Ren Dhark – Weg ins Weltall 99: Der Herrscher von Oxin - Hendrik M. Bekker - E-Book

Ren Dhark – Weg ins Weltall 99: Der Herrscher von Oxin E-Book

Hendrik M. Bekker

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Beschreibung

Auf Külá werden die Berella offiziell zu Terroristen erklärt und ihre Organisation wird verboten. Allerdings hat Fermont noch längst nicht alle Trümpfe ausgespielt. Im Wissensarchiv der Worgun haben die Expeditionsteilnehmer endlich das Gerät gefunden, mit dem sie den Schutzschirm um Terra deaktivieren können. Bevor sie jedoch ins heimatliche Universum zurückkehren, löst Ren Dhark sein Versprechen gegenüber Check Lasz ein und hilft ihm dabei, dessen Artgenossen in ERRON-3 aufzuspüren. Handelt es sich womöglich um diejenigen Tel, die vor siebzehn Jahren im Sternenbrücken-System spurlos verschwunden sind? Dhark sieht seine Chance gekommen, vergangenes Unrecht wiedergutzumachen. Während Frederic Huxley und sein Trupp nach einem Weg suchen, die Energiefelder abzuschalten, welche die CHARR mutmaßlich am Boden halten, finden die Nogk den Herrscher von Oxin... Hendrik M. Bekker, Jan Gardemann und Nina Morawietz schrieben diesen dramatischen SF-Roman nach dem Exposé von Anton Wollnik.

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 99

Der Herrscher von Oxin

 

von

 

Hendrik M. Bekker

(Kapitel 1 bis 8)

 

Nina Morawietz

(Kapitel 9 bis 13 sowie 19 bis 21)

 

Jan Gardemann

(Kapitel 14 bis 18 sowie 22 bis 26)

 

und

 

Anton Wollnik

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

22.

23.

24.

25.

26.

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Impressum

Vorwort

Manch einem von Ihnen, liebe Leser, ist es sicherlich schon aufgefallen, dass ich nicht immer ein Vorwort schreibe. Wenn es einmal keines von mir gibt, liegt das einfach daran, dass ich nichts Relevantes zu erzählen habe. Ich möchte Sie ja nicht langweilen.

Gerade in heutigen Zeiten werden einige von Ihnen vielleicht erwarten, dass ich mich zur aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage äußere. Tatsächlich hatte ich darüber schon nachgedacht, doch eigentlich hat in den Medien und im Internet schon so ziemlich jeder seine Meinung zu diesem Thema geäußert. Ich wüsste nicht, was ich Neues dazu beitragen könnte, deshalb behalte ich meine Ansichten lieber für mich. Allerdings verfolge ich die Nachrichten mit großem Interesse hinsichtlich der Bundestagswahlen, die mutmaßlich in diesem Jahr stattfinden werden. Nach allem, was unsere Politiker in den letzten Monaten behauptet und versprochen haben, dürfte die Zeit unmittelbar vor und nach den Wahlen so spannend sein wie seit Jahrzehnten nicht mehr. »Spannend« bedeutet in diesem Fall nicht unbedingt, dass ich mich darauf freue, denn leider ist Politik momentan keine Unterhaltungsveranstaltung, wie die meisten von uns in den letzten Monaten mehr als deutlich spüren konnten. Auch wenn sich für mich persönlich im Vergleich zu anderen nicht allzu viel verändert hat, weiß ich, dass es einigen von Ihnen, liebe Leser, in letzter Zeit nicht so gut ging. Das ist auch ein Grund, weshalb ich meine Meinung zum Thema Corona-Politik nicht im Vorwort äußern möchte. Jeder von uns macht da gerade seine eigenen Erfahrungen.

Deshalb ist es mir umso wichtiger, dass REN DHARK für uns alle ein Rückzugsort vom stressigen Alltag bleibt. Diese Serie verbindet Tausende Leser unterschiedlicher Jahrgänge, die aus unterschiedlichen politischen Lagern kommen und unterschiedliche Ansichten zu gewissen Themen haben. Ich glaube fest daran, dass jeder von Ihnen seine ganz persönliche Nische in REN DHARK gefunden hat, in der er sich wohlfühlt. Mag sein, dass ich das in meinen vorangegangenen Vorworten bereits in der einen oder anderen Form geschrieben habe, doch jetzt, wo das Wetter wieder wärmer wird und sich viele von uns wieder Normalität wünschen, wollte ich noch einmal betonen, wofür REN DHARK steht. Jetzt wissen Sie wenigstens, weshalb ich nicht in jedem Band ein Vorwort schreibe und mich nicht zu jedem Thema äußere, selbst wenn es mir in den Fingern juckt. Der Fokus von REN DHARK soll schließlich auf unseren Helden und ihren Abenteuern liegen, nicht auf Anekdoten aus meinem eher unspektakulären Alltag. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine unterhaltsame Lektüre.

 

Düsseldorf, im März 2021

Anton Wollnik

Prolog

Im Herbst des Jahres 2067 sind die invasiven Riiin, die die Erde vereist und Milliarden Menschen zur Flucht in den Weltraum gezwungen haben, besiegt. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, den blauen Planeten nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln. Nur noch rund einhundertzwanzig Millionen Menschen leben auf Terra.

Nachdem die ersten Terraforming-Projekte Erfolge zeigen, bittet Bruder Lambert im Mai 2074 die Nogk um Hilfe bei dem Wiederaufbau des zerstörten Schutzschirms um die Erde. Diese erklären sich sofort einverstanden. Die Meeg, die begabten Techniker der Nogk, beenden ihre Arbeit Anfang Juni 2074. Einige Tage nach ihrer Abreise aktiviert sich der globale Schutzschirm plötzlich von selbst und lässt sich nicht mehr abschalten. Weder Funk- noch Transmitterverbindungen funktionieren. Die Menschen auf der Erde sind jetzt vom Rest des Universums abgeschottet.

Charaua, der Herrscher der Nogk, reist persönlich an, um sich des Problem anzunehmen, doch auch seine Meeg können den Schutzschirm nicht deaktivieren. Als Ren Dhark von dem Vorfall im Sol-System erfährt, bietet er, ohne zu zögern, seine Hilfe an. Mit seinen Gefährten begibt er sich auf die Suche nach einer Lösung für das Problem mit dem Schutzschirm, doch alles, was sie ausprobieren, scheitert.

Da erreicht sie eine Nachricht von Babylon: Dort seien Thanagog, anscheinend Freunde der Worgun, gelandet. In der Hoffnung, Hilfe von den Gästen aus Orn zu erhalten, fliegt der Commander hin. Shamol, der Herrscher der Thanagog, eröffnet ihm, den Schutzschirm um Terra tatsächlich abschalten zu können, doch wird dazu etwas von ERRON-3, aus dem zentralen Wissensarchiv der Worgun, benötigt. Dieses befindet sich im blassblauen Universum, welches man seinen Aussagen nach jedoch nur mit einem mächtigen Raumschiffantrieb erreichen könne.

Nur wenige Eingeweihte wissen, dass die Mannschaft der POINT OF das blassblaue Universum im Jahr 2057 schon einmal mithilfe des Materiesenders auf Planet 1 in der Sternenbrücke besucht hat. Damals hat Ren Dhark unter Zuhilfenahme von Mentcaps einen Bruchteil der Geheimnisse von ERRON-3 erlernt. Diese haben ihn so sehr schockiert, dass er seiner Mannschaft im Anschluss ebensolche Tabletten gegeben hat, die jedoch das Wissen um das blassblaue Universum aus ihrer Erinnerung gelöscht haben. Einzig Dan Riker, Arc Doorn sowie Miles Congollon sind eingeweiht und haben das Geheimnis bis heute für sich behalten. Der Materiesender auf Planet 1 existiert seit dem Weißen Blitz, der die meiste Worgun-Technologie in der Milchstraße zu Staub hat zerfallen lassen, nicht mehr.

