefunden. Wir brauchen das Vitamin C.

Zwar können wir Schweine halten, denn sie fressen gerne die für uns zum Teil unverträglichen Pilze im Bunker, doch wir brauchen Obst, Gemüse und solche Dinge.

Wir basteln an hydroponischen Gärten, doch das wird dauern. Bis dahin müssen wir vor allem Konserven sammeln.

Während ich durch den kniehohen pulverigen Neuschnee stapfe, höre ich es: Dieses Brummen, das die Eisriesen machen. Sie verständigen sich, glaube ich, damit. Es gibt einige bei uns, die versucht haben, mit ihnen zu reden. Sie wurden geschlachtet, die Eisriesen zerschneiden und zerreißen jeden Menschen, den sie in die Finger bekommen. Was immer unter diesen runenverzierten Rüstungen steckt, es müssen Bestien sein. Ihre Helme lassen keine Sehschlitze frei.

Erneut ertönt das dumpfe Dröhnen, diesmal ganz in meiner Nähe. Ich suche Deckung in einem Häusereingang und warte.

Eine Antwort erfolgt aus Nordwesten, dann ist es lange still. Der nächste dumpfe dröhnende Laut ist weiter weg und ich beruhige mich.

Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich eine Heidenangst vor den Biestern habe.

Ich habe sie rennen sehen! Ein Porsche ist nichts gegen ihre Beschleunigung. Dazu kommt, dass wir hier nicht in den USA sind. Es ist verdammt schwer, überhaupt an kleinkalibrige Waffen zu kommen. Ich habe einen Karabiner aus dem ersten Weltkrieg aus dem Museum am Ratsdelft. Er funktioniert und vielleicht reicht das Kaliber, um einen Eisriesen zu verletzen. Wissen will ich das aber nicht.

Weiter geht es durch den Schnee, der eisige Wind schneidet mir zwischen den Schichten meines Schals hindurch. Er ist aus Schafswolle, von Schafen der Aran Island aus Irland. Andere Tage, glücklichere.

Ich denke, dass wir auf verlorenem Posten stehen, als ganzes. Was soll man tun? Aufgeben ist keine Option. Also weitermachen, immer weiter dem Ende der Geschichte der Menschheit entgegen.

Wieder dieses Geräusch, dieses tiefe walhafte Brummen. Diesmal kommt es aus einer Nebenstraße direkt vor mir!

Ich renne entsetzt zu einem nahen Auto und grabe mich ein Stück in den Schnee ein. Es schneit noch immer, so dass meine Spuren bald verwischt sind.

Dann sehe ich ihn. Ein Eisriese stampft keine dreißig Meter von mir die Straße entlang. Es fühlt sich an, als würde mein Herz kleine Sprünge machen und zwischendurch aussetzen.

Ich kann ihn gut erkennen. Er ist mehr als zwei Meter groß, ganz in mattschwarzes Eisen gekleidet. Symbole, nordische Runen, leuchten blass blau und er zieht ein Schwert hinter sich her, das fast so lang ist wie ich.

Der Schnee dämpft nur schwach die dröhnenden Schritte des Riesen und das Brummen seiner Rufe spüre ich tief in der Magengegend wie einen Bass auf einem Konzert.

Ich bete inständig vor mich hin, dass er mich nicht entdeckt. Kann er im Schneegestöber nicht auch schlecht sehen? Quälend langsam verrinnt die Zeit, bis er endlich um eine Straßenecke biegt, hinter sich eine breite Schneise ziehend.

Ich atme erleichtert aus. Dabei fällt mir auf, dass ich meine Klamotten fast nass geschwitzt habe. Fröstelnd ziehe ich weiter.

Nach einer weiteren Stunde erreiche ich endlich den Supermarkt. Ich stemme die Schiebetür auf und mache hinter mir zu. Die doppelte Glastür wirkt wie eine Luftschleuse, im Inneren ist es zwar nur wenige Grad wärmer als draußen, aber ich bin froh, meinen Schal etwas lockern zu können.

Ich muss an den Geschichtsunterricht denken. In Höhlen wird es nie kälter als ein paar Grad Celsius oder so, deswegen waren sie beliebter Rastplatz bei den Urmenschen in der Eiszeit. Wenn es draußen minus zwanzig Grad sind, sind diese paar Grad plus echt angenehm warm.

Im Laden wurde geplündert, aber es ist noch viel da. Ich packe meinen Rucksack mit Konserven voll und dann noch zwei Kühltüten mit Knabberzeug und Kleinkram. Es muss leicht sein, denn der Rucksack ist durch die Konserven bereits verdammt schwer.

Zufrieden mit meiner Ausbeute gehe ich zum Ausgang. Als ich die erste Tür der Schleuse öffne, sehe ich draußen ein Fahrzeug! Es ist ein Motorrad, das auf der Straße am Parkplatz vorbeifährt. Oder ein Auto?

Es ist zu schnell, im Nachhinein bin ich der Meinung, es könnte auch ein Trike sein, eines dieser dreirädrigen Motorräder. Doch dann ist es bereits weg.