Obwohl Ren Dhark große Bedenken wegen der Rückkehr nach ERRON-3 hat, willigt er in die Expedition ein, denn dies scheint der einzige Weg zu sein, den Schutzschirm um Terra wieder abzuschalten. Mit dem Experimentalraumschiff TSS RANLAK fliegen er, drei Thanagog sowie eine ausgewählte Gruppe im August 2074 also nach ERRON-3 und betreten das zentrale Wissensarchiv der Worgun. Rasch stellen sie fest, dass sich dort Tel aufhalten – womöglich Besatzungsmitglieder der ca. 18.000 Doppelkugelraumer, die Dhark 2057 unfreiwillig mit Hy-Kon aus dem Sternenbrücken-System geschleudert hat.

Der Wer Check Lasz besteht darauf, seine Artgenossen zu suchen. Währenddessen erkunden Wallis’ Sicherheitsberater Arjun Chatterjee und seine Leute ERRON-3 auf eigene Faust und versuchen, sich Dinge anzueignen. Ren Dhark und seine Gefährten haben alle Hände voll damit zu tun, nicht nur für Ordnung bei den Expeditionsteilnehmern zu sorgen, sondern auch sich gegen Defensive zu verteidigen. Das Gerät zum Abschalten des Schutzschirms um Terra ist bald gefunden, doch dann geschieht etwas Schreckliches! Ren Dhark sieht sich gezwungen, eine Entscheidung zu treffen, um eine weitere Katastrophe zu verhindern …

1.

Tantal beobachtete neugierig, was sich am anderen Ende der Straße vor ihm ereignete. Der Boden fiel sanft ab, sodass er einen guten Blick auf den Park hatte, der dort lag. Zwei Kraval begannen sich anzuschreien und schließlich handgreiflich zu werden. Es waren Tritjack und Admiral Zutrack. Als Dritter schaltete sich Sadlock ein.

Los, lass uns weitergehen!, empfing Tantal die semitelepathischen Gedankenbilder seines Gefährten Kryym.

Er erwachte wie aus einer Starre. Er hoffte darauf, dass es unter den Oxinern keine Toten geben würde. Eingreifen würden seine drei Begleiter und er nicht, denn ihre Mission war möglicherweise überlebenswichtig für das Schicksal der Besatzung der CHARR. Sie durften nicht entdeckt werden, sonst war vielleicht alles vergebens.

Die Ablenkung kommt uns gerade recht, bemerkte Heydua, während Tantal zu ihm, Kryym und Riruha aufschloss. Sie hatten eine Bodenluke geöffnet, die sie hinab in einen Wartungstunnel der Untergrundbahn von Prooxin führte.

Ja, lass uns schnell weitergehen, stimmte Kryym zu. Noch hat uns niemand gesehen.

Mühsam kletterten die vier Nogk die Sprossen der Leiter herunter, die nicht für ihre Körperform gedacht war. Zwar hatten sie aufgrund ihrer Körpergröße von rund zweieinhalb Metern weniger Schwierigkeiten mit den Sprossenabständen als dies Menschen gehabt hätten, aber dafür empfanden sie es als irritierend, dass die Leitersprossen sich abwechselnd an zwei Seiten des Schachtes befanden, sodass man ständig umgreifen musste.

Es ist kaum zu glauben, dass die Oxiner das als angenehm empfinden, bemerkte Kryym, als sie schließlich am Ende der Leiter ankamen. Sie hatten einen unbeleuchteten und relativ schmalen Korridor erreicht, der sich in beide Richtungen schier endlos in die Dunkelheit erstreckte. Rohre und Kabelbündel waren an den Wänden angebracht worden.

Sind wir allein?, erkundigte sich Tantal bei Riruha.

Dieser konsultierte den mitgenommenen Biospürer. Das sind wir. Es ist niemand in unserer Nähe.

Dann weiter!, entschied Tantal, und die vier setzten sich wieder in Bewegung. Er sah immer wieder auf seinen Hand-Suprasensor, um ihren Weg zu kontrollieren. Ständig gingen Abzweigungen vom Hauptkorridor ab.

Die Nogk mussten darauf achten, die richtigen Gänge zu wählen, um ihrem Ziel näher zu kommen. Sie waren nun unter den Ausläufern der Stadt in Richtung des Meeres unterwegs. Die Abzweigungen wurden seltener. Dafür weitete sich der Korridor immer wieder zu kleinen Höhlen, die vermutlich einmal natürliche Lufteinschlüsse im Gestein des Bodens gewesen waren und nun die Grundlage für die Tunnel bildeten.

Tantal wusste, dass das Vulkangestein sich bis zur Küste hin ausbreitete und weit unter das Meer reichte. Die Oxiner hatten das poröse Gestein infolge vieler Jahre des Rohstoffabbaus zusätzlich ausgehöhlt. Offensichtlich hatte man die existierenden Freiräume gleich genutzt und an das Netz aus Wartungstunneln angeschlossen.

Es sind Strukturen im Gestein zu erkennen, bemerkte Kryym und hielt inne, während er mit dem Abtaststrahl seines Hand-Suprasensors eine ausführliche Untersuchung der Wände durchführte. Es gibt hier Einschlüsse, die eindeutig auf Gebäudestrukturen hinweisen. Sie sind zu regelmäßig in ihren Formen, um zufällig zu sein.

Möglicherweise sind es Gebäude, die unter Lava begraben wurden, spekulierte Heydua. Es wäre sicherlich hilfreich, diesbezüglich einen Archäologen zurate zu ziehen.

Wenn wir Zeit hätten, könnten wir auch einfach graben, um diese Theorie zu prüfen. Doch die Zeit dafür haben wir nicht!, rief Tantal seinen Begleitern die Dringlichkeit ihrer Aufgabe in Erinnerung.

Dennoch ist es interessant, warf Kryym ein. Es stützt unsere Annahme, dass es hier ältere Stadtstrukturen gibt.

Wenn diese aber so alt sind, widersprach Tantal, dass sie unter Vulkangestein verborgen sind, nützen sie uns nichts bei der Suche nach Unknown.Wir sollten weitergehen. Es ist nicht mehr weit bis zur Energiequelle.

Die Nogk setzten ihren Weg fort. Als sie um eine weitere Abzweigung bogen, hielten sie inne. Vor ihnen im Korridor lag etwas. Die Lichtkegel ihrer Lampen erhellten einen zylinderförmigen Torso, aus dem neun Arme wie aus einem irdischen Kopffüßer hervorwuchsen. Die Oberfläche der Arme glänzte metallisch. Tantal nahm vorsichtshalber seinen Multikarabiner von der Schulter und nickte dem Ingenieur Kryym zu.

Dieser näherte sich der Maschine. Es handelt sich um einen Roboter, stellte er fest. Seine Elektronik ist deutlich einfacher als alles, was wir bisher bei den Oxinern gesehen haben. Technologisch würde ich annehmen, dass er bereits vor mehreren Oxiner-Generationen veraltet war. Wir könnten eine präzisere Datierung vornehmen, aber ich bezweifle, dass wir die Zeit dafür haben. Soweit ich das erkennen kann, ist er nicht durch Fremdeinwirkung abgeschaltet worden. Er besitzt einen Natrium-Ionen-Energiespeicher, der schlicht aufgrund des Alters keine Energie mehr speichern kann. Ich nehme an, dass er hier abseits einer Aufladestation liegengeblieben ist.

Heydua rieb seine Mandibeln gegeneinander. Dann hoffen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind und es hier tatsächlich eine Anlage gibt, die für uns interessant ist. Dass es sich um oxinsche Technologie handelt, dürfte einleuchtend sein.

Wieso das?, erkundigte sich Tantal und nahm den Multikarabiner wieder auf den Rücken, als klar war, dass der Roboter keine Gefahr für sie darstellte.

Er besitzt neun Extremitäten, unterrichtete der Hyperraumingenieur Heydua seine Begleiter.Ich nehme an, dass drei mal drei für die Oxiner eine gewisse Symmetrie besitzt. Er sah nun auf seinen Hand-Suprasensor. Wir nähern uns der Energiequelle. Es ist nicht mehr weit bis zu der geheimen Anlage, die auf keiner der oxinschen Karten verzeichnet ist.

Wollen wir hoffen, dass es sich auch wirklich um eine geheime Anlage handelt und nicht um eine einfach nur vergessene Einrichtung, äußerte Kryym, als sich die Gruppe wieder in Bewegung setzte. So unwichtig wie den Oxinern ihre eigenen Geschichtsaufzeichnungen sind, könnte es sich auch um eine nicht verzeichnete Kläranlage für Abwasser handeln.

Tantal erwiderte nichts auf Kryyms Bemerkung, war aber amüsiert von der Vorstellung.

Das Ziel der vier war ein Ort, der zwischen den letzten Ausläufern der Stadt und der Meeresküste lag und auffällige Energiewerte aufwies. Die Nogk nahmen an, dass die Stadt ihre Energie vom Meer bekam, auch wenn sie bisher keinerlei Messdaten hatten, die dies stützten. Es erschien Kryym logisch, dass die Oxiner als ehemalige Wasserbewohner die Strömungsenergie für die Stadt nutzten, und Tantal hatte dem nichts entgegenzusetzen. Die Energie musste schließlich irgendwo herkommen, denn in Prooxin wurde zwar Unmengen davon verbraucht, aber nichts erzeugt.

Daraufhin hatten sie gezielt nach einer Quelle gesucht und waren dabei auf diesen Ort zwischen dem Meer und der Stadt gestoßen. Während die anderen Außenposten der Oxiner im öffentlichen Netz der Stadt alle einsehbar waren, existierte dieser Ort auf keiner ihrer Karten.

Den Nogk war außerdem schnell aufgefallen, dass die Oxiner den Zugriff auf Informationen kaum regulierten, weil ein Missbrauch offensichtlich nicht erwartet wurde. Vermutlich war dies auch nur selten vorgekommen, wenn man die Umerziehungslager bedachte, in die man im Falle eines Vergehens geschickt wurde.

Umso ungewöhnlicher war es, dass es einen Ort mit einem derart hohen Energiewert gab, der auf keiner Karte der Oxiner existierte.

Die Nogk erhofften sich nun, dort etwas über Unknown herauszufinden. Womöglich lag dort die Zentrale des unbekannten Beobachters, der die Geschicke der Oxiner beeinflusste und das Abheben der CHARR bisher verhinderte.

Während Kryym glaubte, dass es sich bei Unknown um eine Gruppe von Oxinern handelte, die innerhalb der Gesellschaft von Prooxin über besonders fortschrittliche Technologie verfügten, vertrat Tantal die Ansicht, dass es sich bei dem Unsichtbaren eher um den Vertreter einer anderen Spezies handelte – womöglich um einen Nachfahren der anderen intelligenten Zivilisationen, die es auf diesem Planeten gegeben haben sollte, bevor die Oxiner das Meer verlassen hatten.

Der Tunnel machte vor der vierköpfigen Gruppe eine scharfe Biegung, und dahinter stand bereits knietief das Wasser. Sanft fiel der Boden des Korridors weiter ab. Er war vollkommen überflutet.

Unser Ziel liegt in dieser Richtung, stellte Riruha mit einem Blick auf seinen Hand-Suprasensor fest.

Kryym spürte beinahe körperlich das Unbehagen seiner Begleiter angesichts eines längeren Tauchganges. Sie alle trugen W-Anzüge von Bord der CHARR, die ihnen einen längeren Aufenthalt unter Wasser ermöglichen würden. Da sie nicht wussten, was sie erwartete, hatten sie präventiv diese äußerst widerstandsfähigen Folienanzüge angelegt, statt auf nogksche Raumanzüge zurückzugreifen. Diese fortschrittliche Technologie der Worgun passte sich ihren Körpern hervorragend an und schützte vor den Widrigkeiten des Weltraums ebenso gut wie vor Wassermassen. Selbst das Klima unter ihren Helmen ließ sich an die staubtrockenen Verhältnisse anpassen, die sie zum Überleben brauchten.

Ich gehe voraus, sendete Kryym. Folge mir, Riruha!

Als die beiden ins Wasser schritten, sah Tantal auffordernd zu Heydua. Dieser stand wie erstarrt da. Dir behagt die Vorstellung nicht, in tiefes unbekanntes Wasser zu steigen, stellte er fest, und der Hyperraumingenieur warf ihm einen Blick zu, der als Antwort genügte. Darum fuhr Tantal fort: Ich verstehe, dass du Angst hast. Wasser in diesen Mengen ist gefährlich und die Furcht, die wir davor haben, ist evolutionär aus einem guten Grund tief in uns verankert. Auch ich habe mehr Angst vor einem langen Tauchgang als vor einem Aufenthalt im Vakuum. Erkenne deine Angst an, aber lass dich nicht von ihr beherrschen. Dein Körper warnt dich – und das vollkommen zu Recht. Doch wir sind gut geschützt. Du kannst deswegen diese Warnung bedenkenlos ignorieren.

Mit diesen Worten watete er bis zu seiner Hüfte ins Wasser.

Kryym und Riruha waren schon so weit im Tunnel, dass das Licht ihrer Scheinwerfer nur noch schwach im Wasser zu erkennen war.

Ein Ruck ging durch Heydua. Er folgte seinen Kameraden in das dunkle Wasser.

Tantal ließ ihn ein wenig vorgehen, sodass er selbst das Ende der Gruppe bildete.

Übernimm du die Führung!, sendete er semitelepathische Bildimpulse zu Riruha. Die den Nogk eigene Kommunikation brauchte kein Medium wie Luft, um Informationen zu übertragen. Sie hatten auch den Helmfunk nicht aktiviert. Tantal hoffte darauf, dass seine Begleiter und er deshalb noch immer unentdeckt waren.

Hältst du es für möglich, erkundigte er sich bei Kryym, dass der Roboter von hier gekommen ist? Wäre er in der Lage, unter Wasser zu operieren?

Vermutlich wäre er das, antwortete der Ingenieur. Seine Konstruktion spricht dafür, dass er wasserdicht ist oder es zumindest war. Aber soweit ich die Schaltkreise gesehen habe, wurde er nicht unter Wasser konstruiert. Das Innere war abgedichtet. Wäre Wasser eingedrungen, hätte es Kurzschlüsse gegeben. Er wurde in einer wasserfreien Umgebung gebaut. Glaubst du noch immer, dass es sich bei Unknown um einen Angehörigen einer der anderen intelligenten Spezies des Planeten handelt?