Hab ich das wirklich gesehen? Ich schüttle den Kopf. Es ist auch egal, wer sollte schon alleine rumfahren bei dem Wetter? Wer immer es ist, er ist sicher bald tot, denn der Lärm, den das Motorrad verursacht, wird die Riesen anlocken.

Mir tut der Fahrer leid, wenn er das nicht weiß. Dabei wird mir eins klar: Wenn der Fahrer nicht dumm ist, könnte seine Sorglosigkeit bedeuten, dass es Gebiete gibt, in denen man nicht so sehr auf die Riesen achten muss.

Ich behalte das im Hinterkopf. Wenn unsere Vorräte zur Neige gehen, wäre es praktisch zu wissen, ob wir nach Süden ziehen könnten.

Ich öffne die Tür und verschließe sie hinter mir, ich werde sicher nochmal wiederkommen.

Mit den schweren Tüten und dem Rucksack mache ich mich auf den Rückweg. Durch das Gepäck ist mir nicht ganz so kalt, die Anstrengung hilft.

In einiger Entfernung höre ich wieder das Brummen der Eisriesen. Ein Teil von mir findet das Geräusch schön, beinahe traurig. Der andere Teil von mir erinnert sich, wie ein Mensch mit einem Schwertstreich senkrecht gespalten wurde. Dem Teil wird übel vor Angst und Wut bei diesem Geräusch.

Es geht immer weiter, am Hafen vorbei in kleinere Straßen. Dann bin ich am Bunker.

Wir hatten versucht, einige Häuser zu besiedeln und zu dämmen, doch die Riesen haben angegriffen und letztlich die Häuser zerstört.

Ich nehme eine Eisenstange, die genau zu diesem Zweck hier deponiert ist, und schlage dreimal gegen das schwere eiserne Eingangsportal der Schleuse.

Dann wird mir geöffnet. Ein bärtiger, griesgrämiger Mann sieht hinaus in den Schnee, seine Schrotflinte im Anschlag. Hinter ihm sind andere mit geladenen Vorderlader-Gewehren. Einer hat einen Morgenstern wurfbereit. Einmal haben wir damit einen Eisriesen ins „Gesicht“ getroffen, hat ihn ganz schön beschäftigt.

Es ist alles, was wir so haben, dazu noch ein paar geladene Armbrüste. Eine Armbrust kann durchaus die Panzer von diesen Biestern durchschlagen, zumindest haben wir es damit schon geschafft.

„Albert“, begrüßt mich der Alte freundlich. „Komm rein.“

Ich trete ein und die Leute entspannen sich. Waffen werden entladen, die Tüten und mein Rucksack werden mir abgenommen.

„Thor sei Dank“, murmelt einer, andere zischen: „Gott, nicht Thor.“

Einige Bunkerbewohner sind Neupagane. So wie bei einigen der Christen hier ein neues Glaubensfeuer durch den Weltuntergang ausgebrochen ist, haben andere entschieden, dass Eisriesen und Weltverdunkelung eher nach der Edda klingen. Somit hätte ja die „recht“.

Dass die Edda hunderte Jahre nach der Christianisierung von einem Christen aufgrund von Hörensagen von Geschichten, die man ihm nicht als Kind beibrachte, geschrieben wurde, ist dabei für die egal. Für sie ist das eine gute Quelle.

Ich finde, es ist noch unpräziser als das Neue Testament, immerhin schrieb man da Dinge auf, die knapp dreißig Jahre vorbei waren, nicht dreihundert Jahre. Aber ich lass ihnen ihren Spaß, soll doch jeder daran glauben, woran er will. Immerhin haben wir hier drin soviel Toleranz, dass jeder seins glauben kann, abgesehen von einigen militanten Atheisten.

Paul, einer der jüngeren der Insassen, wie ich uns gerne nenne, nimmt mir die Waffe ab und stellt sie in den Spind neben der Tür. Dort bewahren wir sie auf. Der Spind ist unverschlossen. Was auch sonst, immerhin können wir uns Uneinigkeit nicht leisten.

Bisher tanzte noch keiner so richtig aus der Reihe, so dass wir noch nicht herausfinden mussten, wie man damit umgeht. Ich nehme an, wir würden ihn oder sie einfach auf eine Reise ohne Wiederkehr schicken. Es geht beim Überleben leider nur so.

„Albert, gut dass du wieder da bist“, begrüßt mich nun Paul und klopft mir auf den Rücken.

Ich nicke abwesend.

„War alles ruhig?“

„Ja, ich habe zwar welche gesehen, sie aber nicht mich.“

Das mit dem Trike behalte ich lieber für mich. Wäre ja auch noch schöner, hinterher hält man mich für irre. Oder man will mich nicht mehr raus lassen, das würde mich echt durchdrehen lassen.

Ich ziehe einen Teil der warmen Sachen aus und hänge sie zum Trocknen auf meine Kiste. Meine Kiste, mit einem Schloss gesichert, enthält alle verbleibenden Habseligkeiten, die ich habe.