Wieso nicht?, richtete Tantal seine Gedanken an die anderen. Die Aufzeichnungen der Oxiner sind vage, wenn es um diese vergangenen Ereignisse geht. Es ist möglich, dass sie in der Frühgeschichte des Planeten bewusst zwei intelligente Spezies ausgerottet haben. Sollte dies aber misslungen sein, wäre es denkbar, dass eine von ihnen in der Rolle des Unbekannten beziehungsweise des »Freundes« gelernt hat, die Oxiner zu kontrollieren.

Der Tunnel endet hier einfach, sendete da Heydua völlig überrascht. Tatsächlich mündete der Tunnel abrupt in einer Sackgasse. Vor dem kleinen Expeditionstrupp erhob sich eine unregelmäßige Oberfläche. Als die Nogk sich mit ihren Scheinwerfern das Ganze genauer ansahen, erzitterte die vermeintliche Wand.

Da bewegt sich etwas! Riruha hielt inne. Dimmt die Lampen! Es reagiert auf das Licht!

Seine Begleiter folgten seiner Anweisung sofort. Vor ihnen im Halbdunkel des brackigen Wassers bewegte sich etwas, das den ganzen Tunnel auszufüllen schien.

Langsam drehte Tantal die Helligkeit seiner Lampe wieder höher und machte dadurch einen gewaltigen Kopffüßer sichtbar, der den Tunnel ausfüllte. Das Tier besaß mehrere Dutzend Beine, die sich zu schnell bewegten, um sie alle zu zählen. Als das Licht der Lampe über seinen glitschig schimmernden Körper glitt, erzeugte es einen brummenden Ton, der unter Wasser dumpf klang. Systematisch suchten seine Tentakel die Wände ab.

Es wich langsam vor dem Licht zurück, wobei Tantal nicht erkennen konnte, ob es so etwas wie Augen besaß. Dafür öffnete sich plötzlich auf der den Nogk zugewandten Seite des Tieres ein gewaltiges Maul voller langer spitzer Zähne. Diese waren in langen gedrehten Reihen angeordnet und erinnerten mehr an ein Gerät zur Müllvernichtung als an ein Gebiss.

Einer der Tentakel legte langsam etwas hinein, das Tantal für eine Pflanze hielt. Dann schloss sich das Maul. Die ganze Zeit über entfernte sich das Tier langsam weiter von den Raumfahrern, bis es schließlich in eine Abzweigung abbog.

Lassen wir es dort und hoffen wir darauf, dass es nicht seinen Speiseplan erweitern möchte, entschied Kryym und führte seine Begleiter zu einer anderen Abzweigung.

Wir sind da, stellte Riruha fest.

*

Vor den Nogk weitete sich der Tunnel zu einer großen Höhle, deren Wände sich im Dunkel um sie herum verloren. Über ihnen waren im Zwielicht vage Lichtflecken zu erkennen, und in einiger Entfernung ragten feste Objekte vor ihnen auf, die sich bei näherer Betrachtung als Stützpfeiler herausstellten.

Sie bestehen aus einer Stahllegierung und sind gegen Korrosion geschützt, erklärte Riruha die Messergebnisse, die ihm sein Hand-Suprasensor anzeigte. Allerdings sind sie nicht alle gleich alt. Einige Pfeiler sind neu, während andere erhebliche Alterserscheinungen aufweisen. Ich denke, dass die Lichtflecken über uns künstlicher Natur sind. Und unter uns befinden sich beachtliche Mengen an Wasserstoff.

Kryym schabte die Mandibeln gegeneinander. Über Rohre wird dieser heraufgepumpt. Es ist gut möglich, dass an einem anderen Ort Wasserstoff erzeugt und in eine tiefere, abgeschlossene Erdschicht gepumpt wird, um ihn zwischenzuspeichern. Hier wird er dann aus den tiefer liegenden Hohlräumen wieder hochgepumpt. Die Konzentration ist viel zu hoch, um von allein entstanden zu sein. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass es sich um ein natürliches Vorkommen handelt, das lediglich abgebaut wird. Angenommen, es gibt gewaltige Strömungskraftwerke an der Küste, könnte man von dort aus nicht nur Energie in die Stadt bringen, sondern auch in dem Gestein unter uns speichern. Wasserstoff eignet sich hervorragend für so eine Energiespeicherung auf diesem Planeten.

Wir sollten hinaufschwimmen und uns das genauer ansehen, fand Tantal. Vielleicht gelingt es uns, in ihre Computer einzudringen. Womöglich gibt es hier mehr Informationen als in den öffentlichen Netzwerken.

Die vier stießen sich vom Boden ab und schwammen in langen ruhigen Zügen hinauf an die Oberfläche. Die Bewegung im Wasser erschien ihnen unnatürlich, doch half es, dass sie bereits mehr oder weniger Zeit im Weltall verbracht hatten. Für Tantal unerwartet durchstießen sie bereits nach einigen wenigen Schwimmzügen die Wasseroberfläche. Sofort dimmten sie die Beleuchtung ihrer Anzüge, um nicht gesehen zu werden, und sahen sich in dem Halbdunkel um. Auf den Säulen ruhte ein großer Komplex aus Gebäuden, von denen einige alt aussahen.

Das Metall war häufig neu lackiert worden, um der hohen Feuchtigkeit entgegenzuwirken, die in der Höhle herrschte, und manche Abschnitte sahen aus, als hätte man minderwertige Legierungen verwendet, während andere Bereiche neuer und hochwertiger wirkten. Die ganze Anlage maß ungefähr fünfzig mal fünfzig Meter und wirkte, als wäre sie über die Jahre hinweg immer wieder durch neue Anbauten mit Materialien, die gerade verfügbar waren, erweitert worden. Rohre ragten hinab in die Tiefe des Wassers und weiter in den Boden der Höhle. Die Anlage selbst schmiegte sich an eine der Wände der Höhle.

Es handelt sich um einen ehemaligen Lufteinschluss im Vulkangestein, der erweitert wurde, erklärte Kryym mit einem Blick auf seinen Hand-Suprasensor. Es gibt mehrere Zugänge durch andere Höhlengänge. Womöglich existieren noch weitere Zugänge von den Wartungstunneln Prooxins aus.

Wir sollten uns dort einen Zugang in den Gebäudekomplex verschaffen, schlug Heydua vor. Er deutete auf einige Röhren, die aus der Höhlenwand in den Gebäudekomplex führten. Die Daten, die mein Abtastmodul zurückgibt, lassen vermuten, dass es sich dabei um Wartungs- oder Zugangstunnel handelt. Sie sind relativ schmal und führen zu anderen Bereichen. Dort sind sie auf Höhe des Wassers. Mit ein paar gezielten Duststrahlen sollte es uns gelingen dort einzudringen.

Wartet noch!, hielt Tantal die beiden anderen Nogk auf, als diese sich zu der Stelle, an der das gewaltige Rohr nahe der Wasseroberfläche in die Wand führte, in Bewegung setzen wollten. Riruha, siehst du in deinem virtuellen Modell der Umgebung irgendwelche Sicherheitstechnik, Überwachungskameras oder Sensoren anderer Art?

Nichts dergleichen, kam kurz darauf die Antwort. Auch nicht im Inneren der Anlage, soweit ich von hier aus klare Daten bekomme. Das passt zur bisher bekannten Vorgehensweise der Oxiner. Sie scheinen in ihrer konformistischen Gesellschaft wenig Wert auf die Sicherheit zu legen.

Darauf entgegnete Tantal: Allerdings ist dieser Bereich eben genau in diesen ungesicherten Informationen nicht enthalten gewesen. Irgendwer kann bei den Oxinern also sehr wohl ein Geheimnis für sich bewahren. Er blickte sich aufmerksam um, wobei seine Fühler unruhig in der Luft herumtasteten. Also gut, versuchen wir, in die Anlage einzudringen. Seid aber bereit, euch zu verteidigen, sollten wir doch auf Wachmannschaften oder Roboter wie den vorhin stoßen! Wir wollen keine Toten, daher beschränken wir uns auf den Einsatz von Strich-Punkt. Diese Strahlenart sollte auf die Oxiner wirken wie auf die Terraner.

Er schwamm zu dem Rohr, nahm den Multikarabiner und fräste mit Dust eine kleine Öffnung in die Seitenwand, die für seine Begleiter und ihn ausreichen würde, um einzeln einzutreten. Dort, wo der Duststrahl auf das Metall traf, löste es sich in den namensgebenden Staub auf, ohne dass ein Alarm ausgelöst wurde.

Ein Nogk nach dem anderen kletterte in den Korridor. Alles hier machte den Eindruck, als wäre es vor Kurzem erst gewartet worden, wirkte aber dennoch alt. Diese Anlage wurde offenbar gepflegt.

Wie lange mag sie schon existieren?, überlegte Tantal, ohne seine Gedanken in Form von Bildimpulsen an seine Mitstreiter zu senden. Ist es möglich, dass sie nur deswegen im öffentlichen Netz der Oxiner nicht auftaucht, weil sie vergessen worden ist?

Der Korridor war nur schwach durch kleine Lampen beleuchtet, die im Abstand von einigen Metern angebracht waren und ein flackerndes Licht von sich gaben. Das Gasgemisch, das sich in ihnen befand, war schon lange zu alt und verbraucht, um unter Einfluss von Elektrizität noch viel Helligkeit erzeugen zu können.

Der Korridor linker Hand ging innerhalb des Felsens eindeutig weiter und es waren mehrere Abzweigungen erkennbar, deren Enden sich im schummrigen Halbdunkel verloren. Rechter Hand endete der Korridor nach wenigen Schritten an einem massiven Schott. Dahinter musste die seltsam zusammengewürfelte Anlage beginnen.

Ein Geräusch, das Tantal schon im Wasser aufgefallen war, wurde nun deutlicher vernehmbar. Es war mechanisch und beständig. Unwillkürlich erinnerte es ihn an Bauteile einer Maschine, die sich rhythmisch bewegten wie bei einem Motor und dadurch ein tiefes Brummen erzeugten.

Kryym trat an das Schott heran und nach einigen Schaltungen, die er an seinem Hand-Suprasensor tätigte, öffnete es sich von allein. Es glitt in der Mitte auseinander, sodass je ein Drittel links, rechts und eines mittig auf dem Boden wegklappte.

Es war nicht verriegelt. Vielleicht glaubt man, dass dieser Ort ein gut gehütetes Geheimnis ist, spekulierte Kryym und betrat die Räumlichkeiten dahinter. Er hielt kurz inne, als ihm auch ein anderer Gedanke kam: Was, wenn der Raum keiner besonderen Sicherung bedurfte, weil er unwichtig war?

Er verdrängte diese Frage.

Die anderen Nogk folgten ihm in einen kleinen Raum, von dem mehrere weitere Räume abzweigten. Alle waren vollgestellt mit Maschinenblöcken. Rohre verliefen kreuz und quer. Kabelbündel waren teils ordentlich an den Wänden aufgehängt, während andere wie kurzfristig eingefügt einfach auf dem Boden in einen anderen Raum führten.

Teilen wir uns auf, entschied Tantal. Wer als Erster etwas findet, das auch nur entfernt nach einem Zugriff auf die Systeme dieser Anlage aussieht, meldet sich!

Die vier nahmen ihren jeweiligen Multikarabiner von der Schulter, und jeder wählte eine der Abzweigungen.

Tantal fand lediglich einen weiteren Raum vor, in dem Maschinen vor sich hin arbeiteten. Unter grün lackierten Platten eines großen Maschinenblocks verbarg sich den Ergebnissen seines Hand-Suprasensors nach eine der Quellen für das mechanische Geräusch: eine Pumpe.

Ich habe etwas gefunden, rief Kryym seine Begleiter mittels eines Gedankenimpulses zusammen. Sie fanden ihn in einem weiter hinten liegenden Abschnitt des Komplexes vor einer kleinen Bildschirmwand. Drei Bildschirme waren um ein größeres Kontrollpult herum angeordnet. Anhand der klackenden Geräusche, die Kryym beim Betätigen verschiedener Schaltungen des Kontrollpultes auslöste, nahm Tantal an, dass es sich um mechanische Knöpfe handeln musste. Das entsprach nicht der ausgefeilten Hochtechnologie, die er bei den Oxinern bisher gesehen hatte.

Kannst du herausfinden, was dies alles ist?, erkundigte Tantal sich bei Kryym. Ich glaube, ich habe dort hinten eine Pumpanlage gefunden. Unsere Vermutung war womöglich richtig. Unter uns befindet sich ein gewaltiges Wasserstoffreservoir. Soweit ich das hier sehe, wird der Wasserstoff an der Küste gewonnen. Dort wird das Gas in die Erdspeicher gepumpt und dient der Stadt als Notversorgung. Das hier allerdings ist ein Zugriff, der geheim zu sein scheint. Die hiesige Anlage dient lediglich dazu, an dieser geologisch günstigen Stelle Wasserstoff abzupumpen und weiterzuleiten. Der wird hier jedoch definitiv nicht verbraucht. Es sind beachtliche Mengen, die hier weitergepumpt werden. Damit ließe sich eine Kleinstadt versorgen – je nachdem, welche Industrie dort Energiebedarf anfordert.

Tantal sah Kryym an. Doch wohin geht dieser ganze Wasserstoff? Wenn er hier hochgepumpt wird, wohin schickt man ihn?, wollte er wissen.

Das steht hier nicht, erwiderte der Ingenieur. Es ist zwar nicht verschlüsselt, aber laut den Plänen reichen die Leitungen für den Wasserstoff angeblich hier nur ein Stück weiter zur Küste und enden dann, als würde das Gas hier hochgepumpt und dann vor der Küste ins Meer entlassen. Das wäre jedoch eine große Verschwendung von Ressourcen. Er holte seinen Hand-Suprasensor hervor und versuchte, seine aktuelle Position auf der Oberfläche zu finden. Es war nicht leicht, weil die Erze im Vulkangestein um ihn herum die meisten Signale störten, doch es gelang ihm, auf Grundlage des eingeschlagenen Weges eine ungefähre Position zu bestimmen.

Das kann nicht sein!, sendete Riruha. Wenn diese Leitungen weitergehen, enden sie einfach ein Stück vor der Küste. Es wäre Irrsinn, den Wasserstoff dort ins Meer zu pumpen.

Also befindet sich dort ebenfalls etwas, das nicht verzeichnet ist, hielt Tantal fest.Mir scheint, dass dies die Art der Oxiner ist, mit Geheimnissen umzugehen. Man versteckt sie nicht, man lässt einfach Leerstellen. Dann lasst uns eben nachsehen, was sich dort befindet!

Die Nogk waren bereits zu weit gekommen, um nun einfach umzukehren. Die Menge an Wasserstoff, die hier hochgepumpt und weitergeleitet wurde, ließ Tantal hoffen, den Ort zu finden, von dem aus die CHARR am Starten gehindert wurde. Wenn seine Gefährten und er schon nicht mehr über den Unbekannten herausfinden würden, dann könnten sie vielleicht doch zumindest mittels weiterer Erkenntnisse von diesem Planeten entkommen.

Kryym betrachtete die verfügbaren Übersichtskarten der Anlage und fand sogar ein Verzeichnis von Wartungsrobotern. Es gab einige Dutzend, doch viele von ihnen wurden vom System als vermisst verzeichnet. Die ganze Anlage pflegte sich weitgehend selbst und würde das sicherlich noch viele Jahre tun können.

Wir müssen wieder hinaus ins Wasser, informierte Kryym seine Begleiter. Die Hauptleitung für den abgepumpten Wasserstoff nutzt einen Tunnel, der von dieser Höhle abgeht und direkt ins Meer zu führen scheint. Unser Ziel liegt vor der Küste.

Tantal sah in den Gesichtern der anderen Nogk, dass ihnen die Aussicht darauf, zurück ins Wasser gehen zu müssen, genauso wenig behagte wie ihm selbst.

Gut, sendete er an Kryym gewandt. Ist es dir möglich, bevor wir losgehen, eine Meldung an Zitrinja über die Kommunikationssysteme der Oxiner zu senden? Unsere Funksignale mögen zwar nicht durch das Gestein dringen, aber womöglich gibt es eine Kabelverbindung nach Prooxin, die wir dafür nutzen könnten?

Der Angesprochene arbeitete eine Weile schweigend vor sich hin, musste dann aber verneinen. Wir sollten weitergehen. Womöglich haben wir vor der Küste einen besseren Empfang.

Die Nogk eilten zurück in die Höhle, und unter der Führung von Kryym ging es zurück ins Wasser.

Während sie von der Haupthöhle in einen Gang einbogen, der größtenteils von einem etwas mehr als zwei Meter durchmessenden Rohr eingenommen wurde, fühlte Tantal immer wieder das Bedürfnis, tief Luft zu holen. Obwohl er wusste, dass der W-Anzug gut arbeitete und ihn mit ausreichend Sauerstoff versorgte, empfand er ein vages Gefühl von Luftnot.

Er versuchte seinen eigenen Ratschlag zu beherzigen und atmete tief ein und aus, wenn ihn dieses Gefühl überkam. Ein Teil seines Verstandes kam nicht mit den widersprechenden Informationen zurecht: Er sah sich selbst tief unter Wasser und doch konnte er problemlos atmen. Er nahm an, dass er einfach mehr Zeit zur Eingewöhnung brauchte, und fragte sich, ob die Menschen unter Wasser ähnliche Probleme hatten.

Schweigend folgte er den anderen Nogk durch den Tunnel, der sich immer wieder weitete und verengte. Einige Stellen waren so eng, dass sie Mühe hatten, sich zwischen der Tunnelwand und dem Rohr hindurchzuzwängen.

Der Salzgehalt im Wasser nimmt zu, stellte Kryym mit einem Blick auf seinen Hand-Suprasensor fest. Wir nähern uns also vermutlich dem offenen Meer.

Wieso das?, erkundigte sich Tantal neugierig.

Grundwasser, das ins Meer fließt, schwemmt im Allgemeinen Salz aus dem Kontinent mit in die großen Meeresflächen eines Planeten. Wenn dort durch Verdunstung Wasser in einem Kreislauf wieder zurück auf die Landmassen gelangt, bleibt das Salz vor der Küste zurück. Durch Jahrtausende der Verdunstung und Wiederholung des Zyklus steigt der Salzgehalt in den großen Wasserflächen vieler Planeten, erklärte Kryym. Er spürte offensichtlich den fragenden Blick auf sich ruhen, den der Kobaltblaue ihm zuwarf, denn er fügte erklärend hinzu: Mir behagen derartige Wassermassen genauso wenig wie euch. Ich habe deswegen, nachdem ich auf einer anderen Welt das erste Mal ein Meer gesehen habe, angefangen, mich in die entsprechende Literatur der Terraner und anderer Sternenvölker einzuarbeiten. Wir fürchten oft nur das, was wir nicht verstehen, also erschien mir eine Vertiefung meines Wissens als probates Mittel zur Verringerung meines Unwohlseins derartigen Wassermassen gegenüber.

Vor ihnen endete der Höhlengang. Das Rohr verlief weiter, doch über ihnen war schwach ein leichter Schimmer zu erkennen.

Wir befinden uns nun unter dem offenen Meer, verkündete Heydua. Die Küste fällt hier recht steil ab, die Wasseroberfläche ist ungefähr vierzig Meter über uns. Ich sende ein kurzes Funksignal an Zitrinja, indem ich ihm verschlüsselt mitteile, dass es uns gut geht. Vielleicht erreicht es ihn ja.

Mach das, stimmte Tantal zu.

*

Die Gruppe wanderte weiter an dem Rohr entlang. Der Boden fiel sanft ab und war an einigen Stellen zerklüftet, sodass die Nogk sich entschieden, auf das Rohr zu klettern und dort weiter zu wandern. Vor ihnen schälte sich eine Felsformation aus dem schummrigen Licht heraus. Das Rohr führte genau dort hinein. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde für Tantal, dass es sich um ein Gebäude handeln musste. Die Felsformation erinnerte an einen lang gezogenen, liegenden, massiven Stab, der deutliche Aufbauten am vorderen und hinteren Ende aufwies. Die Gesamtform des Komplexes war nicht genau einzuschätzen, weil ein Großteil dessen von Sedimentablagerungen bedeckt wurde. Nur die von den Nogk aus gesehen rechts liegende Hälfte war aus einer metallischen Legierung und dadurch eindeutig als nicht natürlichen Ursprungs zu erkennen. Meerespflanzen hatten sich hier und dort auf der Hülle angesiedelt. Als die Nogk nur noch wenige Meter entfernt waren, entdeckte Tantal im Scheinwerferlicht kleine Schalentiere auf der Oberfläche, die sich zusammenzogen, sobald sie angeleuchtet wurden, sodass sie aussahen wie steinerne Auswüchse der metallenen Hülle.

Hast du eine Idee, welchem Zweck diese Anlage dient?, erkundigte sich Tantal bei Kryym und hielt inne, während er versuchte, die Größe des Gebäudes abzuschätzen. Wenn er davon ausging, dass die Anlage in der Felsformation linker Hand noch weiterging, wäre sie in den Ausmaßen mindestens mit der fünfhundert Meter langen CHARR vergleichbar.

Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das ein Gebäude ist, äußerte sich Kryym. Die Legierung ist hochwertig und sehr strahlungsresistent. Wir haben hier eine Strahlungsabsorption, die man normalerweise für eine Raumstation verwenden würde und nicht für ein Gebäude. Möglicherweise ist es ein Raumschiff. Die technische Ausführung der Legierung vor uns ist völlig anders als alles, was ich bisher bei den Oxinern sehen durfte.

Es sei denn, die Strahlungsresistenz soll verhindern, dass Strahlung aus dem Inneren entweicht, hielt Riruha dem entgegen. Dann wäre es durchaus sinnvoll, so etwas Gewaltiges zu konstruieren. Es könnte eine Art Schutzkuppel sein, die den Rest des Planeten und vor allem das Meer vor Kontamination schützt.

Die Panzerung vor uns ist jedenfalls deutlich zu stark, um mit unseren Geräten ausreichend Daten aus dem Inneren zu erhalten, erklärte Kryym und deutete auf seinen Hand-Suprasensor. Wir müssten hinein, um mehr zu erfahren.

Ich habe übrigens eine Antwort von Zitrinja erhalten, meldete Heydua. Er lässt uns wissen, dass der Kapitän mit einem Team aufgebrochen ist, um sich auf die Suche nach einer Energiequelle der Oxiner zu begeben. Huxley hofft, dort eine Möglichkeit zu finden, das mutmaßliche Energiefeld abzuschalten, das die CHARR am Boden hält. Soll ich Zitrinja eine Antwort schicken?

Nein, damit warten wir besser noch, entschied Tantal. Wir wissen nicht, was das hier ist, und ich will nicht, dass irgendjemand auf uns aufmerksam wird. Es reicht, dass er weiß, dass wir am Leben sind. Wir sollten uns beeilen. Wir wissen nicht, wie gut Huxleys Plan funktionieren wird.

Du hast recht, pflichtete Kryym ihm bei, doch wie gelangen wir ins Innere der Anlage? Es ist kein offensichtlicher Eingang zu erkennen. Kannst du etwas sehen?

Er begab sich schwimmend ein Stück von ihnen entfernt auf einen Felshügel. Riruha schwamm in die entgegengesetzte Richtung, damit sie eine bessere Übersicht über die Umgebung erhalten konnten. Währenddessen sondierte Heydua mit seinem Biospürer die Umgebung, konnte aber nirgendwo im Nahbereich oxinsches Leben nachweisen. Auch durch die Außenwand des Gebäudekomplexes drang kein Signal nach draußen.

Als Kryym zu Tantal zurückkehrte, sendete er: Soweit ich das sehe, gibt es keinen offensichtlichen Eingang. Möglicherweise gibt es verborgene Schleusen, doch die Zeit, danach zu suchen, haben wir nicht. Wir sollten uns mit einem Duststrahl hineinschneiden. Ich sehe zwar eine geringe Gefahr, dass sich im Inneren etwas befindet, das abgeschirmt werden soll, doch das dürften unsere Messinstrumente bei einem eventuellen Strahlungsanstieg sofort anzeigen. Es besteht zudem die Gefahr, dass Wasser in die Anlage eindringt, aber ein Unterwasserbau wie dieser sollte dagegen Schutzsysteme besitzen. Das Risiko ist also überschaubar.

*

Die Nogk standen nun direkt vor der Außenwand des Komplexes.

Tantal machte seinen Multikarabiner bereit. Wo kann ich hineinschneiden, ohne direkt die Wasserstoffleitung zu treffen?, fragte er Kryym.

Dieser wies zu einer Stelle ein Stück rechts von ihnen, kurz über dem Meeresboden. Lass es uns dort versuchen. Wir sind dann weit genug weg von der Zuleitung, um nicht gleich den Wasserstoff freizusetzen oder eine Katastrophe auszulösen.

Die vier glitten von der Röhre herunter und sanken langsam in die Tiefe auf den Meeresboden. Dann feuerte Tantal einen Duststrahl auf die Außenwand des Komplexes. Er spürte eine leichten Sog, als er eine Schicht öffnete. Entgegen seiner Befürchtung kam ihm keine explosionsartige Gaswolke entgegen, sondern Wasser wurde in die Öffnung gesaugt.

Es herrscht ein Unterdruck im Inneren, bestätigte Riruha die Gedanken des Kobaltblauen.

Hinter der vom Duststrahl entfernten Schicht war weiteres Metall zu erkennen, sodass Tantal erneut feuerte.

Vermutlich liegt zwischen den metallenen Schichten ein Vakuum?, spekulierte Heydua. Es könnte für Isolationszwecke gedacht sein.

Es gefiel Tantal nicht, so rabiat vorzugehen, doch die Zeit drängte. Dann endlich gelang es ihm, ein Loch in die Außenwand zu schneiden, das groß genug war, um ihm und seinen Begleitern den Zugang in die Anlage zu ermöglichen.

2.

»Fahrt die Systeme manuell wieder hoch! Nimm jeden einzelnen der Sternenfremden fest, Freiheitshüter Urtin-o-tuul!«, bellte die Stimme des oxinschen Ratsmitglieds Zaran-o-taal über die Lautsprecher durch den Kontrollraum. Er war noch immer über die Standverbindung in die Stadt Prooxin zugeschaltet, und sein Porträt war auf einem der Bildschirme zu sehen.

Ein Alarmton jaulte über seine Stimme hinweg. Die Alarmsirene hatte eingesetzt, als Generaloberst Huxleys Einsatztrupp begonnen hatte, die Stadt von der Stromversorgung abzuschneiden. Sofort brach ein Handgemenge los, als der Freiheitshüter versuchte, Mike Brown den Multikarabiner zu entreißen. Lorio Salsman konnte seinem Kameraden nicht zu Hilfe eilen, weil er die vorrückenden Freiheitshüter im Korridor vor dem Kontrollraum mit Strich-Punkt-Strahlen eindeckte, um sie zum Rückzug zu zwingen. Die letzte verbleibende Geisel der Raumfahrer, der Techniker Guran-o-muur, sprang auf den Befehl des oxinschen Ratsmitgliedes Salsman in den Rücken und versuchte durch das Loch im Schott des Kontrollraums zu klettern. Der Flughund Rorr mischte sich ein, hielt den Oxiner zurück und schuf so für Salsman die Möglichkeit, weiter auf die Freiheitshüter zu feuern.

Frederic Huxley half derweil Mike Brown. Er wollte nicht mit Strich-Punkt feuern, um nicht versehentlich eines seiner Mannschaftsmitglieder zu betäuben, deshalb packte er Urtin-o-tuul bei den Schultern, um diesen herunterzuziehen. Der Freiheitshüter stützte sich mit zwei Beinen auf dem Boden ab, während sein drittes Bein den Generaloberst in die Magengrube traf und ihn zurücktaumeln ließ. Gleichzeitig hielt Urtin-o-tuul mit zwei Händen Mike Browns Multikarabiner fest und versuchte mit der dritten Hand nach Huxley zu schlagen.

Dieser duckte sich unter dem Schlag weg und hieb den Kolben seines Multikarabiners in den Rücken des Oxiners. Huxley musste eine empfindliche Stelle erwischt haben, denn für einen kurzen Augenblick lockerte Urtin-o-tuul seinen Griff um Browns Multikarabiner, sodass der Oberstabsgefreite diesem die Waffe entwinden und zurückspringen konnte. Sofort betäubte er den Oxiner mit einem kurzen Strich-Punkt-Impuls und eilte anschließend Rorr zu Hilfe, der noch immer mit dem Techniker rang.

Nach wenigen Herzschlägen war alles vorbei, und die beiden bewusstlosen Gefangenen wurden in eine Ecke des Kontrollraumes gelegt. Auf dem Korridor lagen mehrere weitere betäubte Freiheitshüter. Sie hatten zwar inzwischen Verstärkung erhalten, doch deren Vorstoß war ebenfalls gescheitert.

»Die armen Oxiner!«, jammerte Unknown derweil über den noch immer geöffneten Kommunikationskanal. Im Gegensatz zum Ratsmiglied Zaran-o-taal sendete er nur Ton, jedoch nach wie vor kein Bild. »Ihr habt ihnen nicht nur die direkte Stromleitung zur Stadt gekappt, ihr schneidet sie auch vom Wasserstoffreservoir ab, das extra für den Notfall angelegt ist, um Engpässe zu überbrücken.«

Ob Unknown die Raumfahrer sehen konnte, die sich im Kontrollraum des Strömungskraftwerks aufhielten, wusste Huxley nicht, doch er hatte das Gefühl, dass der Unsichtbare nicht wirklich zuhörte, sondern sich vornehmlich mit sich selbst beschäftigte.

Unknown sprach einfach vor sich hin und erging sich in Selbstmitleid. »Es ist furchtbar! Ich wollte euch doch nur eine wunderbare Unterkunft bieten, die euch vor diesem grausamen und ungerechten Universum schützt! Vielleicht habe ich mich getäuscht, Huxley. Du und die anderen Sternenfremden, ihr seid vielleicht mitleidlos genug, um im Weltall zu überleben. Tut nur bitte den Oxinern nichts! Ich wollte euch glücklich machen, so wie ich es bei ihnen geschafft habe«, jammerte er. Als niemand ihm antwortete, fragte er besorgt: »Seid ihr noch da?«

Huxley wusste nicht, in welcher emotionalen Verfassung sein Gegenüber nun war, doch er wusste, dass seine eigene Ruhe durchaus Einfluss darauf hatte, dass sein Gegenüber ebenfalls ruhig blieb. Er atmete mehrmals tief durch, um die Wut und Frustration abzuschütteln, die er spürte und von denen er wusste, dass sie ihm nicht hilfreich sein würden.

»Bist du nun also bereit, uns gehen zu lassen – uns und die Nogk?«, fragte der Kommandant ruhig. »Jeden Einzelnen, der mit mir auf dieser Welt gestrandet ist? Wir werden dich und die Oxiner auch in Ruhe lassen, so wie ihr es wünscht.«

»Ich werde euch ziehen lassen«, stimmte Unknown endlich zu. »Ihr könnt die Nogk mitnehmen. Sie sind noch nicht bei mir, und ich habe keine Möglichkeit, sie zu kontaktieren, aber es steht ihnen frei zu gehen. Es tut mir ehrlich leid. Ich habe vielleicht meine eigene Sehnsucht nach einem friedlichen Leben auf euch projiziert. Was dort im All alles geschieht, ist ungerecht und grausam. Diese Welt sollte das Gegenteil sein.

Aber ihr seid nicht wie ich. Deine Leute und du, Huxley … Ihr habt nicht meine Angst. Ich begreife nun meinen Fehler. Ich habe mich in euch wiedererkannt: gestrandet und allein in einem unnachgiebig zuschlagenden Universum. Darum wollte ich euch hier Ruhe und Frieden bieten. In meinen letzten Stunden aber sehe ich nun, dass das eine Fehleinschätzung war. Ihr seid nicht wie ich, das habe ich übersehen in meiner Begeisterung, neues Leben kennenzulernen. Bevor ihr uns verlasst, bitte ich euch jedoch inständig, die Energieversorgung wiederherzustellen. Ich habe durch meine Aktionen Unfrieden auf dieser Welt gesät, die ich so lange gehegt und gepflegt habe. Ich möchte nicht, dass mein Erbe durch einen einzigen Fehler überschattet wird.«

Der sich noch immer in der Konferenzschaltung befindliche Zaran-o-taal erkundigte sich besorgt: »Mein Freund, was meinst du damit? Du sprichst von deinem Erbe und deinen letzten Stunden. Du bist doch schon immer da gewesen, und jetzt klingt es plötzlich so, als würdest du uns bald verlassen. Was ist geschehen? Bist du in Gefahr? Bedrohen dich die Nogk? Können wir dir helfen?« Seine Stimme überschlug sich dabei fast. Die Vorstellung, der »Freund« der Oxiner könnte einmal nicht mehr da sein, schien ihn in seinen Grundfesten zu erschüttern.

Unknown seufzte. »Möglicherweise haben die Nogk mein Ende besiegelt. Doch ich mache ihnen keinen Vorwurf. Ich will auch nicht, dass ihr ihnen welche macht. Ich selbst bin immer Herr meines Schicksals gewesen, und ich habe wohl alles verdient, was mir jetzt geschieht. Ich habe nur noch wenige Wasserstoffreserven hier, und es wird bald zu Ende gehen …«

»Können Sie das irgendwie bestätigen?«, erkundigte sich Huxley bei Stig Malmgren, der an der Hauptkonsole des Kontrollraums saß.

»Negativ, Sir«, antwortete dieser. »Ich kann Ihnen lediglich bestätigen, dass ein Großteil des hiesigen Strömungskraftwerks keinen Strom mehr erzeugt und dass wir die Stadt sowohl vom frisch erzeugten Strom als auch von den unter uns befindlichen Wasserstoffreservoirs abgeschnitten haben. Soweit ich Unknown verstehe, besitzt er Zugriff auf die Wasserstoffmengen, die in den an die Strömungskraftwerke angrenzenden Anlagen produziert werden.«

»Das ist richtig«, erklärte Unknown. »Allerdings gibt es auf meiner Seite ein technisches Problem. Selbst wenn ihr die Anlage wieder hochfahrt, wird mir das nicht mehr helfen.« Die Stimme des Unsichtbaren bekam nun etwas Flehendes. »Ich bitte euch also um des Wohls der Oxiner willen! Sie sind ein friedliebendes Volk, das gar nicht weiß, wie es in dieser Krisensituation vorgehen sollte! Nicht meinetwegen fahrt die Stromverbindung wieder hoch, sondern ihretwegen! Meine Situation könntet ihr von euch aus sowieso nicht überblicken. Ich bin an einem Ort, der in keinem System der Oxiner verzeichnet ist. Ich habe jedwede Einschränkung der CHARR aufgehoben und werde es auch dabei belassen. Ich bitte euch …«

Huxley überlegte einen Augenblick. Er wollte den Oxinern keineswegs schaden. Da die Funkverbindung durch die Erze im umliegenden Gestein gestört war, konnte er die CHARR allerdings nicht direkt erreichen, um einen Teststart anzuordnen. Er hatte seinen Standpunkt allerdings deutlich gemacht und würde Unknown jetzt vielleicht etwas Vertrauen entgegenbringen müssen. Immerhin hatte dieser weder ihm noch seinen Leuten je aktiv zu schaden versucht.

»Bedenkt zudem, dass diese Systeme nie dafür gedacht waren, für einen längeren Zeitraum stillzustehen«, fügte Unknown hinzu. »Ich mache mir große Sorgen um mögliche Schäden. Wir reden hier von Anlagen, die seit Jahrhunderten den Betrieb nie eingestellt haben.«

Der Kommandant der CHARR nickte Stig Malmgren zu. »Tun Sie es! Fahren Sie die Anlage wieder hoch und stellen Sie die Stromversorgung sowie den Zugriff der Stadt auf die Wasserstoffreserven wieder her!«

»Sofort, Kapitän!«, bestätigte der Techniker den Befehl.

»Solltest du uns betrügen«, richtete sich Huxley an Unknown, »werde ich nächstes Mal nicht nachgeben.«

»Du hast mein Wort, dass alles in guter Absicht geschah«, gab dieser zurück. Er klang traurig.

»Wenn du uns deine Position nennst, werden wir dir Hilfe schicken. Wir haben hervorragende Techniker und Ingenieure an Bord der CHARR. Was auch immer dein Leben bedroht – wir können dir womöglich helfen. Du hast uns schließlich auch in der Not geholfen. Sollten die Nogk dich bedrohen, gib mir eine Möglichkeit, mit ihnen zu reden! Ich werde ihnen befehlen, dich in Ruhe zu lassen!«

»Wäre es doch nur so leicht …«, jammerte Unknown lediglich.

3.